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Grauenhaft! Dieser idiotische und in seinen Auswirkungen verheerende kollektive Wahn der US-Republikaner reiht sich zwangslos in die lange Geschichte ideologischen Irrsinns ein, von den (Kinder)Kreuzzügen des Mittelalters über Religionskriege bis hin zu den Terrorsystemen Hitlers und Stalins. Die bittere Erkenntnis: Fanatismus und Dummheit sind unausrottbar.

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Enarchist & Anfänger
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Wenn uns nichts Besseres in den Sinn kommt, als Dummheit und Fanatismus auszurotten, sind wir leider noch nicht viel weiter als diejenigen, die Dämonen ausrotten wollen. Der Schritt von den Abstrakta zu ihren menschlichen Trägern ist allzu verführerisch.
Bitter ist auch, dass Fanatismus und Dummheit gerade da grassieren, wo Gefühle abgewertet und dämonisiert werden und der eigene Körper eher Feind als Freund ist.
Der Fluch an der Sache ist, dass wir nur mit denen zusammen aus der Pasche finden werden. Wir haben nur einen Planeten, eine Menschheit, aber keine Hölle um dort Andersartige zu entsorgen. Es gilt, einen dritten Weg zu finden, auf dem klar wird, dass das Eigene nur eine Sicht aus einer sehr, sehr beschränkten Perspektive auf etwas viel Grösseres ist und wir alle noch viel lernen dürfen.
Deshalb werden wir die so menschlich und herzlich behandeln müssen, wie wir es nur können, und ihnen die Hand reichen, auch wenn sie vielleicht erst glauben, dass darin kein grünes Blut fliesst, wenn sie sie uns abgeschlagen haben.
Einen Krieg der Dämonen werden wir kaum überleben.

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Theologin/Seelsorgerin
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Nur kurz: die bittere Erkenntnis von Herrn Kienholz schliesst m.E. keinen Moment aus, diejenigen, die Dummheit und Fanatismus verfallen sind, weiterhin menschlich zu behandeln (auch wenn es schwer fällt).

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Es ist ein signifikanter Unterschied ob ich "Fanatismus" ausrotten will oder den Fanatiker.

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Mein Kommentar und Ihre Replik hat ja einiges an Diskussionen ausgelöst, für die ich allen Beteiligten danke. Der Begriff „ausrotten“ kann sicher missverständlich oder problematisch wirken. Vielleicht müsste man einfach sagen, dass Fanatismus und Dummheit – leider – Konstanten der menschlichen Spezies sind.
Von Hass erfüllten, Gewalt propagierenden, fanatischen Menschen gegenüber müssen wir, und da bin ich mit Frau B. sehr einverstanden, menschlich zu bleiben versuchen, auch wenn das sehr schwierig bis unmöglich sein kann. Aber totalitären, Menschen verachtenden faschistischen Ideen gegenüber kann und will ich keine Toleranz zeigen.
Und Putin würde ich die Hand nicht reichen.

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Danke, S. P., für Ihre ebenso tiefgründige wie stimmige Replique. Zu These (ausrotten resp. bekämpfen) und Antithese (ignorieren) gibt es meines Erachtens eine sinnhafte Synthese: Anerkennen Was Ist, und dadurch keine Energie zuführen.

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Doch, wäre sie schon, mittels Bildung und Aufklärung. Aber die USA haben die schlechtesten öffentlichen Schulen in der westlichen Welt, und die Leute sind ignorant und deshalb anfällig für jeglichen sektenhaften Schwachsinn. Niemand klärt sie darüber auf, dass uns die Geschichte schon hundertfach gelehrt hat, dass solche Ideologien und Kreuzzüge genau das Gegenteil von dem bewirken was sie predigen. Und niemand kann sie heute aufklären weil nüchterne Fakten und historische Erkentnisse als 'fake' oder 'dämonisch' niedergeschrien werden. Aber wenn die Leute unaufgeklärt bleiben, ist die Gefahr sehr gross, dass sich die Geschichte wiederholt. Mir macht das Angst. Man stelle sich ein Amerika vor, das von Fanatismus verblendete Kreuzzüge lostritt, nicht nur intern, sondern auch gegen Aussen. Mit Nuklearwaffen.

