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Welche Dreistheit der Verantwortlichen unsereres Staates. Da stellen Verantwortungsträger fest , dass der Staat inkompetent ist , was Digitalisierung und deren Technologie anbetrifft (wahrscheinlich ist dies kein Märchen) und anstatt schleunigst diese gravierenden Mängel in Kompetenz umzugestalten, damit eben diese Verantwortungsträger politische Führung übernehmen können in einer Gesellschaft, die mitten im digitalen Wandel steckt, schlagen sie rein private Lösungen vor für den Ausweis der staatlichen Identität ihrer Bürger.
Danke für diese Analyse, und für den Blick über die Landesgrenze.
Wieso BR und grosse Teile des Parlaments kein Problem darin sehen, einem privaten Anbieter zu ermöglichen, den Zeitpunkt und das Oberthema all meiner digitalen Behördengänge zu protokollieren, bleibt mir ein Rätsel. Und wenn wir den Faden etwas weiter in Richtung eInitiative/eReferendum spinnen, ist es dem privaten Anbieter dann auch problemlos möglich, über meine Ausübung demokratischer Rechte Buch zu führen (und aus dem zeitlichen Kontext wohl auch relativ gut abzuleiten, welche Initiative ich gerade unterschreibe). Unerfreuliche Aussichten :-(
Tragisch ist ja, dass tatsächlich von "Nutzungsprofilen" die Rede ist. Und das wahrscheinlich noch lasch gehandhabt wird, mit der potenziellen Streichung nächste Woche. Insofern ja, ist es denkbar, dass die Banken Bescheid wissen, wenn ich mich beim Standesamt anmelde. Oder eine Stadtpetition unterschreibe.
Fast alles in der IT und der digitalen Welt ist kurzlebig. Eine ID, sei es in konventioneller oder digitaler Form, ist da genau eine der grossen Ausnahmen. Deren Haupterfordernis ist es genau, über lange Zeit stabil zu bleiben. Die Argumentation von BR KKS, der Staat sei nicht in der Lage, die schnellebigen Bedürfnisse zu erfüllen, geht damit ins Leere.
Ein Pass oder eine ID wird auch exklusiv vom Staat herausgegeben, auch wenn bei Orell Fuessli gedruckt. Die IT hinter einer digitalen ID ist nicht wirklich schwierig, eher maximal trivial. Es besteht kein Grund die IT bei datensaugenden Firmen outzusourcen, noch das zugehoerige Wissen bei obskuren Spezialisten irgendwo auf der Welt einzukaufen. Das Wichtigste ist die Akzeptanz. Und die ist bei den genannten Anbietern ganz sicher nicht gegeben - eher im Gegenteil. Aber man kann das Thema natuerlich auch (gewollt?) mit Falsch-Aufziehen an die Wand fahren, wie beim E-Voting. Dann verschwindet es wieder in der Schublade, bis es irgendwann ein Gratisnebeneffekt von Google, Facebook oder Amazon ist. Das ist es eigentlich jetzt schon. zB anerkennt AirBnB mein Facebook Login, resp weiter, ein Facebook Login ist Voraussetzung fuer AirBnB.
Die Schwedischen Banken haben eine gegensaetzliche Reputation wie Unsere. Die haben zusammen(!) ein Mobil Zahlungssystem lanciert, Swish, mit Transfers von Privat zu Privat gratis, und zu Haendlern mit geringen Gebuehren fuer die Haendler. Die Akzeptanz in der Bevoelkerung ist maximal. Bargeld gibt's noch fuer Touristen. Waehrend unsere Banken eine Reputation zwischen schlimm und ganz schlimm haben.
Ich sehe das wie Sie. Gerne würde ich mehr dazu wissen, Sie schreiben: "Die IT hinter einer digitalen ID ist nicht wirklich schwierig, eher maximal trivial." Dazu höre ich sehr viel Verschiedenes, vom Bund, von der Lobby und auch den GegnerInnen...können Sie das vielleicht noch etwas ausführen bitte?
Zum Einen die Online Identitaet.
