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Läckbobby. Mit offenem Mund gelesen. - Ich dachte noch, hoffentlich geht die Republik der Geschichte nach und voilà. Danke erstmal an die Republik. Bitte dranbleiben.
Der Text zeigt das Problem der Republik auf: einen Hang zur Verschwörungstheorie, oder zumindest einen Fokus auf Nebenschauplätze statt den dringenden und wichtigen Punkten.
Bestes Beispiel: die absolut übliche Exklusivklausel im NZZ Vertragsentwurf wird als Angriff auf die Republik inszeniert. Das ist zwar gutes Storytelling für linke Herzen, aber gleichzeitig ein groteske Überhöhung der Realität.
Die grössten und viel wichtigeren Themen sind zwei Andere. Diese müssten jedem Besucher des Kosmos deutlich grössere Sorgen machen, als die Zusammensetzung des Aktionariats:
Wieso ist die Führung im Kosmos so zerstritten, dass man die Organisations- und Firmenentwicklung so schleifen lässt? (Und sich nur noch mit sich selbst beschäftigt).
Der Laden läuft zuwenig; trotz guter Positionierung und von der SBB finanziell unterstützem Mietvertrag. Wie gesundet die AG um das Kosmos auch finanziell nachhaltig zu betreiben?
Lieber Herr C.,
Exklusivklauseln sind bei NZZ-Events vielleicht üblich. Allerdings gibt es kaum wichtigeLocations, die auf so etwas eintretennkönnen, und verrät diese Forderung doch, sagen wir mal, eine gewisse Haltung. Der gezielte Ausschluss eines bereits bestehenden Formats, das von einer anderen Publikation organisiert wird, ist, sagen wir mal, noch ungewöhnlicher. Aber der NZZ wird ja Raum zur Stellungnahme geboten. Der Streit der Kosmos-Führung wird ausführlich behandelt, auch der Geschäftsgang und die Rahmenbedingungen ebenfalls. Wie sie also zum Schluss kommen, wir würden "die wichtigen Punkte" nicht thematisieren, ist schwer nachvollziehbar. Dass wir darüber hinaus auch noch einige andere Punkte thematisieren, wie beispielsweise das politische Profil der neuen starken Männer, mag sie irritieren, erachten wir aber als unsere Informationsauftrag. Herzlich, Daniel Binswanger
Danke für den äusserst umfassenden und ausgewogenen faktengestützten Beitrag. Eine „Verschwörungstheorie“ sehe ich da nirgends, aber der Finger wird auf die wunden Punkte gelegt und Transparenz in das Geschäftsgebaren ALLER Seiten - auch die von Samir - gebracht. Eine Exklusivitätsklausel, welche gewisse Veranstalter ausschliesst, ist meines Erachtens geschäftsschädigend, wird doch auf möglichen Umsatz verzichtet und werdsn somit Aktionäre potentiell finanziell geschädigt.
Wir leben in einer Zeit, in der ständig Dinge geschehen, die man (ich) nicht für möglich gehalten hätte. Das Kosmos war "mein" Zürcher Wohnzimmer. Endlich hatte ich als Berlinerin eine Adresse, wo ich mich in Zürich verabreden konnte, erst noch mitten in der anregendsten Buchhandlung, die ich kenne (ich habe es fast nie geschafft, ohne Impuls-Buchkauf davonzukommen). Dass ich mir eines Tages überlegen müsste, ob man (ich) da noch hingehen kann, gehört zu den Dingen, die ich nie für möglich gehalten hätte.
Dass es ausgerechnet die NZZ ist, die das Kosmos kapern will - das hat schon fast Shakespearsche Dimensionen. In dem (großartig recherchierten - chapeau!) Text ist der Angriff auf die Vinkulierung der NZZ nur eine Nebenbemerkung, aber hier steckt Sprengstoff. Denn die Vinkulierung betrifft sozusagen das juristische Betriebssystem der NZZ, wie ein Blick in die Statuten zeigt (https://assets01.sdd1.ch/assets/lbw…z_2016.pdf):
"Kein Erwerber darf mit mehr als 1% der Aktien im Aktienbuch einbetragen werden. Für die Bestimmung dieser Grenze gelten Personen, die durch Absprache, Syndikat oder auf andere Weise im Hinblick auf eine Umgehung der Eintragungsbeschränkung koordiniert vorgehen, als ein Erwerber. Der Verwaltungsrat hat sodann Erwerber von Aktien als Aktionär abzulehnen, wenn die Aktien im Namen oder im Interesse Dritter erworben oder gehalten werden."
