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Auch ich war selber in dieser Klimadepression und wie erstarrt im Angesicht des drohenden Unheils, dass da über die Menschheit kommt.
In dieser Phase hat mir der Spruch von Vaclav Havel enorm geholfen: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung das etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht“.
Mein Schock-Moment war der erstmalige Blick auf die CO2-Uhr: https://www.mcc-berlin.net/forschun…udget.html
(F..., heute nur noch CO2-Budget für 5 Jahre und 10 Monate Business as usual.)
Und Havels Zitat begleitet mich wie Sie.
Für mich halt trotzdem ein hoffnungsloser Artikel. Es klingt so, als ob wir es einfach zulassen sollen, wenn junge Menschen aufgrund der Klimakriese Depressionen bekommen. Optimismus wird als Verleugnung geframed. Sehe leider keinen Mehrwert durch diesen Artikel.
Ich hab mal gelesen, dass diese Klimaangst/Depression weniger durch die Klimakrise, sondern vielmehr durch die Untätigkeit der Erwachsenen / Entscheidungsträger*innen verursacht wird. Dünkt mich sehr plausibel.
Diese Erfahrungen machen wir bei der Umsetzung unserer Energiezelle - regionale, sichere, bezahlbare, klimaneutrale Energieerzeugung - auch. Die Hoffnung nimmt stark zu durch konkretes gemeinsames Handeln wie z.B. 1000 Gebäude sicher und klimaneutral mit Energie zu versorgen, selbst wenn wir wissen, dass es eigentlich 50 000 Gebäude im Lankreis Mainz Bingen gibt. Doch jeder konkrete Schritt macht mehr Mut.
Das klingt für mich auch plausibel. Ich war etwas irritiert, wie darüber geschrieben wird. Als ob dieser Prozess nötig ist, um dann wieder zu verheilen. Ich sehe das nicht so. Vielleicht würde es auch helfen, wenn man den betroffenen Personen erklärt, dass es generell nicht einfach ist, in kurzer Zeit von den fossillen Energiequellen auf Erneuerbare umzustellen und auch, was es alles dazu braucht, was wir berücksichtigen müssen für die Energiewende etc.
Das ist natürlich keine Entschuldigung für das langsame Tempo, ich hätte auch gerne dass es viel schneller geht. Es ist einfach eine Erklärung, die vielleicht hilft, mit der Situation besser umgehen zu können. Vielleicht würde es auch helfen, die eigene Ambiguitätstoleranz zu trainieren. Ich glaube aber mit meiner Meinung eher in der Minderheit zu sein, aber das ist auch in Ordnung.
Es gibt aber Grund zum Optimismus.
Brighter von Adam Dorr über RethinkX auf Youtube:
https://www.youtube.com/channel/UCB…aOMvJEj58g
Der Unterschied zwischen Optimismus und Hoffnung ist der Bezug zur Realität. Optimismus kann (!) sehr zynisch in einigen Situationen sein. Hoffnung dagegen ist realistischer Optimismus („Es sieht nicht gut aus, aber wir versuchen alles, um es besser zu machen!“)
Das klingt schon mal besser.
Für mich hat es auch mit der eigenen Grundhaltung zu tun. Ich würde es so formulieren:
Es sieht nicht gut aus, aber wir kriegen das hin!
Wenn ich das Scheitern gar nicht erst in Betracht ziehe, ermöglicht mir das einen konstruktiven Weg um das Problem anzugehen. Ausserdem strahle ich Hoffnung aus und inspiriere vielleicht auch andere, mitzumachen.
«Hoffnung bedeutet Anerkennung unserer Ohnmacht, Anerkennung unserer Fehlbarkeit, Anerkennung des Negativen, das uns überflutet. Aber Hoffnung ist die Durchquerung dieses Negativen.»
Danke für dieses Gespräch und die überzeugenden, nachhaltigen und nachklingenden Gedanken, die bei aller schonungslosen Konfrontation mit den existentiell bedrohlichen Realitäten einen möglichen Weg der Hoffnung aufzeigen.
Erst kommt da sehr viel Gefühligkeit, sehr viel I, Me, Mine (George Harrison), sehr viel "wir sollten" und "wir müssten". Aber was folgt daraus am Ende der Lektion? "Wir können die Moderne nicht über Bord werfen." Aus dem Vorhergegangenen geht nicht klar hervor, ob sich Frau Pelluchon wirklich im Klaren ist, was sie da sagt. Denn die Moderne, das ist nichts, wenn nicht Kapitalismus, nichts, wenn nicht Marktwirtschafts-Demokratie oder jedenfalls Marktwirtschafts-Staat; Ein Bindestrich-Ding, das mit der Betonung auf dem ersteren Begriff klar angibt, wo das ausschlaggebende Gewicht liegt. In dieser Gesellschaft sind wir Wirtschafts-Subjekte, längst bevor wir Staatsbürger sind. Und dafür, dass es so bleibt, steht der moderne Staat, steht die Garantie von Besitz und Eigentum, stehen Polizei und Justizapparat. An einigen wenigen Wochenenden im Jahr gehen wir wählen und abstimmen, aber jeden Werktag, und zunehmend auch am Sonntag sind wir als Arbeiter, Angestellte oder Selbständige, als Konsumenten und Verwaltungs-Objekte ins System der Moderne eingebunden, von dessen Funktionieren wir restlos abhängig sind: Abhängig in einer Weise, die keine vormoderne Gesellschaft je gekannt hat. Die in immer kürzeren Zeitabständen eintretenden Krisen, die mit der zerstörerischen Kraft einer Naturgewalt über uns hereinbrechen, belegen dabei nur zu gut, dass wir kollektiv in einem rasenden Zug sitzen, dessen Führerstand leer ist: Wir alle sind das System, aber es gehorcht niemandem.
Immerhin anerkennt Frau Pelluchon implizit, indem sie sie gar nicht erst erwähnt, dass Hoffnung auf die Politik in der Frage unseres Überlebens vergebens ist. Um zwei Fakten unter zahlreichen weiteren zu erwähnen: Der moderne Staat fördert die globale Erwärmung (via die Subvention von Erdöl und Erdgas) mit hunderten von Mia $; pro Jahr! Milliardäre fördern überall (auch bei uns) erzreaktionäre Parteien, damit den Status quo. Ohnehin ist die überzogene Hoffnung auf politische Lösungen des 20. Jahrhunderts längst einer kläglichen Ent-Täuschung gewichen ist. Wenn das, was Daniel Binswanger uns im zweiten heutigen Artikel präsentiert, alles ist, auf das wir hoffen dürfen, dann ist das angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen, schon ziemlich jämmerlich (Auch wenn die Apologeten noch so laut singen, dass die direkte Demokratie das Beste sei, auf das wir hoffen dürften.)
