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Ganz genau: Etwas stimmt hier nicht....
Und zwar gewaltig.
Weshalb muss man die Diskussion immer bei Adam und Eva beginnen? Liebe Brigitte Hürlimann, das kann doch nicht sein, dass du so blauäugig bist.... und die Sexarbeiterinnen dir erklaeren muessen, dass ein gemischte Bordell NICHT funktionieren würde!
Das ist ja der Witz des gekauften Sex. Dass er auf der Grundlage der Geschlechterungleichheit beruht - und eben nicht auf gleicher Augenhöhe.
Aber ich bin es müde immer wieder alles von vorne erklaeren zu müssen. Vielleicht kann man selber mal analytisch denken, statt sozialarbeiterische Visionen zu haben. Sorry
Liebe E. H., ich werde nicht müde, zu erklären, dass Sexarbeit nicht auf der Grundlage der Geschlechterungleichheit beruht und dass in vielen Fällen die Frauen der stärkere Part sind, nicht die Freier. Es lohnt sich, das Gespräch mit Sexarbeiterinnen zu suchen. Und, was besonders wichtig ist: Es ist eine sehr heterogene Gruppe, die in der Sexarbeit tätig ist. Pauschalisierungen sind fehl am Platz. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Ich bin unbedingt dafür, Prostitution zu entkriminalisieren und vor allem härter gegen Zuhälter vorzugehen und den Frauen die Angst zu nehmen. Habe schon viel mit sehr jungen osteuropäischen Prostituierten gesprochen und sie haben mir ihre Sorgen gebeichtet. Zumindest für diese paar Minuten hatten sie jemanden zum reden, der ihnen zuhört und sie nicht verurteilt. Selber arbeite ich seit 1.5 Jahren als selbständiges Escort-Girl neben dem Studium und meiner Arbeit. Es sind sehr reiche Kunden und selbst dort muss man vorsichtig sein da auch dort Gewalt nicht ausgeschlossen ist. Einmal wurde ich vergewaltigt aber sonst hatte ich immer Glück. Meine Familie weiss nichts von meinem Nebenjob, meine Freunde und auch mein Freund jedoch schon und ich kann mit ihnen darüber sprechen. Wenn es die Arbeit zulässt, werde ich am 17. Februar vorbeischauen! Vielen Dank für Ihre Vision des idealen Bordells, Ihre Arbeit ist sehr wertvoll und wichtig.
Liebe Melina, es würde mich sehr freuen, wenn Sie am 17. Februar dabeisein könnten. Und danke, dass Sie Ihre Erfahrungen hier mit uns teilen. Liebe Grüsse, Brigitte Hürlimann
Vielen Dank für Ihre Perspektive! Es würde uns sehr freuen, wenn Sie am 17. vorbeischauen könnten.
Ich hätte da noch ein paar Fragen:
Wieso gefällt mir die Aussicht nicht, dass meine „Arbeitskollegen, Brüder, Partner, Onkel oder Neffen“ (und Söhne? und Enkel? und Ärzte?) Sex von Frauen (ihren Arbeitskolleginnen, Schwestern, Partnerinnen, Tanten oder Nichten) kaufen?
Warum muss Prostitution ein Gewerbe sein und bleibt nicht einfach Privatangelegenheit?
Wurde die jüngere Generation von Frauen befragt, ob sie sich diese Entwicklung wünschen?
Liebe Verlegerin, es ist eine wichtige und spannende Diskussion, darüber nachzudenken, ob eine Gesellschaft ohne käuflichen Sex vorstellbar ist. Doch parallel zu dieser Diskussion müssen wir hier und heute dafür sorgen, dass es jenen Frauen und Männern, die sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt anbieten, gut geht. Dass wir sie fair, ohne Vorurteile und Diskriminierung behandeln. Das ist mein Fokus. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Das sind interessante Fragen, die Sie stellen und als Mann finde ich es heikel zu antworten, dennoch möchte ich es versuchen:
Kann es sein, dass Ihre Moral Ihnen sagt, das Sie das nicht mögen? Sex für Liebe ist schön, Sex für Geld ist nicht ok? Ich selber finde es auch nicht schön, mir vorzustellen, eine Frau würde nur mit mir schlafen, weil ich dafür bezahle. Schöner ist es, sie ist mit mir weil sie mich mag. Aber das ist meine eigene Wahl, was andere tun - solange sie niemanden schädigen -, möchte ich nicht beurteilen.
Prostitution bleibt nicht eine Privatangelegenheit, es ist das "älteste Gewerbe der Welt". Leider bleiben die Probleme wie Menschenhandel, übertragbare Krankheiten, Ausbeutung, Drogenhandel auch nicht privat. und diese Probleme hängen eben stark damit zusammen, dass Prostitution nicht richtig geregelt ist sondern verboten oder verpönt.
Ich bin zwar noch keine 40, und doch sprechen Sie mir aus dem Herzen. Die Sexualisierung des Alltags finde ich abstossend, ja widerlich. Ich will nicht wissen, wer was mit wem im Bett oder sonstwo macht. Bei Eltern mit Kindern ist klar, das sie es taten, alles andere muss nicht "ins Zentrum der Gesellschaft". Ich stelle mir schon den Schulbesuch im Bordell vor, die Anlehre mit Sek-Abschluss...
Ich habe wenig Respekt wenn jemand ihren/seinen Körper verkauft anstatt zu arbeiten. Dennoch habe ich Respekt vor den Menschen, die sonst nichts können, als Menschen verdienen sie Hilfe, um etwas Richtiges zu machen. Wollen sie das hingegen nicht, dann muss ich ihr Lebensstil aber auch nicht respektieren, genauso wenig wie ich Ehemänner respektiere, welche für Sex bezahlen oder sonstwie hinterrücks fremdgehen.
Ihre Aussagen "Körper verkaufen anstatt zu arbeiten" und "etwas Richtiges zu machen" und "sonst nichts können" irritieren mich insofern, als dass sie suggerieren, dass Sexarbeit keine "richtige" Arbeit sei. Was ist sie dann? Ausserdem finde ich wichtig zu sagen, dass hier bestimmte Dienstleistungen verkauft werden und nicht der Körper...
Ich kann mich mit dem Gedanken von einem perfekten Bordell nicht anfreunden. Selbst wenn es um Menschen mit Behinderungen geht oder eben Bedürfnissen, die der/die Partnerin nicht erfüllen wollen. Warum sollte das überhaupt jemand tun wollen? Auch wenn ich daran denke, dass besagte „jüngere Prostituierte“ meine Schwester, Nichte, Tochter sein kann, welche entsprechend aus- und weitergebildet werden soll.