Das ist sehr präzise und umsichtig formuliert: Damit soll ein unfriendly takeover (auch via Strohmänner) der wichtigsten Zeitung der Schweiz verhindert werden. Wenn Vertreter der "Freunde der NZZ" nun derart skrupellos ein ebensolches unfriendly takeover im Kosmos anpeilen, zeigen sie, was man auch bei der NZZ von ihnen erwarten kann/muss.
Mit dem Kosmos ist es noch in einer weiteren Hinsicht wie mit der NZZ: Beides sind private Unternehmen und gehören de jure ihren Aktionären. Von ihrem Geist und ihrer Ausstrahlung her sind sie jedoch öffentliche Güter. Das Kosmos ist innert kürzester Zeit zum öffentlichen Wohnzimmer einer ganzen "Szene" geworden (wie man früher gesagt hätte, auch das hat sich geändert). Eine sensationelle Erfolgsgeschichte. Und die NZZ ist sogar ein mittleres Wunder: Dass eine so kleine Region wie die deutsche Schweiz ein Weltblatt hervorgebracht hat, ist alles andere als selbstverständlich. (Dass sie unter den gegenwärtigen Bedingungen immer noch eine gute Zeitung ist, mit vielen großartigen Artikeln, ist Teil dieses Wunders.)
Die NZZ werde "von innen heraus sturmreif geschossen", hat Lukas Bärfuss einmal auf eine Lesung gesagt (https://www.youtube.com/watch?v=LcE…e=youtu.be, ab Minute 6:13). Ich fürchte, das gilt nun auch fürs Kosmos.
Leider ist es nicht verboten, etwas kaputt zu machen, was einem gehört.
Ich bin nicht wirklich überrascht. Leider werden hier mal wieder Klischees bestätigt: Die Linke hat eine gute Idee und setzt diese - anfänglich - auch wunderbar durch. Sobald sie den süssen Duft der Macht schnuppert, werden Ideale und Überzeugungen gern mal über den Haufen geworfen (vereinfacht ausgedrückt) und muss die Sache persönlichen Befindlichkeiten und Ränkeleien um Vorsitz etc. weichen. Statt gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten und sich kompetente Hilfe von aussen zu holen, zerstreiten sich die Parteien, vergessen, worum es ihnen anfänglich ging und fahren den Karren peu a peu gegen die Wand. Leider spielen sie somit den Rechten/Konservativen prima in die Hand, die schon zum Sprung bereit im politischen Schützengraben lauern, um eine feindliche Übernahme zu starten und auch noch der letzten linksliberalen, kreativen, bunten Bastion ihr grauvermanschtes, langweiliges, konservatives Einheitsbrei-Mäntelchen überzustülpen - gegen urbane, kreative Individualität, für Gewinnoptimierung und parteipolitische Unterwanderung des Fussvolks.
Die ganze Europaallee ist ein Paradebeispiel dafür. Schon allein die Architektur ist aus ästethischer Sicht betrachtet ein Desaster sondergleichen. Diese Entwicklung ist kaum mehr zu ertragen. Neben der Allee an sich werde ich künftig wohl auch das Kosmos meiden und die NZZ endgültig ad acta legen. Toller Artikel übrigens.
Ich bin Geschäftsführer und Aktionär der Kosmos-Kultur AG und kann bestätigen, dass sich vieles so abgespielt hat. Nur, die Republik unterschlägt viele Fakten und Stimmen, damit sie ihre unhaltbare These der Übernahme von Rechts untermauern kann.
Die Kosmos-Kultur AG hat 56 AktionärInnen. 54 davon waren an der GV anwesend oder durch Vollmachten vertreten (die Mehrheit anwesend). 40 AktionärInnen (vor allem Klein-AktionärInnen) entschieden sich für das Ticket um Bruno Deckert. Alles AktionärInnen, die sich von Edwin van der Geest an der Nase herumführen liessen? Wohl kaum. Ihnen ging es um Kontinuität, statt um Chaos. Um die Sicherung der Arbeitsplätze von über 100 Personen, um ein Team, das hinter dem Entscheid steht.
Liebe Republik, wann erhalten diese Personen eine Stimme in Eurer Berichterstattung?
Damit das auch allen klar ist: Auf die inhaltliche Unabhängigkeit, die Ausrichtung und das Angebot von Kosmos hat die Neuwahl keine Auswirkungen, die Geschäftsführung sowie die programmverantwortlichen Personen bleiben dieselben.