Ein Umbau der Wirtschaft? Etwa so hoffnungsvoll, wie einen Tiger zum Vegetarianismus zu bekehren. Ubiquitäre Werbung suggeriert uns, dass Kaufen weit über die Grundbedürfnisse hinaus uns glücklich macht, obwohl wir längst wissen, dass es uns neurotisch und depressiv macht. Aber selbst über unsere Grundbedürfnisse sind wir ins System eingebunden, denn ihre Deckung setzt Geld voraus, und dieses eine Funktion im System. Selbst Umweltschutz können wir uns nur im Mass unserer Wirtschaftskraft leisten, und das ist schlicht nicht das Mass, dessen es bedürfte.
Und dann sagt uns Frau Pelluchon ganz klar, dass wir die Hoffnung auf etwas Anderes vergessen sollen: "Wir können die Moderne nicht über Bord werfen." Aber bitte: Die Moderne steht genau für diese Ausweglosigkeit, mit der wir konfrontiert sind! Selbstverständlich gibt es Hoffnung, aber sie schwindet auf ein Nichts, wenn das heutige System das Einzige ist, das zur Auswahl steht.
Erwarten Sie jetzt bitte nicht, dass ich irgend eine Zauberformel aus der Tasche ziehe. Ich bin genau so ratlos wie Sie, nur habe ich wenigstens so viel verstanden, dass wir uns ernsthaft um Alternativen bemühen müssen. Wir müssen die Moderne endlich als perverses Gesellschaftsspiel erkennen, in dem am Ende niemand gewinnen wird, in dem wir uns mit aller Kraft darum bemühen, unsere Zukunft, und diejenige unserer Enkel zu verspielen. Dieses Spiel hat scheinbar den Einzelnen ins Zentrum gestellt, hat ihm suggeriert, dass die Welt ihm gehört, wenn er sich nur gehörig abstrampelt, hat aber systematisch die Fäden unsichtbar gemacht, die uns im Hamsterrad der Arbeitsgesellschaft festzurren. Einer Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgeht, die aus Überfluss Massenarmut produziert, die unsere natürliche Umwelt, von der wir abhängen, rückhaltlos zerstört und durch eine künstliche Scheinwelt ersetzt hat, in der die ach so attraktiven Lichterketten nie ausgehen. In der selbst die scheinbaren Gewinner nicht glücklich werden, weil wir alle künstlich angestachelten Wünschen statt unseren Bedürfnissen hinterherjagen, wo es ein Genug, welches dasjenige sämtlicher Lebewesen ist, schlicht nicht gibt. Nicht zuletzt bedingt ein anderes System ein anderes Verhältnis zu uns, zu unseren Mitmenschen und zur Natur, ein Zusammen und ein Gemeinsam vor dem I, Me, Mine, in dem Andere vor allem Konkurrenten sind. Optimismus heisst, zu glauben, dass das heutige System die Schäden, die es angerichtet hat, mit denselben Mechanismen aus der Welt schaffen kann. Hoffnung sieht anders aus!
Ich ärgere mich etwas über Ihren Beitrag, Herr B. Sie eröffnen mit einigen sehr abschätzigen Bemerkungen über Pelluchon: sehr viel Gefühligkeit sei da zu lesen, Ich-Bezogenheit, und Sie bezweifeln dann auch noch gleich, dass Pelluchon wohl "gar nicht weiss, was sie da sagt". Im Prinzip disqualifizieren Sie die Frau. Um dann aber im Weiteren ihre ganzen Aussagen zu bestätigen mit Ihrer fundamentalen Systemkritik und mit der spürbaren Frustration, die aus Ihrem Beitrag spricht. Das ist sehr verwirrend.
Ich bin keineswegs frustriert; Ich weigere mich nur, mich für dumm verkaufen zu lassen. Wenn Sie den Artikel unbefangen durchlesen, dann ist die Betonung eindeutig auf unserer subjektiven Sicht: Wir fühlen Hoffnung oder fühlen uns deprimiert und eingeschlossen, fühlen uns ohnmächtig und haben Schuldgefühle usw. Ich, Ich, Ich bis zum geht-nicht-mehr. Aber diese subjektive Sicht ist nur die Kehrseite dessen, wie sich das System materialisiert hat, all der Waren, mit denen wir unser Leben anfüllen, und keineswegs weniger fremdbestimmt. Darum gibt es Werbung, und politische Propaganda und neuerdings Influencer und all die "Stars" die so vielen als Rollenmodelle dienen, all die zahllosen Angebote für Selbstoptimierung und Selbstvermarktung. Wir alle sind aufgerufen, Menschen zu werden, Menschen zu sein, aber dazu müssen wir erst mal herausfinden, wer wir jenseits der Systemmasken und Systemrollen, und jenseits dessen sind, was wir haben und besitzen. Gegen all die Leute und Organisationen, die uns einreden wollen, dass es jenseits des Systems und seiner reduzierten Vorstellungen vom Menschsein nichts gibt.
„ Aber selbst über unsere Grundbedürfnisse sind wir im System eingebunden, ….,“
Das ist das Problem Herr B.
Die Situation sieht auswegslos aus, doch „unsere“ Aufgabe bleibt die gleiche, ob „wir“ sie anerkennen oder auch nicht. Ob die Menschheit verschwindet oder auch nicht.
Corine Pelluchon‘s Antworten sind weise und dürften sich doch eher den Buddhismus annähern als viele andere Denkweisen aus dem westlichen Raum.
Liebe Frau W.
Ist Ihnen aber schon bewusst, dass Buddhismus Nicht-Ich heisst, weil es schlicht nichts Unverändert-sich-Gleichbleibendes gibt? Wenn wir trotzdem darauf insistieren, wozu uns Alles in unserer Kultur treibt, führt das notwendig zu Leiden. Übrigens gibt es "den Buddhismus" natürlich genauso wenig wie "das Christentum", was nach 2500 beziehungsweise 2000 Jahren Geschichte auch nicht zu verwundern ist. Beide Religionen sind nicht überraschend im Kontakt mit der Moderne tüchtig korrumpiert worden, was selbstverständlich auch für alle anderen Religionen gilt. Aber wenn schon, dann habe ich sehr viel mehr Sympathie für den, vermag auch sehr viel mehr praktische Nutzandwendung aus dem Buddhismus, einer "Religion" ohne jeglichen Gottesbegriff, zu ziehen, als aus dem Christentum meiner Herkunft. Aber das ist eine andere Geschiche (und sie hat mit "Glauben" herzlich wenig zu tun).
