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Ich hätte es begrüsst, wenn statt dem einäugigen Dämonisieren von Putin und Russland wenigstens ein Versuch unternommen worden wäre, die Komplexität der Situation auf dem geschichtlichen Hintergrund darzustellen. Das würde ich hier, wenn auch fragmentarisch, gerne nachholen:

  1. Beim Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands, hat Russland seine Soldaten aus Ostdeutschland ersatzlos abgezogen. Die amerikanischen Soldaten hingegen sind immer noch auf deutschem Boden, führten und führen von da aus Drohnenkriege u.a. in Afganistan . Wieso?

  2. Im Zuge der Wiedervereinigung wurde auch der Warschauer Pakt aufgelöst. Die Nato nicht, im Gegenteil; das Versprechen an die Russen auf eine Nato Osterweiterung zu verzichten, wurde gebrochen, indem die ehemaligen Warschauer Pakt Staaten Schritt für Schritt in die Nato integriert wurden; In Folge wurden und werden Nato Truppen und Waffen bis direkt an die russische Grenze stationiert , auch atomare Waffen. Auch wurden Manöver vor der russischen Haustür abgehalten, altdeutsch "Säbelrasseln". Warum?
    Der letzte Stein in diesem Brett ist die Ukraine. Russland hat über die Jahre immer und immer wieder die Einhaltung dieses Versprechens angemahnt. Die diesbezüglichen Reden von Putin sind dokumentiert; sie scheinen mir vernünftig, klug und angemessen. In unseren Medien kam kaum etwas davon...der Aufschrei der Empörung über den Verrat des Versprechens blieb aus. Das, von Seiten der Nato, prinzipielle Ignorieren dieser Appelle ist mir unverständlich. Vor diesem Hintergrund finde ich es, gelinde gesagt, unlauter, um nicht zu sagen infam, Russland und Putin für die jetzige Eskalation verantwortlich zu machen.

  3. Es gibt hinreichend Dokumente, z.B. die Rede von George Friedmann,(https://www.youtube.com/watch?v=QeL…tc&t=1315s), dass die Regierung der Vereinigten Staaten ein Interesse daran haben eine Zusammenarbeit von Russland und dem deutschsprachigen Raum ( zur Erinnerung; Deutschland ist die viert grösste Wirtschaftsmacht dieses Planeten..) zu verhindern, und wie es scheint, mit allen Mitteln.
    Wieso? Weil eine Verständigung und Zusammenarbeit dieser beiden von den USA als Bedrohung ihrer Vormachtsstellung wahrgenommen wird, zu Recht, wie ich meine...was dem Planeten aber gut tun könnte... Genmanipultaion ist in Russland verboten, die Landwirtschaft wird in grossen Schritten auf Bio umgestellt, Schul-und Alternativmedizin arbeiten Hand in Hand...Wladimir Putin bot der BRD, in seiner Rede vom 25. September 2001 im deutschen Bundestag an ( https://www.youtube.com/watch?v=hSPZlCo2B0E), gemeinsam an einer neuen Sicherheitsarchitektur des Friedens zu arbeiten. Die Rede wurde damals mit Standing Ovations beantwortet...Wer und warum hat das Aufgreifen dieses wahrhaft sinnvollen Impulses verhindert?

Und noch was: Während unsere Medien ergreifend um das Wohl von Navalny besorgt sind, verottet derweil Julian Assange im Gefängnis, sang und klanglos...
Dazu: Nils Melzer, UNO Sonderberichterstatter für Folter : " Der Fall Julian Assange"

Ich konstatiere: Es wird massiv und systematisch mit zweierlei Mass gemessen. Von wem und wieso? Soviel Ignoranz treibt mir die Tränen in die Augen, ich weigere mich da mit zu machen und ich hoffe aus ganzem Herzen, dass jenen Kräften, die die Menschheitsfamilie, unter dem Vorwand wechselnder Ideologien, seit Jahrtausenden spalten und in blutigen Kriegen gegeneinander hetzen, endlich der Boden entzogen wird.
Dazu: "Das Einzige, was die Menschheit zu retten vermag, ist Zusammenarbeit und die beginnt im Herzen jedes Einzelnen." George Bernard Shaw

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Elia Blülle
Journalist @Republik
·
· editiert

Sie betreiben Whataboutism. Der Angriffskrieg ist mit rein gar nichts zu rechtfertigen – weder mit einer geopolitischen, noch einer historischen Erklärung. Die Schuld für die Eskalation trägt Putin alleine. Er hat den Angriff befohlen. Punkt. Dass sich andere Staaten in der Vergangenheit auch nicht sauber verhalten haben, Julian Assange etc… ändert nichts daran und ist für die journalistische Einordnung des Konflikts komplett irrelevant.

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Danke, Herr Blülle. Ich war gerade daran zu begründen, weshalb diese scheinbar harmlosen Fragen eine grosse Voreingenommenheit zum Ausdruck bringen und wichtige Aspekte ausblenden. Ich lasse es bleiben. Ergänzen möchte ich Ihre Antwort nur insofern, dass der freie Entschluss von demokratischen Staaten, sich geopolitisch zu verorten und bspw. dem westlichen Bündnis beitreten zu wollen, nicht relativiert werden kann. Ausser man negiert die Souveränität demokratischer Staaten, wie das u.a. die Diktaturen Russlands und Chinas tun.

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Lieber Herr Blülle, gesetzt der Fall, ihre Frau reicht die Scheidung ein, so geschieht das auch nicht aus heiterem Himmel, sondern hat eine Vorgeschichte...Ich versuche generell die Vorgänge um mich herum in ihrem Kontext zu erfassen, alles andere ergibt für mich keinen Sinn. Zugegeben ist das aufwändiger, aber ich kann dabei auch viel lernen und ich werde definitiv eigenständiger und weniger manipulierbar. Es steht ihnen natürlich frei das "Whataboutism" zu nennen, statt sich die Mühe zu nehmen auf den Inhalt meiner Darlegungen einzugehen.

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· editiert

Sehr geehrter Herr Blülle,

Sie haben vollkommen Recht.
Dazu muss ich mich noch bei Ihnen entschuldigen.
Meine Hoffnung, dass die Vergangenheit sich auf die Gegenwart widerspiegelt, war komplett falsch.

...tja. Und der Preis... seit 2 Tagen Gefühlshölle...

...ein Teil meiner Verwandten sitzt gerade in der Charkower Metro und wartet auf den nächsten "Grad" Angriff... (Info ca. 1430)

LG, der nicht mal ansatzweise "neutrale Beobachter"

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Angststarr
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Vielen Dank Hr. Blülle für diese Klarstellung.

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Interkultureller Coach
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Der Grifff zum Wort "Whataboutism" ist das Ende einer Diskussionskultur

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Herr Blülle,
Herrn/Frau B.'s Aussage verstehe ich mehr als eine Einordnung als eine Rechtfertigung. Ihre Aussage Putin trägt die Schuld alleine ist etwa so naiv wie Hitler wäre der alleinige verantwortliche für den 2. Weltkrieg. Dies alles greift etwas kurz.

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KEIN Angriffskrieg war je zu rechtfertigen. Und wird es nie sein!
Auch die Nazis haben gelogen, als sie behaupteten, gegen Polen werde "zurückgeschossen"!
Wenn man sieht, dass die eine imperialistische Seite bei den Gründen für den Angriff lügt - gehört es da nicht zur journalistischen Sorgfaltspflicht, auch die "Argumente" der ebenfalls imperialistischen Gegenseite genauer unter die Lupe zu nehmen?
V.a., wenn man genau weiss, dass diese Gegenseite in der Vergangenheit immer wieder auch nur Lügen über ihre angeblich "hehren Ziele" verbreitet hat? (Ich erinnere nur an die vielen Artikel in der Republik dazu!)

Kriege fallen nicht vom Himmel, weil ein Anführer verrückt ist. Sie haben immer konkrete, materielle Ursachen in der Ökonomie, in der Politik und in den Zuspitzungen, die sich über die Zeit entwickeln.
Natürlich ist heute die Ukraine das Opfer und Russland der Aggressor! Aber USA und NATO haben eine wichtige Rolle in der jahre-, ja jahrzehntelangen Zuspitzung gespielt!

Die Schuld nur bei einer Seite zu suchen, ist idealistisch und positivistisch. Idealistisch, weil man selbst auf die Propaganda der anderen Seite hereinfällt. Und positivistisch, weil man es nicht schafft, die konkreten Zusammenhänge herauszuarbeiten, die für eine sachliche Beurteilung notwendig sind.

