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Ein absoluter Klassiker von völlig falschem Strategieverständnis: An erster Stelle steht Wachstum um jeden Preis, meist getrieben von den Shareholdern. Alles andere ist dann bloss noch "Beigemüse" und zweitrangig, ganz besonders der Kunde und sein Nutzen. Erste Priorität sollte aber immer der Kunde, seine Bedürfnisbefriedigung und seine Zufriedenheit haben. Denn er ist die Existenzberechtigung von Unternehmen. Was strategisch darauf hinaus läuft, dass sich Mammut primär mit seinen USP's hätte beschäftigen müssen, als das anzubieten, was alle anderen auch tun. Wenn anschliessend die optimale Nutzenstiftung zu Wachstum führt, dann ist daran nichts auszusetzen. Wachstum, um des Wachstums willen, ist aber strategisches Harakiri. Danke für dieses Musterbeispiel, wie man es nicht machen sollte.
Ja, Wachstum um des Wachstums willen ist tatsächlich leider oft verlockend. Manchmal drücken einen die Rahmenbedingungen - siehe Text - auch in diese Richtung. Da braucht es viel Rückgrat, Souveränität und strategische Cleverness, dem standzuhalten.
Danke für Ihre Gedanken!
Interessanter und üblich elegant geschriebener Artikel. Zum Glück steht Peter Thiel nun mit seiner Aussage endlich im Gegenwind und dürfte ziemlich zerzaust aus dem aufziehenden Antitrust Sturm hervorgehen. Zudem dürfte ihm sein Präsident übel im Hals stecken bleiben.
Bin kein grosser Fan von Peter Thiel als Person aber, bzgl. seiner Aussage zu Monopolen, bzw. bzgl. seiner kritischen Einstellung gegenüber dem weit verbreiteten Konkurrenz-Fetischismus muss ich ihm recht geben. Dabei geht es nämlich um Folgendes: In seinem Buch "Zero to One" empfiehlt Peter Thiel Unternehmensgründern sich auf Produkte zu konzentrieren, die so neuartig sind bzw. so viel besser als existierende Produkte sind, dass sie für mehrere Jahre in bestimmten Märkten eine de facto Monopolstellung erreichen können. So kann man die Gewinnmargen erzielen, mit denen man gute Gehälter bezahlen und in neue Innovationen investieren kann.
Was er beschreibt ist nichts anderes als das Erfolgsrezept vieler Schweizer KMUs. Die bieten ihren oft internationalen Kunden auch Produkte oder Dienstleistungen an, die für die entsprechenden Anwendungen so viel besser sind, dass die Kunden gerne die oft recht hohen "Schweizer Preise" zahlen.
"Vollkommene" Konkurrenz ist kein Paradies sondern ist verantwortlich für viele der Missstände in unser Wirtschaft. Vollkommene Konkurrenz ist der Grund warum eine Arbeiterin in Indonesien ihren ohnehin prekären Job in einer Textilfabrik verliert, nur weil es jetzt eine Fabrik in Kambodscha gibt, die dieselbe Arbeit 5% billiger macht.
Herr Thiel ist kein besonders sympathischer Denker - leider aber doch ein ziemlich kluger. Insbesondere, Herr G. beschreibt das sehr gut, wenn es um den Mythos der grossartigen Konkurrenz geht. Diese ist aus Konsumentinnensicht (manchmal) gut - clevere Unternehmen streben immer nach Monopolen. Was uns einmal mehr daran erinnert: Eine Politik "pro business" bedeutet nicht zwingend eine Politik "pro economics".
Danke für den Bericht.
Aus meiner Sicht gibt es zwei Nischen bzw. Themen, die Mammut verpasst hat: (a) ökologische & soziale Nachhaltigkeit bei Produktionsprozessen (b) Kleider, die auch langen Menschen passen (lange Beine, lange Ärmel).
Lieber Anonymus, in Sachen Nachhaltigkeit ist Mammut ziemlich gut unterwegs - wenn auch natürlich mit Verbesserungsbedarf. Tatsächlich wäre das etwas, womit man sich - zumindest teilweise - positiv abheben könnte.
Das mit den langen Menschen habe ich mir nie überlegt, ein interessanter Hinweis, danke!
Interessant einmal die ganz allgemeinen Wirtschaftstrends, die auch viele andere high-end Konsumgüter betreffen, an einem konkreten Beispiel beschrieben zu sehen. Gerne mehr in diesem Stil. Diese Art Artikel finde ich wesentlich aufschlussreicher als die headline-zentrierte Berichterstattung ("Schweizer Traditionsunternehmen steht zum Verkauf" oder "Umsatzeinbruch in der Outdoor Branche"), die die Wirtschaftsteile vieler traditioneller Zeitungen dominieren.