Lieber Martin, wir unterschlagen keine Fakten, wir präsentieren die Fakten, von denen wir überzeugt sind, dass sie Relevanz haben. Wir haben mit sehr, sehr vielen Leuten geredet, aus allen Lagern. Dass das für die Geschäftsleitung nicht angenehm ist, können wir nachvollziehen.
Dass eine Mehrheit der Aktionäre dem van der Geest-Ticket die Stimme gab, bzw. Vertretern die Vollmacht gaben, ist eine Banalität. Auch juristisch dürfte relevant sein, ob alle Vollmacht-Geber über das last-minute-Ticket unterrichtet waren. Wenn der Verwaltungsrat 2 Tage vor der GV ein Team vorschlägt und an der GV plötzlich andere Kandidaten aus dem Hut zaubert, ist das zumindest extrem ungewöhnlich. Steff Fischer sagt ja, er habe den Vierervorschlag unterstützt, und dann sei etwas herausgekommen, was er nicht gewollt habe. Und bereits ohne den 5-Prozent von Fischer hat der aktuelle Verwaltungsrat keine Mehrheit. Dass Du da von Sicherung der Kontinuität sprichst, erscheint mir etwas realitätsfern.
Was das Programm betrifft: Ihr seid gerade dabei, die Kooperation mit der NZZ stark zu intensivieren. Nächste Woche findet eine erste Grossveranstaltung von NZZ-Events statt, mit Corinne Mauch und David Chipperfield. Das ist Dein freier unternehmerischer Entscheid. Aber zu behaupten, das habe keine politische Bedeutung, ist entweder ahnungslos oder unaufrichtig. Das gilt erst recht vom massiven Engagement der "Freunde der NZZ". Es steht Dir natürlich frei, diese Allianzen offensiv zu suchen - solange Du das Aktionariat tatsächlich hinter Dir hast. Kleinzureden, was es de facto bedeutet, dürfte aber kaum eine nachhaltige Strategie sein.
Lieber Daniel
Man darf es durchaus als unternehmens-politischen Entscheid ansehen, dass wir mit der NZZ zusammenarbeiten, genauso wie mit der WOZ und der Republik etc. Insofern gebe ich Dir recht. Und so landen wir in der Kosmos-Diskussion da, wo sie hingehört, nämlich in der Wertefrage: für welchen Kosmos stehen wir? Ich weiss für mich selbst, wofür ich angetreten bin (übrigens nicht nur als Geschäftsführer, sondern auch als Projektentwickler seit 2014 und als Aktionär). Ich halte die Richtschnur «WOZ bis NZZ» inhaltlich für richtig. Ich weiss auch als Geschäftsführer, dass eine reine Einschränkung auf «links-urban» wirtschaftlich ohne Subventionen nicht überlebensfähig ist.
Die Verlage als politische Richtschnur zu nehmen, innerhalb welcher wir uns inhaltlich bewegen, ist übrigens gar keine schlechte Möglichkeit der Einordnung. Letztinstanzlich entscheiden die Aktionäre. Wir werden alles dafür tun, einen offenen und sorgfältigen Dialog mit allen Aktionären darüber zu führen, welche Werte der Kosmos vertritt. Der zukünftige VR (nach diesem Übergangs-VR) wird diese Werte repräsentieren.
Noch zwei Dinge:
ich war derjenige, der der NZZ klarmachte, dass mit dieser Exklusivitätsklausel eine Zusammenarbeit nie möglich sein wird, weil sie gegen die obige Unternehmens-Politik vertösst. NZZ hat das akzeptiert. Edwin van der Geest kennt diesen Vertrag (noch) nicht und wird sich so oder so nicht in das Programm einmischen.
Ich weiss, Du bist befreundet mit Samir. Um so mehr hat mich Dein Kommentar zur Verschwörungstheorie von B. C. überrascht. Es wäre für alle Beteiligten besser zu akzeptieren, dass es neben der NZZ/vdGeest-Geschichte noch eine andere Geschichte gibt. Sonst erhält der Leser das ungute Gefühl, dass die Republik einseitig berichtet.
Ich werde mich jetzt aus dieser Diskussion ausklinken. Gerne auf einen Kaffee nächste Woche.
In meinen Augen der bisher beste Artikel der Republik - zeitnah, relevant, bringt Informationen, die nirgendwo anders zu haben sind, verständlich geschrieben und motiviert zum Sich-Überlegen, ob man unter den neuen Umständen Kosmos-Gänger bleiben will. Wenn das Kosmos von etablierten Mitterechtskreisen dominiert wird, schaufelt es sich sein eigenes Grab. Weil es dann statt um kontroverse Auseinandersetzung nur um Macht und Manipulation geht. Der Kampf um Aufmerksamkeit stösst offenbar in neue Dimensionen vor. Medien, die darüber berichten, wie die Republik, sind enorm wichtig!