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Habe ich das richtig verstanden: Die Atommacht Russland, mit ihrem Arsenal von 1600 weltweit einsatzfähigen strategischen Nuklearwaffen, und einer Armee von 900'000 Menschen, ist durch die 40'000 Soldaten der NATO Response Force (die Gesamtheit der von der NATO kurzfristig mobilisierbaren Truppen) derart existentiell bedroht, dass eine präventive Invasion der Ukraine zur Verhinderung der Stationierung von NATO Truppen unerlässlich war, um das Überleben Russlands zu sichern?

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Was sich die NATO Response Force , zu deutsch das " NATO Verteidigungs-Bündnis" nennt, hat de facto seit ihrem Bestehen nur Völkerrechts widrige Angriffs-Kriege geführt und dabei auch Uranmunition und Landminen eingesetzt, was zum Beispiel in Afghanistan Flussläufe bis heute vergiftet und ganz Landstriche für Landwirtschaft unbrauchbar macht. Ich erspare uns weitere Details zu Serbien, Libyen etc. Infrastrukturen in Schutt und Asche, Trauma für Generationen, Flüchtlingsprobleme, Invalide...das Leid der Tiere im Krieg...usw. kurz, ein Alptraum.

Ich habe keinen Zugang zu den von ihnen genannten Zahlen. Da sich die NATO auch das "transatlantische Verteidigungsbündnis" nennt, hätte ich es fair gefunden, sie hätten die weltweit einsatzfähigen strategischen Nuklearwaffen der USA ebenfalls benannt und wo die stationiert sind ( z.B. in Deutschland, wenn ich mich nicht irre?) inklusive der 10 US Flugzeugträger ( Russland hat 1...), weil die gehören ebenfalls zum Setting.
Warum? Weil der Oberbefehlshaber der NATO immer ein US Amerikanischer General ist, der kommt aber nicht in den Medien, da zeigt man uns nämlich den Nato General-Sekretär, was dann ein Europäer ist und in Zivil und einen demokratischen Eindruck erweckt...Im Übrigen, egal wieviele Atomsprengköpfe wer hat ( China, Israel, Frankreich etc), der Planet und die Menschheitsfamilie sind so oder so in Geiselhaft des Atomaren Overkill, und dies nicht erst seit gestern...und hier noch ein bisschen whataboutism; die ersten die die Bombe gebaut haben und die bislang Einzigen, die sie zweimal ( ohne Not!) abgeworfen haben, waren nicht die bösen Russen sondern unsere transatlantischen Brüder und weltweiten Hüter von Demokratie und Frauenrechten...das war jetzt ein bisschen polemisch...
Aus meiner Sicht die langfristig einzige Lösung und oberste Priorität:
Eine umfassende Friedensbewegung die in den Familien ( Stichwort "Geschlechterkampf"), in den Schulen, Gemeinden, Betrieben kurz in all unseren Be-ziehungen auf das Einhalten des Gewaltverbots achtet, was gemäss Völkerrecht/ UNO Charta auch für die zwischenstaatlichen Beziehungen gilt! Und von klein auf das Einüben im Umgang mit Konflikten, in und ausserhalb von einem ...denn "..im Kleinen muss beginnen, was im Grossen soll gelingen." Goethe

Zerstören ist so einfach, das Aufziehen und Begleiten eine Kindes dauert viele Jahre vollsten Einsatzes und es genügt eine Gewehrkugel um dieses Leben in Sekunden auszulöschen...Ich rechtfertige das Vorgehen von Russland nicht, wogegen ich mich wehre ist die Schwarz-Weiss-Malerei und das Aufwiegeln und Aufhetzen.
Die Phänomene entstehen in gegenseitiger Abhängigkeit, fällt nur eine der Bedingungen weg, ändert sich das gesamte Setting.
Einseitige Schulzuweisungen sind somit a priori absurd, es ist immer 50:50...
Die Geostrategie der USA und ihrer Verbündeten ist öffentlich zugänglich und dokumentiert. Ich muss nicht Russin sein, damit mir davor graut.
In Tibet gibt es ein Sprichwort, das sagt:
" Die Frau trägt das Kind, der Mann den Tod."
Ups! Da tun sich neue Abgründe auf, aber ist eh nur alles Whataboutism, nicht wahr? ...und ich wäre ihnen wirklich dankbar für die Nachlieferung der Zahlen, oder wenn sie mir sagen, wo ich die finden kann. Merci beaucoup!

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Herr B. finden Sie es nicht ein bisschen unangebracht, ausgerechnet in der Zeitung, die sich seit ihrem Bestehen für die Freilassung von Julian Assange einsetzt und immer wieder sehr ausführlich über den Fall berichtet hat, den pauschalen Vorwurf an "unsere" Medien zu platzieren, dass diese sich nur mit Navalny beschäftigen würden und Assange verrotten liessen?

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Angststarr
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Danke Hr. W.!

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Danke Herr/Frau B. für diese Auslegeordnung. Leider wird diese (wie auch mein kliener Hinweis weiter oben) gleich als Gutheissen der Russischen Invasion aufgefasst, was weder in Ihrem, noch in meinem Fall stimmt. Ich leide mit dem Ukrainischen Volk und hoffe, dass dieser Alptraum bald zu Ende ist. Aber das darf einem doch nicht von einer differenzierteren Analyse der Ursachen abhalten, nicht?

Herr Blülle's Vorwurf an Sie bezüglich whataboutism kann ich rein gar nicht nachvollziehen und empfinde diesen ein wenig deplatziert...

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Ihre Verweigerung, dies als whataboutism zu bezeichnen, kann ich auch rein gar nicht nachvollziehen und finde diese subjektive sogenannte "Auslegeordnung" im jetzigen Zeitpunkt nicht nur ein wenig, sondern sehr deplatziert. Ob absichtlich oder nicht, Sie schreiben von "Ursachen" und möchten damit doch eine Rechtfertigung liefern. Sie können es drehen und wenden wie Sie wollen, nichts und niemand kann mir eine "Erklärung" liefern für diesen brutalen Angriffskrieg. Wer denkt, man könne bei kriminellen Unterdrückern wie Putin "neutral und objektiv" sein, steht auf der Seite des Unterdrückers. Es gibt kein "ja, aber...".

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In der soeben erschienen März-Ausgabe der “Blätter für deutsche und internationale Politik“, in der sechs Beiträge dem Ukraine-Konflikt gewidmet sind, kommen zwei Autoren, der deutsche Kalter Krieg-Historiker Greiner aus Hamburg sowie der Oberst a.D. Richter aus Bremen, zu derselben Einschätzung.
Und natürlich heißt die (selbst-) kritische Bewertung des womöglich eigenen bzw. westlichen Anteils an der unheilvollen Dynamik nicht, dass es nicht trotzdem ein schwerer Fehler Putins und seine Verantwortung war. Aber wenn man die in Fahrt gekommene Eskalation unterbrechen will, muss man auch sehen, an welchen Schrauben man drehen könnte, die man selber kontrolliert, um Druck aus dem Kessel zu nehmen.
Dieses Thema greift ein dritter Beitrag auf, der danach fragt, wieso man die keineswegs weltfremde Forderung Russlands, dass die Ukraine nicht der Nato beitreten darf, nicht aufgegriffen hat und verbunden hat mit symmetrischen Sicherheitsgarantien Russlands gegenüber der Ukraine.
Was mich sowohl bei den sehr kritischen Ausführungen in dem besagten März-Heft als auch bei den von Ihnen zu recht benannten Versäumnissen und Einseitgkeiten des Westens nicht überzeugt, ist der Zeitpunkt der tragischen Zuspitzung. Ich kann nicht erkennen, was die gegenwärtigen Ereignisse mit den angeschuldigten historischen Umständen KONKRET zu tun haben. Also wieso jetzt?! Es gab m.W. weder unmittelbar bevorstehende Pläne oder gar Verhandlungen zur Aufnahme der Ukraine in die Nato, noch sollten irgendwelche neuen Waffensysteme näher an die russische Grenze verlegt werden. So berechtigt die Hinweise und Argumente zum historischen Kontext sein mögen, so unverständlich bleibt gleichwohl der tatsächliche Verlauf dieser Krise.

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verbunden hat mit symmetrischen Sicherheitsgarantien Russlands gegenüber der Ukraine.

