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Auf den ersten Blick ist dieser Beitrag eine amüsante Frühstückslektüre - wie ein oberschlauer Topbanker 50 Mio. verspielt mit einem Anfängerfehler. Jeder Angestellte weiss, dass man einen laufenden Arbeitsvertrag erst dann kündigt, wenn der neue Vertrag unterschrieben ist.
Auf den zweiten Blick frage ich mich, warum es so dargestellt ist, als sei der UBS einfach ein Fehler unterlaufen in ihrem Vergütungssystem. Dieses dient ja offensichtlich nicht dazu, die Topmanager zu langfristigem Denken und Handeln zu erziehen, sondern ist schlicht ein Instrument der ungezügelten Gier dieser Kaste. Und diese Gier ist kein Problem indivdueller moralischer Defizite sonder ein wesentlicher Bestandteil des heutigen Finanzkapitalismus.
Es ist ja eine überschaubare Anzahl von Managern und Verwaltungsräten der grossen Unternehmen, die sich da gegenseitig die Boni etc. zuschanzen. Diesem Geflecht im Detail nachzugehen und die Mechanismen, die da spielen, zu erforschen, wäre eine nützliche Information. Dies als Anregung an die Redaktion.
Das absurdeste an dieser Geschichte ist für mich, das Herrn Orcel diese entgangenen 50 Millionen zwar ziemlich ärgern dürften - aber eben nur ärgern!
Eine Summe die das Zehnfache dessen überschreitet, was selbst die durchschnittlichen, im globalen Vergleich reichen Schweizer in ihrem ganzen Arbeitsleben, vom ersten Franken bis zur letzten Rente, jemals verdienen.
Manchmal fällt es mir schwer zu glauben, dieser ganze irdische Sumpf menschengemachter Absurditäten sei mit rationalem Denken trockenzulegen.
So erscheint es mir schon fast lächerlich (ein weiterer Bestandteil des Absurden), die exzessiven Löhne dieser Finanzmanager mit weiteren Detailregulierungen 'gerechter' (weniger dysfunktional) machen zu wollen.
Wie bei vielen anderen Themen (Klima, Krieg, Hunger, usw.), müsste die Menschheit global zusammenrücken, es könnten garantiert Lösungen gefunden werden. Nur sind wir dazu momentan noch nicht fähig, wahrscheinlich vorwiegend aus entwicklungsychologischen Gründen, emotional auf der Stufe unserer Vorvorvorfahren stehen geblieben...
Leid tut mir nur der um seine fünfzig Millionen betrogene Banker. Wie will er seinem verinnerlichten Vaterbild erklären, dass er nicht mal die lausige Antrittsprämie wert ist? Ein böser Dämpfer fürs Selbstwertgefühl...
Ein Trost bleibt, wie Camus geschrieben hat (Quelle Wikipedia):
„Das Absurde hat nur insofern einen Sinn, als man sich nicht mit ihm abfindet.“
Absurd ist, dass alle dies Tun und diese Beträge legal sind.
Klingt so, als hätte das Vergütungssystem der UBS einen kleinen Konstruktionsfehler: diese an den langfristigen Erfolg gekoppelten Vergütungskomponenten dürften bei einem Jobwechsel nicht verfallen. Die Idee war wohl, das durchaus sinnvolle Anreizsystem für die Förderung von langfristigem Denken auch gleich noch mit einem Mitarbeiterbindungs-Mechanismus zu kombinieren. Diese beiden Dinge scheinen aber nicht ideal zusammenzupassen, und sollten vielleicht nicht in die gleiche Vergütungskomponente reingepackt werden?
Absurd an der Geschichte sind offensichtlich die Beträge.
Um doch die Diskussion zu diesem Beitrag mit etwas sinnvollem zu füllen, stellt sich mir die Frage, ob es sich dabei nicht um ein globales Konkurrenzverbot handelt. Meines Erachtens ist eine solche Praxis rechtlich schwierig durchsetzbar. Gibt es in der Republik community Juristen die das beantworten können?
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