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Interessant ist, dass der Vorwurf von Klaus Stöhlker gegenüber Ignazio Cassis – er sei ein «Einwanderer aus Italien, der erst Schweizer wurde, als man ihm den Sitz der FDP im Bundesrat anbot» –, von einem gebürtigen Deutschen und ebenfalls Einwanderer stammt.
Stöhlker selbst ist in Ludwigshafen am Rhein aufgewachsen und als dreissigjähriger Journalist mit seiner Schweizer Frau 1970 nach Zürich gezogen. Dort hat er sich 1986 – also zehn Jahre nach Cassis – einbürgern lassen. Die Grosseltern von Ignazio Cassis hingegen sind in den 1930er Jahren vom benachbarten Luino am Lago Maggiore nach Sessa im Kanton Tessin gezogen. Die Familie des Vaters von Ignazio Cassis war seither dort ansässig. Der heutige Bundesrat ist in Sessa aufgewachsen, hat dort die Schulen besucht und später in Zürich studiert.
Ich persönlich finde es nicht relevant, wer seit wann und warum den Schweizer Pass hat. Die kleine Schweiz ist seit langem ein Zuwanderungsland – und viele von uns haben ausländische Vorfahren oder besitzen einen zweiten Pass. Gerade deshalb stört es mich aber, dass dieses Kriterium vermehrt zur Diskreditierung von politischen Gegnerinnen und Gegnern und zur Schürung von Ressentiments verwendet wird.
Ich erinnere mich noch an einen Wahlslogan, der mich als Schweizer zutiefst verletzt hat:
"Echte Schweizer wählen SVP".
Und zack ist man kein Mitbürger mehr.
Respektlos!
Einverstanden, die Ausländerfeindlichkeit ist zuweilen verständlich. Und auch als sog. „Papapierli-Schweizer“ (NB born as a Cowboy on a Swiss Farm nearby Lucerne) konnte ich meinen Vater mit seinem Mythos von der heiligen Tradition der «immerwährenden Neutralität» lange respektieren. Jedoch heutzutage ist nicht die SVP, die Herkunft oder der Stammbaum für mich entscheidend, sondern ob es uns 🇨🇭Stimm- und Wahlberechtigten gelingt, mit Respekt und Bescheidenheit, die lokalen und globalen Probleme zu lösen.
Übrigens: Wenn die „ goldene Kuh“ «Steuergeheimnis» weltweit geschlachtet würde, wäre mehr Gerechtigkeit möglich.
Liebe Christine Valentin, vielen Dank für diesen Hinweis. Ich wollte die Debatte selber nicht auf dieses Terrain tragen, das, wie Sie selber ja auch Festellen, eigentlich "nicht relevant" ist. Aber sie haben natürlich vollkommen recht: Das setzt den Hetzereien des Klaus Stöhlker natürlich noch die Krone der Absurdität auf. Herzlich, DB
Ein grosser Dank an Daniel Binswanger für die gute Übersicht über diese wichtigen Zusammenhänge.
Es ist halt leider so, dass viele Menschen lieber einfache Märchen und Mythen hören – mögen diese noch so abstrus sein, – als sich mit komplexen und nicht immer eindeutigen geschichtlichen Zusammenhängen auseinanderzusetzen.
Und wenn es auch die immer gleichen Ewig-Gestrigen sind, die solche Mythen portieren, und es mühsam ist, sich immer mit denselben Typen auseinanderzusetzen; wir müssen diese Mythen dekonstruieren und immer und immer wieder auf die Abgründe dahinter hinweisen, wenn wir nicht wollen, dass wir alle in diese Abgründe hineingezogen werden.
Im übrigen würde ich schon gerne mehr wissen über die Finanzströme, die da zwischen Wolga und Limmat fliessen und unsere Putin-Propagandisten alimentieren. Diese Flüsse jedenfalls scheinen noch nicht ausgetrocknet zu sein.
Wichtig fände ich auch, die Mythen nicht nur zu dekonstruieren, sondern auch eigene zu konstruieren. Warnschilder am Abgrund anzubringen ist gut, alternative Routen vorschlagen besser.
Ich finde nicht mal unbedingt «einfache Märchen» schlecht, solange immer noch mehr dahinter steckt. So etwas wie «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst» finde ich zum Beispiel eine passable Verkürzung. Logisch muss man dann noch präzisieren, dass man «deinen Nächsten» nicht nur auf die eigene Sippe beziehen soll und so weiter. Aber als identitätsstifendes Werkzeug finde ich Slogans oder Mythen nicht per se schlecht. Historiker Yuval Harari behauptet sogar, geteilte Mythen haben es uns erst überhaupt erlaubt, ganze Zivilisationen aufzubauen.
Manchmal wünsche ich mir, dass kluge Ideen mehr auch mit simplen Bildern vermarktet werden, als nur, wenn überhaupt, in voller Breite an Philosophie-Gesprächsrunden ausgelegt werden. In säkularen Gesellschaften wird immer davon ausgegangen, dass, wenn etwas nur stichhaltig genug präsentiert wird, sich dann alles andere schon von alleine ergibt. Die Bürgerin hat eine Holschuld, man muss nur die Daten zur Verfügung stellen. Alain de Botton hat für mich überzeugend in einem TED-Talk präsentiert, wie wir in dieser Hinsicht viel von den Religionen lernen könnten.
Ich meine, das ginge auch bei den Vermarktungsstrategien der Populisten. Man muss sicher nicht jeden TikTok-Mist mitmachen, aber davon auszugehen, es werde schon alles gut, wenn wir nur genug Aufklärungsarbeit betreiben, halte ich für zu wenig weit gedacht.
Ich bin mit Ihnen sehr einverstanden. Wir alle sind geprägt durch Geschichten, leben von und mit Mythen und Erzählungen, individuell und kollektiv. Jean Gebser hat da ja sehr erhellende Zusammenhänge aufgezeigt. Die Frage ist, welchen Inhalt teilt eine Erzählung mit und in welchem Kontext steht sie. Wenn Mythen rationales Denken und Handeln überspielen, können sie äusserst destruktiv werden. Der Mythos von Grossrussland ist ein sehr aktuelles und sehr erschreckendes Beispiel dafür.
Vielen Dank für die geballte Ladung, die ins Schwarze trifft. Ich frage mich, ob nicht unermüdlich auch darauf hingewiesen werden sollte, dass die realitätsfremd vereinfachende, volksverführerische, grundverlogene Märchenerzählung von der sogenannten «immerwährenden Neutralität» vor allem als potemkinsches Dorf dient, hinter dem heute milliardäre finanzielle Interessen in Russland, vor allem aber in China, vor heutigen und zukünftigen störenden Sanktionen geschützt werden sollen; und zwar um buchstäblich jeden denkbaren Preis – auch dem Preis des Verrats der bestehenden Bundesverfassung.
