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Tut mir leid, lieber Herr Binswanger, aber wenn ich das Wort Werte höre, wird mir speiübel. Die moderne Demokratie ist doch mit dem Geburtsfehler des Kapitalismus auf die Welt gekommen: Geifernd und bluttriefend vor Geldgier wie das gesamte westliche Projekt. "Geld ist der Wert", wenn man sich auch in politischen Sonntagsschulreden ganz selten mal daran erinnert hat, dass Werte dem Vernehmen nach mal noch einen anderen als einen monetären Sinn gehabt hatten. Jetzt ist Putin dem "business as usual" tüchtig in die Parade gefahren, und wir reiben uns die Augen. Kramen die Werte hervor, von denen wir längst vergessen hatten, wozu sie "eigentlich" gut wären, und halten sie dem Unmenschen entgegen, in der Hoffnung, dass er sie fürchtet wie angeblich der Teufel das Weihwasser. Warum sollte der Gewaltherrscher jetzt die Werte respektieren, die der Westen so oft und fast immer folgenlos mit Füssen getreten hat? Vielleicht sollten Sie vor einer Antwort einen Augenblick an die Dutzende von Millionen an Kriegsopfern der führenden westlichen Demokratie denken. Oder an all die anderen Millionen, die jetzt als Flüchtlinge in der Welt herumirren, weil dem Westen die Geschäfte wichtiger waren als die Menschenrechte und die Erhaltung der natürlichen Grundlagen des Lebens. Werden wir, wenn das Problem Putin verschwunden sein wird, einmal mehr zu "business as usual" zurückkehren? Zu befürchten ist es: Alles andere würde mich alten Mann nun wirklich erstaunen.
Wir müssen uns darüber klar werden, was in diesem Kontext „Werte“ bedeuten. Was Sie, völlig zu recht, kritisieren sind die „Werte“ oder besser gesagt die ideologischen Grundpfeiler des neoliberalen Kapitalismus, der von den drei Errungenschaften der französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit – nur eine pervertierte Form von Freiheit kennt– der Staat schützt hemmungsloses, gieriges und zerstörerisches Geschäften, dessen einziger „Wert“ die Gewinnmaximierung ist. Diese Ideologie hat unsere westlichen Gesellschaften immer mehr geprägt. Daneben gibt es aber die für uns viel zu selbstverständlich gewordene Tatsache, dass in unseren westlichen Demokratien die Grundforderungen der französischen Revolution doch in vielen Bereichen einigermassen verwirklicht worden sind. Diese Grundwerte gilt es zu verteidigen, auch in unseren Ländern.
Und noch dies: dass unsere westlichen Gesellschaften in ihrer Geschichte eine enorme Schuld auf sich geladen haben, ist keine Frage. Stichworte Kolonialismus, Weltkriege und leider viele andere Beispiele mehr. Aber das darf den Aggressionskrieg und die Kriegsverbrechen in der Ukraine weder relativieren noch rechtfertigen.
Danke Herr B. für Ihre klaren Worte. Mir fällt auf, dass Worte wie Solidarität, Gemeinsinn oder Verantwortung seit längerem aus dem allgemeinen Wortschatz verschwinden. Die Folgen werden deutlich, und was die Veränderung des Klimas - wörtlich! - anbetrifft scheinen wir weiterhin nichts verstanden zu haben.
Das ist meine grösste Angst: Dass die Klimaerwärmung als grösste Herausforderung unserer Zeit angesichts von Krieg, Zwang zur Aufrüstung und Verhärtung der Blöcke einmal mehr vergessen geht: Die Zeit läuft uns nachgerade davon. Da werden hinsichtlich Solidarität, Gemeinsinn und Verantwortung noch ganz andere Herausforderungen auf uns zukommen als in Bezug auf Russlands Krieg in der Ukraine!
Danke, Herr B., auch von mir. Diese Ergänzung war für mich dringend notwendig. Ich weiss nicht, was der zweite Einmarsch der USA in den Irak (auch nicht gerade ein kleines Land) anderes war als ein Aggressionskrieg erster Güte. Vietnam, Panama, Afghanistan, you name it.
Zu Urteilen von der moralisch hohen Warte gibt es wahrlich wenig Anlass. Der Versuchung, angesichts all des Unheils, das der Westen über die Welt gebracht hat, hart und zynisch zu werden, sollten wir allerdings nie nachgeben. Nur dumm sollten wir uns nicht machen lassen! Es gibt jedoch eine Pflicht, mit den Opfern solidarisch zu sein, nie mit den Tätern: Wobei das leider nur zu oft ineins fällt. Es ist kompliziert!
Genau wie Hr Kienholz richtig auseinanderhält:
Wenn wir von westlichen Grundwerten sprechen, sind es die Grundwerte von Freiheit-Gleichheit-Geschwisterlichkeit mit all ihrer Komplexität in der Umsetzung (da können wir ja in der Schweiz auf über 150 Jahre Erfahrung zurückgreifen) Wenn wir von humanitären Grundwerten sprechen sind damit die Menschenrechte gemeint. Völkerrecht wurde gemacht um auch bei Kriegsführung Grenzen des tolerierbaren gemeinsam auszuhandeln.
Daneben haben wir die Umsetzung: es wurden Institutionen geschaffen, die Recht kontrollieren, Unrecht bestrafen entsprechend der ausgemachten Regeln.
Aber:
Wer was durchsetzen kann in einer Gesellschaft, hängt eben auch und nur zu oft entscheidend davon ab, über welche Machtmittel diese Person/Gruppe verfügt und wie skrupellos sie bereit ist diese für eigene Interessen einzusetzen.
Ich finde es von entscheidender Bedeutung um die Epochenwende NICHT in einen Verteilkrieg weiter ausarten zu lassen, dass wir diesen Unterschied machen! (Das wäre sonst ein klassischer Sein-Sollen-Fehlschluss!)
Nicht die Werte sind das Problem, scheinheilig oder Lüge oder.. NEIN die UNTERWANDERUNG unserer Grundwerte durch mächtige Partikularinteressen!
Hier müsste unsere dritte Gewalt, die Justiz, so gestärkt werden können, dass Grundwerte wieder regulieren helfen, begrenzen helfen, das Kriminelle wieder als Kriminelles zu entlarven! Unsere Grundwerte, unsere Rechtsstaatlichkeit und unsere Gesetze sind die HÜTER der Grundwerte!
Leider läuft die Propaganda andersrum (verständlich auch, weshalb): mit diesem sein-sollen-Fehlschluss werden die „westlichen“ Werte angeprangert, verunglimpft und Unrecht mit Unrecht legitimiert.
Werte sind Qualitätsstandards, an denen wir die Umsetzung messen und damit verbessern können. Werden diese Qualitätsstandards nicht eingehalten oder gar unterwandert, müssen wir uns fragen, wie diese Umsetzung der Standards verbessert werden kann.
Für all dies haben wir gute nationale und internationale Institutionen, mit tausenden von kompetenten Menschen, die sich da engagieren. Trotzdem haben wir die ungeahndeten Menschenrechtsverletzungen, wiederholten Kriegsverbrechen bis zu dem Punkt wo der radikalisierte totalitäre Präsident von Russland aufgrund einer persönlichen narzistischen Verletzung droht im Falle von Gegenwehr einen nuklearen Angriff loszutreten! Das ist MEINE Ohnmacht!
Wo sind die Schwachstellen im Rechtssystem, dass Kriminelle und Skrupellose dieses offenbar immer wieder legal unterwandern können?
Wie kann Recht gestärkt werden, dass so etwas nicht mehr möglich ist?
(Und diese Frage stelle ich an Expert*innen! Uns Gewöhnlichen fehlt da der Durchblick und so werden wir anfällig wohlklingende Schlagworte auszutauschen, was leider NUR zur Verunsicherung beiträgt. Das letzte, was jetzt hilft, ist das Misstrauen in unsere Grundwerte und ihre Institutionen.)
Vielen Dank für diese Zeilen, welche die grundlegenden Zusammenhänge und Fragen klar benennen. Die entscheidende Frage für mich ist: sind wir denn bereit aufzuwachen oder möchten wir möglichst bald weiter dösen? Oder anders gesagt: Sind wir wirklich bereit, für unsere Werte einzustehen und unsere neoliberal geprägte Wirtschaftsideologie zu überdenken und zu ändern, auch wenn das für uns Konsequenzen hat? Sind wir bereit, anders zu leben, zu denken, andere Prioritäten zu setzen?
Fragen über Fragen in einer allgemeinen Verunsicherung und Verstörung – und angesichts unermesslichen Leids.
"Sind wir wirklich bereit, für unsere Werte einzustehen ..........."
Welche Werte Herr Kienholz? Der Kommentar von U. B. spricht Klartext.
Ich habe das oben in meiner Replik auf U. B.s Kommentar zu beantworten versucht.
Den Begriff Schröder-Syndrom finde ich treffend - Geschäfte machen mit Despoten war leider schon immer eine spezialität der Schweiz. Die Debatte darüber soll jetzt verdrängt werden durch eine grosse Debatte über 20‘000 zusätzliche Soldaten und 2 Mrd. mehr Militärbudget.
