Wahlen 2019
Letzte Aktualisierung: 13.12.2019
Nationalrat
Im Nationalrat verzeichneten die Parteien mit ökologischem Schwerpunkt massive Sitzgewinne: Die Grüne Partei erzielte mit einem Plus von 6,1 Prozentpunkten ihr bislang bestes Ergebnis. Sie gewann 17 Sitze dazu. Mit 28 Sitzen wurde sie so zur viertstärksten Kraft im Nationalrat. Die Grünliberalen gewannen 9 Sitze hinzu und entsenden neu 16 Vertreter in die grosse Kammer. Beide Parteien schnitten weit besser ab als in der letzten Umfrage vor der Wahl.
Auf der Verliererseite stand in erster Linie die SVP: Sie büsste 12 Sitze ein und erreichte neu nur noch 53 Nationalräte. Die Partei fuhr mit einem Wähleranteil von 25,6 Prozent ihr schlechtestes Resultat seit 2003 ein und beendete eine langjährige Erfolgssträhne, in der sie ihren Wähleranteil 2015 auf 29,4 Prozent steigern konnte – und dies, obwohl sich 2008 die BDP von ihr abgespaltet hatte. Letztere verlor bei den Wahlen 4 Sitze und erreichte mit den verbleibenden 3 Nationalräten nicht mehr Fraktionsstärke.
Die SP sank in der Wählergunst unerwartet stark auf 16,8 Prozent (–2) und erreicht mit 39 Sitzen (–4) ihr schlechtestes Resultat seit der Einführung der Proporzwahl im Jahr 1919, als sie mit 41 Sitzen in den Nationalrat einzog.
Auch die FDP musste starke Verluste hinnehmen: Sie verlor 1,3 Prozentpunkte und liegt nur noch rund 2 Prozentpunkte vor den Grünen. Damit setzt der Freisinn seinen Niedergang fort, der ihn von 60 Sitzen im Jahr 1919 auf heute nur noch 29 schrumpfen liess. Die CVP verlor 3 Sitze und landete mit 25 Abgeordneten ebenfalls auf einem neuen Tiefststand – dies trotz einem moderaten Verlust von 0,2 Prozentpunkten.
Ständerat
Im Ständerat wurden die letzten zweiten Wahlgänge am 24. November entschieden. Mit einem Verlust von insgesamt 3 Sitzen steht die SP als grösste Verliererin da, während die Grünen 4 Mandate hinzugewinnen konnten. Auf bürgerlicher Seite gewann die SVP 1 Sitz hinzu, während die BDP ihren einzigen Sitz abgeben musste. Die FDP verlor ihren Sitz für den Kanton Tessin nach 126 Jahren. Mit einer Steigerung von 7 auf 12 weibliche Mitglieder hat das «Stöckli» den Frauenanteil gegenüber 2015 auf 26 Prozent gesteigert.
Wahlbeteiligung
Bei den Wahlen im Oktober 2019 gaben 45,1 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab – 3,4 Prozentpunkte weniger als bei den Wahlen 2015.
Die Wahlbeteiligung sank von 1935 bis 1995 stetig. Vor dem Zweiten Weltkrieg liessen sich noch vier Fünftel des Stimmvolkes für die Nationalratswahlen an die Urnen bewegen, 1995 waren es nur noch halb so viele. Bis zu den Wahlen 2015 zeichnete sich wieder eine leichte Erholung ab – damals gaben wieder 48,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.
Ausblick
Die erste Session der 51. Legislatur der Bundesversammlung (2019–2023) findet vom 2. bis 20. Dezember 2019 statt. Bei der Gesamterneuerungswahl des Bundesrates am 11. Dezember wurden alle sieben Mitglieder der Regierung bestätigt. Zahlreiche Herausforderungen sorgen dafür, dass dem Parlament in den nächsten Jahren die Arbeit nicht ausgeht: Klima, Digitalisierung, Gesundheit, Renten, Europa, Gleichstellung, Energiepolitik – die Liste ist nicht abschliessend.
Das Dossier bündelt wissenswerte Fakten und eine Auswahl von Republik-Beiträgen zu den eidgenössischen Wahlen am 20. Oktober 2019. Alle Quellen und Originaldaten sowie die Methoden ihrer Aufbereitung sind hier dokumentiert (einschliesslich eines Protokolls der Aktualisierungen).
Ausgewählte Beiträge der Republik:
Was in der Schweiz Wahlen entscheidet
Wer glaubt, dass Parteien einander Wähler abjagen, kennt nur einen Teil der Wahrheit. Das Zauberwort für den Erfolg lautet: Mobilisierung. Unsere Vorschau zu den Wahlen im Oktober.Von Claude Longchamp, 16.09.2019
Mehr Stress im Ringen um politische Macht
Wer wird wiedergewählt? Wer abgewählt? Im Herbst sind Wahlen. Wir analysieren, warum Schweizer Politiker aus dem Parlament ausscheiden – mit Daten der letzten 100 Jahre.Von Claude Longchamp, 15.07.2019
Die stabile Kammer
Bei den nationalen Wahlen bahnt sich ein Links-Grün-Rutsch an. Aber nur im Nationalrat. In der kleinen Kammer stehen die Zeichen anders. Ein Rück- und ein Ausblick zu den Ständeratswahlen.Von Claude Longchamp, 20.05.2019
Stell dir vor, du wirst in den Nationalrat gewählt ….
…für wen setzt du dich ein und was ist es dir wert? Auftakt zum Lobbying-Schwerpunkt.Von Philipp Albrecht, Dennis Bühler (Text) und Kati Rickenbach (Illustrationen), 02.10.2019
«Es gibt heute einfach zu viele Exzesse»
Die Gesundheitsbranche und die Bauern haben eine Übermacht im Parlament, sagt der ehemalige Migros-Cheflobbyist Martin Schläpfer. Ein Gespräch über die Kunst des Lobbyierens und die Folgen für die Politik.Ein Interview von Philipp Albrecht, Dennis Bühler (Text) und Yves Bachmann (Bilder), 07.10.2019
Wahlkampf-Millionen auf Bestellung
Dokumente aus dem Innersten der SVP geben einen umfassenden Einblick in die Wahlkampffinanzierung der Partei. Wir haben sie analysiert – und veröffentlichen sie.Von Carlos Hanimann (Text) und Adam Higton (Illustration), 05.07.2019
Warum stoppt Google die fragwürdige CVP-Kampagne nicht?
Die brave Mittepartei fährt im Wahlkampf einen aggressiven Werbefeldzug im Internet. Die Kritik folgt prompt. Kaum hinterfragt wird dagegen die Rolle des Suchmaschinenkonzerns. Bis jetzt.Von Adrienne Fichter, 19.09.2019
«Die CVP muss zu einer Bewegung werden»
Gerhard Pfister will von der SVP lernen und lehnt deren Stil ab. Der CVP-Chef über die Herausforderungen einer Mittepartei.Ein Interview von Urs Bruderer und Dennis Bühler, 28.03.2019
Im Reich der Mitte
Die CVP will das Land zusammenhalten – und sich so vor dem Zerfall retten. Kann das klappen? Eine Reise durch Stammlande und Parteigeschichte.Von Urs Bruderer, 27.03.2019