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Widerlich ist diese devote Unterwürfigkeit gegenüber derartigem Gebaren. Während sich die Steuerhinterzieher, die Steuerflüchtlinge dieser Welt in unserem Land sicher und unbehelligt wissen, hetzen wir allen unseren Sozialversicherten private Schnüffler auf den Hals, verunglimpfen und drangsalieren Invalide, Sozialhilfeempfänger, Kriegs- und andere Flüchtlinge.
Widerlich ist die erbärmliche Unverhältnismässigkeit, mit welcher wir jeden Rappen aus den Schwachen herausprügeln, während wir derartige asoziale Rücksichtslosigkeiten tolerieren - wenn nicht sogar bewundern.
Wir meinen uns mit denen verbunden zu fühlen, die uns offensichtlich verachten für diese Einfältigkeit. Und wenn dann doch mal so etwas wie Einsicht aufkommt, dann werden uns prompt Sündenböcke geliefert, an welchen wir unseren Frust abarbeiten können. Die Flüchtlingskrise, die keine war und die Hatz auf IV-Rentner und Sozialhilfeempfänger sind nur Beispiele von vielen.
Da die Top-Manager sich nicht zu schade sind, auch ihre Spesen extrem grosszügig auszulegen, bisweilen sogar offenkundig bescheissen, gehe ich davon aus, dass unter dem Strich keiner auch wirklich weniger hatte.
Und wer das Gefühl hat, dass ein CEO auch nur eine Stelle nicht unnötig abgebaut hat, um Solidarität mit den niederen Lohnbezügern zu demonstrieren, dem ist völlig entgangen, dass diese Leute so etwas wie Solidarität, Anstand oder Empathie für die wirklich Arbeitenden gar nicht haben können, sonst wären ihre Löhne nämlich viel, viel tiefer.
Hätten die Geschäftsleitungen nicht dafür gesorgt, dass die Dividenden auf gleichem Niveau bleiben, dann hätten die Aktionäre viel heftiger reagiert, und es nicht bei symbolischem Fingerzeigen belassen.
Alles in Allem, ist einmal mehr klar geworden, dass es so etwas wie Solidarität in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung nicht geben kann. Anständiges Verhalten muss erzwungen werden, weil hemmungslose Gier zur achselzuckenden Normalität geworden ist. Das soll nicht heißen, dass es früher besser war. Man wusste einfach viel weniger. Die englischen Landbesitzer liessen, ohne mit der Wimper zu zucken die irische Landbevölkerung verhungern, um nicht auf ihren oppulenten Luxus verzichten zu müssen.
Dasselbe Bild zeigt sich beim Umweltschutz, wo jedes spürbare Wohlverhalten durch Vergütungen oder Verbote mühsamst erkämpft werden muss, während die vollmundige Werbung suggeriert, dass die Wirtschaft mit Vollgas daran arbeitet.
Wenn wir die Regeln nicht demokratisch vorgeben, dann werden unsere Urenkel wohl ums nackte Überleben kämpfen müssen, weil einige Prozent der heutigen Bevölkerung den Kragen nicht voll genug kriegte und der Rest sie nicht daran hinderte.
Das Wichtigste vorweg: Prinzipiell gebe ich Ihnen recht.
ABER:
Sie verkennen die Aufgabe eines CEO. Er kann einfach nicht nett zu jedermann sein, weil sie damit einen (kontinuierlichen) Wandel ex ante verhindern. (Ja, danke: Ich weiss, dass bei Restrukturierungen etc. auch total blödsinnige Entscheidungen getroffen werden.) Wer schon einmal selbst Teams geführt hat, weiss um den Spagat zwischen Nähe und Distanz. Solidarität und Empathie haben in einem solchen Setup (leider!) ihre Grenzen.
Ja, Solidarität wäre ein tolles Zeichen gewesen. Was hätte es aber genau wem gebracht? Eine Million weniger hätte vielleicht 5-10 Stellen bedeutet. Wer hätte diese Glücklichen aussuchen sollen - und den anderen gesagt, dass sie halt trotzdem Pech haben? Weil aber bei den Grossunternehmen eine so grosse Fluktuation ist, wäre das Geld im Gewinn gelandet - und damit bei den Aktionären.
Ihre Hoffnung auf die Demokratie ist zwar ehrenhaft - aber naiv. Denn wie in der von Ihnen kritisierten kapitalistischen Wirtschaftsordnung schaut auch bei Abstimmung jeder (bzw. die meisten) nur auf seinen Geldbeutel. Warum sollte sich auch ein und derselbe Konsument als Wähler anders verhalten? Es ist schlicht rational, die Vorteile gegen die Nachteile abzuwägen. Und so schlimm kurzfristiges Denken im Kontext von (ökonomisch gesprochen) öffentlichen Gütern bei Abstimmungen auch ist - es ist nicht verboten. Zur Erinnerung: Eine Mehrheit hat das CO2-Gesetz abgelehnt. Und falls Sie jetzt auf die Nicht-Wähler verweisen: Denen war es offensichtlich egal.
