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jaap achterberg
schauspieler aus holland
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· editiert

Ein grossartiger und wichtiger Bericht von Simone Bertogg. Notstand, der nicht wahr- und ernstgenommen wird. Mehr Geld für die Pflegende!

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Mit Geld alleine ist es nicht getan! Aber es wäre schon mal ein Anfang. Die Arbeitsbedingungen und die Wertschätzung müssten sich dringend verbessern.

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Frau Bertogg beschreibt die Situation von einer Pflegefachperson in einem Alterszentrum exzellent , es ist genauso dramatisch!
Ich würde allerdings den Beruf heute nicht mehr ergreifen. Seit ich denken kann , ist die Situation in der Pflege immer die Gleiche.Man redet und redet seit Jahren über den Pflegenotstand , aber in Tat und Wahrheit hat sich nicht viel verändert.Sechs Tage arbeiten , einen Tag frei und wieder sechs Tage arbeiten, das ist eine Zumutung für die Pflegenden und die Patienten!!Ich war während meiner letzten Berufsjahre immer erschöpft und nach meiner Pensionierung stellte sich heraus, dass sich auf Grund des ständigen Stresses, bei mir eine Autoimunerkrankung entwickelt hatte.Ich fühle mich heute besser, als je zuvor.

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In meiner langjährigen Arbeit als Hausarzt in verschiedenen Pflegeheimen habe ich das Engagement, die sozialen Fähigkeiten und das Fachwissen der Pflegekräfte mit ihrer geduldigen und empathischen Zuwendung zu den pflegebedürftigen Menschen sehr schätzen und achten gelernt. Hut ab vor diesen vielen Fachpersonen, die auf allen Stufen ihrer Ausbildung und ihrer Verantwortung grosse Arbeit leisten!
Es ist eine Schande, wie wenig von unserer Gesellschaft - zumindest von denen, die nicht unmittelbar als Tätige oder Pflegebedürftige betroffen sind - an Wertschätzung dem Pflegepersonal gegenüber zu spüren ist. Viele Politiker, Gesundheitsexperten und Krankenkassenadministratoren sprechen nur von Kosten und Kosteneinsparungen und betrachten das Pflegepersonal ausschliesslich unter wirtschaftlichen, d.h. Kosten verursachenden Faktoren. Mit diesem permanenten Druck, dieser grundlegenden Missachtung der Pflegearbeit zerstören sie unser bis anhin gut funktionierendes Gesundheitswesen, demotivieren die Pflegekräfte, machen sie krank und tragen so zum absehbaren Zusammenbruch unseres Pflegesystems bei.
Aber es betrifft nicht nur "die da oben"; sondern jeder und jede Einzelne von uns muss sich der Frage stellen: wie viel ist mir ein gutes Gesundheitswesen wert? Und wie möchte ich im Alter gepflegt werden?

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Sehr, sehr viele leute brauchen sich die 2 letzten fragen in ihrem beitrag nicht zu stellen, sie haben schlicht kein geld, über das sie verfügen können. Jeder vierte bekommt die kk prämien vom staat bezahlt, der der braucht sich auch nichts solches zu fragen. Wir stimmbürger müssen euch gesundheits fachleute (ärzte, manager, chefs, forscher, etc) fragen, wo das ganze geld versickert, das die gesellschaft ins system pumpt, und welche leckagen patologisch sind. Dann können wir die richtigen therapien einleiten.