Bedeutet der Benutzer ist an einem PC und es sollte verifiziert werden dass das so ist. Stand der Technik ist auf einer Webseite eine Login Maske, die fragt nach einem Benutzer. Der wird eingegeben, die Seite kommt in einem neuen Kontext zurueck und fragt nach dem Passwort. Dann wird auf eine vorgegebene Mobilnummer per SMS eine Nummer gesandt und auf einer neuen Seite mit neuem Kontext abgefragt. Wenn alles uebereinstimmt ist der Benutzer identifiziert. Per Benutzername, Passwort und Mobilnummer. Das System ist nun ausbaubar. zB per zusaetzlicher Hardware. Genuegt heutzutage aber fuer Banking. Dazu gehoert nun als Infrastruktur :
Ein Server, dem vertraut wird.
Eine gesicherte Verbindung zu diesem Server.
Eine Applikation, allenfalls Browser, der/dem vertraut wird.
Dass die Daten des Benutzers verifiziert worden sind. Zb per Einwohnermeldeamt.
Der anfragende Server nimmt Verbindung mit dem Identifikationsserver auf. Dieser macht die obig beschriebenen Transaktionen und meldet des Status zurueck : Ja, nein.
Zum Anderen die Offline Identitaet.
Der Benutzer hat ein unfaelschbares Token, zB eine maschinenlesbare Karte mit einer Verschluesselung drauf. Die Maschine, zB ein Terminal, macht eine Anfrage, die Karte antwortet. Dann wird nach einem Code gefragt. Der geht auch an die Karte. Die Karte antwortet dann, ob's passt. Damit hat man verfiziert:
-Die Karte ist gueltig
-Der Benutzer weiss das Passwort
Verbessert, mit einem SMS Code zum Eingeben am Terminal, wenn das Terminal Internet Anschluss hat. Damit verifiziert man zusaetzlich die Mobilnummer.
Eine gut Analyse. Und Danke auch für den Blick über die Landesgrenzen.
Die E-ID sollte unbedingt vom Staat herausgegeben werden. Das ist die einzige Institution, welche nachhaltig garantieren kann, dass die Daten sorgfältig erhoben, gespeichert und gepflegt werden. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass kein Missbrauch betrieben wird.
Privaten Unternehmen kann man in dieser Hinsicht nicht vertrauen. Sie sind keineswegs in der Lage, die notwendigen Zusicherungen abzugeben. Es kann alles passieren. Sie können z. B. jederzeit übernommenen werden - von irgend wem, sie können beherrscht sein von Individuen und Organisationen, welche ganz andere kulturelle Vorstellungen von Persönlichkeitsschutz haben als wir und sie können sogar ganz von der Bildfläche verschwinden. Dazu kommt, das private Unternehmen nur ihren Eigentümern gegenüber wirklich verpflichtet sind. Der Staat hingegen ist ausschliesslich seinen Bürgern verpflichtet. Nur schon diese sehr unterschiedlichen Interessenlagen und Abhängigkeiten sollten zu denken geben und eigentlich klar machen, wem wir in heiklen Angelegenheiten vertrauen sollten. Dass ausgerechnet der BR und die Mehrheit der gewählten Volksvertreter dies nicht wahrnehmen wollen, mutet eigenartig an.
Das Argument, dass der Staat nicht in der Lage ist, die E -ID herauszugeben, klingt vor allem nach Abschieben von Verantwortung. Und wer denkt, der Staat sollte sich - weil einfacher - nur auf die Kontrolle der herausgebenden privaten Unternehmen beschränken, könnte sich verrechnen. Kontrollen sind nämlich zuweilen wesentlich schwieriger und aufwändiger als gerade alles selbst zu machen.
Ich folge ganz dem Tenor von Adrienne Fichters Artikel und würde eine privatwirtschaftliche E-ID ablehnen. Doch was die IT-Kompetenz des Staates anbelangt, wäre eine eingehende Analyse bzw. Artikel zu den diversen IT-Debakeln interessant. Mit einer Fragestellung für eine konstruktive Kritik: Was sind die notwendigen und hinreichenden Bedingungen, damit ein staatliches IT-Projekt, insbesondere ein E-ID-Projekt, (für alle Stakeholder) erfolgreich ist?
I agree, nur: das wäre Schritt 2. Schritt 1 ist zu erkennen, was das Volksbedürfnis ist. Und wenn eine Mehrheit der BürgerInnen eine Kopplung von Privatwirtschaft und politischer Partzipation vielleicht gar nicht wünscht, müsste man das Ganze von Grund auf neu konzeptualisieren. Und die Anforderungen an den Staat formulieren, so dass die nötige Informatik beschaffen werden kann. Doch bis jetzt hält die Politik am priviatsierten Modell fest.
