Liebe Leserinnen und Leser – and everyone beyond
Alles ist normal, bis es das nicht mehr ist.
Am 16. März 2020, in den Abendstunden, verschickten wir den ersten Covid-19-Uhr-Newsletter. Wir vermeldeten:
«Heute Nachmittag hat der Bundesrat die Massnahmen verschärft: Alle Läden, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe wie etwa Museen, Bibliotheken, Kinos oder Schwimmbäder müssen geschlossen werden – davon ausgenommen sind Lebensmittelläden und gewisse Take-aways, Gesundheitseinrichtungen, öffentliche Verwaltungen, Poststellen, Hotels und einige weitere systemrelevante Einrichtungen. (…) Ab heute Mitternacht sind auch öffentliche und private Veranstaltungen verboten. Aus den Nachbarländern Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien dürfen nur noch Schweizer Bürger einreisen sowie Menschen, die mit einer Aufenthaltsbewilligung oder aus einem beruflichen Grund in die Schweiz reisen. Für die Unterstützung der Spitäler setzt der Bundesrat ab sofort rund 3000 Armeeangehörige ein; den Einsatz von weiteren 5000 Soldaten hat er bewilligt. Eine Mobilmachung der Armee in diesem Ausmass hat es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben.»
Am 25. Februar 2020 verzeichnete die Schweiz ihren ersten Covid-Fall. Am 24. Februar 2022 schlugen die ersten russischen Raketen in der Ukraine ein. Nun gibt es zu vermelden:
Über eine Million Menschen sind auf der Flucht. Westliche Staaten haben massive Sanktionen verhängt – und die russische Wirtschaft bricht zusammen wie ein Kartenhaus. Der Internationale Strafgerichtshof hat eine Untersuchung wegen Kriegsverbrechen eröffnet. Russland hat seine Atomwaffenstreitkräfte in höhere Alarmbereitschaft versetzt. Schweden hat seine Neutralität faktisch aufgegeben und liefert Waffen an die Ukraine. Die Schweiz hat sich den EU-Sanktionen voll angeschlossen – der Schweizer Luftraum ist für russische Flugzeuge faktisch gesperrt, und die Swiss setzt ihre Flüge nach Moskau aus. Russlands Einmarsch in die benachbarte Ukraine ist bereits jetzt die grösste Militäroperation auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg.
Alles ist normal, bis es das nicht mehr ist.
Die Pandemie ist nicht vorbei. In der Schweiz steigen derzeit die Fallzahlen wieder – und die Abwasserproben sind beunruhigend virenverseucht. Das war zu erwarten: Schliesslich hat die Regierung vor zweieinhalb Wochen fast alle Massnahmen aufgehoben. Doch es verheisst nichts Gutes: für alle unter uns mit Immunschwäche oder in hohem Alter, für alle, die sich gegen eine Impfung entschieden haben, für alle, die sich so gut wie möglich gegen Long Covid schützen wollen – und auch für einige, die «alles richtig» gemacht haben und trotzdem Pech haben werden, wenn sie Sars-CoV-2 das nächste Mal begegnen.
Im vollen Wissen darum haben wir entschieden, den wöchentlichen Covid-19-Uhr-Newsletter hiermit einzustellen. Nicht weil es nichts mehr zu vermelden oder zu berichten gäbe, sondern weil wir in unserer kleinen Redaktion unsere Kräfte für die zweite Jahrhundertkrise dieses Jahrzehnts bündeln müssen. Dieser Newsletter wurde nicht von einem externen Team gemacht, sondern von Redaktionsmitgliedern, die daneben normal weiterrecherchiert, telefoniert, Zeit in Sitzungen verschwendet und Herzblut in die Weiterentwicklung der Republik investiert haben. Ohne Ihre Unterstützung, Ihre vielen Mails, Ihr kritisches und freundliches Feedback hätten wir vernünftigerweise wohl schon viel früher aufgehört.
Selbstverständlich werden wir in unserem Magazin weiter über die Pandemie berichten. Und wir gedenken, Sie via E-Mail über wichtige Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.
Falls Sie bis hierhin zufrieden und gut aufgehoben waren, dann würde es uns enorm freuen, wenn Sie jetzt an Bord kämen.
Republik abonnierenZu guter Letzt haben wir den Republik-Wochenend-Newsletter umgebaut. Bis auf weiteres fokussiert er jetzt auf unsere Berichterstattung zur Ukraine, und auch dieser Newsletter ist nun frei abonnier-, les- und teilbar für alle. Die Ausgabe der ersten vollen Kriegswoche finden Sie hier.
Die allererste Ausgabe des Covid-19-Uhr-Newsletters hiess «Gemeinsam einsam». Jetzt folgt auf zwei dunkle Virenwinter nicht ein freudiger Frühling und Sommer – sondern weitere dunkle Zeiten mit Krieg, Verwüstung und Flucht.
Wir wünschten noch so sehr, es wäre anders. Aber dank Ihnen kann dieses Magazin vielleicht einen kleinen Teil beitragen, dass die dunklen Zeiten schneller vorübergehen.
Sie kennen das beste aller Desinfektionsmittel ja unterdessen nur zu gut.
Es ist Sonnenlicht.
Ihre Crew der Republik
Adrienne Fichter, Andreas Wellnitz, Anja Conzett, Anna Traussnig, Annette Keller, Antje Stahl, Arjuna Brütsch, Bettina Hamilton-Irvine, Brigitte Hürlimann, Carlos Hanimann, Christian Andiel, Christof Moser, Cinzia Venafro, Constantin Seibt, Daniel Binswanger, Daniel Graf, Daniel Meyer, Daniel Ryser, Dennis Bühler, Elia Blülle, Felix Michel, Jonas Studach, Katharina Hemmer, Katrin Moser, Lucia Herrmann, Lukas Häuptli, Marco Di Nardo, Marie-José Kolly, Nick Lobeck, Oliver Fuchs, Olivia Kühni, Olivier Baumann, Patrick Venetz, Philipp Albrecht, Priscilla Imboden, Reto Aschwanden, Richard Höchner, Ronja Beck, Sharon Funke, Simon Schmid, Solmaz Khorsand, Sven Gallinelli, Theresa Hein, Thomas Preusse, Tobias Maier, Marco Morgenthaler, Petra Winterhalter, Olivia Raths, Kathrin Graffe, Annegret Buff, Philipp von Essen, Amanda Strub, Miriam Walther Kohn, Laeticia Blättler, Nadja Angermann und Nora Ströbel
PS: Haben Sie Fragen und Feedback, schreiben Sie an: kontakt@republik.ch.
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PPPS: Bleiben Sie umsichtig. Bleiben Sie freundlich. Bleiben Sie gesund.