Mir fehlt der Ansatz ganz am Anfang und ich freunde mich da mit dem nordischen Modell der Prostitution an:
Kriminalisierung der Annahme entgeltlicher sexueller Dienstleistungen (in den Debatten auch Sexkaufverbot genannt)
Entkriminalisierung der Prostitution.
Angebote zum Ausstieg aus der Prostitution.
Aufklärungs- und Bildungsmaßnahmen in der Bevölkerung
Liebe Frau Brumann, das nordische Modell bedeutet nichts anderes als ein Prostitutionsverbot. Denn ein Gewerbe funktioniert nicht, wenn man die Kundschaft kriminalisiert und bestraft. Es dünkt mich scheinheillig, in diesem Zusammenhang von einer Entkriminalisierung der Sexarbeit zu sprechen. Die Sexarbeit wird verunmöglicht, wenn Kunden bestraft werden. Das heisst: Sie gleitet in den Untergrund ab, und dort warten die kriminellen Ausbeuter. Prostitution blüht in jenen Ländern, in denen sie verboten ist. Die Sexworker arbeiten unter prekärsten, gefährlichen Bedingungen. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Ich denke man muss hier vielleicht unterscheiden zwischen Prostitutions- und Sexkaufverbot. Das nordische Modell sanktioniert den Sexkauf. Ich habe mich damit bis jetzt nicht im Detail beschäftigt, aber es ist einiges Vielschichtiger, um es nur schwarz weiß zu betrachten. Beispielsweise: Ist Prostitution ein Job, kann ich es dann auch einklagen?
ein «perfektes», progressives bordell würde dienstleistungen für beide geschlechter anbieten. solange nur frauen für männer arbeiten, wird sich nicht wirklich etwas verändern. habt ihr das vergessen?
Liebe J. L., diesen Aspekt haben wir nicht vergessen, er wird unter 2. Dienstleistungen behandelt. Es wäre meine Vision gewesen, dass alle für alle Dienstleistungen unter einem Dach anbieten und Kundinnen und Kunden Zulass haben. Aber die Sexarbeiterinnen, mit denen ich gesprochen habe, raten davon ab, das würde nicht funktionieren, sagen sie. Darum haben wir im perfekten Bordell einen Escort-Service integriert. Diese Zentrale vermittelt sexuelle Dienstleistungen von allen für alle. Siehe Punkt 2. Liebe Grüsse, Brigitte Hürlimann
liebe brigitte hürlimann — Sie schreiben nach abraten, das würde nicht funktionieren (sagen sie). weshalb würde das nicht funktionieren? haben Sie auch gründe angegeben dafür? — escort service ist ja dann doch was ziemlich anderes. (bin eben erst auf diesen offenbar schon zwei jahre alten dialog gestossen; die antwort würde mich trotzdem interessieren.)
Ganz genau dieser Aspekt ging mir beim Lesen auch durch den Kopf... irgendwas stimmt hier nicht. Warum eigentlich gibt es Sexarbeit immer noch (fast) ausschliesslich von Frauen für Männer? Welche Rolle spielen hier Machtthemen? ... aktuell kann ich mich noch nicht mit dem „perfekten“ Bordell anfreunden. Ich kann auch einfach nicht ganz glauben, dass viele Frauen tatsächlich aus völlig freien Stücken diesen Beruf wählen würden wenn sie Alternativen hätten... auch wenn die Arbeitsbedingungen besser wären...
Liebe R. S., ich habe grosses Verständnis dafür, dass die Ideen rund um das perfekte Bordell für manche schwierig zu akzeptieren sind. Was wichtig ist: Wir sollten vermehrt das Gespräch mit Sexworkern suchen. Mit ihnen reden und nicht nur über sie. Sie ernst nehmen, ihnen zuhören. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Kleine Ergänzung. Sexarbeit von Männern für Männer gibt es in Zürich durchaus - sie ist aber weniger physisch verortet (obwohl es noch 1-2 Kontaktbars und Saunas gibt). Ich nehme sie vor allem im Internet wahr, auf Apps wie Grindr und Plattformen wie Gayromeo. Grade auf Grinr gibt es viele junge Männer, vorwiegend aus Spanien, Kolumbien und Brasilien. Sie kommen für ein paar Wochen nach Zürich und ziehen dann wieder weiter.
Ich habe etwas Mühe, wenn man aus einer vermeintlich überlegenen moralischen Position anderen den Beruf gegen ihren Willen verbieten will, um ihnen zu helfen. Prostitution ist nicht nur Frauenhandel, sondern eben auch Rollenspiele, Tantra, Massagen, Berührung, Fantasiewelten, usw. gegen Geld.
Die persönliche Integrität der Prostituierten muss geschützt werden und das geht am besten, indem man sie aus der Illegalität holt und gesellschaftlich respektiert. Nicht die Prostitution ist das patriarchale Relikt, sondern deren Stigmatisierung. Ich finde den Ansatz auf die Betroffenen selbst zu hören anstatt auf politisch motivierte Berichte mindestens überdenkenswert.
Liebe Prostituierte
Es tut mir sooo Leid, dass Ihr so viel Unrecht erfahren müsst und dass gewisse Menschen Euch ausgrenzen. Mir war das nicht bewusst, da ich mich nie mit dem Thema befasst habe. Ich arbeite nicht als Gesetzgeber, nicht als Investor, nicht als Polizist und bin auch kein Freier, deswegen meine Frage:
Was kann ein „Normalbürger„ tun, damit sich dieser Zustand sich für Euch ändert? Was kann ich tun, damit Ihr weniger Ungerechtigkeit erleiden müsst? Was kann ich tun, damit Visionen vom perfekten Bordell keine Visionen bleiben?
Liebe Zürcherin, es ist ganz einfach: Immer, wenn jemand respektlos von den Nutten, Stricher, Huren oder weiss ich was spricht, darauf hinweisen, dass das Frauen und Männer sind wie du und ich. Eine sehr heterogene Gruppe, glückliche und unglückliche, dicke und dünne, kluge und dumme, hässliche und schöne, witzige und humorlose Menschen. Und dass die Freier keine Monster sind. Mit einer solchen Widerrede holen wir die Sexworker zurück in die Gesellschaft, es ist ein erster Schritt dazu. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich habe selber ein sehr ambivalentes Verhältnis zur Sexarbeit, das muss ich zugeben. Zugeben muss ich aber auch, dass ich bisher nur die Perspektive jener kenne, die an der Front mit Frauen in London arbeiten, die durch Frauenhandel ins Gewerbe kamen und auszusteigen versuchen. Deine Vision gefällt mir deshalb, weil sie mich zum Umdenken, Vorstellen bewegt. Es stimmt, dass wir vor allem von unserer eigenen Befindlichkeit ausgehen, anstatt die Aussagen der Betroffenen ernst zu nehmen. Und wenn die Stigmatisierung und nicht die Freier das Hauptproblem ist, dann sollten wir das mal auf uns wirken lassen. Das git auch für mich.