Die sind historisch leider einen Dreck wert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Budap…Memorandum

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(von der Moderation verborgen)
Die andere Sicht
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Die Nato (USA) ist für mich genauso mitschuldig am Debakel wie Putin. Ein Versprechen die Ukraine nicht in die Nato aufzunehmen wäre möglich gewesen. Die Diplomatie hat vollständig versagt und die Gier die Ukraine in die Nato einzuverleiben zu wollen hat überwiegt. Ich heisse Putins Tun nicht gut, aber kann ihn verstehen. Es geht ja auch bei ihm um Macht und Einfluss.

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· editiert

Oje, ein Putin-Versteher.
Und das nachdem er der Welt gezeigt hat, dass er nicht nur rumbrüllen sondern auch rumballern kann.
Erzählen Sie uns als nächstes, dass Putin sich nur wehrt? Dass er die russische Bevölkerung nur vor dem ukrainischen Faschismus beschützt?

Edit: Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass der Westen "gut" und Putin "böse" ist. Aber in diesem Krieg ist Putin eindeutig der Aggressor. Und dafür habe ich null Verständnis.

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Die andere Sicht
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Nein ein Putin versteher was den Angriff betrifft bin ich nicht. Aber es braucht halt immer zwei für einen Streit. Wenn keiner nachgibt knallt es halt

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Herr W... jemanden, der auch die historischen Hintergründe mit in seine Überlegungen mit einbezieht (ich halte Herr M. Ansicht für sehr relevant) kurz mit dem xyz-Versteher Schimpfwort (scheint gerade Mode zu werden..) belegen und gut ist?

Meiner Meinung nach greifen Sie mit Ihren Argumenten doch ein wenig zu kurz.
Auch ich bin mit Putin's Vorgehen in keinster Weise einverstanden (wer könnte das schon sein..?.), aber dann die Vorgeschichte einfach auszublenden, kann es wohl auch nicht sein. Entgegen der Unsitte, nicht zu fragen, wer womit angefangen hat, finde ich dies schon relevant. Hilft ungemein bei der Ursachenforschung. Meiner Meinung nach hat vor allem 'Europa' hier kläglich versagt.

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Ihre Darstellung ist unhaltbar. Das Minsker Abkommen (Minsk II) war grundsätzlich ein diplomatischer Erfolg. Es wurde zwar von beiden Seiten mehrfach gebrochen bzw. nicht eingehalten. Russland aber hat den Konflikt in den Regionen Luhansk und Donezk durch Unterstützung der Separatisten jahrelang aktiv geschürt. Schon die Annexion der Krim war klar völkerrechtswidrig. Die Bedrohung der Ukraine durch Russland war insgesamt wohl deutlich grösser als umgekehrt. Die Ukraine hat in freien Wahlen eine Regierung gewählt, die in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Bevölkerung sich lieber dem Westen annäherte als dem diktatorischen Regime im Kreml. Die NATO als gierig zu bezeichnen ist falsch, die Annäherung wurde von der Ukraine forciert, die NATO verhielt sich aus Sicherheitserwägungen zurückhaltend. Auf der Website der "Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg" sind die Umstände sehr gut und knapp dargestellt https://www.lpb-bw.de/ukraine-eu-nato.
Auch wenn die Ukraine grosse Anstrengungen unternommen hat, um sich der EU und der NATO anzunähern, rechtfertigt dies den aggressiven Angriffskrieg des russischen Diktators nicht. Nein, vernünftigerweise kann man Putin nicht verstehen - ausser man teilt seine verschrobene Geschichtsverdreherei.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Die Schuld für den Angriffskrieg trägt Putin alleine. Punkt. Er hat entschieden einen Krieg zu beginnen, nicht die Nato. Alles andere kann diplomatisch gelöst und besprochen werden.

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Interkultureller Coach
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· editiert

Ein wenig Hintergrundinformation:
https://www.youtube.com/watch?v=nl5a-QK2Up0
Steinmeier, der heute Krokodilstränen vergiesst, war als damaliger deutscher Aussenminister massgeblich am Versuch dieses unselige Abkommen durchzusetzen, beteiligt.
Siehe auch Wikipedia über den Vertrag EU Ukraine:
https://de.wikipedia.org/wiki/Assoz…er_Ukraine

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Gerade Ganser gelesen oder RT in Dauerschleife? Unfassbar.

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Interkultureller Coach
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RT, CNN, CGTN, France 2, ntv, NHK, BBC World .... und vor allem die Geschichte des Konflikts, den die EU und die USA gezimmert haben. Es ist eine lückenlose Fortschreibung der opportunistischen, amerikanischen Aussenpolitk seit den 1970-igern mit einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Landes, Unterstützung eines "Sympathisanten", der dann fallen gelassen wird, Rückzug aus der Verantwortung, Chaos für eine leidende Bevölkerung. Jeder der nur ein wenig über Bevölkerungsgruppen in der Ukraine Bescheid wusste, war der Konflikt absehbar, auch dass der Westen die Ukraine nicht untersützten konnte. Alle Politiker, die daran beteiligt waren entziehen sich jetzt der Verantwortung.
PS und bevor sie mir Verschwörungstheorien unterstellen, sollten sie vielleicht ihre Hausaufgaben machen und sich umfassend informieren. Die Quellen oben sind alle westlich und serös. Ich kann gerne noch weitere nennen.

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Einverleiben? Gier? Und das unterstellen sie ... der NATO? Haben sie noch alle Tassen im Schrank?

Warum soll die Ukraine, de jure ein souveräner Staat, nicht selbst entscheiden dürfen ob sie einer Verteidigungsallianz beitreten möchte? Dass sich Russland von der blossen Möglichkeit, dass möglicherweise jemand die Ukraine gegen Angriffskriege verteidigen könnte, in seinen Interessen derart eingeschränkt sieht ... ist wichtiger als das Selbstbestimmungsrecht der Ukraine???

Und von wegen "einverleiben": Die NATO pflegt die Souveränität ihrer Mitgliedstaaten zu respektieren. Da werden keine Truppen entsendet wenn der falsche die Wahl gewinnt. Und es werden erst recht keine "Freiheitskämpfer" mit Flugabwehrraketen bewaffnet.

Und von wegen "Gier": Von einer NATO-Mitgliedschaft am meisten profitiert hätte doch wohl ... die Ukraine selbst: Sie wäre jetzt heilfroh um militärischen Beistand.

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Die andere Sicht
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Das ist mir alles bewusst trotz kaputter Tassen. Ich werfe einfach ein paar fragen auf über die man auch nachdenken sollte. Das habe ich in den letzten 2 Jahren gelernt und bin darum noch ungeimpft

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Die Betroffenheit zu Afghanistan und jetzt zum Ukraine Konflikt ist gross bei den Schweizer PolitikerInnen. Es fehlt jedoch der Mut und der Wille (bei den meisten), sich aktiv für den langfristigen Frieden einsetzen zu wollen.
Da gibt es verschiedene aktuelle Baustellen:

Die Schweiz hat den Atomwaffenverbotsvertrag noch immer nicht ratifiziert.

«Schweizer Rüstungsunternehmen haben im Jahr 2020 Kriegsmaterial im Wert von 901,2 Millionen Franken exportiert.» Das wäre eine schöne Summe für die Investition in friedensfördernde Massnahmen.

Im Sicherheitsbericht des Bundes von 2021 sind 9 Ziele definiert, die in der Schweizer Sicherheitspolitik in den nächsten Jahren als Schwerpunkte verfolgt werden sollen.
https://www.admin.ch/gov/de/start/d…83266.html

Das Wort Frieden kommt in den 9 Zielen nicht vor!
Verschärfungen für die Ausfuhr von Kriegsmaterial sucht man vergeblich im Bericht.

Ich wünschte mir als eines der Ziele, die Stärkung der zivilen Sicherheit u. a. durch umfangreiche Ausbildung von Friedensfachleuten und die Stärkung der Arbeit von Friedensorganisationen (auch finanziell).
Stattdessen steht in der Einleitung auf der admin.ch Website:
«Entsprechend bleiben auch Mittel wie moderne Kampfflugzeuge für Schutz und Sicherheit von Land und Bevölkerung weiterhin unverzichtbar.»

Wie viele Menschen werden noch sterben, bis wir endlich alle checken, dass wir mit militärischen Mitteln und Gewalt keine Konflikte lösen können?

Ich bin wütend, traurig und sehr enttäuscht, dass die Schweiz von offizieller Seite her, so wenig für den Frieden tut. Ich denke, dass es viel Potenzial gäbe.

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Danke für das gute Briefing! Ich hoffe auch für die Zukunft auf fundierte Informationen von der Republik über den Krieg in der Ukraine.