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Ich danke Ihnen für Ihre Rückmeldung. Sie sprechen ein wichtiges Problem an, nämlich die Tatsache, dass für viele Menschen die Krankenkassenprämien eine grosse Belastung darstellen. Aus dieser Feststellung ergibt sich die Frage, wie wir unser Gesundheitssystem finanzieren können. Und schliesslich stellen Sie die berechtigte Frage, ob das Geld, das wir für unser Gesundheitswesen aufwenden, sinnvoll und gerecht verwendet wird.
Ich kann da natürlich nicht erschöpfend und nur aus meiner Erfahrung und Sicht Antworten versuchen.
Was die Finanzierung unseres Gesundheitswesens angeht, so bin ich, wie andere in den Kommentaren, der Meinung, dass das Problem der Ökonomisierung des Gesundheitswesens, d.h. dass marktwirtschaftliches Gewinnstreben im Vordergrund steht, ein ganz wesentliches Problem darstellt. Das Gesundheitswesen sollte als ein solidarisches Gemeinschaftswerk aufgebaut sein. Praktisch heisst das für mich unter anderem – und ich weiss, dass ich mit dieser Meinung sehr angegriffen werden kann – : Einheitskrankenkasse an Stelle des sinnlosen Wettbewerbes unter vielen Krankenkassen und (Teil)Finanzierung der Prämien über Steuern.
Die andere Frage, ob das Geld in unserem Gesundheitssystem sinnvoll und gerecht verwendet wird, ist gar nicht einfach zu beantworten. Einen solch hohen Standard aufrecht zu erhalten ist nun einmal sehr teuer. Ich habe meine Patientinnen immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wie enorm der Aufwand punkto Personal und Infrastruktur sein muss, damit die Betroffenen bei einem Verdacht auf einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag, um nur zwei Beispiele unter vielen zu nennen, innerhalb kürzester Zeit richtig und mit Erfolg behandelt werden können. Und eine gute Pflege, um auf den Artikel zurückzukommen, ist ganz elementar auf motivierte und gerecht bezahlte Pflegefachpersonen angewiesen.
Aus Ihren Zeilen lese ich auch, dass Sie vermuten, dass viel Geld einfach nur versickert. Ein Problem stellen sicher die (schweizerischen und internationalen) Gesundheitskonzerne dar, die für ihre Aktionäre Gewinne aus unserem Gesundheitssystem generieren wollen. Dass der Wettbewerb unter den Krankenkassen mit all dem administrativen Aufwand auch Geld verschleisst, ist zu vermuten. Dass sich Leute im Gesundheitswesen übers Mass bereichern, kommt sicher vor. Und wenn ich sehe, wie unterschiedlich die Einkommen der Ärzt
innen in den verschiedenen Sparten verteilt sind, müssten hier unter dem Aspekt der Gerechtigkeit auch Änderungen stattfinden. Ein weiteres grosses Thema sind die Medikamentenpreise, wobei uns bewusst sein muss, dass Preissenkungen um jeden Preis (wenn ich das so sagen kann) unter anderem dazu geführt haben, dass weltweit seit längerem zunehmende Lieferprobleme auch für lebenswichtige Medikamente bestehen. Einsparungen im Gesundheitswesen stellen ein sehr komplexes Problem dar, das nicht leicht und nicht ohne negative Effekte zu lösen ist.
Das Hauptproblem bleibt aber bestehen, nämlich dass ein grosser Teil der im Gesundheitswesen Beschäftigten nicht adäquate Löhne erhält. Wenn wir das beheben wollen – und ich bin der Meinung, dass wir das müssen – dann wird es noch teurer.
Darum müssen sich, um auf Ihre Rückmeldung zurückzukommen, alle Menschen hierzulande die Frage stellen, was für ein Gesundheitssystem sie wollen und welche Finanzierung sie als richtig erachten. Und sie müssen diejenigen Parteien wählen gehen, die ihre Bedürfnisse und Sorgen ernst nehmen und Änderungen in ihrem Sinne anstreben.

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Gesundheitspolitik
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Herr Moret, "Jeder vierte bekommt die KK Prämien vom Staat bezahlt"
Meinen Sie damit die Prämienverbilligung? Sie wissen schon, dass in den meisten Kantonen diese nur ein Tropfen auf den heissen Stein sind und nur ein kleiner Anteil der Prämien ausmacht, es bleibt für Leute am Existenzminimum bis zur unteren Mittelklasse noch genug an Prämie übrig zu bezahlen, trotz höchster Prämienverbilligungsstufe.

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Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich bin auch Pflegefachfrau und kann dies gut nachvollziehen. Wir haben einfach keine Lobby.
Ich habe, wegen meines Pflegeberufes, wenig Zeit, alle Artikel der Republik zu lesen und ich dachte, dass es sich nicht lohnt, weiter in die Republik zu investieren Dieser Artikel hat mich jetzt zum Umdenken gebracht.

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Sie investieren den abopreis nicht für die republik, sondern für sich selber und ihr umfeld. Das geld ist recht wenig, im vergleich zum nutzen für sie. Wie, wenn sie einem ihrer patienten zeit und gehör schenken, und er profitiert und dankbar ist. Die ganze betroffene gesellschaft dankt ihnen. Kopf hoch, die politiker und controller und manager, die ihnen nicht danken und sie nicht anständig behandeln kommen irgend mal auch dran. Lassen sie diese einfach etwas warten, wenn sie klingeln oder aufs klo müssen. Dannmerkens diese.

