Dossier

Klimakrise

Letzte Aktualisierung: 18.01.2020

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Die Klima­wandel ist eine Realität – und dass er zu einem grossen Teil menschen­gemacht ist, ist unbestritten. Der Welt­klimarat IPCC stellt in einem Bericht fest: «Der Einfluss des Menschen auf das Klima­system ist klar und die jüngsten anthropogenen Emissionen von Treibhaus­gasen sind die höchsten in der Geschichte. Die jüngsten Klima­änderungen hatten weitverbreitete Folgen für natürliche Systeme und solche des Menschen.»

CO₂-Ausstoss pro Kopf
4.8 t
CO₂-Konzentration
412 ppm
Millionstel CO₂-Moleküle in der Atmosphäre
Temperaturanstieg
+1,05°
Abweichung vom langjährigen Durchschnitt 1850–1900
Meeresspiegel
+95,7 mm
Veränderung seit 1993

Das Weltklima ist einem dauernden, natürlichen Wandel unterworfen. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Treibhaus­effekt: Die von der Erdoberfläche reflektierte Wärme­strahlung der Sonne wird in der Atmosphäre durch Treibhaus­gase aufgenommen, statt dass sie ins Weltall entweicht. Dies führt zu einer Erwärmung des Planeten. Der Mensch verstärkt den natürlichen Treibhaus­effekt, indem er zum Beispiel durch das Verbrennen fossiler Energie­träger zusätzlich Treibhaus­gase in die Atmosphäre entlässt.

China holt auf

Jährlicher CO2-Ausstoss in Gigatonnen

China
USA
EU28
Andere
196019701980199020002010201702040 Gigatonnen CO₂

Quelle: Global Carbon Project.

Als Hauptverursacher der globalen Klima­veränderung gilt Kohlen­dioxid. Die jährlichen weltweiten CO2-Emissionen haben sich von 1960 bis 2017 auf rund 36,6 Gigatonnen vervierfacht. Laut Internationaler Energieagentur gingen davon 2016 rund 42 Prozent auf das Konto der Strom- und der Wärmeproduktion.

Kumuliert entfallen auf die EU und die USA rund 40 Prozent aller seit 1960 entstandenen Emissionen – obwohl ihr Anteil an der Welt­bevölkerung in diesem Zeitraum nur zwischen 10 und 20 Prozent ausmachte. Von den total seit der industriellen Revolution angefallenen 1,58 Billionen Tonnen CO2 sind die USA für ein Viertel und China für ein Achtel verantwortlich.

Markanter Anstieg seit der Industrialisierung

CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit dem Pleistozän

Achse gekürzt-500k-250k2019412150200250300350400 Teile pro Million

Quelle: co2levels.org.

Das legendäre Hockeyschläger-Diagramm zeigt, wie die CO2-Konzentration in den letzten 500’000 Jahren schwankte und seit der Industrialisierung stark zugenommen hat. Ein Vergleich mit der globalen Durchschnitts­temperatur seit 1900 belegt einen direkten Zusammenhang mit der globalen Erwärmung und weist die Richtung, welche die Temperatur­kurve in Zukunft nehmen wird: nach oben.

Deutliche Erwärmung seit der vorindustriellen Zeit

Abweichung der globalen Durchschnittstemperatur vom Mittel 1850–1900

19001950200020191,1−0,50,01,5 Grad Celsius

Quelle: Met Office.

Schweiz

Auf den ersten Blick gehört die Schweiz zum internationalen Durchschnitt: mit Treibhausgas­emissionen im Inland von 5,6 Tonnen pro Kopf (davon 4,5 Tonnen CO2). Laut dem Treibhausgasinventar des Bundesamts für Umwelt sind die Emissionen seit 1990 um 12 Prozent gesunken. Werden allerdings die durch Importe verursachten «grauen Emissionen» hinzugerechnet, liegt die Schweiz mit ihrem «Treibhausgas­fussabdruck» von 14 Tonnen pro Kopf im Jahr 2015 deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 6 Tonnen.

CO₂-Ausstoss pro Kopf
4.5 t
Emissionen im Inland
Treibhausgas­fussabdruck
14 t
Emissionen aller Treibhausgase in CO₂-Äquivalenten pro Kopf im Inland aufgrund des in- und ausländischen Konsums
Temperaturanstieg
+2 °
Veränderung der Jahresmitteltemperatur seit 1864
Gletscherschwund
–25 %
Veränderung des Eisvolumens der Schweizer Gletscher seit 2000

Die Schweiz ist vom Klima­wandel überdurchschnittlich stark betroffen. Die Durchschnitts­temperatur hat hierzulande seit 1864 mit 2 Grad Celsius doppelt so stark zugenommen wie im globalen Durchschnitt.

«Graue Emissionen» überwiegen

Treibhausgas­emissionen durch Schweizer Konsumenten

Emissionen im Inland
Emissionen im Ausland
19962015075150 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente

Quelle: Bafu

Im Jahr 2018 veröffentlichte Meteo Schweiz zusammen mit der ETH Zürich die Ergebnisse der Studie «CH2018 – Klimaszenarien für die Schweiz», in der aus den globalen Klima­modellen mithilfe statistischer Methoden konkrete mögliche Folgen für die Schweiz bis ins Jahr 2085 abgeleitet wurden. Findet kein wirksamer Klimaschutz statt, drohen Folgen: trockenere Sommer, schneearme Winter, mehr Hitzetage und heftige Niederschläge.