Die Situation IST aber nicht ausweglos, es gibt Grund zum Optimismus.
Brighter von Adam Dorr, RethinkX auf Youtube:
https://www.youtube.com/channel/UCB…aOMvJEj58g
Mir scheint, Sie haben eine sehr einseitige Sicht auf die "Moderne". Dieser Begriff umfasst doch so viel mehr als das reine Wirtschaftssystem. Moderne beinhaltet die Menschenrechte. Moderne ist der Komfort eines geheizten Hauses im Winter. Moderne ist ein funktionierendes Gesundheitssystem. Moderne ist Schulbildung für alle. Moderne ist ein Sozialstaat, der für alle die Grundbedürfnisse deckt. All diese Errungenschaften wurden teilweise während des Kapitalismus geschaffen, sind aber nicht vom Kapitalismus in seiner heutigen Form abhängig. Genausowenig wie sie vom Erdöl abhängig sind. Mit einem Weg hin zu sauberen Energiequellen können wir die Errungenschaften der Modern behalten, brauchen bloss den Überfluss und die damit einhergehenden dekadenten Auswüchse über Bord zu werfen. Im Gegensatz zu den oben genannten positiven Aspekten der Moderne gehören Kreuzfahrtschiffe, Kurzferien in Übersee und ähnliches nicht zu den für die Menschheit relevanten Dingen - auf diese kann getrost verzichtet werden, ohne dass die Lebensqualität im Geringsten darunter leidet.
Da kann ich Ihnen nur empfehlen, mal über den europäischen Tellerrand hinauszusehen: Dorthin, wo es keinen Sozialstaat gibt, wo für viele Menschen Schulbildung und Gesundheitsversorgung unerschwinglich sind, und die Umweltverschmutzung und globale Erwärmung, ohne die bei uns mögliche Abfederung und teure technische Gegenmassnahmen, voll durchschlägt. Ich garantiere Ihnen: Da werden Sie das Grausen lernen. Das gehört, genauso wie die gewollt unmenschliche Behandlung der Flüchtlinge (Republik vom Freitag) an den Grenzen Europas alles auch zur Moderne. Und versuchen Sie mal, Ihre Menschenrechte geltend zu machen, wenn Ihr Staat noch nicht mal für ihr nacktes Überleben sorgen kann oder will. Übrigens: Viele der Waren, die wir als selbstverständlich ansehen, sind unter solchen Bedingungen entstanden, viele der Grundstoffe für unsere Industrie sind unter solchen Bedingungen abgebaut worden. Public Eye und ähnliche Organisationen könnten Ihnen da einiges davon erzählen. Und Ihnen ist schon bewusst, dass die Schweiz einen Selbstversorgungsgrad von gerade mal 60% aufweist, und ohne gesicherte Erdöl- und Erdgas-Versorgung (und all die graue Energie, die in den von uns importierten Waren steckt) so ziemlich alles bei uns zum Stehen käme und die Supermärkte in Kürze leer gefegt wären? Da ist sehr viel mehr involviert als die Frage, ob wir uns beim Blick in die Zukuft gut oder depressiv fühlen. Denn selbst das ist ein Luxus, den sich viele Menschen in der überwiegenden Mehrheit der armen Staaten schlicht nicht leisten können: Menschen, die jeden Tag darum kämpfen müssen, genügend Essen für sich und ihre Familien für diesen einen Tag aufzutreiben.
Ja Hr. B., danke, dass sie diese unlösbaren Zusammenhänge beschreiben. Wie gut kann ich ihre existentielle Verzweiflung angesichts der tiefen Ohnmacht gegenüber der Macht von Gier, Ignoranz und selbstgefälliger Arroganz verstehen. Um noch eins draufzusetzen: dass einer der reichsten Männer der Welt, Elon Musk, nicht mehr daran glaubt, dass das Leben auf der Erde gerettet werden kann und deshalb all seinen Reichtum dafür einsetzt für sich und „Eingeweihte“ noch zu Lebzeiten auf dem Mars eine Parallelerde zu konstruieren, stimmt in keinster Weise optimistischer. Auch dass ich nicht vermag, irgendetwas DARAN zu ändern hat mich in eine verzweifelte illusionslose Ohnmacht gestürzt.
Was mir gerade Hoffnung gibt, ist, dass ich die Stadtwüste, den Garten der Mietwohnung in der ich lebe, in einen lebendigen vielfältigen Garten zu verändern versuche, mit den Be- und Anwohnenden, Beteiligten, Entscheidungsmacht tragenden etc. Für mich ein ausgangsoffenes Vollzeitengagement und eine grosse finanzielle Investition… für die gigantischen zu lösenden Probleme der Welt nicht einmal ein Tropfen auf den heissen Stein! Trotzdem hat es meiner verzweifelten Seele gut getan, endlich wieder Zirpen von Insekten im Garten zu hören und erste Schmetterlinge zu entdecken und die Freude der seit Langem hier Wohnenden zu erleben. Der tiefe Schmerz an der vom Menschen gemachten Zerstörung ist dadurch nicht weniger geworden…
Liebe Frau B.
Einen Garten anzulegen und ein Apfelbäumchen zu pflanzen, wenn morgen die Welt untergeht (Luther), ist etwas, was ich auch getan habe, und was auch mir gut getan hat und immer noch gut tut. Freundschaften zu pflegen ebenfalls. Und die eigenen nichtmateriellen Interessen zu pflegen. Ich persönlich ziehe auch viel Anregung und Kraft aus der Kunst. Es gibt so viel in der Welt, was schön und erhaltenswert ist, und wir haben als Menschen ja die angeborene Fähigkeit, zu wachsen, ohne die Welt über Gebühr zu belasten. Diese nichtreligiöse Besinnung auf das Nichtmaterielle ist eine der Quellen von Hoffnung in dieser hoffnungslosen Situation, mit der wir konfrontiert sind. Auch in Form von Musik; Ich bin unter anderem Musiker, genauer gesagt Violinist und Bratschist, und das ist etwas, was mich jeden Tag anregt, fordert und bereichert.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Glück mit ihrem Garten. Ein Garten ist wie eine Art K.: Das entwickelt sich auch nach seinen eigenen Gesetzen, und uns obliegt es, zu fördern, was darin angelegt ist und zur Entfaltung drängt.