Die grosse Herausforderung im Outdoor Bereich ist wohl Produkte zu generieren, die so innovativ sind, dass eine grosse Zahl von Kunden bereit ist für den Funktionsgewinn einen kräftigen Aufpreis zu zahlen. Gore-Tex, Polarfleece und Iglu-Zelte waren solche Innovationen. Damals vor 30+ Jahren war ich gerne bereit einen deutlichen Aufpreis zu bezahlen um "Öljacken", kiloschwere kratzige Wollpullover und Baumwollzelte durch die viel besseren neuen Produkte zu ersetzen. Aber jetzt sind aus diesen einst hoch innovativen Produkte ganz normale Konsumgüter bzw. Fashion-Items geworden. Da braucht es entweder grundlegend neue Innovationen (sehe ich im Augeblick nicht) oder man muss sich eingestehen, dass man sich als Firma inzwischen im Consumer Goods bzw. Fashion Markt bewegt und die Kompetenzen entwickeln um dort zu bestehen.
Vielen Dank für Ihre Worte, Herr G. Ja, die Branche befindet sich tatsächlich in einer schwierigen Phase. Möglicherweise bedeutet hier Innovation wie in manch anderen Branchen auch nicht anderes/besseres Material, sondern unter Umständen andere/bessere Kundenbindung: z.B. Erlebniswelten, Alpinschulen, ev. gar Dinge wie Exkursionen. Also Prozess- und Beziehungsinnovation.
Weil das Produkt vielleicht gar nicht mehr so sehr eine Jacke ist, sondern: die Zugehörigkeit zu einer Community.
Ja genau, das ist auch mein Eindruck. Outdoor Firmen haben ursprünglich die Fähigkeit bei Regen wandern gehen zu können, oder bei extremen Minustemperaturen im Zelt schlafen zu können "verkauft". Und, jetzt verkaufen sie überwiegend ein Lebensgefühl und konsumierbare "Erlebnisse".
Die Ironie dabei ist, dass man als Outdoor Firma letztendlich Authentizität an Lifestyle Kunden verkauft, was aber so ungefähr das Unauthentischste ist, das man als Outdoor Firma machen kann. Wir Konsumenten sind schon anstrengende Wesen ;-)
"...Weil das Produkt vielleicht gar nicht mehr so sehr eine Jacke ist, sondern: die Zugehörigkeit zu einer Community. ..."
Das ist ein hervorragender Kommentar, Frau Kühni. Und damit haben Sie m. E. das Malaise der heutigen Consumer-Generation und die daraus resultierende Herausforderungen an heutige Marketing-Abteilungen treffend umschrieben.
Herausragende Qualität der Produkte ist heute weniger gefragt, als die 'Ausstrahlung' einer Marke und damit deren Potential, genau solche Communities zu schaffen.
Ein Ausweg aus dem Dilemma, geschaffen weil heute sowieso alles aus China kommt, sprich aus der neo-liberalen/kapitalistischen De-Industrialisierung des 'Westens', aber dennoch Qualität vorgaukeln wollend, die meist auf Loorbeeren vergangener Zeiten 'ruht', als Qualität noch real war - für die der Billigpreis-Verwöhnte Konsument aber nicht mehr bereit ist, den Preis zu bezahlen?
In seiner 'niedrigeren' Ausprägung endet das in einem, jegliche Substanz vermissenden Marken-Wahn, wie er schon an jeder Schule beobachtet werden kann...
Lieber Lord Audio, das tut mir leid. Vielleicht fehlt Ihnen noch mehr zur Goldjacke/den Produkten?
Dazu könnte man z.B. sagen: die Goldjacke und Ähnliches waren der Versuch, Mammut radikal neu und frisch zu gestalten. Man hat dazu extra einen Stardesigner (Adrian Margelist) geholt. Das hat es gebraucht, es ging aber nach Ansicht aller, mit denen ich gesprochen habe, zu weit. Darum hat man jetzt wieder etwas korrigiert. Margelist ist dieses Jahr zu Burton gewechselt, und Mammut versucht, den Mittelweg zwischen ihrer Spezialistenkollektion (EigerExtreme) und hochwertigem urbanem Lifestyle zu finden. Die zum Schluss genannte Daunenjacke ist m.E. ein gutes Beispiel für diesen Mittelweg.
Hoffe, das hilft?
Herzlich!
Atemberaubend die Story. Und mitreissend beschrieben. Danke für den informativen Einblick. Wieder einmal mehr: dank Republik die grossen Linien erkennen und verstehen :-)
Vielen Dank für Ihre Worte, Herr Mueller.
Interessanter Artikel, danke sehr.