PS: ich finde euren Entscheid bzgl. Fotos richtig.

Edit: PS zugefügt.

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keine Rolle
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Die Uefa und Schalke zeigen eine Art von Rückgrat und distanzieren sich etwas von Gazprom, vielleicht sollten sich aufgrund Suisse Secrets auch der Schweizer Fussbalverband langsam von der CS und Zürich von der Credit Suisse Arena distanzieren.

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Nicolas Deichmann
Leser
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Das was noch vor Kurzem unvorstellbar schien, sich aber gleichzeitig als unausweichlich zeigte, ist geschehen: 1939 wiederholt sich. Die Ausgangslage, die Rhetorik und das Vorgehen ist genau gleich wie im Moment des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges. Ob es sich wie damals in einen globalen Flächenbrand ausweiten wird oder nicht, kann zur Zeit niemand voraussagen. China wird die Entwicklung in der Ukraine sehr genau verfolgen und, bezogen auf seine seit langem unverholenen Uebernahmegelüste gegenüber Taiwan, seine Schlüsse ziehen. Wir fühlen uns alle ohnmächtig den möglichen Entwicklungen ausgeliefert. Die bisherige Reaktion der offiziellen Schweiz, die sich hinter ihrer vermeintlichen Neutralität versteckt, ist einmal mehr beschämend, und lässt erahnen, dass die übernächste Generation im Erweiterungsbau des zürcher Kunsthauses eine Sammlung ukrainischer Kunst bestaunen wird. Das Wort Solidarität ist bei uns in den vergangenen Jahrzehnten leider in Verruf geraten, besonders, wenn es sich um mehr als Lippenbekenntnisse handeln muss. In der nicht so fernen schweizer Geschichte gab es aber eine Ausnahme: 1956 als Russland Ungarn besetzte und jeglichen Widerstand erbarmungslos unterdrückte, hat die Schweiz (unter dem Schreckgespennst des Kommunismus) vielen Flüchtlingen aus Ungarn eine neue Heimat geboten. Es werden sich auch heute als Folge des erzwungenen “Anschlusses “ der Ukraine ans russische “Reich” unzählige Menschen in berechtigter Angst um ihr Leben auf die Flucht begeben. Das sind Menschen, die unsere Werte sowie unsere Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie teilen. Darum mein Appell an die offizielle Schweiz sowie an alle von uns, die das grosse Privileg haben, in Frieden und Wohlstand zu leben: Befreien wir uns von unserem Ohnmachtsgefühl und zeigen uns von unserer auch vorhandenen grosszügigen Seite – heissen wir, wie 1956, die sich auf der Flucht begebenden Menschen aus der Ukraine mit offenen Armen willkommen.

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Angststarr
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Danke! Auch wenn wir gerade fassungslos und ohnmächtig sind:
Auf wecollect werden Unterschriften gesammelt, für einen offenen Brief an Karin K. Sutter zur Aufnahme von 10’000 Kriegs-Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten.
Und die SP Schweiz sammelt Unterschriften um den Bundesrat zu bewegen, sich den Sanktionen der EU vollumfänglich anzuschliessen.
Es wäre schön, wenn sich zumindest dieser Teil Schweizer Profit-Mentalität während des 2. Weltkrieges NICHT wiederholen würde.

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Putin, seine Oligarchen und Kleptokraten haben Angst vor der um sich greifenden Demokratie in ihrer Nähe. Sie profitieren die Diktatur like homeoffice; ihren Lebensgenuss auf ihren Yachten aber leben sie in demokratischen Häfen an der Côte. Oder auf dem Lac Léman. Spazierend auf dem Zuger Berg im Gesicht die Abendsonne. Und mit dem kompakten Steuerfuss in gediegenen Wanderschuhen drucklos.

Aber ohne Entourage Putins kein Fussball auf der Welt. Das Eis unter den Hockeyanern taute unter den gesponsorten Kufen, wenn russisches Geld gefriert. Keine tiefen Steuern im bürgerlichen Zug mit nördlichem Stream (immer wieder Zug: Wenn wir's nicht machen, machen's andere.). Keine Theater mancherorts und bald einmal kalte Stuben zu Hause und zu teurer Sprit im Tank. Stromleere Batterien verlieren an Spannung.

Der Westen ist gefangen in seiner totalen Ausrichtung auf die viel gelobte Globalisierung und der Vernetzung mit Diktatoren und Autokraten zwecks den "Synergien" der Manager in Banken und der Industrie und Politikerinnen und dem totalen Gewinn für ein paar vor allen anderen (Wenn man nur mit lupenreinen Demokratien Geschäfte machen würde...).

    Und dafür sterben jetzt die Menschen in der Ukraine. 

Des Selenskys letzte Bühne vor dem Tod oder Folter ohne Bühne in betonern Kellern. Wir aber feiern Fasnacht und der Schweizer Bundesrat hat das Virus deswegen abgeschafft und beobachtet weiter...

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Angststarr
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· editiert

Beim Lesen ihres Kommentars erlebe ich die emotionale Erleichterung bissiger Ironie!
Die Tragödie: dass da ein Alleinherrscher (Schach)Spiel und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden kann - (oder war die Wirklichkeit immer nur die Bühne für sein (boshaftes) (Macht)Spiel?)
(Edit: stilistisch)

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Rollenlos
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Es herrscht Krieg in Europa und bei der SRF läuft SRF bi de Lüt – Echte Tierhelden. Was für eine perverse Gesellschaft wir haben.

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24 Stunden live Berichterstattung wäre noch perverser. Glauben Sie mir, es ist schon hart genug, als Betroffener nicht völlig durchzudrehen.

Bin für jede Ablenkung dankbar.
Den Leuten vor Ort hilft eine ständige live Berichterstattung ebenso wenig. Hilfreicher wären zielgerichtete Sanktionen, Hochdruckdiplomatie und Waffenlieferungen an die Ukraine. Nur, dass ist nicht die Aufgabe von Journalisten/TV Anstalten, sondern der Politik.

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Leserin
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Ich verstehe Herrn M., aber wenn ich ehrlich bin, nervt mich trotzdem zum Beispiel die ungerührte ostinate Sportberichterstattung. Also verstehe ich auch einen rollenlosen Anonymiker. Ich glaube wir haben Strassbergsche Identitätsfragen, die wir uns stellen müssen, oder denen wir uns stellen müssen. Wir kommen nicht raus aus dieser Falle. Politik ist nicht etwas, was uns eine Komfortzone verschafft. Nach so vielen (für uns) friedlichen Jahren trifft uns der Schock wahrscheinlich umso heftiger. In den letzten Tagen konnte ich kaum etwas essen, litt an ständiger Übelkeit und musste mich ganz langsam aufbauen, völlig neu "programmieren", wenn Sie wissen was ich meine. Es ist wie ein Wirklichkeit gewordener Alptraum, und unfassbarerweise in unserer Nähe. Das ist wirklich schwer zu verarbeiten, auch dass es uns "gut geht". Mal schauen ob es etwas zu tun gibt, was wem gut tun könnte. Das baut nach meiner Erfahrung am besten auf. Egal, was um uns herum alles pervers ist.

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Privilegierter
·

Was ich geschrieben habe ist eine ziemlich verkürzte Form meiner Realität. Ich empfinde wohl ähnlich wie Sie. Aber ich geh kaputt, wenn ich die (hier Fluchtirade nach eigenem Gousteau einfügen) nicht auch mal ausblenden darf. Direkt beeinflussen kann ich die (obengedachte Fluchwörter wieder einsetzen) häufig nicht und versuche wie Sie, (generell) zu schauen, dass ich irgendwem irgendwas Gutes tun kann. Das muss nicht mal was Tiefschürfendes sein. Meine (egoistische) Erkenntnis war mal, dass es auch mir gut gehen darf/muss. Und eine Kochsendung (die freundlich-kompetitiv ist, nicht so Ramsay-mässig;) macht mich halt glücklich. Ich denke daher dass es nicht ganz fair ist, eine - halt eher seichte - Sendung in den Kontext von Krieg zu rücken. Wir müssen (sage ich jetzt mal so ganz vereinfachend) unsere Leichtigkeit irgendwie bewahren. Ist halt eine Gratwanderung. Um es mit dem Komfortzonenmodell auszudrücken: Am meisten Impact hat die Bewegung in der Lernzone. Ansonsten droht Lähmung und Panik... Und damit ist niemandem geholfen.
Aber: Ich weiss ja nicht, ob Anonym 3 das überhaupt so gemeint hat;-)

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Privilegierter
·

Der Krieg ist pervers(!!!). Landfrauenküche seh ich lieber als Tierhelden. Ich MUSS das auseinanderhalten können. Oder wie ist ihr Kommentar gemeint?