Unter anderem die Sozialpsychologie (z.B. das Buch von Harald Welzer «Täter: Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden») hat gezeigt, dass das Gewicht des Zugehörigkeitsgefühls zu einer Gruppe, die beliebig gross sein kann, und umgekehrt die Angst ausgegrenzt, randständig zu werden für Unzählige rasch so dominant werden kann, dass buchstäblich jedes beliebige Lügenmärchen, das die Gruppe echt oder angeblich zusammenhält, akzeptiert wird, und mit rationalen Argumenten kaum mehr bekämpft werden kann (primitivstes Beispiel: die maximal simple Lüge der gestohlenen Wahl von Donald Trump). Rechtzeitige, unbeliebte Realitätskonfrontation, wie sie die Republik betreibt, und die gesamte vierte Gewalt, auch wenn unpopulär, sehr viel konsequenter betreiben sollte, kann deshalb nie früh genug einsetzen und muss permanent wiederholt werden bevor es zu spät ist – Hauptverantwortung haben gerade die passiv Abseitsstehenden.
Lieber Herr Moser, vielen Dank für Ihren Kommentar. Es mag eine déformation professionelle sein, aber auch ich gehe davon aus, dass der öffentliche Diskurs eine entscheidende Rolle spielt. Wir versuchen unseren Beitrag zu leisten. Aber es ist sicherlich so, dass die allgemeine Medienkrise den Demagogen in die Hände spielt. Herzlich, DB
Welches Bild hätte es wohl in der Welt abgegeben, wenn die Schweiz - um Putin zu gefallen - auf sämtliche Sanktionen gegen ihn und seine Oligarchen verzichtet hätte? Einem Kriegstreiber gegenüber, der Frauen, Kinder, Männer entführen, vergewaltigen, foltern und ermorden lässt? Ist die Schweiz es nicht auch gegenüber der Welt schuldig, Verantwortung zu zeigen? Ist es nicht ein Hohn, den Sitz des IKRK in der Schweiz zu haben und gleichzeitig so zu tun, als ginge der Krieg gegen die Ukraine die Schweiz nichts an? Die Schweiz hat Eier gezeigt - und DAS darf jeden Schweizer und jede Schweizerin stolz machen!
Die Schweiz hat keine Eier gezeigt, sondern sich blind einer unglaublichen Diskriminierung hingegeben. Wie kann es sein, dass noch immer täglich afghanische Flüchtlinge nach einer unvorstellbaren Flucht in der Schweiz ankommen und behandelt werden wie Flüchtlinge 2. Klasse. Weshalb massen wir uns an, zu urteilen, welches Leid, welcher Krieg schlimmer ist. Wieso meinen Sie zu wissen, dass Vergewaltigungen, Folter, Mord nur von russischer Seite passieren. Und wenn wir schon von Diskriminierung sprechen; weshalb dürfen russiche Sportler an keinem Wettkampf mehr teilnehmen, wo doch der Sport unpolitisch sein soll. Die russischen Sportler können genau so wenig für das Geschehen in der Ukraine wie die Ukrainer selbst. Und die Schweiz unterstützt diesen Wahnsinn noch. Ist zum schämen sowas. Raus halten, basta.
Mir graut es vor der Vorstellung, in einem Land zu leben, welches unter dem Deckmantel einer angeblichen „Neutralität“ auf Verfassungsstufe jegliche Moral und Verantwortung der eigenen Gewinnmaximierung unterordnen würde. Im Fall des illegalen und durch nichts rechtfertigbaren russischen Angriffskriegs würde die neuste Blocher-Initiative die Schweiz m.E. im Minimum zur Gehilfin des russischen Terrorstaats machen. Interessant und perfid ist auch, dass diese Forderung aus der Ecke stammt, welche ansonsten stets vorgibt, sich für die Freiheit, Demokratie und Souveränität der Schweiz einzusetzen. Gerade diese Grundwerte würden durch einen Sieg des russischen Regimes in der Ukraine international erheblich geschwächt.
Richtig. Und nicht zu vergessen: Unterstütz durch die Organisationen der Corona-Massnahmengegner. (kurz zusammengefasst) "Wir sind ja so friedliebend. Natürlich ist es schade, dass Frauen vergewaltigt, Menschen gefoltert und getötet, ein ganzes Land zerstört wird. Aber um die Schuld an diesem Krieges richtig zu beurteilen, muss man halt die Geschichte mit berücksichtigen. Putin bleibt nichts anderes übrig, die Nato, die USA, die EU haben diesen Krieg provoziert...........
Diese Art von rassistisch motivierten Sprüchen, wie sie gegen Sanija Ameti veröffentlicht wurden, sind in der Schweiz leider völlig salonfähig und werden auch nicht gross skandalisiert. Die Mehrheit denkt leider, dass das zur Meinungsvielfalt gehört.
Die Mehrheit reflektiert auch nicht, dass solche Sprüche stereotypisierend sind und Vorurteile aufrechterhalten, die an sich überhaupt nicht stimmen. Aber über benachteilte Bevölkerungsgruppen kann man sich ja herablassend äussern, man hat schliesslich keinen grossen Gegenwind zu befürchten. Das ist ja auch der Punkt, wieso Herr Blocher nichts gegen Waffenlieferungen an Südafrika hatte und auch, wieso Rechtspopulisten bei benachteilten Bevölkerungsgruppen sehr oft Täter/Opfer Umkehr betreiben.
in der Hoffnung auf Polemik, Polarisierung und parteipolitischen Terraingewinn im Dauerloop bewirtschaftet
Wahrscheinlich würde Köppel dasselbe über diese Kolumne schreiben. Dass ein Rechtskonservativer wie Mörgeli sich grausam darüber aufregt, dass eine Schweizerin in erster Generation z.B. gleich der EU beitreten möchte, ist doch nachvollziehbar. Das hat nichts mit Rassismus zu tun, sorry. Das ist genau gleich, wie wenn wir uns darüber aufregen, dass Priti Patel strengere Imigrationsregeln eingeführt hat.
Dennoch stimmt der Kern der Kolumne schon. Der Zeitpunkt der Blocher-Initiative ist denkbar schlecht gewählt und deutet auf unmoralische Hintergründe.
Meines Erachtens zeigt die aktuelle Situation vor allem, dass die Neutralität der Schweiz ein historischer Blinddarm geworden ist. Wir haben gar keine andere Wahl mehr, als uns mit den europäischen Demokratien zu verbünden, statt blind weiterhin mit jedem Geschäftli machen.
Was ist denn für Sie „eine Schweizerin in erster Generation“? Noch keine vollständige Schweizerin? Und darum die Erwartungshaltung, dass sie erstmal Ruhe geben soll? Oder wann ist man vollständige:r Schweizer:in?
Natürlich darf Herr Mörgeli gegen Sanija Ameti schreiben und eine komplett andere Meinung vertreten. Die Art und Tonalität(zum Beitrag), in der er dies tat, war aber sehr wohl rassistisch. Dies darf, nein, soll man als solches benennen.
Edit: Link eingefügt
Was ist denn genau rassistisch an dem Beitrag? Wenn ein Artikel der Republik auf Missstände im Ausland hinweist, ist das auch Rassismus?
An Mörgelis Beitrag finde ich sehr unschmackhaft, dass er Frau Ameti unterstellt, eine schlechte Schweizerin zu sein, weil sie die falschen politischen Ansichten hat. Genau dies passiert hier aber auch etwas zu oft.
Herzlichen Dank für die klaren Worte, die uns wieder einmal in Erinnerung rufen, was Sache ist! Leider gibt es keine „Streetparade“ dafür, darum lasst uns immer wieder laut und deutlich werden, auf Plattformen wie der REPUBLIK, in Diskussionsrunden und wo auch immer.
