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Wir sind mit unserer kleinen Schweizer Organisation networkANTHROPIA vor Ort in Griechenland und versuchen wenigstens für einige Menschen einen kleinen Unterschied zu machen. Es ist unfassbar, dass Europa hier einfach zuschaut und auch die Schweiz sich nicht aufraffen kann zu handeln. Die Menschen im Camp Nea Kawala (wohin die Flüchtenden von Moria zum Teil gebracht werden) sind ohne Schutz und in miserablen Verhältnissen! Das Camp ist unbewacht. Die Menschen können ihre Container kaum verlassen .Sie haben Angst vor Gewalt und Übergriffen.Auch die wenigen Helfer sind ohne Schutz. Ein Arzt kommt 1 Stunde täglich ins Camp. Viele kranke Flüchtende können die Container nicht verlassen und haben keine medizinische Versorgung. Fast 1000 Menschen (fast alles Familien mit vielen kleinen Kindern)leben in Nea Kawala.alle sagen das selbe: das schlimmste ist diese Angst und der Mangel an Sicherheit!wie ist das möglich?? Sie fliehen vor Terror und Krieg und finden in Europa Angst, Elend und Hoffnungslosigkeit! In Nea Kawala könben wir wenigstens versuchen die Not einiger zu lindern und sie wahrzunehmen! In Moria (wir sind auch dort punktuell im Einsatz und kennen die Missstände bestens) muss Europa jetzt handeln. Europa macht sich mitschuldig, weil nichts getan wird und dies zugelassen wird!!Menschenrechte sind nicht verhandelbar!wo ist die Rolle der Schweiz?
Diese Menschen sind für unsere Gesellschaft wie Atommüll:
Sie sind da und lassen sich nicht einfach verscharren.
Es werden immer mehr, weil die Altlasten nicht abgebaut werden.
Es kostet sehr, sehr viel Geld sie sachgerecht zu behandeln.
Niemand will sie in seiner Nähe haben.
Die einzigen die sich für sie interessieren sind kriminelle Organisationen.
Die Demokratien sind unfähig mit so einem Problem umzugehen. Regierungen welche ernsthafte Lösungen durchsetzen, würden bei der nächsten Gelegenheit abgewählt.
Die Menschen hier erwarten implizit von den Flüchtlingen was diese niemals erfüllen können:
Sie müssen hilflos sein (junge, unversehrte Männer sind nicht hilflos genug).
Sie sollen dankbar sein, dass wir sie nicht mit dem Tod bedrohen.
Sie sollen unsere Sprache und Gebräuche übernehmen, ohne das es etwas kostet.
Sie sollen eine brauchbare Ausbildung mitbringen.
Sie sollen nicht nichts tun, aber keiner bezahlten Arbeit nachgehen.
Sie sollen sich mehr für uns interessieren, als für ihre Heimat.
Sie sollen sich aber auf keinen Fall zu unseren Problemen äussern.
Die Realität dieser Menschen sieht allerdings ganz anders aus:
Nur die stärksten kommen bis zu uns.
Viele sind stark traumatisiert.
Auf dem Weg hierher wurden sie konsequent ausgebeutet.
Um bis zu uns zu gelangen mussten sie lügen und egoistisch sein.
Die Meisten sind nicht freiwillig hier.
Es sind Menschen. Sie wollen ihr Schicksal selber bestimmen.
Wären wir ehrlich, würden wir am Mittelmeer und auf dem Balkan Maschinengewehre aufbauen und den Menschen mit Erschiessen drohen, denn eine deutliche Mehrheit hier will sich nicht mit ihnen auseinandersetzen.
Eine Lösung für das Problem habe ich nicht. Ich habe aus ziemlicher Nähe die Betreuung einiger Flüchtlinge durch eine befreundete Familie miterlebt. Das ist sehr, sehr hartes Brot. Die Flüchtlinge verhalten sich häufig nicht wie erwartet, sind vom Wunsch hin und her gerissen sich hier zu integrieren oder nach Hause zurückzukehren, manchmal ändern sie täglich ihre Meinung. Junge Männer sind oft bequem und faul wie die hiesigen auch und überschätzen ihre Fähigkeiten masslos. Junge Frauen setzen oft auf ihre Frauenrolle, weil sie es nicht anders kennen, etc. etc.
