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Danke für den interessanten Kommentar. -
Was mir immer extrem schräg einfährt - auch wenn es um Bundesrat Maurer geht -, wenn von «Kässeli» die Rede ist. Es kommt in diesem Text mehrmals vor und macht mir etwas. Was ist das für ein sprachliches Framing? Es wird weder den hohen Summen, um die es geht, noch der Bedeutung der Ereignisse gerecht. Kommt ja hinzu, dass es eben keineswegs eine Kasse ist, in die dann mal leer ist. (Bundesrat Maurer spielt aber mit geradezu sadistischer Lust mit diesem Bild, zB wenn er sagt: "Mir händ dänn nöd namal e Milliarde"). Ich habs ja durchaus gern blumig. Aber wenn es um (unsere) Staatsfinanzen oder den Finanzminister geht, hätte ich es am liebsten so nüchtern wie möglich. Weil ich denke, dass das einen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung hat.
Wir haben uns über eine andere Plattform bereits ausgetauscht. Ich bin mit Ihnen einig, dass das Wording suggeriert, dass nur ein paar Fränkli im Kässeli liegen. Ich merke mir das gerne für kommende Texte, habe spontan aber (noch) keinen Einfall, wie man die «Rückstellungen für Währungsreserven» alternativ nennen könnte.
Wertschwankungsreserven-Reserven
;-)
Ein Kässeli ist leer wenn kein Geld mehr drin ist, oder? Buchhaltung ist wohl nicht gerade Maurers Stärke (obwohl er laut Wikipedia einen Buchhalterabschluss besitzt). Ich wäre froh wir hätten eine Finanzministerin, die ihren Job seriös und ohne parteipolitische Dogmen macht.
Wer erinnert sich noch daran: Als die UBS drohte unterzugehen, konnte die SNB innert Stunden 60 Mia. locker machen... Heute denkt sie nicht daran, nur halb so viel lockerzumachen, um Kleinbetriebe und Selbständige zu retten.
So sind die Prioritäten von SNB und Bundesratsmehrheit.
Meines Wissens wurden sehr wohl Gelder im ähnlichen ausmass lockergemacht via Kurzarbeit/zinslose Darlehen während dieses Jahres. Weiterhin wurden die 60 Mia zurückbezahlt, und zwar mit Gewinn. Zudem war das Bundesdarlehen (damals 6mia) nicht Zinslos im gegensatz zu den Coronakrediten. Deshalb duchaus vergleichbar, in beiden Fällen sprang (wohl zurecht) der Staat ein.
interessant finde ich, dass sich bis jetzt (12.00) eine einzige weibliche stimme hier findet...
was ich aus dem artikel erfahre, ist, wieviel geld grundsätzlich vorhanden ist. dazu möchte ich ein paar punkte herausstellen:
klar finde ich, dass selbstverständlich alle, die unter corona-ausfällen leiden, entschädigt werden sollen vom staat; die mit einem geringeren einkommen mehr als die mit einem höheren. weiterhin klar für mich ist die notwendigkeit eines bedingungslosen grundeinkommens.
und dass wir alle davon wegkommen, ständig nach wachstum zu schielen - das gegenteil sollte die leitlinie sein.
dieses corona-ereignis kann die chance dazu sein! zumal die ch nicht am hungertuch nagt und somit resourcen für einen wandel hat.
mit einem geringeren einkommen mehr als die mit einem höheren
Wenn die SNB zum Beispiel die Krankenkassenprämien für alle um den gleichen Betrag verbilligt, würden die tieferen Einkommen überdurchschnittlich profitieren.
notwendigkeit eines bedingungslosen grundeinkommens
Die Prämienverbilligung könnte ja durchaus grösser sein, als die tatsächliche Krankenkassenprämie, was einem bedingungslosen Grundeinkommens gleichkommt. Insbesondere, wenn diese Initiative umgesetzt würde.
wegkommen, ständig nach wachstum zu schielen
Wachtum von Geld, ja. Aber den Nutzen für den Menschen, sollten wir schon vergrössern, oder? Daher sollte man richtig messen.
Als Angst scheint mir nicht die vor höheren Staatsausgaben vorzuherrschen, sondern jene vor einer anderen Steuerpolitik, welche nicht nur auf Dumping und indirekte Steuern setzt. Höhere Steuern, um staatliche Kriseninvestitionen zu machen, vor allem stärkere Progression, wären sinnvoll, um zu gewärtigende Defizite abzubauen.
Warum nicht gleich ein kleines nicht garantiertes bedingungsloses Grundeinkommen als finanzpolitisches Instrument? Anstatt die Milliarden in Devisen oder den Staat zu verlochen einfach das Geld direkt an die Bürger auszahlen. So ähnlich wie der Norwegische Staatsfond oder die amerikanischen Stimulus Checks alias Stimi's.
Das ist durchaus eine Idee, die in der Akademie auch diskutiert wird. Ich habe bei SWI swissinfo.ch einmal darüber geschrieben, wie Helikoptergeld potenziell eine sehr expansive Geldpolitik ermöglichen könnte ohne gleichzeitig die Finanzstabilität zu gefährden, siehe hier: https://www.swissinfo.ch/ger/geldpo…g/45576152
Ist es nicht etwas komisch über ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) nachzudenken, in einer Krise, in der an allen Ecken und Enden die Arbeiterinnen fehlen? Im Conacttracing, in der Pflege, bei den Kurierdiensten, im Spital, bei der Post, etc. Die Realität ist doch, dass die Prämisse des BGE, dass es nicht mehr genug Erwerbsarbeit für alle gibt, in sich kollabiert ist. Es gibt viel zu tun - die arbeitssuchende Bevölkerung müsste nur angestellt werden.