Wunderbar auf den Punkt gebracht nur, liest die breite Öffentlichkeit die “Republik“? Es braucht keine streetparade , nur ein Portal, das von vielen Menschen beachtet wird, so wie etwa der „Blick „halt, oder noch besser schon das Magazin des,Tages-Anzeigers…..
Ich weiss nicht, ob diese Medien Daniel Binswangers Kommentar so gebracht hätten. Dagegen werden aber von den Medien mit grosser Verbreitung die Scheinanliegen der SVP bereitwillig übernommen und mit grossen Diskussionen erst wichtig gemacht. Das ist eben einfacher als selber Themen zu finden und zu recherchieren, und es wird nicht riskiert, bei wirtschaftlich mächtigen Kreisen in Ungnade zu fallen.
Ich finde die Debatte zur Neutralität spannend, überfällig und... alles andere als eine Scheindebatte. Aber vielleicht wäre es konstruktiver als Opponentenbashing, wenn wir uns konkret fragen, welche Art Neutralität wir wollen. Weil, da gibt es schon Vorarbeit: die militärische Neutralität oder die absolute Neutralität, und bei der militärischen Neutralität gibt es noch Varianten: für jeden Konflikt, nur für vorgegebene Konflikte, oder fallweise. Das Den Haager Neutralitätstecht gibt uns dabei freie Hand, es regelt nur, wie sich ein Staat zu verhalten hat, wenn er in einem Konflikt als Neutraler behandelt werden will.
Allerdings hat unsere Regierung wohl schon einen (Vor-) Entscheid gefällt: mit den Sanktionen hat sie sich für die rein militärische Neutralität entschieden. Und mit den Entscheiden zur Lieferung von Kriegsmaterial diese noch geritzt.
Das ist kein kein Bashing des politischen Gegners, sondern Orientierungshilfe.
Die Neutralität verstehe ich als ein Instrument. Wie ein Kompass, und der richtet sich nach dem Pol unserer moralischen/gesellschaftlichen Werte aus.
Wenn politische Akteure diesen Wertepol verschieben, ist es gut, deren wirtschaftliche Motivation und deren Werte an ihrem langjährigen Handeln zu kennen.
Unsere Werte können sich unmöglich zum Wertepol der russischen oder der südafrikanischen Apartheid-Diktatur bewegen - oder?
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Sie haben recht, Herr Weiss. Unsere Werte können sich nicht dorthin verschieben. Wir können nicht mal neutral dazu sein, wir lehnen diese ab
Aber Ihr Statement ist ein klares Statement gegen die Neutralität - die Neutralität der Gesinnung. Unbestritten, steht aber bei der Neutralitätsdebatte nicht zur Diskussion
Militärische - und auch politische - Neutralität bedeutet etwas anderes. Etwa so: was wir über Euch denken, spielt keine Rolle. Aber wir mischen uns nicht ein.
Gemäss dem Like-Unlike-Verhältnis zu schliessen, votieren die Republik-Leser für eine völlige Aufgabe der Neutralität. Auch keine militärische, und auch keine fallweise. Oder sehe ich falsch?
Vielleicht bezieht sich der Widerspruch auch auf ihre Aussage, es sei keine Scheindebatte.
Die Aussenpolitik der Schweiz auf das Neutralitätsprinzip zu reduzieren scheint mir arg irreführend. Eigentlich geht es Blocher, dem Industriellen, um ein Verbot von Wirtschaftssanktionen, unter denen ja auch die Niederlassungen der EMS-Chemie in Russland leiden, sprechen tut er aber nur über Neutralität. Es ist die gleiche Argumentationslinie wie in den 80er Jahren, als Blocher das Neutralitätsprinzip instrumentalisierte, um die Umsetzung des UN-Waffenembargos gegen Südafrika zu torpedieren, worauf die Ems-Patvag Munitionszünder nach Südafrika lieferte und eine Lizenzproduktion aufgebaute.
Blocher redet über "Neutralität", aber eigentlich geht es ihm um die Möglichkeit, in Staaten, die humanitäres Völkerrecht mit Füssen treten Geschäfte machen zu dürfen.
Verstehen sie mich recht, ich habe nichts dagegen dass Herr Blocher seine wirtschaftlichen Interessen in den politischen Prozess einbringt. Aber ich finde es unredlich, dazu ein Prinzip der Schweizer Sicherheitspolitik zu instrumentalisieren - erst recht, wenn dadurch andere Prinzipien der Schweizer Sicherheitspolitik wie die Stärkung des internationalen Völkerrechts oder des humanitären Völkerrechts zum Feigenblatt verkommen.
Als Kleinstaat kann die Schweiz ihre Sicherheit nicht mit ihrer eigenen Armee durchsetzen. Sie könnte einem Verteidigungsbündnis beitreten, müsste dann aber auch ihren Allierten militärisch beistehen, wenn diese angegriffen werden, und könnte so in einen Weltkrieg hineingezogen werden. Oder sie könnte sich darauf verlassen, dass internationales Recht wenigstens in Europa selbstverständlich befolgt wird. Dies wäre der Königsweg, doch der russische Überfall auf die Ukraine hat diese Sicherheit erschüttert. Wenn Russland damit durchkommt könnte Europa wieder zu einem Grossmächtekonzert zurückkehren. Das kann nicht im Sinne eines Kleinstaats wie der Schweiz sein.
Wenn die Schweiz eklatante Verletzungen des Völkerrechts sanktioniert verteidigt sie damit ihre eigenen Sicherheitsinteressen. Und wenn sie dies tut, indem sie Sanktionen der EU übernimmt, macht sie auch gute Wirtschaftspolitik, denn ein Abseitsstehen hätte die Beziehungen zur EU in einer Weise belastet, die wohl grössere wirtschaftliche Konsequenzen für die Schweiz gehabt hätte - die EU ist schliesslich ein viel wichtigerer Handelspartner für die Schweiz als Russland.
Ich finde die Politik des Bundesrat also absolut richtig und sehe keinen Anlass, ihn durch eine neue Verfassungbestimmung seiner sicherheitspolitischen Handlungsfähigkeit zu berauben.
Holländer schreibt in ihrem Beitrag, dass wir "tiefere Beweggründe, nicht nur verdeckt politische, nicht nur verdeckt pekuniäre Interessen, geschickt mitzureflektieren" sollten. Das finde ich einen guten Ansatz, um zu einem besseren Verständnis über die tages- und wochenpolitischen Schlagzeilen hinaus zu gelangen. Wie Didier Eribon in seiner augenöffnenden Milieustudie "Retour à Reims" beschrieb, wanderten die dort beschriebenen Arbeiter- und Kleinbürgermilieus seiner Herkunft in nur einer Generation schnurstracks von der Wahl der kommunistischen Partei zur Wahl des Front National. Der Front National verstand es, die Frustrationen dieser Klassen umzuformulieren und in einen fremdenfeindlichen Diskurs zu giessen. Ganz ähnlich wird es der SVP, einer Art Front National mit Swiss Finish, wohl darum gehen, mit der Neutralitätsinitiative die Frustrationen dieser Milieus abzuholen und in einen pseudopatriotischen Nationalstolz umzulenken. Die bei Tageslicht nüchtern zu betrachtende Fantasie, dass wir anders (nämlich neutral) und (selbstverständlich und instinktiv voll nachvollziehbar) besser (denn unsere Wirtschaft profitiert vom Handel mit allen und wir können einen Wettbewerbsvorteil daraus erzielen) als alle andern sind, erhält eine politische Stimme, mit der diese Milieus gebunden, geschwächt und absorbiert werden können. Es geht immer nur darum, diese Milieus zu bewirtschaften, weil sie sonst allenfalls ja auf die Idee kommen könnten, dass etwas ganz anderes auf der Welt im Argen liegen könnte, zum Beispiel die materielle Ungleichheit, die weltweit zu beobachtenden oligarchischen Tendenzen.
