Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Haben die 186 Kg Papier die auf jede SchweizerIn jährlich anfallen, im geringsten was mit Literatur zu tun? Ist es nicht die grässliche Flut an Werbematerial, das unsere Briefkästen und Zeitungen Tag für Tag flutet und von NIEMANDEM gewünscht wird

23
/
0

Kleber an den Briefkasten "Bitte keine Werbung" hilft. Nicht zu 100%, aber der grösste unadressierte Teil bleibt weg. Ansonsten kann man adressierte Werbung auch abbestellen. Geht manchmal eine Weile aber klappt in der Regel.
Die Werbung in der Zeitung und Zeitschriften bleibt halt. Ist für diese auch eine Einnahmequelle.

5
/
0

Dieser Kleber hilft nur sehr bedingt. An meinem Briefkasten steht seit Jahrzehnten, dass Werbung unerwünscht ist. Ausgerechnet unsere Post schmeißt dort manchmal fast täglich unadressierte, kommerzielle Werbung rein: Anfang dieser Woche eine A5-Karte mit dem stolzen Vermerk oben rects "DIE POST bringt mich in Ihren Briefkasten", die unter dem Titel 'Notfallvignette' für sechs verschiedene Firmen wirbt und gleichzeitig neun Nofallnummern aufgelistet hat. Sage mir keiner, dass die Post von den sechs Firmen kein Geld verlangt oder dass mir diese Notfallnummern und mehr nicht jedes Jahr erneut mit dem unverlangten Gemeindekalender (mit sehr viel Werbung) oder dem (werbefreien) lokalen Notfall-Merkblatt ('Auflage 5500 (Postbeglaubigt)') und schließlich mit dem ebenfalls nicht werbefreien unverlangten Branchentelefonbuch im Zweijahrestakt schon zugestellt wurden.

4
/
0
THOMAS KESSELRING
Philosoph, Globetrotter, Grottengänger
·

Der Artikel macht auf ein wichtiges Problem aufmerksam und verdient dafür Lob. Bei der Suche nach Problemlösungen sind aber noch weitere wichtige Aspekte zu berücksichtigen:

  • Keine Frage, dass Papier massiv verschwendet und auch für die Verbreitung unnötiger, ja kontraproduktiver Information verwendet wird. Papier ist aber auch ein bewährtes Speichermedium für wertvolle Informationen. Was wäre die Gegenwart ohne die Bücher aus der Vergangenheit? Zu diskutieren wäre daher die Frage nach künftigen ökologisch verträglichen Speichermedien generell. Die Computerdisketten beispielsweise waren Informationsspeicher für 5 bis 10 Jahre, gutes Papier ist immerhin 100 bis 200 Jahre haltbar, Papyrus überdauerte sogar Jahrtausende. Es ist nicht klar, welche digitalen Speichermedien es erlauben, wertvolle Informationen zum Nutzen späterer Generationen aufzubewahren.

  • Die Frage, welche Informationen es überhaupt verdienen, langfristig gespeichert zu werden (bzw. welche auch für unsere Ur-Urenkel noch nützlich sein könnten), stellt sich nicht nur für Zeitungen und Verlage, sie stellt sich noch viel mehr im Online-Bereich, wo ungeheuer viel Informationsmüll zirkuliert, sodass die Trennung zwischen Spreu und Weizen deutlich schwieriger sein dürfte als auf den Papier-Märkten. Diese Frage erscheint dringlich, wird m.W. aber bisher kaum diskutiert.

  • Die Frage nach ökologisch sauberen Speichermedien plus Lesegeräten, die Papier und Buch ersetzen könnten, stellt sich nicht nur mit Bezug auf den Klimawandel. Wir beobachten heute einen rasanten Artenschwund (z.B. Insekten- und Vogelsterben), eine Verseuchung von Böden und Gewässern aller Art mit Plastik, aber auch mit Giften aller Art, eine rasche Verknappung mancher Ressourcen, darunter des Trinkwassers u.a. Diese Probleme sind teilweise von der Klimaerwärmung unabhängig und sollten entsprechend mit eigenem Gewicht mitberücksichtigt werden.