Ich mag den optimistischen Gedanken des Autors, dass höhere Ausschüttungen an Bund & Kantone zu einem erhöhten Staatsausgabendruck aus der Bevölkerung führen könnten. Ich für meinen Teil würde wetten, dass die Konservativen in unserem Lande das Geld sofort für den Schuldenabbau verwenden würden. Dabei würden sie wohl auch noch von einer breiten Öffentlichkeit beklatscht. Hauptsache Staatsschulden gebremst.
Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, ob es nicht sinnvoll wäre, der SNB auch ein Doppelmandat zu erteilen wie das die FED hat. Also neben der Geldwertstabililität explizit auch noch eine niedrige Arbeitslosigkeit als Zielgrösse.
Das wäre tatsächlich ein Gedanke wert. Wenngleich in der aktuellen Situation - und auch in den meisten anderen Rezessionen - kein Zielkonflikt zwischen Teuerungs- und Konjunkturziel besteht.
Ich bin auch der Ansicht, dass die Idee eines eigenständigen und unabhängigen CH-Staatsfonds zumindest vertieft zu prüfen wäre. Die einen Staaten haben das Glück, dass ihr Territorium mit Bodenschätzen gesegnet ist; andere wie die Schweiz profitieren von ihrem Ruf als sicherer Währungshafen (wie auch immer dieser Status zu werten ist).
Warum also nicht überschüssige Gewinne der SNB in einem solchen „Sammeltopf“ statt in den Bunkern der SNB oder in den Tresoren von BR Maurer parkieren? Die dortige Anlage-Strategie und der Verwendungszweck müsste auf breiter Ebene und unter Einbezug aller „Stakeholder“ diskutiert und festgelegt werden (eine anspruchsvolle, aber hoffentlich lösbare Aufgabe).
Zumindest bestünde so eine „dritte Kraft“, die unabhängig von ökonomischen und politischen Partikularinteressen als Anlagewartin zu Gunsten von gesellschaftlichen Bedürfnissen (z.B. ausserstaatlichen Stipendien, Familienzuschüssen, Mitfinanzierung Grundeinkommen, Ergänzungsrenten, Klimaschutzmassnahmen u.a.m.) agieren könnte. SNB, Bund, Kantone und Gemeinden haben zahlreiche andere Kernaufgaben zu lösen, als auch noch für die Verwaltung und Verwendung dieses Sonder-Volksvermögens zuständig zu sein.
Jetzt die Nationalbank aufzufordern, mehr Geld zu verteilen, ist kurzfristig gedacht. Wir können noch gar nicht abschätzen, welche Folgen die COVID-19 Krise haben wird und der Staat ist nicht in einer aktuellen Notsituation. Wenn "die Restaurantbesitzerin von Zukunftsängsten geplagt ist", dann kann und soll sie gerne auf die Politik zugehen, nicht aber auf die Nationalbank. Die Nationalbank hat einen wichtigen Auftrag: die Geldwertstabilität. Die Schweiz hat eine gutes Image, aber dass das WEF jetzt nach Singapur verlagert wird, verbessert das Image nicht unbedingt. Zumindest die Geldwertstabilität sollte die Schweiz unangetastet lassen.
Im Gegenteil: Das Image der Schweiz verbessert sich dadurch, dass das WEF nicht mehr hier abgehalten wird.
Ja, bei vielen dürfte sich das Image der Schweiz kurzfristig verbessern. Aber es sicher auch eine Gruppe von Menschen, bei denen sich das Image nicht verbessert und meine Behauptung ist, dass sich das Image längerfristig bei der Mehrheit verschlechtert. Das beste, was man machen kann, um die Thesen zu überprüfen, ist wohl Szenarien aufzustellen. Bei welcher Gruppe von Menschen würde sich denn ihrer Meinung nach das Image verbessern? Und was wäre genau die Imageverbesserung?
Die Frage lautet aber, was ist Geldwertstabilität. Ich möchte in diesem Zusammenhang nur darauf hinweisen, dass aufgrund der Negativzinsen alle Arbeitnehmer praktisch nichts mehr für ihre Pensionierung kriegen. Stabilität jetzt bedeutet dann für viele kein bzw. zu wenig Geld im Alter. Wäre ich noch jung, würde ich mich aus diesem System 'abmelden'.
Geldwertstabilität ist klar definiert durch: Inflation unter, aber nahe bei 2%.
Meine These für die derzeit tiefen Zinsen ist, dass die Reichen schlicht nichts mehr brauchen und die Armen schlicht kein Geld haben. Das Geld wird einfach zwischengelagert, die Preise für Wertanlagen steigen und machen die Reichen noch reicher. Das einfachste Mittel dagegen ist, den Armen Geld zu geben. Wenn wir die Menge der alle Klimagasemissionen über zu versteigernde Zertifikate begrenzen und diese Einnahmen über die Krankenkassenprämie an alle verteilen würden, hätten wir in kurzer Zeit ein erquickliches Bedingungsloses Grundeinkommen und das Problem mit der Altersvorsorge wäre vermutlich gar keines mehr.
Die Nationalbank hat Mühe, die Inflationsziele zu erreichen.
Gibt es einen ökonomischen Grund warum Direktzahlungen an die Bewohner der Schweiz nicht ein effektives Mittel sind, um die Inflationsziele zu erreichen sowie den Auswertungsdruck zu verringern?
Ich denke, dass es ökonomisch durchaus Sinn machen könnte, Geld direkt an die Einwohnerinnen und Einwohner zu verteilen. Aus politischer Sicht ist das aber äusserst unwahrscheinlich, weil dann die Schweizerische Nationalbank entscheiden müsste, wer wie viel bekommen soll. Diese Verteilungsfragen scheut die Nationalbank zurecht. Aus politökonomischen Gründen gehe ich deshalb davon aus, dass die Nationalbank ihr Geld in jedem Fall lieber über den Staat (bei Gewinnausschüttungen oder Helikoptergeld) oder über die Banken (bei Währungsmarktinterventionen) in den Umlauf bringen möchte.