Absolut richtig Frau C.! Es lässt mich immer wieder ratlos zurück, weil die "Frustrierten" nicht merken, von wem sie tatsächlich immer wieder beschissen werden. Bei uns werden sie weiterhin den Edelweisshemdträgern und Kuhglockenschüttlern hinterherdackeln.
Die Analyse ist richtig, wenn auch nicht neu. Eine Antwort darauf haben wir aber noch nicht gefunden – oder nicht umgesetzt. Es ginge wohl darum, das „sozial“ in unserer angeblich sozialen Marktwirtschaft wieder stärker zu fördern. Nur kostet das halt. Deshalb wird das in der Schweiz kaum mehr umgesetzt werden. Industrie und Oligarchen entscheiden sich im Ernstfall immer für das Geld. Wenn dafür Rechtspopulisten an die Macht müssen, die „das Volch“ „abholen“ und still halten – sei es drum. Wenn dafür irgendwann die Demokratie dran glauben muss – auch nicht so tragisch.
immer wieder das Gleiche
Blocher, Stöhlker und wie heisst der andere Mann? -, ja, Köppel.... Offensichtlich herrscht hier eine Hassliebe zwischen der *Republik und diesen Bürgern. Wieviel Einwohner hat die CH? Gibt es wirklich keine anderen namhaften Personen, die da was zusagen hätten?
Ja ich weiss, die gestarterte Initiative, die gehört doch, wie bemerkt ,zur rechts aussen Strategie der Spaltung, wenn ncht Lähmung.und wir helfen ganz brav mit.
Das ärgert mich!
Liebe Frau K.
Ich kann die Basis Ihres Ärgers verstehen.
Aber wir müssen die Dinge beim Namen nennen. Wir sollten nicht einfach wegschauen, sondern das ewig Gestrige anprangern.
Ewig Gestriges Anprangern wird selbst ewig gestrig. Ich plädiere dafür alle Kräfte zu mobilisieren um Vorstellungen publik zu machen wie wir Heute und Morgen gestalten. Mit dem Benennen von ewig Gestrigem passiert noch gar nichts, ausser die Verbreitung und dem sich aufgeregten Abgrenzen vom ewig Gestrigen
jeannette >nicht ärgern >kämpfen. ich sehe keine «hassliebe», sondern viel information für unser argumentarium im täglichen kampf für die demokratie.
Es überrascht mich immer wieder, dass sich kluge Menschen wie D. Binswanger mit den politischen Aussagen und Handlungen von C. Blocher unter dem politischen Blickwinkel beschäftigen. Dies bedeutet, zu akzeptieren, dass C. Blocher einen echten politischen Standpunkt hat. Nach meiner Einschätzung hat er dies nicht. C. Blocher geht es bei all seinen politischen Handlungen nie im Politik. Ihm geht es ausschliesslich um die Vermehrung seines Vermögens. Sein gesamtes politisches Engagement ist nichts anderes als eine Investition zur Steigerung seines Reichtums. Ich würde es spannend finden, jede seiner politischen Handlungen unter diesem Blickwinkel zu beleuchten. Wie profitiert C. Blocher von einer Schweiz, die sich auf Seiten Russlands stellt. Welches seiner Geschäfte profitiert davon und wie hoch ist der Betrag. Auch das Abstimmungsverhalten seiner SVP sollte man regelmässig unter diese Prämisse betrachten. Natürlich haben seine Engagments auch politische Auswirkungen in unserem Land und diese sollten man auch ansehen, aber C. Blocher selbst sind die unwichtig, für ihn relevant ist nur sein finanzieller Profit.
Das sehe ich ein bisschen anders, wenn auch mit fast gleicher Wirkung. Das Sendungsbewusstsein und die Überzeugung alles zu wissen und gut und richtig gemacht zu haben sind bei CB tief verwurzelt. Wenn man in all den Bereichen (Wirtschaft und Politik) den Erfolg ausweisen kann verliert man die Selbstreflexion und Kritikfähigkeit. Man ist dann einfach gut, der Beste. Die Vergangenheit gibt einem Recht. Der Reichtum kam eben, weil man alles so gut gemacht hat, selbstverständlich immer zum Wohle aller. Respektive, man hat dann auch die Deutungshoheit wer "alle Partizipierenden" sein sollen (Migration) und gerade da setzt man sich für "alle" anderen ein (denen die Migranten etwas wegnehmen)
Die Abgeklärtheit und Berechnung, die sie CB attestieren hat er nicht, dafür ist er selbst zu religiös.
Herzlichen Dank Herr Binswangers für diesen Artikel. Sie haben den Nagel wieder einmal voll auf den Kopf getroffen. Es ist so wichtig, dass solche Facts deutlich und verständlich an die Öffentlichkeit gebracht werden. Immer wieder und überall, wie ein Booster gegen den nationalkonservativen Populismus-Virus.
Der neuste Beitrag aus Moskau macht die Neutralitätsdebatte noch spannender. Die Russen lehnen den Vorschlag der Ukraine, ihre Interessen in Moskau zu vertreten, ab. Die Schweiz hat als Vermittlerin offenbar ausgedient. Weil dafür Neutralität die Voraussetzung wäre. Stellt sich die Frage, wann die Schweizer Flagge über der russischen Vertretung in Tiflis eingeholt wird Lawrow sondiert sicher bereits. Nimmt mich wunder, wer da als Nachfolger infrage kommt. Die Türkei? China?
Edit: sinnentstellenden Fehler korrigiert: es handelt sich natürlich um Tiflis. Dort vertritt die Schweiz die russischen Interessen.
Also vom Regime im Kreml nicht als verlässlicher Partner wahrgenommen zu werden, erachte ich als wertvollen Umstand.
Es wird die, bis heute, im In- und Ausland geführten Debatten, ob die Schweiz sich am Unglück der Juden und schwarzen Südafrikanern schamlos bereichert hat, in Zukunft betreffend der Ukrainer etwas abmildern.
Was könnte die Schweiz besser machen, als die Türkei oder Ungarn?
Russland ist nicht bereit zu Verhandlungen, der Kreml will die bedingungslose Kapitulation der ukrainischen Armee und das Ersetzen der Regierung Selenskji durch eine russlandhörige Marionettendiktatur wie in Syrien, Belarus oder Tschetschenien.
Sollen wir wirklich dafür Hand bieten?
Nordkorea wäre noch eine Option.
Erdogan ist im Sinne Putins garantiert "neutraler", einfach nur lächerlich und dumm diese dahinter steckende Haltung.