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Da bleibt man ziemlich ratlos zurück. Ich kann nicht einmal ansatzweise verstehen, wie solche irren Ideen verfangen können. Zurück bleibt aber auch Angst vor einer solchen Welt.

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Bei uns sind doch auch verschiebungen Richtung Rechts im Gang ( Italien) . Eine logische Folge von Zuviel links ( Extremismus). Das ändert wieder in ein paar Jahren wenn zu viel rechts auftaucht. Das war schon immer so. Hier sind alle Parteien gleich. Sind sie an der Macht drehen sie völlig durch. Es geht dann nicht mehr um Volksnahe Politik sondern nur noch um Ideologie.

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Eine haltlose Verharmlosung!
Ja, auch bei uns gibt es diese Verschiebungen (neben Italien in Schweden, UK, Polen, Ungarn, Frankreich und - seit langem in der Ukraine!).
Sie widersprechen sich mit den Aussagen "ändert sich in ein paar Jahren" und "sind sie an der Macht, drehen sie völlig durch". Dies passiert jetzt gerade.

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Nein das ganze Weltuntergangs Szenarium und das Gender Theater der links grünen Mehrheit ist den Leuten zu extrem. Darum wird eine Gegenbewegung kommen . Da bin ich sicher

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Enarchist & Anfänger
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An der Macht sind bei uns ja die Bürgerlich-Konservativen. Ich gehe mit Ihnen einig, dass die zur Zeit völlig durchdrehen. Siehe Tarnkappenbomberbeschaffung.

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Sogar da stimme ich zu auch hier habe ich die Initiative unterschrieben. Als freier Wähler bin ich in dieser Zeitung am gleichen Tag mit Pazifist und mit SVP Jünger beschimpft worden.

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Herr M., an welche Beispiele denken Sie, wenn sie von zuviel links (Extremismus) schreiben, z.B. in den letzten 10 Jahren in Europa und der Schweiz?

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· editiert

Lieber Herr M.
Wir reden hier von Extremisten (die Verortung in Ihrem Rechts-Links-Schema ist unwichtig). Diese wähnen sich im Besitze einer absoluten Wahrheit, welche nicht diskutiert bzw. hinterfragt werden darf. Die Gegner sind in ihren Augen dämonisch.
Und wenn jetzt das Pendel in ihre Richtung schwingen sollte, werden sie mit allen Mitteln ein Zurückschwingen zu verhindern suchen. Weil, da ja im Besitze einer absoluten Wahrheit, gibt es auch nur noch ein Richtig und wenn es nur noch ein Richtig gibt, gibt es auch keinen Grund mehr, wieso jemand anders als sie selbst an der Macht sein sollte.
Das heisst dann: Sie hatten eine Demokratie und Sie haben jetzt ein totalitäres System.
Und ja - ich empfinde Ihren Kommentar als sehr grobe Verharmlosung. Der Weg von der Demokratie in die Diktatur ist kurz und glatt, der Weg von der Diktatur in die Demokratie meist lang, steil und blutig - wenn Sie so wollen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.
S. D.

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Und ein Totalitäres System kann nur rechts sein? Nein es kann auch links sein wie man bei der grünen Weltuntergangs Partei sieht. Sie haben offenbar ( im Moment) die absolute Wahrheit gepachtet.

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Mhm, mhm, "zuviel links" ist nicht unterscheidbar von zu viel rechts, da gibts keine Unterschiede in Gewalttaten oder Todesopfer oder irgendsowas, und insbesondere muss man da auch nichts machen, das kommt schon alles von sich aus gut (ausser halt man ist nicht weiss, männlich, cis, heterosexuell aber das sind wir ja alle).

