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Liebe Frau Hürlimann,
Ein weiteres Mal schreiben Sie gegen eine gesellschaftliche Ungerechtigkeit an wie eine Löwin, die ihre Jungen verteidigt.
Dabei bleiben Sie wie immer kompromisslos menschlich, aber dennoch zurückhaltend mit Wertung und eigener Meinung, recherchieren umfassend und gehen fair auf Position und Argumente beider politischen Ufer ein. Kurzum: Sie beweisen eine Schreibkunst wie auch eine Haltung, die mich beide nicht zum ersten Mal zu Tränen rühren.
Ich muss zugeben, geradezu stolz zu sein, ihr Verleger sein zu dürfen.
Lieber Herr Brüggemann, und ich bin stolz darauf, Sie als meinen Verleger nennen zu dürfen, auch das ist ein Privileg. Ihre Worte sollen mir Ansporn sein, jetzt und immer. Liebe Grüsse, Brigitte Hürlimann
Danke, Frau J., un grand merci!
Zur Geschichte des Stadtasyls: das Konzept ist schon im Alten Testament überliefert (Details unter https://de.m.wikipedia.org/wiki/Asylstadt) - damals galt es noch nicht Sans-Papiers, aber anderweitig potentiell zu Unrecht Geächtete zu schützen. Wäre vielleicht einmal einen Artikel wert: Ächtung in verschiedenen Zeiten und Gesellschaften…
Was spricht dagegen diesen Menschen einen legalen Aufenthaltstitel zu geben? Nichts, ausser das man sie dann schwieriger ausbeuten kann, weil sie dann Rechte haben.
Für legale BewohnerInnen hat die CityCard nicht wirklich Vorteile. Darum werden nur wenige diese beantragen und auf Verlangen vorweisen. Demnach ist das Vorweisen der CityCard ein potentieller Hinweis auf den Aufenthaltsstatus. Also obliegt es wiederum dem kontrollierenden Organ ob es weitere Abklärungen verlangt oder nicht.
Und wie kommt eine Grauarbeiterin an Sozialleistungen? Wie kommt sie an die AHV?
So wünschenswert ich es finde diesen Menschen Sicherheit zu geben, sowenig glaube ich an das Konzept der CityCard.
Lieber Herr M., ich wäre nicht ganz so pessimistisch. Wenn die City-Card bisherige Funktionen übernimmt, etwa den Zugang zur digitalen Stadt- oder Schulverwaltung, den Bibliothekszugang, die Badi-Karte, etc., plus noch Vergünstigungen bietet (für Museen, zum Beispiel), dann hat sie einen Nutzen für alle und die Chance, breit angewendet zu werden. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Lieber Herr Morgenthalter. Wie jede Spende an die Glückskette ist der Erwerb der CityCard erst einmal ein Akt der Solidarität, denn bei einer Spende an die Glückskette haben Sie ja auch "nicht wirklich Vorteile" ausser vielleicht ein beruhigtes Gewissen. Weil Sie hier in der Wärme hocken und die Ausgebombten in Syrien frieren und die Talibs in Afghanistan Journalisten und Richterinnen jagen. Einziger Unterschied: Syrische Flüchtlinge sind weit weg und im Fernsehen, Sans Papiers sind unter uns und unsichtbar.
Danach ist die CityCard ein erster Schritt um später eventuell die von Ihnen erwähnten Leistungen beziehen zu können.
Und drittens wird jeder Polizist und jede Beamtin, bei der Sie sich mit der CityCard ausweisen, auf die Zukunft vorbereitet. Das schafft Akzeptanz.
Die Schweiz bringt es fertig, mit Steueramnestien Steuerhinterziehungen zu “legalisieren”; warum nicht mal eine Amnestie für Sans-Papiers?
Merci. Dieser Beitrag hat mich etwas aufgewühlt. Ich hoffe die City-Card wird sich in den grossen Schweizer Städten bald etablieren.
Was ich noch eine spannende Frage finde: Wie viele FDP- und SVP-Mitglieder beschäftigen wohl generell Ausländer*innen (gegen ihre «Ausländer raus»-Policy) und Sans-Papiers im Speziellen (direkte und unverhohlene Ausbeutung von Menschen ohne Rechte)?
Diese böse Frage kam mir auch gerade in den Sinn...
Für mich ist die Citycard ein Pflästerli. Ich möchte mich nicht auf das von oben angeordnete korrekte Verhalten der Stadtpolizei verhalten müssen. Und würde das auch keiner Illegalen empfehlen. Das Pflästerli ist für unser schlechtes Gewissen: wir setzen die Prioritäten so, dass wir nicht selber putzen, pflegen, hüten, schuften müssen. Wir sind froh, wenn wir äusserst günstige Helferinnen finden und wenn sie nicht ganz illegal sind, entlastet das. Ich finde, zuallerst müsste für eine andere Bewilligungspraxis gekämpft werden. Drittstaatenbewilligungen nicht nur für Tänzerinnen, Manager, Informatikerinnen, sondern für all die, die bei uns schlecht bezahlte und mühsame notwendige Arbeit übernehmen möchten, woher auch immer sie kommen. Übrigens sind ja auch die Bauern vom Problem betroffen, nicht nur die gut ausgebildeten Städterinnen.
Ich sehe im Konzept kommunaler City Cards viel eher einen Hack des übergeordneten Migrationsrechts. Es ist ein pragmatischer Ausbruch aus der politischen Blockade jeglicher Verbesserung der Lebensumstände von Papierlosen.