Eines würde ich ehrlich genauer wissen wollen, wie bekämpfen wir gleichzeitig die Illegalität? Und anmerken wollte ich noch, dass die Sexarbeiterinnen nicht zur Turismusattraktion werden sollten. Das fände ich herabwürdigend. Und genau das hat die neue grüne Bürgermeisterin in Amsterdam auch beschlossen (siehe Guardian Artikel festern). Vielen Dank nochmals! Ich freue mich auf weitere Artikel zum Thema.
Liebe L. B., das Thema ist anspruchsvoll, ich muss auch immer wieder dazu lernen, obwohl ich mich seit bald 30 Jahren damit beschäftige. Ich denke, man muss den Fokus ändern. Die selbstbestimmt arbeitenden Sexworker stärken und in Ruhe lassen, die Kräfte auf die kriminellen Nebenerscheinungen konzentrieren, also auf die Ausbeuter und Menschenhändler. Sexarbeit nicht mit Menschenhandel und Kriminalität gleichstellen, sondern differenzieren. Das wäre ein wichtiger Anfang. Und eben: Die Sexworker zurück in die Gesellschaft holen, mit ihnen reden, ihnen zuhören. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Wie steht es eigentlich mit Pornografie? Ich habe mal gehört, dass seit dem Preiszerfall in der Pornoindustrie mit dem Aufkommen von Gratis-Seiten viele Darstellende nebenher in der Sexarbeit tätig wurden, weil das Honorar für Filmrollen nicht ausreichte. Ist das auch in der Schweiz so, gibt es diese Verbandelung? Ergeben sich dadurch zusätzliche Schwierigkeiten und zusätzliche Stigmatisierung für die Darstellenden und Sexarbeitenden?
Meinem Eindruck nach gibt es in der (Mainstream-) Pornografie an sich ebenfalls viel Aufholbedarf (Umgang/Bezahlung Darstellende, Geschäftsmodell, Konsens aller Beteiligten in allen Belangen) Zum Glück gibt es dort schon "perfekte", oder zumindest sehr gute, Projekte. Vielleicht lässt sich noch ein Filmstudio in das perfekte Bordell einbauen?
Absolut einverstanden, wir integrieren noch ein Filmstudio. Das hat den grossen Vorteil, dass die Filme von Frauen gedreht werden. Würde der Branche gut tun.
Ich vermisse etwas ausgewogenere Sicht der Dinge, die auch die Schattenseiten Seiten der Prostitution und weniger erfolgreiche Sexarbeiterinen berücksichtigt, wie z.B im Bericht des Europa Parlaments : http://www.europarl.europa.eu/RegDa…040_DE.pdf
Auch ein Argument von Carola Meier Seethaler scheint mir erwähungswürdig: wenn Prostitution eine Arbeit wie jede andere wäre, dann müsste sie auch auch von RAV als zumutbar den Arbeitslosen zugewiesen werden - aber entspricht dies unseren ethischen Intuitionen???
Ich selber plädiere mit Michel Sandel für eine Gesellschaft, in welcher nicht alles gegen Geld zu haben ist. In Zeiten von Tinder und unzähligen anderen Möglichkeiten sexuelle Kontakte ohne Verpflichtung zu knüpfen, frage ich mich wozu wir den Relikt der patriarchalen Kultur noch aufrechterhalten müssen?
Liebe Frau Sievi, der Fokus war bewusst auf selbständig, freiwillig und erfolgreich arbeitende Sexworker gelegt und darauf, wie wir ihre Arbeitsbedingungen verbessern könnten. Diese Aspekte werden kaum je öffentlich diskutiert. Ist vom Sexgewerbe die Rede, dann fast ausschliesslich von Ausbeutung und Kriminalität. Diese Sichtweise ist zu eng. Darum das Gedankenmodell, die Vision des perfekten Bordells. Wir müssen uns hier und heute darum bemühen, dass mit den Sexworkern anständig, fair und vorurteilslos umgegangen wird. Und parallel dazu die Diskussion führen, ob eine Gesellschaft ohne entgeltliche Sexualität denkbar wäre. Das eine tun, das andere nicht lassen. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Ich beschäftige mich schon lange mit dem Durchdenken von widerspruchsfreien Modellen der Sexarbeit. Und bin dabei zum Schluss gekommen, dass nur ein Bordell, das direkt vom Staat/der Stadt beauftragt und geführt wird, dies auch mit der entsprechenden Garantie in diesem heiklen Gebiet bieten könnte. Von mir aus könnte ein solcher Versuch ruhig durchgeführt werden, denn es ist eminent wichtig, möglichst wissenschaftliche Daten zu erhalten, wieviel eigentlich vom ursprünglichen Bedarf an Sexangeboten übrig bleibt, wenn alles in einer offenen, gendergleichgestellten arbeitsrechtlich korrekten Gesellschaft stattfindet. Es gibt da einige Hypothese-Fragen, die zu prüfen sind: Bleibt die Nachfrage gleich hoch wie heute? Finden sich ev doch biologische Unterschiede der Geschlechter in der Bedürfnislage und falls ja, wie balancieren wir das aus ohne Konflikte? Finden sich genügend Frauen, die Sexarbeit in solchen Umständen wählen, wenn sie in einer "idealen" Gesellschaft leben? Können heutige Sexarbeiterinnen überhaupt visionäre Aussagen machen, also solche, die über ihre eigenen aktuellen Interessen und Erfahrungen hinausgehen? Wie hoch ist die psychische Belastung rein von der "inhatlichen Arbeit" her, können die meisten Frauen damit klarkommen, ohne Störungen zu entwickeln? Wie eng hängen "Verruchtheit des Milieus" mit der Nachfrage zusammen? usw..
