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Ich schreibe anonym um meine ukrainischen Gäste zu schützen.
Wir wohnen seit März 2022 mit einem ukrainischen Mami und ihrem Kind (8 Jahre alt) zusammen im Kanton Zürich. Sie wohnen in unserem Haus und haben ein eigenes Zimmer und Badezimmer. Der Rest wird geteilt.
Unsere Erfahrungen mit den Menschen, welche wir aufgenommen haben, sind ausgesprochen positiv. Ich kann mir ein Leben ohne sie kaum mehr vorstellen - auch wenn ich weiss, dass das eines Tages so sein wird. Wir haben die Mutter und das Kind so in unsere Herzen geschlossen, sprechen jeden Tag miteinander, teilen so viele Sachen und wir passen immer wieder gegenseitig auf die Kinder auf. Sei es weil die Mutter im Deutschkurs ist und ihr Kind Hilfe bei den Deutschaufgaben braucht oder weil mein Partner und ich an ein Geschäftsweihnachtsessen gehen.
Bevor wir Flüchtlinge aufgenommen haben, hatten wir jahrelang 2 Zimmer auf Airbnb vermietet and Gäste aus aller Welt. Diese Erfahrung hat uns sehr geholfen zu wissen, was wir brauchen, wenn "fremde" Menschen bei uns wohnen.
Was aber seit Beginn eher mühsam und zeitaufwendig ist, sind die Behörden. Wir haben bis jetzt quasi NULL Unterstützung erhalten, ohne dass wir uns diese erkämpfen mussten. Wir mussten auch regelmässig beim ORS schauen, dass die Mutter ihre Zahlungen erhält. Ein Antrag für dringend nötige Zahnreparaturen beim Kind liegt nun seit 3 Monaten irgendwo herum und nichts passiert. Nachdem wir irgendwann ein Gespräch mit dem lokalen Chef und der zuständigen Sozialarbeiterin hatten, in welchem die Sozialarbeiterin mehrfach komplette Falschaussagen gemacht hat und der ORS Chef sie korrigieren musste, hat sich die Situation mit den Zahlungen gebessert. Auch sind nun endlich die seit 6 Monaten fälligen Krankenkassenrechnungen bezahlt. Damit diese Rechnungen bezahlt wurden vom ORS hat die Mutter so viele Emails geschrieben, so oft die Belege persönlich vorbeigebracht und ich habe mindestens 3x angerufen. Solche Sachen rauben einem als Gastfamilie den letzten Nerv.
Teilweise wurde das Sozialgeld mindestens 2 Wochen zu spät ausbezahlt. Die Situation war quasi so, dass wir als Gastfamilie Geld ausleihen mussten.
(Ich muss hier kurz eine positive Behörde erwähnen. Seit Beginn funktioniert die Schulsituation des Kinder wunderbar. Die Schulbehörde war mega schnell und unkompliziert, freundlich und es war einfach nur eine super tolle positive Erfahrung.)
Die Mutter geht mit dem Geld übrigens sehr sparsam um. Sie fährt regelmässig mit dem Fahrrad in den mehrere Kilometer entfernten Aldi oder Lidl um dort Produkte zu kaufen wie Mehl, welches gerade günstig ist. Sie schaut immer zuerst, wo welche Sachen Aktion sind oder günstig.
Seit Sommer darf sie einen Intensiv Deutschkurs besuchen, unter anderem auch, weil sie seit ihrer Ankunft im März selber mega fleissig jeden Tag Deutsch lernt. Sie spricht nach nur 10 Monaten fast fliessend Deutsch, mit Grammatikfehlern und teilweise noch den falschen Wörtern, aber man kann über alle möglichen Themen mit ihr sprechen. Zu Beginn konnte sie weder Deutsch noch Englisch. Im Vergleich zu den Ukrainerinnen, welche in ORS Wohnungen / Zimmern untergebracht sind, ist der Unterschied in den Deutschkenntnissen wirklich unglaublich. Ihre beste Freundin, welche gleichzeitig ankam und nicht in einer Gastfamilie lebt, kann mit mir kaum sprechen, ohne dass übersetzt wird.
Weitere mühsame Aspekte im Zusammenhang mit dem ORS sind die zahlreichen Falschaussagen, welche gemacht wurden. Ohne uns als Gastfamilie wüsste die Mutter überhaupt nicht, dass sie falsch informiert ist. Z.Bsp wurde uns mehrfach im April gesagt, dass die Mutter bis CHF 500.- behalten darf wenn sie arbeiten geht. Es stellte sich 2 Monate später heraus, dass sie genau 50.- behalten darf. Sie geht also jede Woche 2h putzen, zu einem grosszügigen Lohn, und das Sozialgeld wird ihr gekürzt. (Ob das zum arbeiten motiviert oder nicht kann jeder für sich selber entscheiden, für mich entscheidend sind die zuvor mehrfach gemachten Falschaussagen vom ORS). Die Mutter geht übrigens weiter bei meiner Bekannten arbeiten und wir fragen uns, wieso meine Bekannte einen grosszügigen Lohn bezahlt.
Da ich jeweils die ORS Abrechnungen kontrolliere kann ich hier auch einen kleinen Einblick in die finanzielle Situation geben.