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Die Sendung "echte Tierhelden" wurde meines Wissens nicht augestrahlt.

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Völlig klar: Der russische Einmarsch in die Ukraine ist völkerrechtswidrig! Russland raus aus der Ukraine!

Im I. Weltkrieg hat ein amerikanischer Politiker gesagt, dass "die Wahrheit das erste Opfer des Krieges" ist.
Genau das erleben wir auch seit Monaten bei der Ukraine.
Selbst Journalisten in den Leitmedien, die sich selbst als "links'' oder "liberal" sehen, outen sich fast ausnahmslos als Papageien, die nur noch die Propaganda aus Washington nachplappern.

Ich hoffe doch, dass die REPUBLIK hier eine differenziertere Diskussion führen wird.

Muss man daran erinneren, dass erst vor 2 Jahren, der frühere US-Präsident die NATO als "obsolet" bezeichnet hat? Plötzlich erscheint die gleiche NATO wieder als Lösung allen Übels.
Muss man daran erinnern, dass die gleichen Lügen, die wir jetzt von Putin und seiner Propagandamaschine hören, schon hundertfach früher aus den USA gekommen sind? Von den Militärputschen des Kalten Krieges, angefangen bei Iran 1953 und Guatemala 1954 über Vietnam und Kuba bis zum Irak-Krieg mit ihren angeblichen "Massenvernichtungswaffen" und der "Verteidigung und dem Ausbau der Demokratie" in Afghanistan?
Welchen Grund gibt es heute, zu glauben, dass amerikanische Politiker bei der Ukraine die Wahrheit sagen?

Geopolitik ist keine Frage der Moral, sondern es geht ausschliesslich um die Durchsetzung eigener ökonomischer und Machtinteressen.
Ein erstes Ergebnis ist schon heute absehbar: Russisches Gas ist unerwünscht. Es wird aber nicht z.B. durch den forcierten Ausbau ökologischer Energie ersetzt, sondern durch amerikanisches Frackinggas, das in Tankern über den Atlantik geschippert wird. Das ist nicht nur noch umweltschädlicher in der Gewinnung, sondern kostet zudem das 4- bis 5fache! Die Terminals dafür müssen erst noch gebaut werden.

Nur vereinzelt hört man heute noch von den Zusammenhängen und Hintergründen; z.B. von den nicht gehaltenen Versprechungen Dutzender Politiker aus den meisten westlichen Ländern Anfang der 1990er Jahre, die NATO nicht nach Osten zu erweitern.
Und wenn, dann heisst es immer: "Das war ganz anders gemeint damals" oder "das hatte einen anderen Kontext!"

Es wäre z. B. heute Aufgabe von Journalisten, z.B. auch zu den Ursachen dieses Konfliktes zu recherchieren, als es vor 20, 25 Jahren um die NATO-Osterweiterung ging. Denn die Diskussion wurde sehr kontrovers geführt.
Ich gebe hier zwei Beispiele aus 1997, als der erste Schritt nach Osten gemacht wurde; es gibt noch weitere.

George F. Kennan war jahrzehntelang führender, amerikanischer Diplomat. Nach dem II. Weltkrieg war er einer der geistigen Architekten des Kalten Krieges, also sicher kein Liberaler.
Dieser Kennan sagte 1997 im Alter von 93 Jahren in Interviews und Zeitungsartikeln:
"DIE ERWEITERUNG DER NATO IST DER VERHÄNGNISVOLLSTE FEHLER DER AMERIKANISCHEN POLITIK IN DER GESAMTEN ZEIT SEIT DEM II. WELTKRIEG!"
und weiter: "Die Russen sind wenig beeindruckt von amerikanischen Beteuerungen, dass sie keine feindlichen Absichten hegen. Sie würden ihr Ansehen (das für die Russen immer an erster Stelle steht) und ihre Sicherheitsinteressen beeinträchtigt sehen."
("A Fateful Error,"; New York Times, 5.2., 1997 - paywall. Aber abrufbar z.B. unter :
https://www.netwargamingitalia.net/…-error.35/)

Im Juni des gleichen Jahres wurde ein Offener Brief von über 40 Personen an den US-Präsidenten bekannt: Politiker, Wissenschaftler, Generäle, Sicherheitsexperten:innen, unter ihnen Robert McNamara, Verteidigungsminister im Vietnamkrieg, schrieben an Clinton:

"Wir Unterzeichner sind der Auffassung, daß die gegenwärtigen, von den USA angeführten Bemühungen, die NATO auszuweiten, ...
EINEN POLITISCH-STRATEGISCHEN FEHLER HISTORISCHEN AUSMASSES
darstellen. Wir glauben, daß die NATO-Erweiterung die Sicherheit der Alliierten verringern und die europäische Stabilität gefährden wird."
(https://www.blaetter.de/ausgabe/199…em-ausmass)

Die USA haben also genau gewusst, was sie machen. Und sie taten es trotzdem - wider besseren Wissens!
Denn die Schlachtfelder wären ( nein, falsch - SIND) weit weg in Europa.
Das gilt übrigens auch für einen möglichen Atomkrieg!
Putin ist jetzt völkerrechtswidrig in der Ukraine einmarschiert. Aber die USA haben davor 30 Jahre lang gezündelt und provoziert.

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Sollte Russland sich tatsächlich ausweiten und die Ukraine völlig als russisches Territorium einnehmen, ist dann die Entfernung zu NATO Staaten nicht noch kleiner geworden? Scheint mir unlogisch, diesen Grund als Hauptursache für die Invasion zu verstehen.

Oder wird meine Frage Ihrem Kommentar irgendwie nicht gerecht?

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keine Rolle
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Russland grenzt an die Baltische Staaten und damit schon heute an die Nato, aber auch im 'eingemeindeten' Belarus ist die Nato gleich hinter dem Zaun. Die Manöver zeigten, dass Belarus zu Putin Reich gehört.

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Ich gebe Ihnen ein anderes Beispiel: Die USA und ihre diversen Bündnisse haben heute mit über 700 Militärbasen rings um Russland das Land regelrecht umzingelt. NATO-Raketen in der Ukraine würden die Vorwarnzeit für Moskau auf 5-8 Min., also praktisch auf Null, reduzieren.

Die Kuba- Krise 1962 wurde dadurch gelöst, dass Chruschtow seine Raketen aus Kuba UND Kennedy seine schon früher stationierten Raketen aus der Türkei wieder abgezogen hat!
Damals wurden die gegenseitigen Sicherheitsinteressen von beiden gleich starken Parteien berücksichtigt. Heute stellen sich die USA taub.
Die neutralen Länder Österreich, Schweden und Finnland sind zwar Mitglieder in der EU, aber nicht in der NATO. Die Sicherheitsinteressen Russlands zu berücksichtigen, hätte nach 1990 konkret geheissen, den baltischen Ländern oder der Ukraine wirtschaftliche Integration in den Westen bei politischer Neutralität anzubieten. Stattdessen nutzten die USA die poltische Schwäche Russlands nach dem Zerfall der Sowjetunion skrupellos zur Ausdehnung des eigenen Machtbereiches aus. Und zwar trotz der Warnungen der Sicherheitsexperten, die die heutige Situation schon 1997 voraussagten.

Und:
Das ist keine Rechtfertigung des Angriffkrieges gegen die Ukraine, im Gegenteil!
Dieser muss entschieden verurteilt und Russland zum sofortigen Stopp der Kämpfe und zum Rückzug aufgefordert werden!
Aber wir müssen eben auch die Propaganda-Kampagne durchschauen, die die USA zur Desinformation in Europa fahren.

Eine anschauliche Zusammenfassung der wesentlichen Argumente bringt z.B. Michael Lüders in der Woche vor der Invasion:
https://m.youtube.com/watch?v=O_3Z7oK67Yk

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Eine sehr seltsame Sicht der Dinge, das muss ich schon sagen.
Dass die Osterweiterung nicht auf Drängen der USA zustandekam, sondern dem Schutzbedürfnis der ehemaligen Ostblockländer entsprang wird von der Lüge der gebrochenen Versprechen, die es so niemals gab, überlagert. Dass die USA auf ausdrücklichen Wunsch der jeweiligen Länder, diese Waffen dort stationierte und vorher immer Russland unverhohlen mit Gewalt drohte, haben sie komplett unterschlagen. Wieso fühlt sich jemand provoziert, wenn im Nachbarland Abwehrwaffen eingerichtet werden? Das kann doch nur störend sein, wenn man die Absicht hat dieses Land mit Gewalt zu erobern.
Was geschieht, wenn der Westen nicht entschlossen genug reagiert erleben wir gerade jetzt.
Auf jeden Fall hatte die Nato es nie nötig, ihre Bündnispartner mit brutaler Gewalt in ihr Bündnis zu zwingen, wie es Russland schon mehrfach getan hat und jetzt wieder tut.