Es gibt ja schon lange Kreise und Netzwerke, die nach Werten und nicht nach Gewinnstreben funktionieren, die sich belächeln lassen, gratis Enormes leisten, aber nie dafür abkassieren wollen, weil sie das tun, wovon sie überzeugt sind, was ihren persönlichen Gaben und Talenten entspricht. Da hat man schon lange gesehen, dass Narzissmus als zentrale Triebfeder von Handeln und Walten krank und kaputt macht.
Vielleicht macht es schon einen Unterschied solchen Kreisen und Netzwerken etwas Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu geben, vielleicht etwas mehr Ressourcen - und zu schauen, was passiert.
Danke Hr. P. Ja belächelt werden und gehämt werden sind sehr entwürdigend. Gerne würde ich mehr über diese Netzwerke erfahren, besonders auch im Zusammenhang mit Hilfe für die Ukrainer*innen. Haben sie da einige Hinweise, Organisationen? Links?
Aber auch allgemeiner, bezogen auf die zu vollziehende Epochenwende…
Mein Motiv: ich möchte einfach ins solidarische Handeln kommen und finde dafür nur individuelle Möglichkeiten im Kleinen.
Dazu habe ich keine Linkliste. Ich meine das ganz generell, wo zwei oder drei sich zusammentun und gemeinsam für sich und andere das tun, was ihnen am Herzen liegt. Das können private Grüppchen, Vereine, oder Wasauchimmer sein. Flüchtlingsnetze werden zum Teil von HEKS oder Caritas kirchlicherseits vernetzt, oder Netzwerk Asyl, Schweizerische Flüchtlingshilfe und diverse Initiativen. Es gibt Gartenprojekte, Nachbarschaftsinitiativen, Genossenschaften, biodynamischen Landbau, Permakultur, Lebens- und Gnadenhöfe, Foodwaste Verwertende, Glücksschulen, co-learning, Fridays for Future, Public Eye, Biovision, schweizerische Energiestiftung, Konzernverantwortung…, claro-Läden, Vogelschutzvereine, Amateur-Pilzforscher:innen, Aber auch Mittelalter-Freaks, Freizeit-„Römer“ Legionäre, Laientheater, Chöre, Kellerbands, freiwillige Hilfe für Bergwanderwege und Alpweiden oder für soziale Projekte irgendwo und auch Lesegrüppchen, Gebetskreise, Freikirchen, Hexenzirkel, Männergruppen, Selbsthilfegruppen, Hobbyköche, Gassenküchen, Besuchsdienste, Quartiertreffpunkte etc.
Am besten schauen Sie einmal in Ihrer Nachbarschaft und Ihrem Bekanntenkreis. Wichtig ist, dass Sie nur dort andocken, wo Ihnen wirklich wohl ist und mit Kopf und Herz dazu stehen können. Sonst starten Sie vielleicht besser etwas Eigenes, auf Sie Zugeschnittenes und suchen sich Allianzen und Vernetzungsmöglichkeiten.
Die Welt retten Sie nicht alleine. Es reicht, wenn bei Ihnen alles im Lot ist und Sie das ausstrahlen.
Auf stopputin.net findet Ihr erstens alle kommenden Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine weltweit (sofern registriert) und zweitens auch weitere Möglichkeiten zu helfen.
Wenn Ihr Euch über neben den bekannten NGO's über Intentional Communities, die eine alternative Lebensform (ver-)suchen, informieren wollt, gibt es z. B. die Register der Foundation for Intentional Community oder des Global EcoVillage Network.
(Seit ich nach dem Gymi in einem Ökozentrum arbeitete, interessier ich mich dafür, und war und bin auch in einer solchen «Intentional Community» involviert – deshalb fall ich grad so aus dem Stegreif mit der Tür ins Haus ;-)
Liebe Familie B.-Rösch, gerne weise ich auf die Homepage der Integralen Partei hin: https://integrale-politik.ch/
Und auch auf diejenige der Gemeinwohl Ökonomie Schweiz: https://gwoe.ch/
Zustimmung mit Hölderlin: "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch!"
Herr P., solche Kreise und Netzwerke wertschätze ich sehr und bin einverstanden, dass Narzissmus am Ende nur Verlierer hinterlässt. Anhand der hohen Zustimmungsrate Ihres Beitrages bin ich nicht die Einzige. Trotzdem möchte ich Sie als Theologe mal fragen, wie Sie mit den politischen Ansichten in Ihrer Religionsgemeinschaft umgehen. Ich hatte kürzlich einen Austausch mit einer Frau, die in einer Freikirche ist und die sozusagen von Hause aus SVP wählt, da diese "ihre Werte" vertritt. Nach meiner Ansicht ist die SVP für christliche Kreise nicht wählbar, was ich ihr auch mitteilte. Ich muss nun davon ausgehen, dass dieses heikle Thema in der Kirche nie angesprochen wird und wünschte mir, dass hier mal Klartext gesprochen wird. Ansonsten ist das für mich schon sehr widersprüchlich, wenn nicht sogar eine Heuchelei.
Liebe Frau K., das ist eine gute Frage, die ich gerne persönlich beantworte, allerdings werde ich da etwas länger. Grundsätzlich hat es in den Landeskirchen dasselbe Spektrum Menschen wie in unserem Staat. Wer sich mit Äusserungen des aktuellen Personals nicht abfinden will und das durch Fachpersonen und zahlreiche Freiwillige im sozialen Bereich Geleistete nicht einfach blanko unterstützen will, tritt aus.
Ich beziehe gerne klar Position. Ich bin ziemlich allergisch gegen Sonntags- und Werktagsgetue: Am Sonntag: "Schön haben Sie das gesagt, Herr Pfarrer", und am Werktag: keine Spur von Nächstenliebe und Achtsamkeit. Auch wunderbare Aktionen zur Fastenzeit sehe ich als Whitewashing, wenn im Kirchgemeindehaus der billigste Kaffee ausgeschenkt wird, zum Gemeindeessen Pouletgeschnetzeltes aus Brasilien verwendet wird, das Gebäude mit Öl geheizt wird, die Parkplätze für SUV erweitert werden und die Pensionskasse der Kirchenberufe auf Aktien von Waffen- und Rohstoffbranche abstützt.
Ich hatte das Glück, in einer Kirchgemeinde arbeiten zu dürfen, die claro-Kaffee einkauft und Räumlichkeiten selbstverständlich für Deutsch für Asylsuchende und interkulturelle Essen zur Verfügung stellte. Dass das den einen oder anderen Kirchenaustritt von Personen aus gewissen Kreisen bedeutete, nahm man in Kauf. Bezug von Pensionskassengeld ist eh der viel gewichtigere Austrittsgrund und deckt sich oft mit dem persönlichen Profil. Dass mich die SVP-Ortspartei nie für einen Vortrag über syrische Gastfreundschaft (im Land vor dem Krieg und dann von syrischen Geflüchteten im Dorf) einlud, werte ich immer noch als persönlichen Misserfolg.
Allerdings finde ich heikel, verbal Weisungen oder Verbote zu äussern. Ich stehe auf dem selben Boden wie alle anderen in der Gemeinde. Persönlich kann ich sagen, dass ich nie SVP wählen würde wegen diversen Gründen, aber die Gründe erzähle ich je nach Gegenüber anders. Ich will ja dass mein Gegenüber möglichst lange zuhört, bevor ihm der Laden runter geht. Oder noch besser sich auf eine Diskussion einlässt. Leider habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass lieber hintenrum geredet wird als den politischen Pfarrer zu konfrontieren.
Wer etwas Gutes tut, soll es von Herzen tun. Alles andere bringt nichts: Engagement auf Weisung oder sozialen Druck hat keinen Wert und ist schlicht nicht nachhaltig. Ich bin überzeugt, dass Menschen, die eine echte Wahl haben, sich gerne für ihr Herz entscheiden. Dass Menschen heute über Zugehörigkeit zu einer Kirche frei entscheiden können, halte ich für eine grosse Errungenschaft. Aber ob es Kirchen in heutiger Form zukünftig noch braucht, wage ich zu bezweifeln. Kirchen, die Begegnungen über alle Grenzen ermöglichen, die Klischees aller Art sprengen und Marktplätze im Sinne von Talentbörsen, Begegnungsorten und Geschichten(mit)teilzentren für Sinnsuchende werden, könnten in Zukunft anziehende Orte sein, auch für Durchreisende.
Aber viele Kirchenmenschen müssen sich erst eingestehen, dass sie mit der biblischen Tradition keine Wahrheiten, sondern einen Geschichtenschatz haben. Nichts weiter.
Ist es wirklich ein Epochenbruch? Das von Putin gezeigte Verhalten, ist doch eines was wir an vielen Orten auf der Welt permanent sehen. Das besondere ist doch, dass es vor unserer Haustür stattfindet. Nichtsdestotrotz kann man aus dem Ereignis einige Erkenntnisse ziehen.