Hätte Helikoptergeld, also zum Beispiel konkret Krankenkassenverbilligungen, nicht den Vorteil, dass keine Begehrlichkeiten bei der Politik geweckt werden? Die Vorschläge gehen doch dahin, dass jede Person, die versichert ist, gleich viel bekommt. Wo sind denn da noch die Schwierigkeiten?
Eine gesetzliche Grundlage die der Nationalbank diese Option gibt und den Vertreilschlüssel vorgibt, könnte dem Abhilfe schaffen.
Konstante Direktzahlungen an den Bund und die Kantone ist bereits eine Verteilung and die Steuerzahler. Tendenziell profitieren also eher gut Situierte von diesen Zahlungen.
Intuitiv gehe ich davon aus, dass Direktzahlungen an Bewohner effektiver sind, als Negativzinsen. Negativzinsen haben auch gewisse Rückkopplungen, die deren Wirkung reduzieren könnte.
Frankenobligationen verlieren für einen ausländischen Investor durch Zinssenkung nich an Attraktivität. Wenn die Zinsen der Anleihen weniger stark als die Zinssenkung der Nationalbank sinken, werden sie sogar attraktiver. Zudem wird die Geldmenge durch Negativzinsen auf den Girokonten auch verringert.
Tolles Foto zum Artikel - um auch mal die bildliche Ebene zu würdigen.
Ja, absolut. Ein grossartiges Foto.
Staatsschulden in Zeit der negativen Zinsen sind kein Problem, sie haben nur Vorteile.
Ein Beispiel dazu:
Kanton X verkauft eine Anleihe (schuldpapier) von 1000 Franken mit dem Zinssatz - 0.75 für eine laufzeit von 10 Jahren.
Die Frage an ALLE:
WIE VIEL MUSS DER KANTON IM JAHR 2031 ZURUCKZAHLEN.
Sie werden überrascht
Antwort:
In 2031 muss der Kanton ca. 250 Franken zurückzahlen..... Und was ist dieser Betrag Wert in 2031???🤭
Unter der Annahme, dass mit dem Zins -0.75 % gemeint ist, resultiert ein Betrag von 927.50 Franken. Der Punkt ist nun, dass die 1'000 Franken ausgegeben wurden, für die Lackierung einer Sitzbank am Panoramaweg, beispielsweise, und der Staat jetzt die 927.50 Franken dennoch zurückbezahlen muss.
(Bei 10 Jahren Laufzeit bräuchte es einen negativen Zins von ca. -13 % um auf das gegebene Resultat zu kommen.)
Liebe Frau Meier
Machen wir die Berechnung einfacher:
Mit Zinssatz von - 0.75% werden die 1000 Franken jedes Jahr 75 Franken weniger sein. In 10 Jahren bedeutet das 750 Franken weniger.
Nach welche Berechnung kommen Sie auf 13%?
In einem Punkt haben Sie natürlich Recht, wie das Geld investiert wird ist entscheidend.
Rechnen Sie das mal BR Maurer vor. Ob er’s wohl begreifen würde?
Als sich die SNB 2016 das exponentielle Wachstum ihres "Kässelis" genehmigte, hat das Finanzdepartment nur brav genickt. Es ist zu befürchten, dass die Mauer - Leute bis heute nicht vollständig verstanden haben, was eine jährliche Zunahme von 8 Prozent für die Gewinnausschüttungen an Bund und Kantine mittelfristig bedeutet.
Bereits vor geraumer Zeit habe ich darum gefordert, die Diskussion über die Gewinne der SNB zu führen (z.B.: http://s-e-i.ch/Projects/DebtBrake/BIP-Corona.html ) und zwar am besten dann, wenn es noch keinen echten Druck für eine solche Diskussion gibt, denn der tut dem Ergebnis nicht unbedingt gut. Leider wird das Fenster der Möglichkeiten dafür immer kleiner.
Könnten Sie mir ihre Schätzungen und Szenarien mal mit den Details zukommen lassen? Wenn ich darf, würde ich diese gerne nachrechnen, eventuelle mit eigenen Schätzungen ergänzen und dann so publizieren, dass auch andere auf Basis ihrer Schätzungen nachrechnen können, was die Folgen sind.
Meine Publikation ist vom April 2020. Die Zahlen sind mit ihren Quellen belegt und die Schätzungen sind im Text erläutert. Wenn Sie nachrechnen wollen, sagen Sie mir bitte Bescheid, was genau unklar ist, dann fülle ich die Lücke gerne. Im Übrigen schlage ich Ihnen vor, die aktuellen Informationen zu Budget und SNB zu verwenden, das dürfte wesentlich interessanter sein als historischen Werten hinterherzurechnen.
Ich gehe davon aus, dass Sie die Schätzungen von Christian Müller gemeint haben. Meine Berechnungen finden Sie auf www.fabiocanetg.ch/research.
Gratulation zu diesen erhellenden Artikel - das Beste, was ich seit langem zu diesem Thema gelesen habe. Danke für diese hervorragende Volksbildung.
Diese Bildung hätte BR Maurer nötig: Er scheint Betriebswirtschaftlehre auf unsere Volkswirtschaft anzuwenden...
Maurer ist ja nur einer der vielen Vertreter der ganzen Ökonomengilde, die den Einsatz des Volksvermögen ja zur alleinigen Domaine der NB-Granden und ihrer Freunde erklären. Sie nutzen dieses riesige Volksvermögen um ihres geldpolitisches Credo weiter hochzuhalten. Mal schauen, welche Krisen es noch braucht, bis auch in den klassischen Volkswirtschaftskreisen die Idee diskussionswürdig wird, dass das Volk sein Volksvermögen auch für seine strategischen (Infrastruktur) investieren darf. Mir scheint, dass das Problem darin besteht, dass bisher diese Generierung von Volksvermögen in der Theorie der Volkswirtschaftslehre nicht vorkam. Und es ist ja nicht so, dass dieses Volksvermögen ohne "Leistung" der Schweiz einfach in den Schoss fiel. Die Verteidigung des harten Frankens kostet die Schweizer sehr viel - vorallem jene, die von den Verwerfungen (Währungskurs-Folgen, etc.) nicht profitieren sondern darunter leiden mussten - meist die Menschen mit wenig Einkommen und Vermögen.