Es ist blauäugig, anzunehmen, dass sich nicht sämtliche Parameter mitverändern würden bei einer völligen strukturellen/rechtlichen Neuausrichtung. Was momentan aber möglich ist, ist nur Flickwerk. Wie die Behörden es mit ihrer "Realitätsfern-Aussage" zu visionären Szenarien ja vermitteln. Und bei diesem aktuellen Flickwerk ziehe ich dann doch lieber die Schwedische Variante vor, weil hier ist wenigstens eine gesellschaftliche Zielrichtung vorgegeben, zu der wohl alle ja sagen können. Auch wenn die Mittel und Wege umstritten sind.
Können heutige Sexarbeiterinnen überhaupt visionäre Aussagen machen, also solche, die über ihre eigenen aktuellen Interessen und Erfahrungen hinausgehen?
Ach Frau P., nur so auf die Schnelle: warum sollten sie das nicht können?
Ausgeschlossen ist es natürlich nicht. Es ist ja hier ausdrücklich als eine Hypothesenfrage verfasst, die zu klären ist. Sie wissen, was Hypothesen sind, nehme ich an. Der Hintergrundgedanke: Es ist häufig nicht so, dass Angestellte in (irgendeinem ) Beruf die eigenen Arbeitsverhältnisse grundsätzlich visionär reflektieren, sondern in der Regel auf konkrete Verbesserungen der bestehenden Verhältnisse hin. Es ist nicht anzunehmen, dass dies bei Sexarbeitenden anders ist. Das ist völlig legitim, nur einfach etwas anderes als neue Gesamtszenarien.
Liebe Frau P.
Mir scheint, Sie stellen die richtigen Fragen. Einen Artikel, dem Ihre Fragen zugrunde liegen, hätte ich lieber gelesen.
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung! Bezüglich Ihrer Aussage: Ich eben auch. In den 30 Jahren, in denen ich mich mit dem Thema beschäftige (unter anderen), habe ich keine Fach-Person kennengelernt, kein Buch, keine Reportage gelesen, die das interdisziplinär und offen angeht. Alle sind immer Partei. Einige wenige Studien, aber meist an der Grenze zu repräsentativ.
Ich habe mich wissenschaftlich und in der Praxis ebenfalls damit befasst. Je länger je mehr würde ich eine Lösung begrüssen, bei welcher die Prostitution quasi verstaatlich wird. Geht in die Richtung wie im Artikel beschrieben, aber statt einer Genossenschaft soll die Stadt den Lead inne haben. Ein Haus, klare Regeln, volle Mitsprache der "Beamtinnen und Beamten". Dies würde m.E. einerseits mehr Schutz bieten und andererseits eine Öffnung bewirken. Dafür müsste seitens der Politik jedoch Mut bewiesen werden und da zweifle ich, ob dieser je aufgebracht werden wird.
Lieber Verleger, es gab ja tatsächlich einen Versuch in der Stadt Zürich, ein staatliches Bordell zu eröffnen/betreiben, und der Sozialvorsteher hätte das Anliegen auch gerne geprüft. Ich habe noch keine klare Meinung dazu, volle Mitsprache der Sexarbeiterinnen dünkt mich immer noch besser als volle Mitsprache der Verwaltungsangestellten. Zum Thema staatliche Bordelle gibt es übrigens eine hübsche, provokative Schrift, die 1726 erschienen ist, verfasst von Bernard Mandeville. Sie heisst: Bescheidene Streitschrift für öffentliche Freudenhäuser. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Vielen Dank Frau Hürlimann für den Anstoß zu dieser Debatte hier. Ich denke dass viele der Auffassungen, die zur Kontroverse führen, rein begrifflich in einer mangelnden Unterscheidung zwischen Liebe und Sex liegen. Liebe ist ein rein ideelles, individuell-persönliches Verhältnis –das die Menschen übrigens nicht nur zu anderen Menschen haben können, sondern manchmal auch in einem sehr umfassenden Sinne pflegen. Demgegenüber findet Sex auf einer allgemein-physiologischen Ebene statt und kann im Prinzip durch mechanische Mittel ausgelöst werden. Die begriffliche Vermischung zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten – mit entsprechenden Folgen in praktisch allen Beziehungen. Wenn Mann oder Frau fremd geht oder sich speziellen Praktiken widmet, hat das stets seine Gründe, die in unvollendeten Formen von Verständigung und Selbstverständigung liegen. Immerhin wird das Thema allmählich salonfähig und es gibt inzwischen beispielsweise auch Polyamoristen und Swinger, die aufzeigen, dass es auch anders gehen kann.
Wo liegt der prinzipielle Unterschied, ob man oder frau eine Beziehung an die andere reiht, stets aus neuer Illusion und mit neuem Liebesschwur, oder Liebe und Sex einmütig miteinander pflegen kann, in parallelen Beziehungen, offen und transparent? Unterschiedlichen Graden an zwischenmenschlicher Verständigung liegen letztlich Grade der persönlichen Selbsttäuschung und Selbstverlogenheit zugrunde. Bordelle – mitsamt den sozialen Spannungen, den rechtlichen und politischen Regelungen – sind ein Ergebnis davon.
Danke für Ihre Bemerkungen, die ebenfalls zum Nachdenken anregen und fruchtbar sind für diese Diskussion.
In der philosophischen Diskussion der zwischenmenschlichen Liebensverhältnisse besteht seit Plato begrifflich die Unterscheidung zwischen Eros (sinnlich-erotische Liebe, Sex), Philia (Freundesliebe) und Agape (selbstlos fördernde Liebe, ohne Eigennutz auf das Wohl des Wesens gerichtet). Es sind weitere Zwischenstufen unterscheidbar. Aber an der Mehrheit der Bevölkerung sind die Unterschiede bisher ziemlich spurlos vorbeigegangen. Nun leidet sie darunter, bis sich die nötigen Differenzierungen ergeben. Weil das wichtig ist für die soziale Entwicklung und Strukturierung, sollte die Diskussion gründlich weitergeführt werden.
ENDLICH! eine witzige und funktionierende Navigation für einen tollen 24-Minuten-Artikel.
Danke für die Blumen, Koni!
Die Prostitution als normales Gewerbe zu betrachten mag intellektuell einleuchten. Doch ist es so einfach? Ich möchte Ihnen dazu gerne ein Gedankenspiel vorschlagen. Damit es nicht zu abstrakt wird, formuliere ich es mal persönlich. Nehmen wir dafür an, dass Sie keine Dienstleistungen als Malerin anbieten. Im ersten Fall würde ich Sie bitten, mir eine Offerte zu erstellen, um meine Wohnung neu zu streichen. Im zweiten Fall würde ich Sie bitten, mir eine Offerte für Sex mit Ihnen zu erstellen. Würden Sie auf beide Anfragen intellektuell und emotional vergleichbar reagieren?
