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Der Mann wird, vor den Augen der Öffentlichkeit, seit vielen Jahren systematisch zu Tode gefoltert. Wir aber zeigen mit dem Finger auf Saudi Arabien welches den Journalisten Jamal Kashoggi töten und zerstückeln liess, und auf Russland, welches Alexei Navalny vergiftete.
Irgendwie fehlt uns im Westen die moralische Instanz um glaubwürdig die Missstände in Diktaturen anzuprangern, zumal diese Missstände völlig irrelevant werden, sobald es ein paar Dollars zu verdienen gibt.
Ja und das ist bereits passiert. In einem Interview mit Ilham Aliyev [^1] greift dieser genau diese Glaubwürdigkeit an. Dieses Video ging viral und hat BBC dazu bewegt, die entsprechende Stelle zu entfernen [^2]. Möchte nicht Aliyev verteidigen. Es ist nur ein gutes Beispiel was passiert, wenn diese Glaubwürdigkeit zum Fall gebracht wird.
Danke für diese beiden wertvollen Kommentare, und die Links, welche die Misere auf den Punkt bringen. Wir Europäer müssen dringend unsere Hausaufgaben machen, bevor wir weiter in der Welt mit dem erhobenen Zeigefinger herumwedeln. Das ist so blasiert und unglaubwürdig, dass es mir langsam peinlich wird.
Dieser Bericht ist kaum zu ertragen und löst bei mir ein Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht aus. Staatliche Gewalt im übelsten Sinne des Wortes gegen Recht und Gerechtigkeit. Danke für den Bericht und Danke allen, die sich gegen diese ungeheuerlichen Perversionen der Rechtsstaatlichkeit stellen.
Gibt es jemanden, der diesen Fall nicht als monumentale Ungerechtigkeit erkennt?
Müsste sich nicht der europäische Gerichtshof für Menschenrechte von sich aus einschalten?
Hätte Biden ein Problem, wenn er Assange begnadigen würde?
Könnte die Schweiz hier nicht endlich wieder mal an längst vergangene Zeiten von humantären Wohltaten anknüpfen und Whistleblowern aus Schurkenstaaten das Ehrenbürgerrecht verleihen?
Ach, ich bin sicher, dass die Schweiz tut, was sie kann... nur eben halt sehr leise. ;)
Man sagt den USA nicht, was sie zu tun und zu lassen haben... ebensowenig wie China. Fälle wie Assange hat es ja vorher schon gegeben.
Ich erinnere mich noch an den Fall der Whistleblowerin Katherine Gun, der auch verfilmt wurde (sehenswert). Auch hier wurde eine Frau für die Wahrheit von GB jahrelang drangsaliert. https://www.deutschlandfunkkultur.d…_id=463576
Und jetzt denkt mal über Edward Snowden nach. Der wollte eigentlich nach Deutschland um dort Asyl zu bekommen. Als dann ruchbar wurde, dass er in der Präsidentenmaschine von Bolivien aus Russland ausgeflogen werden könnte, hat man die Maschine zur Landung in Wien gezwungen und das Flugzeug durchsucht.... das muss man sich mal vorstellen. Österreich ein neutraler (hust!!) Staat, der eine Diplomatenmaschine zur Landung zwingt und es der CIA erlaubt dort eine polizeiliche Untersuchung durchzuführen. Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausl…09146.html
Deshalb gilt für uns: Kenne deinen Platz!
P.S. Wenn ich jetzt paranoid wäre, dann würde ich wohl sagen, dass ich aufgrund dieses Kommentars für die nächsten Jahre nicht mehr in die USA einreisen sollte. Die würden mir sicher unangenehme Fragen stellen.
Ein wunderschöner Gedanke, der mich an die Nachkriegszeit erinnert (Jahrgang 1936), als es noch so war. Leider wurden wir zu einem Spiegelbild der polarisierten, westlichen Gesellschaft, die durch das Trennende nicht durch das Verbindende geprägt ist. Deshalb sind wir als Vermittler auch nicht mehr glaubwürdig.
Hässlich und sehr traurig.
Grossen Dank für das Ausharren, Aushalten und Vorbeischleichen an den Sicherheitskräften. So wichtig, dass darüber geschrieben wird.
(und einen Martini braucht es dringend nach solchen Erlebnissen!)
Danke! Und: Einen doppelten Martini.