Das Pflästerli ist für unser schlechtes Gewissen.
Nein, ich denke, das Gegenteil trifft zu: Befürworter:innen von City Cards würden wohl in aller Regel auch eine echte Regularisierung von Sans-Papiers unterstützen. Alle andern haben kein (schlechtes) Gewissen. 😬
City Cards sind Pragmatismus – besser etwas kleines dort tun, wo es die politischen Mehrheitsverhältnisse erlauben, als immer nur auf der rechtskonservativ dominierten nationalen Ebene auf Granit beissen.
Meine grösste Hoffnung in Bezug auf die City Cards ist eine Verschiebung der thematischen Grundlinien: Wenn sich das Konzept bewährt, wird in bürgerlichen Kreisen in Zukunft ein wenig anders, pragmatischer, über Ausgestaltung und Durchsetzung des Ausländerrechts debattiert. Denn zu verlieren hat in Wahrheit kaum jemand – zu gewinnen hingegen alle in Form einer sichereren Gesellschaft. Ähnlich wie mit der kontrollierten Heroinabgabe werden es unsere konservativeren Mitbürger:innen aber erst glauben, wenn sie es sehen (und manche nicht mal dann) – befürchte ich.
Sans Papiers sind die helvetische Nuance von der Ausnützung des Menschen durch den Menschen. Frankreich schaffte die Sklavenhaltung ab, um zwei Jahre später Übersee- Strafkolonien einzurichten, mit Zwangsarbeit und ohne Recht auf Wiederkehr für jene, die ihre Strafe abgesessen hatten. Da musste halt ab und zu auch ein Unschuldiger zum Wohl de la Patrie in den sauren Apfel beissen (Dreyfus, Papillon). Unsere Vorfahren waren subtiler und arbeiteten ohne gross Spuren zu hinterlassen. Sie handelten mit Kolonialwaren und tauschten Tuch gegen Sklaven, kamen mit Kaffee und Zucker aus diesen Übersee-Territorien zurück.
Die besten Jobs für Sans Papier sind nicht beim Durchschnittsschweizer, sondern dort, wo Löhne problemlos schwarz bezahlt werden können und Anwälte bereitstehen, allfällige rechtliche Probleme zu umschiffen. Plakativ gesagt, nicht "wir 99 Prozent" profitieren von diesen Menschen. Im Gegenteil, wir helfen wenn's geht.
Seit langem besitze ich eine City-Card und diese sollte mittlerweile in der Stadt längst als Ausweis legalisiert sein. Da müsste Frau Mauch die Hoheitsrechte der Stadt einfordern und eventuell auch etwas gegen "geltendes Recht(?)" auf die Beine stellen, das in x Jahren vom Bundesgericht kassiert und noch später vom EGMR gestützt würde. Und ich danke Frau Hürlimann einmal mehr für die sensible, gut recherchierte Berichterstattung.
Es ist alles schön und gut, jedoch sind die Betroffenen gesetzlich illegale Einwanderer. Ihre Arbeitgeber zahlen keine Steuer auf diese Arbeit. Ich bin einverstanden diese Leute zu legalisieren da sie häufig bereits seit länger in der Schweiz problemlos leben.
Aber (1) die Bedingungen sollten derart konzipiert um das Phänomen der illegalen Migration zu verhindern - z.B. sie müssen (unter anderem) der Polizei helfen ihre alten Angestellte auszusuchen um Konsequenzen zu spüren (Busse oder kriminelles Verfahren, je nachdem) - und (2) die aktuellen Arbeitgeber gehören auch bestraft, mit Busse und in krassen Fällen - z.B. wenn sie sehr viele Schwarzarbeiter einstellen - mit kriminellem Verfahren, usw. Somit könnten wir einigermassen das Problem zügeln. Der Fehler ist das wir die Falschen bestrafen - die Menschenschmuggler kommen frei aber ihre Opfer nicht.
Eine City-Card ist nur Geldverschwendung die nur dazu dient unser Gewissen zu salben und verursacht unnötigen Streit mit dem Kanton und Bund. Damit auch kein gutes Image in der Rest der Schweiz.
Wie wollen Sie das System ändern, damit es keine illegale Migration gibt?
Man müsste Nicht-EU Bürgern, die gleichen Chancen wie EU Bürgern geben. Wenn sie eine Stelle finden, dürfen sie bleiben.
Das wäre aus meiner Sicht die Beste Lösung.
Das wird jedoch nie geschehen! Die CH ist zu rassistisch und will keine Nichteuropäer hier
Es ist sinnvoll Nachbarstaaten und deren Bürger einen einfacheren Zugang zum Arbeitsmarkt zu schaffen da wir ohnehin sehr enge Beziehung pflegen; es hat nichts mit Rassismus zu tun sondern mit dem Bürgerrecht. Für nicht-EU Bürger könnten wir ein Punktensystem einführen wie Kanada.
Ich denke, die illegale Migration könnte besser bekämpft werden mit strengeren Kontrollen für Arbeitgeber und mit dem Angebot an die illegalen Arbeitnehmer eine Bleibe zu bekommen wenn sie ihre Arbeitgeber denunzieren.
Besonders übel ist, dass das Kapital sich frei bewegen kann: Eine Firma kann in ein anderes Land gehen und dort die (oft mieseren) Arbeitsbedingungen (aus)nutzen, aber die Arbeiter können das nicht - sie müssen Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen haben. Grenzen für die Schwachen.
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