Mich nervt diese halb-ausgesprochene Unterstellung, die öffentliche Hand sei unfähig oder viel schlechter als private Organisationen, erfolgreiche IT-Projekte durchzuführen. Ich möchte die von Herrn Rebosura genannten "IT-Debakel" auf keinen Fall schönreden. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass das Projektgeschäft immer ein Risikogeschäft ist, da es meist eine Reise ins Unbekannte ist. Es kann daher nicht erstaunen, dass viele IT-Projekte scheitern. So habe ich denn in meiner beruflichen Tätigkeit zahlreiche IT-Projekte von privaten Gesellschaften in diversen Branchen scheitern gesehen. Nur werden die wenigsten öffentlich bekannt, geschweige denn diskutiert. Das ist auch nicht nötig, das gehört zu den vertraulichen Informationen dieser Organisationen. Anders bei Projekten der öffentlichen Hand: Gescheiterte Projekte werden ans Tageslicht gezerrt und scharf kritisiert. Auch das ist ok, denn es handelt sich um Mittel der Steuerzahler*innen, die da die Aare, Limmat oder Rhone hinunterschwimmen und für die gilt eine ganz besondere Pflicht zur Sorgfalt. Doch aus dieser Diskrepanz an Informationen den Schluss zu ziehen, die einen können das, die andern sind unfähig, ist schlichtweg unzulässig. Über erfolgreiche Projekte von Bund, Kantonen oder Gemeinden liest man kaum etwas. Doch ist schon einmal die Frage gestellt worden, wie die unzähligen Dienstleistungen der öffentlichen Hand erbracht werden? Wie würde z.B. die AHV funktionieren ohne IT und die Projekte, die diese Lösungen gebaut haben?
Eine Analyse der "diversen IT-Debakel" des Bundes reicht also nicht. Bevor irgendetwas behauptet wird, müsste man die Daten haben, um einen wirklichen Vergleich machen zu können.
True! Ein ethischer Grundsatz lautet zwar Kein Sollen ohne Können. Aber ein aus Nicht-Können folgender, sozusagen pädagogischer Grundsatz lautet Man muss können sollen. Ein Bildungsauftrag also an den Staat.
Daniel Graf von We Collect steht übrigens schon für ein Referendum in den Startlöchern und mit Crowdlobbying kann man auch ein Mitglieddes Ständerats anschreiben.
Ein weiteres ergänzendes Thema, das der Analyse wert ist, wäre die gegenwärtige IT-Infrastruktur und IT-Kompetenzen bzw. -Personal des Bundes. Wie ist der Stand heute? Und wo besteht dringender Nachholbedarf?
IT-Projekte scheitern beim Staat aus denselben Gründen wie bei privaten Unternehmen: überzogene und schlecht gemanagte Anforderungen, Gärtchendenken bei Auftraggebern, fehlende Bereitschaft zur Anpassung der Organisation an neue Softwaremöglichkeiten, unsauberes oder fehlendes Change Management, inadäquater Technologie-Einsatz, Unterschätzung der Komplexität, schwaches Projekt-Management. Welche dieser Faktoren bei staatlichen Projekte vielleicht eine grössere Rolle spielen wie bei privatwirtschaftlichen sei jetzt mal offengelassen (die individuelle Einschätzung hängt da wohl auch ein bisschen davon ab, wie man staatliches Handeln insgesamt wahrnimmt).
Bei einer eID-Lösung braucht der Staat aber mitnichten selber (mit eigenen IT-Teams) zu entwickeln, er kann das gut einem privaten Anbieter übertragen. Wichtig ist primär, dass anschliessend der Betrieb durch den Staat erfolgt (und somit das Risiko einer kommerziellen Zweitnutzung der anfallenden Datenspuren reduziert/vermieden wird). Auch aus dieser Betrachtung heraus ist die Aussage von KKS schwer nachzuvollziehen.