Erkenntnis 1: Kleine/Mittlere Staaten sind nur dann vor kriegerischen Aggressionen geschützt, wenn sie sich entweder wie die Schweiz im Schutzschild eines grossen Bündnis befinden, oder selbst Mitglied eines grossen Bündnisses sind - die Schweiz sollte also diskutieren, ob sie ihre sogenannte Neutralität weiter aufrecht erhalten will oder der Nato und/oder EU anschliessen sollte. Entscheidet man sich dafür weiterhin von den Verteitigungsleistungen der Nachbarländer zu leben, dann kann man die eigene Armee getrost ganz aufgeben. Eine finanzieller Beitrag an die Nachbarländer wäre dann angebracht.
Erkenntnis 2: Kampfjets sind zur Verteidigung eines Landes völlig nutzlos und aufgrund der hohen Kosten reine Ressourcenverschwendung. Obwohl die Ukraine zu Kriegsbeginn über mehr als 100 Kampfjets verfügte, fährt die russische Armee nach wenigen Kriegstagen am hellichten Tage in einer 60 Kilometer langen Kolonne in den Kampf. - die Schweiz sollte daher ihre geplante Kampfjetbeschaffung umgehend einstellen und bei dem Wunsch nach einer weiteren Bewaffnung sich auf echte Verteidigungswaffen konzentrieren.
Erkenntnis 3: Die ökonomische Abhänggkeit in der fossilen und nuklearen Energieversorgung von obskuren Staaten wie Russland, Saudi-Arabien. etc. zerstört nicht nur das Klima, sondern finanziert kriegerische Auseinandersetzungen zu Lasten der Nachbarstaaten dieser Länder - die Schweiz sollte daher ihre ganze Kraft in die schnellstmögliche Umstellung der Energieversorgung aus erneuerbarer Energie investieren. Dieses Ziel ist in wenigen Jahren erreichbar.
Erkenntis 4: Das Füttern, Hofieren und Profitieren von Oligarchen und Diktatoren verhindert demokratische Entwicklung in den Herkunftsländern dieser Personen und finanziert kriegerischen Auseinandersetzungen zu Lasten der Nachbarstaaten der Herkunftsländer - die Schweiz sollte daher die Pauschalbesteuerung abschaffen, ihre Tiefsteuerstrategie beenden und Geldwäsche konsequent bekämpfen.
Die Summe der Erkenntnisse zeigt auch das krachende Scheitern der bisherigen von der "sogenannten" bürgerlichen Parteien vertreten Politik. Statt nach Aufrüstung zu schreien, sollten sie umdenken und im Moment vor Scham schweigen. Findet kein Umdenken statt, kann man nur hoffen, dass der Wähler die wahren Ursachen dieses Krieges, insofern sie in der Schweiz liegen, erkennt und bei der nächsten Wahl die Konsequenzen daraus zieht.
Lieber Anonym 3, vielen Dank für Ihren Beitrag.Ich teile Ihre Ansicht, dass die Schweizer Kampfjet-Diskussion sehr verworren ist und jetzt durch den Krieg nicht unbedingt sachlicher werden wird. Allerdings kann ich ihrer pauschalen Aussage, Kampf-Jets seien zur Verteidigung eines Landes nutzlos nicht zustimmen. Nicht umsonst versucht ja die Ukraine gerade, um jeden Preis an Kampfjets heranzukommen. Herzlich, Daniel Binswanger
Lieber Herr Binswanger, vielen Dank für Ihr Feedback. Das stimmt, die Ukraine versucht wie ich es wahrgenommen habe, an Kampfjets zu kommen, welche sie von einem geschützten Drittland aus betreiben möchte. In der Konstellation sind sie natürlich wertvoll. Meine Einschätzung beruht auf den folgenden Umständen:
a) Die Infrastruktur für Kampfjets (Landebahn, Treibstoffversorgung) im eigenen Land ist wenige Minuten nach einem Kriegsbeginn bereits zerstört.
b) Ein nicht zu unerschätzender Teil der Kampfjets sind, bevor sie es überhaupt in die Luft schaffen bereits zerstört.
c) Die Kampfjets, welche es in die Luft schaffen, sind sehr schnell mit im Vergleich zu den Kosten für die Jets spottbilligen Waffen abgeschossen.
Genau dies belegt für mich der Ukraine-Krieg. Die Ukraine hatte eine nicht kleine Anzahl Kampfjets. Bereits nach wenigen Tagen Krieg ist davon nichts mehr vorhanden und die russische Armee fährt am hellichten Tag in einem 60 Kilometer langen Konvoi an die Front. Die ukrainischen Kampfjets waren daher nutzlos. Für das selbe Geld hätte die Ukraine bei einem Investment in Raketen, Flugabwehr und Antipanzerwaffen wesentlich mehr Verteidungsleistung erhalten.
Für die Schweiz gehen Experten davon aus, das nach 10 Minuten Krieg kein einziger Kampfjet mehr einsatzfähig ist, daraus folge ich die Jets sind für die Verteidigung nutzlos.
Herzlich
Die unsägliche neoliberale Politik der letzten vierzig Jahre hat uns an den Punkt gebracht, an dem wir jetzt sind. Wenn der Egoismus und das Geld die einzigen "Werte" einer Gesellschaft werden, dann rechtfertigt sich eben auch das Geschäften mit Menschen, die die Menschenrechte und moralischen Werte mit Füssen treten und man geht sprichwörtlich über Leichen. Putin finanzierte seinen Krieg mit unserem Geld.
Die Konsequenzen dieses Tuns manifestieren sich jetzt in einer Klarheit, die wohl nur noch die verbohrtesten Anhänger dieser Politik negieren können. Lügen werden salonfähig, Abbau der Sozialsysteme, steter Steuerabbau bei den Reichsten, bewusste Spaltung der Gesellschaft, Klimawandel, Pandemie, dramatisches Artensterben, Machtaggressionen und Krieg in Europa und als einzige Antwort darauf, Aufrüsten.
Wo bleibt die ehrliche Reflexion über unser Tun?
Die Sanktionen und die beispiellose Einigkeit der westlichen Welt gibt Hoffnung. Hoffnung, dass wir nun endlich den Sinn einer unabhängigen, erneuerbaren Energieversorgung einsehen, dass uns die gemeinsamen Werte in Europa wieder näher zusammenrücken lassen und wir wieder an einem Strang ziehen.
Wieviele Katastrophen braucht es noch, bis wir aufwachen und ins Tun kommen?
Sie bringen die Dinge auf den Punkt. Sehe ich auch so. Auch bei uns torpedieren dieselben Kreise aus Finanzwelt, Wirtschaftslobbies und konservativen Rechtsparteien jegliche Schritte in Richtung einer besseren Welt. Ob Klima, Energie, Konsum, soziale Abfederung, nichts darf das Prinzip des immer mehr infrage stellen. Verzicht (auf Bereicherung) oder Einschränkungen jeglicher Art sind die größten Feinde der Freiheit, im kleinen stehen dafür der Kampf gegen Parkplatzabbau und Geschwindigkeitsbeschränkungen. Im grossen der freie Fluss des Kapitals auf der Suche nach der größten Rendite. Die Zumutungen der Pandemiemassnahmen wurden von einer militanten Minderheit als dikdatorische Eingriffe verschrien, die empfohlene Impfung als Verletzung der körperlichen Integrität, das eigene Immunsystem für stärker gehalten als die kollektive Immunität.
Wozu das führen kann sehen wir nun in extremis in diesem Krieg. Wenn die Schweiz als Antwort primär auf Aufrüstung setzt, sehe ich darin nur die Fortsetzung einer Politik, die nicht friedensfördernd wirkt. Besser ist eine Zusammenarbeit mit demokratischen Staaten und Institutionen über die nationalen Grenzen hinweg, die Arbeit an gemeinsamen Werten und die Solidarität mit den Opfern und der Isolation der Täter. Die Schweiz mit ihrer selektiven Neutralitätspolitik, der Willkommenskultur für geraubtes Kapital und Bockigkeit gegenüber der EU ist dafür kein gutes Beispiel. Dagegen muss eine fortschrittliche Politik den Hebel ansetzen, wenn es sein muss auch mittels Ausschluss der rechtskonservativen Kräften.
Wie wollen Sie das umsetzen, wenn die Machtmittel Besitz Vermögen Wirtschaft Medien Judikative, polit. Macht von den Gemeinden bis in den Bundesrat immer mehr in der Hand rechtskonservativer Kräfte sind? Auch das „Volk“ stimmt regelmässig im Sinne rechtskonservativer Kräfte… oder sehe ich das jetzt einfach zu schwarz?
Ich weiss nicht, ob es ein Zufall ist, dass ich nach 4-Monatigem Ausschluss aus den Kommentarspalten am letzten Tag meines "Republik"-Abos noch die Gelegenheit bekomme, etwas zu schreiben vor dem "Epochen-Bruch", wieder ohne ein Medium auszukommen, von dem ich desillusioniert und enttäuscht wurde.