Guter Artikel.
Kosmos würde sich sein Grab schaufeln, wenn sein Angebot von nationalen Kreisen programmiert würde . Dafür gäbe es in Zürich keinen genügenden Markt. Die Tatsache, dass Freisinnige die Kosmos AG übernehmen (die offensichtlich noch nicht eingetreten ist, da sie nach dem Artikel keine Aktienmehrheit haben) bedeutet ja nicht, dass das Angebot anders werden muss. Persische Filme zum Beispiel sind nicht per se links oder rechts und dasselbe gilt für Filme aus anderen Schwellenländern oder LGBT-Filme. Ich denke hinter der Vanity-Fair, die dieser Artikel aufzeigt, wird es wichtiger sein, Konzepte zu finden, mit denen die Verbrennung des Aktienkapitals gestoppt werden kann (Subventionen?). Das Narrativ von Samir, nach welchem die rechte NZZ sich des linken Kulturhauses bemächtigt, verdeckt wohl einfach strukturelle Probleme.
Ich persönlich finde das Filmangebot bereichernd, meiner Frau gefällt die Atmosphäre im Kosmos nicht, was ein Quell ständiger Diskussionen zwischen uns ist. Beiden gefällt das Bistro - dieser Hort der wirklich und echt hippen Hippen mit echt hippem und deshalb miserablem Service - nicht, er erinnert an die blaue Ente vor einigen Jahrzehnten Dafür sind wir zu alt. Und ja, weshalb ich in die Langstrassenwüste reisen sollte, um ein Buch zu kaufen, weiss ich nicht.
Danke für den Artikel.
Wenn die „Freunde der NZZ“ mitmischen geht es nicht um eine „Erweiterung des Meinungsspektrums“ od.äh.
Diese Gruppe ist strategisch unterwegs. Das Kosmos wurde offenbar als wichtiger Ort des Austausches von nicht-buergerlich-rechts konformen Gedanken identifiziert und soll nun kaputt gemacht werden. Der feministische Salon muss sofort dort raus!
Wer diesem Artikel „Verschwoerungstheorie“ vorwirft ist entweder unsaeglich naiv - oder gehoert ebenfalls zum Kreis der „Freunde....
Die Gentrifizierung frisst ihre „wilden“ Kinder... mal sehen, was übrig bleibt. Vielen Dank für den ausführlichen Blick auf die verwirrenden Verhältnisse hinter der noch verwirrenderen Fassade!
Schade, dass die Autoren trotz guter Recherche ganz eindeutig einer Verschwörungstheorie aufsitzen. Unter dem Strich geht es doch letztlich nur darum, dass es unmöglich ist mit Samir konstruktiv und längerfristig erfolgreich einen Betrieb wie den Kosmos zu führen.
Liebe Frau C., wir haben sehr intensiv recherchiert und mit allen Parteien geredet. Soweit wir sehen, sammelten wir die Fakten. Was Samir betrifft: Er ist einer der erfolgreichsten Kinoproduzenten der Schweiz, führ seit langen Jahren Djoint Ventschr und stemmt regelmässig grosse und komplexe Kinoprojekte. Ihre Aussage er sei eine Person, mit der man nicht zusammenarbeiten kann und das sei das einzige Problem, ist vor diesem Hintergrund sehr erklärungsbedürftig. Und gute Erklärungen haben wir keine bekommen.
Können Sie den Vorwurf der Verschwörungstheorie bitte erläutern?
Ebenfalls for the record: Wann taucht die Forderung auf, die Stadt soll bei der Kapitalerhöhung als Aktionärin einsteigen? Wenn schon Kapitalerhöhung: Streut doch die Aktien breit und macht das KOSMOS zu einem Platz für alle.
Aktien so breit streuen ist nicht möglich. Wir wollten das bei der Gründung der Republik tun, aber man muss jederzeit wissen wo sich jeder Aktionär befindet, und weiss man es nicht, schliesst einem die Finma den Laden. Deshalb haben wir uns für das Kombi-Modell AG/Genossenschaft entschieden, übrigens so ausgeklügelt konzipiert, dass a) der grösste Teil der Republik Ihnen allen als Genossenschafterinnen gehört und b) die Republik unmöglich je von politischen oder wirtschaftlichen Kreisen übernommen werden kann.