Die Mutter erhält für sich und ihre Tochter monatlich etwa 1'000 CHF Sozialgeld. Dazu kommen 500.- CHF welche sie an uns als Gastfamilie für die Miete weitergeben muss. Von diesen etwa 1'500 CHF werden dann wieder ihr Lohn - bis auf 50 CHF - abgezogen. Das sind meisten 150-200 welche abgezogen werden. Sie bekommt etwa 1350.- ausbezahlt wovon sie dann gleich 500.- an uns weitergibt. Von den übrig bleibenden 850.- bezahlt sie alles was sie so braucht. Wie sie dieses Geld verwendet sehe ich nur indirekt. Ich habe noch nie gesehen, dass sie etwas sinnloses oder überflüssiges gekauft hat, ausser vielleicht Geschenke für ihr Kind zu dessen Geburtstag. Einmal musste sie z.Bsp das geschenkte Fahrrad reparieren, so etwas kostet schnell über 100.-. Oder einmal ist sie zur Dentalhygiene und das ORS wollte nicht bezahlen, 125.- weg (wir haben sie an einen für Zürich günstigen Ort geschickt). Dann kommt dazu, dass das Kind wächst. Alles Winterkleider vom letzten Jahr sind zu klein. Vieles lässt sie sich von der Familie aus ihrer Wohnung in der Ukraine abholen und schicken, aber manchmal muss trotzdem etwas gekauft werden. Sie geht oft ins Brockenhaus oder schaut bei der Flüchtlingskleiderbörse vorbei - wo sie auch als Freiwillige mithilft - ob es etwas hat.
Sie geht nie auswärts essen, wenn sie unterwegs essen muss holt sie sich etwas günstiges im Migros oder Coop. Sie fährt überall mit dem Fahrrad hin oder läuft zu Fuss.
Ein Teil vom Geld geht auch für Zigaretten weg, aber ich habe als überzeugte Nichtraucherin vollstes Verständniss, dass man in einer solch schwierigen Situation nicht mit dem rauchen aufhört.
Ich selber habe als Studentin, alleine mit knapp 2'000 CHF Lohn als Werkstudentin und einer Miete von 860.- kaum etwas sparen können. Sie hat für 2 Personen 850.-, ich hatte für mich alleine gut 1'000.
Die Mutter ist im Dorf sehr gut integriert und ist im Kontakt mit vielen UkrainerInnen. Sie organisiert viele Sachen für die anderen UkrainerInnen, welche nicht so gut Deutsch sprechen. Letztens mussten wieder sehr komplizierte Formulare vom ORS ausgefüllt werden - etwa 10 Seiten - da das Gesetz angepasst wurde. (Im Ernst, das ORS schickt einen Formularbogen, welcher auf Deutsch ausgefüllt werden muss mit 10 Seiten an alle UkrainerInnen im Dort und alle bekommen Panik und fragen bei der Mutter nach. Wieso tut das ORS so etwas, ohne direkt Hilfe anzubierten? Die Formulare waren sogar für mich und meinen Mann kompliziert auszufüllen.). Sie hilft vielen Menschen, ist stets mega freundlich, lacht und ist für andere da.
Der Lenbenslauf ist parat und die Suche nach einer Arbeit wird bald beginnen. Der Deutschkurs wird im Februar fertig sein und sie möchte unbedingt arbeiten. Sie hat in der Ukraine an der Wirschaftsuniversität einen Masterabschluss gemacht und top Berufserfahrung. Nur leider ist das unmöglich hier einen entsprechenden Job zu finden. Ihr ist das bewusst und wir werden versuchen ihr eine Arbeit im Detailhandel zu finden - das hatte sie in Studienzeiten in der Ukraine auch gemacht.
So das war jetzt mega lange und vielleicht auch etwas wirr durcheinander... Auf jeden Fall DANKE für den Artikel :).
Edit: Typos und Ergänzung Kanton Zürich
Ergänzung bez. Falschaussagen ORS. Vor 3 Monaten hat die Sozialarbeiterin der Mutter folgendes gesagt: "Wenn sie in einem andere Kanton eine Arbeit findet, darf sie dort hin ziehen." Ich finde das sowas von beängstigend, wenn den Menschen von den Behörden solch kompletter Schwachsinn erzählt wird. (Wir haben das natürlich gemeldet.)
Auch sind immer mal wieder die Abrechnungen falsch und müssen nachkorrigiert werden (es wurde der Brutto statt der Nettobetrag vom Lohn abgezogen, oder Spesenbelege wurden ignoriert,...). Man fragt sich manchmal, was Menschen machen, welche kein Deutsch sprechen, keine Gastfamilie oder sonstige Ressource haben um die Abrechnungen zu kontrollieren.
Danke für den genauen Bericht. Trotz aller Schwierigkeiten für geflüchtete UkrainerInnen, liebe Anonym 3, ist aber das Los von geflüchteten Menschen aus anderen Ländern - zB. Eritrea, Afghanistan, Iran, etc. oft noch viel, viel schlimmer als das zutreffend geschilderte: ewiges Warten, Bürokratie, mangelnde und falsche Information, Missgunst und oft Schikane und Arroganz, mehr Interesse für die eigene Work-Life-Balance als für die Geflüchteten und ab und an auch blanker Rassismus sind ebenso anzutreffen wie oft auch Offenheit, Freundlichkeit und Effizienz. Die Realität der Geflüchteten ist eine ganz andere als die in den Communiques des SEM und der Sicherheits- und Fürsorgedepartemente der Kantone abgebildete! Ziemlich grau!
Ich konnte es kaum glauben, als ich von all den Privilegien hörte, die für Geflüchtete aus der Ukraine plötzlich problemlos aus dem Boden gestampft wurden.