Am einfachsten und effektivsten wäre es, die Fluchtursachen klein zu halten. Das würde bedeuten, die ausbeuterischen Strukturen nicht mehr länger aktiv zu unterstützen. Dies wiederum bedeutet hier einige sehr reiche und mächtige Leute in ihrem Tun einzuschränken.
Immerhin hätten wir als Demokratie ein paar Möglichkeiten hierzu, allein es fehlen die Mehrheiten.
Lieber Herr Simon Reber,
Ich stimme ihrem Kommentar hauptsächlich zu. Der Vergleich mit dem Atommüll bringts ziemlich auf den Punkt. Ihre Analyse entspricht zu grossen Teilen auch meiner Meinung.
Was mich allerdings etwas stört:
Sie behaupten viele junge Männer, Flüchtlinge, seien bequem und faul.
Ich will sie keineswegs angreifen, jedoch würde ich gerne wissen worauf sie diese Behauptung stützen. Ist es konkret so in dieser Familie die sie kennen? Wenn ja, würde ich, aus Interesse und um ihre Aussage besser zu verstehen, gerne mehr darüber erfahren. In meinen Ohren hatte es ein bisschen einen verallgemeinernden Unterton à la „die faulen Flüchtlinge“. Jedoch gehe ich davon aus, dass sie das nicht so gemeint haben.
Wenn sie vielleicht auch noch kurz erläutern könnten, wie sie das genau gemeint haben, dass
die Frauen ihre Frauenrolle einnehmen, wäre das toll.
Haben sie besten Dank. Ich freue mich auf ihre Antwort :)
Ja, das ist meine Beobachtung bei konkreten Fällen, wo mehre junge Flüchtlinge hier in einer Familie betreut wurden. Ich selber habe vier Söhne, zwischen 15 und 28 Jahre alt, ich weiss also wovon ich rede...
Es ist nicht so, dass ich die Betonung auf Flüchtling lege, sondern auf junger Mann.
Es ist sehr, sehr schwierig den Jungs beim Erwachsenwerden die Prioritäten aufzuzeigen, das ist bei Nordafrikanern nicht anders als bei Schweizern. Ausserdem sind die Burschen öfters mal zu 110% überzeugt alles im Griff zu haben, obwohl es offensichtlich ist, dass das nicht der Fall ist.
Während das bei meinen Jungs oft mit einem Augenzwinkern toleriert wurde, ist der Massstab bei einem Asylanten in der gleichen Situation viel höher. Dabei muss der noch die Sprachbarriere meistern, den Kontakt zu der Heimat pflegen und manchmal eine traumatische Flucht unter Lebensgefahr verarbeiten.
Die Mädchen aus patriarchischen Kulturräumen konzentrieren sich viel häufiger als die Mädchen hier darauf sich auf ein Leben als Ehefrau vorzubereiten als auf ein Berufsleben, weil das für weite Strecken ihres Lebens der absolute Normalfall war.
Auf keinen Fall will ich eine pauschale Beurteilung vornehmen. Ich bin sehr davon überzeugt, dass die Menschen überall auf der Welt in Etwa gleich funktionieren. Was stark differiert ist die Erwartungshaltung der unterschiedlichen Gesellschaftsformen.
Und bei uns im Speziellen, ist die Erwartung an Flüchtlinge halt, dass sich diese sehr anstrengen sollen um sich hier zu integrieren, mehr als unsere eigenen Heranwachsenden. Und das ist problematisch
Es ist schon Krank, wie jeder immer Angst vom Ausländer hat und diese Menschen als „Unglücksware“ gesehen werden. Dass es soweit geht, dass diese Menschen so absolut unwürdig überleben müssen und Erdogan damit sogar noch seine Greueltaten mit europäischem Geld finanzieren kann macht mich wahnsinnig. So verdammt viel Geld in eine ausländerfreundliche, aufnehmende Flüchtlingspolitik investiert stelle ich mir als ziemlich gutes Szenario für die Europäer vor - eine Utopie ohne Blut an den Händen und mit kultureller Vielfalt.
Doch dafür müssten auch wir in der Schweiz ein bisschen Vernunft annehmen und den Menschen überhaupt eine Chance geben. Menschen aus jeglicher Form von Kriegsgebiet oder „Wirtschaftsflüchtlinge“ müssen endlich anerkannt werden.