Sehr geehrter Herr Seemann, ich bin mit allem einverstanden, was Sie sagen. Liest man die Voten von KKS und der Befürworter*innen, stimmen sie einerseits mit der liberalen, ja libertären Linie überein. Die Stichworte lauten: Entbürokratisierung, Privatisierung, Wettbewerb. Andererseits - und vielleicht auf dem Hintergrund der vergangenen IT-Debakel - das Outsourcing des Kosten- als auch des Sicherheitsrisikos. KKS betont zwar den Datenschutz, etwa, dass Daten nicht an Dritte ohne Zustimmung weitergegeben werden dürfen. Aber was nützt das, wenn das Konsortium aus Banken, Versicherungen usw. die Zweiten sind?
Zu den Faktoren der IT-Debakel fand ich folgendes in einem älteren TA-Artikel:
Welcher Fluch verfolgt diese IT-Projekte der öffentlichen Hand? Martin Glinz, Professor am Institut für Informatik der Universität Zürich, sieht zwei Hauptursachen: «Schlechtes Projektmanagement. Danach unklare, sich häufig ändernde Anforderungen seitens der Auftraggeber. Und gleichzeitig eine Unterschätzung der technischen Schwierigkeiten, der Risiken und des Aufwands – und zwar durch Auftraggeber und Informatiker.»
Das beginne schon am Anfang mit unrealistischen Kosten und Terminplänen: «Glaube und vermeintliche Sachzwänge verdrängen den Sachverstand. ‹Das muss einfach gehen›, heisst es dann.» Selbst die besten Pläne würden zur Makulatur, wenn die Auftraggeber ständig mit neuen Anforderungen ankämen: «Durchwursteln wird zur Devise, Terminüberschreitung zur Regel.»
Glinz' Beobachtung: Oft würden Auftraggeber, die intern offen über Schwierigkeiten und Kosten informieren, verdrängt von Auftraggebern, die bloss die Kosten klein halten wollen. Ehrlichkeit wird bestraft. «Diese Teufelskreise muss man durchbrechen», fordert Glinz. «Auftraggeber müssen sich verabschieden von der Devise ‹Wir wollen alles, aber zum halben Preis›. Und Auftragnehmer müssen Aufwand und Risiken realistisch benennen.»
Weiter unten schrieb ich in einer Antwort an Herr F.:
Der Staat muss also können wollen, wenn die Bevölkerung sagt, dass er können soll. Doch Können bedingt Know-how und nicht zuletzt Geld. An Letzterem scheitert dann oft das Wollen (von manch Politiker*innen, aber auch Abstimmenden). So dass das Können fehlt und das Soll nicht erreicht wird. Und das nächste Debakel droht.
Es bedarf also - wie immer - hinreichend Know-how und Geld, um das nächste Debakel zu verhindern und ein Projekt zum Erfolg zu führen.
Man muss nur wollen.
Das Fazit lautet also: Geld oder Daten. Wie bei FB, Google und Konsorten.
Es gibt dazu eine reltiv einfache Methode, die in der Privatwirtschaft alltäglich ist:
Der Staat kauft sich bei einem it- Spezialist (Firma 1) erst die Beratung ein und definiert mit diesem zusammen die Anforderungen (Vorprojekt). Diese Firma 1 ist dann anschliessend vom weiteren Prozedere ausgeschlossen. Darauf basiered folgt die Ausschreibung für das Projekt. Und Firma 2, welche den Auftrag erhält, wird vom Bund zusammen mit Firma 1 überwacht im Ausführungsprozess.
In der Privatwirtschaft wird ein Projekt schneller als nicht durchfuehrbar erkannt und gestrichen oder neu aufgesetzt. Ganz einfach, weil nicht so viele Resourcen da sind. Es ist ueblich, dass Software Projekte mit dem Fortschreiten wachsen. Zum Einen weil die Probleme erst langsam erkannt werden, zum Anderen weil neue Wuensche dazukommen. Ein Softwareprojekt ist immer eine sich bewegendes Ziel.
Die sogenannten Softwaredebakelprojekte, zB die Finanzen, oder das Zusammenschalten der Radar Infrastuktur, sind viel zu lange gelaufen bis sie als Debakel erkannt wurden. Ich sag mal, von Aussenstehenden als solches erkannt wurden. Fachleute wussten das schon viel eher. Aber dann wird eben nochmals eine Expertengruppe zur Analyse der Analyse zusammengestellt. Bis die sich dann aufgestellt haben ist wieder eine Reihe Sitzungen durch. Viele Powerpoints mussten erstellt werden um Mueckenfuerze zu einem Elefanten aufzublasen. Die einfachste aller Moeglichkeiten vor dem Neuaufsetzen ist nochmals eine runde mehr Resourcen reinzuwerfen.