Die Wirtschaft versucht sehr wohl nachhaltiger zu werden. Wenn die Politik es aber versemmelt, langfristig zuverlässige Rahmenbedingungen zu setzen, ist das - mit Ausnahme der Lobbying-Aktivitäten der Verlierer - nicht ihr anzurechnen.
Ich glaube eher, dass sie meine Kritik verkennen. Ich rede nicht von nett sein, ich rede davon, dass diese Abzocker um die 10 Mio zu viel verdienen,
Das wären denn nach ihrer Rechnung doch schon 50-100 Stellen, welche nicht aus ähh drängenden finanziellen Gründen liquidiert werden müssten. Das wiederum bedeutet, dass der CEO mit seinem Verzicht für 1000 Angestellte seiner Firma Mehrbelastungen vermeiden könnte. Das bedeutet weniger Burn-Outs, weniger innere Kündigungen, mehr Qualität, bessere Konkurrenzfähigkeit und auf mittlere Frist mehr Rentabilität seiner Firma. Vorausgesetzt natürlich, der CEO versteht sein Handwerk und positioniert seine Firma nicht auf dem Abstellgleis, wie einst die Kodak-Manager, die das Kunststück fertigbrachten, eine Firma welche sowohl Monopolstellung wie auch technische Innovationen besass, durch Untätigkeit in die Insolvenz zu führen.
Ein CEO ist angestellt, um eine Firma zu führen, um den Aktionären auch in 20 Jahren noch ihre Rente zahlen zu können. Das erreicht man nicht mit Entlassungen.
Mit Entlassungen erreicht man, dass die Zahlen im nächsten und übernächsten Jahr gut aussehen, die an ebendiese Zahlen geknüpften Boni reichlich sprudeln und man seinen Abgang vorbereiten kann.
Man kann selbstverständlich behaupten, die Demokratie funktioniere halt so, und die dummen Wähler und Stimmbürger seien selbst schuld, wenn sie nur auf ihr Portemonnaie schauen.
Aber auch Eltern ist es nicht erlaubt ihre Kinder zu bestehlen, und etwas anderes tun wir nicht.
Die Wirtschaft wendet sehr viel Geld auf, um sicherzustellen, dass dieser Zustand anhält, und sie ist sehr aktiv damit, dafür zu sorgen, dass es die Politik auch sicher nicht schafft Rahmenbedingungen zu setzten, welche die Firmen dazu ermuntert innovativ zu werden. Lieber verkauft man noch zehn Jahre lang Ölheizungen und versichert dem Kunden, dass diese immerhin völlig ausgereift sind. Hauptsache nichts tun. Das ist es was meine Kritik ausmacht. Eine Grosszahl der CEOs tut vor allem nichts. Kein Risiko, keine Anstrengung und immer weiter wie bisher. 'Innovationen' werden nur noch in der Buchhaltung gefördert, weil man dort mit wenig Aufwand in kürzester Zeit maximalen Ertrag für die Chefetage ergaunern kann.
Produkt- und Fertigungstechnische Neuerungen werden immer durch krass unterbezahlte Neulinge eingeführt, niemals durch überbezahlte Routiniers.
Spektakuläre Firmenpleiten werden hingegen zum grössten Teil durch ebendiese überbezahlten Stars verschuldet.
Viel dümmer als die Wähler und Stimmbürger sind doch die Aktionäre, welche sich so unverfroren bestehlen lassen.
Warum sollten sie das tun? Die Empörung des "kleinen Mannes" beschränkt sich erfahrungsgemäss auf Sozial- und andere Schmarotzer und natürlich auf die bösen Wirtschaftsflüchtlinge. Die Bücklinge treten kräftig nach unten, währenddessen sie sich vor den feinen Herren und Damen krümmen, so geht das neoliberale Fitnessprogramm für die freiheitliche Gesellschaft. Voraussetzungslos gedachte Freiheit ist die Freiheit derjenigen, die sie sich leisten können - nachdem sie sich die Taschen vollgestopft haben. Irgendwo da draussen krähen währenddessen ein paar Habenichtse ganz laut und im Chor: "Freiheit" ....
Viel wichtiger hätte ich gefunden, Politikern und Verwaltungsangestellten einen Teil des Lohnes zu kürzen für die Zeit, die sie weiten Teilen der Wirtschaft den Lockdown auferlegt hatten. Wetten, dass die Gelehrten der Covid-Taskforce den Lockerungsschritten gegenüber aufgeschlossener gewesen wären, wenn die Kurzarbeit sie ebenfalls betroffen hätte?
PS: Das war jetzt vielleicht etwas hart formuliert. Die Grundfrage halte ich aber für berechtigt: warum einseitig Solidarität von den Entscheidungsträgern aus der Wirtschaft einfordern, nicht aber gleichzeitig auch von denjenigen aus der Politik?
Echt jetzt?
Welche sind die «einzelnen Ausnahmen», die tatsächlich auf einen substantiellen Lohnbestandteil verzichtet haben?
Etwa ABB, UBS oder EMS Chemie. Aber von einem «substantiellen Lohnbestandteil» war keine Rede.
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