Mit herzlichen Grüssen
U. B.
Es gibt Grund zur Hoffnung: https://www.youtube.com/playlist?li…IHphHf1Qmq_
Zu dem Buch Brighter von Adam Dorr
Anscheindend schlägt der Link fehl.
Zu RethinkX auf Youtube verwenden Sie diesen Link:
https://www.youtube.com/channel/UCB…aOMvJEj58g
Ich habe das Interview nicht ganz gelesen, weil mir schon sehr früh das Gesagte wie die typische zeitgnössische Art zu philosophieren vorkommt: Begriffe neu deuten, seltsame Gleichsetzungen, fatale Fehlschlüsse aus empirischen Unwahrheiten. Nein, das enttäuscht mich komplett, aber ich verstehe, warum andere ihr zustimmen, sie bewundern. Es deckt sich mit dem eigenen Gefühl, nicht optimistisch sein zu dürfen. Leider führt uns das tiefer in die Krise.
Ich finde daran gar nichts klug, gar nichts grossartig.
Wie mir immer wieder auffällt, kommt die vermeintliche gedankliche Innovation nur durch eine unerwartete und unbegründete Neudefinition von alltäglich (womöglich tatsächlich undifferenziert) verwendeten Begriffen zustande und das ist für mich keine ehrliche Philosophie, die vielleicht tatsächlich neue Gedanken aufbringt, aber das dasselbe auf Kosten eines Schwindels.
Sie definiert Optimismus als schlecht:
Weil der Optimismus eine Form der Verleugnung ist. Optimismus tut so, als könnten wir alles kontrollieren und als hätten wir die Lösung für alle Probleme.
Und Hoffnung als Antagonisten:
Hoffnung hingegen verleugnet das Negative nicht, sie bedeutet vielmehr die Akzeptanz des Verlusts und die Anerkennung des Leids. Hoffnung erfordert, dass wir der Wirklichkeit ins Auge sehen.
Wenn man so anfängt, kann man den Menschem vorwerfen, sie machen die ganze Zeit etwas falsch und hat nach eigener Definition auch Recht. Es wäre ehrlicher zu sagen, dasman bewusst diese Dichotomisierung vornimmt um gezielt eine Perspektive aufzuzeigen. Dafür ist in meinen Augen, diese Begriffsverwirrung aber nicht nötig.
Tatsächlich besteht Grund zum Optimismus, ganz ohne Allmachtsfantasien:
https://www.youtube.com/playlist?li…IHphHf1Qmq_
The future is Brighter than we think!
Man kann trotzdem die verzweifelte Lage anerkennen, weil es trotz allem knapp ist und jede Entscheidung, die die Basis für Optimismus nicht erkennt oder trotz besseren Wissens verkennt (z.B. weil man Optimismus für böse und falsch hält), das Leid vergrößert.
Wenn man jetzt einwendet, ja das sei aber Hoffnung,
Hoffnung ist die Fähigkeit, trotz aller Widrigkeiten auch die schwachen Anzeichen einer grundlegenden Veränderung in die richtige Richtung wahrzunehmen; als das, was einen Horizont eröffnen könnte.
nicht Optimismus, wo liegt dann der gedankliche Gewinn?
In der vermeintlich moralischeren Haltung angesichts der Klimakrise und ihrer weiteren Krisen im Gefolge oder aus anderen Richtungen?
Hoffnung kommt nach der Erfahrung des Verlusts, nach der Verzweiflung; sie setzt erst ein, wenn wir uns bewusst gemacht haben, dass die Zukunft ungewiss und bedrohlich ist. Wer hofft, benutzt nicht psychologische Strategien zur Angstvermeidung. Vielmehr hat der Hoffende eine Art Mut, aber dieser Mut ist nicht heroisch, nicht pompös, nicht spektakulär.
Trifft das auf begründeten Optimismus nicht zu? Warum soll Hoffen per se begründetet sein, wo man auf göttlichen Beistand oder eine Wundertechnologie hoffen kann?
Natürlich ist nicht alles falsch was sie sagt. Den Schlusssatz kann man aber ohne das zuvor aufgebaute Gedankenkonstrukt entwickeln.
Ich erlebe im Alltag, aber ganz stark auch in den politischen Diskussionen, dass viele Menschen entweder die Augen verschliessen, die Realitäten banalisieren, schön reden oder sich einem oberflächlichen Optimismus «(wird schon gut kommen») hingeben. Dass diese Haltungen verheerend sind und uns allen die Zeit davonläuft, sollte nun eigentlich allen klar sein. Die Realitäten der ablaufenden Klimakatastrophen wirklich wahr zu nehmen, ist ein sehr schmerzhafter Prozess, und die Konfrontation mit der eigenen, aber auch kollektiven Verletzliichkeit löst existentielle Ängste aus. Ohne diese Erfahrungen ist Hoffnung wohl kaum möglich. Auf diesen zentralen Punkt versucht Frau Pelluchon hinzuweisen.
Ich finde deshalb Ihre Kritik doch etwas überheblich.
PS: ich habe auch den Rest des Interviews noch gelesen, aber mein erster Eindruck wurde nicht zerstreut.
Wenn sie ausdrücken will, dass man angesichts des schlechten nicht den Blick auf das Gute und die Verbindung zueinander verlieren darf oder soll, braucht es nicht die Dichotomie Optimismus vs. Hoffnung.
So wie ich Pelluchon verstanden habe, geht es ihr gerade nicht darum den Blick auf das Gute nicht zu verlieren, sondern den Blick auf die Wirklichkeit und die damit verbundene Verzweiflung auszuhalten -- und diese Verzweiflung, wie sie sagt, zu durchqueren. Ich verstehe es so, dass das heisst, man erträgt diese Verzweiflung. Dieser Vorgang schliesst Optimismus aus.
Den besten Kompromiss zwischen Optimismus und Realismus gibts immer noch bei Antonio Gramsci: Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens. Den Willen, weiter politisch gegen jene zu kämpfen, die den Klimakollaps ganz einfach zulassen wollen, vermisse ich hier etwas. Auch hat man mit Gramsci Instrumente zur Hand, mit denen man ein unpräzises „Wir“ vermeiden kann, sondern sich fragen kann, was das Postulat der Klimagerechtigkeit heisst, je nachdem wo jemand unter welchen sozialen Bedingungen lebt (sagen Sie mal einem Velorikschafahrer in der Gluthitze von Delhi, er müsse sich durch sein Leiden an der Klimakrise hindurcharbeiten). Auch diese Perspektive vermisse ich in diesem Interview.