Der Umgang mit Sexualität, sei es entgeltlich oder unentgeltlich, ist eine höchst persönliche Angelegenheit, jede Person geht anders damit um. Ich würde mich hüten, meine persönlichen Auffassungen auf andere zu übertragen. Und was Ihr konkretes Beispiel betrifft: Ich würde bei beiden Offerten höflich darauf hinweisen, dass ich nicht die geeignete Person bin, weder für das eine noch für das andere. Das fällt mir nicht schwer, weil ich mich schon so lange mit dem Thema Sexarbeit beschäftige und zahlreiche Sexarbeiterinnen kenne. Darum habe ich wohl weniger Berühungsängste als andere Frauen.
Haben die Frauen denn keine Alternativen ?
Alternativen im Sinne von ?
Es gibt Berufe, die man nach einer Ausbildung ausuebt, was auch immer Ausbildung bedeutet. Und es gibt Taetigkeiten, bei welchen die Instruktion kuerzer ist. Und es gibt einen Kontext wo man den Beruf/Taetigkeit ausuebt. Ich nenne Beruf/Taetigkeit im Kontext nun Job. Wenige Jobs sind ueber die Laenge super, resp man darf sich als privilegiert betrachten einen solchen zu haben. Es gibt Berufe, welche gut sind, und der Kontext ist es nicht, oder irgendwann nicht mehr. Dann gibt es Berufe, welche von Anfang an Mist sind, aber sicher und gut bezahlt. Ein schlechter Kontext kann zb sein .. die Vorgesetzten koennen nichts, jede Minute in diesem Laden ist eine verlorene Minute.
Irgendwann kommt moeglicherweise der Moment wo man den Beruf nicht mehr wechseln kann/will. Dann moechte man einfach nur noch moeglichst viel verdienen und die Zeit bis zur Rente moeglichst gut verbringen mit dem Schwerpunkt des Lebens ausserhalb der Arbeit. Wenn man jung, gut ausgebildet und smart ist steht die Welt offen. Wenn man noch etwas Ehrgeiz resp Biss reinwirft kann kaum etwas schief gehen. Wenn etwas nicht klappt macht man etwas anderes, einen neuen Job, eine neue Ausbildung. Vielleicht geht keins von denen, oder nicht mehr. Dann sind die Alternativen begrenzt. Vielleicht moechte man auch nicht weniger verdienen. Und geht fuer das Geld arbeiten. Ja. Und wenn nun Frau bei, wie oben erwaehnt 20000 einsteigen kann... steigt sie dann fuer was aus? 3000 an einer Kasse ? 5000 fuer Fachfrau fuer irgendwas, nach harter Ausbildung und vielen Berufsjahren? 10000 als Akademikerin nach sehr langer, sehr harter Ausbildung und vielen Berufsjahren ? Wobei zumindest die Akademikerin die Chance hat bis zur Rente einen spannenden Job zu haben. Bei den Anderen ist die Chance gross, dass sich der Kontext viel vorher verschlechtert, und sie nur noch des Geldes wegen Arbeiten geht. Das bedeutet dann je mehr sie verdient desto eher kann sie aufhoeren und etwas anderes machen. Weshalb dann nicht gleich einen Scheissjob fuer wahnsinnig viel Geld machen ? Und vielleicht ist es ja auch nicht so schlimm.
Dieser Anonymus geht mir sowas auf den Geist. Er soll sich endlich outen - oder sind Sie zu feige????
Ich finde Publikationen mit anonymem Absender sind durch die Republik zu verbieten. Ab sofort!!!
Bei Themen wie diesem hier sehe ich eine gewisse Berechtigung, anonym zu posten, aber die Möglichkeit wird auch aus meiner Sicht überstrapaziert. Ich wäre schon zufrieden, wenn ein anonymer Kommentar gar nicht abgeschickt werden könnte, ohne dass in der zweiten Zeile zwingend ein beliebiger Begriff als Unterscheidungsmerkmal angegeben werden müsste, der zumindest während der gleichen Debatte nicht veränderbar sein dürfte. Der Unterschied zwischen fake news und fake comments erschliesst sich nicht intuitiv. Verfälschung ist beides.
Lieber Herr G.
Sie sind wenigstens halb anonym. Es gibt mehrere, die diesen Namen tragen. Meinem Namen gibt es nur einmal. Für Sie liebe MitverlegerInnen muss es halt genügen. So wie die Schweiz funktioniert, geht es halt nicht. Ich würde lieber nicht als Anderer diskutieren.
LG Anderer
Die Republik sollte wie der Guardian Wortmeldungen nur mit Avataren zulassen.
Ich schätze die Perspektive dieses Artikels sehr und finde ihn toll.
Ein Detail des Artikels würde ich allerdings bezweifeln. Es ist nicht so, dass in Gegenden, wo Frauen offen auf Freiersuche gehen, andere Frauen in Ruhe gelassen werden. Gerade in diesen Gegenden werden Frauen auf dem Heimweg von der Party oder dem Fitnesscenter oder von wasweissich häufiger unangenehm angemacht, weil einzelne Freier nicht in der Lage sind zu differenzieren.
Liebe A. C., eine interessante Anmerkung, danke. Beruht sie auf eigenen Erfahrungen? Ich habe tatsächlich die gegenteilige Erfahrung gemacht, an der Langstrasse, und habe auch von Anwohnerinnen dieses Quartiers gehört, dass es ihnen ebenfalls so ging. Aber das heisst natürlich nicht, dass es auch andere, negative Erfahrungen gibt. Es ist einfach wichtig, zu wissen, ob es um "hören-sagen" geht oder um direkte Erfahrungen. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Meine Erfahrungen diesbezüglich sind sehr viele Jahre her. Ob das heute noch so ist, kann ich also nicht beurteilen. Aber es sind persönlich erlebte Erfahrungen der Belästigung durch Freier - kein Hören-sagen. Es war ziemlich nervig, gleichzeitig will ich aber auch festhalten, dass eine aufklärende Bemerkung meinerseits immer gereicht hatte. Die Freier fuhren sofort weiter.
«Denn solange es für die Sexarbeiterinnen keine echte wirtschaftliche Alternative gibt, kann man nicht von einer kompletten Freiwilligkeit sprechen. >>
Echte Wirtschaftliche Alternative?