Eine befreundete Familie hat diesen Sommer nach 11(!) Jahren endlich endlich den Bescheid erhalten, dass sie bleiben dürfen. Sie sind aus Äthiopien, sehr engagiert im Dorf und haben echte Schikanen erlebt. Und ich muss zugeben, dass auch mein Mann und ich, beide mit Masterabschluss, bei einigen Formularen nicht verstanden haben, was wir wo eintragen müssen, damit die Freundin vorübergehend bei uns arbeiten darf. Weil sie jetzt plötzlich darf (und muss).
Es ist unglaublich frustrierend und mir erschien die ganze S-Status-Sache wie ein Hohn allen anderen Geflüchteten gegenüber. Auch wenn ich es den Menschen aus der Ukraine von Herzen gönne. Aber ich habe mich einmal mehr geschämt für unsere Flüchtlingspolitik.
Meine Erfahrung in Genf mit sozial Hilfe und Zahlungen ist viel besser, obwohl nicht perfekt. Wir alle suchen unser bestes zu tun, und die meisten in den Behörden auch. Vieles ist neu und muss angepasst werden.
Ja total, die ersten 5 Monate war ich auch immer am sagen "alles ist neu, die Behörden müssen sich zuerst organisieren, sie geben ihr Bestes,...".
Aber nun sind 9 Monate vergangen und es kommen immer noch krasse Falschaussagen. Nachdem wir die Situation bis zur Gemeinde eskaliert haben vor 2 Monaten hat es sich zumindest aktuell gebessert.
Und Krankenkassenrechnungen 6 Monate nicht bezahlen finde ich einfach nur völlig daneben. Das hat nichts mehr mit neue Situation zu tun.
Danke für diesen fundierten Beitrag und auch die spannenden Kommentare bisher.
Als wir 1998/1999 in die Schweiz geflüchtet sind, waren es auch Privatpersonen, die aufmerksam waren und eigentlich zufällig erkannt haben, dass da etwas nicht so funktioniert, wie es eigentlich sollte. Diese Schweizerinnen waren sehr empathisch und sensibilisiert für die traumatische Situation, in der wir uns damals befanden. Sie haben mir als Kind sogar Methoden zur Selbsttherapie beigebracht, um das Erlebte zu verarbeiten. Das wurde mir erst im Nachhinein so richtig bewusst. Ich musste beim Begriff „Integrationsbooster“ zuerst lachen, aber eigentlich ist es genau das. Das zeigte sich daran, dass ich im Deutschunterricht später wenig Mühe hatte und ziemlich auf dem Niveau der Schweizer war. Im Nachhinein weiss ich, dass ich dank dieser privaten Hilfe bereits ein „privilegierter Flüchtling“ war und ich werde die Hilfsbereitschaft dieser Menschen bis zu meinem Lebensende nie vergessen. Andere hatten nicht dieses Glück und waren somit oftmals der Willkür der Behörden ausgesetzt. Vom Staat und den Behörden habe ich mehrheitlich negative Erinnerungen. Wir waren Kinder und Jugendliche, die genauso hier aufgewachsen und zur Schule gingen. Als wir von der Schule nachhause kamen, mussten wir unseren Eltern oftmals Briefe übersetzen und erklären. Diese Briefe waren meist auch für Juristen schwer zu verstehen und es ging meist darum, Gründe zu finden, um uns doch noch irgendwie in unser Herkunftsland zurückzuschicken, wo unser Haus von der jugoslawischen Armee niedergebrannt wurde und in dem wir Kinder zumindest, uns kein Leben mehr vorstellen konnten. Als Kind habe ich es nie verstanden, wieso uns der Staat um jeden Preis aus dem Land haben will und diesen Kurs fortgesetzt hat, als wir schon lange selbstständig lebten und auf keine staatliche Hilfe mehr angewiesen waren.
Wie belastend die Situation für uns war, haben wir erst im Nachhinein verstanden und zu diesem Zeitpunkt hätte ich es aufgrund der vorherrschenden Stigmatisierung nie gewagt, so einen Beitrag in einem öffentlichem Medium zu veröffentlichen.
Ich würde mich freuen wenn die Solidarität nicht nur für die Ukrainerinnen, sondern auch z.B. für die kurdische Bevölkerung, die historisch von westlichen Mächten hintergangen wurde, die in allen ihren Siedlungensgebieten von repressiven Regierungen als Minderheiten unterdrückt werden und somit auch fast nur nach Europa flüchten können, gelten würde. Dafür müsste aber stärker über die Situation der kurdischen Bevölkerung berichtet werden und dann würde es auch ein Bewusstsein dafür geben, dass der Preis für den Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands zu hoch ist und längerfristig zu mehr Konflikten im nahen Osten führen wird.
Vielen Dank, lieber Herr Elshani, für diese persönliche Sicht. Sehr spannend.
Es schmerzt einfach nur. Ich hatte einen afghanischen Vorlehrling ein Jahr betreut, dessen Gesuch vom Bundesverwaltungsgericht abgelehnt wurde - aufgrund Informationen aus Schweden, die so niemals stimmen können. Der junge Mann darf nun nicht mehr privat wohnen, das Gesuch wurde vom Migri Bern abgewiesen. Die Praxis wurde ganz klar verschärft. Er ist ein junger Mann, der ARBEITEN will - und es gibt genügend offene Stellen, die er antreten könnte. Aber nein, danke Schweiz mit der vollkommen verfehlten Asylpolitik. Wir beuten andere Regionen schamlos aus - und drücken uns um die Verantwortung im eigenen Land.