Nun, das ist nur meine persönliche Einstellung und Befindlichkeit.
Es ist ja immer leichter, totalitäre Verhaltensweisen ausserhalb des eigenen Dunstkreises festzustellen und zu beobachten, wogegen die eigenen Lügen und Halbwahrheiten gerne übersehen und glatt gebügelt werden.
Seitdem Trump Präsident der USA wurde und beinahe wieder gewählt wurde, ist es auch bei den sogenannt "Guten" üblich geworden, immer gleich "Fake News!" und "Hexenjagd!" zu schreihen, wenn einem etwas nicht passt.
Ebenso inflationär wird die Nazi-Keule verwendet:
KritikerInnen der Coronamassnahmen und der neuartigen Gen-Nanopartikel-Injektionen? Nazis! Trucker-Proteste in Kanada gegen die Schikanen Ungeimpfter und den Impfzwang? Faschistoid!
Dieser (westliche) Art von Umgang mit Menschen, die eine andere Meinung haben, ähnelt auffällig der "Russen-Methode", alle kritischen Stimmen als "faschistisch", "terroristisch" und "vom Ausland gesteuert" zu diffamieren, zu kriminalisieren und mundtot bis richtig tot zu machen.
Wer auch nur schon darüber diskutieren wollte, ob man eine allgemeine Impfpflicht für erst BEDINGT zugelassene Gentech-Spritzen einführen sollte, offenbarte damit bereits seinen Hang zu totalitären und zentralistischen Problemlösungen!
Dieser Hang, alles zu vereinheitlichen und zu zentralisieren liegt letztlich dem Putin'schen System zu Grunde und wird mit zahlreichen technokratischen Ausreden vorangetrieben, wie dem Hauptargument, die Entscheidungen "Experten" zu überlassen.
WELCHE "Experten" sollen das sein?
Ich repariere mein Auto nicht selber, aber ich bin auf meiner Suche nach einem guten und vertrauenswürdigen Automechaniker übers Ohr gehauen worden von Experten, die mein Unwissen schamlos ausnutzten.
Es gibt also -oh Wunder!- gute und schlechte Experten.
Und ebenso gibt es gute und schlechte Journalisten und Journalistinnen.
WIE geht (für mich) guter Journalismus?
Das gute, alte Handwerk der Sammlung von Daten.
Möglichst unvoreingenommen beobachten und befragen.
Nicht wie ein Tourist einfallen und wieder verschwinden, sondern länger da bleiben und sich vertiefen (Geht in Richtung Ethnographie).
Und dann das Wichtigste: Der Leserschaft das Ziehen von Schlussfolgerungen überlassen!
Aber da gibt es die Figur des über allem thronenden Intellektuellen, der uns als "Denk-Experte" dieses Ziehen von Schlussfolgerungen abnehmen will, stellvertretend für uns, die wir einfach zu dumm und zu einfältig sind.
Wir haben dann den "Putin des Denkens und der Schlussfolgerung", dem alle folgen und huldigen müssen. Und wer sich nicht unterwirft, wird zum Schweigen gebracht, ausgeschlossen, als Rechtsextremist und Verschwörungstheoretiker verlacht, so dass dieser Ausgegrenzte schliesslich selber kündigt und in erfreulichere und angenehmere Umgebungen flüchtet.
Putin spielt die Rolle des Bösewichts sicher besser, als jeder Andere, kein Zweifel!
Aber er wäre das gleiche lächerlich keifende Männchen, wie Hitler, hätte er nicht zahlreiche ähnlich gelagerte Menschen um sich geschart: Charakterlose Arschkriecher, Oportunisten, Karieristen, Mitläufer, die "dazu gehören" wollen und welche die offiziellen Lügen nachbeten und sich selber belügen.
Mir fällt immer wieder diese menschliche Tendenz zur Lager-Bildung auf, die einem urtümlichen Stammesverhalten entspringen könnte.
Man möchte dann auch Themen miteinander verknüpfen und bereits abgehandelt sehen.
Zum Beispiel:
"Mit Corona ist es wie mit dem Klimawandel!"
"MIt dem Ukraine-Krise ist es wie mit der Corona-Krise!"
Aha...?
Und ich Dummkopf habe gedacht, dass seien immer wieder verschiedene Themen, bei denen andere Hintergründe, Interessen und Allianzen eine Rolle spielen.
Ist wohl zu kompliziert und zu widersprüchlich für militante Kulturkämpfer von "Links" und "Rechts". "Oben" und "Unten", oder was auch immer.
Und darum macht es eigentlich auch keinen Unterschied, ob ich sehr viel plappere, oder (gezwungenermassen) meine Klappe halte...
In dem Sinne verabschiede ich mich jetzt von der "Republik" und schwätze woanders weiter, auf YouTube (auch auf englisch!) und kaum beachtet, oder auf Watson und oft zensiert.
Kommunikation gehört zum Leben!
Wenn man immer und überall aneckt und das Gefühl hat, nur von Dummköpfen umgeben zu sein, lohnt es sich innezuhalten und zu überlegen, ob vielleicht das eigene Verhalten nicht auch eine Rolle spielt. Schade, haben Sie Ihre Forumspause nicht dazu genutzt sondern, wie ich Ihrer Nachricht entnehme, diese Zeit mit der Pflege Ihrer Wut verbracht.
Wünsche Ihnen trotzdem alles Gute!
Lieber Herr Müller, ich danke Ihnen für Ihren Beitrag. Mir scheint allerdings, dass Sie es sich mit Ihren Kommentaren sehr einfach machen. Natürlich ist selten alles schwarz/weiss. Das bedeutet aber nicht, dass alles äquivalent ist. Dass Man Putin auf eine Stufe mit Selenskyj stellen kann. Das ist schlicht und einfach absurder Unsinn. Und korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre: Aber Ihre Denunziation der menschlichen "Tendenz zur Lager-Bildung" scheint mir genau dies zu implizieren.
Herzlich, Daniel Binswanger
Dass Man Putin auf eine Stufe mit Selenskyj stellen kann.
Wer stellt Putin auf eine Stufe mit Selinskyj? Müllers Post jedenfalls nicht. Ihre Auslassungen bestätigen seine Analyse eher als dass sie sie widerlegen. Sowohl die Experten-Frage wie auch der Punkt zum Journalismus wären bedenkenswert. Dass Sie darüber hinweggehen, seinen langen und trotz der offen dargelegten Enttäuschung reflektierten Kommentar als 'schlicht und einfach absurden Unsinn' verunglimpfen, ihn der Denunziation bezichtigen, einen Ausgeschlossenen auffordern, Sie zu korrigieren und dann mit 'Herzlich' abschliessen - was soll man dazu noch sagen?
Ein Epochenbruch ! – Auch in der Schweiz !
Rückblick :
Ungarischer Volksaufstand 1956.
In der Schweiz – Verurteilung des sowjetischen Einmarsches durch alle Parteien von links nach rechts, mit Ausnahme der kommunistischen Splitterpartei PdA ...
Heute :
Russischer Angriffskrieg gegen die Ukraine.
In der Schweiz – Verurteilung der russischen Aggression im Nationalrat und Beschluss von Sanktionsmassnahmen, unterstützt durch alle Parteien von links nach rechts, mit Ausnahme der wählerstärksten Partei SVP; ... 41 der insgesamt 55 SVP-Volksvertreter stimmen am 28. Februar gegen die Erklärung des Nationalrates "Für einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine" ...
Noch Fragen ???
Was sich hier mal wieder bestätigt ist, wie machtlos die Weltbevölkerung ist, wenn nur ein (!) Tyrann das falsche Ziel verfolgt. In der Vergangenheit habe ich mich gefragt, wie der zweite Weltkrieg stattfinden konnte. Vor dem Ukrainekrieg habe ich mir auf Netflix den Film „Im Angesicht des Krieges“ angesehen (Kann ich übrigens jedem empfehlen). Man sah dass Hitler aufrüstet und man sah auch, dass er Anspruch auf fremde Territorien erhebt. Man glaubte dann an der Münchner Konferenz 1938, dass man einen Krieg abwenden kann, wenn man ihm das Sudetenland von der Tschechoslowakei abgibt. Aufgrund des Versailles Vertrag der, zugegeben, etwas extrem war für die Deutschen, hatte man auch irgendwie Verständnis für die hohen Forderungen.
Es sind so viele Ähnlichkeiten mit heute. Mit der Nato-Osterweiterung wird Russland wieder als Opfer dargestellt, der „jetzt halt in die Enge getrieben wurde“ und zurückschlägt. Um das wieder auszugleichen müssten wir jetzt also den Russen Zugeständnisse machen und zb. Russland versichern, dass die Ukraine nicht der Nato betreten darf. So denken wir, oder zumindest manche, dass ein Krieg abgewendet werden kann. Wir möchten uns also wieder mal über die Souveränität eines Volkes hinwegsetzen und ihnen das Recht auf Sicherheit aberkennen, damit sich der Tyrann zufrieden gibt.