Eine Welt der gerechten Verteilung der in ausreichendem Masse vorhandenen Güter ist möglich; allerdings jenseits des für Ökonomen sakrosankten Wachstums und des Ressourcen vernichtenden Gewinnstrebens. Der Moderne fehlt es nicht an notwendiger logistischer Kenntnis aber an humanistischer, mitmenschlicher Gesinnung.
Ein Wirtschaften, das die grundlegenden Bedürfnisse aller Menschen befriedigt, jenseits absurder Überproduktion, die ist denkbar. Wohlstand für alle, jenseits von Ausbeutung der Ressourcen und Menschen ist denkbar.
Eine Welt, in der Menschenrechte unverhandelbar sind und das Wohl von Fauna und Flora nicht obsolet ist, ist denkbar.
Eine Welt, in der das Mittelmeer nicht zum Massengrab wird, in dem niemand mehr sich Erfrischung suchen möchte, und eine Grenze zwischen Süd-und Nordamerika, die nicht zum Todesstreifen verkommt, ist denkbar.
Wer sich eine andere Welt nicht denken kann und nicht nach den Erfordernissen einer anderen Welt handelt, hat die anthropologische Revolution noch nicht vollzogen.
Die Spezies Mensch mag evolutionär weit fortgeschritten sein, sie ist aber noch weit entfernt von ihren kulturellen Möglichkeiten - und das befördert vielleicht deren Untergang.
(div.Ergänzungen)
Falsch! Die Spezies Mensch ist in der Halbzeit der Evolution stecken geblieben (Ken Wilber). Es sind nur auf der kognitiven Entwicklungslinie grosse Fortschritte erreicht worden, weil nur diese als wirtschaftlich nützlich betrachtet wurde. Die für das Zusammenleben ebenso wichtigen übrigen Entwicklungslinien werden auch heute noch in der kulturellen Konditionierung sträflich vernachlässigt.
Lieber Herr S. Danke für diese guten Gedanken. Ich bin damit absolut einverstanden. All das ist wirklich einfach denkbar und es ist für mich schwer einsehbar, warum sich dafür bisher keine Mehrheit entschieden hat. Denn mit diesem Denken wäre es möglich, ohne Verluste oder Verzicht die Klimakatastrophe in den Griff zu bekommen.
Anders als die religiösen Eliten jeglicher Konfession hat Corine Pelluchon die Botschaft von Ostern verstanden und schafft es, sie in eigenen Worten nachvollziehbar für Menschen für heute auszudrücken. Nach der grossen, bodenlosen Verzweiflung kommt noch etwas. Leise und zum Teil versteckt zwar, aber zunehmend kraftvoll und verbindend. Die Verzweiflung ist nicht umgehbar mit blindem Festhalten an fantastischen Wundererzählungen und Glaubenskonstrukten. Sie muss durchlebt werden. Gerade da keimt Hoffnung.
Zu den Dingen, die wir dringend abschaffen sollten, würde ich den Glauben an Eliten ergänzen. Eliten, die anderen vorschreiben, was sie denken und tun sollen, sind Treiber der aktuellen Krisen. Vielleicht schaffen sie sich sogar gerade selber ab.
Darf man hoffen?
Ich denke, man kann sich sehr wohl für Hoffnung entscheiden! Es ist mein persönlicher Entschluss, hoffnungsvoll zu bleiben und die Zukunft aktiv gestalten zu wollen!
Wir haben nichts zu verlieren, wenn es so weitergeht wie aktuell, wird der Planet für Menschen nicht mehr gut bewohnbar sein.
Die Klimakrise ist aktuell „der Elefant im Raum“. Man spricht ungern drüber, aber permanent stossen wir uns an ihm. Wir kommen nicht weiter, wenn wir uns nicht um den Elefanten kümmern. Die Möglichkeiten, die wir haben, uns zu engagieren, sollten wir nutzen! Wenn nicht für uns, dann für die Jugend!
Ich glaube, dass Hoffnung durchaus angestrebt werden kann. Es bleibt aber ein gewisses Mysterium wann und wie sie dann einsetzt...
Zu etwas "flüchtiger Hoffnung" mag ein simples Aufraffen reichen. Pelluchon betont aber, dass es für nachhaltiger anhaltende und regenerative Hoffnung einen komplexeren, schwierigeren Vorlauf braucht:
Hoffnung kommt nach der Erfahrung des Verlusts, nach der Verzweiflung; sie setzt erst ein, wenn wir uns bewusst gemacht haben, dass die Zukunft ungewiss und bedrohlich ist.
Ich meine, es geht darum, wie die Zukunft aussehen soll. Es gibt jetzt noch keine Zukunft, die Zukunft besteht nur in meinem Kopf.
Mir ist wichtig, dass wir uns klar werden, dass wir es sind, die die Zukunft gestalten. Wenn wir die Zukunft als „ungewiss und bedrohlich“ beschreiben, ist es ein Blick, der uns vor allem lähmt.
Aber ist die Zukunft ungewiss und bedrohlich? Wir formen, wir gestalten sie doch! Wenn wir angstvoll bleiben, nehmen wir uns unseren Handlungsspielraum!
Was hilft gegen Verzweiflung? Vor allem hilft das Engagement für Gutes! Das Aufstehen, das aktiv werden hilft.
Klar, es ist ein Prozess, individuell und gesellschaftlich. Wenn wir aber lange in der Angst und Verzweiflung verharren und den Blick nicht (zügig) auf die Möglichkeiten und Chancen und das Positive lenken, bleiben wir handlungsunfähig.
…und MIT der Jugend! Die Hoffnung, die ich nach viel Verzweiflung ~ vertraute Begründungen für diese lese ich im Beitrag von Hrn. B. ~ zu schöpfen gelernt habe, teilen. Es gibt viele konkrete Situationen aus meinem Leben und den Erfahrungen anderer, von denen ich erzählen kann. Das kann eine Form von Anerkennung der Not junger Menschen sein, die vielleicht etwas Licht bringt.
Tatsache ist aber auch, dass es NICHT so weitergehen wird wie bisher. Das ist absehbar, schon seit Jahren. Das ist das Mammut hinter dem Elefanten. Erneuerbare und Elektroautos boomen, die Ablösung der fossilen Energie steht bevor und wird sich in Jahren, nicht Jahrzehnten vollziehen. Das gehört auch zur Realität, die man wahrnehmen sollte, für die Jugend. Daran schließt sich an, was wir heute tun, worauf wir vorbereitet sein sollten.