Offensichtlich waren die falschen Leute im Projektmanagement. Niemand will der Ueberbringer der schlechten Nachricht sein. Vielleicht waren die Hierarchien auch zu steil.
Am Volk vorbei... Und somit wäre für mich der Erwerb einer E-ID auch bereits vom Tisch.
Dann bleibe ich halt noch ein paar Jahre im digitalen Nomadenzeitalter bis sich die Damen und Herren Parlamentarier besinnt haben.
Welches sind nochmal die Interessenbindungen von Caroni und Hegglin?
Wahrscheinlich werden wir (so wie die Volksstimmung z.Zt. ist) die staatliche Lösung erhalten (bin ich dafür). Nur wann? Und das ist aus meiner Sicht das tragische: es vergehen weitere 5 bis 10 Jahren, bis die Schweiz dann eine e-Id Lösung hat. Bis dahin sind wir definitiv abgehängt.
Lieber Herr Meyer
Bei Ihrem «definitiv abgehängt»-Argument sträuben sich mir regelmässig die Nackenhaare. Wir sind definitiv abgehängt, wenn wir nicht schnellstmöglich den 5G-Mobilfunkstandard ausrollen lassen. Wir sind definitiv abgehängt, wenn wir uns noch einige Jährchen länger mit unserer konventionellen ID ausweisen müssen. Wir sind auch definitiv abgehängt, wenn nicht asap die Postauto AG ihre ach so altmodischen Postautos durch selbstfahrende Modelle ersetzt.
Lassen Sie uns doch noch etwas abhängen und der Technologiehysterie etwas gesunde Skepsis entgegenhalten. Wenn Frau Keller-Sutter befürchtet, staatliche Stellen könnten «nicht auf die sich schnell ändernden Bedürfnisse und neuen Technologien reagieren», möchte ich gerne die Prioritäten umkehren: Identitätsmanagement zuerst (und zwar genau durch staatliche Stellen), und dann irgendwelche vorwiegend durch e-commerce und Überwachungskapitalismus gesteuerten Bedürfnisse.
Beste Grüsse, UK
Lieber Herr K., der digitale Wandel kommt, wir können ihn nicht aufhalten. Die Leistungsfähigkeit der Technologie wird gigantisch (Moores Law): 1968 bis heute Leistungssteigerung um 8 Milliardenfache. Steigerung in den nächsten 5 Jahren um das 60 Milliardenfache von heute an gerechnet.
Die Gesellschaft und Wirtschaft wird sich ändern. Wir können aussen vorstehen und das Altersheim der reichen Alten Europas (Stöhlker) werden oder versuchen als Bildungs- und Wirtschaftsnation zu agieren. Ich bin für letzteres.
Aber Sie haben Recht, die Schweiz muss dringend diskutieren, welche Identität (vgl. AvenirSuisse) sie will. Dies ist nichts, was die Verwaltung managen kann.
Beste Grüsse My
Das stimmt, hätten wir eine akzeptierte staatliche E-ID, könnten wir uns auch im Rahmen der europaweiten eIDAS-Richtlinie zertifizieren lassen (auch mit der privaten, aber das würde wohl länger dauern). Aber was ist besser: warten oder eine unerwünschte E-ID auf die Leute "loslassen"?
Die wichtigste Begründung für eine E-ID ist doch, dass man damit den Kontakt Bürger-Staat vereinfachen kann (Steuern, Umzug, Betreibungsregister etc.).
Warum wird dann immer wieder genannt, dass man dann einfacher bei Zalando oder Digitec einkaufen kann? Das kann Ich jetzt schon ohne Probleme. Wenn man dieses Argument weglässt, braucht es keinen privaten Anbieter mehr.
Wenn der private Anbieter keine Daten auswerten darf, was hat er davon? Er könnte nur noch mit dem direkten Verkauf an den Bürger Geld verdienen. Gibt es nur einen Anbieter, haben wir keinen Wettbewerb und somit ein Monopol welches reguliert werden müsste (gegen Abzocke). Gibt es zahlreiche Anbieter gibt es einen Preiskampf auf Kosten der Qualität/Kundendienst.