  • Fazit: Die im Artikel angedeutete Ökobilanz des Papiers ist verdienstvoll, aber eine langfristige Ökobilanz der digitalen Medien, ihrer Herstellung und ihres Betriebs ist aber wohl kaum weniger dringend.

11
/
0

Lieber Herr Kesselring, haben Sie vielen herzlichen Dank für Ihren Kommentar und die weiterführenden Gedanken. Sie sprechen darin wichtige Punkte an.
Lassen Sie mich dennoch versuchen, ein paar mögliche Missverständnisse aufzuklären. Zunächst einmal: Es geht – jedenfalls mir und all den Kritiker:innen der Überproduktion – überhaupt nicht darum, Printbücher abzuschaffen, im Gegenteil! Es gibt, ehrlich gesagt, kaum etwas Materielles, das mir persönlich derart wichtig ist wie Bücher (und dasselbe würde ich Peter Haag u.a. unterstellen). Die Kritik an der Überproduktion zielt gerade nicht auf das Medium als solches, sondern z.B. auf einen möglichst klimabewussten Umgang damit (das Thema hat natürlich auch andere, nicht-ökologische Facetten).
Vollkommen zurecht verweisen Sie auf die kulturgeschichtlich gar nicht hoch genug einzuschätzende Bedeutung von Papier als Speichermedium. Auch diese stellt, soweit ich sehe, kein vernünftiger Teilnehmer der Diskussion in Frage, sondern es geht um die Frage: Wie kommen die Gedanken der Konservierung und der Ökologie zusammen? Was die langfristige Speicherung von Wissen in Buchform angeht, sind auch gar nicht in erster Linie wir Leser:innen und im Grunde auch nur bedingt die Verlagsbranche die eigentlichen Expert:innen, sondern um diese Fragen kümmern sich mit grosser Kompetenz die Bibliotheken und Archive, die natürlich längst digital und analog denken. Und weil Sie die durchaus heikle Frage aufwerfen, «welche Informationen es überhaupt verdienen, langfristig gespeichert zu werden»: Da ist es, glaube ich, eminent wichtig, dass möglichst wenig die Gegenwart darüber entscheidet. Sondern spätere Generationen werden aus der Überlieferung auswählen, und dieser Prozess wird natürlich, wie bisher auch, unterschiedlichen Konjunkturen für unterschiedliche Quellen und Themen unterworfen sein und in unterschiedlichen Epochen völlig neue Kriterien und Interessen haben, die sich jetzt eben gerader nicht vorhersehen lassen.
Der buchherstellerische Aspekt dieser Frage ist: Welches Papier ist überhaupt für lange Überlieferungszeiten geeignet? Und dazu gibt es in der Tat sehr unterschiedliche Sichtweisen in der Branche. Verlage, die auf ein möglichst frischfaserhaltiges Papier, also auf Papier aus neuem Holz statt auf Recyclingpapier setzen, begründen das u.a. mit einer grösseren Haltbarkeit; Verfechter:innen von Recyclingpapier wiederum argumentieren, dass erstens gutes Recyclingpapier längst ebenfalls grosse Haltbarkeit garantiere und dass zweitens ein beträchtlicher Teil der Buchbranche, nämlich der Taschenbuchbereich, schon per se überhaupt nicht auf die langfristige Haltbarkeit und Nutzung ausgelegt ist.
Nicht zuletzt: Eine pauschale Trennung von E-Reading vs. Print geht sicher nicht auf. Zum einen, weil quasi sämtliche Verlage längst beide Produktsparten anbieten. Zum anderen, weil sich nicht pauschal sagen lässt, was ressourcenschonender ist. Auch diese Diskussion ist vertrackt und kompliziert, aber als Faustregel kann man festhalten: Vielleser:innen, die 50 Bücher oder mehr im Jahr lesen, sind tendenziell ökologischer unterwegs, wenn sie auf einem E-Reader lesen statt in Print.
Widersprechen muss ich bei Ihrem Fazit: Es geht in meinem Text gerade nicht um eine Ökobilanz des Papiers, sondern um eine ganzheitliche Perspektive auf die Buchbranche. Weil aber der Ressourcenverbrauch der Papierherstellung in den Bilanzen der Verlage besonders stark zu Buche schlägt, ist das zwangsläufig ein Schwerpunktthema – aber keinesfalls das einzige.
Das war jetzt lang und trotzdem nur stichwortartig, weil diese Themen sehr kompliziert sind (und man natürlich als Literaturkritiker:in hier auch nur bedingt kompetent ist). Vielen herzlichen Dank jedenfalls nochmals Ihnen für die weiterführenden Gedanken und für das Interesse am Thema!