Insofern kann ich Frau Pelluchon nicht beipflichten, dass man verzweifelt gewesen sein muss, um Hoffnung zu haben.
Dem schließe ich mich an. Und würde gerne beifügen: es braucht eine tägliche Praxis um die Hoffnung zu nähren. Natürlich keine religiöse im hergebrachten Sinn. Einen Moment im Tag an dem ich mich bewusst auf positive Beispiele konzentrieren die ich kenne? Am besten natürlich gemeinsam, das patentiert das Kraftfeld.
Mich hat diese Aussage auch sehr irritiert. Wir arbeiten z.B. bei der Umsetzung unserer Energiezelle im Landkreis Mainz Bingen mit einer Aussage von Papst Franziskus aus der Laudatio Si Die Sorge um unserer gemeinsames Haus.
«Es ist nicht genug, dass jeder Einzelne sich bessert um zur Lösung einer so komplexen Situation wie der, mit der sich die «Menschheit» von heute auseinandersetzen muss beizutragen.
Menschen die nicht in Gemeinschaften eingebettet sind, können ihre Fähigkeit und ihre Freiheit verlieren, die instrumentelle Vernunft - Meinungen, Gewohnheiten, Normen, Vorschriften usw.- zu überwinden, und sind schließlich einem Konsumismus ohne Ethik und ohne soziales und umweltbezogenes Empfinden ausgeliefert.
Auf soziale Probleme muss mit Netzen der Gemeinschaft reagiert werden, nicht mit der Summe individueller positiver Beiträge: »Die Anforderungen dieses Werkes werden so ungeheuer sein, dass sie aus den Möglichkeiten der individuellen Initiative und des Zusammenschlusses individualistisch geformter Einzelner nicht zu lösen sind.
Es wird einer Sammlung der Kräfte und einer Einheit der Leistung bedürfen. Der neue ökologische Weg, der gefordert ist, um eine Dynamik nachhaltiger Veränderung zu schaffen, ist auch ein gemeinschaftliches Begehen neuer Wege.»
Ich verstehe es so, dass es eine tägliche Praxis braucht, nicht umbedingt aber eine religiöser Natur. Also ohne diese auszuschließen, aber auch ohne sie vorauszusetzen. Dem würde ich zustimmen, aber der esoterisch anmutenden Formulierung "das patentiert das Kraftfeld" mag ich mich gar micht anschließen, wenn man auch sagen könnte, das stärke den Zusammenhalt, ohne irgendwelche unverständlichen und zwangsläufig inkonsistenten versteckten Bedeutungsebenen aufzubauschen.
Ihnen allen vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!
Vielleicht nur noch als Fussnote ein Zitat von Susan Neiman, weil sie kürzlich auch bei uns vorkam und weil Corine Pelluchons Unterscheidung von Optimismus und Hoffnung hier besonders viel Aufmerksamkeit gefunden hat. Es ist nämlich interessanterweise genau dieses Thema, bei dem sich die beiden Philosophinnen, die in ihrer Denk- und Schreibweise, aber auch in ihren philosophiegeschichtlichen Referenzen kaum unterschiedlicher sein könnten, dann doch sehr nahe sind.
Susan Neiman schreibt in «Links ist nicht woke» (und dieser Passus könnte fast von Pelluchon stammen): «Um das gleich klarzustellen: Hoffnung ist nicht Optimismus. Optimismus (und Pessimismus) trifft Vorhersagen über eine ferne Zukunft und eine unzugängliche Vergangenheit. Hoffnung enthält sich jeder Voraussage. Optimismus ist die Weigerung, sich den Tatsachen zu stellen. Hoffnung will sie ändern. Wenn die Welt wirklich in Gefahr ist, ist jeder Optimismus obszön. Eines aber dürfen wir mit absoluter Gewissheit vorhersagen: Wenn wir der Verführung durch den Pessimismus nachgeben, dann ist die Welt, wie wir sie kennen, verloren. In einer Epoche, in der die Bedrohungen für die Welt ungeheuer erscheinen, ist der Pessimismus verführerisch, denn er macht uns glauben, man könne ohnehin nichts mehr tun. Sobald wir die Vergeblichkeit erkannt haben, dürfen wir uns zurücklehnen. Wer Trost benötigt oder wenigstens Ablenkung, für den bleibt immer noch der Konsum einer Bandbreite von Drogen. Ob Ihnen das sprichwörtliche Glas halb voll oder halb leer erscheint, ist mehr als eine Frage des Temperaments. Wer es nicht als halb voll betrachten kann, wird irgendwann aufhören, es vollgießen zu wollen.»
Hier ein Hinweis auf ein ausgezeichnetes Interview von Thomas Ribi mit Susan Neiman in der NZZ vom 12.09.2023. (Die NZZ versteckt sich allerdings hinter einem Zahlportal, aber ich bin Abonnent der Internet-Ausgabe, die entschieden billiger ist als die gedruckte. Und niemand ist ja gezwugen, die neoliberalen Ergüsse des Chefredaktors zu lesen.)
«Links ist nicht woke» – die Philosophin Susan Neiman sagt, die Linke habe ihre eigenen Ansprüche verraten
Die amerikanische Philosophin erkennt die Linke nicht mehr als links an: «Sie verzetteln sich in identitätspolitischen Debatten». (Insofern das stimmt, kann man sich ihr nur anschliessen.)
Die Entgegensetzung von Hoffnung und Optimismus im Interview wirkt vielleicht etwas absolut und wird in gewissen Kommentaren auch kritisiert, als künstlich bezeichnet oder die Begriffe werden faktisch gleichgesetzt. Meines Erachtens ist es wichtig, die beiden Begriffe nicht zu nivellieren. Hilfreich diesbezüglich finde ich die Sichtweise des Hoffnungsforschers Andreas M. Krafft. Für ihn sind Hoffnung und Optimismus zwar keine Antipoden, jedoch ungleiche Zwillinge:
Im Alltag scheinen Hoffnung und Optimismus häufig als Synonyme verwendet zu werden. Bei genauerer Betrachtung weisen die beiden Phänomene allerdings erhebliche Unterschiede auf. Die wesentlichen Dimensionen für den abweichenden Gebrauch der beiden Begriffe sind die wahrgenommene Eintrittswahrscheinlichkeit sowie die persönliche Kontrolle in Bezug auf das betreffende Gut. Während Hoffnung eher in Verbindung mit einer als niedrig eingeschätzten Eintrittswahrscheinlichkeit und einer geringeren persönlichen Kontrolle gebraucht wird, bezieht sich Optimismus auf Sachverhalte mit einer höheren Wahrscheinlichkeit und persönlicher Kontrolle. Des Weiteren wird Hoffnung anders als Optimismus vermehrt in kritischen Situationen, in Zusammenhang mit sozialen oder altruistischen Zielen von großer persönlicher Bedeutung sowie in Bezug auf ein spirituelles, religiöses oder allgemeines Vertrauen in das Gute erlebt.