Wenn Reaktionäre von Neutralität schwafeln, läuft das in meiner Wahrnehmung meistens nur auf Gleichgültigkeit hinaus. Geschickt wird unter dem Deckmäntelchen der «guten Dienste» die Indifferenz zur Tugend stilisiert. Was übrig bleiben soll, ist vor allem freies Feld für gute Geschäfte.
Auf der politischen Seite erschöpft sich die Kreativität solcher Gestalten meistens im Denunzieren eines angeblichen «Moraladels», wie Roger de Weck Sie in seinem Buch «Die Kraft der Demokratie» darlegt. Die lachhaften Angriffe auf Cassis und Ameti folgen diesem bewährten Muster reaktionärer Politik: Moralisch agierende Akteure werden als «Moralapostel» geschmäht, um eine Totalherrschaft einer Moral ohne Politik zu suggerieren. Die Endlosschleife der immergleichen Vorwürfe dieser Hassdealer setzt auf den Gewöhnungseffekt - die roten Linien werden in kleinen Schrittchen verschoben. Gleichzeitig wird die Überlegenheit der eigenen «Realpolitik» herausgestrichen, die sich nicht mit lästigen moralischen Fragen aufhält, sondern rasch konkrete Ergebnisse liefert.
Mir ist folgendes Fazit aus dem Buch besonders beblieben:
«Reaktionäre Kritik an der Doppelmoral der Elite dient nicht dem Zweck, ehrbare Moral zu festigen, sondern sie zu beseitigen. Und in besonders unmoralischen Zeiten ist Moralismus-Kritik ganz besonders angesagt.»
Auch wenn es mich manchmal nervt, dass man diesen Demagogen eine Bühne bietet, bin ich doch froh um die deutlichen Gegendarstellungen in der Republik und anderswo.
Danke für diese präzise Ergänzung! Das Wort "Hassdealer" werde ich zu meinem aktiven Wortschatz hinzufügen, es trifft den Nagel auf den Kopf.
Das hat mir auch gefallen. De Weck hat das wunderbar formuliert:
[A]uch die Gleichgültigkeit ist ein K. des Hasses. Der gesunde Schutzinstinkt gegen diese allenthalben erhältliche Droge schwindet - Hass-Dealer setzen bewusst auf diesen Gewöhnungseffekt.
Das Buch ist voll solcher kunstvoll geschmiedeter Sätze. Unbedingt reinschauen, wenn Sie Ihren Wortschatz in diese Richtung erweitern wollen.
Die Aufzählung von Binswanger zu den Verstrickungen des C.B. braucht es, denn das Volksgedächtnis ist kurz und viele sind mit Mythen über die Schweiz im Schulunterricht und in den Medien aufgewachsen. Es ist noch nicht so lange her, dass Geschichte in bezug auf die Schweiz tatsächlich wissenschaftlich erforscht und nicht einfach nur erzählt wird.
Am 2.August erschien im Tagi e-paper der Artikel "Neutralität als Geschäftsmodell" von Alexandra Bröhm. Es ging um die Erkenntnisse von Nathalie Büsser und Jasmina Cornut zur Entstehung der Neutralität. Für mich der Knaller in der anstehenden Neutralitätsdebatte und den Kampf um die Deutungshoheit. Was ist besser, eine rührende Geschichte, die dem Selbstbild des einzelnen Schweizers schmeichelt, die Helvetia als wahrhaft mütterliche, sorgende Gestalt in der Staatengemeinschaft darstellt - oder die durch Forschung zu Tage geförderte Wahrheit, die weh tut. Ich habe schon im Dialog zur Lex Matter darüber geschrieben. Der Kommentar eines Lesers: "Sind wir Schweizer wirklich so böse?"
Der Link unten führt zu einem Artikel der selben Autorin zum Thema, der am 1.8.22 im Tagi erschien
Was haben Neutralität (CH), Dolchstosslegende (D) und Wahlbetrug (USA) gemeinsam? Sie sind ein Mythos. Allerdings lassen sich alle drei wunderbar und spielerisch leicht vermarkten - dank fehlender Substanz. Und für alle drei Mythen gibt es immer noch genug einfache Geister, die froh sind, wenn jemand für sie denkt und redet.
Noch einmal zur Erinnerung: Die Akzeptanz eines eindeutigen Bruches mit dem Völkerrechtlich hat nichts mit Neutralität zu tun. Das wäre Ignoranz. Diesen Unterschied sollten auch die Putin-Versteher nachvollziehen können. Selbst wenn der wahre Hintergrund der Verlust eines wirtschaftlichen Raumes und eine Schmälerung des Gewinns ist.
Bei den Blochers ist übrigens davon auszugehen. Nationalistische Parolen dienten der Familie bereits in der Vergangenheit eher der Vermehrung des Vermögens, als nationalen Interessen. Deren Fans werden davon allerdings nichts hören wollen.
Guru befiehl, wir folgen dir!
Bei Blocher kann man weitergehen, alles aber auch alles was er politisch tut, dient ausschließlich der Vermehrung des Vermögens. Alles andere interessiert Blocher nicht. Wenn Blocher mit erneuerbarer Energie mehr Geld verdient als mit Öl/Gas und Co., würde er sofort die Erderhitzung als Realität anerkennen. Der Mann ist ein 100% Opportunist.
Dass cb alles, wirklich alles für die Vermehrung seines Reichtums tut ist eine These, die vielleicht zu 90% stimmt, die restlichen 10% werden m.E. von seinem krankhaften Nationalstolz bespielt.
Ich lese (u.a.):
"Desto perverser ist es, dass nun ausgerechnet die Putin-Versteher sich um das Banner der Neutralität zu scharen vorgeben.
Soll das die Wertebasis sein, auf der die Schweizer Gesellschaft sich findet? "
Wer für die Neutralität ist, vielleicht nicht 100% in Blochers heutigem Sinne, der wird als Putin-Versteher gebrandmarkt. Und dem wird dann die Wertebasis der Schweizer Gesellschaft abgesprochen. Was für ein Stil!
Es wird der Zusammenhalt im Land kaputt gemacht, wenn Leute mit einer anderen Meinung gebrandmarkt und ihnen die Schweizer Wertebasis auf den Kopf gehauen wird. Wo so gehobelt wird, fallen Späne, egal, dass die Leute den russischen Überfall verurteilen, egal, dass sie für sinnvolle Sanktionen und Waffenlieferungen sind. Aber sie singen in der falschen Tonart, darum: "Pischän Putin-Versteher ohni Schwizer Wertepasis!"
So spaltet man. Aber weil man zu den Guten gehört, darf man das. Vor 50 Jahren hiess es für Leute mit linker Meinung, sie seien keine rechten Schweizer. Jetzt liest man das ausgerechnet in der Republik.
@Anonym6: nein, übrerhaupt nicht so! Es steht in dem Artikel weder wörtlich noch sinngemäss, dass «wer für die Neutralität ist» ein Putin-Versteher sei. Die Blickrichtung ist umgekehrt: Wenn sich Leute, die für Putins Vorgehen Verständnis signalisieren, als Begründung dafür die Neutralität beanspruchten, sei dies umso perverser.
Umso perverser, je mehr was? … bitte die Kolumne nochmals aufmerksam lesen.