Egal, Rusland, China, USA und einige Staaten mehr, treten das Menschenrecht mit Füssen. Und wir neutralen Schweizer? Wir halen die Klappe! Auch das ist schandbar. Leider wird sich in Zukunft nicht viel ändern. Danke Daniel Ryser für die Info.
Die Behandlung dieses Falles schadet dem Ansehen des demokratischen Justizsystems. Das ist ein verdammt hoher Preis.
Dass die USA und UK ihn zahlen, zeigt, wie weit sie sich politisch von der EU entfernt haben.
Ich fürchte, diese Entwicklung wird sich noch fortsetzen.
Diese abscheuliche Travestie von Justiz ist seit Jahren der politische Prozess des Jahrhunderts, in dem in aller Öffentlichkeit zentrale "Werte" der Demokratie wie Unabhängigkeit der Justiz und Pressefreiheit demontiert werden.
Darüber sollte sich allerdings niemand wundern. Der moderne, angeblich demokratische, Staat ist der Erbe des absolutistischen, betreibt, wenn es ihm wirklich darauf ankommt, Kabinettspolitik und Kabinettsjustiz wie anno dazumal. Wenn ich immer mal wieder in westlichen Medien über westliche Werte und Menschenrechte belabert werde, wird mir inzwischen speiübel. Denn natürlich ist dieses Justiz-Kabarett kein Einzelfall, wenn auch ein besonders eindrücklicher.
Die mächtigste der Demokratien lügt und mordet so unverfroren wie irgendein Polizeistaat der Welt, und das nicht erst seit gestern. Nicht dieses unbestreitbare Faktum ist jedoch der Skandal, sondern ein Journalist, der seinen Beruf ernst nimmt und dieses Skandalon mit Millionen von Dokumenten belegt. Darum verfolgt der amerikanische Staat Assange mit allen Mitteln, untergräbt auch in angeblich unabhängigen Staaten wie Schweden und Grossbritannien die Unabhängigkeit der Justiz. Wer immer sich diesem Rachefeldzug des Imperiums in den Weg stellt, wird mit allen Mitteln platt gemacht.
Vielen Dank, ihr "Republiker, dass ihr diesen sehr wichtigen und informativen Beitrag hier veröffentlicht. Ich habe das Buch des (schweizerischen) Sonderberichterstatters der UNO für Folter gelesen: Traurig, traurig, himmeltraurig!
Ich möchte auf einige Passagen näher eingehen und dann den nötigen Schluss ziehen. Der Generalsekretär von Reporter ohen Grenzen sagte richtig, es sei erschütternd, dass die Grundsätze der Pressefreiheit kein Thema mehr sei. Der Republik-Reporter erwähnt auch, dass die CIA 2017 Julian Assange in London entführen oder gleich direkt ermorden wollte. Das ist weiter überhaupt nicht erstaunlich, diese Mörderbande hat jahrzehntelange Erfahrung im rücksichtslosen Töten von ungezählten Menschen, welche der uneingeschränkten Machtausübung der USA und der damit verbundenen Ausbeutung von Land und Leuten durch die US-Konzerne in sehr vielen Ländern der Welt im Wege stehen, angefangen von Menschenrechtsverteidigern bis hin zu Regierungschefs. Sie haben nur einmal keinen Erfolg gehabt: Trotz sorgfältigster, regelmässiger Planung gelang ihnen die Ermordung Fidel Castros nicht.
Der Journalist erwähnt auch mit Recht, dass zwei ehrwürdige Richter in London zwei Tage Rechtstaat gespielt haben. Sehr aussagekräftig und typisch ist auch die Aussage von Assanges Vater:"Es ist nicht einmal ein Thema, dass Julian beim Gespräch mit seinen Anwälten abgehört wurde." Ein Skandal unerhörten Ausmasses! Aber kein Regierungschef der westlichen, "Demokratien" hat je sich darüber geäussert, geschweige denn, sich empört.