Die Frage, wieso die Nato-Osterweiterung stattfinden konnte, wird dabei nicht gestellt. Sie hat nämlich stattgefunden, weil diese Länder sich gegen ein Angriff Russlands absichern wollten. Die richtige Frage lautet also: Wieso hat es Russland nicht geschafft, diese Länder wie Verbündete zu behandeln? Meine Antwort dazu ist: Weil im tiefen Bewusstsein der russischen Bevölkerung (nicht nur Putin) diese Länder noch ein Teil von Russland sind und kein Selbstbestimmungsrecht haben sollten.
Die wirksamste Massnahme wie wir Russlands Krieg und die darauf folgende mögliche Expansion vermeiden können ist, wenn wir konsequent kein russiches Öl und Gas mehr importieren. Das ist die mit Abstand wichtigste Finanzquelle für Putins Ambitionen. Das wäre eine harte Massnahme, aber wäre weniger schlimm als wenn sich der Krieg ausbreitet oder gar zu einem nuklearen Krieg entwickelt. Sind wir bereit auf ein paar Prozent Wohlstand zu verzichten, oder sehen wir das Problem weiterhin als nicht genug dringlich und bleiben Mittäter?
Für mich steht im Vordergrund, dass "unsere" prominentesten Putin-Versteher, allen voran Roger Köppel und Yvette Estermann, spätestens 2023 die rote Karte von den Wählenden erhalten (falls sie wieder zur Wahl antreten). Noch besser wäre es, wenn ihre Partei (SVP) harte Sanktionen ergreifen würde, wie ein rascher Parteiausschluss oder zumindest ein njet für die NR-Wahlliste 2023 - ich lasse mich gerne positiv überraschen!
Lieber Herr Bieri, ich kann dieser Analyse nur zustimmen. Aber - das wissen Sie natürlich selber -, so wird das nicht gelöst werden. Herzlich, DB
Lieber Herr Binswanger
Bitte, bitte, nennen Sie diese Katastrophe nicht Ukraine-Krieg. Es gibt keinen Ukraine-Krieg. Wir haben Krieg in der Ukraine, ja, aber es ist ganz klar und ausschliesslich ein Russland-Krieg.
Es ist ganz wichtig, Diktatoren und ihre Helfershelfer zur Verantwortung zu ziehen nicht diejenigen, die sich nicht dagegen wehren können. Ich wähle zwischenzeitlich die Formulierung: „von Putin entfachter Angriffskrieg in der Ukraine“.
Was konkret kann die Schweiz jetzt in einem nächsten Schritt in Sachen Rohstoffhandel unternehmen, um Putins Krieg möglichst nicht weiter zu finanzieren?
Endlich in die erneuerbaren Energiesysteme und intelligenten Netzwerke investieren, was wir schon seit mindestens 20 Jahren hätten tun sollen. Die fossile Abhängigkeit der Schweiz ist ein Sicherheitsproblem erster Güte und macht sie erpressbar, wie wir an der sehr langsamen Reaktion des Bundesrates gesehen haben.
Sofort nicht mehr mit Erdgas heizen, was mit der Ankunft des Frühlings einfach sein sollte. Ich habe mich erkundigt, ob Biogas eine Lösung wäre. Es scheint nur punktuell möglich, da noch erst wenig verfügbar, teuer und/oder ebenfalls problematisch (wenn z.B. aus Mais produziert). Ausserdem sind die Herkunftsnachweise für Private nicht frei handelbar: das lokale Energieversorgungsunternehmen muss mitmachen, was die wenigsten tun, sonst zahlt man doppelt. Löbliche Ausnahmen sind die Städte Zürich und Biel mit ihren Angeboten von 100% Biogas naturemade! Star auf https://www.energie360.ch und https://www.esb.ch.
Wir könnten wie im 2. Weltkrieg sofort einen Anteil Holzgas produzieren und damit gleichzeitig die Klimaerhitzung bremsen, wenn die dadurch entstehende Holzkohle nicht verbrannt, sondern in der Landwirtschaft oder Baustoffindustrie verwendet wird. Aber das fängt erst an und liefert zu wenig Quantität, auch für die Millionen von fahrenden Autos. Zwar liessen sich viele Autofahrten im Prinzip auch mit anderen Mitteln ersetzen, aber hier fehlt der Wille, das innere "Auto im Kopf" in die Schranken zu weisen. Noch schwieriger dürfte es sein, auf die aus Erdgas und Erdöl erzeugte Produkte zu verzichten, z.B. Kunstdünger und Kunststoff. Als Konsument im Kleinen schon: Bio kaufen, und "Jute statt Plastik!" (Wobei sich beide Forderungen im Grosshandel teilweise ausschliessen, da ausgerechnet Bio eher in Plastik...)
Symbolischer, aber ernst gemeinter Weckruf-Vorschlag, sofort umsetzbar durch den Bundesrat wie anno 1956 und 1973: "Einen autofreien Sonntag pro Jahreszeit - ein Versuch für vier Jahre!"
Ok, also die bisherigen Antworten fokussieren auf die Energieversorgung für den Schweizer Bedarf, was sicherlich auch ein relevantes Thema ist.
Aber was sind die konkreten Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf den russischen Rohstoffhandel, der ja gemäss den zirkulierenden Zahlen zu etwa 70% über die Schweiz läuft, über Firmen wie Glencore? Was kann die Schweiz diesbezüglich jetzt konkret unternehmen, um es Putin zu erschweren, aus dem Rohstoffhandel Einkünfte zu machen, mit denen er seinen Krieg finanziert?
Zum «Schröder-Syndrom» paart sich auch das «Wagenknecht-Syndrom», wie der Artikel «Nato-Kritiker im Niemandsland. Viele Linke und Friedensbewegte, die bisher vor allem die Nato kritisiert haben, orientieren sich wegen des russischen Angriffskriegs neu. Andere bleiben einfach bei ihrer alten Rhetorik.» schön zeigt.
Vor allem Sahra Wagenknecht macht weiterhin die Nato für den russischen Angriffskrieg verantwortlich. […] Eine Gruppe von sieben Abgeordneten der Linkspartei, darunter Sahra Wagenknecht, Sevim Dağdelen und Klaus Ernst, veröffentlichten nach der Abstimmung eine gemeinsame Erklärung. Darin hieß es, der »Antrag bedeutet die kritiklose Übernahme der vor allem von den USA in den letzten Jahren betriebenen Politik, die für die entstandene Situation maßgebliche Mitverantwortung trägt«.
Darauf reagierte Gregor Gysi in einer Schärfe, die angesichts seiner früheren Positionen überraschte. In einem öffentlich gewordenen Brief schrieb Gysi an die sieben Abgeordneten, sie seien nur daran interessiert, ihre »alte Ideologie in jeder Hinsicht zu retten«. Sie sprächen »der Ukraine faktisch ein Selbstverteidigungsrecht« ab. »Die Nato ist böse, die USA sind böse, die Bundesregierung ist böse und damit Schluss für euch.« Was ihn an der Erklärung wirklich entsetze, schrieb Gysi weiter, »ist die völlige Emotionslosigkeit hinsichtlich des Angriffskrieges, der Toten, der Verletzten und dem Leid«. Und fragte dann: »Müssen nicht auch wir über uns nachdenken, eine gewisse Zäsur begreifen?«
Dieses «Wagenknecht-Syndrom» erklärt vielleicht auch das Niemandsland von Voten mancher Nato-Kritiker:innen hier. Vielleicht braucht es auch im Denken mancher einen «Epochenbruch», eine «Zäsur», ein «Umdenken».
Golf-Kriege I & II, Afghanistan, Libyen, Syrien, Yemen ... Wo war da Gregor Gysis "Entsetzen über die völlige Emotionslosigkeit hinsichtlich des Angriffskrieges ..."?
Hm… ich möchte ja nicht Gysis «Anwalt» sein (er ist ja selbst einer), aber kennen Sie Gysi und seine Positionen? Zu den von Ihnen erwähnten Kriegen sagt er etwa:
Die PDS und später Die Linke haben von Anfang an und immer wieder gegen die Beteiligung der Bundeswehr an diesem Krieg gestimmt und sehen sich nach dem Ende dieses Einsatzes in ihrer Haltung bestätigt. Deutschland hat sich nach dem „Ja“ zum Afghanistan-Krieg zweimal, beim Krieg gegen den Irak und beim Krieg gegen Libyen, einer Beteiligung verweigert. Dies war richtig, wenn man sich die Ergebnisse dieser Kriege anschaut. Eine solche Haltung wäre auch in Bezug auf Afghanistan die richtige gewesen.
2015, also nach der russischen Annexion der Krim sah er Putin zwar auch kritisch, fand aber Sanktionen seien der falsche Weg. Doch nun mit der Invasion und dem Angriffskrieg in der Ukraine sei er «bitter enttäuscht von Putin»:
»Alles, was ich immer gesagt habe«, um die russische Politik zu erklären, sei »an dem Tag gestorben, an dem ein völkerrechtswidriger Krieg beginnt«.