5
/
0
Ökodrucker
·

Lieber Herr Graf
Als Drucker, der seit 35 Jahren Recyclingpapier bedruckt und Vorstand und Gründer des von ihnen liebenswerterweise zitierten kleinen Vereins «Ecopaper», bin ich erstens froh um ihren Artikel und zweitens empört, dass die falsche Aussage, Recyclingpapier sei zu wenig lange haltbar, immer noch zu exisitieren scheint. Diese Aussage ist oft genug, auch mit anerkannten Testverfahren widerlegt worden.
Und um dann den Bogen zur Literatur wieder zu schliessen ein kleines Gedicht:

Vorgeben

Und sie taten,
als ob sie täten,
was sie vorgaben zu tun.

Sie tun,
als täten sie,
was sie zu tun vorgeben.

Und sie werden weiter so tun,
als täten sie,
was getan werden sollte.

Aus «Klimavista - die Schneefallgrenze steigt» von Kuno Roth
https://www.prolyrica.com/neuersche…ima-vista/
ein Poesieband, selbstverständlich auf Recyclingpapier gedruckt.

9
/
0
THOMAS KESSELRING
Philosoph, Globetrotter, Grottengänger
·

Lieber Herr Graf
Vielen Dank für Ihre freundliche Replik. Sie ist so gehaltvoll, dass ich gerne darauf antworte:
Mit meinem Kommentar wollte ich so knapp als möglich und unter Weglassung von vielem, was auch wesentlich wäre, auf ein Panorama von Fragen hinweisen, deren Klärung mir erforderlich zu sein scheint, wenn man die ökologische Bilanz des Papierverbrauchs mit der ökologischen Bilanz von gangbaren Alternativen ins Verhältnis setzen will. Solche Vergleiche scheinen mir unvermeidlich, wenn wir die – ökologischen und sozialen - Schäden unserer zivilisatorischen Errungenschaften minimieren wollen.
Keineswegs unterstellee ich Ihnen eine Verlags-kritische Attitüde. Herr Wehrli erwähnt völlig zu Recht „die grässliche Flut an Werbematerial, das unsere Briefkästen und Zeitungen Tag für Tag flutet und von NIEMANDEM gewünscht wird“. Da gäbe es eine Menge Einsparungspotential! Es lohnt sich, unseren Papierverbrauch grundsätzlich zu überdenken.
In Ihrem Artikel führen Sie einerseits Belletristik zum Thema Klimawandel an (die natürlich Papier benötigt) und thematisieren andererseits – zu Recht kritisch – den immensen Papierverbrauch. Diese Gegenüberstellung birgt natürlich ein gewisses Risiko, bei einigen Leserinnen den Fokus der Aufmerksamkeit auf das Verlagswesen und den Buchhandel zu lenken.
Daher begrüsse ich es sehr, dass Sie in Ihrer Replik ausdrücklich eine Lanze für das Verlagswesen brechen. Die Zahl hervorragender Neuerscheinungen ist heute wahrscheinlich höher als jemals zuvor – ein Grund zum Optimismus! Aber allein in Deutschland hat sich die Anzahl der Personen, die überhaupt noch Bücher lesen, in den letzten zehn Jahren um 5 Millionen vermindert (das sind 6% der Bevölkerung!). In Schweizer Bibliotheken ist die Häufigkeit der Ausleihen ebenfalls gewaltig zurückgegangen - vielleicht deswegen, weil es – wie Sie schreiben – für Bücherwürmer ökologischer ist, Bücher auf Kindle als auf Papier zu lesen. (Übrigens: Wenn ich ein Buch „studieren“ will, möchte ich auch Anstreichungen machen können...)
Sorgen bereitet mir indessen, dass viele (insbesondere ältere) Bücher nicht digitalisiert sind und das Interesse an solchen Werken – möglicherweise auch aufgrund der veränderten Lesegewohnheiten - insgesamt abzunehmen scheint. Damit steigt die Gefahr, dass wertvolles Wissen verloren geht.
Viele Beobachter des Bildungswesens behaupten inzwischen, die Bildungsqualität insgesamt (an Schulen ebenso wie an Hochschulen) sei seit einiger Zeit rückläufig. In einem Zeitalter, in dem die Problemlösungskapazität in der Bevölkerung eigentlich zunehmen müsste, ist dieser Trend besorgniserregend. Es wäre zu fragen, ob er nicht ebenfalls – zumindest unter anderem – mit den veränderten Lesegewohnheiten zusammenhängen könnte.
Gerne würde ich noch eine weitere Herausforderung ansprechen: Der technische Wandel (insbesondere was die digitalen Angebote und Möglichkeiten betrifft) beschleunigt sich seit geraumer Zeit. Damit wird nicht nur die Generation der Senior
innen zunehmend überfordert und tendeziell ‚abgehängt‘, sondern es besteht auch das ökologische Problem, dass die Hardware immer schneller veraltet. Ich habe noch niemanden getroffen, der mir genau angeben kann, wieviele Prozent der mehrere Milliarden elektronischer Apparate, die schätzungsweise jedes Jahr weltweit aus dem Verkehr gezogen werden, sorgfältig recyclet werden. Das Recycling von Papier ist allemal leichter, günstiger und sauberer als das von elektronischen Apparaten.