Es macht keinen Sinn diese Menschen über Jahrzehnte in Notunterkünfte zu stecken weil sie „illegal“ hier sind. Aber wie auch der Bericht schon sagt interessiert sich niemand für diese Menschen. Solange sie isoliert in ihrer Notunterkunft, auf Moria oder in der Türkei „versteckt“ sind, verschliessen wir die Augen mit Freuden und zahlen wie Blöd für unsere „Unschuld“.
Dass Sie mit diesem Beitrag 25 likes kriegen, zeigt nur, wie einfach es ist, den bedingten Reflex der Republik-Leser auszulösen. Wenn Wirtschaftsflüchtlinge (mir gefällt dieser Begriff nicht, Sie haben ihn zu Recht in Anführungszeichen gesetzt) anerkannt werden, bedeutet dies, dass die europäischen Länder die Freiheit jedes Menschen, sich irgendwo in der Welt niederzulassen, respektieren, was dem amerikanischen Ideal des 19. Jahrhunderts und im Grunde auch dem Migrationspakt der UNO entspricht. Allerdings braucht es dann keine "Anerkennung" der Flüchtlinge mehr.
Ich bin durchaus auch der Meinung, dass die Regulierung der Immigration dem Grundsatz der Gleichheit aller Menschen widerspricht und für Menschen, die in Mali oder Burkina Faso geboren sind, ungerecht und damit wohl auch amoralisch ist. Wir profitieren von dieser Ungerechtigkeit, Nur, ein freies Einwanderungsrecht (wie es in den USA praktiziert wurde) hatte bisher immer als Korrelat , dass sich der Einwanderer selber durchsetzen musste. Wie dies bei der Einwanderung in ausgebaute Sozialsysteme gehen soll, die darauf beruhen, dass der Staat und nicht die Familie oder die Dorfgemeinschaft eine minimale Existenz garantiert, müsste man zumindest näher erklären, bevor man Abschottung pauschal als "krank" und offene Grenzen als "vernünftig" bezeichnet. Man müsste auch erklären, wie man damit lebt, dass ein Teil der Einwanderer (längst nicht alle) Generationen brauchen wird, bis die rechtsstaatlichen Werte verinnerlicht sind. (Wie vielen meiner Klienten musste ich klar machen, dass man gegen einen falschen behördlichen Entscheid durchaus rekurrieren kann und soll, ohne dass man dabei Nachteile zu gewärtigen hat? Wie viele somalische Flüchtlingsfrauen anerkennen noch nach Jahrzehnten nicht, dass Mädchenbeschneidung hier inakzeptabel ist? etc.).
Wie sind nicht unschuldig an der Not in der Welt und schon gar nicht an der die Not verstärkenden Klimakatastrophe. Es aber einfach als (für uns hier) "vernünftig" zu erklären, die Grenzen abzuschaffen, ist ziemlich billig. Wie viele der Republikleser wohnen denn im Erismannhof oder in den alten Hochhäusern in Schlieren, wenn sie frohgemut ihr like unter einen solchen Beitrag setzen?
Ich kann Ihnen nur zustimmen, Herr Hegetschweiler, blinder Idealismus ist keine gute Politik. Menschlichkeit muss gepaart sein mit dem Blick auf die Zusammenhänge. Weltweite Freizügigkeit ebnet die Lebensbedingungen ein, und dafür gibt es in Europa und auch in den USA, Australien und Japan keine Mehrheiten.
NB Im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik von Erdogan von "Gräueltaten" zu reden, zeugt schon von ziemlichem Unwissen. Erdogan beherbergt Millionen von Flüchtlingen (wie auch Iran, der Libanon und Jordanien). Dass es diesen nicht sehr gut geht, sei konzediert, Opfer von Gräueltaten sind sie nicht.
ich gebe ihnen recht, herr hegetschweiler, dass die türkei eine riesige menge von flüchtlingen - vorläufig - aufgenommen hat.
sind sie sich aber so sicher, dass S. R. als zielgruppe von erdogans "gräueltaten" wirklich diese flüchtlinge gemeint hat? spontan kam mir da jedenfalls eher die vorgehensweise gegenüber feindbildern des türkischen staatschefs in den sinn:
kurden (jetzt gerade diejenigen in nordsyrien, welche den IS bekämpft hatten und
von den USA fallen gelassen wurden),
gülen-anhängern (auch vermeintlichen), die ja generell für den putschversuch
verdächtigt werden,
justizpersonen, journalisten, lehrer etc., welche von der herrschenden meinung
abweichen und deshalb beschuldigt werden, einer terroristischen gruppierung
anzugehören.
vielleicht dachte S. R. diesbezüglich an eine "querfinanzierung" solcher aktivitäten durch die EU-gelder?
und dass erdogan die flüchtlingsmasse bei jeder gelegenheit als manövriermasse missbraucht, um eine drohkulisse aufzubauen, macht die sache auch nicht besser.