Wikileaks Chefredaktor stellte dann auch kurz und bündig fest: "Wir hoffen, dass diese Farce endlich zu Ende kommt." Und ein letztes Zitat aus dem äusserst wichtigen Bericht: "Der einzige Grund, warum er seit April 2019 im Hochsicherheitsgefängnis sitzt, ist eine angebliche Fluchtgefahr." Das ist einfach auf die Behauptungen dieses Gerichts abgestützt: Die traurige Wahrheit ist die: Der einzige Grund, warum Julian Assange vor die Gerichte Schwedens und Grossbritanniens gezerrt worden und seit mehr als zehn Jahren der schlimmsten psychischen Folter ausgesetzt ist (sehr ausführliche Schilderung im anfangs erwähnten Buch) liegt darin: Die USA sind der grösste Schurkenstaat der Welt, welche sich keinen Pfifferling um Recht und Gerechtigkeit kümmern und die Regierungen der befreundeten Staaten beherrschen und sie dazu zwingen, mit allen Mitteln die mutigen Menschen für immer zum Schweigen zu bringen, welche die Wahrheit über die Verbrechen dieser skrupellosen Weltmacht aufdecken und veröffentlichen. Die von ihnen ins Gegenteil verkehrten Begriffe von Freiheit, Recht und Gerechtigkeit und Demokratie sind hohles Geplapper, das aber so geschickt weltweit durch die von den USA beherrschten wichtigen Medien seit Jahrzehnten verbreitet wird.
so erschütternd und unentschuldbar die im Artikel dargestellten Vorgänge sind - ich störe mich schon an Ihrem Superlativ "grösster Schurkenstaat der Welt". Dies stimmt wohl in Bezug auf militärische und wirtschaftliche Macht und schurkenhafte Machtausübung. Bezüglich anderer ebenso wichtiger Massstäbe wie Presse- und Meinungsfreiheit, lebendiger politischer Kultur und Auseinandersetzung gebühren solche Superlative woanders hin.
Guten Morgen Herr M.,
ich habe soeben nochmals alle Kommentare gelesen und stelle mit Genugtuung fest, dass Ihre Ansicht von fast niemandem geteilt wird. Auch die hohe Zustimmungsrate zu meinem Kommentar, freut mich, und ich bin froh, dass so viele Republik-Leser unbeeinflusst von der US-Propaganda die ach so traurige Unfreiheit und krasse Lenkung der US-Medien erkannt haben.
Ich habe auch noch vergessen, Ihnen, Herr Ryser, herzlich zu danken für Ihre so wichtige Arbeit, die eigentlich eine selbstverständliche Aufgabe jedes seriösen Journalisten sein müsste, aber die sie in den US-hörigen Schweizer Medien nicht wahrnehmen dürfen . Aber ich fürchte, dass die Leserinnen und Leser der Mainstream-Presse und die Konsumenten der übrigen Schweizer Medien (TV, Radio) nicht so objektiv und ausführlich informiert werden. Zum ersten Mal habe ich wirklich den Eindruck, dass die Selbst-Darstellung der Republik-Journalisten tatsächlich Hand und Fuss hat. Ich habe mir aufgrund von vielen Artikeln vorgenommen gehabt, mein Abo nicht mehr zu erneuern, aber ich habe es mir nun anders überlegt, auch wenn solche wirkliche Aufkklärungsberichte selten sind.
Herr Ryser, ich habe leider Ihren sprachlich und inhaltlich einmaligen, grossartigen Bericht über eine Session (resp. vorher und nachher) nicht ausgedruckt ; deshalb meine Frage an das Republik-Team: Haben Sie ein Archiv, wo ich solche "Perlen" auch nach Monaten noch nachlesen kann? Es lebe die u n a b h ä n g i g e REPUBLIK!
Ich kann Ihre Kritik an den USA nachvollziehen. Sie ist in weiten Teilen berechtigt, keine Frage. Ich werde aber etwas hellhörig, wenn Sie vom „grössten Schurkenstaat der Welt“ und von den „von den USA beherrschten Medien“ zu sprechen beginnen.
Könnte es nicht sein, dass auch Ihr Blick etwas eingeengt ist?
Meiner Meinung nach ist das Problem nicht ein einzelnes Land oder eine einzelne Regierung, sondern es ist allgemein die Konzentration von Macht, die sich sowohl in demokratischen, wie auch in autoritär bis diktatorisch geführten Ländern verheerend auswirken kann, sobald sog. Staatsinteressen als gefährdet betrachtet werden. In diesen Fällen wird Recht und Gerechtigkeit sehr schnell ausgehebelt. Da reichen beide Hände nicht, um solche Regierungen und Regimes aufzuzählen.