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Ich empfehle Ihnen, Herr Reber, meinen Beitrag ganz zu lesen, mit Argumenten zu antworten und nicht von "Lügen" und "Unterschlagungen" etc. zu reden. Wer versucht, unter die Gürtellinie zu schlagen, zeigt nur die Fragwürdigkeit der eigenen Aussagen.

Die kritische Sicht auf die weltweite Politik der USA und ihres Bündnisses NATO, auf die Geopolitik, setzt sich auch aus Amerika selbst über all die Jahre fort. Erst am 1.2.22 brachte die Springer-Zeitung "Die Welt" ein Interview mit dem amerikanischen Politik-Professor John Mearsheimer:
"Ukraine-Konflikt: Die Nato hat mit dem Feuer gespielt und sich verbrannt!" (Paywall, aber totzdem in Gänze auffindbar)

Nur zwei Zitate daraus:

WELT: Herr Mearsheimer, Russland fordert vom Westen Garantien, dass die Ukraine nie zur Nato gehören wird. Können Sie das verstehen?

John J. Mearsheimer: Absolut. Russland möchte kein westliches Bollwerk vor seiner Haustür, was aus Russlands Perspektive vollkommen logisch ist. Ich verstehe nicht, warum so viele im Westen diese simple Tatsache nicht begreifen können. Wir in den USA haben die Monroe-Doktrin, die eindeutig besagt, dass keine andere Großmacht eine Militärallianz mit einem Land aus der westlichen Hemisphäre eingehen und dort Truppen stationieren darf. Die Russen haben ihre eigene Version dieser Doktrin und versuchen, sie jetzt durchzusetzen. Die aktuelle Krise ist eine direkte Folge der närrischen Entscheidung der USA und ihrer Verbündeten, die Ukraine in die Nato bringen zu wollen.
...
WELT: Derzeit befürchten viele, Putin will sich noch mehr von der Ukraine holen und vielleicht sogar in die baltischen Staaten einmarschieren. Ist das realistisch?

Mearsheimer: Putin wird oft als ein neuer Hitler gesehen. Nach dieser Logik wäre jedes Zugeständnis eine Wiederholung der fatalen Appeasement-Politik gegen Nazi-Deutschland Ende der 1930er-Jahre. Aber dieser Vergleich ist lächerlich. Außerdem gibt es keinen Hinweis, dass Russland neue Gebiete erobern will.
Wenn die jüngste Geschichte eines gezeigt hat, dann das: Andere Länder zu besetzen führt fast immer zum Desaster. Egal, ob man sich die Erfahrungen der USA in Afghanistan, im Irak oder in Vietnam ansieht oder die der Sowjetunion in Afghanistan; ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten der Sowjetunion während des Kalten Krieges, in Osteuropa Ordnung zu bewahren. Putin und seine Berater sind schlau genug, das zu verstehen. Putin möchte kein neues russisches Großreich oder die Wiederauferstehung der Sowjetunion. Sondern hauptsächlich verhindern, dass die Ukraine der Nato beitritt.
Ob Putin ein Autokrat ist oder nicht, hat wenig mit der Krise um die Ukraine zu tun. Es geht hier nicht um Werte oder Ideologie oder Regierungsformen, sondern um Geopolitik. Es ist verstörend, dass das so viele Menschen im Westen nicht verstehen.

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keine Rolle
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"Muss man daran erinneren, dass [...] der frühere US-Präsident ..." nie in dieses Amt hätte gewählt werden dürfen und zwar "nicht wahnsinnig, aber [ebenso] in einer anderern Realität" (Zitat Christof Franzen auf srf) lebt wie Putin. Das war ein Unfall der Weltgeschichte.

Zweitens beweist der Ukrainekrieg in diesen Tagen, warum die sogenannte Nato-Osterweiterung ein Selbstläufer war:
Baltische Staaten, Polen, Ungarn und auch die Tschechoslowakei hatten bereits mehrfach die zerstörerische Wirkung der Panzerkolonnen aus dem Osten erfahren und wollten nicht nur für Wirtschaft und Prosperität in die EU, sondern ersuchten vorbeugend auch um Aufnahme ins Verteidungungsbündnis der Nato. Wohlweislich ...

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Die andere Sicht
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Danke genau auf den Punkt

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"Anna Politkovskaja" Die Freiheit des Wortes 2011 Dumont Verlag
"Sie war so leicht zu töten, der Mörder brauchte nicht mehr als seine Skrupellosigkeit. Sie war zur Feindin des Systems Putin geworden, das seine Macht über das Recht stellt. Ihre Reportagen reissen die Fassade ein, mit der sich die Grossmacht der Welt präsentiert. ... Anna Politikovskaja hat die Wahrheit empor geholt. In Expeditionen, die gefährlich waren wie das Licht eines Feuerzeugs in einem finsteren Sprengstoffdepot. Sie starb dafür. Wir müssen nur lesen. Wenigstens das." Claus Kleber
Der Diabolus ist der "Durcheinanderwerfer": Putins Reden im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine sind Teufelswerk.

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keine Rolle
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· editiert

Putin ist skrupellos, seine Sprache heisst Gewalt. Als er Rebellen in Tschetschenien "entwaffnete", brachte Kadyrows Schreckensregime viel Leid. Mitschuldig machen sich Diktatorengroupies wie Steuerflüchtling Depardieu, Schröder und Fillon ...
https://www.youtube.com/watch?v=ajXkhUdopuU (arte)
https://www.youtube.com/watch?v=wB3IxBMl9yY (Schweizer Film)

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Nein eben nicht. Das ist Menschen Werk, vielleicht das Werk eines Psychopathen. Der Teufel ist keine hinreichende Kategorie, auf jeden Fall keine Kategorie einer aufgeklärten Zivilgesellschaft...

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Verlegerin, 73, Journalistin
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Vielen Dank für diesen Beitrag. Bin froh, wenn ich auch weiterhin bei Republik das eine oder andere an Info und Einordnung lesen kann. Selber steckt mir diese Medienkonferenz mit dem nichtanwesenden BR, den diffusen Nicht-Infos von "Experten" in allen Knochen. Vor zwei Jahren wurde mir gerade bei Ihnen bewusst, wie wichtig auch Infos sind, die nicht direkt aus dem BR und schon gar nicht direkt aus den Wandelhallen stammen; Sie haben im Frühling/Sommer 2020 einen Super-Job gemacht mit dem Ausnützen dieser "aus der Not geborenen" quasi mittleren und deshalb zusätzlich professionellen Distanz. Danke!

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Wurde die These, dass Putins Ansprache vorher aufgezeichnet wurde, nicht widerlegt? Zu sehen bspw. im Faktenfinder des ARD.

Ansonsten ein sehr gutes Briefing!

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Oliver Fuchs
Chefredaktor a.i.
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Merci! Wir entfernen die Passage.

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Russland ist der Aggressor. Klar. Und Putin ein wenig vertrauenerweckender Politiker. Auch klar. Der Ukraine und den Ukrainern (ob sie nun Ukrainer, Russen, Juden, Ungarn, Polen sind) sei ein baldiger Friede in Selbstbestimmung gewünscht. Und uns allen ein Europa, in dem jeder nach seiner Façon selig sein darf.
Aber die Vorgeschichte, mit der der Text einsteigt, beginnt natürlich nicht erst 2021. Dass Putin überhaupt vom Genozid sprechen kann und vom Kampf gegen Nazis und Verbrecher, hat natürlich auch damit zu tun, dass es ungesühnte Verbrechen von Nazis und Verbrechern gibt. Wie den Angriff nationalistischer rechtsradikaler Fußballfans und Demonstranten auf das Gewerkschaftshaus in Odessa im Mai 2014, bei dem mindestens 42 Personen starben, verbrannten, erstickten, zu Tode geprügelt wurden. Ermittlungen hat die Ukraine nur gegen pro-russische Demonstranten eingeleitet. Schuldige wurden bis heute nicht ermittelt. Dass Putin von der Unterdrückung der Russen sprechen kann, hat auch mit dem Sprachengesetz zu tun, das vor Kurzem in Kraft trat und festlegt, dass Behördenangestellte, Klinikärzte, Apotheker, Verkäufer, Bankmitarbeiter ihre Besucher nur noch auf Ukrainisch anreden dürfen, bei wiederholten Verstößen drohen Geldstrafen. Ausnahmen gelten für Minderheiten- und EU-Sprachen, nicht jedoch für Russisch.