Da schliesse ich mich gerne an. Nochmals lesen
Ich antworte mir als Antwort an die mir Antwortenden:
Binswanger hält den Leuten, denen er unterstellt, Putin-Versteher zu sein vor, sie würden sich um das Banner der Neutralität scharen. Stimmt nicht, schlimmer: sie würden das nur vorgeben. Woher weiss Herr Binswanger, dass es diesen Leuten gar nicht um die Neutralität geht? Kein Wort dazu, weil es sowieso klar ist.
Gehen wir mal die logischen Mengen durch, die es geben kann.
-- Da sind die Putin Versteher, welche die Neutralität ernstnehmen. Herr Binswanger sagt nichts dazu.
-- Dann gibt es die Putin-Nicht-Versteher, welche sich für die Neutralität einsetzen. Auch sie sind für Herrn Binswanger irrelevant.
-- Schliesslich sind noch Putin-Nicht-Versteher denkbar, welche ihr Eintreten für die Neutralität der Schweiz nur vorspiegeln. Auch zu ihnen äussert er sich nicht.
Klar, denn es geht nicht um eine Analyse von Bevölkerungsgruppen, sondern darum, den Putin-Verstehern, die sowieso nur vorspiegeln, sich für die Neutralität der Schweiz einzusetzen, vorzuwerfen, dass sie nicht auf der Wertebasis der Schweiz stehen würden.
Wer da etwas anderes hineinliest, hat den Aufsatz nicht richtig gelesen.
Lieber Anonym 6, das sind nun wirklich extrem billige Taschenspieler-Tricks. Es gibt Fakten, sophistische Inversionen werden daran nichts ändern. Mich würde eigentlich nur eines interessieren. Wer verbirgt sich hinter diesen so beflissenen Bemühungen, alles in sein Gegenteil zu verkehren? Herzlich, DB
Brücken bauen war das Thema meiner Rede am Bundesfeiertag in meinem Wohnort. Ausgehend vom Projekt eines Fussgängerstegs über den viertlängsten Fluss der Schweiz, der zwei Dörfer verbinden, ein Naherholungsgebiet aufwerten würde, wurde der Bogen zu symbolischen Brücken geschlagen:
Brücken über die Sprachgrenzen, Brücken über die Landesgrenzen. Brücken zu anderen Kulturen.
Letztlich wollen Blocher, Mörgeli und weitere Populisten des rechten Spektrums die symbolischen Brücken sprengen.
Neutralität beinhaltet, dass wir Brücken schlagen.
Lieber Herr F., vielen Dank für Ihren Kommentar. In der Tat, Spitteler bringt es auf einmalige Weise auf den Begriff: Die Neutralität bedeutet nicht nur Bescheidenheit und Distanz nach aussen, sondern auch Dialog nach innen. Dass neuerdings nur die Neutralität mit ausgrenzender Rhetorik verteidigt wird, sagt alles über die eigentlichen Absichten der Initiatoren. Herzlich, DB
Wenn die Blochers die hehre Schweiz auf ihren Schild heben und sie zur "absoluten" Neutralität verpflichten wollen, geschieht das auch mit dem Blick aufs Geschäft. Denn wenn es bereits die angesprochenen Verbindungen zu Russland gibt, so sind sie betreffend China noch viel grösser. Es ist mehr als auffallend, wie handzahm bis offen China-freundlich sich die SVP und besonders die Weltwoche verhält, und es ist mehr als klar, dass China auf alles, was im aktuellen Konflikt zwischen Russland und dem Westen geschieht, mit eigenen Interessen sehr genau hinschaut, wer sich wie verhält. Die Positionen der SVP werden nicht zum Schaden der Firmen der Blochers im Asiengeschäft sein.
Vielen Dank für diesen Beitrag. Vielleicht wäre noch zu erwähnen, dass die Schweiz nicht nur Kriegsmaterial nach Südafrika geliefert hat, sondern im Gegenzug auch gebrauchte Centurion Panzer aus Südafrika importiert hat. Dies war zur Zeit der Mechanisierung der Schweizer Armee. Böse Zungen behaupteten damals, die Raupen hätten noch von Überresten niedergewalzter Opfer gereinigt werden müssen.
Bei der Diskussion um Werte wird leider immer ausser Acht gelassen, dass jeder Wert mir einem Ziel verknüpft ist. Handlungen die zu diesem Ziel hinführen werden als gut oder richtig bezeichnet, Handlungen die davon wegführend als böse oder falsch. Es wäre an der Zeit, eine grundlegende Diskussion über unsere hochgelobten Werte zu führen, bei der die dahinter verborgenen Ziele schonungslos offengelegt werden. Viele davon dienen leider nur der Machterhaltung von wenigen.
Ich habe das ungute Gefühl, dass viele auf die Neutralitätsdiskussion einsteigen werden wie Hunde, die sich auf den in die Runde geworfenen Knochen stürzen. Einem CB nehme ich schlicht nicht ab, dass es ihm um Werte geht, die auch zu meinen Gunsten wären.
Neutralität wäre bildlich gesprochen Rückzug in den Wald und von Almosen anderer leben wie ein indischer Sadhu. Das ist wohl kaum der grosse Traum dieser Partei. vermute, es wäre eher etwas in Richtung Profit, wie z.B. Anonym 2 mutmasst. Das müsste in den Medien markant deutlicher offengelegt werden.
Danke für den sinnigen Beitrag.
Ich hadere seit ich ihn vor langer, langer Zeit hörte mit dem Begriff „Neutralität“. Biologisch betrachtet existiert er gar nicht.
Neutralität beschreibt letztlich ein menschliches Verhalten, nicht mehr und nicht weniger. Ein Verhalten ist per se personifiziert oder ein Verhalten einer Gemeinschaft in einer Situation x.
Wenn die Gemeinschaft - egal wo und welche sich entscheidet, nicht Partei zu ergreifen und trotzdem entscheidet zu überleben, ist das nicht Neutralität, sondern Partei, eben für diese Gemeinschaft.
Wir sollten aufhören über einen Begriff zu debattieren, welcher nicht funktioniert, nie funktionierte und nie funktionieren wird. Was wir aber können ist, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir mit Positionen in Situationen umgehen lernen. Immer von Neuem.
Und ja, der gute alte Hr. Blocher ist Meister in der Auslegung von Dingen, welche mit Realitäten wenig zu tun haben. Aber nicht nur er, das betrifft uns alle auch.
Ich hoffe, dass meine Mitbürgerinnen und auch die Politiker, sich nicht so einfach auf die SVP-Polemik einlassen. Das wir alle überlegt und hinterfragend dieses wichtige Thema diskutieren können. Wenn ich die Kommentare um den eindrücklichen Artikel von Hr.Binswanger lese, bekomme ich wieder etwas Mut, dass sich die Situation in der Schweiz tatsächlich zum Guten wendet, und nicht die profitorientierten sogenannten "standfesten Eidgenossen" das grosse Sagen haben. Ich hoffe auf viele vernünftige Politiker.