Dem ist meiner Auffassung nach absolut nichts beizufügen, ausser vielleicht nochmals einer Verdeutlichung der Situation, dass die 1000fach dokumentierte Unbelehrbarkeit der westlichen Wirtschtaftsmacht-Demokratien -auch auf Kosten von vielen Millionen Menschen in der 3. Welt- in den letzten 100 Jahren unsäglich ist UND dass es sich in unserem Wohlstandsparadies Schweiz , wenn die Faktenlage wirklich ehrlich betrachtet wird, tatsächlich um Mittäterschaft im mehrfachen Wiederholungsfalle handelt!
UND es macht die Sache definitiv nicht besser, dass viele ehrliche und global verantwortungsbewusste BürgerInnen und Organisationen mit grossem Einsatz auf politischer, wirtschaftlicher, sozialer und allgemeingesellschaftlicher Ebene "die Freiheit geniessen" dies auch ununterbrochen veröffentlichen zu können, im Gegenteil...
Herr Binswanger, wir sind schon lange Mittäter. Gerne erinnere ich, dass all die Produkte & Maschinen die nach Russland geliefert wurden, ebenfalls in die USA verkauft werden. Ein kleines Beispiel, die Schleifring - Gruppe mit der Firma Mägerele AG in Fehraltorf, produziert unter anderem Schleifmaschinen für die Herstellung von Turbinenschaufeln für Gas,- und Jetturbinen. Viele dieser Produkte wurden in die USA verkauft. Kurzum, die wilden Feldzüge die kürzlich im mittleren Osten stattfanden, inklusive diverser Kriegsverbrechen der Nato Armeen, all diese verrückten und modernen Kriegswaffen wurden durch die Schweizer-Maschinenindustrie und vielen anderen Westländern mit unterstützt. Damit will ich nicht gut heissen was Putin derzeit anstellt, sondern nur, dass der Westen nicht so viel besser dasteht wie der Osten, was die Kriegsverbrechen anbelangt. Es ist Zeit für eine globale Ab,- und nicht Aufrüstung. Und die gute Frau Amherd sollte man mit einem F-35 Jet auf dem Mond entsorgen.
Wer sich weiter für Frieden interessiert, dem empfehle ich Charles Eisenstein:
The Field of Peace:
https://charleseisenstein.substack.…dium=email
Lieber Herr K.
Ich danke für ihren Kommentar.
Mein Gedanke dazu:
Wenn wirklich Waffen nötig sind :( (was ich nicht wahrhaben möchte):
wie schaffen wir es, dass all die Waffen, welch vielleicht gut gemeint, als erstes zur Verteidigung in fremde Lände Länder gekarrt werden, auch wieder versorgt oder besser sauber entsorgt werden und nicht unkontrolliert in schmutzige Hände geraten?
Da könnte die Schweiz auch einen wichtigen Friedensbeitrag leisten dazu und mit Organisationsarbeit zu sauber kontrollierten Waffentransporten wieder gut machen, was sie auch mit eingebrockt hat.
Und vielleicht steigt mit diesem Bewusstsein auch der Wille, die Waffenproduktion endgültig stoppen, denn: welcher Mensch kann die Waffen so einsetzen, dass sich die Geschichte langfristig zum Guten wendet?
Ich schaue mir ihre empfohlene Webseite gerne an.
Freundliche Grüsse
Susan G.
Mich erstaunt ja, dass es nicht mehr Kriege gab als effektiv stattgefunden haben. Ich habe erlebt, wie schnell eine Einzelperson verschiedene demokratische Werte (z.Bsp. Meinungsfreiheit) zerstören kann, ein ganzes Dorf schaut weg, auch die Medien und die Justiz, obwohl viele vom Ganzen Kenntnis haben.
Der Gemeinderat in unserem Ort nahm es mit dem Gesetz nicht immer so genau. Eine Einwohnerin getraute sich dann, auf einen mehrfachen Gesetzesverstoss aufmerksam zu machen, erst recht weil der Gemeinderat nicht einsichtig war. Sie wollte, dass Fairness herrscht im Ort mit einer inskünftigen Ausschreibung für die populäre genutzte Gemeindefläche und nicht einfach die Familie eines Gemeinderates besonders profitiert. Die Folge war, dass die Einwohnerin rund 40 anonyme Hetzmails erhielt, die Zeugen Jehovas bestellt vor der Tür hatte und nächtliches Geklingel erdulden musste. Der Verdacht liegt nahe und vieles weist darauf hin, dass hinter fast allem dieselbe Person steckt. Doch da diese gut vernetzt ist und auch in der Justizkommission war, schauen fast alle weg und verlief auch eine Anzeige zuerst im Sand respektive wurde sistiert.
Diese grossen Worte der Beiträge hier kann ich nicht folgen. Was nützt es, was wir es wissen. Wenn es schon um Schuld gehen sollte, müssten wir bei uns anfangen.
Bevor sie höchstens in einem 10 m2 Zimmer in einer WG leben, manchmal 15 grad im Winter und, kein Auto, ein Velo ohne E, das Flugzeug nicht und nur im allerhöchsten Notfall den ÖV brauchen.
Gründe gibt es natürlich, dass wir uns kaum verändern müssen. Chapeau, der das schafft.
Und was jetzt Russland macht, macht mich traurig schon lange zB. in Syrien und der Bundesrat hätte schon längstens Flüchtlinge aufnehmen können statt sie stur wieder abzuschieben.
Wirtschaft ist solange die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, als sie das Leben, also Lebewesen, letztlich die Biosphäre als Mittel für übergeordnete Ziele braucht, verbraucht, missbraucht, und deren Zerstörung somit mitrechnet.
Waffen, Glauben, Geld sind Kreationen menschlicher Neuronen mit ungeheurem Potential für Herr-schaft, Ruhm, Ansehen und Macht, wie es keiner anderen Spezies physisch zusteht.
Das wissen wir seit Sophokles: "Es gibt nichts ungeheuerlicheres als der Mensch", was die Europäer mit ihrer Moderne (Kolonialismus) und deren vorläufigem Höhepunkt im zweiten Weltkrieg bestätigten. Wir wissen es aber auch seit Diogenes, der vom mächtigsten Mann seiner Zeit, der von Aristoteles erzogen worden war, kein Geschenk annahm, sondern ihn bat, ihm aus der Sonne zu treten; Diogenes, der auf dem Markt keinen Menschen fand.
Der Versuch einer Antwort auf das Verbrechen an Menschen im 2. Weltkrieg war die ausgedehnte Formulierung der Goldenen Regel, nun zur Pflicht erhoben : "Devoir de fraternité".
Krieg ist das Gebot, Mitmenschen zu töten; Glauben das Gebot, dem anderen seinen eigenen beizubringen; Wirtschaft das Gebot, reich zu werden, auch oder im liberalen Diskurs vor allem durch die Übervorteilung von anderen Menschen und Lebewesen samt Zerstörung (menschengemachte Epidemien und Verschmutzung vgl. Klima). Allen drei gemeinsam ist die Verleugnung der simpelsten Grundlage unserer Existenz und Herkunft: wir sind Teil einer biologischen Ordnung mit ihren Gesetzen und dadurch verpflichtet, uns zuerst als Lebewesen zu verstehen und allem Grossen: Ansehen, Macht, Geld, Waffen samt Diskurs und Wahn zu misstrauen.
Tip: man stelle gegenüber links das Menschenrecht und das internationale Recht, rechts den Kodex der westlichen Moderne, wie ihn Aristoteles in seiner "Politik" ausführte, was unsere staatlichen Schulen und Universitäten weiterhin der angehenden Elite vermitteln.
Neben RU liegt Belarus und Lukaschenko agiert als Putins Handlanger im Ukrainekrieg.
Für mich stehen zwei Schweizer Persönlichkeiten für das Primat 'Wandel durch Handel' mit Belarus im öffentlichen Fokus: Peter Spuhler SVP - Stadler Rail - und Margret Kiener Nellen SP - Anwältin, im Vorstand von 'PeaceWomen Across The Globe'.
Spuhler will sich die Hände nicht schmutzig machen mit internationaler Politik und Kiener Nellen ist bezüglich Belarus abgetaucht.
Edit: die Bezeichnung 'Anwältin' und 'im öffentlichen Fokus' hinzugefügt.
Was haben die Schweizer "FriedensFrauen weltweit (PeaceEomen across the globe)" mit dem Krieg in der Ukraine zu tun? Das erschliesst sich mir absolut nicht. Deren Vision ist nach eigenen Aussagen „die Schaffung einer friedlichen, sicheren und demokratischen Welt, in der alle Menschen und die Umwelt von vermeidbarem Schaden, Verlust und Gewalt geschützt werden. Dies ist eine Welt, in der Frauen, Männer und Kinder in Würde leben, in der Menschenrechte respektiert werden und Frauen und Männer aktiv am Aufbau von Gesellschaften und ihrer Zukunft teilnehmen.“
Danke für die Frage. Frau Kiener Nellen ist auch Präsidentin des 'Freundschaftsverein Schweiz-Belarus (FVSB)', erhielt einen Orden von Lukaschenko https://www.srf.ch/news/schweiz/bez…-mit-minsk
und hat sich meines Wissens nie zum Wahlbetrug, den Demonstrationen der Frauen in Belarus und zur Repression geäussert.