(https://link.springer.com/chapter/1…-59194-9_4)
Ein hoffungsspendender, sehr differenzierter Artikel, vielen Dank dafür! Frau Pelluchon spricht meines Erachtens von einem persönlich erfahrenen und differenziert reflektierten Reifungsschritt, nämlich wie Depression "durchschritten" werden kann und am Ende, wenn man sich damit fühlend und denkend und annehmend mit dem Leid auseinandersetzt, eine neue Erfahrung daraus resultiert. Diese Reifung durch Krise, die sich als Hoffung erleben lässt, denkt sie sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene.
Ich stimme dem Theologen in den Kommentaren zu: von Karfreitag zu Ostern stellt diese urmenschliche Erfahrung ebenfalls dar.
Dass die Erde für die Spezies Mensch unbewohnbar werden könnte, würde ich nicht generell als existenzielles Problem bezeichnen. Irgendwelche andere Spezien werden auch ohne Homo Sapiens und mit klimatisch extremen Situationen klarkommen. Der Planet Erde wurde weder für den Homo Sapiens 'gebaut' noch ist er für die Existenz desselben notwendig, es starben und sterben laufend Tierarten (zu denen der Mensch als Säugetier auch gehört) aus, ohne dass dies dem Planeten an sich gross Probleme bereitet hätte. Wir überschätzen unsere Bedeutung massiv, abgesehen davon, dass wir es in der Hand hätten, unsere Weiterexistenz noch für einige Zeit sicherzustellen.
Zwar stimmt es, dass auf unserem Planeten laufend Arten neu entstanden und auch wieder ausgestorben sind, meines Wissens gab es aber noch nie ein Massensterben, welches von einer einzigen Art verursacht wurde. Vor diesem Hintergrund können wir unsere Bedeutung nicht überschätzen. Wir können uns nicht einfach durch das herunterspielen unseres Einflusses aus der Verantwortung stehlen.
Dass wir für unser eigenes allfälliges Verschwinden (und leider auch das anderer Arten) mindestens teilweise selbst die Verantwortung tragen, dem stimme ich voll zu.
Und dass ein Massenaussterben bis jetzt überhaupt noch nie durch das Verhalten einer bestimmte Art ausgelöst wurde, das sehe auch so, immerhin in diesem 'Fach' sind wir die Ersten...
Auch ich plädiere dafür, dass wir unsere Verantwortung wahrnehmen und alles tun, um unseren negativen Einfluss z.B. auf das Klima zu minimieren. Ob wir damit den klimatologischen 'Turnaround' schaffen werden, ist aus unserer Sicht natürlich schon interessant, planetarisch (und erst recht universal) gesehen, ist es aber völlig egal, ob und wie lange es unsere Art noch gibt, aus dieser Warte gesehen sind wir bedeutungslos. Was sicher ist: Wenn wir unsere Existenz sichern wollen, dann müssen wir es selbst tun, helfen kann und wird uns niemand. Die Idee, auf andere Himmelskörper zu fliehen ist dem Bereich Science Fiction vorbehalten. In dem Sinne könnten wir eine Bedeutung für uns selbst konstruieren, mehr aber nicht.
Ein hoffnungsvoller, wunderbarer Artikel einer klugen und lebenserfahrenen Frau und Philosophin. Ihre Auslegung von Hoffnung und Optimismus und ihr eindeutiges Vorziehen der Hoffnung verlangt wohl persönliche Erfahrung mit Scheitern und Leid, um die Tiefe ihrer Gedanken zu verstehen. Der Mangel an diesen schmerzvollen Erfahrungen ist vermutlich auch der Grund für Kritik, Rechthaberei und Überheblichkeit, welche mir in ein paar Kommentaren entgegen kommen.
Am 3. September Gespräch mit Corinne Pelluchon in der Sternstunde Philosophie: https://www.srf.ch/play/tv/sternstu…28dee97dfd
Und wer trägt die Verantwortung am Zustand des Klimas und der Natur? Wer ist schuld am klimatischen Desaster? Wer profitierte am meisten seit Jahrzehnten von den fossilen Energien? Welche multinationalen Konzerne produzieren Waren, die das wirtschaftlich dominierte Marketing auf Teufel komm raus an die Konsumenten bringt, obwohl die Waren grösstenteils überflüssig sind? Darauf gibt das sonst interessante Interview leider keine Antwort.
Und: Die Mächtigen lernen erst, wenn die totale Katastrophe auch sie betrifft. Das wird dauern. So bin ich weder optimistisch noch hoffnungsvoll.
Mir gefällt zu diesem Thema den Ausdruck, den Peter Palmer kreiert hat: “The tragic gap”. Der Ort, an dem wir sowohl anerkennen, wie die Dinge wirklich sind und trotzdem Hoffnung haben, dass sie sich ändern können. Die Kunst ist, aus dem “Tragic gap” heraus zu handeln, anstatt sich in die Hoffnungslosigkeit oder naive Hoffnung ziehen zu lassen.
[tragic gap] (https://youtu.be/rq0aeKCB41g?si=5Sbwa7KTzpgRo4am)
Das Interview ist eine schöne Ergänzung zum Artikel vom 9. September:
"Warum wir unseren Umgang mit der Welt radikal überdenken müssen"
Von Helen De Cruz (Text) und Bettina Hamilton-Irvine (Übersetzung), 05.09.2023
Einer der besten Beiträge die ich seit langem in der Republik gelesen habe.
Schön wäre wenn wir von einer Ressourcen- oder Verschwendungskrise sprechen würden und nicht von einer Klimakrise. Die Schweiz und Deutschland haben die ihnen global zustehenden Ressourcen bereits im Mai aufgebraucht. Ab dieser Zeit leben wir auf Pump der Mitwelt. Die Klimakrise ist nicht das eigentliche Problem. Sie ist eine Folge unseres übermässigen Ressourcenverbrauchs.