Es macht mich einfach unendlich traurig und wütend. Den Glauben an die Schweizer Demokratie habe ich in diesem Jahr endgültig verloren.
Die Betreuung durch Zivile ermöglicht sehr viel, insbesondere die Erfahrung von Menschlichkeit und Geborgenheit, wie im Artikel festgehalten. Ein wesentliches Kriterium ist sicher der Aufenthaltstatus. Bei den Ukrainer*Innen hat man erstmals den S-Staus angewendet. Da zeigte der Staat unbürokratisch, dass die Aufnahme vieler Personen möglich ist. Das wäre mit politischem Willen bspw. auch beim Syrienkrieg möglich gewesen.
Im Normalfall müssen Personen aus Drittstaaten (Staaten ausserhalb der EU/EFTA), wenn sie in der Schweiz Zuflucht finden wollen, ein Asylgesuch stellen, und individuelle Fluchtgründe gelten machen. Wenn aufgrund des rechtstaatlich durchgeführten Verfahrens schliesslich feststeht, dass kein Aufenthaltstatus begründet ist, muss die Person die Schweiz wieder verlassen.
Das ist eine ganz andere Ausgangslage. Eine private Unterbringung wäre insbesondere aus rechtstaatlicher Sicht widersprüchlich, steht doch nicht die Integration, sondern die Ausreise der Person im Vordergrund.
„Anonym 2“ wiederholt die typisch formaljuristische Argumentation, die man immer wieder hört und liest und welche die Mediensprecher der Behörden immer wieder wie ein Mantra wiederholen und herunterleiern. Kritik ist nicht erwünscht, man bezweifelt den „Rechtsstaat“. Haben Sie sich schon mal damit beschäftigt, wie die kurzgetakteten, grundlegende Rechte einschränkenden Regeln unseres „rechtsstaatlichen Verfahrens“ wirklich funktionieren und was zB. die Möglichkeiten einer tibetischen Frau sind, die wirklich aus dem Tibet kommt, ihre Herkunft zu beweisen, oder die eines jungen Eritreers, an Papiere zu kommen und nicht einfach von der eritreischen Botschaft ausgenommen zu werden? Und wie „zumutbar“ die Rückkehr in den Iran oder nach Eritrea oder nach Äthiopien wirklich sind, auch wenn ein BVG-Urteil die Zumutbarkeit „rechtsstaatlich“ bestätigt?
Es besteht ein schreiender Gegensatz zwischen der Gastfreundschaft von Staat und Gesellschaft gegenüber den Flüchtenden aus der Ukraine und denjenigen aus aussereuropäischen Kriegs- und Krisengegenden. Mit welcher Herzlosigkeit und Hartnäckigkeit der Bund unter BR KKSs Federführung die Herzen und Grenzen verschliesst gegenüber Flüchtenden aus Afghanistan, Syrien und andern Krisengegenden, ist beschämend. Aus Gegenden, von denen täglich Berichte über Unterdrückung und Verfolgung zu hören und lesen sind. Herzlos!
Drei Kinder je aus der Schweiz, aus Frankreich und aus Deutschland stehen beisammen und sprechen darüber, woher denn die Babys kämen. Das Kind aus Deutschland erklärt, dass in seinem Land der Storch die Babys bringe. In Frankreich habe das irgendwas mit Mann und Frau zu tun, sagt der kleine Franzose. Ah, meint das dritte Kind: "In der Schweiz ist das verschieden von Kanton zu Kanton."
Genau so wie in der Behandlung der in die Schweiz Geflüchteten.
Die Unterschiede zwischen den Kantonen scheinen gross zu sein. Wäre in gewendeten Zeiten das nicht eine schweizweite Aufgabe, nämlich humane Gesetze zur Betreuung und Ausbildung der Geflohenen zu erlassen. Als Gegenleistung zum Profit der Wirtschaft auch in Gegenden aus denen viele Menschen vor Hunger, Durst und Krieg fliehen. Es wird sowieso zur Daueraufgabe der nord-westlichen Welt.
Unter anderem ergeben sich mir aus diesem sehr differenzierten Bericht folgende Erkenntnisse:
Die Solidarität in unserer Bevölkerung mit Flüchtlingen ist trotz permanenter rechtspopulistischer Hasspropaganda gross.
Die offizielle Flüchtlingspolitik auf Bundes- wie Kantonsebene ist dem gegenüber mehrheitlich durch Abschreckung und Ausgrenzung geprägt. Dabei werden auch elementare Menschenrechte in Frage gestellt. Das zeigt sich in den Asylverfahren und in der Behandlung von abgewiesenen Asylsuchenden, denen jegliche Perspektive und jegliche Menschenwürde genommen wird. Die Behörden nehmen so in Kauf, dass diese Menschen drogenabhängig, psychisch krank und kriminell werden. Was dann in dieser perversen Logik wiederum von den Rechtspopulisten propagandistisch verwertet wird.
Das Boot scheint wieder einmal voll zu sein.
Arme Schweiz!
Das Engagement für Flüchtende aus der Ukraine, die unbürokratische Gewährung des Sonderstatus S, die grosszügigen Spenden, all das ist äusserst erfreulich.