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«‹Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ob Links- oder Rechtsextremismus – da sehe ich keinen Unterschied.› – ‹Doch, doch›, ruft das Känguru laut dazwischen. ‹Es gibt einen Unterschied. Die einen zünden Ausländer an, die anderen Autos. Und Autos anzünden ist schlimmer. Denn es hätte mein Auto sein können. Ausländer besitze ich keine.›»

Kabarettist Marc-Uwe Kling in seinem Buch «Die Känguru-Offenbarung»

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Die USA ist aus religiössen Bewegungen heraus entstanden, es waren die sektiererischen , von der offiziellenKirche verfolgten Gruppen aus Europa, die sie zur Flucht nach Nordamerika brachten. Einige eher freigeistig, die meisten bibeltreu. Die Verfassung ist daher föderalsitisch und extra so angelegt, dass der Staat nicht die Religion dominieren kann. Es war also immer ein starker Gegenpart da. Auch der ganze"wirre Kosmos" der Verschwörungen und Ideen. Die wechseln einfach etwas. Es sind also keine Staaten, die sich gegen die Religion durchgesetzt haben, sondern umgekehrt. Das kann immer überhand nehmen. Entscheidend ist die "geistige Verfassung" und die Struktur der "weltlichen" BewohnerInnen. Die ist seit längerem eben nicht so prächtig.
Das duale politische System bestärkt entweder die einen oder die anderen. Die neoliberale Phase mit dem Primat des Egos und des konservativen neodarwinistischen Weltbilds seit den 1980ern hat Dreistigkeit und Dummheit gefördert, vor allem auch durch die Privatmedien. In den USA unerträglich dumme, kommerzielle Sorten, auch viele Religiöse. Seit den 00ern natürlich das Internet. Materielle Ungleichheit wurde verstärkt. Davon sind auch die "DemokratInnen" nicht unberührt geblieben, und sei es "nur" durch einlullenden Wohlstand, den man bewahren will und politische Gleichgültigkeit oder reflexartige Zuschreibung aller Übel zu den Gegnern. Oder natürlich viele der "VerliererInnen" unter ihnen. Es hat sich überall in der westlichen demokratischen Welt bishin zu einem destabilisierenden Ausmass entwickelt. Wir sind/waren alle ein Bisschen am Verblöden und ein Teil weist deshalb obskurem Quatsch nicht von vorenhinein ab. Die USA mit ihren schlechten öffentlichen Schulen und dem tief eingepflanzten Religionsdenken eh nicht.
Das hat die USA nun an einen gefährlichen Rand getrieben. Geradde auch in einer Zeit, in der Empfindungen und Gefühle als höchstes Gut gepriesen werden, vorher war es lange Zeit Nüchternehit und Verstand. Nicht nur der emotional etwas zu "woke" Teil der gebildeten Mittelschicht wird davon in der Stabilität geschwächt, sondern auch das politische System unterwandert, da es nun von Verschörungen aller Art unterwandert werden kann. Das Primat von Religion gegenüber dem staat ist letztlich je einfach ein Gefühl, eine Meinung, eine Ideologie über Verstand und Nüchternheit zu setzen.

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Johanna Rossi
pensioniert und voll im Leben
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Sehr geehrte R. P., eigentlich warten viele Pflichten auf mich. Ihr Kommentar — schon am frühen Morgen verfasst — spricht mich in Vielem so sehr an, dass ich es nicht bei einm upvote (oder wie sagt frau) bleiben lassen kann. Ich wünschte mir Zeit für mehr Gespräche mit besorgten, informierten und umsichtigen Menschen, mit der Frage, was tun ... jeden Tag, gegen Lethargie, ohne Angst zu bedienen und ohne die rosarote Brille? Danke Ihnen!

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Danke auch Ihnen - ich schrieb auch wegen den wartenden Job-Pflichten so früh;-) und dazu noch die senile Bettflucht... deshalb viele Tippfehler. und nicht alles ganz ausgegorene Gedanken.

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Vielen Dank für das Teilen Ihrer Gedanken, Frau Propst!

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Danke auch Ihnen und Entschuldiung für die etlichen Tippfehler...

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Was aber ist mit den Demokraten in den USA los? Ueber den Zustand des Gegenwichts der Republikaner möchte ich endlich etwas lesen. In was für eine Abwärtsspirale sind die geraten, was ist der Stand der innerparteilichen Analyse oder Selbstkritik?