1
/
0
· editiert

Danke für den Hinweis auf die Ausstellung im Strauhof!

Es gibt eine Trilogie von Atwood selber zum Thema, bei welcher mir das Lachen oft im Hals stecken blieb: Oryx and Crake, The Year of the Flood und MaddAddam.

Bisher nicht übersetzt ist alles von Lydia Millet. Wärmstens empfohlen: A Children's Bible. https://lithub.com/lydia-millet-won…king-more/

Edit: Alles bei der Zentralbibliothek ausleihbar. Ihre Katakomben liefern den Stoff für Zürcher Bookaholics gratis und unschlagbar nachhaltig.

Edit 2: Bibliotheken sind eine der genialsten Erfindungen unserer Spezies. Wers nicht glaubt, schaue Frederick Wisemans "The New York Public Library". Ausleihe bei Les Videos am Central nicht ganz gratis, unterstützt aber eine gute Sache. Pardon für den Werbeblock!

9
/
0

Liebe Frau F., besten Dank! Was die «geniale Erfindung» angeht, da kann ich Ihnen nur zustimmen.

3
/
0
SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
·

Danke für die Zusammenstellung.
Ein brillantes Buch fehlt auf der Liste: "Après le monde" der Schweizer Autorin Antoinette Rychner. Es beschreibt den "Kollaps" der Welt, wie wir sie kennen, bedrückend nah (2022...), aber nur kurz. Der Hauptteil der Handlung beschreibt, wie sich die menschliche Gesellschaft nach dem klimabedingten Zusammenbruch der Zivilisation neu erfindet.
Leider ist es bisher nur auf Französisch erschienen, was ich sehr bedaure.

8
/
0

Toller Hinweis – herzlichen Dank!

2
/
0
· editiert

Von den Klimawissenschaften unserer Tage hat Ramuz natürlich noch nichts wissen können. Ihm genügte vielmehr der Hitzesommer 1921 am Genfersee, um sich gedanklich die Konsequenzen einer noch sehr viel radikaleren Temperatur­steigerung auszumalen

Sind sie sicher, dass er nicht einfach Zeitung gelesen hat? Raten sie doch mal, wann folgendes publiziert wurde:

Coal Consumption Affecting Climate

The furnaces of the world are now burning about 2,000,000,000 tons of coal a year. When this is burned, uniting with oxygen, it adds about 7,000,000,000 tons of carbon to the atmosphere yearly. This tends to make the air a more effective blanket for the earth, and to raise it temperature. The effect may be considerable in a few centuries.

Diese Kurzmeldung stammt aus der neuseeländischen Tageszeitung "The Rodney and Otamatea Times", Ausgabe vom 16. August 1912, vermutlich abgekupfert aus einem längeren Artikel im populärwissenschaftlichen Magazins "Popular Mechanics" vom März 1912, der seinerseits Forschungergebnisse des Nobelpreisträgers Svante Arrhenius aus dem Jahr 1896 wiedergab.