Doch da bleibt ein zwiespältiges Gefühl: warum ist das nicht auch mit Kurden, Syrern, Afghanen möglich? Ist die Geographie bei flüchtenden Menschen ein Kriterium? Waren die Immigranten aus Ex-Jugoslawien nicht auch Europäer?
Und wenn wir uns für Flüchtende einsetzen, müssten wir uns nicht ebenso einsetzen für einen raschen Waffenstillstand/Frieden in ihrem Heimatland?
Da stimme ich völlig überein! Warum hatte ich meine Türe eigentlich nicht für einen Kurden oder Afghan oder Syrier geöffnet ?
Wir sind oft mit uns selber nicht konsequent!
Ich verstehe Ihrer Argumentation nicht : Wie stellen Sie sich einen Waffenstillstand und Frieden im Heimatland vor? Und wie sollen Friedensverhandlungen mit russischen Kriegsverbrechern denn geführt werden? Und beim wem sich für einen Frieden einsetzen? Direkt bei den Kriegsverbrechern? Das wurde ja mehrfach versucht, sogar vor dem Einmarsch und ist bisher gescheitert. Einen raschen Waffenstillstand, sagen Sie, warum rasch und warum jetzt, wo die Ukraine die Besatzer stetig zurückdrängtt?
Jeder Krieg endet mit einem Waffenstillstand. Je früher desto weniger Tote, Verletzte, Zerstörung und Elend auf beiden Seiten. Also wohl Grund genug, alles zu unternehmen um dahin zu kommen.
Wer soll das tun? Natürlich die USA/NATO mit Russland mittels Diplomatie und auch mit eingestehen eigener Fehler die es zweifellos gibt.
Was ist die Alternative in einem Krieg in dem es nur Verlierer geben wird?
Ich engagiere mich seit 2015 im Kanton Aargau für Geflüchtete. Als Freiwillige begleiten wir diese Menschen, die aus der ganzen Welt zu uns geflohen sind. Das "Ankommen" in der Schweiz ist kompliziert; wir unterstützen sie bei den "Untiefen", mit denen sie auf vielen Ebenen konfrontiert sind. Das "Netzwerk Asyl Aargau" macht diese erfolgreiche Arbeit im ganzen Kanton seit über 10 Jahren.
In Rheinfelden, wo ich wohne, sind bis Juli praktisch alle Frauen, die mit ihren Kindern aus der Ukraine ankamen, bei Gastfamilien untergekommen. Das waren knapp 100 Personen, heute sind es immer noch ca. 70.
Von daher kann ich der Gesamtaussage des Artikels zustimmen: Die Schweizer haben ihre Türen und ihre Herzen geöffnet! Wenn die kantonalen Behörden diesen Prozess unterstützt haben, war das sehr hilfreich.
In Rheinfelden hatte die Helvetia-Versicherung 2021 angekündigt, dass die Überbauung "Dianapark" mit ihren 240 Wohnung zwecks Luxussanierung leergekündigt werde. Das führte zu einem regelrechten Exodus unter den damaligenMietern. Im Frühjahr 2022 standen über 60% der Wohnungen schon leer; heute sind es über 80%. Als die Helvetia dann ankündigte, sie werde 120 der leerstehenden Wohnungen dem Kanton Aargau als "kantonale Unterkunft" zur Verfügung stellen, machte das schweizweit Schlagzeilen. Es waren Zahlen bis zu 600 Menschen im Umlauf, die vorübergehend bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten im Frühjahr 2023 untergebracht werden sollten. Ab Juli zogen dann Geflüchtete aus der Ukraine ein.
Heute, ein halbes Jahr später, zeichnet sich ein klares Bild ab, wie der Kanton Aargau diese Aufgabe konkret angegangen ist und weiter angehen will.
Dazu solte man auch wissen, dass dieser Kanton eine sehr restriktive Politik gegenüber Geflüchteten betreibt. Ich nenne sie reaktionär:
Von den 1500.-, die der Bund monatlich für jeden erwachsenen Geflüchteten an die Kantone bezahlt, zahlt der Aargau einen Tagessatz von 9.- Fr./Tag aus. Also 270.- Fr. im Monat plus weitere 20.- Fr. für Kleider. Das ist schweizweit der niedrigste und geizigste Ansatz; die Nachbarkantone Basel-Stadt zahlen 25.-Fr., Zürich zahlt 24.- Fr./Tag. Der reguläre Satz im Aargau liegt noch unter der Nothilfe, die viele Kantone abgewiesenen Asylbewerbern geben.
Von den 1500.- Fr. sind ca. 380.- für eine Krankenversicherung mit einer Franchise von 300,-Fr. vorgesehen. Im Aargau wurde jedoch eine KV mit einer Franchise von 2500.-Fr abgeschlossen. Die kostet nur ca. 280.- Fr. Es werden also pro Monat und Person weitere 100.- Fr. "gespart". Jede(r) kann selbst ausrechnen, um welche Beträge es hier geht: Von den aktuell ca. 94'000 Geflüchteten, die 2022 in die Schweiz kamen, muss der Aargau 8% übernehmen.
Als die Menschen in den "Dianapark" einzogen, gab es von der Politik und den zuständigen Behörden viele warme Worte: Von "zur Ruhe kommen" war die Rede, von "Integration durch Arbeit" usw.
Die Frauen und Männer aus der Ukraine glaubten das auch. Sie kamen z.B. hochmotiviert in unsere Deutschkurse. Wir haben so ein Viertel der Geflüchteten am Ort erreicht. Und wir haben gestaunt: Denn nach einem halben Jahr hatte ein Teil unserer Teilnehmer:innen ein Sprachniveau von A2 oder B1. Dafür brauchten wir sonst 12-18 Monate!