Das rechtfertigt nicht den Angriff. Der Westen, den es so monolithisch natürlich auch nicht gibt, hat die ukrainischen Defizite jedoch eher selten kritisiert und sich auf die russischen konzentriert. Weil in Kiew ja Demokraten an der Macht sind und in Russland ein Autokrat. Und Wahlen selbstverständlich nur und ausschließlich von finsteren Russen mit noch finstereren Absichten manipuliert werden. Auch die Obama-Beraterin "Fuck-the-EU"-Nuland wollte selbstverständlich nur das Beste für, tja, für wen auch immer. Deshalb halte ich es nicht für Whataboutism, wenn Kommentatoren das Briefing mit ihren Meinungen ergänzen.

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Mir scheint, Ihre Ausführung zum Sprachengesetz (https://uacrisis.org/de/71737-will-…law-change) unvollständig. Das 2019 unter Poroschenko verabschiedete Gesetz gibt zwar vor, dass die erste Ansprache eines Kellners, einer Ärztin etc. in Ukrainisch erfolgen muss. Es schreibt aber nicht vor, dass die folgende Unterhaltung auf Ukrainisch geführt werden muss. Eine der Initiantinnen des Gesetzes, Iryna Podoljak von der Partei "Selbsthilfe", sagte dazu dem ukrainischen Sender “Hromadske”, sollten sowohl der Gast als auch der Kellner miteinander Russisch sprechen wollen, so sei dies natürlich erlaubt. Dass nur eingebürgert wird, wer Ukrainisch kann, dürfte nun in der Schweiz keinen Hund hinterm Ofen vorlocken - das ist hier nicht anders. Dass Beamte und Politkerinnen fliessend Ukrainisch sprechen können müssen, sollte eigentlich auch nicht aufregend sein - es gilt in jedem Land, dass die Beherrschung der Landessprache(n) Bedingung für solche Ämter ist. Diskussionwürdig ist die Regelung, wonach alle Publikationen - ausser jenen in Englisch oder einer EU-Sprache - auch in Ukrainisch erscheinen müssen. Das zielt wohl stark auf eine Diskriminierung des Russischen - aber es ist kein Verbot.
Man sollte aber auch bemerken, dass in der Ukraine während der Sowjetzeit Ukrainisch lange Jahre stark zurückgedrängt worden war, weil die Sowjetunion Russisch stark förderte und dessen Benutzung auf allen Ebenen förderte. Diese Priorisierung des Russischen hat nicht nur in der Ukraine sondern z.B. auch in Estland zur Gegenreaktion geführt, die auf eine klare starke Förderung der Landessprache hinausläuft.

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Danke für die Ergänzung. Einen guten Überblick vermittelt der Beitrag aus der FAZ Das Russische abwürgen
Natürlich alles kein Grund für den Einmarsch.Dessen Nebeneffekt auch sein dürfte, dass die Falken aller Seiten Aufwind erhalten. Die EU und die UN haben sich nach den Jugoslawien-Kriegen ein weiteres Mal als unfähig erwiesen, Konflikte in Europa friedlich beizulegen. Und bei denen, die man früher als Blockfreie bezeichnet hat, gibt's auch keinen, der als moralische Autorität oder auch nur als geschickter Verhandler aufgefallen wäre.

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Angststarr
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Einen guten Blick auf die aktuellen Meinungen zum Konflikt bieten auch die Diskussionsrunden im dt. Fernsehen, bspw. [markus lanz, vom 24.02. im zdf: vgl.] (https://www.zdf.de/gesellschaft/mar…2-102.html)
(Die folgenden Zitate stammen aus dieser Sendung)

Es wurde in den Kommentaren der letzten Wochen immer darüber gesprochen, Putin fühle sich bedroht durch die Nato, wegen der Nato-Osterweiterung. Von verschiedenen Kommentator*innen konnte aufgezeigt werden, dass diese Hypothese nicht glaubwürdig ist und einem Faktencheck nicht standhält. Nun hat Putin einen massiven Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Es ist zu befürchten, dass er in der Ukraine nicht Halt machen wird. Putin hat vielmehr Grossreichsphantasien und benutzt eine völkisch nationalistische Ideologie um diese zu untermauern. Putin bezichtigt all jene, die er angreift, als die Täter. Eine völlige Umkehrung der Realität! Mit seinem militärischen Potential ist er ein hochgefährlicher Aggressor, der offensichtlich vor nichts zurückschreckt. Bspw. folgende „Wutrede“ Rede: (Ebd. 10:02)

Putin gestern: „Wer auch immer versuchen sollte uns aufzuhalten und weitere Bedrohungen für unser Volk unser Land zu schaffen, sollte wissen, dass die Reaktion Russlands sofort erfolgen wird und zu Konsequenzen führen wird, die sie in ihrer Geschichte noch nie erlebt haben. Wir sind zu jedem Ergebnis bereit.“

Bitte 2x lesen, was Putin da sagt!!!

Das ganze ist vor dem Hintergrund eines totalitären Systems nach Innen zu beurteilen. Vgl. Alice Bota, Redaktorin der Zeit (ebd.):

Es gibt einen Punkt der aussen vorgelassen ist, wann immer wir über die russische Aussenpolitik und über die russischen Sicherheitsbedürfnisse gesprochen haben … Während der aussenpolitische Kurs sich durch eine immer aggressivere Rhetorik ausgezeichnet hat, wurde es auch im Innern immer aggressiver, immer kälter, immer repressiver, bedrohlicher. Unabhängige Medien, die klein waren aber sehr gute Arbeit gemacht gaben, wurden zu Agenten erklärt, oder zu unerwünschten Organisationen. Menschenrechtsorganisationen stehen faktisch vor dem Aus, sind aufgelöst worden. Für das Hochhalten eines Schildes „kein Krieg“ in der U-Bahn bspw. wird man festgenommen (…)

Wie sehr Putin dieses Land im Griff hat, lässt sich auch sehen, wie Putin im russischen Sicherheitsrat im Katharinensaal! Naryshkin den Chef von einem der Geheimdienste, öffentlich vorführt, sich vor laufender Kamera zu bekennen und mitverantwortlich zu machen (vgl. ebd. 1:17:25-1:18:17).

In allen staatlichen Fernseh-und Radiosendern (und es gibt nur noch diese in Russland), wird konsequent die Botschaft verbreitet: die Amerikaner planten einen Angriffskrieg, die Europäer planten einen Angriffskrieg. Das russische Volk müsse sich vorbereiten. Die Nazis stünden bereits in Kiew usw.
Wenn man Putins Lügen- und Umkehrrhetorik ernst nimmt, heisst das dann, er plant Europa anzugreifen? Oder, wie er ja schon gedroht hat, einen Atomkrieg vom Zaun zu reissen, weil er meint diesen gewinnen zu können?

Also:

Wie lässt sich Putin stoppen?

und
Was ist der Beitrag der Schweiz?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Auch in dieser Debatte kommt einem gleich eine Flut an Desinformation, Whataboutismus, Relativierungen usw. seitens Putinpropagandagläubigen und Pseudo-Anti-Imperialisten entgegen, die gegenüber den Menschen in der Ukraine geradezu als blanker Hohn, kaltherziger Zynismus und pure Empathielosigkeit erscheinen muss.

Die Methode ist immer dasselbe:

  1. «Der Feind meines Feindes ist mein Freund.»

  2. «What about ‹us›?»

  3. Einseitige Kritik nur gegenüber «us», sprich USA, NATO, EU, kurz, «der Westen».

  4. Ausschweigen oder Ausblenden der Kritik gegenüber RUS, VRC, IRN, kurz, «der Osten».

  5. Manchmal sogar blanke Täter-Opfer-Umkehr: RUS wurde provoziert, bedroht usw.

  6. Debatte ablenken auf andere oder Nebenschauplätze: Es wird nicht mehr über die Taten Russlands bzw. Putins gesprochen, sondern über die der Anderen.

  7. Menschen «im Westen» streiten und spalten sich. Russland beherrscht das Spiel.

  8. –> Propaganda hatte Erfolg!