Quelle: A 1912 news article ominously forecasted the catastrophic effects of fossil fuels on climate change

8
/
0

Lieber A. M., haben Sie sehr herzlichen Dank für diesen hochinteressanten Fund! Ich denke, er steht gar nicht im Widerspruch zu dem Satz mit den heutigen Klimawissenschaften, zeigt aber besonders schön, dass auch die schriftstellerische Imagination womöglich gar nicht so sehr aus einer überbordenden Fantasie, sondern aus zeitgenössischen Diskursen geschöpft ist.

6
/
0

Übersetzungsvorschlag:
« Meiner Meinung nach engt der Begriff Klimaveränderung zu sehr ein. Ich würde es eher Allesveränderung oder Veränderung des Ganzen nennen. »

Es wird unterdessen ein neuer Begriff für diese Art von Dystopien (und für die Krankheit) genutzt: éco-anxiété’ oder ‘eco anxiety’, ‘eco-ansia’, usw.

3
/
1

Oder näher am Original: "Ich denke, es Klimawandel zu nennen, ist eine zu eingeschränkte Sichtweise. Ich würde es eher den Alleswandel nennen.

6
/
0

Liebe F. M., herzlichen Dank. Ich finde, das ist ein sehr spannender Vorschlag, weil er auf eine Grundsatzfrage verweist: nah am Original bleiben oder nah an der Zielsprache. Ihre Idee ist ja, vom idiomatischen deutschen Wort «Klimawandel» abzuweichen, damit das Wort «Veränderung» die gesellschaftliche Transformation einfängt, die Atwood meint. Finde ich eine überzeugende Lösung. Umgekehrt könnte man z.B. vom Original abweichen, indem man in der Zielsprache kein Substantiv wählt, sondern ein Verb: «Nicht das Klima wandelt sich – alles wandelt sich.» Und natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten darüber hinaus, alle mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen und vor allem: mit unterschiedlich positiver oder negativer Deutung des Wortes «change».
Zu der von Ihnen angesprochenen «eco anxiety» kann ich diesen Esssay der Kollegin Antje Stahl empfehlen. Vielen Dank nochmals!

5
/
1

Als hier vor kurzem dieselbe Frage aber mit Bezug zum Journalismus gestellt wurde, hagelte es Downvotes, man empörte sich und die Diskussion wurde abgewürgt. Offensichtlich schätzt man es hier überhaupt nicht, wenn im Journalismus nachhaltige Produktion eingefordert wird. Und die Frage ist nur opportun, wenn es um Andere geht, aber nicht man selbst. Damit ist man Teil des Problems.

Gibt es Leitfäden für Green Publishing im Journalismus? In der Republik? Ist diese Branche hier noch nicht mal am Anfang? Ist sie überhaupt schon aufgewacht? Oder will man gerade mal so viel wie unbedingt nötig machen, weil man zb das Reisen für absolut essenziell hält? Oder könnte man nicht auch hier ein Schippchen Ehrgeiz drauflegen? Und könnte man nicht auch etliche Neu­erscheinungen getrost weglassen, in dem man Kooperationen eingeht?

"Die Klimaerhitzung nur als Thema von Büchern zu verstehen, ohne die materielle Dimension des Buchmarkts mitzudenken, würde jedenfalls einen neuen, gegenwarts­vergessenen Ästhetizismus bedeuten – und ein ziemliches Glaubwürdigkeits­problem."

Gilt das nicht auch für den Journalismus?

https://www.republik.ch/dialog?t=ar…3ce2f0e84c

5
/
1

mE: das schon - aber der ökologiosche Fussabdruck wurde von der ölindustrie erfunden als Ablenkungsmanöver. dh. ja, wir können und sollen uns immer wieder überlegen wie wir selber Lösungen zum Problem beisteuern können - und wir sollten dringend die grossen Strukturen (Fossile Plünderungen va im globalen Süden, Verkehr, Ernährung, Energie, Kriege etc.) in den Griff bekommen, sodass sich im grossen Stil etwas ändert. System change!