Herr Golta. Die gibt es auch zu anderer Lohnarbeit nicht.
Ich denke, dass dieser Vorschlag schon lange auf sich warten liess. Prostitution (vor allem von Frauen für Männer und von Männern für Männer) ist offensichtlich eine Tatsache, die stark moralisch bewertet wird. Das erinnert mich sehr an den Drogenbereich, der ebenso stark moralisch behandelt wurde.
Verbote haben sich im Drogenbereich nicht bewährt (Alkoholprohibition in den USA sowie der seit über 50 Jahren scheiternde weltweite war against drugs) belegen das. In der Schweiz hat sich eine pragmatische Politik durchgesetzt als das Problem nicht mehr zu ignorieren war.
Es wäre schön der Pragmatismus würde sich auch der Probleme um den Menschenhandel und die unwürdigen Arbeitsbedingungen (plus Gesundheitsprobleme) annehmen.
Leider wird dieser Vorschlag wenig Gehör finden, nicht weil die Republik in einer Blase stattfindet, sondern weil die Oeffentlichkeit die Probleme rund um die Prostitution nicht wahrnimmt.
Ich finde die Gedankenansätze dieser Vision anregend und öffnend. Ebenso die Interaktion fantastisch umgesetzt. Ich habe beruflich mit Frauen gearbeitet, die durch Menschenhandel zur Prostitution gezwungen und ausgebeutet wurden. Eine positive Version davon habe ich nicht kennengelernt und mir auch wenig Gedanken dazu gemacht, weil die andere Seite zu präsent war. Danke für diese Ideen. Sie haben recht, es muss an die Öffentlichkeit gelangen und sichtbarer, selbstverständlicher werden. Natürlich sofern diese Bedingungen die Sie ausformuliert haben, vorhanden sind. Diese Durchmischung, die in allen Bereichen sowieso stattfinden sollte- und auch teilweise stattfindet- sollte hier nicht halt machen. Mir stellt sich die Frage, von wie viel Prozent der Bevölkerung hier eigentlich gesprochen wird. Es wäre spannend, auch in Zahlen eine Vorstellung zu erhalten, wer von was Gebrauch macht. Da es aber so verpönt ist, ist natürlich eine Schätzung schwierig. Ebenso würde es mich wunder nehmen, wie die Verteilung unter den Geschlechtern und/oder sexueller Neigung aussieht. Die Sprache ist oft von männlichen Freiern, die zu einer weiblichen Prostituierten gehen. Wie steht dies aber im Verhältnis zu allen anderen Menschen? Wie viele Frauen haben zum Beispiel bereits einmal Sex gekauft? Oder denken darüber nach? Warum machen sie es nicht, oder warum machen sie es? Es gäbe so viele spannende Fragen.
Liebe Frau A., in der Tat, Sie sprechen viele spannende Fragen an! Was Frauen betrifft, die Sex kaufen, so stehen wohl andere Formen im Vordergrund, nicht der Bordellbesuch. Frauen betätigen sich beispielsweise als Sextouristinnen in fernen Ländern. Oder sie engagieren Callboys. Mir sind Versuche in einzelnen Bordellen bekannt, männliche Sexarbeiter für eine weibliche Kundschaft zu engagieren. Es hat nicht funktioniert. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Ein Aspekt der noch nicht diskutiert wurde: Prostitution bedeuet häufig ein Bruch sexueller Treue, sie ist eine permanente Versuchung und eine Bedrohung der Monogamie. Sexuelle Treue steht für viele Menschen ganz oben im Anforderungskatalog an einen Partner. Monogamie ist ein wichtiger gesellschaftlicher Wert. Dass man diese "Betrugsmaschinerie" nicht noch sichtbarer machen möchte, geschweige denn gesellschaftlich integrieren will, ist doch irgendwie nachvollziehbar oder? Auch wenn das natürlich scheinheilig und unfair ist.
Sie skizzieren das perfekte Bordell aus Sicht der Prostituierten und der Behörden. Wie sähe das perfekte Bordell aus Sicht der Ehefrauen aus? Der Freier? Der Gesellschaft?
Da ist doch dann wohl etwas anderes das Problem als die Prostitution. Wenn einem in sexueller Hinsicht in einer Beziehung etwas fehlt würde es ja Sinn machen mit dem Partner zu reden und wenn er/sie auf die Wünsche nicht erfüllen möchte oder kann, eine Abmachung zu treffen das z.Bsp. einmal im Monat ein Bordell Besuch in Ordnung ist. Ein Partner muss ja nicht in allen Bereichen unsere Bedürfnisse abdecken, weder sexuelle noch geistige.
Ja die Sexarbeit soll nicht an den Rändern sein, schon klar. Das waere das einzige Mittel, was Bewegung bringen wuerde - wenn es NICHT heimlich waere. jeder Mann seiner Frau, Kollegin, Nachbarin erklaeren muesste, weshalb er bezahlten Sex „braucht“. Wenn jede Sexarbeiterin der Nachbarin, den Schulkindern, wem auch immer, erklaeren muesste, weshalb sie diese Arbeit macht. Usw. Dann gaebe es oeffentlich und privat viel mehr Diskussion darueber und die Idee und Praxis des gekauften weibliche Sexes würde endlich hinterfragt...
Natuerlich ist es eine heterogene Gruppe! Und klar haben sie in einigen Faellen den staerkeren Part! Und logisch muessen wir das Gespraech suchen! Das ist aber nicht der Punkt. Sondern der Hintergrund, das System auf dem die Sexarbeit beruht. Und die kann es nur geben, weil einem Geschlecht viel mehr zugesprochen wird als dem andern. Und dort muss man ansetzen und nicht noch unterstuetzen.
Oder gehst du etwa davon aus, dass der maennliche Geschlechtstrieb staerker sei als der weibliche? Oder Maenner mehr ... irgendwas brauchen als Freier? („Praktiken, die die Freundin ablehnt“....?...? Weshalb lehnt sie sie ab? Was machen Frauen, wenn Maenner „die Praktiken ablehnen“? Schweigen, weinen, was?? Usw.). DAS waeren doch die interessanten Fragen, die Bewegung in die Sache bringen würden. Und nicht quasi einen Schonraum bauen fuer die armen Freier und was damit zusammenhaengt.
In Berlin gibt es dieses „perfekte Bordell“ seit einiger Zeit....