Bezeichnend war in einer früheren Diskussion, dass die «Kritiker des Westens» sich geflissentlich über die eine, alles ent-scheidende Frage ausschwiegen:

Ist der Überfall auf die Ukraine durch Russland für Sie also ein gerechter «Verteidigungskrieg»?

Ich bin daher sehr froh und dankbar, dass in den letzten 2 Tagen sich viele (auch von der Redaktion) in die Debatte einschalteten – und diesen engagiert, kritisch und aufklärend vielstimmig entgegenstehen.

Für die Menschen in der Ukraine.

Edit: Hinzufügen von 1. «Der Feind meines Feindes ist mein Freund.»

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Danke, völlig einverstanden. Und erschreckend auch, wie viele "upvotes" hier gewisse Kommentare erhalten, die vor whataboutism, Relativierungen und Desinformationen nur so strotzen. Die Fake-Propoganda ist allgegenwärtig.

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Danke für die Übersicht! Ich kann auch den Kyiv Independent als aktuelle Nachrichtenquelle empfehlen, es gibt dort auch einen Liveticker.

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Ich hoffe das too big to fail Thema seitens CS und UBS auch in der Politik thematisiert wird, und dass diese bald umgekehrt wird. Wieso sollen wir solche Firmen als Steuerzahler immer wieder aus der Patsche helfen? Insbesondere weil die Institutionen selbst kaum Steuern zahlen, nur ihre Mitarbeiter. Und profitieren tun eh nur ein paar Manager ganz oben, die ethisch völlig daneben sind, aber da die Gesetze nicht ausreichen, sind sie ja legal nicht haftbar. Gier und Selbstbereicherung ist nur in der Bibel eine Sünde. Man sollte aber solche Firmen auf keinen Fall unterstützen, im Gegenteil. Entweder sollte man sie einfach kaputtgehen lassen oder aktiv ihre Lizenz entziehen. Das würde der Reputation der Schweiz viel mehr nutzen als nun Journalisten zu zitieren ob sie darüber berichten dürfen oder nicht?! Und die, die immernoch Konten haben bei dieser Bank: wechselt zu kleinen, jungen Institutionen, wie Yapeal, das wird eurem Portemonnaie auch guttun.

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Angststarr
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Das um die Ohren Schlagen von seitenlangen Propagandabehauptungen und Spitzfindigkeiten sowie in dieser Debatte längst widerlegten deshalb Pseudoargumenten und entsprechender Videos trägt meines Erachtens augenblicklich NICHTS bei zu irgendeiner Lösung der nun wirklich ausserordentlich bedrohlichen Situation.
In Deutschland spricht man von einer Zeitenwende!
Wir müssen umdenken und liebgewordene Denkschemen loslassen!
Putin ist nicht der, für den wir ihn hielten, verhält sich nicht so, wie wir es uns in unseren Wünschen und Weltbildern zurechtlegten.
Wir müssen aus unserer Komfortzone raus und aufwachen!
Putin hat einen (völkerrechts)widrigen Angriffskrieg entfacht, Putin hat die zweitgrösste Armee der Welt! Putin handelt irrational! Putin lässt keinerlei Abweichung oder Reflexion seiner wahnsinnigen Sichtweise der Realität mehr zu…
Es ist Ernst!
Putin droht mit einem Atomkrieg!
(Edit: er droht nicht nur, sondern hat seit heute Nachmittag auch den Auftrag gegeben Kernwaffen in Alarmbereitschaft / Gefechtsbereitschaft? zu bringen.)

Lasst uns unsere Kräfte darauf konzentrieren, wie sich JETZT! in den nächsten Tagen und Wochen Putin noch stoppen lässt!

  • Wie kann Putin überhaupt noch erreicht werden? (Und das ist AUCH eine psychologische Frage!).

  • Wie kann eine weitere Eskalation Putins noch verhindert werden?

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Angststarr
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· editiert

Ps: lasst uns solidarisch sein mit den Ukrainern und Ukrainerinnen, die nun (auch für uns!) sich einem übermächtigen Aggressor entgegenstellen und sich gegen dessen Gewalt zu verteidigen versuchen! Viele werden deswegen sterben!
Was können wir Republikleser*innen für diese mutigen ausgelieferten Menschen tun?
Alles andere finde ich augenblicklich nur noch zum Ko…!
Wirklich!

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Lesenswert noch: Der Brief aus Kiew von Taras Bilous «An die Linke im Westen. Der ‹Anti-Imperialismus der Idioten› führte dazu, dass viele vor Russlands Taten die Augen verschlossen»:

Dieser Artikel handelt von dem anderen Teil der Linken im Westen. Er handelt von jenen, die an eine «Nato-Aggression in der Ukraine» glaubten, und die die russische Aggression nicht sehen konnten – wie beispielsweise die Chapter von New Orleans der Democratic Socialists of America (DSA).

Oder das Internationale Komitee der DSA, das am 31. Januar ein schändliches Statement veröffentlichte, welches nicht ein kritisches Wort gegenüber Russland enthält. (Ich bin dem US-Professor und Aktivisten Dan la Botz und anderen dankbar für ihre öffentliche Kritik an diesem Statement.)

Oder die, die die Ukraine dafür kritisierten, das Minsker Abkommen nicht umzusetzen, die aber dazu schwiegen, wie Russland und die sogenannten «Volksrepubliken» dieses Abkommen verletzten.

Oder die, die den Einfluss der extremen Rechten in der Ukraine übertrieben, aber nicht die Rechtsextremen in den «Volksrepubliken» bemerkten, und Putins konservative, nationalistische und autoritäre Politik nicht kritisierten. Ein Teil der Verantwortung für das, was jetzt geschieht, liegt bei euch.

Solche Positionen sind Teil eines allgemeineren Phänomens in der westlichen «Anti-Kriegs»-Bewegung, das Kritiker auf der Linken gewöhnlich «campism» nennen. Die britisch-syrische Autorin und Aktivistin Leila Al-Shami fand dafür einen noch stärkeren Begriff: der «Anti-Imperialismus der Idioten.»

Link zu Leila Al Shamis Essay «Anti-Imperialismus der Idioten» zum Fall Syriens.

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Angststarr
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Danke Hr.Rebosura für ihr unermüdliches Klarstellen! Was die Menschen in der Ukraine jetzt zuletzt brauchen können, ist, dass wir uns hier durch russische Propaganda verunsichern lassen!

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ein anderer Text, der gegen den «Campismus», der in der Logik «Der Feind meines Feindes ist mein Freund» funktioniert, und in die selbe Kerbe schlägt, wäre «How to Avoid the Anti-Imperialism of Fools. The logic of ‹the enemy of my enemy is my friend› is a recipe for empty cynicism».

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Es lohnt sich, hier ein paar Facts zu hören... Macht die Situation nicht besser, doch etwas differenzierter. Hilft auch bei der Überlegung, die Ukraine zu teilen und dabei beide Teile der Neutralität zu verpflichten.
https://youtu.be/JrMiSQAGOS4

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Können sie mir sagen, was dieses 7jährige Video mit in den letzten Tagen erfolgten russischen Invasion der Ukraine zu tun hat?

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Lucia Herrmann
Community @ Republik
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Guten Tag, ein anderer Verleger hat es bereits angemerkt: Ganz grundsätzlich und vor allem, wenn Sie einen über 1-Stündigen Vortrag verlinken, geben Sie Kontext, ordnen Sie diesen Link ein. Um was für einen Vortrag handelt es sich hier? Wer ist der Vortragende?
Sie können nicht erwarten, dass alle hier im Forum auf den Link klicken und diese Fragen selber beantworten.

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Angststarr
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Es ist für mich nicht verständlich, dass sie nun dieses Video verlinken, obwohl die Aussagen von Mearsheimer hier in der Debatte schon vielfach diskutiert und seine Behauptungen widerlegt wurden. Dieses Video gibt zu der weiter unten geführten Diskussion überhaupt KEINEN Mehrwert, weil sie keine nicht schon ausführlich besprochenen und kritisch reflektierten Informationen enthält!

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Lucia Herrmann
Community @ Republik
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Bin in diesem Zusammenhang gerade auf einen Artikel im «New Yorker» gestossen, in dem die Argumentationsweise von Mearsheimer und US-Politikern (sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite) eingeordnet wird. Das fand ich sehr aufschlussreich. Hier der Link, falls es Sie auch interessiert.

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Interkultureller Coach
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Dieses Interview mit Gorbatschov aus dem Jahre 2014 ist ein Zeitdokument der verpassten Chancen:
https://www.mdr.de/tv/programm/sendung-740886.html

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