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Sie haben absolut recht. Ich hätte das gar nicht vermischen sollen. Da ist mein Frust mit mir durchgegangen. Danke für Ihr Statement.

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Frau Bertogg spricht mir aus dem Herzen. Seit 20 Jahren Pflegefachfrau mit 6 Jahren Unterbruch im psychosozialen Bereich merke ich jetzt, angestellt bei einer Spitex, dass sich nichts verändert hat. Die Dauerbelastung, der chronische Personalmangel und die schlechte Bezahlung sind nicht förderlich, dass sehr gut ausgebildetes Personal bleiben möchte. Ja, politisch sollte man die Thematik Nachwuchsförderung endlich angehen, denn auch ich werde sobald als möglich aus diesem Beruf aussteigen. Aber zwischenzeitlich sollte das Personal endlich mal zu besseren Konditionen arbeiten können. Mehr Ferien/Ruhe-Erholzeit wäre dringend angebracht. Mehr Lohn für die knochenharte Arbeit wäre mehr als fair. Im Schulsystem funktioniert das auch. Fürs Miltär werden Millionen ausgegeben. Wo ist das Geld im Pflegebereich? Wie wird das in Zukunft werden, wenn von den selbstbestimmten und individuell ausgerichteten Jungen die später alt sind, niemand mehr in ein Pflegeheim will? Alle wollen sich zuhause pflegen lassen bis sie sterben? Wer macht das und wer zahlt das? Wie sehen neue Systeme aus? Das sind wichtige Fragen, die jetzt gestellt werden und angegangen werden müssen.

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Naval Architect
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· editiert

Meine Partnerin ist dipl. Pflegefachfrau an einem Kinderspital. Nach dem Mutterschaftsurlaub, in dem Sie sich gerade befindet, wollte sie eigentlich wieder reduziert einsteigen.
... eigentlich...
Nach 6 Monaten wieder mit 80% Anstellung sei möglich, wurde uns gesagt. 40% oder 60% Pensum war keine Option. Auch eine längere unbezahlte Auszeit nicht.

Da kann man noch lange jammern, man habe zu wenig Personal.

So hat meine Partnerin halt gekündigt. Wir wollen unser Kind selbst grossziehen.

Bereits vor dem Mutterschaftsurlaub (besser wäre Mutterschaftsarbeit) hat sie auf 80% reduziert, da die Belastung im wechselnden Schichtbetrieb mit 100% schlicht zu hoch ist. In ihrer Station arbeiten deswegen lediglich rund eine*r von zehn (10%) mit einem 100% Pensum. Unter diesen Bedingungen fällt dann der Lohn ja nochmals schlechter aus, als er schon ist.

Die Auswirkungen des Spardrucks im Gesundheitswesen kommen noch oben drauf. Die Pflegefachpersonen werden gezwungen Verbrauchsmaterial peinlich genau zu erfassen, um für die Controlling-Leute Zahlen zu generieren, die dann weitere Sparmassnahme entwickeln. An was fehlt es schlussendlich?
An der Zeit für Gespräche mit den Patienten. Deren Auswirkungen auf die Gesundheit kann man ja auch nicht messen!

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Brigit Schuler, gemeinsames Abi
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Diese Schilderung könnte von meiner Frau stammen- so oder ähnlich. Leider mittlerweile Alltag in Heimen, Spitälern. Noch immer arbeiten ja meist Frauen in Pflegeberufen. Frage: Wie sähen die Arbeitsbedingungen wohl aus, wenn es Männerberufe wären?

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Gesundheitspolitik
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Herzlichen Dank für diesen wichtigen und eindrücklichen Beitrag.
Was mir noch fehlt ist ein zusätzlicher Beitrag auf der Meta-Ebene:

  • Wieso herrschen diese schlimmen Zustände?

  • Wieso ist der Beruf der Krankenpflege so wenig geschätzt und entlohnt?

  • Und am Wichtigsten: Was kann man tun um die Situation nicht nur zu entschärfen sondern massiv zu verbessern?

