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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Zu viele Menschen wollen sich einfach nicht mit komplexen Problemen beschäftigen. Sie glauben einfach den Aussagen, welche ihnen am meisten zusagt.

Auf diesem Gebiet sind aber die Faschisten und Verschwörungstheoretiker absolute Meister. Sie kümmern sich weder um Glaubwürdigkeit noch um Fakten, sie verkünden einfach das, was die Menschen hören wollen: Ihr seid nicht verantwortlich für eure Schwierigkeiten, dafür sind andere schuld. Wobei diese anderen mal Juden, Mexikaner, Tamilen, Albaner, Muslime, Linke, Grüne, Wissenschaftler oder Mainstream-Medien sein können, je nach aktueller Lage und Gusto.
Dass diese Maulhelden noch jede Regierungsverantwortung in ein Fiasko verwandelten, wird geflissentlich übersehen. Hingegen wird den gescheiterten Versuchen von etwas ernsthafteren Regierungen genüsslich böser Wille unterstellt, nicht etwa die Schwierigkeit von politischen Mehrheiten, Interessenkonflikten oder gar die absichtliche Hintertreibung durch rechtspopulistische Gruppierungen.

Demokratie braucht reife, ausgewogen informierte und verantwortungsbewusste Bürger. Diese werden aber durch einseitig, interessengetriebene Informationen, gezielt und mit viel Geldeinsatz, in die Irre geführt. Nur wenige können sich diesem Trend entziehen.

Demokratie führt fast zwingend zu Faschismus, weil destruktive Strukturen viel einfacher aufzubauen sind, als konstruktive.

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Lieber Herr Reber, ich stimme Ihrer Analyse weitgehend zu. Nur Ihre Konklusion verstehe ich nicht: Wieso soll ausgerechnet Demokratie fast zwangsläufig zu Faschismus führen? Selbst wenn Sie wohl recht damit haben, dass destruktive Strukturen einfach aufzubauen sind, sehe ich noch nicht, inwiefern im Kern die Demokratie dafür verantwortlich sein soll. Mögen Sie ausführen?

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Alle anderen Regierungsformen arbeiten bereits mit destruktiven Strukturen, wie allgegenwärtiger Korruption, militärischer Gewalt, monopolisierten Medien, oder rigider Religion. Viele davon sind bereits faschistisch.
Die Demokratie ist nicht das Problem an sich, denke ich. Es ist die Verbindung mit der kapitalistischen Marktwirtschaft, welche das System so toxisch macht.

Werbung, Vermögens- und Medienkonzentration, wirtschaftliche Ausbeutung und globale Konzernstrukturen führen zu einem Machtgefälle, welches für den einzelnen Bürger zu dauerhaftem Stress und Frust führt.
Irgendwann in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts haben wir es versäumt, diese Entwicklung, welche schon damals von Künstlern, Wissenschaftlern und, nun ja, marxistisch angehauchten Politikern, vorhergesagt und angemahnt wurde, einzuhegen und mit laufenden staatlichen Regulationen auf den Weg zu einer egalitäreren Gesellschaft zu führen.

Der Kommunismus war besiegt, es gab keinen Gegner mehr. Warum Rücksicht auf die Verlierer nehmen?

Heute sehen wir es. Weil grosse Teile der Bevölkerung vom konstruktiven Dialog ausgeschlossen wurden, konnten sich gigantische Konzerne bilden, welche die Staatsmacht unterwandert haben.
Exemplarisch zeigt christoph blocher auf, wie diese Machtkonzentration zustande kam und sich verfestigte. Dank eines Milliardenvermögens, aus einem grenzwertigen Insider-Handel, konnte er sich de facto die SVP kaufen, tauschte die Führungsstruktur aus und beherrscht diese Partei bis heute wie ein Diktator. Ebenfalls wie ein Diktator, hat er seine Tochter als Nachfolgerin aufgebaut.

Heute scheint keine Demokratie der Welt mehr fähig, die Wirtschaft zu beherrschen und ich sehe keine Möglichkeit mehr, die politische Handlungsfähigkeit wieder zurückzuerlangen, ausser in faschistischen Machtstrukturen. Da diese aber nicht die grundlegenden Probleme lösen, sondern sich ausschliesslich mit ihrem Machterhalt beschäftigen, werden sie wohl nicht umhinkommen, einen äusseren Feind zu beschwören.
Mit bekannten Folgen.

Vielleicht täusche ich mich und bin zu pessimistisch. Aber allein der Blick auf mein näheres Umfeld zeigt mir, dass die Macht des unbegründeten optimistischen Wunschdenkens ungeheuer stark ist.