6
/
0

Im vorherigen Kommentar geht es allerdings nicht um ein Individuum, sondern um die Branche, welche definitiv Verantwortung trägt. Wie im Artikel erwähnt, wird 40% des industriell genutzen Holzes für Papier alleine verwendet - wovon ein beachtlicher Teil sicher auch für den Druck von Printmedien verwendet wird. Entsprechend kann man hier auch von einer relativ grossen Struktur sprechen. Zudem können mehrere Probleme auf ein Mal angegangen werden, ändert an der Dringlichkeit der grösseren Themen nichts.

2
/
0

Hallo Anonym 1.
Doch, wir schätzen es, wenn auch in Bezug auf Journalismus und die Republik die Frage der Nachhaltigkeit gestellt wird. Dass wir die Diskussion an anderer Stelle beendet haben (notabene nach einigen konkreten Antworten zu Ihren Fragen von Elia Blülle), lag am thematischen Fokus des dortigen Artikels.
Es ist, wie Sie sagen: Auch für den Journalismus und die Medienbranche gilt es, ein Problembewusstsein für die eigene Arbeit zu entwickeln, und Verbesserungen anzustreben. Und das ist auch für uns ein laufender Prozess. Zwar spielen bei uns einige zentrale Faktoren keine Rolle, die in der Buchbranche (oder auch bei sonstigen gedruckten Medien) den grössten Teil der Emissionen ausmachen, nämlich Papier und Logistik/Vertrieb. Aber auch bei uns ist der Drucker täglich in Benutzung, wir reisen im Rahmen von Recherchen und Berichterstattung, und unsere Büros verbrauchen Energie. Wir bemühen uns, in diesen Bereichen immer besser zu werden: In den Räumen im Rothaus Energie zu sparen, bei Papier und Alltags-Gebrauchs-Gegenständen auf nachhaltige und wo möglich und sinnvoll lokale Produktion zu setzen, bei Reisen sehr bewusste Entscheidungen zu treffen. Und unser Verhalten und unsere Strukturen immer wieder zu evaluieren und zu diskutieren - sowohl in der Redaktion als auch mit Ihnen.

4
/
0
Historiker
·

Von den Klimawissenschaften unserer Tage hat Ramuz natürlich noch nichts wissen können. Ihm genügte vielmehr der Hitzesommer 1921 am Genfersee (...)

Meines Wissens besteht durchaus die Möglichkeit, wenn auch eine nicht sehr wahrscheinliche, dass auch Ramuz schon vom klimaverändernden Effekt der Verbrennung fossiler Energieträger gewusst haben könnte. Hier ein kurzer Artikel aus Nature, Dez. 1882:
http://www.nature.com/nature/journa…7127c0.pdf

Aber Spezialist:innen auf dem Gebiet könnten dazu bestimmt mehr sagen. Das ist lediglich ein Zufallsfund meinerseits.

2
/
0

Gut möglich, bereits im frühen 19. Jh wurden Eiszeiten und natürliche Klimwandel vermutet, auch der natürliche Treibhauseffekt wurde dann erstmals identifiziert. Im späten 19. Jh wurde schon behauptet, dass der Ausstoss von Treibhausgasen durch den Menschen den Energiehaushalt und das Klima verändern könnte.

Ein weiteres frühes Beispiel für climate fiction ist Jules Verne mit "The Purchase of the North Pole" von 1889 und dem posthumen "Paris in the Twentieth Century" geschrieben 1883.

4
/
0

Ob er davon gewusst hat oder nicht: Die Hitze in Ramuz' Roman hat eine ganz andere Ursache – ein Fehler im Gravitationssystem lässt die Erde in die Sonne stürzen.

0
/
0

Förderung von Lesegemeinschaften. Romane finde ich öfters in öffentlichen Bücherkisten oder Brockenhaus. Bringe da auch die meisten gelesenen Bücher hin. Bibliotheken wenn eine in der Nähe ist. Damit verkaufen die Verlage zwar weniger. Werden die Bücher aber nur teurer und sind nirgends auszuleihen oder zu tauschen, wird das in absehbarer Zukunft finanziell schlecht bemittelte Personen davon abhalten Bücher zu kaufen.
Dann weichen sie auf das billigere E-Book aus, was auch nicht die supertolle nachhaltige Lösung ist.