Ich habe gestaunt! Für mich als Aussenstehender, der jedoch trotz meines fortgeschrittenen Alters recht häufig von den verschiedenen Angeboten des Kosmos Gebrauch macht, tut mir diese unsägliche Geschichte sehr weh, und der sorgfältig redigierte Artikel der Republik hat mir wieder einmal die Augen geöffnet. Einmal mehr bin ich betrübt über die NZZ, die ich seit vielen Jahrzehnten abonniert habe. Während deren internationalen Berichte meist ausgewogen und informativ sind, ist die lokale Berichterstattung deutlich rechtslastig.
Angesichts des politischen Erfolgs von rot/grün in der Stadt Zürich ist diese Tendenz zwar verständlich, aber es ist äusserst bedauerlich, wenn politische Gegner nicht in demokratischer Fairness behandelt werden, wenn Geld das letzte Mass aller Dinge ist, wie offensichtlich auch hier im Fall Kosmos. Das Trauerspiel, die Schlammschlacht zwischen Republikanern und Demokraten in den USA zeigt nur zu deutlich, wie dabei die Demokratie langsam aber sicher unter die Räder gerät.
Ein zürcherisches Sommermärchen
Könnte der mangelnde Erfolg des Kosmos ganz banal auch daran liegen, dass in einem kalten Gebäude in einer oberhässlichen Büromeile als Feigenblatt der SBB-Profitmaximierung unterirdisch versenkt Filme abgespielt werden, die in anderen, einladenderen Lokalen tendenziell günstiger geschaut und professioneller abgespielt werden (Operateure, die ganz einfach wissen, dass die Reklametonspur extralaut aufgenommen wird und deshalb für die BesucherInnen beim Abspielen der Werbung herunterkorrigiert werden muss), während das parallel dazu geführte Restaurant, weil trendy, weil selbstzufrieden, weil 'wir sind die Kulturszene schlechthin', renditeorientiert Sachen offeriert, die nicht gerade von Innovation strotzen, um es einmal so zu formulieren? Dass da ganz oben im Hintergrund läppische Hahnenkämpfe aufgeführt wurden/werden?, ist spannend zu erfahren und erklärt schon recht einleuchtend, warum es nicht funktioniert. Ein wenig Bescheidenheit, ein wenig einfache Gastfreundschaft, ein wenig Fantasie, die eine oder andere unfertige Ecke, ein wenig spielerische Unzürichheit täte dem Kosmos gut. So, wie es zur Zeit läuft, ist es zwar total daneben, aber leider halt auch nicht wirklich ein Verlust für die, die sich sympathische, entspannte Kunst- und Kulturorte wünschen, wenn es sich unangenehm agierende NZZ-Unternehmerkreise unter den Nagel reissen. Eine Katastrophe wäre es allerdings, wenn etwas Anmutiges entstanden wäre.
Da kommt doch schon mal etwas mehr Licht ins Dunkel, zum Beispiel was das Interesse der NZZ am Kosmos angeht. Trotzdem bleibt vieles ungeklärt: Was treibt eigentlich die Kontrahenten im Innersten an? Warum gleich Showdown und Machtkampf bis zum möglichen Crash? Es spricht ja eigentlich nichts dagegen, dass Meinungsverschiedenheiten ausgetragen werden, bis hin zu tragfähigen Kompromissen, die auch die finanziellen Aspekte in Rechnung stellen, etc.? Wahrscheinlich bin ich naiv … Andererseits durfte wir noch nie wirklich darauf vertrauen, dass sich mit «Kapital» eine linke Kulturszene und Debattenkultur schaffen lässt, ohne breite Stütze und Basis. Ist jetzt zum Beispiel denkbar, dass eine Bewegung dafür kämpft, dass das Kosmos erhalten bleibt, wie es ist? Oder sollen wir einfach darauf vertrauen, dass einflussreiche Individuen es richten werden?
Danke für diese spannende Infos - dennoch habe ich grosse Mühe mit dem Schreibstil der Republik: Wieso muss immer so umständlich rund ums Thema herum ein riesiges Ding gebaut werden anstatt direkt auf den Punkt zu kommen? Dieser seltsame Stil führt bei mir dazu, dass ich nur 2-3 Artikel pro Monat lese, ansonsten nicht zu verdauen, es wirkt wie aus einer internen Perspektive ohne Effort einem Aussenstehenden die Situation knapp und kurz zu erklären. Sehr schade.
Entschuldigen Sie, aber ich verstehe nicht ganz. Kritisieren Sie den Umfang und die Erzählung des Artikels oder den Schreibstil? Das sind zwei grundunterschiedliche Dinge.