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In den USA ist Sozialist schon lange ein Schimpfwort. Eine Entlastung der Armen durch die Reichen wird auch bei vielen reichen Demokraten nur halbherzig gewünscht. Die horrend teure Finanzierung der Wahlen und somit der US Demokratie ist nebst den Tricksereien ein weiteres Problem. Zuviele Waffennarren, zuviele Lügen, eine zu mächtige, durch Kriege und Spannungen florierende Waffenindustrie, nun die Sündenböcke im gegnerischen der beiden Lager verheissen nichts Gutes.
Doch die USA liegen im Trend. Wir unterscheiden: Liberale Demokratien, Wahldemokratien, Wahlautokratien und geschlossene Autokratien.
Als liberale Demokratie gehört die Schweiz im Vergleich weltweit zu einer kleinen, schwindenden Minderheit, sowohl an entsprechenden Staaten wie auch betroffenen Menschen.
Der Trend der Demokratien geht in Richtung Wahldemokratie sowie Wahlautokratie, auch in unserer EU Nachbarschaft (Polen, Ungarn, Spanien, Österreich, Italien) mal abgesehen von den USA oder von Indien.
Nur 6,4 Prozent aller Menschen lebten 2021 in einer ,vollwertigen’ Demokratie. Die wirkliche Bedrohung der Demokratien kommt aktuell von innen.

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Consultant
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Ich hatte lange Schwierigkeiten, zu verstehen, wie um alles in der Welt die Leute so (exgüsi) dumm sein können, für die Republikaner zu stimmen. Klar in der Schweiz ist auch die SVP seit Jahren die wählerstärkste Partei. Aber die geben sich wenigstens teilweise noch Mühe, nicht ganz so offen rechtsextrem zu sein und ein wenig konstruktive Politik zu machen. Ein Video von Johnny Harris war dann aber sehr aufschlussreich. Er beleuchtet dabei die Politik in den Staaten, in denen die Demokraten ungestört regieren. Das Fazit: den Armen helfen, ja. Aber nicht allzu doll und auch nicht so, dass es die reiche Oberschicht tangiert. Sehr sehenswert und aufschlussreich. https://youtu.be/hNDgcjVGHIw
Aber ja, zumindest sind sie nicht Demokratie-feindlich. Das sollte eigentlich schon reichen.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Wo sehen sie eine konstruktive Politik bei der SVP?

  • Sie will kein Abkommen mit der EU, aber Freihandelsabkommen mit China und USA.

  • Sie will mittellose Flüchtlinge mit harten Sanktionen belegen, vermögende Ausländer aber mit Steuergeschenken und Ausnahmeregelungen im Baurecht anlocken.

  • Sie will die biologische Landwirtschaft verbieten, aber den Agrarkonzernen keinerlei Vorschriften auferlegen.

  • Sie will das Bankgeheimnis für grosse Vermögen verteidigen, aber von der Abschaffung des Lohnausweises für Angestellte, habe ich noch nie etwas von ihr gehört.

  • Sie will die Krankenkassenprämien weiter als Kopfprämie und ist gegen die Prämienunterstützung für Wenigverdiener.

  • Sie will den ÖV rein marktwirtschaftlich betreiben, aber den Strassenbau weiter subventionieren.

Sieht so konstruktive Politik aus?

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Leserin
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Ich würde sagen, dass SVP-Politik, wenn schon, dann am ehesten konstruktiv auf lokaler Ebene stattfindet. Kenne interessante Beispiele. Das könnte in USA in vielen Gemeinden ähnlich sein, mit den Republikanern, oder? Und dann müsste man sich nicht wundern, wenn die auch darüber hinaus erfolgreich auf Stimmenfang gehen. Eine Politik für niedrige Steuern ist zudem dummerweise überall populär.

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(durch User zurückgezogen)
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Diese Kritik ist nicht sehr durchdacht.
Obama musste die Gesetze zur Besteuerung und Finanzmarktreform so gestalten, dass sie in beiden Kammern durchkamen. Das ging nur, mit einem Entgegenkommen.
Die Finanzindustrie hat auch in den USA eine enorme Lobbymacht im Parlament. Um diese zu brechen, bräuchten die Demokraten eine grosse Mehrheit, weil es auch in den eigenen Reihen etliche solche Politiker gibt.

Dass die Wähler diese den Demokraten verweigern, und deshalb die Republikaner wählen, welche ganz unverhohlen verkünden, dass sie die grossen Akteure frei tun und lassen wollen, während sie für die grosse Mehrheit kleinliche Gesetze zur Regulierung des täglichen Lebens erlassen, ist für mich nur mit Dummheit zu erklären. Die Republikaner bemühen sich nicht einmal zu lügen, was ihre Pläne angeht. Sie behaupten nur, dass die Demokraten Satanisten seien. Und werden dafür von fast der Hälfte der US-Bürger gewählt.

