Frühstück mit dem Mörder
Der dritte Mord an einem Schwulen bringt das Fass zum Überlaufen: Die Polizei sammelt Daten von schwulen Männern und setzt die Szene unter Druck. Doch keiner redet, alle Ermittlungen führen ins Leere. Podcast-Serie «Mord im Männermilieu», Folge 3.
Von Michael Rüegg, Alexander Wenger (Text und Audio) und Thomas Ott (Illustration), 12.03.2022
Dezember 1961: Heinrich Gähler (35) liegt erdrosselt auf dem Boden. Seine Hände sind auf den Rücken gebunden. Auf dem Tisch ein unangetastetes Frühstück. Die Spekulation: Lief hier ein Sadomaso-Spiel aus dem Ruder?
Der Fall bleibt ungelöst. Doch nicht etwa, weil die Polizei zu wenig ermittelt – im Gegenteil: Sie macht Razzien in Schwulenbars und zitiert eine grosse Zahl Männer auf die Wache, von denen sie annimmt, sie seien schwul. Diese werden dann mit unzimperlichen Methoden zur Offenlegung ihrer privaten Verhältnisse gezwungen. Die Bemühungen der Polizei bleiben ohne Erfolg. Die Schwulen-Community reagiert auf die Übergriffe der Polizei – und schweigt. Das Verhältnis zwischen Schwulen und Ordnungshütern erreicht einen Tiefpunkt.
Podcast-Serie «Mord im Männermilieu»
In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden in Zürich sechs Männer ermordet, die eines verband: Sie waren schwul. Dies musste damals im Verborgenen bleiben, in die Schlagzeilen kamen sie, als sie tot waren. Eine sechsteilige Podcast-Serie über staatliche Repression und heimliche Liebe. Zur Übersicht.