Für mich gehört das zusammen. Ihr geht davon aus, dass eure Leser unendlich viel Zeit haben und möglichst umständliche Formulierungen mögen. Als Folge werden die Artikel viel länger als nötig. Dadurch verliert der Inhalt m.E. an Relevanz und wird ausserhalb eurer Bubble viel weniger wahrgenommen.
Ich bin jetzt gespannt auf die Stellungnahme des neu gewählten Verwaltungsrates nächste Woche. Aufgrund der neuen Informationslage erscheint mir eine ausserordentliche GV mit einem offenen Austausch ohne ,Einflüsterer‘ und verdeckten Agenden absolut notwendig. Zumindest dies sind sich alle Beteiligten der mir bis anhin bekannten und hochgehaltenen Kosmos DNA schuldig! Ansonsten wird es die nächste, absehbare Kapitalerhöhung entsprechend den grössten Finanzkräften automatisch regeln.....
Besten Dank für die Recherche und den ausführlichen Bericht. Dass die Situation so verworren ist, war mir nicht klar. Ich hoffe das Kosmos überlebt so wie es ist (natürlich mit den nötigen Optimierungen).
Als Nicht-Zürcherin, die weder im Kosmos verkehrt noch jemand von den Beteiligten persönlich kennt, erlaube ich mir nach der Lektüre dieses Beitrages doch ein paar Fragen: hätten die Konflikte, die es da offensichtlich gibt, nicht auf anständigere Art geregelt werden können? Weshalb hat man mit einer Mediation bis eine gute Woche vor der GV gewartet, obwohl die Luft offensichtlich schon seit Monaten dick war? Wie kann man jemanden zwei Tage vor einer Aktionärs-GV als VR vorschlagen und ihm dann an der Sitzung selber unvorbereitet die Zusammenarbeit aufkünden? Um dann auch gleich - zufällig - einen Ersatzmann aus dem Hut zu zaubern?
Dieses Vorgehen fragwürdig zu finden nennt man dann Verschwörungstheorie?
Echt jetzt?
Seltsame Sitten in dieser urban location.
Aber was solls: Cüpli hoch und Prost auf den gelungenen Coup.
Oder doch nicht?
Interessant ist, dass die Chronologie und die dargestellten Fakten bisher von niemandem bestritten wurden. Man wirft sich stattdessen Befangenheit vor. Oder Blindheit dafür, dass es finanziell nicht so läuft wie gewünscht. Finanzielle Probleme rechtfertigen keinen Mangel an Anstand. Sie begünstigen ihn vielleicht. Aber die Verantwortung für das eigene Vorgehen muss trotzdem jedeR selber übernehmen. Einen Sündenbock kreieren ist keine gute PR, auch wenn der keinen stromlinienförmigen Charakter haben sollte, was ich nicht beurteilen kann.
Von aussen gesehen hat Herr Roth als Geschäftsführer mit folgendem Zitat imho recht, auch wenn er wahrscheinlich eher inhaltliche als zwischenmenschliche Werte gemeint hat, aber kann man das eine vom anderen trennen?
Und so landen wir in der Kosmos-Diskussion da, wo sie hingehört, nämlich in der Wertefrage: für welchen Kosmos stehen wir?
'Blingbling-Feinde' gegen 'Realisten' oder sicheres Geld gegen Einfluss und Macht?
Für mich als Aussenstehende nicht zu beurteilen. Sympathisch finde ich das Vorgehen nicht. Aber vielleicht symptomatisch.
Danke, Republik! Was auch immer im Innern des Kosmos läuft, wäre bei einem andern Betrieb vielleicht unter 'Interna' geblieben. Die abgrundtief hässliche und geldmächtige Europaallee hat zum Glück mit dem Kosmos auf der Langstrassenseite ein gesellschaftliches und demokratisches Gesicht erhalten. Das ist ein Wagnis und ich gratuliere dem Kosmos dazu! Ob den sauber Gekämmten und Strammen das bunte Treiben an der überteuerten Neubauwüste passt, und sie sich was davon krallen wollen, kann ich nicht beurteilen. Dass aber jede Bewegung der Protagonisten des langsamen und stetigen Marsches nach rechts - wie der der NZZ - aufgezeigt wird, finde ich wichtig!
Les Zurichois s'occupent d'eux-mêmes : vu de la Suisse romande, le "Putsch" est au mieux un "Pütschli".