Aber das ist keine US-Spezialität. Auch hier wählen deutlich über die Hälfte der Wahlberechtigten rechtsbürgerlich, obwohl diese seit Jahrzehnten die gleichen Rezepte beschwören und nie die versprochenen Verbesserungen geliefert haben.

Auch in den umliegenden Demokratien werden regelmässig Parteien mit marktlibertären bis nahezu faschistischen Programmen bevorzugt.

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Lernender
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Was mich an diesem Artikel stört, und somit auch an den folgenden mid-terms, ist, dass in keinem Wort über das Klima gesprochen wird. Mit grünen Versprechen wird man wohl in Amerika nicht gewählt, oder wieso greift die Klimapolitik in der USA nicht? Obwohl auch dort so viel Menschen durch Waldbrände, erhöhte Gefahr von Hurrikans etc. betroffen sind. Es müsste doch eigentlich ein Anliegen beider Parteien sein. Anstatt Machtspiele zu spielen wäre Amerika ein so wichtiger Protagonist (grösster CO2 Ausstoss auf der Welt) für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft.

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Im Artikel wird das Klimapaket erwähnt, das die Biden-Administration im Sommer verabschiedet hat und das den Demokraten eine Weile lang etwas Aufwind verschafft hat. Aber offensichtlich reicht das nicht: Die Republikaner interessieren sich ganz offensichtlich nicht für das Thema Klima und auch bei der allgemeinen Bevölkerung steht das Thema Klima nicht auf der Liste der Top-Themen, leider.

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Ich finde es toll, dass jetzt alle Artikel angehört werden können. Allerdings irritiert es mich etwas, dass Herr Exnar die weiblichen Pluralformen (z.B. Amerikanerinnen) als Inklusivform (Amerikaner*innen) ausspricht. Das entspricht eigentlich nicht der Gendermethode der Republik, oder? (Sorry fürs Düpflischi…)

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Danke!

Was den Glottisschlag betrifft, haben Sie natürlich recht. Jedenfalls, was die geschriebene Sprache betrifft. Allerdings sind Sprecherinnen bei uns sehr frei darin, wie sie die Texte vortragen möchten – etwas, das ich hier ausführlicher beschrieb.

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Danke für die Erklärung. Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen den Glotisschlag, aber hier gerät das Ganze wieder in Schieflage, denn der männliche Plural wird „normal“ als männlicher Plural ausgesprochen.

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Wirtschaftshistoriker
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Als ich im Ausland 2017 vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen einen amerikanischen Uni-Professoren (Politologie) kennenlernte, fragte ich ihn, weshalb die Demokraten keine unbelastete Persönlichkeit nominiert haben.
Seine Antwort: es wird der oder die nominiert, welche am meisten Wahlkampfgeld organisieren kann. Und das sei eben Hillary Clinton. Ihre Nähe zur Hochfinanz war allgemein bekannt. Sie bezog für ihre Vorträge unsäglich hohe Summen, insbesondere von Goldman Sachs. Trump seinerseits brüstete sich wiederholt damit, seinen Wahlkampf aus der eigenen Tasche bezahlen zu können. Dass die Demokratie in den USA zu einer Tele-kratie und Dollars-kratie werden würde, hat sich schon früher abgezeichnet. Wahlwerbung via Massenmedien (fast nur noch private) heisst vor allem Negativwerbung über die politischen Gegner. Die Radikalisierung der Republikaner - aber auch in Teilen der Demokraten - geschah über mehrere Jahrzehnte. Obama hat es nicht geschafft, die Amerikaner/innen zu versöhnen.
Und sein grosses Projekt einer allg. Kranken-versicherung scheiterte weitgehend an hand-werklichen Umsetzungsfehlern. Immerhin hat er versucht, eine kohärente Klimapolitik durchzu-setzen. Dass nicht wie in Deutschland immer die Mehrheit im Parlament die Regierung stellt, ist ein Konstruktionsfehler (Zuordnung der Verantwortlichkeit für die Politik in den USA kaum möglich).
Dazu kommt einerseits ein breiter Fatalismus (vor allem in Evangelikaner-Kreisen) - das irdische Leben ist nur eine Zwischenstation. Und anderseits zuweilen eine an Arroganz grenzende
Belehrung der übrigen Welt. Ein Beispiel dazu: 2014 sagte Obama wörtlich: Russia is a regional power. Es braucht nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, wie das im Kreml angekommen ist. Null Entschuldigung für die kriegerische Aussenpolitik von Putin. Aber für die Zeit nach Putin sollten wir im Westen das faktische, aber auch das gefühlte Sicherheitsbedürfnis auch der Russen ernst nehmen.

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