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Die verlieren sich in den unwichtigen Themen Gender, "persons with vaginas" und Sexualität - und werden dadurch für viele unwählbar.
Ich bin froh, dass ich kein Amerikaner bin.

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Schön, dass für dich das Thema Sexualität und Gender nicht wichtig sind.
Wäre es nicht cool wenn es für andere nicht auch nicht so ein Problem wäre, weil, I dunno, Leute nicht versuchen würden sie aufgrund ihrer Sexualität oder ihres Genders zu töten?

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Gegen eine wahnsinnige Republikanische Partei lässt sich einfacher normal dazustehen ohne viel zu leisten. Einige Republikanische Kandidaten erhalten sogar Gelder von den Demokraten, damit sie gegen einen Wahnsinnigen antreten können. Geht aber leider nicht immer gut, dieses Spiel mit dem Feuer.

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Doppelbuerger
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Das Problem ist, mindestens eine Partei muss ja die Arbeit tun waehrend die andere sich in Daueropposition stellt.
Arbeit, die halt wie immer imperfekt ist und damit angreifbar wird.
Waeren beide Parteien nur noch in Opposition, ginge gar nichts mehr.

Anders gesagt; Sartre und seine Beschreibung des Antisemiten, aber halt abgewandelt auf die GOP, wobei aber das Nichtteilnehmen/-diskutieren keine Option ist.

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"Christlicher Faschismus" ist wie etwa gleich unmöglich wie "ehrlicher Betrüger". Christentum und Faschismus sind Gegensatzpaare, die sich gegenseitig ausschliessen.

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Multifunktional
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Sie haben eine sehr idealisierte Sicht auf das Christentum. Leider ist die Realität seiner Schäfchen eine andere. Genauso wie jede andere Religion ist das Christentum anfällig für Extremismus - und wo Extremismus ist, ist auch der Faschismus nicht weit. Ich sehe absolut keinen Unterschied (mehr) von diesen extremistischen Christen zu den Mullahs im Iran, den Hindi-Extremisten in Indien oder den orthodoxen Siedlern in Israel. Es wird Zeit, aus der christlichen Überheblichkeit als „beste“ Religion aufzuwachen…

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Christentum ist nach meiner Auffassung idealistisch weil es das Gute in Menschen betont. Und so sehe ich es eben.

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Unterrichtender
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Herr C., beide Begriffe können sehr unterschiedlich aufgefasst werden, aber hier geht es um das Christentum in seiner fundamentalistischen Ausprägung und um den Faschismus, weniger in der "Blut und Boden"-Ideologie, sondern in derjenigen, die europäischstämmige Amerikaner bevorzugt.
Und diese zwei gehen wunderbar zusammen.

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Das sieht selbst die Theologie anders: So prägte die Theologin Dorothee Sölle den Begriff "Christofaschismus".

https://en.wikipedia.org/wiki/Christian_fascism

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Man kann das ganze ausschwende Geschwafel auf einen Punkt bringen: Es geht hier um die ganz profane Lust anderen Menschen Gewalt anzutun. Dafür werden Feindbilder aufgebaut und atemberaubend dumme theologische Lügenkonstrukte ersonnen.
Das Ziel ist immer, Untermenschen zu schaffen, welche man straflos verletzen, vergewaltigen und töten darf.

Ich frage mich nur, warum sich Frauen freiwillig solchen Bewegungen anschliessen. Sie sind immer das erste Ziel dieser Gewalt. Ist es Dummheit? Masochismus? Folge religiöser Erziehung?

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Theologin/Seelsorgerin
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Was Ihre Frage zu den Frauen betrifft, zwei mögliche Antworten:

  1. Frauen haben über lange Zeit gelernt, dass es für sie "gesünder" ist, sich mit denjenigen gutzustellen, die die Macht haben (auch wen sie das nicht davor schützt Opfer dieser Macht zu werden)

  2. Vielleicht sind die Frauen aus Überzeugung dabei und geniessen es ebenso wie die Männer. Frauen sind ebenso wie Männer machtbewusst oder zu Grausamkeit fähig.

