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Mir wären mehr Jacinda Arderns - auch wenn sie nicht gaaanz alles richtig macht - tausendmal lieber, als die Trumps, Putins, Bolsonaros, Erdogans, Gössis, Pfisters, Karrers, Nosers, Netanjahus, Weidels … - welche alles katastrophal falsch machen.
Ganz ihrer Meinung Herr F. Die PolitikerInnen die sie hier als Beispiele nennen, das sind die Marionetten der Hochfinanz und die werden ihre Pfründe verteidigen bis zum Allerletzten.
Da macht es eine wirklich gut, was im Vergleich mit Trump und Konsorten zugegeben nicht schwer ist. Aber sie ist es eben auch im Vergleich zu all den anderen Davos-Männern. Die Kritiker von Ardern sollen mir mal einen Mann nennen, der es auf dieser Welt besser macht. Stattdessen wirft man ihr vor, sie sei keine Visionärin, sie sei zu wenig ideologisch. Das ist einfach nur bemühend. Sie ist pragmatisch, ja. Na und? Mir sind pragmatische Politikerinnen lieber als ideologische Blender. Ausserdem: Ich habe auch einen "Medianlohn". Wenn ich eine in Zürich eine Wohnung kaufen will, muss ich für das kleinste Loch das 10-fache hinblättern. Und wenn ich ein Haus kaufen will, reicht nicht einmal das 20fache.
Bin absolut Ihrer Meinung, was soll an Pragmatismus falsch ein? Fundis und Visionäre mit abgehobenen Ideen bringen die Welt nicht weiter
Gegen Visionäre ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Es braucht sie, in der Kunst, in der Wissenschaft und auch in der Politik. Sie dienen zum Weiterdenken. (Im Gegensatz zu den ideologischen Fundis. Die braucht es tatsächlich nicht.) Aber Visionen sind Theorien, die sich – wenn überhaupt – nur sehr langfristig umsetzen lassen. Gerade in der Politik. Praktische Politik funktioniert anders. Sie funktioniert schrittweise aufgrund des aktuell Machbaren, also pragmatisch. Gute demokratische Politik basiert immer auf dem Kompromiss mit den unterschiedlichen Interessensgruppen. Nur so sind alle ins Boot zu holen, die es braucht, wenn man wirklich etwas verändern will. Und wenn jetzt eine Frau kommt, die das überzeugend macht, mit Empathie, die so vielen abgeht, und wenn sie das erst noch erfolgreich vermitteln kann, dann sollte man ihr das nicht zum Vorwurf machen, sondern froh sein, dass so etwas überhaupt noch möglich ist.
Was soll das heissen 'Davos-Männer'? Gibt es nur noch das Mann-Frau-Problem? Diverse Konzernchefinnen, Merkel, Lagarde, Indira Gandhi, Thatcher sind bzw. waren wohl auch Davos-Männer! Oder haben die alles richtig gemacht?
Lieber Herr Wiget, vielen Dank für Ihren Beitrag. Auch ich gehöre zu den Freundinnen eines konstruktiven Journalismus, aber eben auch eines kritischen Journalismus. Jubeltexte, die sich ausschließlich um Jacinda Arderns Hype befassen, gibt es zuhauf, jene, die sich in der deutschsprachigen Presse mit ihrer eigentlichen Politik befassen kaum. Ich denke, dass es wichtig ist das gesamte Bild - soweit es geht - im Auge zu behalten, insbesondere wenn von Vorbildern die Rede ist. Und zum Abschluss erlaube ich mir eine ketzerische Bemerkung in diesem Forum: der Ausgangspunkt der Welt ist nicht die Schweiz, die Bedingungen in diesem Land müssen nicht immer und überall als Maßstab dafür dienen - auch nicht für die EinwohnerInnen in diesen Land - um die Welt besser zu verstehen. Vielen Dank, mfg SK
Nach gerade mal drei Jahren und mehreren Krisen, ist es etwas befremdlich zu erwarten, dass die in zwanzig Jahren angerichteten Verheerungen der Marktliberalen bereits signifikant gemildert sein könnten. Gerade die Privatisierungen von Staatsbetrieben sind ein Paradebeispiel für die kurzfristige Zahlenschönung welche dem modernen Management so wichtig sind. Die Wirtschaftsführer lassen sich feiern, streichen ihre Provisionen ein, und verschwinden. Zurück bleiben ausgehöhlte Unternehmen, mit verlorenem Know-how, vernachlässigter Infrastruktur und einer zerrütteten Firmenkultur. Was in wenigen Jahren kaputtgemacht werden kann, braucht Jahrzehnte um wieder zu gesunden.