Wenn wir ehrlich sind, ist es doch, dass es ein typischer "Frauenberuf" ist, eine Arbeit, die früher viele Frauen auch gratis machten. Das Problem ist auch, dass der Beruf als "Hilfsberuf" und nicht als eigenständiger Beruf, der er ist, angesehen wird, der eigentlich viel Fachwissen, Sozialkompetenz und Verantwortungsbewusstsein erfordert.
Es ist ja nicht so, dass es nicht genug Geld in der Gesundheitsbranche gibt. Ärzte verdienen ja auch anständig. Wieso nicht auch Krankenpfleger*innen? (Ganz abgesehen davon, dass mir nicht in den Kopf will wieso ein Banker oder ein Jurist besser verdienen soll als ein Krankenpfleger).
Und es ist ein Teufelskreis: Je schlechter die Arbeitsbedingungen sind, je weniger bezahlt wird, je unterbesetzter alle Stellen sind, je mehr Überstunden geleistet werden mussen, desto eher fallen noch mehr Krankenpfleger aus oder orientieren sich neu und desto mehr verschlimmert sich alles noch...
Man versucht die Situation zu entschärfen indem man dann Krankenpfleger importiert. Entweder Migrantinnen, die schon hier sind Kurzschulungen anbietet.
Oder noch schlimmer aus Osteuropa wirklich faktisch importiert: sie kommen 3 Monate im Meldeverfahren um hier zu arbeiten, machen im Doppel 24h Schichten, gehen dann wieder 3 Monate zurück nach Polen und kommen dann wieder für 3 Monate. Damit fallen Sie oft durch jegliche arbeitsrechtlichen Schutz, haben oft selber keine genügende Krankenkasse (sie sind ja nur 3 Monate hier).
Dass die Gesundheit unseres Gesundheitspersonals wissentlich und willentlich gefährdet wird ist nicht ok.
Es braucht endlich Lösungen! Und ich möchte Gesundheitspolitiker (die bis anhin nur Krankenkassen und Pharma reich machen und sich selber fürstlich für Verwaltungsratsmandate in der Gesundheitsbranche entlöhnen lassen), das BAG, die Gesundheitsdirektorinnen sehen, die sich diesem Problem annehmen und nach nachhaltigen Lösungen suchen, welche nur durch eine Aufwertung des Berufes der Pfleger (aller Stufen) geschehen kann!

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Man wollte mehr Effizienz und Rentabilität und erhielt weniger Empathie und Humanität.

Wer sich über die systemischen Ursachen des "Pflegenotstandes" kund machen will, lese etwa die Arbeiten von Mascha Madörin. Zum Beispiel den WOZ-Artikel "Die Ökonomisierung des Sozialen" aus dem Jahr 2001 (Teil des lesenswerten Dossiers "Feministische Ökonomie").

Darin schreibt sie:

Der Neoliberalismus kann als Versuch gesehen werden, die Produktivitätsgrenzen der Care-Ökonomie zu sprengen, das Soziale im wahrsten kapitalistischen Sinn des Wortes zu ökonomisieren. Im staatlichen und privatwirtschaftlichen Gesundheits- und Sozialwesen wird gegenwärtig versucht, die Care-Ökonomie effizienter zu gestalten, um Kosten zu sparen. Wie aber soll gespart werden? Ein wesentlicher Versuch, im Gesundheitswesen zu sparen, liegt darin, die Arbeitsvorgänge von ÄrztInnen und Pflegenden akribisch in verschiedene Tätigkeiten aufzusplittern und in qualifizierte gut bezahlte und unqualifizierte schlecht bezahlte zu hierarchisieren. Es ist ein Versuch, die arbeitsteiligen Methoden der Umwandlung von handwerklichen Arbeitsweisen in industrielle zu kopieren.

Diese Unterordnung der "reproduktiven" bzw. "Care-Arbeit" unter die "produktive" besitzt kultürlich eine ausgeprägte Gender-Dimension:

Frauen leisten mehr unbezahlte Hilfe für andere, als sie selbst erhalten. Während die Männer weitgehend auf die unbezahlte pflegerische und versorgende Unterstützung durch die Ehefrau zählen können, sind ältere Frauen, die meist länger leben als der Ehemann, bei Altersschwäche und Krankheit stärker auf Unterstützung von aussen angewiesen

Als auch eine globale, migrantische Dimension (Stichwort global care chain)

An dieser Stelle auch von mir, der um Krankenschwestern [sic], Pflegefachfrauen und -männer und Ärzt*innen aufgewachsen ist, vielen Dank für den eindringlichen Erfahrungsbericht von Simone Bartogg!

Weitere Links:

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go on dreaming; Frauen sollen einfach die Gesellschaft unterstützen, so diktiert es der Staat, die Institutionen und die politische Gesinnung. Und am besten noch freiwillig, ohne Lohn, oder Kargem: und bitte sich nicht beklagen. So ischt es bei uns.