Einkaufen gingen sie über die Brücke nach Deutschland, mit Status "S" kein Problem. Die grossen Kirchen bauten eine gratis Kleiderbörse auf. So konnten die prekären Bedingungen zumindest teilweise aufgefangen werden.
Die Einstellung der übergrossen Mehrheit der Geflüchteten entsprach also sehr wohl der positiven Einstellung der Einheimischen. Viele suchten sich selbst Arbeit, fast immer Teilzeit-Jobs mit Mini-Löhnen. Und es meldeten sich auch viele neue Freiwillige, die sich aktiv engagieren wollten.
Die erste Renovationsphase im Dianapark beginnt nun im April '23, die dritte Phase ein Jahr später. Aber nur das Büro der ORS und max. 10% der heute 220 Menschen aus der Ukraine sind auch in Bau-Phase 3 untergebracht. Obwohl bekannt war, dass die Menschen bald wieder raus müssen, wurden gezielt die Wohnungen in Phase 1 belegt. Erst als diese voll waren, auch in Phase 2, die ab Okt.'23 umgebaut wird.
Heute wird deutlich, dass das bewusste Schritte waren:
Der kantonale Sozialdienst (KSD) hat begonnen, die Menschen aus den Wohnungen in Phase 1 neu über den ganzen Kanton zu verteilen. Manche dieser Menschen haben eine Odysee durch 3,4,5 Heime in der Schweiz hinter sich, bis sie nach Rheinfelden gekommen sind. Kaum waren sie tatsächlich etwas zur Ruhe gekommen, werden sie erneut entwurzelt.
Die Gemeinden haben dem Kanton weitere 200 freie Plätze zur Verfügung gestellt. Die ORS versucht nun im Auftrag des KSD, diese Menschen, regelrecht weichzukochen: Z.B. heisst es, wenn ihr nicht jetzt geht, müsst ihr in unterirdische Bunker.... Ich hatte gerade mit einem Fall zu tun, wo die jüngste Tochter mitten im Schuljahr aus der Schule gerissen werden sollte. Zügeltermin: Am 25. Dezember!
Genau zur gleichen Zeit wurden jedoch über 20 Geflüchtete aus der Türkei in Bauphase 2 untergebracht. Also: Ukrainer raus - Türken rein.
Man konnte das nur so verstehen, dass die verschiedenen Nationalitäten gegeneinander ausgespielt werden sollten. Dummerweise für den Kanton gab es unter den türkischen Männern welche, die jahrelang in der Ukraine oder Russland gearbeitet hatten und die Sprache sprachen...
Als dann auch noch ein erster Artikel in einer Zeitung diese Thematik aufgriff, gab es einen schnellen Rückzieher: Keine zwei Wochen später mussten die türkischen Männer ihren Sachen wieder packen und wurden in andere Unterkünfte im Kanton weitergekarrt!
Es ist eine ganze eigene, perverse Weihnachtsgeschichte, die da im Kanton Aargau erzählt wird...
Die zunehmend erratische Politik des Kantons versucht den Spagat zu machen zwischen der nach wie vor grossen Empathie der Einheimischen den Geflüchteten gegenüber und einer reaktionären, im Wesen menschenfeindlichen Politik, die die bürgerliche Mehrheit im Kanton tatsächlich und seit Jahren gegenüber Geflüchteten macht.
Dabei werden heute auch Lügen verbreitet: z.B. die, dass 90% der Ukrainer in der Schweiz bleiben wollen. Wir sprechen mit den Teilnehmerinnen in unseren Sprachkursen immer wieder über solche Themen. Bei der grossen Motivation sollte diese "Bleibe-Quote" bei uns ja noch höher liegen. Tatsächlich sagen aber nur 10%, dass sie tatsächlich bleiben wollen! Aber alle plagt eine riesige Unsicherheit, wie ihre Zukunft wohl aussehen wird...
Ich habe hier etwas ausführlicher meine eigenen Erfahrungen und Einschätzungen erzählt:
Eigentlich wird im Kanton eine Politik gemacht, die den Menschen aus der Ukraine das Leben in der Schweiz so vergällen soll, dass sie lieber heute als morgen in ihre Heimat zurückgehen...
Dann lese ich in den Nachrichten, dass z.B. im Kanton Bern, wo das Sozialdepartement wie im Aargau von einem SVP-Mitglied geführt wird, der dortige Regierungsrat wieder über die angebliche Faulheit von Geflüchteten schwadroniert, die nur in die soziale Hängematte wollten. Oder ich denke an die aktuellen Ausfälle von SVP-Glarner in sozialen Medien.
Das scheint nicht nur ein Aargauer Problem zu sein...
Es ist die öffentliche Meinung, die einer solchen Politik heute im Weg steht!
Das hat der Artikel sehr anschaulich herausgearbeitet! Leider bleibt die zweite Seite, die konkrete Politik der "offiziellen" Schweiz, unterbelichtet.
Dabei zeichnete die sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs in klaren Konturen ab.
Ich denke nur an die Äusserung vom Frühjahr, als Keller-Sutter behauptete, die Menschen bräuchten keine Integrationsmassnahmen, sie gingen ja doch schnell wieder zurück. Es dauerte dann ganze zwei Monate, bis Bund und Kantone einen Minimalkonsens gefunden hatten....