Vielen Dank für diesen Artikel.
Ich habe vor 3 Wochen gewünscht, dass die Republik über das Thema "Staatsschulden in Zeit der negativen Zinsen" einen Artikel publiziert. Bin froh das Thema steht jetzt zur Diskussion und kein Minister kann etwas behaupten, was nicht stimmt.
Bei der SNB kommt bei mir immer ein ungutes Gefühl hoch. Diese Unsummen von Geld an einem Ort sind eine Risiko, eine tickende Zeitbombe. Mal explodieren die Gewinne mal die Verluste. Auch die Kommentare zeigen mir das hier kaum jemand den Durchblick hat.
Ich vertraue auf den Durchblick von Fabio Canetg. Er legt im Artikel schlüssig dar, was die SNB in der gegenwärtigen Krise tun kann. Nur fehlt es bei der SNB wie auch im Bundeshaus im Allgemeinen und beim Bundesbuchhalter Maurer im Besonderen am nötigen finanzwissenschaftlichen Fachwissen. Es könnte wohl nicht schaden, mal über den Zaun zu schauen, wie es denn andere machen. Fabio Canetg hat es aufgezeigt.
Danke!
Ich gebe zu, ich bin kein Ökonom, kein Kaufmann, kein Banker oder was es sonst noch so gibt. Den Umgang mit Geld kenne ich nur aus meinem Portemonnaie. Insofern muss ich schon leer schlucken, wenn ich solche Sätze im Zusammenhang mit Eigenkapital lese:
Das entspricht 18 Prozent der Bilanzsumme.
Also wenn MIR nur 18% meiner Bilanzsumme gehören würden, dann müsste ich Privatkonkurs anmelden. Eine Gesunde Organisation - Privatperson, Unternehmen oder Staat - müsste doch eigentlich zumindest 100% "anstreben", das würde sich für mich zumindest Vernünftig anhören. Klar kann ich mich verschulden und im aktuellen Zinsniveau sogar sehr gut & günstig, aber das ist doch keine Dauerlösung.
Die Erklärung von Herrn B. kommt dem ziemlich nahe. Stellen Sie sich vor, ein Freund bitet Sie um 10'000 Franken. Ihre Freundin gibt Ihnen das Geld weil sie Ihnen vertraut, kennt aber Ihren Freund nicht. Sie machen mit beiden einen Vertrag. Sie bekommen das Geld von Ihrer Freundin und geben es Ihrem Freund weiter.
Ihre Bilanz ist nun gewachsen um die Schuld und Ihr Guthaben. Auf Ihren Bankkonto haben Sie persönlich immer noch gleich viel.
Wie sieht es nun aus? Ihr Eigenkapital auf Ihrem Konto ist also im Verhältnis zu ihrem Schulden und Guthaben nicht mehr 100%. Damit das Eigenkapital immer 100% beträgt, müsste jede Bank bei jeder Einzahlung, die die Auszahlung im gleichen Zeitraum übersteigen, Kapital beschaffen.
18% kann vollkommen ausreichen, weil diese nur das Ausfallrisiko decken müssen bei Ihren Freund. Sie müssen ja die Schuld an Ihre Freundin zurückzahlen. Ist Ihr Freund ein sehr schlechter Schuldner, sollten sie besser 100% und merke auf Ihrem eigenen Konto haben als Sicherheit.
Die Zinsen die Sie bekommen, sind entsprechend Umsatz und müssen Ihre Kosten, die Fremdzinsen an Ihre Freundin decken. Zahlen Sie mehr an Ihre Freundin, machen Sie Verlust umgekehrt ist es Ihr Gewinn. Ihr Geld auf Ihrem Konto, Ihr Eigenkapital wird sich als Working Caoital bezeichnet. Es ist das Geld das Sie einsetzen, damit Sie Geld mit der Zinsdifferenz verdienen können.
Die Bank hat ein Interesse, dass die EK Quote möglichst gering ist um mit wenig Kapital viel Geld zu verdienen. Der Staat legt darum Mindestquoten fest, die das Risiko eines Totalschadens verhindern sollen.
Darum wurden die Mindestanforderungen nach der Finanzkrise deutlich erhöht.
Zurück zu Ihrer Frage/Bemerkung: 18% ist eine gute Quote im internationalen Vergleich. Ihre Höhe ist eine politische Frage, die auf einem anderen Papier steht.
So wie ich das verstehe, kann eine Bank fast mit 0 Prozent funktionieren, indem sie soviele Kredite vergibt, wie Leute Geld bei der Bank sparen. Das entspricht dem Umsatz, nicht dem Gewinn. (Sorry an alle ExpertInnen - viel zu einfach meine Erklärung).
Es ist ebenso ein Irrtum, dass die Banken Geld von Sparern als Kredite verteilen. Banken "schöpfen" Geld ganz einfach dadurch, dass sie Kredite vergeben. Mit dem Spargeld hat dies so gut wie nichts zu tun. Absichern müssen sie die Kreditvergabe nämlich durch Eigenkapital und nicht durch Spargeld, das ja aus Sicht der Bank eine Schuld ist.
Es wäre schön, man könnte die Coronakrise einfach mit einem Haufen Geld lösen. Das Problem ist bei Corona aber nicht hauptsächlich das Geld, sondern es sind die sozialen Kontakte, und die menschliche Psyche, welche diese braucht, um gesund zu bleiben. Das viele Geld der SNB erfüllt leider auch nicht den Wunsch nach sozialen Kontakten und kann deshalb bei der Bewältigung der Krise höchstens kurzfristig zur Symptombekämpfung benutzt werden.