Wie so oft in der Republik war auch das Studium dieses Beitrags zum "Pütschli Zurichois" mit einem gerüttelt Mass an Anstrengung (23 Minuten) verbunden. Etwas erleichtert wurde die Lektüre immerhin durch die bildhafte Vorstellung, wie die grün-liberal-sozialistische Sammlung der Züricher Hipsteria von einer Alten Tante mittels Krückstock durch die Europaallee gejagt wird. Hoffentlich kommen alle wieder gut nach Hause.
Das passiert, wenn man für ein soziales Projekt eine kapitalistische Rechtsform wählt.
Stiftung Kosmos-Kultur würde mir besser zusagen als Kosmos-Kultur AG
Auch bei Vereinen kann sowas passieren...
So haarsträubend die Geschichte ist - als Baslerin muss ich doch sagen: Entspannt Euch, Zürich ist nicht die Welt. Ich war noch nie im Kosmos, die Europaallee betrete ich nur, wenn ich zu einer Republik-Sitzung ins Rothaus muss, cool und angesagt bin ich sowieso gar nicht und frequentiere auch keine entsprechenden Lokale, egal in welcher Stadt. Die Geschichte betrifft mich somit irgendwie einfach überhaupt nicht. Für mich ist diese Aufregung ein typischer Sturm im zürcherischen Nabelschau-Wasserglas.
(*duck und weg, wie man auf Twitter sagen würde...:-)) Aber wie sehen das andere Nicht-ZürcherInnen unter der Verlegerschaft?)
Eigentlich genauso. Ich mag das KOSMOS - aber wenn es die Aktionäre nicht geschafft haben, das Wichtigste - nämlich Exit Szenarien bzw. Regeln für den Fall, dass die Chefs und Chefinnen es nicht mehr miteinander können - zu regeln - ja dann ist halt schade für das Projekt und das Geld ...aber man kann auch anderswo was trinken, diskutieren, Filme schauen.
Liebe Antonia, – mit Verspätung (was bei den Debatten hier schnell mal passiert ist;-) eine kurze Antwort auf Deinen erfrischenden Beitrag: Natürlich ist es spannend, die ideologischen Interessen-Hintergründe dargestellt zu bekommen, all das um Macht, Einfluss usw. - viel seriöse Recherche der Republik (wie immer). Aber soooo genau müsste ich es eigentlich auch nicht wissen. Es ist eine Klüngel-Geschichte wie sie überall passiert. Mein – naiver – Gedanke beim Lesen: hoffentlich setzen die Verantwortlichen bei der Republik gleich viel Energie dafür ein, ein neues Lokal zu finden... Ich vertrauen den "aufbauenden Kräften". Die Republik-Aktivitäten werden einen Ort finden! Warum nicht einmal (z.B) nach St. Gallen in die Lokremise kommen? Ich staune immer wieder, wie viiiiiel weiter der Weg von Zürich nach St. Gallen ist, als von St. Gallen nach Zürich :D Na ja, noch ein naiver Gedanke....
Liebe Johanna, genau:-) Auch Basel wäre z.B. ein möglicher Ort für den Buchclub, und noch zahlreiche andere Städte. Aber wahrscheinlich sind wir schlicht nicht cool genug. (Ich wohne z.B. in einem sehr angesagten Quartier, dessen Slogan aber lautet: "S Santihans blybt dräggig" - gegen Gentrifizierung. Hihi:-))
Während des Lesens schrieb eine unsichtbare Hand immer wieder auf meinen Bildschirm: "Doch die NZZ ist ein ehrenwertes Haus". - Danke für den Impuls für die Arbeit am Drehbuch meiner Realsatire: "Edwin - oder ein Kaufmann aus Meilen".
[übrigens blinkts auf meinem bildschirm immer noch und wieder: "doch die nzz ist ein ehrenwertes haus".]
Warum wir unseren Kindern das Sommermärchen beim Schlafengehen erzählen sollten
Es ist dies ein derart detailreich geschildertes zürcherisches Sommermärchen, dass wir LeserInnen es nicht von vorherein unseren Kindern vor dem Schlafengehen erzählen möchten. Da kennen wir Spektakuläreres, worauf sie stehen. Aber es ist halt schon wohlig-schauerlich und auch gefürchig, wie es unsere Kinder doch lieben. Denn wieviele Hohelieder der freien Marktwirtschaft mussten wir alle zu unserer Lebzeit doch über uns ergehen lassen von unserer NZZ, unserem Gedankenkompass in heiteren und dunkleren Stunden, weil die freie Marktwirtschaft mit ihrer unsichtbaren Hand (die finden unsere Kinder doch auch so faszinierend, "Mama, Papa, wann kommt die unsichtbare Hand? Bitte, bitte erzähle schnell von ihr!") doch alle Probleme auf wundersamste und geheimnisvollste Weise löst, indem sie zauberhaft die beste aller möglichen und unmöglichen Gesellschaften herbeiführt?