Herzlich
Eva
Liebe Frau Hürlimann, danke für Ihre Antwort, ich verstehe Ihres Anliegen aber bin nicht sicher, ob sich die beiden Ansätze / Ziele nicht widersprechen - führt eine Anerkennung der Prostitution wirklich dazu, dass sie irgendwann mal obsolet wird? Wie Sie sicher wissen hat
genau diese Frage auch zur Spaltung innerhalb von Terre de Femmes geführt.
Liebe Frau Sievi, ja, die kontroverse Diskussion innerhalb von Terre de Femmes ist mir bekannt. Ich gehe davon aus, dass eine Anerkennung der Sexarbeit in erster Linie und unmittelbar die Frauen und Männer schützt, die in diesem Bereich tätig sind. Schützt und stärkt, und den Ausbeutern das Geschäft vermiest. Das steht meiner Meinung nach im Vordergrund. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Liebe Brigitte Hürlimann
jetzt wäre sicher ein idealer Zeitpunkt das Thema der Sexarbeiter(innen) wieder einmal aufzugreifen. Die Dienstleister(innen) in diesem Gewerbe werden im ganzne Corona Rumme fasrt komplett vergessen ausser es geht darum die Dienstleistung zu verbieten. Mal sehen was die Anfragen von zwei gehobeneren Betrieben in Bern für Resultate für den 27.4.2020 bringen.
Sicher nicht zu vergessen ist die Situation für alle Damen die nur Zeitweise aber regelmässig in der Schweiz arbeiten. Auch diese haben ihre Verpflichtungen und unter Umständen Familien für die sie sorgen. Für diese können wir vom System her sicher nichts tun, aber zumindest einen Gedanken über ihre Sorgen und Ängste machen.
Ich hoffe mein Gedanke wird von Ihnen aufgenommen.
Ein Gentleman
Bei der grafischen Visualisierung des perfekten Bordells wurde die Tatsache ausser Acht gelassen, dass es Leute gibt, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Zwar steht in einem Raum pro forma ein leerer Rollstuhl, aber die Vorlage soll ja das Hotel Rothaus an der Langstrasse sein. Dort ist der Zugang nur über Treppen möglich und es hat drinnen wohl kaum einen Lift. Wenn schon Visionen auf eine gerechte Zukunft, dann doch bitte mit ACCESS/DESIGN FOR ALL!
Aha, gut, aber dennoch: Auch das Hotel Rothaus, momentan Redaktion der Republik, ist rollstuhl-unzugänglich, weder für Besuchende, noch für Arbeitende.
Es beelendet mich halt sowohl in der Realität, als auch in Visionen, dass solches stets ausgeblendet und verdrängt wird.
Yep!
Und die Vision dürfte auch Menschen mit Penis in der arbeitenden Rolle zeigen; lockend vor dem Haus; Gruppen (in diesen wunderbar grossen Räumen); nicht hetero; alte Menschen, und junge; mit grossem BMI und kleinem. Explizit.
Dennoch: tolles Bild. Der Text muss noch auf die Lektüre warten. Ich dominiere ihn damit noch für ein paar Tage.
Liebe Brigitte Hürlimann
Ich habe eben gerade Aline Wüsts "Piff Paff Puff" gelesen und gehe einmal davon aus, dass auch Sie sich mit diesem Text beschäftigt haben. Wie ordnen Sie die Recherchen von Wüst ein?
So sieht leider das „perfekte Bordell“ in der Realität aus...
https://www.heartwings.ch/de/news/d…xlPo4obvK0
Mir gefällt die Frage von Frau C. Man spricht oft von Vorurteilen, ich glaube nicht, dass ich mir einen Vorwurf, diese zu kultivieren machen kann, habe ich doch einige Sexarbeiterinen persönlich gesprochen. Ich kann ihre Beweggründe nachvollziehen, genauso wie ich die Beweggründe z.B. eines Börsenmaklers nachvollziehen kann, ohne von seinem Beruf begeistert zu sein. Ich selber möchte keiner der jungen Frauen Prostitution als einen erstrebenswerten Beruf anpreisen, weil ich mir wünsche, dass Frauen von heute nicht aus ihrer Sexualität sondern aus anderen Talenten und Fähigkeiten Kapital schlagen - ich bin überzeugt, dass dies den klugen und intelligenten Frauen nachhaltigere Unabhängigkeit bringt, und dass die Zeit reif dazu ist.
Sehr geehrte Frau Hürlimann. Ich finde ihre Anregungen betr. ideellen Immissionen nicht ganz korrekt dargelegt. Es ist zu einfach, dass sich Behörden und Gerichte daran stören resp. davon ausgehen, dass es eine übermässige psychische Beeinträchtigung für Anwohnerinnen und Hausmitbewohner darstellt, wenn zwei Personen Sex miteinander haben und die eine Person dafür bezahlt. Dies dann mit Sex zwischen Ehepartner zu vergleichen und die Problematik daran festzusetzten ist falsch.
Was passiert konkret:
In Wohnzonen wird die Frequenz von Personen erhöht. Folglich ist auch in späten Stunden mit Lärm z.B. im Treppenhaus zurechnen > Wohnzone.
Es hat Einfluss auf das An- und Wegfahren von Personen mit Auto. Es kann auf die gesamte Parkierung um die Liegenschaft Einfluss haben. Beispielsweise können Bewohner der Liegenschaft ihren eigenen PP nicht benutzen.
Das Zusammenbringen von verschiedenen Dienstleistungen in Wohnzonen ist im Ansatz interessant. Die gesetzlichen Grundlagen sind jedoch in den meisten Kantonen und Gemeinden nicht vorhanden. Die "Zonenkonformität" ist deshalb in vielen Fällen zu verneinen.
Sehr geehrter Herr Schär, danke für Ihren Diskussionsbeitrag. Ausschlaggebend sind die Grösse der Etablissements und die Arbeitsweise der Sexarbeiterinnen. Pflichtbewusste Frauen wie beispielsweise die im Text erwähnte Nicole schaffen es, jahrelang in einem Mietblock sexuelle Dienstleistungen anzubieten, ohne dass die Nachbarn dies bemerken würden. Viele Freier sind froh, wenn sie unbemerkt zur Sexarbeiterin schleichen können. Problematisch werden die Freier meist dann, wenn sie in Gruppen auftreten, betrunken sind und herumgrölen. Dann sind übrigens alle Männergruppen problematisch, auch wenn sie sich nicht auf Freiersfüssen befinden. Auch Kleinstsalons schaffen es, sehr diskret tätig zu sein. Natürlich gibt es auch hier unlöbliche Ausnahmen. Grossbordelle, die viel motorisierten Verkehr verursachen, befinden sich in Industriezonen. Kleinere Bordelle generieren nicht viel mehr Autoverkehr als Arztpraxen, Coiffeursalons oder andere KMU. Mit besten Grüssen, Brigitte Hürlimann
Eine Arztpraxis ohne ausreichende Parkplätze in einer reinen Wohnzone ist ein Problem. Da muss man sich nicht an den ideellen Immissionen aufhängen, da geht es um Zu- und Wegverkehr. Wer namhaften Publikumsverkehr erzeugt, gehört in eine Zone mit gemischter Nutzung und nicht in eine reine Wohnzone, zumindest in ländlichen Verhältnissen, wo die wenigsten Freier mit dem Zug anfahren dürften, um sich dann vom Bahnhof her zum gewählten Etablissement zu schleichen.