Sehr geehrter Herr H., da bin ich anderer Meinung. Ich kenne mehrere selbstständig Erwerbende aus dem Kultur/Gastro- und Sport/Fitnessbereich, die es ohne substanzielle & sofortige finanzielle Unterstützung durch Bund/Kanton/Nationalbank bereits jetzt oder sehr bald nicht mehr schaffen. Kultur, Gastronomie und Sport/Fitness gehören aber genau zu den Bereichen welche wichtige soziale Kontakte gewährleisten. Her mit dem Geld!
Danke für diese umfassende Darstellung.
Die Diskussion muss jedoch wie Herr Horvath bereits darlegte auch auf die aktuelle Steuerpolitik ausgeweitet werden. Sowie die Konsequenzen einer in dieser Situation nicht angebrachten Sparpolitik auf dem zukünftigen Staatshaushalt.
Wem gehört die Schweiz? Den Staatsbürgern. Für den laufenden Betrieb kommen diese und ihre Gäste auf. Die Gäste sind alle übrigen Nichtstaatsbürger und Unternehmen die in die Staatskasse einzahlen.
Es geht also darum, ob wir etwas Tafelsilber der SNB in dieser Krise verwenden oder es mit laufenden Erträgen decken.
Die Kosten die durch eine höhere Arbeitslosigkeit, Konkurse, Kaufkraftverluste und Existenzangst bedingte Sparwut ausgelöst werden, können eine Volkswirtschaft über Jahrzehnte lähmen.
Herr Maurer ist ein Sparfuchser, der in dieser Situation gegen seine eigenen Interessen handelt. Die Jünger der rigiden Steuerpolitik übersehen aus eigennützigen, egoistischen Motiven, dass nur Konsum und Investition Gewinne ermöglichen und letztlich aller Einkommen und auch die Aktienkurse beflügeln und zu einem gesunden Staatshaushalt führen. Die Mehrkosten der Krise mit einer Sparpolitik der öffentlichen Hand zu kompensieren, die Verlierer der Krise nicht zu entschädigen kann zu griechischen Situationen führen. Dann macht es mehr Sinn wie im Artikel vorgeschlagen Geld von der SNB zu fordern.
Es wäre jedoch sinnvoller das höhere Deffizit über moderate, höhere Steuern aus Einkommen und Gewinnen zu finanzieren. Die dafür Zahlenden sind letztlich selbst die Gewinner einer solchen Lösung.
Was mich mehr und mehr beunruhigt ist der Röhrenblick in vielen Aspekten unserer Gesellschaft. Im zweiten Republikartikel von heute geht es um das Klima und den CO2-Ausstoss, der bekanntlich sehr stark mit dem Bruttoinlandprodukt (BIP) korreliert. Da das BIP wegen Corona gerade einen Dämpfer erfährt, sinkt der CO2-Ausstoss, aber wohl nur vorübergehend.
Der Artikel ignoriert diesen Sachverhalt und erwähnt nicht mal am Rande, ob es denn sinnvoll ist, möglichst rasch wieder zum alten Zustand zurück zu kehren.
Eine Anregung von Günther Moewes: Von einer beschäftigungsorientierten Wirtschaft zu einer bedarfsorientierten.
Wenn die SNB schon mehr Geld verteilt, dann bitte in gezielte Projekte zur CO2 Eliminierung.
Das BIP ist nicht unbedingt die richtige Messgrösse für die Wirtschaft. Deswegen hat man sich viele Alternativen überlegt und ich denke, das Konzept des GDU würde sich eher am Bedarf orientieren.
Die Schweizer Politik ist von einem starken Finanzkonservatismus geprägt. Er propagiert die irreführende Vorstellung, dass Staatsschulden in jedem Fall zurückbezahlt werden müssen.
Wenn Staatsschulden nicht unbedingt zurückgezahlt werden müssen, dann kommt es auch nicht so darauf an, ob die Nationalbank Gewinne ausschüttet oder ob die Kantone Anleihen ausgeben. Erst noch letzten Sommer hat der Kanton Zürich 360 Millionen zu 0.0% auf acht Jahre und 300 Millionen zu 0.1% auf 25 Jahre aufgenommen. [1] Die Kantone können sich also bereits (fast) gratis finanzieren, wenn sie das wollen. Dazu braucht es nicht die Gewinne der Nationalbank.
Angesichts dieser Finanzierungsäquivalenz ist die wichtigste Frage, welches der bessere Verteilungsmechanismus ist: die von oben beschlossene Gewinnausschüttung oder der individuelle Gang der Kantone zum Finanzmarkt? Meine Intuition sagt, dass letzteres flexibler und damit sinnvoller ist. Die Gewinnausschüttung der SNB betrifft immer alle Kantone. Nicht alle Kantone brauchen aber immer gleichzeitig gleich viel zusätzliches Geld. Die Ausgabe von Anleihen hingegen kann jeder Kanton nach Bedarf selbst organisieren und ist daher das präzisere Instrument.
L. M., Sie beschreiben die Kantone hier als unabhängige, eigenständige und in sich geeinte Figuren, die "Anleihen ausgeben" , "sich gratis finanzieren" und sich "nach Bedarf selbst organisieren" können. Schön wär's!