Machtmissbrauch und staatliches Unrecht ist ein weltweites Problem. Und wir tun gut daran, das, solange wir das in unseren demokratischen und freiheitlichen Strukturen noch machen können, überall und ohne ideologische Scheuklappen anzuprangern.
Ja, sehr geehrter Herr Kienholz. Es gab einst eine "Benimm-dich-Bibel", Knigge genannt. Dort stand einiges Richtiges drin, aber es diente vor allem den "besseren" Kreisen, sich gegen die "unteren Klassen" abzugrenzen. Und in diesem Knigge habe ich als Knabe öfters herumgestöbert. Soweit ich mich erinnere, waren da auch Wörter aufgeführt, die man in der "guten Gesellschaft" nicht laut sagen durfte. Das einzig Positive von Donald T war seine Äusserung gleich vor oder nach der Wahl: "America first." Damit hat dieser Mann etwas gesagt, das zwar allen bisherigen Präsidenten dieses Staates als Richtschnur diente, das man aber ums Himmels willen nicht so laut in die ganze Welt hinausposaunen sollte, da eben- und jetzt komme ich auf ihr "Unwort" : "die von den USA beherrschten Medien" . Das weltweite Medienmonopol eines gewissen US/austral. Milliardärs Murdoch sollte ihnen als häufig Schreibender bestimmt bekannt sein. Also stimmt meine Äusserung. Sie werfen mir vor, dass "mein Blick etwas eingeengt" sei: Nein, Sie machen das als Profi viel schlauer, Sie stellen eine rethorische Frage, aber letztlich kommt es auf das Gleiche heraus, oder nicht! Ich könnte mit Recht die Frage gleich an den Absender zurückschicken, aber das ist nicht mein Rechaud. Die offene, aber vor allem versteckte, meist abgeleugnete effektive Welt-Herrschaft in Bezug auf Des-Information, militär. "Allmacht", politische Druckzentrale und skrupellose Ausbeutung vor allem in ihrem "Hinterhof" - Aussage des ehem. US-Präsidenten, der dieses "Recht" lauthals verkündet hat und von dem diese Überfalls-Rechtfertigung seinen Namen hat, nämlich die "Monroedoktrin".
Ja, das sind Tatsacheen, die leider schon viel länger zurückliegen, als sich ein heute Lebender erinnern kann, stimmen, und es tut mir nicht leid, auch wenn man das nicht offen sagen / schreiben sollte. Ebenso den bösen Begriff "grösster Schurkenstaat der Welt": Ich nehme an, dass Sie die Politik der einelnen Staaten auch interessiert und kritisch verfolgen: Das schleckt keine Geiss weg, es ist einfach eine himmelschreiende Tatsache. Natürlich haben verschiedene US-Präsidenten diesen Begriff für andere, im Vergleich zu den USA harmlose Staaten missbraucht und damit - wie es scheint - auch kritische Geister "bestochen". Oder nennen Sie mir ein einziges Land, das im Verlaufe der letzten 70 Jahre fürchtelichere Todesschwadrone in die ganze Welt ausgesandt hat, so viel gelogen und so viele Menschen und die Natur unerbittlich ausgebeutet hat. Ich könnte einige Seiten füllen mit all den verbrecherischen Handlungen dieser doch nicht ganz so schlimmen Supermacht. Noch besser, Sie lesen das beste, informativste und sorgfältigst recherchierte Geschichtsbuch über die US-Europäer (warum ich sie so bezeichne muss ich Ihnen wohl nicht erklären, wohl aber müsste man Herr Obama endlich aufklären).
Ich nehme ja an, dass Sie eine - wohl eher unterwürfige - Antwort von mir erwartet haben. Nein, das wird es nie geben, ich gehöre ja auch nicht der Schweizer Regierung an. Genug, sonst wird meine Entgegnung doch noch länger als geplant.
Herr Kienholz, ich gebe Ihnen recht: Macht korrumpiert überall. Aber könnte es sein, dass wir selber von ebendieser Macht korrumpiert worden sind, wenn wir
bei den über uns herrschenden Machthabern viele verständnisvolle Worte finden über die Schwierigkeiten, sauber zu bleiben, und dass das nichts mit Schurken zu tun hat
aber nicht zögern, Schurken und dergleichen Begriffe zu verteilen, wenn wir dasselbe bei einer Macht sehen, die uns nicht in den Fingern hat?