Wenn ich mich richtig erinnere, hat Clementine an der Podiumsveranstaltung gesagt, sie vermiete sieben Zimmer. Es mag sein, dass die dezentral verteilt sind. Wenn sich aber alle im gleichen Gebäude befinden, braucht es für die Kundschaft mindestens 7 Parkplätze. Und die Sexarbeiter*innen kommen wahrscheinlich auch nicht zu Fuss zur Arbeit, also noch mehr Parkplätze. Sonst passiert genau das, was Herr Schär anspricht, dass nämlich die Parkplätze der anderern Hausbewohner*innen in Beschlag genommen werden.
Bordelle sind nicht selten auf dem Land angesiedelt. Da ist Frage der Zonenkonformität eine legitime Überlegung, die nicht a priori mit 'in die Schmuddelecke rücken' zu tun haben muss.
Lärm?
Menschen, die möglichst nicht als Freier erkannt werden wollen und nicht negativ auffallen wollen, machen auch eher keinen Lärm. Und die Geschichte mit den Parkplätzen ist genauso wie mit anderem Gewerbe: Es gibt Menschen, die "Privat"-Schilder ignorieren. Nur, weil Jemand zur Sexarbeiterin geht, ist er nicht anders als andere - oder gar besonders anarchistisch.
Merken Sie, dass Sie das Gewerbe grad in eben jene Schmuddelecke stellen?
Ich unterstelle ihnen dabei keinerlei Ansicht. Wir sind alle konditioniert. Und gerade eben darin besteht eines unserer gesellschaftlichen Hauptprobleme. Nicht nur in Bezug auf das Sexgewerbe.
Guten Tag Frau Sterchi
Ich bin gleicher Meinung in Bezug auf unsere gesellschaftlichen Probleme gegenüber (ganz generell) Anderem. Ich schätze Sie als toleranten Menschen ein, ich bin es jedenfalls. Es stellt sich jedoch die Frage, wie es die Allgemeinheit sieht.
Erlauben Sie mir bitte folgende Annahme:
Häufig sind in Wohnzonen weitere Nutzungen (z.B. dem Wohnen gleichgestellt) zugelassen. Es kommt nicht selten vor, dass in genannter Zone KITAs, Kindergärten etc. als zonenkonform eingestuft und auch bewilligt werden. Nehmen wir weiter an Ihr Kind, Nichte etc. besucht einer dieser KITAs, in einer Liegenschaft in welcher Bordelle angesiedelt sind. Bleibt der Sachverhalt für Sie unverändert > Thema ideele Immissionen?
Schmuddelecke... ich weiss nicht recht. Werden Umnutzungen wie Bordellbetriebe in Wohnzonen immer und überall baubewilligt? Falls nicht, ist es für die Frauen besser in einem nicht bewilligten Betrieb zu arbeiten?
Die persönlichen Ansichten, die rechtlichen Grundlagen und die Auslegung von rechtlichen Grundlagen sind nicht immer kompatibel. Ein Gespräch über das Thema wäre auf jeden Fall spannend. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.
https://www.swedenabroad.se/de/%C3%…QuqzDOf1_0
Ich habe den Eindruck, dass die Frauen die sie interviewt haben zu den „glücklichen“ ca 5-10% von Sexarbeiterinnen gehören, die selbstbestimmt arbeiten können. Der ganze Rest würde ich Zwangsprostitution nennen. Sei‘s wegen finanzieller Not, sei‘s gezwungen.
Die ganze Not die in dieser Branche auch herrscht wird mir in ihrem Artikel gar nicht erwähnt und das ganze, ja, schön geredet.
Und haben Sie mal einen Blick in die Freier-Foren geworfen? Da wird drüber geschrieben wo man welche Frau (wenn sie den Frau genannt wird) für wieviel bekommt, möglichst jung, 3-Loch Besamung, „die hat ein bisschen rumgejammer“ aber anal schön eng usw. Da wird die Frau zur Ware und muss „liefern“ selbst wenn sie nicht will. Menschenverachtend!
Ich fand ihren Artikel wirklich „Friede-Freude-Eierkuchen-mässig“ und total einseitig.
Mit freundlichen Grüßen
E. J.
Ich schaue immer zuerst das Feed. Ich sah nur die Dachterrasse und die Zwei. Wenn ich weiter scrolle verschwindet das Haus. Die Terrasse ist eine typische Vorstellung. Beim Bildchen habe ich zuerst gelacht. Die Terrasse und die Republik, Grotesk.
Ernst: Die Schweiz ist nicht das Paradies. Ich möchte zuerst wissen, was NGO Leute für Erfahrungen gesammelt haben und nicht die aus der Verwaltung. Gerade in der Schweiz regiert der Kapitalismus und der libeale Markt, eigentlich wie die ganze Welt.
Ich kenne die Preise nicht. Stellen wir uns einmal vor: Eine halbe Stunde kostet für Fr. 150.- im Bordell. Es gibt ärztliche Kontrolle, eine nette Puffmutter, einen guten Whisky, ein sauberes Zimmer etc.
Weshalb soll jemand Anderer illegal im Schnellen nicht für Fr. 50.- bezahlen, wenn er ihm das gefällt oder kaum Geld hat. Funktioniert die Prostitution und der Frauenhandel besser als bei den Drogen?
Ich empfehle Ihnen, die laufende Ausstellung beim Gegenwart des Kunstmuseum Basel. Sie zeigt, wie Menschen andere Menschen und die Natur ausbeuten.
Die Herren haben genug Geld und die Prostituierten werden mindestens anständig bezaht, hoffentlich. Warum nicht.
Republik AG
Sihlhallenstrasse 1
8004 Zürich
Schweiz