Es ist eine Schande, wie das reiche Europa mit den Menschen nicht nur in Moria umgeht. Ein Europa, das aus demografischer Sicht auf Einwanderung angewiesen wäre. Ein Europa, das sich während Jahrhunderten in den Kolonien und deren Nachfolgestaaten bereichert hat. Ein Europa, das sich für die Wiege der Zivilisation und der Menschenrechte hält. Und alle schauen weg.
Danke für die Reportage!
Es ist traurig und beschämend. Was sind diese Menschen für uns (unsere Regierungen), wenn nicht Menschen zweiter Klasse?
Es bedrückt mich, wenn im Diskurs mit Rechten argumentiert wird, dass die „Flüchtlingswelle“ vorbei sei. Das Argument verkennt die entrechteten Menschen in den Lagern Lybiens, es verkennt die zur Abschreckung nicht geretteten Vertrunkenen, es verkennt die Lage in Moira&&& ...(man könnte diese Auflistung noch lange weiterführen).
Setzen wir im Diskurs ein positives Gegenbeispiel, ein Gegenentwurf, statt in Verteidigung der längst unterwanderten Menschenrechten zu verharren.
Für sichere Fluchtrouten, für eine engagierte Integration statt Repression, für Menschlichkeit, für Regeln gegen die Ausbeutung des globalen Südens, für Entwicklungszusammenarbeit, für Solidarität und für einen gerechten Welthandel statt schonungslosem Freihandel auf Kosten der Menschen und Natur. Mit einem Gegenentwurf zur Abschottung könnte dieser unerträgliche Grenzen-„Flüchtlingswelle“-Angst-blabla-Diskurs, der längst bis tief in die bürgerliche Mitte der Gesellschaft vorgedrungen ist, endlich wieder eingedämmt werden. So meine Hoffnung...
Wahrscheinlich meinte S. R. mit den „Gräueltaten“ Erdogans den Krieg in Nordsyrien, was definitiv eine ist. Oder er meinte, dass (wie im Beitrag erwähnt) Erdogan mit diesen MENSCHEN seine Geomachtpolitik betreibt, was zwar keine Gräueltat an sich ist, aber unter der Gürtellinie, sprich Menschenwürde, ist!
Schrecklich! Es muss doch irgendwie möglich sein, diesen Menschen eine Perspektive zu geben.
Wie wäre es zum Beispiel, wenn die EU den Griechen ein paar unbewohnte Inseln abkaufen würde, wo sich die Syrer ansiedeln könnten? Damit würden alle gewinnen: die Flüchtlinge könnten sich eine Existenz aufbauen, die Griechen ihre exorbitanten Schulden reduzieren und Länder wie Deutschland müssten die Solidarität ihrer Bevölkerung nicht weiter beanspruchen.
Das würde das Problem doch nur um ein paar Kilometer verlagern und ein paar, ohnehin schon wohlhabende, Griechen noch wohlhabender machen. Diese Menschen brauchen eine Lebensgrundlage, keine unbewohnte Insel
Es gibt Gründe, warum Inseln in der Ägäis unbewohnt sind, weil sie fast unbewohnbar sind (zu wenig Wasser) . Man kann nicht 10'000e von Menschen auf solche Inseln zwingen. Die einzige Hoffnung, die ich habe, ist dass Assad, Iran und Russland in Syrien siegen und einen einigermassen stabilen Staat, der die Rückkehr ermöglicht,aufbauen können. Ich sehe schon, dass dies eine sehr problematische Hoffnung ist, weil es sich um drei autokratische Regimes handelt und die Nachkriegsverfassung Syriens in keiner Weise einem westlichen liberalen Rechtsstaat gleichen wird. Völlig absurd ist diese Hoffnung nicht. Nach dem Sieg des Autokraten Ho Chi Minh hat sich die Lage in Vietnam (gegenüber dem Krieg) verbessert und die Flüchtlingsströme sind abgeflaut.
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