Dazu kommen die politischen Realitäten, nicht alles was wünschenswert ist, kann sofort umgesetzt werden. Das geht nur in Diktaturen. In Neuseeland muss auch die Bevölkerungsgruppe welche von den neoliberalen Praktiken profitiert hat, eingebunden und berücksichtigt werden. Mancher mächtige, reiche, alte Mann muss wohl erst sterben, bevor eine grundlegende Umstellung, ohne Gewalt, stattfinden kann. Ich hoffe, die Kiwis bringen die nötige Geduld auf, um das durchzuziehen
Genau. Die Vertiefung der politisch/gesellschaftlichen Dynamik vermisse ich im Artikel. Da schwimmt alles mehr oder weniger an der Oberfläche, wird zwar angesprochen, aber nicht wirklich vertieft. Gerade diese Neuausrichtung der Poliktik- nach Jahren dieser neoliberalen Praktiken- welche Frau Ardern anstrebt wäre, es ja wert wirklich eingehender zu besprechen, als bloss festzustellen, dass sie "keine Visionen" habe.
Aus meiner Sicht mit Ausnahme der Agrarpolitik und der Airlines. Auf meiner Weltreise war ich froh um jedes Neuseeländische Produkt und ich hatte noch nie ein solch gutes Flugerlebnis wie innerhalb von Neuseeland. Die Umstellungen hätte natürlich langsamer und mit mehr Rücksicht auf die Bauern geschehen können.
2018 durfte ich 3 Monate mit meiner Familie in Nelson leben. Kindness ist Programm, immer, überall.
Wer sich nicht blenden lässt von der Schönheit, merkt jedoch rasch, dass nicht alles perfekt ist. Muss es auch nicht! Die Menschen haben Alltagsprobleme, die Regierung versucht sich darum zu kümmern. Das ist ein guter Anfang, besser jedenfalls als andernorts.
Dass ein Mann "kindness" nicht als Vision anerkennt wundert mich nicht. Aber diese "kindness" ist Markenzeichen und evtl. sogar Alleinstellungsmerkmal. Sie wird gelebt und ist spürbar.
Ich habe schon länger keine "Swissness" gespürt. Ausser vielleicht beim Lesen der Republik ;-)
Danke.
«Dass ein Mann "kindness" nicht als Vision anerkennt wundert mich nicht. Aber diese "kindness" ist Markenzeichen und evtl. sogar Alleinstellungsmerkmal. Sie wird gelebt und ist spürbar.»
Danke, Danke für diesen Satz!
Neindanke für diesen (ersten) Satz. Im Jahr 2020 möchte ich solche Pauschalurteile nicht mehr hören, weder über Frauen noch über Männer.
Falls Sie ein Beispiel brauchen, können Sie vielleicht mal virtuell nach Ankara reisen.
Freundliche Grüsse
«True leader» – «inspirational leader» – «empathetic leader».
Ich bewundere sie.
Und klar gibt es Neider und solche, die sie als berechnende PR-Strategin degradieren.
Und klar ist auch sie nicht perfekt (Absage Kapitalsteuergesetz).
Und klar kann sie in drei Jahren (!) nicht alles zum Positiven bewegen, was auf jahrzehnte-, ja jahrhundertealten Missständen beruht.
Wie bitte, keine Visionärin? Was ist mit der Vision, die wahre Geschichte Neuseelands allen zu vermitteln und damit den Grundstein zu legen für gegenseitigen Respekt zwischen Maoris und Weissen, beruhend auf dem Eingeständnis unserer Fehler? Was ist mit der Vision, dass aufgrund der massiven Förderung psychischer Gesundheit die Voraussetzungen für eine bewusstere, wohligere Welt geschaffen werden? Was ist mit der Vision, mit wahrer Empathie und Inspiration die Basis für das Verständnis innerhalb verschiedenen Kulturen zu legen? Und all das lebt sie!
Wegweisend.
An einem so schönen Morgen ist es angenehm einmal über eine Politikerin zu lesen, sie so vieles richtig macht. Das die Frage auftaucht, wo denn da "der tote Hund" begraben ist, hat wohl mit unserer Erfahrung zu tun. Nach diesem Artikel frage ich mich auch, was konsensorientierte Politik kann. Eine weltweit aus dem Ruder gelaufene Wirtschaftspolitik kann nicht durch eine Person verändert werden. Wohl aber kann sie Denkanstösse und eine inspirierende Performance geben.
Dass Jacinda Ardern nicht visionär ist, muss ihr nicht unbedingt zum Nachteil gereichen, denn wie sagte doch Helmut Schmidt: "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen."
Helmut Schmidts Politik war denn auch genau so: keine Vision davon, wie eine Gesellschaft sein könnte/ sich entwickeln könnte etc. Nur das verwalten, was schon da ist. Wer politische Visionen von vornherein für pathologisch hält, sollte eigentlich aus der Politik rausgehalten werden.