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Ihr frauen müsst uns männer endlich liegenlassen, das bubi in seinen verstuhlten windeln, den sohne bub in seine nassen hosen, den bruder, den mann, den patienten, einfach uns im dreck und lange genug so lassen, bis der allerletzte von uns merkt, dass ihm seine idiotische macho haltung nix bringt. Ich versteh nicht, warum ihr das nicht macht. Ihr habt doch alle macht. Und nur so begreifen wir es.

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Es mag vielleicht spitzfindig daher kommen, aber darf ich Sie darauf hinweisen, dass die heutige korrekte Berufsbezeichnung Pflegefachperson lautet?

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Gesundheitspolitik
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Ja, es ist spitzfindig und auch unnötig und nicht ganz korrekt (wenn wir schon spitzfindig tun). Unnötig da mir die Berufsbezeichnung bekannt ist und andererseits auch nicht ganz korrekt, denn "Pflegefachperson" ist nur eine der Berufsbezeichnungen, es gibt mehrere in diesem Bereich.
Mein Kommentar bezieht sich dann auch auf alle Pflegeberufe, nicht nur auf "Pflegefachpersonen". Aber über Begriffe generell können wir gerne diskutieren, denn ja, ein wirklich schöner Oberbegriff hat mir hier tatsächlich gefehlt und ich war vielleicht nicht ganz einheitlich.

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Ich habe jahrelang in einer Reha-Klinik im Büro gearbeitet und so einen Blick in den Alltag des Pflegepersonals erhalten. Ich kann nur meinen allergrössten Respekt diesen Menschen gegenüber aussprechen, welche tagtäglich ihre Gesundheit und Energie in die Pflege von kranken und älteren Menschen stecken. Hut ab und ein grosses Dankeschön!!!
Es ist noch ein weiter Weg, bis vielleicht auch im medizinischen Bereich die Arbeit von "nicht studiertem" Personal mehr geschätzt und entsprechend behandelt wird. Ich habe das Glück, endlich in einer Firma zu Arbeiten, wo jeder zählt, egal welche Ausbildung jemand hat. Solange jemand Einsatz zeigt, wird das geschätzt und auch gelobt. Und es funktioniert in beide Richtungen! ...Dies ist leider in allen medizinischen Berufsfeldern noch kaum der Fall.

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Sehr eindringliche Schilderung. Leider haben viele Entscheidungsträger keine Ahnung von der Arbeit und den Belastungen durch Schichtdienst und komplette Fremdbestimmung. Man kann eben nicht einfach mal langsamer machen, wenn man an die Grenze kommt.
Dummerweise werden Politiker, falls sie mal als Patient in ein "normales" Spital kommen, immer bevorzugt behandelt, so dass Sie die Mängel selten am eigenen Leib erfahren müssen. Erstaunlich, wenn sie dann überhaupt bemerken, wie prekär die Situation ist.
Ich habe volles Verständnis für jeden, der aus diesen Berufen aussteigt! Die Frage bleibt, wer soll es dann machen?

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Brigit Schuler, gemeinsames Abi
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Das Problem dürfte sein, dass sich viele Entscheidungsträger/Politiker/Verwaltungsmenschen mit ihrer Privatversicherung eine Privatklinik mit entsprechender Infrastruktur wie Hotellerie usw. leisten (können) und den Alltag eines öffentlichen Spitals wohl eher nicht aus eigener Erfahrung kennenlernen.

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Eine gute Freundin absolviert gerade die 4-jährige berufsbegleitende Ausbildung zur Pflegefachfrau. Der Stoff an der HF (oder FH?) ist enorm breit und anspruchsvoll – ich staune jedes Mal, wenn ich die Arbeiten und Prüfungen zu Gesicht bekomme. Als Alleinerziehende arbeitet sie Teilzeit. Was sie nur schon während der Ausbildung alles über sich ergehen lassen muss, ist menschenunwürdig und alles andere als wertschätzend. Null Flexibilität des Arbeitgebers (Spitex), was die Arbeitszeiten anbelangt, sie erfährt oft erst 2-3 Tage vor dem Einsatz, wie die Arbeitszeiten sind, sie war in den bisherigen Praktika den Launen ihres Ausbildners ziemlich ausgeliefert, das Gehalt während der Ausbildung ist unter aller Würde und danach sieht es auch nicht viel besser aus. Wohl kaum jemand, der in der Pflege arbeitet, möchte selbst je auf ebendiese Pflege angewiesen sein.

