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Der Artikel beschreibt die Auswirkungen der Wirtschaftskrise sehr anschaulich. Was mich aber noch interessieren würde wären die Ursachen?

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Das Problem begann wohl bereits in den viel beschworenen 60er Jahren, als Beirut das Zentrum der Finanzbranche des Nahen Ostens war.
Windige Geschäftsleute aus der ganzen Region spülten haufenweise Geld in die Stadt und darum wurde substantielles Arbeiten zunehmend unattraktiv. Es setzte eine Landflucht ein, die ganze Regionen entvölkerte. Die extrem konservative Einstellung der ländlichen Familienstrukturen verstärkten diesen Trend noch.
Mit dem vielen Geld, wurden immer mehr Güter importiert, die relativ hohen Löhne erschwerten die inländische Produktion und die Regierung tat nichts, ausser sich hemmungslos zu bereichern.
Als in den umliegenden Ländern bewaffnete Konflikte ausgetragen wurden, sprangen diese in den Libanon über und resultierten in einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg, der grosse Teile des Landes verwüstete. Syrien und Israel griffen regelmässig militärisch in den Krieg ein und verschärften die Lage zusätzlich.

Als der Bürgerkrieg endete, weil es nichts mehr gab, wofür es sich zu kämpfen lohnte und niemand mehr da war, der kämpfen wollte, gab es keine funktionierende Verwaltung mehr. Das Land war von Korruption zerfressen und so konnte sich keine Erholung der Binnenwirtschaft einstellen.
Seither folgt Krise auf Krise, Regierung auf Regierung. Ändern an der Ausgangslage tut sich nichts, weil jede Regierung genau weiss, dass ihre Zeit begrenzt ist, und sie daher alle Energie in die Befriedigung der eigenen Klientel steckt und strukturelle Probleme nicht angeht.

Es ist das Ergebnis von wirtschaftlicher Ausbeutung, religiöser und ethnischer Spannungen, fehlender sozialer Ausgleich durch korrupte Regierungen und Pseudodemokratie.

Dazu kommt in jüngerer Vergangenheit der brutale Krieg in Syrien, der über eine Million Flüchtlinge ins Land gespült hat.
Man stelle sich vor, die Schweiz würde eine Million Flüchtlinge aufnehmen! Bereits die 30000 ukrainischen Flüchtlinge stellen uns vor fast unlösbare Probleme.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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· editiert

Mein Verständnis ist das folgende: Das Problem begann schon viel früher als mit der Wirtschaftskrise von 2019. Die libanesische Zentralbank hat über Jahre ihr Pfund aus politischen Gründen nicht abwerten lassen und dabei alle ihre Reserven verbrannt. Noch heute ist der offizielle Wechselkurs weit entfernt vom Wechselkurs auf dem freien Markt. Der offizielle Wechselkurs nützt den Bürgern aber nichts, da sie ihr Geld gar nicht frei verwenden dürfen. Solche Kapital- und andere Kontrollen sind typische Symptome, wenn eine inkompetente Regierung versucht, echte Probleme zu übertünchen. Und die echten Probleme sind wie immer vielschichtig. Eines, das man aber meines Erachtens nicht unterschätzen darf, ist, dass über Jahrzehnte so viele gute und kompetente Libanesinnen und Libanesen ausgewandert sind, dass mit denjenigen, die zurückgeblieben sind, kaum mehr ein funktionierender Staat zu machen ist. Das ist zumindest meine Hypothese, zu der ich gerne Kommentare höre, falls hier jemand mehr weiss oder näher dran ist.

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Nachdem ich heute Morgen Ihren Artikel Meret Michel und Manu Ferneini gelesen und die Bilder gesehen hatte, fand ich die Sprache nicht. Das Leid dieser Menschen und die Fähigkeit und der Mut weiterzumachen erschüttern. Danke, dass Sie uns an Beirut erinnern.
Geschichtliche, wirtschaftliche, religiöse, mafiöse,Verstrickungen, Korruption, Machtgeilheit, Clans etc waren bei mir nach der ersten Lektüre nicht an vorderster Front, habe jedoch später die vorherigen 4 Beiträge mit Interesse gelesen und frage mich , wieso es nicht mehr Kommentare hat.
Fairuz singt Li Beirut:

https://www.youtube.com/watch?v=yfILO7Cnt4s
https://lyricstranslate.com/en/Li-B…eirut.html

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Beobachter
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Der Niedergang begann mit dem Bürgerkrieg. Jeder (Bürger)krieg hat unvorstellbar desaströse Folgen. Eine pazifische Einstellung kann niemals falsch oder naiv oder gerade nicht angebracht sein.

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Von Interesse ist auch die Rolle der Schweiz als Hort für Fluchtgelder der libanesischen Elite. Die Bundesanwaltschaft führt seit 2020 ein Strafverfahren wegen qualifizierter Geldwäscherei gegen den amtierenden Präsidenten der libanesischen Notenbank, Riad Salameh, und dessen Bruder. Es geht um Transaktionen in der Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar und um Konten auf den grössten hiesigen Vermögensverwaltungsbanken in der Höhe von 50 Millionen Dollar, an denen Salameh berechtigt ist, wie einem geleakten Rechtshilfegesuch der Bundesanwaltschaft an Libanon vom November 2020 zu entnehmen ist. Die Statistik der Schweizerischen Nationalbank zeigt zudem, dass seit 2019, als die libanesische Regierung wegen der Wirtschaftskrise Restriktionen im Kapitalverkehr verhängte, zusätzliche Milliarden von libanesischen Privatkunden auf Banken in der Schweiz flossen.

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Ich glaube mich zu erinnern, dass schon zu Bundesrätin Kopps Zeiten jeden Tag Geldkuriere aus dem Libanon kofferweise Bargeld, glaub Dollars, an die Bahnhofstrasse brachten. Windige Anwaelte waren auf die Geldwaesche spezialisiert.

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