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"Ich frage mich nur, warum sich Frauen freiwillig solchen Bewegungen anschliessen… Ist es Dummheit?" Interessante, erste Vermutung.

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Hmmm... ich glaube es ist eher religiöse Verblendung gepaart mit dem Wunsch es Gott und den Menschen recht zu machen, damit der Platz im Himmel für sie und ihre Lieben 'gesichert' ist. Auf der Strecke bleibt da die Gnade...

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Sie sind nicht das erste Ziel. Sie sind oft "auch" das Ziel, aber das erste Ziel sind sie nicht.

Hier ist eine Podcastfolge die sich mit dem Thema beschäftigt

In this episode, Mexie talks with Leslie of Mad Blender about the women of the alt-right. We discuss the obvious links between toxic masculinity and the alt-right, and then dig into the possible reasons why this overtly patriarchal movement might appeal to so many women. Sadly, women have been at the forefront of white power movements since their inception, something that tends to be overlooked in mainstream discourse.

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Man kann Ihre Worte auch auf einen (traurigen) Punkt bringen: Es muss sich bei den Evangelikalen einfach um finstere Menschen handeln, die ihre Bösartigkeit und niederen Instinkte ausleben möchten. Sie tun, was sie tun, weil sie böse sind. Logisch.

Nicht, dass ich Ihre Wut nicht verstehen würde, ich teile sie sogar. Ich befürchte bloss, dass sie uns (die "Guten" 😉) keinen Deut weiter bringt. Ausser wir verwechseln Verständnis mit der Auffassung, diese Menschen würden sich wesentlich von uns unterscheiden, womöglich überhaupt gar nicht menschlich sein. Womit wir im Prinzip dasselbe machten, wie die (QAnon-)Schwurbler mit ihren Echsenmenschen-Kinderblut-Trinker-Wahnvorstellungen: Die Gegenseite entmenschlichen.

Die Anhänger:innen von Gottesstaatskriegern wie Mastriano fühlen sich gut – oder zumindest besser – wenn sie sich diesen als stark empfundenen Anführern hingeben und deren Zeremonien beiwohnen, statt das ihnen vom vorherrschenden System zugedachte Leben zu führen. Ich glaube nicht, dass es alles gewaltverliebte Soziopath:innen sind. Sondern eher äusserst bemitleidenswerte Menschen, die wohl christlich-fundamentalistisch sozialisiert wurden und mehrheitlich eine miserable Bildung genossen haben und sich in dem, was wir als Realität bezeichnen würden, verdammt scheisse fühlen. Auch die meisten von uns würden in so einer Situation das Angebot der christlichen Faschisten nicht ausschlagen, eine Parallelwelt, in der man plötzlich Status hat, wichtig ist und einen (höheren) Zweck erfüllt.

Tatsächlich liegt der Schlüssel fürs Verstehen von Fundamentalismus in den Emotionen, glaube ich. Doch statt der unangenehmen und schmerzhaften vielmehr in den positiven Gefühlen – genauer dem Fehlen derselben. Der Frage, welche emotionalen Grundbedürfnisse die derzeitige säkulare Gesellschaft nicht im Stande ist zu decken, ganz anders als diese christfaschistischen Sekten. Sowas wie Anerkennung, Status, Zusammengehörigkeit, Identität...

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Unterrichtender
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Danke für diesen profunden Einblick in die rechte Szene der Evangelikalen und Charismatiker in den USA. Nur etwas möchte ich ergänzen, weil es im Artikel nur ansatzweise vorkommt und in den Kommentaren fast (mit Ausnahme von Janik Vonrotz) vollständig fehlt: die hier beschriebenen Ideologien sind in Freikirchen der Schweiz seit den Achtzigerjahren weit verbreitet, und zwar häufig in Kombination mit einem Desinteresse an Politik, oder besser gesagt mit einer grundsätzlich ablehnenden Haltung gegenüber Demokratie und ihren Institutionen. (Ich verallgemeinere hier die Freikirchen nicht, es sind selbstverständlich viele andere Haltungen zu finden.)
Ein gewichtiger Unterschied zwischen unserem Land und den USA scheint mir die hohe Qualität der Volksschule zu sein, in der (praktisch) alle jungen Menschen sich miteinander auseinandersetzen und die so Segregationen erschwert.