Puuuh das ist ja echt völlig daneben wenn der Kanton mit Menschen so umgeht. Wir haben hier schon oft die Worte "zum Glück seit ihr nicht im Aargau gelandet" verwendet. Die Leistungen sind einfach wie sie schreiben so schlecht, der Ruf noch schlechter und dieser Bericht toppt das leider noch einmal :(.
Danke für Ihre Arbeit.
Die Kantone erhalten vom Bund pro Person mit Status S eine Pauschale von rund 1500 Franken monatlich für Unterbringung und Betreuung. Wie viel davon an Gastfamilien geht, entscheiden die Kantone...
Während die meisten Kantone den Gastfamilien einen Beitrag zwischen 100 und 270 Franken monatlich zahlen, delegieren andere diese Frage an die Gemeinden oder entrichten den ukrainischen Gästen einen Betrag, den sie weitergeben müssen. Drei Kantone entschädigen die Gastfamilien gar nicht. Sie bezahlen höchstens eine Miete, wenn ein Mietvertrag über eine eigenständige Wohneinheit abgeschlossen wird.
Was passiert mit der Differenz von 1500 Franken, die die Kantone vom Bund erhalten und den bis zu 270 Franken, die offenbar an die Gastfamilien gezahlt werden? Wie wird das gerechtfertigt? Aufwände hat ein Kanton mit diesen Menschen kaum.
In unserem Fall wird z.Bsp ein Deutschkurs bezahlt und dann muss wohl auch das ORS bezahlt werden, wobei ich nicht genau weiss wie das funktioniert.
Ich schreibe zu Hause weitere Details, bin noch unterwegs.
darf ich frage, wofür "ORS" steht? Der Name irgendeiner Behörder vermutlich. bewusst habe ich diesen Begriff vorher aber noch nie gehört.
Bitte auch meinen Beitrag lesen, ist nicht alles so glas klar :-)
Wir empfangen seit Mai zwei Ukrainische Damen in unserer Wohnung im Zentrum Genf. Die Damen (Mutter und Tochter) erhalten je CHF 400 pro Monat. Wir erhalten CHF 300 pro Monat seit 1. Dez., vorher waren es CHF 250.
Die Tochter ist sehr qualifiziert, spricht gutes Englisch, und hat Erfahrung in IT. Heute sind in Genf alleine über 90 offene Stellen in diesem Gebiet. Die Gehälter für solche Jobs sind CHF 8000 - 12000 pro Monat.
So wie es jetzt steht, sind die Damen gedeckt für Krankenkasse/Unfall, keine Steuern, keine Miete, Hilfe für Kleider und Nahrung. Französisch Kurse, Yoga, Hilfe für Arbeitssuche, alles gratis!
Obwohl sie keine großen Sprünge machen können, ist das Leben eigentlich angenehm, warum sollte man da einen Job annehmen? Man kann sogar ein bisschen Geld sparen und manchmal auch reisen, nach Provence, Italien, usw.
Wir möchten nach 7 Monaten unsere Wohnung wieder alleine für uns haben. Bitte nicht falsch verstehen, die Damen sind sehr nett und delikat. Da ist nicht das Problem.
Das Problem ist : was macht man mit Profilen die arbeiten können aber nicht allzu motiviert sind ? Die finanzielle und soziale Unterstützung ist ein Anreiz nicht zu arbeiten.
Sollen wir die Damen wieder zurück ins Migrationszentrum schicken? Was die Damen wirklich möchten ist eine eigene Wohnung mit kantonaler Hilfe zu CHF 1100 bis CHF 1300, aber solche Wohnungen sind sehr rar, mit vielen Ukrainern in der Stadt.
Mit einem guten Job könnten sie sich eine normale Wohnung finden, sogar in Genf (siehe Gehalt) und somit die Unterstützung vorgehen und auf eigenen Füßen stehen. Wir sind in Genf nicht alleine mit diesem Problem.
Wollte auch mal eine andere Seite beleuchten.
Ich mache ähnliche Erfahrungen, zufällig auch Mutter & Tochter. Unterschied 1: Sie bewohnen inzwischen ein Studio, das die Gemeinde zur Verfügung stellt. Unterschied 2: Sie arbeiten hingebungsvoll in der Logistik für Hilfsgüter, die sie verpacken und verschicken helfen, pflegen Beziehungen ausschliesslich auf Russisch & Ukrainisch, auch über Ländergrenzen hinweg. Fazit: die bisherigen Arbeitsbemühungen wurden zugunsten der Freiwilligenarbeit eingestellt. Diese Frauen wollen nur eins: nach Hause. Verständlich, oder?
Leider ist die Situation bei meinen Damen etwas anders. Eigentlich keine Lust zum zurückgehen und soweit ich es sehe kein Engagement für die Zurückgebliebenen. Wenn das so wäre, dann würde ich das sehr gutheißen.
Verkürzt ausgedrückt: Grenzen Sie sich ab. Wenn die hochqualifizierte Frau nicht arbeiten will, dann ist das nicht Ihr Problem als Gastgeberin. Es ist auch nicht Ihr Problem, wenn die beiden Frauen dann keine angemessene Wohnung finden. Ich wäre da recht rigoros, denn mein Gerechtigkeitssinn ruft in Ihrem Fall "Da läuft was falsch." Eine angemessene Frist - z. B. 4 Monate - zur Arbeits- und Wohnungssuche setzen und sie so zur Arbeitssuche zwingen. Verstehe solche Menschen nicht, vor allem wenn ich dann Geschichten lese wie jene des Iraners, der arbeiten möchte, aber seit Jahren nicht darf.