Ich verstehe nicht, was Sie schreiben, für oder gegen Wandel durch Handel. Was hat es mit Frau Kiener mit dem Krieg zu tun?
Herr S., ich verändere einen für mich zentralen Abschnitt von Binswangers "Epochenbruch" nur ganz leicht. Die geänderten Stellen erscheinen kursiv:
"Wie genau hätte es eigentlich funktionieren sollen, dass der autokratische und brutal [..] agierende Lukaschenko sich ganz plötzlich durch Anbindung an den Westen zivilisieren lässt? Diese Theorie wirkt nicht nur irrwitzig, sondern zynisch – umso mehr als ihre Vertreterinnen selber häufig keine Sekunde daran glauben, sondern auf den eigenen, kurzfristigen Vorteil schielen. Am Putin-Wahn muss die Welt nicht zugrunde gehen. Eher schon am Schröder-Syndrom."
Wieder einmal ein brillanter Binswanger Artikel. Ich wünschte ich könnte meine (zurzeit drastischen) Gedanken ebenso klar ausdrücken.
Ansonsten: Ich glaube nicht an einen Epochenbruch, höchstens, wenn überhaupt, um eine kleine Pause. Ich prophezeie, dass wir spätestens in einem Jahr wieder zum Courant normal "zurückfinden":
der Sport erinnert sich daran, dass er ja unpolitisch und völkerverbindend ist
die Hoteliers erinnern sich an die Supergeschäfte mit den reichen Russen
Stadler Rail, VW, Apple, etc. erinnern daran, dass Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.
und unsere Bänkler? Da wird sich in ein paar Jahren zeigen, dass die gar keine Pause gemacht haben. Gibt dann halt ein paar Bussen.
Leider keinerlei Optimisms meinerseits auf ein "Lesson learned'.
PS: Wenn ich Taiwanese wäre, hätte ich jetzt Angst.
Was müsste ihres Erachtens geschehen, damit die Lektion gelernt wird?
Ja, wenn man das nur wüsste.
Hatte grad schon eine halbe Abhandlung geschrieben, aber wieder gelöscht, weil ich kein Ende gefunden habe.
Aber mindestens: Meine Frau und ich haben nach dem Krim-Überfall eine Reise von Helsinki nach St.Petersburg abgesagt, obwohl wir uns sehr darauf gefreut hatten. Immerhin.
Es ist nicht ersichtlich, wie man Putin vorwerfen soll, dass er die Mächte, welche die freie, demokratische, dem Völkerrecht und der Rechtsstaatlichkeit verbundene Welt repräsentieren wollen, für eine Bande zynischer, egoistischer und heuchlerischer Clowns gehalten hat.
Das ist treffend formuliert und wahrscheinlich auch für viele Bürger*innen dieser Märkte wahr. Entschuldigung, Mächte.
Ich habe meinen eigenen Kommentar zurückgezogen, weil er offenbar falsch verstanden wurde. Ich wollte die Aufforderung von Herrn Binswanger, „neue Antworten […] auf die Frage, wofür wir eigentlich stehen“ zu finden, ernst nehmen, um eine Debatte über Zukunftsvisionen anzuregen. Stattdessen wurde mein Kommentar einmal mehr als Anlass genommen, die gegenwärtigen Problem darzustellen, zu beklagen und an alten Werten festzuhalten, die zwar für sich genommen gewiss schön und gut gemeint sein können, sich historisch aber nun mal höchst bedenklich entwickelt haben.
Ist die grösste Misere nicht, dass wir unfähig und unwillig sind, Realutopien jenseits der etablierten Begriffe und Institutionen auszudenken? Denn wie kann ein Epochenbruch stattfinden, wenn wir nicht mit etablierten Begriffen und Institutionen brechen?
Danke für ihre Ausführungen und das Bild, Werte abzuwägen, indem wir vom Ende auf unser Leben schauen und dann entscheiden, was für uns wesentlich ist.
Das ist es ja gerade, was demokratische Systeme in den letzten ca. 300 Jahren versuchen Wirklichkeit werden zu lassen!
Die Werte: Freiheit - Gleichheit -Geschwisterlichkeit stehen für ganze „Bibliotheken“, in denen Millionen fundiert über ihre Bedeutung nachgedacht haben. In den Bibliotheken gibt es unterschiedliche Abteilungen: das gesammelte Wissen unserer Zeit!
Wenn diese Grundwerte nicht leere Schlagworte bleiben sollen, bleibt ihnen als mündiger Mensch leider nichts anderes übrig, als beste Antworten auf die von ihnen gestellten Relativierungsfragen zu suchen. Damit sie so sterben können wie sie sich das wünschen, müssen sie sich also als LEBENDER aktiv um solche Antworten bemühen. (Alles andere wäre wieder Schlagwortdrescherei und das ist mit Sicherheit nicht was sie sagen wollen).
Herzlichen Dank für diese Anmerkungen. Darf ich sie aber fragen, weshalb sie unbedingt an diesen Begriffen als Ausgangspunkt jeder Wertediskussion festhalten wollen? Weder die Tatsache, dass ganze Bibliotheken mit Gedanken zu diesen Begriffen gefüllt wurden, noch die Tatsache, dass sie eine ca. 300 jährige Tradition haben, spricht dafür, dass wir an ihnen festhalten müssen oder sollen. Weshalb dürfen wir es nicht wagen, vergessene oder ganz neue Begriffe aufzugreifen und die Fragen, die sie evozieren, zu beantworten – um dann vielleicht in einem zweiten oder dritten Schritt uns zu überlegen, was diese Antworten für Konsequenzen hinsichtlich Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit haben?
… and the pursuit of happiness
Guten Tag Herr W., ich verstehe Sie gut. Auch ich bin hier auf der Suche nach gedachten, angestrebten und manifesten Werten, die Hoffnung geben — einfach um in meiner Vision die Menschen unter gemeinsamen solchen verbunden zu sehen. Nach dem Scheitern des realen Sozialismus, den ich hautnah erlebte, begann ich aus nächster Nähe die vorherrschenden westlichen Werte zu studieren, und hatte bisher dreissig Jahre Zeit dazu. Die beste Darstellung dieser Lebensweise und Leitgedanken, denen die meisten Menschen hier folgen, fand ich erst vor kurzer Zeit, in einem Animationsfilm von Steve Cutts. Ich habs gesehen.
Hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=e9dZQelULDk
Geschätzter Herr W., genau die Begriffe Liberté, Égalité und Fraternité haben mich in den letzten Stunden an Hand der Kommentare ebenfalls beschäftigt.
Sie haben einen inspirierenden Kommentar geschrieben, der hoffentlich nicht als naiv oder esoterisch beiseite gelegt wird, sondern als Anregung gebraucht wird.
Ich habe gestern darüber nachgedacht, wie ich die " leeren Worthülsen" füllen würde.
Es fielen mir einfache Sachen ein, die simpel anmuten mögen.
FREIHEIT:
Solange wir nicht frei sind von ÜBERMÄSSIGEN Wünschen aller Art ist Freiheit noch nicht in Sicht. Materielle Wünsche, Wünsche an Mitmenschen, Wünsche nach Anerkennung.........Wünsche haben die Tendenz sich zu vervielfältigen.
GLEICHHEIT:
Solange Menschen mit Titel höher in Ehren stehen als Menschen, die Müll abführen, kann von Gleichheit keine Rede sein.
GESCHWISTERLICHKEIT:
Solange wir in den Kommentaren unserer Brüder und Schwestern der Republik- Community vor allem nach Fehlern suchen, sind wir noch nicht bei Geschwisterlichkeit angelangt .
Lasst uns weiterdenken wie wir liebend und geliebt werdend handeln können um den Epochenbruch zu gestalten.
Es berührt mich immer sehr, wenn wir in der Begegnung an den Punkt kommen, wo wir uns ehrlich über unsere Motive, Werte, Sinn auszutauschen beginnen. Begriffe, die vorher noch abstrakt schienen, bekommen auf einmal Leben! Das verlangt von mir als Zuhörende vor allem Respekt, Einfühlung Perspektivenwechsel, wechselseitig.
Danke für diese Offenheit!
Sobald ich jedoch beginne mit andern eine gemeinsam geteilte Definition, eine gemeinsam geteilte Analyse, einen gemeinsam geteilten Lösungsweg festzulegen, wird es schwierig. Ich finde es total spannend schon nur den Grundwerten und Grundrechten in unserer Verfassung etwas vertiefter nachzugehen! Es übersteigt alles, was mein kleiner Individueller Geist sich vorstellen kann und ist für mich immer wieder „bewusstseinerweiternd“.