Die Aussage dass es gefährlich wird, wenn Massen hinter den Ideen einzelner Personen herzulaufen beginnen, hat mit besonders gefallen. Als Beispiel möchte ich Marcel Hänggi nennen. Ich kann nicht erkennen, dass er es Mitgliedern der SVP, der FDP ein Umdenken zutraut. Er übersieht, dass es im Kanton Aargau SVP und FDP Mitglieder waren, die in der Verfassung verankert haben wieviel Fläche der Kanton Aargau für Auen zur Verfügung stellen muss. Ein global einzigartiger Vorgang.
Man stelle sich vor, jedes Land definiert wieviel Boden genutzt werden darf für Naturschutz. Lebensmittelproduktion, Wohnen, Büros, Industrie. Das wir dies tun müssten ist völlig logisch, da Boden nicht unendlich zur Verfügung steht.
Es gibt noch viele andere knappe Ressourcen die wir gerecht verteilen müssen um nicht in einer menschlichen Tragödie zu enden.
Ich selbst habe als Schweizer im Landkreis Mainz-Bingen die Hoffnung gewonnen, dass Veränderungen in Gemeinschaften möglich sind.
Wir konnten alle Parteien gewinnen für unsere Energiezelle - eine regionale, sichere, bezahlbare und klimaneutrale Energieversorgung.
In der Schweiz scheint es einfacher mit Vertreter der SVP ins Gespräch zu kommen über Energiezellen als mit der Redaktion der Republik. Doch Hoffnung gibt es auch bei der Republik.
Ohne Hoffnung und Vertrauen in heterogenen Gemeinschaften sind konstruktive Prozesse nicht möglich.
Urs.loepfe@noblackout.eu
Dazu fallen mir Worte des englischen Malers Francis Bacon ein: „…you can be optimistic and totally without hope. One’s basic nature is totally without hope, and yet one’s nervous system is made out of optimistic stuff.“ (David Sylvester: The Brutality of Fact. Interviews with Francis Bacon.)
Für mich ein eher leerer Beitrag, der schon wieder viel Schuld und Verantwortung der Landwirtschaft zuschreibt. Wo bleibt der Rest? Konsumgüter, darunter auch diejenige, die für erneuerbare Energien verwendet werden, brauchen enorme Ressourcen, die letztendlich auch für die Biodiversitätskrise verantwortlich sind. Landumnutzung von extensiv auf intensiv hat nicht nur mit Landwirtschaft sondern auch viel mit Spekulation zu tun. Die Klimakrise erfordert letztendlich eine Wachstumsrücknahme, die leider eine Wirtschaftskrise auslösen kann oder wird. Sie erfordert eine radikale Umstrukturierung der globalen Wirtschaft und ihrer Ziele. Alles andere sind Pflaster. Wir kommen nicht aus der Klimakrise heraus indem wir mehr Elektroautos kaufen und Autobahnen erweitern, indem wir mehr Solarenergie produzieren und grössere Wohnungen bauen. Eine ökologischere Landwirtschaft ist nicht möglich, solange wir billigere Lebensmittel verlangen. (Und warum sollte dies anders sein, wenn ein Drittel, die Hälfte, oder ein noch grösserer Teil unseres Einkommens dazu dient, Miete und Krankenkassen Prämien zu bezahlen, Tendenz steigend?) Unser System basiert auf Wachstum und Individualität, und solange dies der Fall ist, wird sich die Umweltlage verschlechtern. Für mich ist ein grosser Teil der Verzweiflung damit verbunden, dass unsere persönlichen Verzichte wenig beitragen, solange das ganze System die falschen Ziele anstrebt.
Danke für das Interview. Die Worte, Definitionen und Herleitungen haben mir ein weiteres Türchen geöffnet, eine ergänzende Sichtweise gegeben, um mich und meinen emotionalen Umgang mit den Entwicklungen in diesem Bereich zu verstehen und halbwegs zu leiten. Es hat mich auch wieder auf‘s neue freudig überrascht, welche Ähnlichkeit Worte mit Werkzeugen haben. Plötzlich sind neue Gedanken möglich. Und mit ihnen vielleicht neue Emotionen und Handlungen.
Ganz Allgemein, habe ich ebenfalls Mühe mit dem Begriff Klimakatastrophe. Ich glaube, dass die heftigen Wetterphänomene (die Naturelemente) damit klar kommen werden. Wer damit nicht klar kommt, ist eher der Mensch, der Mitverursacher des schnellen und nicht absehbaren Wandels.
Unsere Wertesysteme, Wirtschafts-, Sozial,- und Finanzsysteme stehen am Rande, am Abgrund und werden in Frage gestellt. Dies ist keine Katastrophe sondern eine logische Konsequenz daraus. Wir sind gezwungen etwas Neues zu gebären, dies gibt uns Hoffnung und darf Spass machen, auch wenn es schmerzhafte Phasen gibt.
Der Mensch, der sich den Veränderungen (der Umformung der Welt) widersetzt, "ist eine Katastrophe" für sich selbst und sein Umfeld, wenn er die Kraft des allgegenwärtigen Wandels nicht für positive Zwecke nutzt. Die Transformation, die gegenwärtige Dynamik auf allen Ebenen, lässt sich nicht aufhalten.
Neben dem Menschen gibt es noch die vielen Mitlebewesen, Tiere und Pflanzen, die verschwinden und denen ich einen Wert beimesse.
Die Steinwüste ist nicht bedroht, aber eine solche möchte ich nicht hinterlassen.
Wenn die Menschheit möglicherweise aufhört zu existieren, ist das keine Katastrophe? Was dann ist noch eine Katastrophe - wenigstens für Menschen? Die Erde wird auch ohne Menschen weiter existieren (Du kennst wohl den ausgestorbene-Erde-Witz) - doch ein bisschen wichtig bin ich mir halt schon auch. Konsequenz hin oder her.
Ich bin ein Optimist, jedoch nicht so wie ihn Frau Corine Pelluchon definiert. Ich glaube an das Gute ohne das Übel zu beschönigen und unter einem Kontrollwahn leide ich ebenso wenig. Ich glaube auch nicht, dass die Menschheit die alleinigen Entscheidungsträger des Klimawandels sind. Folglich hängt nicht alles von den Menschen alleine ab. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man dem Planeten sorge trägt, alle Lebensformen wertschätzt und nachhaltig wirtschaftet. Zumindest darin sind sich ja viele einig . . .
Dass die Menschheit demnächst aufhört zu existieren, daran glaube ich nicht. Und wenn es anders käme, wäre meine Meinung eh nicht gefragt.
Republik AG
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