Ein weiter Weg, selbst zu den Zwischenzielen

Klimaziele des Bundes und Treibhausgas­emissionen nach Sektoren

Gebäude
Industrie
Verkehr
Übrige
19902000201020202030205003060 Millionen Tonnen CO₂-ÄquivalenteZiel42,4Ziel35,2Ziel0,0

Die Land­wirtschaft macht rund zwei Drittel der Emissionen im Bereich Übrige aus. Quellen: Bafu, Entwurf zum revidierten CO₂-Gesetz

Den grössten Beitrag zu den CO2-Emissionen in der Schweiz hat mit rund 32 Prozent der Verkehr (ohne Flugverkehr). Die Sektoren Gebäude und Industrie verursachen je rund ein Viertel. Während sich beim Verkehr erst seit kurzem eine sinkende Tendenz abzeichnet, konnten die Emissionen in den Sektoren Gebäude und Industrie um 26 Prozent beziehungs­weise 18 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Beim Verkehr sind die Personen­wagen mit 75 Prozent der CO2-Emissionen Spitzenreiter.

Extrem ist das neue Normal

Temperatur­abweichungen in der Schweiz gegenüber der Norm­periode; Zeitraum: 1864 bis 2018

Normperiode ist 1961 bis 1990; die Farb­codierung entspricht +/– 2,5 Grad. Quelle: Meteo Schweiz

Zum Dossier Klimakrise

Das Dossier bündelt die wichtigsten Fakten zum Klima­wandel und zu seinen Auswirkungen – weltweit und in der Schweiz. Der Schwer­punkt liegt auf der Präsentation von Daten aus Primär­quellen und in der Zusammen­stellung von ausgewählten Beiträgen der Republik. Alle Quellen und Original­daten sowie die Methoden ihrer Aufbereitung sind hier dokumentiert.


Ausgewählte Beiträge der Republik:

«Wir fokussieren beim Klimaschutz oft zu sehr auf Details»

Muss man unbedingt Veganer werden, um das Klima zu retten? Und wie schlimm ist eigentlich Netflix? Antworten auf die Fragen, die nach dem Klimagame der Republik aufgekommen sind.

Von Simon Schmid, 14.01.2020

Zehn Erkenntnisse zum CO₂-Fussabdruck

Was für den Klimaschutz wirklich nützt.

Von Andreas Moor und Simon Schmid, 09.01.2019

Herr Knutti, sind wir noch zu retten?

Bevor in Madrid der Weltklima­gipfel beginnt, im Parlament das CO₂-Gesetz verhandelt wird und das Klima kollabiert: ein Treffen mit ETH-Klima­forscher Reto Knutti, um ein paar grundsätzliche Fragen zu klären.

Von Daniel Ryser (Text) und Yves Bachmann (Bilder), 23.11.2019

Der Republik-Klimareport

Der Ständerat hat das CO₂-Gesetz verabschiedet. Wie klima­freundlich steht die Schweiz jetzt da? Alle Fakten auf einen Blick.

Von Elia Blülle und Simon Schmid, 24.09.2019, Update 25.09.2019

Auf lange Sicht

Das kleine Einmaleins der Klimapolitik

Wie schnell muss die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen reduzieren? Zwei Grafiken geben darauf eine intuitive Antwort.

Von Simon Schmid, 26.11.2018

Wie die Politik beim Klima­wandel versagt

Die Erderwärmung trifft die Schweiz härter als angenommen. Umso energischer müsste die Politik durchgreifen. Tut sie es? Eine Auslege­ordnung in sechs Punkten.

Von Elia Blülle und Simon Schmid, 16.11.2018

Auf lange Sicht

Wie die Ozeane unsere Erde kühlen

Diese Woche erscheint der Spezial­bericht des Klimarats über die Weltmeere. Wir erklären, warum die Ozeane für das globale Klima eine entscheidende Rolle spielen.

Von Arian Bastani, 23.09.2019

Auf lange Sicht

Höchste Temperatur seit 120 000 Jahren gemessen!

Nein, diese Schlagzeile ist kein Witz: Wir analysieren Temperatur­daten aus den vergangenen Jahrtausenden – und zeigen, wie der Mensch gerade die nächste Eiszeit verhindert.

Von Arian Bastani, 03.06.2019

Auf lange Sicht

Wie El Niño und Vulkane das Klima beeinflussen

Warum die Erdtemperatur nicht nur steigt, sondern auch schwankt: zwei Betrachtungen über 150 und 1500 Jahre.

Von Arian Bastani, 06.05.2019

Die grosse Überforderung

Keine kommende Katastrophe wurde je so gründlich untersucht wie die Klimaerwärmung. Und keine wurde so gründlich ignoriert. Was war los? Und was muss passieren?

Ein Essay von Urs Bruderer, 24.08.2019

Bern ist im Sommer bald so heiss wie Mailand

Wie verändert sich das Klima von Städten über die nächsten Jahrzehnte? Forscher der ETH Zürich haben uns die Zahlen gegeben – wir haben sie visualisiert: als klimatische Städtetrips.

Von Simon Schmid (Text) und Andreas Moor (Visualisierung), 11.07.2019

Keine Bühne mehr für Klimaleugner

Liebe Medien, die Debatte ist beendet: Warum es Zeit ist, wissenschaftsfreien Unsinn konsequent zu verbannen.

Von Elia Blülle, 25.04.2019