Und wie gruselig verhält sich doch die NZZ-Unternehmergruppe selbst, wenn die freie magische Marktwirtschaft ganz banal sie selbst betrifft?
Und so hat das Zürcher Sommermärchen eben schon auch eine exemplarische Dimension, die uns allen nicht entgeht, wenn wir es den Kindern in seiner wohlig-schauerlichen Konkretheit erzählen.
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Cool it, noch sind neue, in der nicht einfachen Situation möglich; eine GV wiederholen, in sorgfältiger Vorbereitung; ohne Polemik, mit Ziel und Engagement. Diesen Konsenspower traue ich allen zu. Die engagiert sind und den Kosmos weiter bringen. Ohne Einmischung der Berechnenden, Abrechenden. Ich glaube an euch, ihr Starken.
Hier noch die Stellungnahme der NZZ zum Thema Exklusivitätsklausel (kurz - Viel Lärm um nichts):
Bei NZZ Live handelt es sich um eine redaktionell kuratierte und moderierte Veranstaltungsreihe der NZZ-Mediengruppe. Debatten zu Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Politik gehören dazu – wie auch Genussseminare. In diesen Formaten werden Inhalte aus unterschiedlichen Perspektiven neu gedacht und anregende Begegnungen mit Redaktorinnen und externen Experten geschaffen. Sie kommen gut an. So gut, dass wir laufend auf der Suche nach neuen, inspirierenden Lokalitäten sind, die von einem vielseitig interessierten, auch jüngerem, kulturaffinen Publikum frequentiert werden. Zu unseren Veranstaltungsorten gehören nebst unserem Redaktionsgebäude an der Falkenstrasse auch das Schauspielhaus und das Bernhard Theater. Und seit neuestem auch das Kosmos, was uns sehr freut. Zudem sind wir mit weiteren Zürcher Veranstaltungsorten im Gespräch. Wie auch den Republik-Kollegen am Freitag auf Anfrage mitgeteilt: Es ist durchaus üblich, nicht nur bei der NZZ, bei Kooperationen eine Branchenexklusivität anzustreben. Im konkreten Fall hatten wir dies Kosmos vorgeschlagen, weil der‘«Buchclub» der Republik, der im Kosmos stattfindet, und das «Literarische Terzett» von NZZ Live sehr ähnliche Formate sind. Für das Kosmos war das aber keine Option, worauf wir auch nicht darauf beharrt haben. Der gültige Vertrag enthält denn auch keine Exklusivitätsklausel.
Das ist die Stellungnahme der NZZ, die im Beitrag von Freitag zitiert war, Herr C. Aber danke!
Ich bin der Ansicht es wurde selektiv zitiert und möglichst so geframed, dass es ins Storytelling der Republik passt.
Die NZZ schreibt zum Thema Eklusivitätsklausel:
"Für das Kosmos war das aber keine Option, worauf wir auch nicht darauf beharrt haben. Der gültige Vertrag enthält denn auch keine Exklusivitätsklausel." (Quelle NZZ)
Das beschreibt die Republik so:
Wird die Kampfzone der ideologischen Auseinandersetzung jetzt auch auf Veranstaltungsorte ausgedehnt? Tatsache ist: Diejenigen, die unter dem Banner des liberalen Pluralismus segeln, praktizieren de facto das Gegenteil. Der Vertragsentwurf, der uns vorliegt, ist nicht paraphiert. Die «Kosmos»-Leitung hat die Exklusivklausel nicht akzeptiert. Dies bestätigt auch die NZZ: Auf Wunsch des «Kosmos» habe man inzwischen entschieden, auf die Exklusivitätsklausel zu verzichten. Man darf die Frage stellen, ob das so bleiben wird unter dem Verwaltungsratsteam von Edwin van der Geest. (Quelle Republik Artikel)
Ein normaler Geschäftsvorgang (Aushandeln eines Vertrages) wird hier zu einer ideologischen Auseinandersetzung hochstilisiert.
Ufe mit em Samir, abe mit de NZZ!!
Eine kosmischere Betrachtung wäre für alle wünschenswert:
https://www.dropbox.com/s/nhv1mv95r…2.pdf?dl=0
Republik AG
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8004 Zürich
Schweiz