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Ich mag diesen neuen Satan, der sich in teuflischer Barmherzigkeit für benachteiligte Randgruppen einsetzt.

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Enarchist & Anfänger
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Worin sich diese demokratiefeindlichen Dominion-Dämonenbekämpfer mit ihren Eisenstäben von krassen Islamisten à la Islamischer Staat unterscheiden wollen, ist mir – und vermutlich auch ihnen selbst – nicht ganz klar. Szenarien wie aus a Handmaids Tale scheinen da viel näher als eine Lösung für irgendein reales Problem.

Persönlich gefallen mir die Gedanken und Entwürfe etwa von Catherine Keller viel besser. Sie spricht von Schöpfung als offenem Prozess, von Co-Kreativität in Vielfalt und findet sehr deutliche Worte gegen verblendete Theokraten. Die medialen Scheinwerfer suchen leider eher den Skandal und blutrünstige Massen als zukunftsträchtige Ansätze.

Von Kellers Theopoetik wird aber am Ende mehr bleiben als vom dominionistischen Blutbad. Ausser die Eisenstäbler drücken den roten Atomknopf, um schneller in Gottes Reich zu sein, was aus meiner Sicht nicht ganz auszuschliessen ist.

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Oh, Margaret Atwood war mit "A Handmaids Tale" vor fast 40 Jahren einfach sehr hellsichtig. Man kann sich an Hand dieses Buches jetzt schon sehr deutlich machen, wo die Herrschaft solcher rechtsextremer Pseudochristen hinführt. Wobei Atwood schon damals sagte, sie habe sich bei dieser Dystopie durch Ziele, Ideen, Handlungen bereits existierender Glaubensgemeinschaften leiten lassen.

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Stimmt - sehr lesenswertes Buch. Kann ich nur empfehlen.

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Gehe sehr mit Ihnen einig. Verbindendes Element vielleicht: Alle diese Extremisten nehmen die jeweilige Schrift absolut wörtlich und sehen nicht die kontemporären und universalen Elemente darin. Wenn es eine universale göttliche Instanz gibt, dann wirkt diese im Sinne der von Catherine Keller beschriebenen Co-Kreativität in Vielfalt.

In abgemilderter Form kann man dieses Dominion Gehabe ja auch bei hiesigen Freikirchen - je nach deren Denomination - beobachten. Dort werden vor allem SVP und EDU gewählt...

Meiner bescheidenen Meinung nach handelt es sich bei dieser Art von Religionsverständnis um die unterste, um nicht zu sagen kindliche Stufe.

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Vielleicht kann man sich auf folgende Argumentation einigen. Die christliche Lehre ist nicht per se antidemokratisch, autoritär, rassistisch oder eben faschistisch. Aber sie kann für politische Zwecke missbraucht werden wie alle anderen Religionen auch (Buddhistische Mönche beteiligten sich z.B. am Völkermord der Rohingyas). Der Missbrauch des Christentums durch immer mehr Republikaner schreit zum Himmel und gipfelt in offensichtlichen Lügen und der Dämonisierung der demokratischen Partei, was dem Neuen Testament zutiefst zuwiderläuft.
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Viele hetzende Republikaner müssen sich selbst abgrundtief hassen...

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Genau das habe ich gemeint. Aber wahrscheinlich etwas zu knapp ausgedrückt. Und klar, die mittelalterlichen Kreuzzüge waren natürlich ebenfalls höchst unchristlich. Vergleichbar mit den radikalen Moslems von heute die mit Attentaten die "sündigen" Christen bekehrt werden wollen. Die friedlichste Religion ist im Prinzip der Buddhismus mit seinem "Leben und leben lassen". Aber natürlich gibt es auch hier Auswüchse.