Heinrich Kiefholz hat es gut beschrieben: Hilflosigkeit.
Was bleibt, ist das Gefühl, dass "das Volk", "die Leute", "die Medien" gern über alles streiten dürfen, bis zur Erschöpfung und zum Hass: Corona so oder so, Gendern ja/nein, Klima jetzt oder später, "Rassistenschwein!", "Systemling", Quote, Abtreibung, nur ein wenig Inflation oder darf's a bissl mehr sein. Verantwortungsethik oder Gesinnungsethik, nicht unter fünf Talkshows mit den aktuelltesten Modephilosophen. Aber nur solange, bis jemand kommt und nicht nur scheinbar, sondern tatsächlich dem etablierten Machtgefüge (ja, klingt jetzt nach Bilderbergern und Davos, ich weiß) gefährlich wird. Und dann scheint es so, wie Klein Moritz oder Lieschen es sich vorstellen: Regierungen sprechen sich untereinander ab und irgendein Paragraph wird sich schon finden. Hoffentlich belehren mich die britischen Gerichte eines Besseren.
Schade, dass die internationale Community nicht in dieses Verfahren eingreifen kann. Assange ist aus meiner Sicht Opfer eines geopolitischen Konflikts und wir jetzt fälschlicherweise repressiv und absolut bestraft.
Assange wurde zum Symbol der Gerechtigkeit. Jetzt droht Vergeltung von jenen, die Gerechtigkeit für etwas formbares halten.
Dass ein Verbrechen wie das an Assange ÖFFENTLICH dargestellt werden kann in seiner ganzen Schrecklichkeit und dennoch wird dieser Unschuldige nicht freigelassen,
übersteigt jegliches Fassungsvermögen eines fühlenden Menschen. Es ist vollkommen unverständlich.
Danke für Ihren Mut Daniel Ryser!
Diesen, oder andere Drinks, haben doch wahrscheinlich viele der berichtenden Journalisten Abends getrunken. Nur dieser hier unterschlägt ihn nicht. Ich empfinde das als menschlich, transparent und integer. Unter Professionalität verstehe ich nicht, ein möglichst sauberes Image zu präsentieren. Auch wenn das wohl leider die Norm ist.
Und wie geht die Schweiz mit ihren Whistleblower um? Mit ihren Ruedi Elmer, Adam Quadroni, Hervé Falciani, Christoph Meili sowie Margrit Zopfi und Esther Wyler? Wie verwässerte das Parlament das Whistleblower-Gesetz während zehn Jahren, bis es zu einem eigentlichen Whistleblower-Bestrafungsgesetz verkrüppelt wurde. Oder: wieso werden die Berichte über gravierende Missstände (allesamt aktenkundig und belegt) in der schweizerischen Gerichtsbarkeit sowie das Juristen- und Richterkartell zensuriert? Wieso wird der Link von omerta.org mit der Berichterstattung über Willkür und Missstände in der Schweiz unterdrückt? Was soll hier verborgen werden? Ein Kuschen oder Angst vor allfällige Drohungen?
Die Schweiz muss sich selber zuerst kritisch im Spiegel betrachten. Das enorme Verdienst und Engagement von Julian Assange soll uns Vorbild sein.
Wann wird denn ein Urteil erwartet? Wenn ich das richtig gelesen habe, ist es noch nicht erschienen?
Wann das Urteil zu erwarten ist, weiss ich nicht. Eine gute Quelle zur Verfolgung des Falles ist aber Dustin Hoffmann von der Partei, Gehilfe des Satirikers und Europaparlamentariers Martin Sonneborn. Er verfolgt den Prozess vor Ort und berichtet darüber auf Twitter. [1] Es ist beachtenswert, dass eine Satirepartei hier die bessere Arbeit macht als manche etablierte Partei.
Der politische Aktivist John Rees hat für das groteske Schauspiel im Tribune Magazine die passende Worte gefunden: «Dem Prozess der US-Regierung gegen Julian Assange zuzuschauen ist wie einem Levitationskunststück im Varieté beizuwohnen. Man kann die Objekte schweben sehen, aber man hat keine Ahnung wie das möglich ist. Griffen die normalen Gesetze der Schwerkraft, wäre der Fall Assange längst in sich zusammengestürzt.»