Was sagt denn die Tochter, wenn sie sie fragen, wieso sie keine Arbeit sucht?
Die Tochter sagt sie verstehe, sie werde sich umschauen. Aber die Wochen vergehen und ich habe keinen Feedback, sie müsste sich eben regelmässig bewerben . Ich will auch nicht immer fragen. Wir werden es schon schaffen. Der Grund meines ersten Kommentares war es zu beschreiben, dass diese Situationen viele verschiedene Aspekte haben, erst wenn man da drin ist sieht man, wie kompliziert es eigentlich ist. Vielen Dank für Ihre Nachfrage.
Vielen Dank für diesen fundierten Bericht, der differentiert beleuchtet und anregt.
Es ist weithin nicht die Stärke von Bund/Staat und Kantonen/Ländern, soziale Notsituationen unbürokratisch, zeitnah und wohlwollend anzugehen. Die vielen positiven Erfahrungen mit Menschen aus der Ukraine zeigen, dass es funktioniert... auch in der Schweiz! Einmal mehr ist entscheidend, in welcher HALTUNG die Behörden - sprich die Menschen in entsprechenden Machtpositionen - persönlich sich zu einer Krise stellen: Wem soll ich dienen: Dem Recht(sstaat), den Finanzen (Schuldenbremse?!) oder dem Gemeinwohl (Menschen)?
Erfreulich, dass KKS zu dieser Stärkung von Mitmenschlichkeit in unserem Land auch als Mensch beiträgt. Wünschenswert, wenn der Bundesrat in neuer Konstellation und mit EBS im entsprechenden Departement diese Haltung verstärkt.
... jetzt kommen mir eben noch die zwei wunderbaren Worte in den Sinn, die Frau Baume-Schneider bei ihrer Wahlannahme geäussert hat: Zärtlichkeit & Liebe. Neue Energie unter der Bundeshauskuppel!
Es liegt auf der Hand, dass der Staat von der effektiven und kostenlosen Integrationsarbeit profitiert, die Private dabei leisten – Spracherwerb, der Gang zu Ämtern, die Vermittlung bei kulturellen Fragen.
Liegt diesem Abschnitt nicht ein Denkfehler zu Grunde: eine Trennung von Gesellschaft, Gemeinwesen und Verwaltung, genannt Staat? Alles was dieser so genannte Staat leisten müsste, muss ebenfalls die Gesellschaft, wir alle finanzieren. Was ist besser, Aufgaben an einen anonymen Verwaltungsapparat abschieben, dafür einen Obolus entrichten, über die Trägheit der Politik schimpfen und die Macht der Verwaltung - oder all diese Umwege auslassen und vor Ort interessierter an der Welt, an den Mitmenschen, dem Zusammenleben sein? Was ich aber verstanden habe: die Signale aus der Politik sind sehr wichtig: für wen oder was ist Interesse da, was wird nicht beachtet, was verteufelt - das können und sollen wir durch Wahl- und Abstimmungsverhalten beeinflussen, im Interesse eines genügend guten (Zusammen-)lebens für alle.
Die offizielle Flüchtlingspolitik ist unmenschlich. Leider haben diejenige Parteien, die Menschen in Not das Leben in der Schweiz erschweren bis verunmöglichen immer noch eine zu grosse Wählerschaft.
Umso mehr möchte ich alle die sich für Flüchtlinge einsetzen, meine grosse Wertschätzung ausdrücken. Insbesondere die Gastfamilien.
Selber könnte ich nicht leisten, was die Gastfamilien tun. Daher wünsche ich mir vermehrte Projekte für den Verletzlichen in unserer Gesellschaft wo viele Freiwilligen sich 1-2 halbe Tage pro Woche einsetzen können ohne überfordert zu sein. Ich kenne ein solches Projekt in Holland.Die Angebote dort sind zahlreich:
Aufenthaltsräume (niemand muss draussen Zeit herumschlagen, schwitzen oder frieren).
Sprachkurse
Zusammen Kochen und Essen
Vorträge , Filme , Bücherlesen, Gesprächsrunden
Gemüse- und Obstgarten
Fahrradwerkstatt
Computerkurse
Hilfe bei Behördengänge
Hilfe bei der Arbeit
Die Möglichkeit MITZUWIRKEN.
Und Vieles mehr......
Wann macht die Republik mal eine Reportage über dieses Projekt?
Auch wir haben Ende März eine Ukrainerin bei uns aufgenommen. Ich teile mit vielen, die hier geschrieben haben die Erfahrungen.
Unser Gast lernt schnell, (Niveau B1 in 6 Monaten), ist hilfsbereit, intelligent und möchte gerne arbeiten. Sie hatte im Frühjahr einige Wochen lang Gelegenheit dazu, nur gab es in diesem Betrieb anschliessend keine offene Stelle für sie.
Da sie über 50 ist, ist die Jobsuche nicht einfach. Und ich wundere mich. Überall fehlt Personal - scheint's - aber niemand ist mehr bereit, einen leistungswilligen Menschen in eine einfache Tätigkeit einzuführen. Überall braucht es einen eidgenössischen Fähigkeitsausweis oder mindestens eine längere Schulung und möglichst drei Jahre Erfahrung!
Republik AG
Sihlhallenstrasse 1
8004 Zürich
Schweiz