Meine ersten Sachen von Mammut - Seil, Reepschnüre, Klettergurt - habe ich vor etwa 40 Jahren gekauft. Und lange war Mammut das Non-plus-ultra in alpinistischen Belangen. Für mich hat das dann allerdings schon vor mehr als zehn Jahren aufgehört, als mir in deutschen Innenstädten plötzlich Shopperinnen in eher billig aussehenden Daunen- oder Faserpelzjacken mit dem Mammut darauf auffielen.
Heute muss ich sagen: selber schuld.
Übrigens stimmt es nicht, dass auf dem alpinistischen (Bekleidungs-) Markt nur die grossen globalen Player eine Chance hätten. Seit drei, vier Jahren tauchen u.a. innovative norwegische und schwedische Marken mit coolem Design und hervorragender Qualität in der Schweiz auf und übernehmen die Marktanteile, die Mammut in seinem Abdriften ins unternehmerische Abseits verliert.
Gespannt bin ich nur, was mit den verbliebenen Qualitätssparten im Mammut-Portfolio passieren wird, insbesondere mit den Lawinenverschütteten-Suchgeräten (Barryvox).
Vielen Dank für die interessanten Ergänzungen, auch was die nordischen Marken betrifft. Spannend! Und schade.
Ein spannender Bericht. In einem Bereich bin ich nicht einverstanden: Auch die besten Fachhändler haben Mühe, mit kompetenter Beratung gegen den Onlinehandel anzukommen. Grössere Firmen können die Bereiche vielleicht kombinieren, aber kleinere Geschäfte werden verschwinden, und man muss sich als Kundin überlegen, ob einem das egal sein soll.
Interessant und aufschlussreich. Wurde mich interessieren wo die Firma ON aus dieser Sicht heute steht?
Das wäre interessant, ja. Es scheint von weit weg, als ob sie grad sehr skalieren.
mit gefällt der artikel auch. zeigt er doch (richtig: traurigerweise), wie selbst die besten köpfe unweigerlich - irgendwann - vor die wand laufen. und mich erstaunt aber auch, dass frau und mann sich immer noch darüber wundern, wie der kapitalismus funktioniert...
Verstehe nicht ganz wie Sie von sich ändernden Kundenbedürfnissen und Kaufverhalten auf den Kapitalismus kommen? Was wäre denn im Kontext von Mammut bzw der Outdoor-Branche eine valuable Alternative?
Danke für den Beitrag, den ich in Tiefe und Breite sehr interessant finde, inkl. den Kommentaren.
Und dann beschäftigt mich ein Aspekt zu einem anderen Thema und doch aktuell:
Die Herstellung von Leder (zB für Wanderschuhe) ist bekanntlich sehr belastend für Mensch und Natur. Muss jetzt Mammut gemäss KVI belegen, dass ihre Lederlieferanten schonend produzieren (was vermutlich die Wettbewerbsfähigkeit beeinflusst) - und fällt die entsprechende Verpflichtung weg, wenn Mammut in Zukunft Teil eines ausländischen Konglomerats wird?
Man braucht zur Information nur die betreffende Artikelserie in der Republik von letzter Woche zu lesen.
Als Textilunternehmen muss Mammut natürlich seine entsprechende Verantwortung wahrnehmen. Aber hier geht es in erster Linie um Bekleidung, nicht um Schuhwerk. Mit Tierschutz hat die KVI nichts zu tun.
Übrigens war Mammut bisher in Sachen „clean clothes“ vergleichsweise sehr verantwortungsvoll.
Lieber Anonymus, das ist eine sehr gute Frage. Lassen Sie mich das abklären, ich komme wieder hierhin zurück.
Lieber Anonymus, ich bin der Sache nachgegangen.
Entscheidend ist alleine, ob der Hauptsitz von Mammut in der Schweiz bleibt.
Bei einer Annahme der Kovi betrifft die Sorgfaltspflicht für von ihnen kontrollierte Unternehmen nur Firmen mit Hauptsitz in der Schweiz – unabhängig davon, wem sie gehören. Im Falle der Syngenta beispielsweise, die seit 2016 chinesischen Eigentümern gehört, blieb der Hauptsitz damals in der Schweiz, sie fiele also unter die noch auszuarbeitenden Gesetze.
Wie gross die Chancen sind, dass der Hauptsitz bei einem Verkauf hier bleibt, ist allerdings schwierig zu sagen – möglich ist es. Die finnische Amer Sports beispielsweise, 2019 ebenfalls an ein chinesisches Unternehmen verkauft, sitzt bislang nach wie vor in Helsinki. https://de.wikipedia.org/wiki/Amer_Sports
Besten Dank für Ihre interessante Frage!
Herzhaft und laut habe ich über die hier genannte Goldjacke herauslachen müssen - ich kann mich so gut daran erinnern, als sie bei Mammut im Gestell hing. Beim Anprobieren stellte ich fest, dass man darin aussieht, als hätte man (resp. frau) 4 durchgehende Brustzeilen von Hals bis Hüfte. Herrjemine.
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