Es ist leicht sein Verhalten zu kritisieren, aber viel schwieriger mit Visionen eine Regierungsmehrheit an der Urne zu erhalten. Bedenken Sie: Er hatte die FDP als Koalitionspartner...
Bezüglich seines Zitates: Es ist immer schön zu beobachten, wie Menschen nach solchen Dingen schnappen, ohne deren Kontext zu kennen. Ein Jahr nach diesem Zitat hat sich Helmut Schmidt in einem Interview mit di Lorenzo in derZeit wie folgt dazu geäussert: „Es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage.“
und warum geben sie ihren Kommentar anonym ab
Frau Keller, warum geben sie uns nicht ihre Telefonnummer, Adresse, Kreditkartennummer und AHV Nummer? Jeder darf das hier selber entscheiden. Gleichzeitig kann man sich dadurch mehr auf die Aussage und weniger auf den Author fokusieren. Als junge Person werde ich z.B. vielfach deswegen abgestempelt. Das gleiche wohl wenn Toni Brunner einen Kommentar unter dem Klarnamen schreiben würde.
Danke für den spannenden Artikel.
Für mich ist Ardern eines der raren - und manchmal schmerzlich vermissten - (echten) weiblichen Vorbilder mit denen ich mich identifizieren kann. Ein Vergleich mit T, B, J oder so ist für mich etwas zu weit hergeholt. Sie ist für mich ein Vorbild, wenn ich sie mit Merkel, Lagarde oder so vergleiche. Man muss aber auch hier anmerken, dass sie wohl ihre Politikkarriere mit Kind nur vorantreiben kann, weil ihr Mann jetzt (vorwiegend) Hausmann ist.
Ich bin immer etwas befremdet, wenn man fragt "Sind Frauen die BESSEREN Politikerinnen?" Da scheint mir irgendwie die Annahme zu Grunde zu liegen, dass Frauen natürlich (im biologischen Sinne gemeint, oft begründet mit ihrer "biologischen Veranlagung" "Leben zu schenken") die BESSEREN Menschen sind - sozialer, mitfühlsamer, ökologischer. Sind sie nicht. Die Frage, ob Frauen ANDERS Politik machen und wie denn (inhaltlich, persönlich, ...) finde ich jedoch sehr spannen. Wenn es um Frauen und Politik gehen soll, wäre ein (detaillierter) Vergleich mit Merkel, Bachelet (Chile), Kirchner (Argentinien), Mette (Dänemark), Lam (Hongkong) oder vielen anderen (auch Schweizer Politikerinnen!) sehr interessant. Es würde mich wirklich brennend interessieren, mehr darüber zu lesen.
Vielen Dank für diesen differenzierten Beitrag. Niemand macht alles richtig - dafür ist die Welt zu komplex.
Neuseeland hat in den neunziger Jahren, vor dem Hintergrund der damaligen Misere, vieles richtig gemacht: Die Reform der Post, die Modernisierung des Gesundheitswesens, die Stärkung der Verwaltungsführung beispielsweise. In anderen Dingen sind sie über das Ziel hinaus geschossen, was tatsächlich grosse soziale Probleme ausgelöst hat. Wir haben hingesehen und konnten von beidem lernen. Wir sollten es weiterhin tun.
Ein Detail: die Bildlegende "Ein Bild wird zur Ikone: Jacinda Ardern umarmt wenige Tage nach dem Massaker in einer Moschee in Christchurch eine Muslimin." könnte auch so enden:
...eine trauerne Frau. Oder Mutter.
Das Massaker richtete sich aber gegen Muslim*innen und nicht per se gegen Frauen. Darum ist die Betonung schon gut gesetzt.
über diese Frau und diese Politik möchte ich gerne noch mehr erfahren. Tönt alles wirklich so wie es sein sollte, weiss auch nicht weshalb das nicht klappen soll
Danke Solmaz Kohrsand für diesen wunderbaren Artikel, auch dafür, dass Sie Jacinda Ardern nicht einfach nur hypen. Ganz klar ist mir diese Frau aus vielen der im Artikel erwähnten Gründen sehr sympathisch, und im Vergleich mit den vielen vor allem männlichen Egomanen in der Politik ist sie eine wahre Lichtfigur. Nur: wie kann denn eine solche Frau mit den gar nicht so netten Leuten von New Zealand First zusammenspannen?
"Ardern führte die Sozialdemokraten – als Zweitplatzierte hinter der konservativen National Party – in eine Koalition mit den zwei Kleinparteien, den Grünen und der rechtspopulistischen New Zealand First."
Habe ich das richtig gelesen? Sozialdemokraten, Grüne UND Rechtspopulisten? Als zweitplatzierte mit Rechtspopulisten!?! Es gibt Hoffnung...
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