Hier liegt ein grober Systemfehler vor, der sich wohl nur mit einem tiefgreifenden Strukturwandel lösen lässt, wovon wir heute leider um Welten entfernt sind: Alain Berset hat im Sommer der notorisch unterfinanzierten Spitex Pflegeleistungen gestrichen (ausgechnet der SP-Bundesrat!), obwohl alle möglichst lange zu Hause leben wollen; die Komplexität fürs Pflegepersonal nimmt weiter zu (Digitalisierung, E-Health, personalisierte Medizin, Kostendruck im Gesundheitswesen, demagogische Veränderungen etc.). Es ist höchste Zeit, dass sich die Politik um die chronischkranke Patientin Pflege kümmert. Doch leider hat das Pflegepersonal keine Lobby und die schwachen Berufsverbände können nicht mal erreichen, dass die Pflegeleistungen nicht noch weiter gekürzt werden.

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Gute Betreuung und Arbeitsbedingungen sind zweitrangig und ausgeschlossen in einem Land, welches "die beste Armee der Welt" (U.M.) haben muss. Wir leben in Illusionen und sind bereit, dafür x Milliarden zu bezahlen.

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Jammern bringt nix.
Wenn alle pflegefachleute (25000 sind im verband) je 10 stimmbürger in ihrem umfeld sachlich, höflich, emotionslos informieren, und diese dann richtig stimmen gehen, wird die initiative angenommen und so bewirken sie viel mehr als stilles oder leises klagen.
Gleich vorgehen, dann kann v. a. gute 6 milliarden franken sparen, die dann klüger eingesetzt werden können, als für u. m. seine spielzeugflugi und gegengeschäfte für die industriellen.

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DANK für den Artikel. Ich fühle mich als junge Berufseinsteigerin durch ihn sehr angesprochen. Ich bin nun im letzten Jahr des vierjährigen Studiengangs zur Hebamme. Davor habe ich als KV- Angestellte auf der Bank gearbeitet. Tatsache ist, dass ich nun mit 30 Jahren nach vier jährigem Studium nicht mehr verdienen werden, wie mit 25 im KV- Beruf. Wenn ich die Verantwortung der beiden Berufe vergleiche, macht mich das sprachlos, wütend und gibt mir zu denken... Wenn ich mich an die Arbeitszeiten im Bankalltag (8.00-17.00) und die Pausen zurückerinnere, spüre ich in mir den Unmut wachsen. Ja ich habe nun einen tollen Beruf erlernt, doch er verlangt mir verdammt viel ab, sprich er nimmt mir viel von meinem Privat-und Sozialleben weg und wirkt sich auf meine Gesundheit negativ aus.

Ich habe versucht mich für mich selbst einzusetzen, doch es ist praktisch unmöglich. Liegt das bloss daran, dass ich noch in Ausbildung bin?
Ich frage mich für meine berufliche Zukunft, wie schaffe ich es nicht zu resignieren und womöglich zum Schluss zu kapitulieren und den Beruf an den Nagel zu hängen oder Krank zu werden.

Ich frage mich: Wie verhalte man sich am besten? Sollte man die Arbeitsbedingungen, den Umgang der Vorgesetzten, die Hierarchien einfach akzeptieren?
Momentan kann ich nur als Auszubildende berichten. Wenn ich mich für die Verbesserung der Arbeits- und Ausbildbedingungen einsetzt habe, nur mit Teilerfolgen, welche mich sehr viel Aufwand kosteten und ich mich dafür extrem exponieren musste.

Missstände wurden auch von anderen Studierenden thematisiert, doch hat sich dadurch nicht viel verändert, weil wir einfach am kürzeren Hebel sind.... und unsere Energie aufgrund der sonst so hohen Arbeits-und Ausbildungsbelastung für den „Kampf“ sehr begrenzt ist.

Es braucht politische Forderungen um Verbesserungen der Lohn- und Arbeitsbedingungen zu erzielen. Für Auszubildende würde dies vielleicht bezwecken, dass ein grosses Universitätsspital den lernenden Hebammen endlich Nacht-und Wochenendzulagen zahlen muss. Was ich kaum glauben kann, dass dies im Jahr 2019 noch nicht selbstverständlich ist.

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„ und dann fehlt auch die Wertschätzung“
...ganz generell- fehlt diese!