Als ehemaliges Mitglied eines kantonalen Parlaments kann ich Ihnen sagen, dass nichts so heftig umstritten ist wie die Finanzen. Die jährlichen Budgetberatungen ziehen sich über Tage und Abende hin, obwohl schon von Anfang an klar ist, wie es herauskommen wird. Wehe, die Linke versucht, auch nur ein paar Franken mehr Staatsausgaben vorzuschlagen! Jeder einzelne Antrag, und sei er auch noch so billig, wird mit roten Köpfen von den Rechts- und Bürgerlichen Parteien mit viel theatralischer Empörung abgewehrt. Die Linken hätten immer nur "Begehrlichkeiten", seien "neidisch" auf die ehrenwert Zu-Geld-Gekommenen, hätten die sicheren Arbeitsplätze beim Staat und überhaupt keine Ahnung, was Wirtschaft und Arbeit bedeute. Es fallen dann immer auch gerne die Stichworte "Planwirtschaft", "DDR" oder "Sowjetunion".
Ich bin mit Ihnen einig, dass folgende zwei Varianten aus makroökonomischer Perspektive äquivalent sind:
Erstens: Ein Kanton bekommt Geld von der Nationalbank. Sein implizites Guthaben bei der Notenbank, die Ausschüttungsreserven, sinken; die Staatsschulden steigen.
Zweitens: Ein Kanton bekommt kein Geld von der Nationalbank. Die Ausschüttungsreserven sinken nicht. Allerdings steigen die Staatsschulden, wenn der Kanton Geld auf dem Markt aufnimmt.
Das Hauptargument des Artikels ist allerdings, dass die Finanzminister*innen zu knausrig sind - gegenüber eine optimalen Fiskalpolitik; möglicherweise weil sie sich nicht verschulden wollen -, weshalb die Notenbank über Gewinnausschüttungen Anreize setzen könnte, mehr auszugeben.
Habe ich richtig gelesen, dass es einige gute Gründe gibt Geld in die Wirtschaft zu pumpen, aber Finanzminister & -direktoren müssen ihre Ziele erfüllen (positives Budget) und deshalb machen sie es nicht? Und hier könnte die Nationalbank helfen, dass die Herren Finanzdirektoren ihr Gesicht wahren können, in dem sie ihnen das Geld geben?
Nun ja, die Finanzminister und -direktorinnen müssen keine Budgetziele verfolgen. Aber sie scheinen doch relativ zurückhaltend zu sein (sie «wollen» nicht).
Ein sehr eindrücklicher Beitrag. Habe zwar vieles nicht ganz verstanden, aber was ich begriffen habe ist, dass da, einfach ausgedrückt, in einem Tresor unheimlich viel viel Geld gebunkert wird. Eine Frage dazu: Wem gehört denn eigentlich dieser Berg von Geld? Unser Finanzminister meint, wir können nicht noch mehr Schulden machen und die Kantone drehen bereits ganz „ süferli“ den Geldhahn zu. Und was ist eigentlich mit uns? Wir, die wir um den Erhalt unserer Arbeitsplätze bangen, uns vor dem Ende unseres beruflichen Seins fürchten und auch Ängste spüren, weil nicht absehbar ist, was da noch kommt? Das kann es doch nicht sein! Wo bleibt die viel beschworene Solidarität! Es wäre hilfreich diesen Tresor ein wenig mehr zu öffnen und allen die es bitter nötig haben, durch diese schwierigen Zeiten zu kommen, unter die Arme zu greifen und grosszügig und unkompliziert zu helfen. Auch das ist Solidarität! Damen und Herren der SNB: Setzt ein Zeichen! Die Gesellschaft wird es euch danken!
denken unser finanzminister und bürgerlichen parlamentarier betriebs- statt volks-wirtschaftlich?
wirtschaft als care zu versuchen, als sorge um ein gutes leben, das scheint mir attraktiv. - wie könnten wir dazu kommen?
erforderte bedarfswirtschaft, die geld-gewinn-logik zu überwinden? wie ist das möglich ohne das geld abzuschaffen? sitzt das als entscheidungs-kriterium nicht zu stark in jedem kopf?
was ist der unterschied zwischen bedarfswirtschaft und planwirtschaft?
warum funktionierte in der UdSSR die planwirtschaft nicht? verfolgte sie unsinnige detailziele? wie war die motivation der beteiligten gruppen, bürokraten oder der verwaltung, arbeitern oder berufstätigen? oder war die steuerung zu wenig sensibel in zeiten vor der informatik? und die bedürfnisse nicht genug genau erkennbar?
Irgendwie ist nicht ganz klar wie das mit den Negativzinsen funktioniert. Ja. Wenn Banken bei der SNB Geld liegenlassen muessen sie Negativzinsen zahlen Der Bund selbst, und die Kantone koennen doch auch Geld bei der SNB holen, indem sie's einfach ausgeben ? Und erhalten dann noch einen Zins drauf ?
Ja, das funktioniert deshalb, weil grosse Vermögen die Bar auf dem Konto liegen mit Strafzins belegt werden. Es ist deshalb günstiger Geld an den Bund auszuleihen und noch 0.25% draufzulegen, als aud dem Konto 0.75% zu zahlen. Also: 0.5% gespart. Die Realität ist noch etwas komplexer, in etwa ist das aber die Betrachtungsweise.
Minus 0.75% wird übrigens oft als das Maximum eines negativen Zinses erachtet. Gemäss Finanzspezialisten ist es etwa die Kostengrenze. Bei noch tieferen negativen Zinsen, würde Bargeld aus dem Verkehr verschwinden. Grosse Bestände an Barem würde in privaten Tresoren landen. Es wäre dann billiger. Die Lagerung und Versicherungskosten wären dann tiefer als die Negativkosten auf dem Konto.
Die SNB wird ein solches Szenario vermeiden wollen um die Kontrolle über die Geldmenge und den Umlauf zu behalten.
Sobald es nur noch virtuelles Geld gäbe, also kein Bargeld mehr, wäre auch diese Diskussion eine andere.
Zum Glück gibt es noch Bargeld. Allerdings erinnere ich mich an einen Fall vor einigen Jahren, wo einer Pensionskasse die Auszahlung ihres Guthabens in Bargeld verweigert wurde. Das war zwar widerrechtlich, aber der Fall verschwand dann im Vorfeld der Vollgeldlügenkampagne aus dem Blickfeld der Oeffentlichkeit.