In jedem Fall gibt es aber eine private Firma, welche beim Staat meine Identität kontrolliert um dann einer anderen Stelle im Staat meine Identität zu bestätigen.
Es wäre interessant sich zu fragen, wie unabhängig BR Karin Keller-Sutter bei der El.ID Frage ist, immerhin arbeitet ihr Bruder als Bankkaufmann. Interessanterweise ist dies bei einer kurzen Google-Suche nicht weiter auszumachen. Abgetaucht???!
Was ich etwas vermisse in diesem Beitrag und was mich sehr interessiert ist die Situation in Estland.
Estland hat seit Jahren schon eine mehr oder weniger komplett digitalisierte Verwaltung. Laut ihrer Webseite haben da 98% aller Bewohner eine EID Karte [1].
Und sie gehen ja sogar noch weiter, indem Estland sogenannte "e-Residencies" anbietet, wo man quasi virtueller Bürger von Estland werden kann, und damit zum Beispiel auch eine Firma in Estland gründen kann ohne in Estland ansässig zu sein.
Jetzt würde mich interessieren, wie es da aussieht mit dem Datenschutz, und von wem da die EID Lösung implementiert worden ist?
Und wieso als Schweiz nicht eine solche existierende Lösung kaufen / kopieren?
Guten Tag Herr W. Danke für Ihren Kommentar. Ich habe bewusst Estland weggelassen, weil es immer wieder im Zusammenhang mit der E-ID thematisiert worden, mittlerweile ja fast zum Markenzeichen/Exportschlager des Landes geworden ist (ich habe es in einer früheren Analyse bereits erwähnt: https://www.republik.ch/2018/11/15/…red-by-ubs) Estland fällt mit ihrer "e-residency" ein wenig aus der Reihe. An die staatliche E-ID (gehört in Estland zur Bürgerpflicht) haben die Privatunternehmen mit Schnittstellen angedockt. Hier wird ebenfalls staatliches Bürgerkonto mit kommerziellen Motiven verknüpft. Es gab auch Sicherheitslücken in der Vergangenheit: https://www.inside-it.ch/articles/48588. Kurz: ich wollte den 0815-EU-Staat mal durchdeklinieren, Estland ist ein spezieller Case.
Die digitale ID hat eine analoge Funktion wie ein Reisepass. Damit können die Bürger für ihre politische Bestimmungen (Wahlen und Abstimmungen) und auch für ihre finanziellen Transaktionen digital signieren. Es ist doch absurd, die digitale ID allein privaten Anbietern zu überlassen - es ist eine primäre Aufgabe des Staates die Identifikation seiner Bürger auch im Zeitalter der digitalen Welt sicherzustellen, auch wenn dies einflussreiche Geschäftemacher und Berater im Parlament oder im Bundesrat nicht so wünschen.
Vielen DANK auch von mir für ihre Beiträge! Spannend diese Übersicht zu lesen.
Aus meiner Sicht stellt sich die Frage nicht, ob eine staatliche Stelle eine digitale ID anbieten kann oder nicht. Ich kann problemlos eine MWST-Abrechnung digital einreichen. Dafür musste mir die ESTV eine digitale ID erstellen und sicherstellen, dass ich für die richtige Firma eine Abrechnung einreiche: https://www.isb.admin.ch/isb/de/hom…/eiam.html
Ja natürlich ist dies für juristische Personen, jetzt braucht es also dasselbe für natürliche Personen, das sollte aber auch kein Problem sein.
Ich bin eigentlich auch dafür, dass der Bund die digitale ID anbietet. Einen Unterschied zum umliegenden Ausland vermute ich bei der Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen Bund und Kantonen oder sogar zwischen den verschiedenen Bundesämtern. Ich betone das "vermute ich". Wenn ich sehe, wie mühsam in der Schweiz gewisse Dinge geregelt sind die ganz einfach wären (bspw. Kinderzulagen bei wechselnden Anstellungen/Anstellungsgraden/Wohnortwechsel).
Frage von mir: Wenn etwas "maximal trivial" ist (siehe weiter unten "Anonymous") und der Beweis schon erbracht wurde, dass der Bund eine digitale ID herausgeben kann, warum wird es dann trotzdem in Frage gestellt? Förderalismus? Interesse der Wirtschaft? Zweifel an Bund/Kantonen? ...?
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