Liebe Frau B., ich teile Ihren Optimismus. Russland ist ein Problem für die Rechtspopulismus, weil es im rechten Lage auch eine starke atlantistische Fraktion gibt. Und weil man der Schweizer Bevölkerung dann doch nicht jeden Unsinn aufbinden kann. Herzlich, DB
Neutralität - falls es sie denn gibt - ist sicherlich eine gute Sache, doch je länger je mehr habe ich den Eindruck, dass sie insgeheim eher als Schutzschild und als Argument gegen eine grundsätzliche Positionierung herangezogen wird. (Wenn z.B. ernsthaft zunächst abgelehnt wird, Kriegsverwundete aufzunehmen, kratzt das doch wohl am Bild der grundsätzlich humanitären Tradition.) Da frage ich mich dann, ob Neutralität ohne eine grundsätzliche Positionierung überhaupt möglich ist.
Edit: Ergänzungen.
Liebe Frau Burgener, aus meiner Sicht bringen Sie das Grundproblem sehr luzide auf den Begriff. Und nein, ohne grundsätzliche Positionierung ist Neutralität nicht möglich. Nur wer keinen Zweifel lässt, wofür er steht, kann zum weltgeschehen in einer gewissen, nicht anrüchigen Distanz stehen. Herzlich, DB
Beim Lesen des durchaus brillant geschriebenen Kommentars von Daniel Binswanger schlagen ach... zwei Herzen in meiner Brust:
Zum einen ist es richtig und wichtig, die Glaubwürdigkeit von politischen Exponenten zur Neutralitätsdebatte zu überprüfen und zu hinterfragen. Dadurch erschliessen sich auch mögliche Absichten und Wertvortellungen von Protagonisten und man kann die Wahrhaftigkeit besser beurteilen.
Andrerseits finde ich es auch wichtig, sich möglichst unvoreingenommen mit der heiklen Frage der (jeweils?) richtigen Form von Neutralität zu befassen. Hier gibt es ja auch ernstzunehmende Stimmen, welche den Nutzen von Sanktionen und militärischer Hilfe in ihrem Effekt in Frage stellen oder aber den Neutralitätsstatus der Schweiz gegenüber Russland bewahren wollen, um den Vermittlerstatus aufrechterhalten zu können.
Kommt dazu, dass der Bundesrat angesichts des Drucks von EU und USA wohl kaum eine ganz neutrale Haltung hätte halten können, ohne sich den Sanktionen etc. anzuschliessen, selbst wenn er dies gewollt hätte. Neutralität ist so gesehen auch eine Macht- und nicht nur eine Wertefrage.
So gesehen bewegt sich "Neutralität" zwischen den Polen
konsequente Werteneutralität
Was nützt wirklich? bzw. was ist im Kontext machbar?
Einstehen für die eigenen Werte von Rechtsstaat, Völkerrecht, Menschenrechte etc.
Die Entscheidung, was jeweils die passende Form darstellt, ist nicht trivial und darum braucht es die offene Auseinandersetzung dafür. Die Republik ist dafür ein gutes Forum, weil es hier eine vertiefte Kommentierung gibt.
In der Tat eine Diskussion, die - immer wieder - nötig ist: Was bedeutet und wie gestalten wir "Neutralität". Im reinsten Wortsinn gibt es sie ja nicht, wie so vieles, das "rein" sein soll, von ganz anderer Natur ist. In diesem Zwischenraum, zwischen Idee und Mythos und der stets multiperspektivischen Realität der schnöden Lebenswelt, spielt sich ja die Auseinandersetzung um die Lebensgestaltung auf jeder Ebene ab. Bedauerlich ist aus meiner Sicht, dass immer wieder zu beobachten ist, dass wichtige, grundsätzliche Diskussionen zu spät von Akteuren mit konstruktiven Absichten stark genug lanciert werden, zu oft hinkt die Reaktion dann hinten nach, frau überlässt die Bühne einfach denen, die sie für eigene Zwecke zu missbrauchen gewohnt sind.
Und noch ein zweiter Punkt. Unten wurde im Zusammenhang mit seinem Diskreditierungsversuch von I. Cassis bereits (von Christine Valentin) auf den Geburtsort von K. Stöhlker hingewiesen: Ich wundere mich immer wieder, wie es kommt, dass nach weit über einem Jahrhundert so oft nicht einmal die grundlegendsten Grundbegriffe der Psychologie (jetzt mal abgesehen von massentauglich verrenkten wie "toxisch" oder "Psychpath" oder dem immer mehr verwaschenen "Trauma") in unserem Alltag Fuss gefasst haben. Ja, es handelt sich um komplexe Prozesse. Aber historische Prozesse oder politische Prozesse sind auch komplex. Geheimnisvolle "schwarze Löcher" gibt es in der Psychologie noch und nöcher - sie scheinen in ihrer Komplexheit weniger der Reflexion angeboten zu werden als ziemlich massentauglich aufgemachte Berichte etwa zur Urknallforschung etc. Liegt die Psychologie noch immer in der Scham- und Schmuddelecke? Oder wie kommt es, dass ihre Einsichten und Forschungsergebnisse nicht stärker und hilfreicher ein Teil der Betrachtung, des Verständnisprozesses geworden sind? Die gute alte Projektion etwa. Wie im Fall von Stöhlker. Oder die "Bedrohung" Russlands. Wir wissen ja: "Seit 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen!"
Wie würde es unser Verständnis der Welt, wie würden sich die Varianten sinnvoller Reaktionen wohl allmählich verändern, wenn wir über die - von der jeweiligen kontrollierenden "Macht" ja gewollten - so häufigen Berücksichtigung der Oberflächen hinaus besser gewohnt wären, tiefere Beweggründe, nicht nur verdeckt politische, nicht nur verdeckt pekuniäre Interessen, geschickt mitzureflektieren? Wie viel an Schlagabtausch und an - wiederum von der jeweiligen "Macht" gewollten - Konfrontation mitunter ohne Rücksicht auf Verluste könnte wohl abgefedert werden?
Ich denke nicht, dass Klaus J. Stöhlker seine Aussage aus psychologischen Gründen gemacht hat (Projektion), sondern weil er als PR-Stratege gewieft genug ist, die in Teilen der Bevölkerung vorhandenen Ressentiments sehr bewusst einzusetzen, um seine Ziele zu erreichen. Ethik interessiert ihn nicht so. Er wurde deshalb früher auch aus dem Schweizerischen PR-Verband ausgeschlossen. Siehe dazu auch:
https://www.handelszeitung.ch/panor…r-pr-profi
Das eine schliesst das andere vielleicht ja gar nicht aus. Projektionen geschehen unbewusst, zur eigenen versuchten Entlastung, und sie können die Projektionen der Ja-Sager unter Umständen auch mitlenken. Vielleicht ist gerade die Berücksichtigung der Vielschichtigkeit der Phänomene ein Thema, das interessieren könnte. Verschiedene Ebenen können einander mitunter auch widersprechen, so ist die Realität oft, und es scheint dann schwierig zu werden. (Ist es auch.) Bloss ist es doch gerade der Versuch, Dinge auf eine Ebene, eine "Bedeutung" zu reduzieren, was die scheinbar leichte Handhabbarkeit suggerieren soll, die Kontrolle über die Sache. Dass der Schuss oft hinten hinausgeht, gehört auch in dieses Kapitel. (Es haben noch andere Elemente mitgespielt, die geflissentlich übersehen wurden.) Es spielt nicht nur das mit, was jemanden "interessiert". All die anderen Ebenen sind Teil der Manipulationen. Sicher, die Politik versucht ja oft gerade, möglichst eindimensional zu schildern, um im PR-Geist einfache "Argumente" zu bekommen, aber Gegensteuer ist auch da gerade ein Element der Besprechung einer Angelegenheit. Dass etwa - wie Heinz Gadient in die Diskussion einbringt - "die 'Frustrierten' nicht merken, von wem sie tatsächlich immer wieder beschissen werden" hat möglicherweise nicht mit ihrer zur Verzweiflung treibenden "Dummheit" zu tun, sondern mit weniger bewussten, andersartigen Bedürfnissen, an denen sie "gepackt" werden. Sonst müssten wir dieses wohl globale Phänomen auf Anhieb verstehen können.