Früher wurde zu Gottes Lohn gepflegt...
Dann wurde mit teuren Kampagnen Pflegende im Ausland gesucht, statt die Löhne anzupassen (80er Jahre) heute wird gespart, Pflegende werden gezwungen an arbeitsfreien Tagen auf Abruf bereit zu stehen... (z.B. Seespital Horgen) und und und

Ich rate jedem jungen Menschen ab diesen Beruf zu wählen - Grund: Gesundheitsschädigend.

Ps Danke für diesen Bericht.

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Naval Architect
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Meine Partnerin ist dipl. Pflegefachfrau an einem Kinderspital. Nach dem Mutterschaftsurlaub, in dem Sie sich gerade befindet, wollte sie eigentlich wieder reduziert einsteigen.
... eigentlich...
Nach 6 Monaten wieder mit 80% Anstellung sei möglich, wurde uns gesagt. 40% oder 60% Pensum war keine Option. Auch eine längere unbezahlte Auszeit nicht.

Da kann man noch lange jammern, man habe zu wenig Personal.

So hat meine Partnerin halt gekündigt. Wir wollen unser Kind selbst grossziehen.

Bereits vor dem Mutterschaftsurlaub (besser wäre Mutterschaftsarbeit) hat sie auf 80% reduziert, da die Belastung im wechselnden Schichtbetrieb mit 100% schlicht zu hoch ist. In ihrer Station arbeiten deswegen lediglich rund eine*r von zehn (10%) mit einem 100% Pensum. Unter diesen Bedingungen fällt dann der Lohn ja nochmals schlechter aus, als er schon ist.

Die Auswirkungen des Spardrucks im Gesundheitswesen kommen noch oben drauf. Die Pflegefachpersonen werden gezwungen Verbrauchsmaterial peinlich genau zu erfassen, um für die Controlling-Leute Zahlen zu generieren, die dann weitere Sparmassnahme entwickeln. An was fehlt es schlussendlich?
An der Zeit für Gespräche mit den Patienten. Deren Auswirkungen auf die Gesundheit kann man ja auch nicht messen!

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Dankbar
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Danke für diesen Artikel. Er spricht mir als Fachangestelte Gesundheit und Sozialpädagogin aus dem Herzen. Diesen Notstand gibt es übrigens nicht nur in der Pflege (Alters- und Pflegeheim, Spital. usw.), auch der Behindertenbereich ist meines Erachtens stark davon betroffen. Sehr viel Verantwortung, lange Schichten, zu wenig und oft kaum ausgebildetes Personal, hat oft sehr herausfordernde Menschen zu betreuen und das zu tiefsten Löhnen. 100% Pensum, wenn oft auch Kurzdienste geleistet werden müssen und geteilte Schichten die Regel sind, geht da nämlich Kräfte mässig nicht. 80% fühlen sich meist an als würde man trotzdem 100% arbeiten. Man kann sich vielleicht vorstellen dass bei einem 80% Pensum und eh schon tiefem Lohn am Ende des Monats wenig auf dem Konto übrig bleibt. Erwartet wird trotzdem dass man immer empathisch, gut gelaunte und hoch flexible ist. Ein Spagat der meines Erachtens schon sehr lange in unserem Gesundheits- und Sozialwesen nicht mehr funktioniert. Danke liebe Republik, dass ihr solche Themen publiziert. Sie können von mir aus nicht oft genug geschrieben und angesprochen werden.

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Ich arbeite seit 1994 im Pflegeberuf und würde den gleichen beruflichen Weg wieder wählen. Die Belastungen sind im Vergleich zu anderen Branchen sicher hoch und erforderten auch von mir viel Anpassungsfähigkeit. So habe ich nach der Ausbildung praktisch nie 100% gearbeitet. Wann immer möglich, habe ich Zeit vor Geld gestellt (unbezahlte Urlaube z.B.). Um nicht im Alltagstrott in Sackgassen zu enden, habe ich mich öfters neuorientiert (somatisches Spital, psychiatrische Klinik, Spitex, Berufsbildung, Weiterbildung).
Was ich mir wünschen würde, ist die Anerkennung der Politik, dass der Pflegeberuf dem ärztlichen Beruf fachlich auf Augenhöhe begegnen kann (beides sind Studiengänge mit ihren berechtigten Fachschwerpunkten) und deshalb auch in der Entscheidungsberechtigung entsprechend gestellt wird. Es würde ausserdem ökonomisches Sparpotential darin stecken (die Befürchtungen der KK sind derzeit gegenteilig).
Von Pflegekadern wünsche ich mir, ihrem Personal den Rücken zu stärken, ganz allgemein, aber vor allem in Belastungssituationen. Vom Berufsverband wünsche ich mir Durchhaltevermögen und Bissigkeit. Allen Arbeitskolleginnen und -kollegen wünsche ich Verhandlungsgeschick, Argumentationsstärke und Sachlichkeit, um für sich selber einzustehen; für eure Bewohnerinnen, Kunden, Klienten und Patientinnen setzt ihr euch doch tagtäglich ein.