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Theologin/Seelsorgerin
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· editiert

Ich komme je länger je mehr zu der Überzeugung, dass es weniger die Religionen sind, die in sich friedlich oder unfriedlich sind. In jeder Religion gibt es Inhalte, die für Entsetzliches genutzt werden können. Doch umsetzen, tun das Menschen. Menschen entscheiden, ob sie so oder so handeln. Und weil Menschen im Fall von Grausamkeit sehr wohl wissen, dass sie grausam handeln, brauchen sie eine Rechtfertigung und da kommt ein göttlicher Auftrag gerade recht. Da müssen sie nämlich keine Verantwortung für sich und ihr Handeln übernehmen.

Das im Artikel beschriebene Christentum hat nichts, wirklich nichts mit dem Christentum zu tun, wie ich es lebe/glaube/verstehe. Dennoch muss ich mit einer gewissen Verbitterung und Wut anerkennen, dass sich da Menschen auf denselben Lehrer, nämlich Jesus v. Nazareth, berufen wie ich. Was jede:er Christ:in machen kann: Sich distanzieren von dieser Art der Religionsausübung.

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Doch, ich glaube schon, dass die Christliche Lehre, als "Staat" implementiert (und darum geht es hier), antidemokratisch ist - was gegen die Bibel ist, darf nicht sein, auch wenn im Extremfall das Volk so abgestimmt hätte. Das Problem hat der Islam auch, vermutlich auch der jüdische Glauben. Die meisten Religionen haben doch die Gemeinsamkeit, dass sie einen Alleinstellungsanspruch haben - "wer nicht so und auf die Weise an das glaubt, an das ich glaube, liegt falsch".
Und genau darum ist es aus meiner Überzeugung wichtig, dass Religion und Staat getrennt sein müssen - nicht jeder gehört der Religion an, die im Zweifelsfall den Staat repräsentiert. Wie das ausgeht sehen wir gerade in Afghanistan und dem Iran.
Jeder darf an die Religion glauben, die er will und sich an deren Regeln halten, solange ein übergeordnetes Gesetz (aka Staat) dies nicht verbietet. Und er soll bitte andere, die nicht an seine Religion glauben, das machen lassen, was diese wollen (ebenfalls, solange dies nicht einem staatlichen Gesetz widerspricht).
Das, konsequent umgesetzt würde auch zu einer Abschaffung der christlichen Feiertage wie Ostern führen -> wer das Osterfest feiern will, müsste sich halt 2 Tage freinehmen und wer arbeiten will, soll das dürfen.

Kommt das rüber, was ich meine?
Wenn ein Evangelikaler Abtreibungen verbieten will, dass soll er das meinetwegen in seiner Gemeinde der Gläubigen seiner Religion verbieten dürfen. Aber bitte nicht den anderen Menschen, die nicht an seine Religion glauben.

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Atheist
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Abschaffung der christlichen Feiertage- ich wäre sofort dabei! Das stelle ich mir unglaublich befreiend vor!

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Janik von Rotz
Denkt mit.
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· editiert

Hätte nicht gedacht dass „Far Cry 5“ [^1] einmal real wird.

[^1] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Far_Cry_5

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Ha! Tatsächlich... da war jemand prophetisch unterwegs, als er dieses Game entworfen hat.

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Theologin/Seelsorgerin
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Ebenso prophetisch Andreas Eschbach mit seinem Buch "Der Jesus Deal" (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Der_Jesus-Deal)

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Indeed! Im Game geht 'enthypnotisieren' aber nur durch abschiessen und wiederbeleben. Kein gutes Rezept...

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Zynischer Weltenbürger
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Ich greife mal die polemische und lächerlichejRhetorik Mastrioanos, New Apostolic Reformation und den ganzen Neofaschisten und religiösen, chrostlichen Taliban auf:
Es herrscht ein Endzeitkampf zwischen den Mächten des Guten und den Mächten des Teufels. Nur merken sie nicht, dass sie auf Seiten des Teufels kämpfen.

Diese ganze Absurdität, dieser fanatischen Hass, diese absolute Realitätsferne, diese unversöhnliche Haltung: wie sollen die USA wieder zusammenfinden?
Diese Faschisten sind vernünftigen Argumenten nicht mehr zugänglich. Das Ganze scheint auf einen gewaltsamen Übernahmeversuch der Rechtsextremen zuzulaufen, was einen Bürgerkrieg zur Folge hätte.