4
/
1

Eine technische Frage: Kann man die Republik auch auf einem E-Book-Reader lesen?
Ich benutze ein Tablett - damit ist mir ja auch diese Anfrage möglich, aber ich lese und/oder schreibe nicht immer Leserbriefe.

1
/
0
Jonas Studach
Community-Support
·
· editiert

Das kommt auf den E-Reader an. Für die Lektüre auf E-Readern optimiert ist die Republik eigentlich nicht. Sie können aber alle Beiträge als PDF herunterladen und diese dann auf Ihren E-Reader spielen – vorausgesetzt natürlich, dass dieser mit den PDFs umzugehen weiss.
PDFs können Sie generieren, indem Sie auf das PDF-Symbol unterhalb der Autorenzeile in einem Beitrag klicken.
Manche E-Reader erlauben meines Wissens ausserdem auch die Installation unserer Android-App.

Edit: Typo

2
/
0

Seit ich Mitglied der Museumsgesellschaft in Zürich bin, habe ich eine ruhige Insel in den Publikationsfluten gefunden. Monatlich werden Neuerscheinungen in vier Sprachen präsentiert. (https://literaturhaus.ch/) Für "Das Ministerium für die Zukunft" hat das offensichtlich nicht gereicht um mein Interesse zu wecken - aber dank der Buchbesprechung jetzt habe ich es mir als e-book runtergeladen.

2
/
0

Wo stehen denn nun genau die tablets und e-reader im ökologischen Vergleich mit der ganzen überproduzierenden Druckindustrie? Diese Info hat mir in diesem Artikel ein bisschen gefehlt. Gibt ja doch auch Verlage die vermehrt auf e-books setzen… und solche die es gar nicht tun.

0
/
0

Lieber Herr V., das Phänomen der Überproduktion (wenn man denn diese Bewertung teilt) ist zunächst einmal kein spezifisches Problem von Printbüchern, sondern betrifft die Programm der Publikumsverlage insgesamt. Es gibt heutzutage im Grunde keinen Verlag mehr, der keine Ebooks anböte; quasi alle Verlage bieten ihre Titel in Print und digital an. Der Marktanteil von Ebooks ist im deutschsprachigen Raum aber, bei bescheidenem Wachstum, nach wie vor ziemlich klein (er liegt aktuell bei etwa 8 Prozent). Wie unten im Dialog mit Herrn Kesselring schon ausgeführt, lässt sich die Frage, ob die Buchlektüre in Print oder digital klimafreundlicher ist, nicht pauschal beantworten. Tendenziell gilt: Je mehr Bücher Sie pro Jahr lesen, desto klimafreundlicher wird der E-Reader. Als Faustregel: Vielleser:innen, die pro Jahr mindestens 50 Bücher lesen, handeln in der Regel klimaschonender, wenn sie dafür einen E-Reader nutzen (andere Quellen nennen etwas andere Zahlen, aber die Grundtendenz ist dieselbe). Die Diskussion ist jedoch erstens kompliziert, weil sehr viele Faktoren reinspielen; zweitens zeigen bereits diese einfachen Zahlen, dass das Digitale gegenüber Print keineswegs automatisch ökologisch im Vorteil ist. Auf der individuellen Ebene hängt das Ganze ohnehin von vielen Faktoren ab, die sich schwer modellieren lassen: vom persönlichen Nutzerverhalten bis hin zur Frage, wie sauber Ihr Strom ist. Das ist auch der Grund, warum ich, entgegen meiner Anfangsidee, am Ende darauf verzichtet habe, das in diesem Text näher auszuführen, denn es ging mir hier weniger um die Ebene des persönlichen Nutzerverhaltens als um das ökologische Engagement der Buchbranche.

2
/
0

Herr Graf, vielen Dank für die ausführliche Antwort! Vielleicht noch zur Erläuterung: mir fällt vor allem im Bereich Comics auf, dass gerade die alternativen Verlage im deutschsprachigen Raum gerne gänzlich auf e-books verzichten. Und vielleicht ja auch mit gutem Grund. Schade lässt sich hier die Ökobilanz nicht so einfach runter brechen. Ich werde das Thema aber mit Sicherheit im Auge behalten, weitere Artikel dazu wären immer willkommen. ;)

1
/
0