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· editiert

Ich möchte beitragen, dass das Feld auch für Lernende teilweise schon fast feindselig ist. Geteilte Arbeitsschichten (zB 0700-1200, 1600-2000, und das eine Woche lang) in der Langzeitpflege für junge Erwachsene sind mässig interessant, dies erklärt auch die Verteilung der Arbeitenden-Jahrgänge akut/Langzeit. Auch nutzen viele Betriebe Azubis nicht wirklich zur Ausbildung, sondern als Arbeitskräfte.
Als weitaus grösseres Problem sehe ich daneben, dass Pflegende bekannterweise "ihre jungen fressen". Ich kenne deren viele, darunter auch ich selbst, die während der praktischen Ausbildungszeit so übel behandelt wurden, dass sie noch Jahre später darunter leiden, oder das Feld bald verlassen haben. Einer meiner besten Kollegen hat sich ob eines nicht anerkannten Praktikums und Ausbildungsabbruchs getötet, ich war nahe daran. Man ist als Azubi den Berufsbildenden völlig ausgeliefert. Da ist nichts von "Caring" zu erkennen.
Wer das Berufsfeld interessanter machen will, soll einen Blick in die USA werfen. Bei allen Problemen ihres Gesundheitssystems haben Pflegende dort hohe Prestige und qualitativ top Ausbildung.

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Brigit Schuler, gemeinsames Abi
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40 Jahre habe ich in verschiedenen Funktionen als Pflegefachfrau gearbeitet. Immer Teilzeit, denn Vollzeit ginge über die Kräfte. Physisch und psychisch. Schon mit 21 habe ich dies erkannt. Mit viel Enthusiasmus habe ich mich für bessere Arbeitsbedingungen eingesetzt. Spätestens in einer Leitungsposition ist meine Zuversicht gebrochen. Beinahe auch meine Freude. Häb- chläb schaffte ich es bis 60 als Pflegefachfrau zu arbeiten. Dann war’s genug: um jeden Rappen musste gerungen werden, die Arbeitsbedingungen jenseits. Die Einhaltung des Arbeitsrechts musste erkämpft werden. Die meisten Kolleginnen mochten sich nicht aktiv für Veränderungen einsetzen. Nicht jetzt, nicht vor 40 Jahren. Die vielschichtigen Belastungen im Pflegeberuf verlangen nach Erholung in der Freizeit. Zu stark die Ohnmacht, den Patientinnen und Patienten, den Bewohnenden durch Widerstand zu schaden. Mangel an Zeit zur fachgerechten und menschlich präsenten Erfüllung der Aufgaben kompensieren viele Pflegende dadurch, dass sie unbezahlt länger arbeiten. Im Verständnis, zu langsam zu sein, nicht zu genügen. Sich nicht wehren, Defizite bei sich zu orten: Eine Verquickung von Frauengeschichte und Frauenberuf. Profitabel für den Gesundheitsbereich.
Ja, er kostet viel.
Ja, da wird auch viel geleistet.
Ja: Die Kosten wären seit Jahrzehnten enorm höher, wären die Bedingungen für die Berufe im Pflegebereich, wie sie im Privatsektor angepasst wurden:
Mein junger Neffe in der Informatikbranche verdiente bei regelmässiger Arbeitszeit schon vor Jahren das Vielfache. In angenehmer Umgebung. Mit besten Berufsperspektiven.
Begründung: Fachkräftemangel.

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Intellektueller Landarbeiter
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In meiner Familie waren zwei Krankenschwestern.
Eine liess sich frühpensionieren.
Da war es nur noch Eine.
Die Andere machte eine Mutterschaftspause und merkte nach einem Jahr Unterbruch, wie stark bereits in dieser kurzen Zeit der Druck und der Stress weiter zugenommen haben.
Jetzt sucht sich nach Auswegen, um "raus aus der Pflege" zu kommen...

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