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jaap achterberg
schauspieler
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Oh mein Gott!

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Heilige Sh1sse

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System Engineer
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Auch heiliger Stuhl ist nur Scheisse ;)

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Schlimmeres Gedankengut als was hier beschrieben ist, kann ich mir nicht vorstellen. Es ist dermaßen abwegig.
Um so bewundernswuerdig ist Amanda Gorman mit:
" Dieses Buch ist ein Brief.
Dieses Buch lässt nicht locker.
Dieses Buch ist wachsam.
Dieses Buch weckt auf".
Hoffentlich wird ihr Weckruf immer lauter!

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Ich wage zu bezweifeln dass deren ‚Gott‘ ,der christlichen Gesellschaft Amerikas, Kunst und Kultur vordefinieren kann. Nicht umsonst sind seit den Achtziger Jahren Musiker wie Zappa (auch wenns Ihn nicht mehr gibt-der grosse Initiant des Gegensteuers), Dee Snyder oder Jello Biafra seit 40+Jahren für eine freie Meinungsäusserung in der Musik. Begriffe wie Moral Majority oder die Moonies waren in Texten der Dead Kennedies zB. Dumpfe Aussagen wie ‚Teenies bringen sich um weil du Satan gesungen hast‘ oder ‚dein Gitarren Solo rückwärts gespielt zwingt mich an Satan zu glauben‘ waren tatsächlich Versuche Riegel zu schieben, welche meistens kläglich scheiterten, weil eben auch die Justiz noch nicht parat war für ‚Gottes‘ Gesetze. Und ja heute geht es in diese Richtung-deren ‚Gott‘ hat seine Gesetze formuliert und diese werden versucht anzuwenden.
Der Reminder hier ist nur dass die amerikanische Musik sich schon seit 40 Jahren gegen diese Flausen wehrt.

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Danke für die gute Übersicht dieser Situation in den USA. Da ist ein Fehler eingeschlichen: es steht "Jericho Marshes", wo "Marches" stehen soll.

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Daniel Meyer
Korrektor Republik
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Vielen Dank Herr Shields, Sie haben natürlich recht. Ist gefixt. Gute Lektüre und herzlich, DM

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Theologin/Seelsorgerin
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Danke für den Beitrag. Alles andere hat Herr Kienholz bereits punktgenau formuliert.

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Brillanter Artikel! Da kennen sich Annika Brokschmidt und Thomas Lecaque echt aus mit dem Thema! Die Entwicklung in den USA diesbezüglich ist beängstigend!

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Ich habe soeben das Buch "American Psychosis: A Historical Investigation of How the Republican Party Went Crazy" von David Corn gelesen. Es analysiert den Wandel der republikanischen Partei von den Anfängen der USA bis heute. Darin gibt schreckliches aber auch sehr viel spandendes zu lesen. (erhältlich bei Amazon in Kindle- und in Buchform. Es ist es jedoch nur auf englisch)

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Auf Netflix kam kürzlich eine Dokuserie über Waco heraus. Trailer: https://youtu.be/scZ2x7R_XXc

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Consultant
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Wer wählt denn solche Leute?! Die Abstimmung in Kansas zum Abtreibungsverbot sollte eigentlich Hoffnung machen, dass da doch noch genug vernünftige Menschen sind, um diese Rückwärtsdenkenden aufzuhalten. Aber die Republikaner sind vorbereitet. In einem Gespräch zwischen Michelle Cottle und Johnny Harris (https://youtu.be/7YjY00Cd_MI) erklärt sie Schritt für Schritt, wie die Republikaner wütende Bürger rekrutieren, die das gesamte Wahlsystem unterlaufen. Im ganzen Prozess von einfachen Wahlhelfern bis zum Secretary of state, werden Posten mit Leuten besetzt, die an die Mär der gestohlenen Wahl glauben. Sprich: sie werden dafür sorgen, dass bei der nächsten Wahl die 11'780 Stimmen gefunden werden, um die Wahl zu kippen.

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