Schon heute gibt es verschiedene Gemeinden, von denen weiss ich es wenigstens, die Geld aufnehmen und dazu noch Negativzins bezahlt bekommen. Eine Plattform über die das gemach wird, ist diese: https://loanboox.com/ch/de/plattform/
Lieber Herr F.,
Sie bringen mit der Formulierung "wegen dem zu erwartenden Zusammenbruch der Finanzmärkte " einen wenig beachteten Aspekt in die Diskussion ein. Wenn dieser Zusammenbruch, an den offenbar niemand zu glauben scheint, tatsächlich eintreten würde, wären die Milliarden, welche die Nationalbank dort investiert hat zu einem erheblichen Teil verloren. Wer würde dadurch geschädigt ? Zunächst natürlich die SNB. Aber was heisst das eigentlich ? Da diese ja das Geld selber schaffen kann hat sie die Möglichkeit den Verlust mit einem Computerclick auszugleichen. Oder besteht vielleicht doch ein Risiko für den Steuerzahler ? Ich blicke da nicht mehr durch.
Zusammengefasst : Zur Kurspflege schöpft die SNB Schweizerfranken, mit denen sie Euros oder andere Fremdwährungen kauft. Diese legt sie dann am Finanzmarkt an und erzielt damit Gewinne, welche sie zum grössten Teil zurückbehält um damit allfällige Verluste ausgleichen zu können. Soweit alles klar.
Wenn nun diese Gewinne verteilt werden, muss aber sichergestellt werden, dass irgendjemand für spätere Verluste geradesteht. Das werden wohl wir Steuerzahler sein. Das gilt aber auch für den Fall eines Totalausfalls. Damit stellt sich nun die Frage nach der Verantwortung. Es geht immerhin um rund 900 Milliarden.
Ich bin mir auch nicht sicher ob die Steuerzahler/innen für das Vermögen der SNB haften (oder deren Verluste). Bei hoher Inflation hingegen verlieren alle mit Vermögen (Sparkonto, Pensionskassenguthaben), Schuldner sind die Glücklichen. Somit hat Herr Jordan schon recht mit seiner Aussage. Was ich hingegen fragwürdig finde ist, dass das aus dem Nichts erzeugte Geld der Notenbanken an den Finanzmärkten investiert wird. Momentan ist das einer der Gründe für den Höhenflug der Börsen. Die SNB weiss, dass das nicht ewig so weitergehen wird. Deshalb will sie die Gewinne zurückbehalten.
Zudem weiss man, dass die Interventionen der Amerikanischen Notenbank vor allem den grossen börsenkotierten Firmen nutzen hohe Gewinne einzufahren. Sie erhalten all die günstigen Milliardenkredite und können sich damit ihre eigenen Aktien zurückkaufen, was die Kurse nach oben drückt. Alle die kleinen Läden und Restaurants erhalten nicht viel bis gar nichts. Diesen Fehler sollten wir in der Schweiz nicht machen und die zwangsgeschlossenen Betriebe unterstützen indem der Staat ihnen einen Teil der Miete bezahlt, der Rest von den Immobilienbesitzern erlassen wird. Die schweizerische Politik sieht das leider anders.
Stark vereinfacht:
Wenn die SNB hops geht, hat unser Geld noch den Wert des Papiers, auf das es gedruckt ist.
Wenn die SNB Geld druckt, dann verkauft sie die künftige Wertschöpfung der Menschen, die in CHF gschäften.
Ab wann ist eigentlich ein wissenschaftlich exponentielles Wachstum auch soziologsich/journalistisch/politisch ein solches?
dass der Betrag im SNB-Kässeli um jährlich mindestens 8 Prozent zunehmen soll. ... Denn sie führt unweigerlich dazu, dass mittelfristig der ganze Gewinn der Nationalbank ins SNB-Kässeli fliesst. Das lässt sich rechnerisch belegen.
Dem Beleg könnte auch sagen ‚exponentielles Wachstum‘. Oder gilt das journalstisch nur bis zu einer gewissen ‚kurzfristigen‘ Verdoppelungszeit? Oder wenn man dazu einen R-Faktor berechnet?
Das exponentielle Wachstum ist ein Ausdruck aus der Mathematik. Ich glaube, dass es darum sinnlos und unnötig verwirrend ist, ihn im Journalismus anders zu definieren als irgendwo sonst.
Wenn wir einen Anfangsbestand (an Geld, Infektionen oder sonstwas) haben und diesen in einem festen Intervall t (1 Jahr für die SNB, ca 5 Tage für Covid) mit einer Zahl b multiplizieren, so ergibt das ein exponentielles Wachstum, sofern b > 1 (Wikipedia dazu).
Im Falle des SNB-"Kässeli" ist b = 1.08, also ist es ein exponentielles Wachstum. Ob darüber jetzt ein Soziologe, eine Journalistin, eine Politikerin oder ein Virologe spricht, tut dabei nichts zur Sache.
Edit: Ich übersah, Ihre Rollenbeschrwibung, Herr A. Offensichtlich war das eine rethorische Frage.
Die Schweiz ist das letzte Land, welches noch eine "harte" Währung hat, und das ist gut so. Die Druckerei des FED und der EZB nützt eh nur den Reichen und kommt nie in der Wirtschaft an. Wer CHF in Cash hat kann sicherlich ruhiger schlafen als mit USD oder EUR.
In wie fern ist die Währung wirklich härter? Man spricht in den USA von grösserer Inflation als in der Schweiz, die Wechselkurse widerspiegeln dies aber nicht wirklich.