Wer macht all diesen Menschen (Richtern, Anwältinnen, Politiker:innen, …) solche Angst, dass diese bereit sind in diesem grausamen Theater mitzuspielen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mehrheit dieser Menschen ein persönliches Interesse daran hat, Julian Assange – schon so lange – derart unverhältnismässig und rechtswidrig zu behandeln und „wegzuschliessen“.
Die Frage nach der Rolle der offiziellen Schweiz in diesem Drama, brachte mich u.a. zu diesen 2 Artikeln:
https://www.swissinfo.ch/ger/humani…-/44901282
https://www.nau.ch/amp/news/schweiz…e-65941363
Zeitlicher Abstand dazwischen gut zwei Jahre, die Haltung des Bundesrates hat sich nicht verändert und wird sich wohl auch nicht mehr.
„So zogen wir uns denn schweizerisch aus einer unmenschlichen Lage: Nicht unklug, mit hohem moralischen Anspruch und mit moralisch oft bedenklicher Praxis. Neutralität ist eine politische Taktik, keine Moral. Neutralität ist die Kunst, sich möglichst nützlich und möglichst ungefährlich zu verhalten. […] Wir bewährten uns, indem wir es nicht ganz zur Bewährung kommen liessen, wir hielten an unseren Idealen fest, ohne sie unbedingt anzuwenden, wir schlossen die Augen, ohne gerade blind zu werden. Tell spannte zwar die Armbrust, doch grüsste er den Hut ein wenig - beinahe fast nicht-, und das Heldentum blieb uns erspart.“
Entschuldigung, dass ich schon wieder Dürrenmatt zitiere, aber meine Gedanken finden sich sehr oft in seinen Worten wieder und ich selber brächte eine Formulierung nicht besser zustande. ;-)
Nicht erst im Verfahren gegen Julian Assange, aber spätestens hier , wird klar: Das Vertrauen auf eine unpolitische Justiz in den westlichen Demokratien war naiv. In den USA, in Grossbritannien, sogar in Schweden greift die Politik direkt ins Justizsystem durch. Jeder Schweizer darf sich jetzt selber vorstellen, was bei uns passiert wäre, wenn Assange bei uns inhaftiert wäre.
(Verborgen wegen Verstoss gegen die Etikette)
Vielen Dank für diesen Bericht! Ist auch eine Übersetzung ins englische geplant?
Danke für die Frage. Nein, das ist derzeit nicht vorgesehen, aber Deepl funktioniert in solchen Fällen inzwischen tadellos.
Ja schon, aber gerade bei diesem Text wäre eine autorisierte Übersetzung von Interesse, denke ich.
Ich wundere mich: gibt es keinen kollektiven, öffentlichen Aufschrei der englischen /internationalen Jurist_innen? Sind sie nicht selber entsetzt über die (Un-) Rechtsprechung dieser Gerichte/ihres Berufsstandes? Ist diese Berufszunft schon längst abgestumpft und nur Deppen wie ich glaub(t)en noch an die unabhängige Justiz?
„Der Fall Julian Assange − Geschichte einer Verfolgung“
Aufzeichnung des Vortrags von Nils Melzer an der Uni Zürich [28.10.2021]
Für diese Geschichte kommt mir eine Textpassage der Gruppe Freundeskreis in den Sinn:
"Wenn der Vorhang fällt, sieh hinter die Kulissen
Die Bösen sind oft gut und die Guten sind gerissen
Geblendet vom Szenario erkennt man nicht
Die wahren Dramen spielen nicht im Rampenlicht"
Danke einmal mehr Dani Ryser für Deine quantitativ wie qualitativ immer wieder verblüffende Quellenarbeit: Umfassend, trotzdem vertiefend, Schlüsselaussagen zu Tage befördernd und immer nahe, beinahe auf Freundschaftsdistanz, an den relevantesten Akteuren. Wie Du diese Inputs anschliessend zu einem multiperspektivischen (geh noch mehr auf Freundschaftsdistanz zu allen und allem, was Deiner persönlichen Haltung in einer Sache nicht entspricht), begründenden und die Gegebenheiten in Beziehung setzendes Mosaik verarbeitest, dabei aber immer humorvoll, unterhaltend und leicht zu lesen bleibst, das beeindruckt mich und lässt mich auf Deine Artikel klicken. Auch wenn mich das Thema vielleicht gar nicht so anspricht. Danke für Deine Arbeit.
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