Danke Herr Binswanger für diesen Artikel, der die Komplexität der Neutralität zu erklären weiss und Ihre Position zur Neutralitätsinitiative unmissverständlich darlegt.
Die Positionierung der CH-Neutralität 1815 am Wienerkongress dank den Bemühungen von Ioannis Kapodistria im Auftrag des russischen Tsaren war für mich kürzlich eine interessante Entdeckung zum Thema Neutralität
https://www.eda.admin.ch/countries/…trias.html
Ich empfehle zudem gerne die Sendung zum Thema CH-Neutralität der Sternstunde Philosophie vom 3. Juli als Ergänzende Gedankenquelle:
Auf Sporify :
https://open.spotify.com/episode/4Q…mJPoYZI28n
Auf SRF Play:
https://www.srf.ch/play/tv/redirect…24ae728731
Dort wird auch unterschieden unter politischer oder wirtschaftlicher Neutralität…
Danke, Frau B., dass Sie auf die Ursprünge der Neutralität hinweisen. Es ist hier auch gut zu wissen, dass für Grossbritannien und Russland (dessen Gesandter Kapodistrias war), es wichtig war, einen schwachen neutralen Staat an den strategisch wichtigen Alpenpässen zu haben. Ohne die auferzwungene Neutralität wäre die schwache Schweiz schnell entweder zum Protekorat von Frankreich oder Österreich geworden. Da die strategische Lage jetzt anders ist, dürfen wir unsere Neutralität jetzt selber bestimmen.
"... Lage jetzt anders ist, dürfen wir unsere Neutralität jetzt selber bestimmen.
Ich meine diese "Selbstbestimmung" unsere Neutralität ist eine gefährliche Mär. Wenn irgendeine Grossmacht meinen würde es würde ihr nützen die Schweiz anzugreifen hilft allein die selbstbestimmte Neutralität auch nicht. Das lässt sich gut sehen im Fall von Belgien am Anfang beider Weltkriegen.
Betreffend künftiger Neutralität, wie sie in der Abstimmung definiert wird, wäre diese dann glasklar und wäre dann nicht mehr biegsam wie in der Vergangenheit. Binswangers Geschichtsbeschreibungen stimmen wahrscheinlich, aber er macht eine Hetzkampagne aus seiner subjektiven Sicht der Dinge. Verwerflich!
So wie ‚Demokratie‘ keine Zustandsbeschreibung ist, die, einmal erreicht, für alle Zukunft gilt, sondern ein Prozess, der sich durch seine konkrete Ausgestaltung weiter- oder zurückentwickelt, so ist auch eine „glasklare“ politische Festlegung der Bedeutung von ‚Neutralität‘ (im Sinne der Populisten) eine unzulässige Vereinfachung der Komplexität und im konkreten Fall (Ukraine-Krieg) gleichbedeutend mit einer Stellungnahme zu Gunsten des Aggressors. Von einer Hetzkampagne kann keine Rede sein. Und wenn solche „Hetzen“ der Preis sind, den wir für die Klärung unserer Gedanken zu bezahlen haben, dann kann ich mir Schlimmeres vorstellen…
Never forget the past; it’s always part of the future. Danke für diesen Beitrag.
Liebe Frau G., sehr gerne! Interessant ist ja: Mit Bezug auf Südafrika ist zwar einiges aufgearbeitet worden. Aber die Öffentlichkeit hat das bis heute relativ weitgehend verdrängt. Herzlich, DB
Wollte auch etwas zu Christoph Blocher und seinen Mitläufern schreiben. Aber nachdem ich die Kommentare gelesen habe, scheint's mir, der Daniel Binswanger trifft die Nägel. Wie auch die Kommentare. Bleibt noch die Frage, weshalb die Linken kaum mehr Emotionen wecken können, denn Gefühle turbinieren die Demokratie mehr als Realitäten. Die wurden in den letzten Jahrzehnten immer mehr zur Beilage oder homöopathiesierten sich zu geschüttelten Meinungen. Vielleicht ändert sich das mit zunehmenden Temperaturen, ausgetrockneten Böden, lauwarmen Radiatoren und Zwetschen, denen vier Millimeter fehlen, um die Grosshandelsnormgrösse zu erreichen.
Lieber R. B., dieselbe Frage stellen sich wohl sehr viele Leute. Weshalb ist die Dynamik heute am rechten Rand, nicht überall, aber doch mehrheitlich? Ich denke, das war nun einmal die Grunddynamik nach dem kalten Krieg - und jetzt sind wir wieder an einem Wendepunkt. Sie skizzieren die Faktoren, die diese Wende beschleunigen werden. Die bange Frage, so scheint mir, in vielerlei Hinsicht ist: Wie schlimm muss es werden, bevor ein signifikanter Bewusstseinswandel wirklich eintritt? Herzlich, DB
"Warum nur sind die Geschichtsnostalgiker der Geschichtswissenschaft so spinnefeind?"
Vielleicht, weil diese Wissenschaft dieses Narrativ selber lange Zeit (nur von wenigen widersprochen) bedient hat. Der Nachkriegsgeneration der späten 40-er und der 50-Jahre ist das jedenfalls mit der Muttermilch eingelöffelt worden und einem Grossteil der Leserschaft in diesen Spalten dürfte das noch immer nur zu bekannt sein!
Lieber Herr S., da mögen Sie recht haben. Aber die Feindschaft ist dann später entstanden. Am heftigsten in den 90er Jahren. Und noch einmal, ohne dass es die Öffentlichkeit im Übermass interessiert hätte, am Anfang der Nullen Jahre mit den Forschungen zu den Südafrika-Beziehungen. Herzlich, DB
Ja klar. Wer die die Südafrika-Beziehungen im Fokus hatte; mir aber ist die fragwürdige Schweizer Mythenbildung um die Neutrität, wenn nicht schon im Gymnasium, so spätestens mit der Auseinandersetzung um den winterthurer Historiker der Schweizer Geschichte Beck im Studium bewusst geworden. Für mich also nichts Neues unter der Sonne, bin halt schon eines etwas älteren Jahrganges...
Einverstanden. Unsere Sicht bestätigt bestenfalls, dass solche Menschen nicht reflektieren.
Neutralität ist vor allem der erste Schritt, den vererbten männlichen Hang zur Gewalt zu bändigen. Der nächste wäre auf jegliche Waffen zu verzichten und sie weder zu produzieren, noch zu gebrauchen. Eine grundsätzliche Umdefinierung der Männlichkeit und deren Begrenzung auf geistige Kraft wäre eigentlich Voraussetzung für ernst genommene Zivilisation. Dem widersetzt sich jedoch der grenzenlose Ansprüch an Freiheit.
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