Demokratische Systeme zeichnen sich durch Vielfalt aus! Auch Vielfalt des Glaubens und der Meinungen! (Edit: folgender Satz) So gilt Respekt auch den Menschen, die Freiheit als grenzenlose Durchsetzung eigener Interessen verstehen, Gleichheit als Gleichschaltung des Denkens und Geschwisterlichkeit als bedingungslose Gefolgschaft. Sie leben andere Wertpriorisierungen. Da stellt sich dann immer auch die Frage, was noch tolerierbar ist und wie die Grenze des tolerierbaren durchgesetzt werden kann ohne erneut Unrecht zu erzeugen.
Die Republik passt sich imer mehr der allgemeinen Presse an. Den heutigen Beitrag von Daniel Binswanger hätte ich überall lesen können. Die Kommentare sind fast nur noch Schuldzweisungen, Hass und Häme, die uns nicht weiter bringen, weil sie immer ausserhalb des Kontextes angebracht werden. Es geht nur noch ums Recht haben. Ich verabschiede mich von den Kommentaren und werde mich wieder melden, wenn die Ukrainer in Ruinen erwachen und realisieren, dass EU und NATO sie nicht wie versprochen geschützt, sondern im Stich gelassen haben. (edit Grammatik)
Damit müssen wir auch auf Ihre schönfärberischen Kommentare zu China verzichten.
Wir sollten im weiteren Verlauf der Geschehnisse nicht vergessen, dass ein ähnliches Problem mit China besteht, das noch weit grössere Konsequenzen haben könnte. Auch dort liess der Machthaber die Verfassung ändern, um weiter an der Macht zu bleiben.
Wer übrigens erfahren möchte, wie es zu Zeiten des Ausbruchs von Corona in China zu und her ging, sollte den Dokumentarroman "Wuhan" von Liao Yiwu lesen.
Putin's Einschätzung, dass der Westen selbst nicht an die Werte der Demokratie glaubt, wurde ihm in den letzten zwanzig Jahren laufend bestätigt. In den schärferen Worten von Daniel Binswanger: "Es ist nicht ersichtlich, wie man Putin vorwerfen soll, dass er die Mächte, welche die freie, demokratische, dem Völkerrecht und der Rechtsstaatlichkeit verbundene Welt repräsentieren wollen, für eine Bande zynischer, egoistischer und heuchlerischer Clowns gehalten hat." Erstaunlich ist doch eher, wie die Regierung im Westen, quasi die "Bande zynischer, egoistischer und heuchlerischer Clowns", man denke nur an Boris Johnson und dem Finanzplatz London, sich plötzlich für diese Werte einsetzt. Das ist erklärungsbedürftig. Aber eben nicht nur diese. Die nachvollziehbare, uneingeschränkte und richtige Solidarisierung breiter Bevölkerungsschichten mit den Ukrainerinnen und Ukrainern weltweit erinnert an Ungarn 1956, als noch zu den Zeiten des kalten Kriegs. Zielführender wäre es, sich ernsthaft über eine moderne Sicherheitsarchitektur in Europa 2022ff Gedanken zu machen mit Einbezug Russlands. Zum aktuellen Kriegsgeschehen ist das Interview mit Alexander Kluge sehr lesenswert. "Sieger ist nicht, wer die Schlachten gewinnt" (https://www.zeit.de/kultur/literatu…pa-frieden)
1989 Fall der Mauer, 2022 Beginn des Endes des Versuchs die alten Machtverhältnisse wiederherzustellen?
Lieber Herr Knaus, in gewissem Sinn, so vermute ich, wohl schon. Aber es wird nicht funktionieren: Die alten Machtverhältnisse wurden getragen von der damals ungeheuer mächtigen Ideologie des Kommunismus. Was hat Putin da zu bieten? Ein bisschen Religion, ein bisschen Matchismo, ein bisschen Homophobie. Wen soll das verführen? Putin wird scheitern an seiner radikalen Ideenlosigkeit? Herzlich, DB
«Epochenbruch» sollten vielleicht besser die überlebenden feststellen, im nachhinein.
Lieber Herr Weigel, diesen Einwand kann ich sehr gut nachvollziehen. Was wissen wir schon, wie die Dinge historisch wirklich eingeordnet werden? Allerdings: Was bisher geschehen ist, was sich schon jetzt an Denkbarem und Machbarem verschoben hat, ist dermassen einschneidend, dass man sich wirklich kaum vorstellen kann, wir würden alle ganz einfach, aufgrund unvorhersehbarer Entwicklungen, wieder zum status quo ante zurückkehren, Insofern: Doch, leider. Epochenbruch erscheint mir auch schon aus der Perspektive des Zeitzeugen sehr adäquat. Herzlich, Daniel Binswanger
Wir sollten das nochmals lesen, wenn dieser Krieg in unserer Wohlstandsbehaglichkeit vergessen werden sollte, wie der Krieg den Putin in Syrien führt und die andern Kriege. Auf alle Fälle sollten wir uns daran erinnern, sollte für die, die nicht dafür bezahlen, doch noch alles glimpflich ausgehen. - Danke!
Richtig ist, dass es wohl noch nie ein so konkretes Szenario gab für eine nukleare Eskalation.
Expertinnen wie z.B. Fiona Hill sind da mit Ihnen (sehr spannendes Interview in Politico), nur dass Sie den "Start" dieses Krieges - den Hill bereits als WWIII bezeichnet - auf 2008 zurückdatiert.
Lieber Herr N., vielen Dank für Ihren Kommentar. Allerdings glaube ich nicht, dass ich da von Fiona Hill abweiche (deren Publikationen und Äusserungen natürlich auch auf mich einen grossen Einfluss haben). Ja, mit dem Georgien-Krieg begannen die Dinge bereits ernsthaft zu entgleisen. Das Erwähne ich ja auch in meinem Kommentar. Herzlich, DB
Danke für den interessanten Beitrag.
Im sehr hörenswerten Zeit-Podcast „Das Politikteil“ vom 5.3. ordnet der Politikwissenschaftler Herfried Münkler das russische Kriegsvorgehen sehr nüchtern ein. Sein Fazit am Ende ist wahrlich deprimierend: Selbstbestimmung für ein Land wie die Ukraine und andauernde (nukleare) Kriegsgefahr in Europa oder klar abgesteckte Einflusssphären der Grossmächte (China, USA, Russland) mit dem jeweiligen (Werte-)System.
Pest oder Cholera?
Ich glaube nicht, dass uns eine Debatte über die Schuldfrage, weiter bringt. Die Frage ist eher, wie kann dieser Wahnsinnige gestoppt werden?
Die Menschheitsgeschichte ist voll von Beispielen gescheiterter Gesellschaftsmodelle. Bis jetzt hat es noch kein Modell geschafft Hunger, Kriege, Gewalt, soziale Missstände und Ungerechtigkeit in der Welt zu vermeiden. Dies ist vielleicht eine Folge der Grundstruktur des Menschen.
Ein interessantes Gesellschaftsmodel, das leider nie die Chance einer Realisierung bekam, stammt von Rudolf Steiner. Er geht dabei von einer Dreiheit von unbedingt gleichberechtigten Teilen aus: Freiheit, Gleichheit und Solidarität (Brüderlichkeit).
1. Freiheit im kulturellen Leben
2. Gleichheit in einem demokratisch politischen Leben
3. Solidarität im Wirtschaftsleben.
Jedes Ungleichgewicht in dieser Dreiheit führt nach Steiner zu fatalen Folgen, wie die folgenden drei typischen Ausformungen zeigen:
a) Theokratie: Die kulturelle Sphäre in religiöser Form dominiert Wirtschaft und
Staat.
b) Diktatur in allen Ausprägungen: Die politische Sphäre dominiert Wirtschaft und
Kultur
c). Konzernkapitalismus: Die Wirtschaft dominiert Staat und Kultur.
Ob Steiner‘s Modell funktionieren könnte, oder ob es an der Natur der menschlichen Wesen ebenso scheitern würde, kann leider nicht vorausgesagt werden. Aber ein Versuch könnte sicher nicht schaden.
Weil alle Zufrieden sich zurücklehnen und sich keinen Deut um das Wohlergehen der Menschen in "fernen" Ländereien kümmern ....
Wie bitte sollte denn dieses Kümmern aussehen. Wir leben in einer Gesellschaft in der das Kümmern schon längst an den Staat oder NGO‘s delegiert wurde. Wir lassen kümmern, um uns nicht selbst kümmern zu müssen. Anderseits ist es vielleicht auch effizienter, dies den Spezialisten zu überlassen und dafür zu spenden. Es ist auch eine Frage des Wirkungsradius unseres persönlichen Kümmerns. Im persönlichen Umfeld ist unser Kümmern sicher wirkungsvoller. Zudem dient es niemandem, wenn wir den unmöglichen Versuch unternehmen, das ganze Leid der Welt auf unsere eigenen Schultern zu laden. Taten am richtigen Ort sind gefordert, nicht nur Worte.
Republik AG
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8004 Zürich
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