Verstehe die Frage nicht. Die Schweiz "manipuliert", d.h. schwächt ihre eigene Währung durch massives Drucken und den Kauf von Aktien und Staatsanleihen mit Geld "aus dem Nichts generiert. Dies deswegen weil eine enorme Nachfrage nach CHF - eine Währung aus einem soliden Land mit solider Wirtschaft - besteht. Ergo ist der CHF schwächer als er dies sein sollte, sonst würde ein USD noch 50 Rappen kosten.
Soweit ich das bisher verstanden habe, wird bei allen Nationalbanken Geld geschaffen, indem mit der eigenen Währung andere Währungen in form von Aktien, Obligationen, etc. gekauft werden. Ich vermute, es gibt einen Grund, warum die Nationalbank nicht einfach ein Teil dieser Geldvermehrung via Gutschrift auf dem Girokonto des Bundes löst. Es müssten ja nicht gleich 2'000 Milliarden sein, aber vielleicht 50, 100 oder 200 Milliarden? Die Vorteile lägen auf der Hand: Der Bund kann Geld ausgeben (zunächst würde er widersinnigerweise wohl Schulden abbauen in dem er die Anleihen zurückkauft), die Wirtschaft wird angekurbelt, Steuern könnten gesenkt werden und es gäbe mehr als genug Geld, um die CORONA-Krise zu bewältigen. Für die Vernichtung des Geldes müsste die Eidgenossenschaft die Steuern (direkte Bundessteuer, Mehrwertsteuer) anheben (in Infaltionszeiten wäre die Ausgabe von Anleihen wohl kontraproduktiv) die Nationalbank vernichtet anschliessend das eingenommene Geld auf dem Girokonto.
Falls mir jemand erklären könnte, wo mein Denkfehler liegt, bzw. warum das nicht Funktioniert, wäre ich extrem dankbar.
Liebe Grüsse
André Giger
Soweit ich das bisher verstanden habe, wird bei allen Nationalbanken Geld geschaffen, indem mit der eigenen Währung andere Währungen in Form von Aktien, Obligationen, etc. gekauft werden.
Nein, viele Zentralbanken (ZB) kaufen Staatsschuldenpapiere des eigenen Staates in eigener Währung; üblicherweise auf dem Sekundärmarkt, d.h. nach dem die Staatsschuldenpapiere in Umlauf gebracht wurden (Primärmarkt: Versteigerung neuer Titel, Bieter sind Banken & institutionelle Anleger). Das senkt die Zinsen auf Staatsschulden. Ausgabenwirksam ist das jedoch nicht direkt - die Ausgaben wurden vorher vom Staat schon getätigt.
Die Schweizer Situation ist ein Sonderfall. Die SNB schöpft ZB-Geld in CHF, kauft damit auf dem Devisenmarkt Fremdwährungen und kauft wiederum damit Wertpapiere in Fremdwährungen (Aktien, etc.). Diese Operation wird getätigt um den Wechselkurs CHF/Fremdwährungen zu beeinflussen. Die Begründung ist die hohe Frankennachfrage.
Ich vermute, es gibt einen Grund, warum die Nationalbank nicht einfach ein Teil dieser Geldvermehrung via Gutschrift auf dem Girokonto des Bundes löst.
Sie beschreiben die "monetäre Staatsfinanzierung". Der angeführte Grund ist Inflationsangst, darum hat man die ZBs mit viel Unabhängigkeit ausgestattet. Der Staat in Form der SNB könnte unbegrenzt CHF kreieren. Würde zu viel Geld kreiert, könnte der Staat zu viel Ausgaben tätigen ohne dass die Produktion Schritt halten kann.
Der springende Punkt ist jedoch die Frage wieso es bezogen auf die Inflation einen Unterschied machen soll, ob der Staat Ausgaben via Schuldtitel oder via monetärer Staatsfinanzierung finanziert. Die Monetaristen (z.B. Milton Friedman) würden behaupten, dass sei so. Sie sehen einen direkten Zusammenhang zwischen ZB Geldschöpfung und Inflation. Andere (z.B. Keynes) würden sagen, dass es darauf ankommt, wie und wo das Geld Nachfrage generiert. In dieser Sichtweise kommt es darauf an, wohin die zusätzlichen Staatsausgaben fliessen.
Beispiel 1: Die ärmeren 50 % der Schweiz bekommen eine Gutschrift von 5'000 CHF/Monat bis Pandemieende. Das würde die Nachfrage stark ankurbeln, weil die Unter- & Mittelschicht einiges davon ausgeben würde. Inflation wäre wahrscheinlich.
Beispiel 2: Die reicheren 50 % der Schweiz bekommen eine Gutschrift von 5'000 CHF/Monat bis Pandemieende. Das hätte auch Nachfrageeffekte, aber wohl deutlich weniger als in Beispiel 1, weil je reicher die Empfänger desto mehr wird einfach zusätzlich gespart. Natürlich, es mag einen Einfluss haben auf die Assetpreise, aber wir sprechen hier ja von der Konsumentenpreisinflation.
Die SNB dazu zu verdonnern, die Idiotien unserer Corona-Politiker auszubügeln, ist ganz falsch. Wir werden die SNB dazu brauchen, zu helfen, die seit 2008 angehäuften Schulden im Finanzsystem auszubügeln.
Corona soll von den Vermögenden aus ihrem Vermögen bezahlt werden, auf keinen Fall aus den Steuereinnahmen der Lohnabhängigen und Selbständigen, die sowieso wegen Corona schon Einbussen erlitten haben und weiter erleiden. Gut, Staatsbeamte könnten auch noch zur Kasse gebeten werden; immerhin haben sie die fehlende Digitalisierung verbrochen.
Die Vermögenden haben von den nutzlosen und unsinnigen Massnahmen profitiert, qua Börse, und sollen nun einen Teil ihres Profits abgeben. Am besten, noch bevor die Börsen wegen dem zu erwartenden Zusammenbruch der Finanzmärkte bachab gehen.
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