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Im Vergleich der Bahn mit anderen Verkehrsmitteln scheint es mir als ob wir mit zweierlei Mass messen. Bei der Bahn lasten wir, wenn etwas nicht funktioniert oder stört (langsamer Planungsprozess, nervende Mitreisende, Streckenunterbrechung wegen Erdrutsch, Vielsprachigkeit in Europa etc.) das direkt "der Bahn" an.
Beim Auto- und Flugverkehr (Stress, Stau, hohe Kosten, Absagen, Warteschlangen) verteilen wir die Schuld aber auf viele Einzelfaktoren bzw. -akteure: den individuellen Drängler, den "Berufs-/Feiertagsverkehr" , die Billig-Fluglinie X, die Autowerkstatt Y oder die Versicherung Z.
So entsteht in vielen Köpfen das Bild, dass internationale Bahnreisen ein einziges Chaos seien und das, überspitzt ausgedrückt, auf der "Boshaftigkeit" bzw. der Inkompetenz "der Bahn" oder einem wie auch immer gearteten "Filz" beruht.
Auch wird die Tatsache, dass die Verbindung zwischen Athen und Bucharest eine Katastrophe ist, leider zu oft als Ausrede benutzt auch da das Auto oder den Flieger zu nutzen wo es eine gute bis brauchbare Bahnverbindung gibt.
Wäre ich nicht ohnehin schon Viel-Bahnfahrer würde ich basierend auf der Medienberichterstattung vermutlich nicht umsteigen wollen und würde die Finanzierung von langfristigen Bahninfrastrukturprojekten als Geldverschwendung abtun.
Dabei ist meine Erfahrung mit der Bahn ganz überwiegend positiv und Horror Stories vom Fliegen und Autofahren habe ich genauso viele wie vom Bahnfahren, obwohl ich wesentlich weniger Kilometer mit Auto und Flieger zurücklege.
Deshalb bin ich nach der Auflistung der ganzen Problem auch für den einigermassen positiven Ausblick am Ende des Artikels dankbar.
Mein Fazit: Statt uns auf die offensichtlichen Problemfälle zu konzentrieren, lasst uns die nationalen und internationalen Bahnangebote, die es jetzt schon gibt und die gut bis brauchbar sind, konsequent nutzen und lasst uns den Leuten, die sich in der Politik und den Bahnunternehmen für eine Verbesserung einsetzen den Rücken stärken.
Noch als Anmerkung, den Mindestpreis zum Vergleich der Kosten heranzuziehen scheint mir recht unfair. Viele der Mindestpreise bei Flugreisen sind letztendlich Lockangebote und wenn man dann zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Datum reisen muss gehen die Ticketpreise dann sehr schnell in die Höhe. Auch fallen bei den Flugreisen dann oft noch ganz erhebliche Kosten für Shuttle/Taxis etc. an.
Erstmal: Die «Republik» sollte gelegentlich einen Preis für ihre Gif-Illustrationen bekommen. Hervorragend auch dieses Mal wieder!
Was die Kosten von Reisen betrifft: Vermutlich wären auch Bahnfahrten noch deutlich zu günstig, würden alle Folgen (mit Blick auf die gesamte Nachhaltigkeit, nicht nur Klima-bezogen) miteinberechnet. Von den Flügen wollen wir gar nicht reden; diese Preise erachte ich im Endeffekt sozusagen als Verbrechen an der Menschheit.
Dass Bahnfahren keinen Stellenwert in der Gesellschaft hat, verdanken wir der Autolobby und ihrer Werbung der letzten 50 Jahre. Und die Bevölkerung ist darauf hereingefallen. Und die Politikerinnen auch. Als Ergebnis haben wir hässliche Agglomerationen, unwirtliche Städte, viel Lärm, viel Gestank und ein Klima, das aus den Fugen gerät. Und daraus gelernt: nichts. Die individuellen Stadtpanzer bekommen einfach Elektromotoren, brauchen noch mehr Platz zum Herumstehen und Energie brauchen sie auch. Woher die kommen soll? Fragen Sie einen Politiker. Er wird es Ihnen in einer halben Stunde erklären, ohne dass Sie anschliessend wissen, woher der Strom kommt. Die meisten Politiker taugen nichts, wenn sie voraus schauen sollten. Und wenn sie Führung übernehmen sollten. Siehe auch Pandemie.
Könnte es auch daran liegen, dass ein Auto einfach etwas sehr bequemes ist? Ganz ohne Lobby und unfähige Politiker?
Verstehen Sie mich nicht falsch, von mir aus können wir Verbrennungsmotoren gleich morgen verbieten. Aber ich finde Sie machen es sich zu einfach mit ihrer Suche nach Schuldigen. Politiker machen in der Regel das, was die Wähler von ihnen verlangen, sie wollen nämlich wiedergewählt werden. Wenn die Wähler nicht vorausschauend sind und Bequemlichkeit der Vernunft vorziehen, können Sie (jedenfalls in einer Demokratie) nicht verlangen, dass sich die von ihnen gewählten Politiker dem konsequent in den Weg stellen.
Gleich zu Beginn der Lektüre (kommt ja vielleicht alles noch) einige Anmerkungen:
Es gibt inzwischen Buchungsplattformen wie Trainline, die sehr gut funktionieren
Zürich - London ist in acht Stunden locker machbar, auch wenn das die Bahnbetreiber anders sehen (reine Fahrtzeit 6h 20)
Trainline gibt 11kg CO2 Ausstoss für die Strecke an.
Züri London ist ungefähr die teuerste Strecke dies's gibt, aber weit genug im Voraus auch zahlbar: habe ich auch schon für unter 100 Franken gemacht.
Es gibt schon vieles, das nicht funktioniert im europäischen Schienenverkehr, aber soo schrecklich ist es auch nicht (mal abgesehen von der deutschen Bahn). Ich finde es eigentlich verrückt, wie günstig und schnell ich überall sein kann. Vielleicht ist doch erstmal das Fliegen zu billig...?
Darf ich fragen wie Sie es geschafft haben für die Strecke Zürich-London ein Ticket für unter 100 CHF zu finden? Ich habe schon öfters nach Tickets gesucht und noch nie etwas unter 200 CHF einfach gesehen, zwar nicht von Zürich aber ich nehme an das ist auch der TGV Lyria der da fährt?
Bilder kann man hier keine einfügen, glaube ich...
Schnellsuche ca zwei Monate im Voraus ergibt 128.- mit Umsteigen in Paris und Lille (evtl noch reduziert aufgrund meiner Karten)
Ich würde vermutlich jeweils ein günstiges Ticket Zürich-Paris und Paris-London suchen und dazwischen bei Freunden in Paris übernachten, dann wäre es noch mal effizienter, schöner und günstiger. Das macht natürlich nicht für jede Sinn und man muss sich auch erst mal aussuchen können, wann man fährt. Und die Preise sind trotzdem ziemlich gesalzen, das stimmt.
Anhand der Beispiele im Artikel denke ich, dass es extrem auf die Start- und Zielorte bzw. Strecken ankommt. Von Lissabon nach Madrid beispielsweise kommt man offenbar nicht wirklich schnell, dabei wären da rein geographisch keine riesigen Hindernisse. Von Athen - Budapest gar nicht zu reden ...
Vor einiger Zeit war es üblich, dass jede Stadt ihre eigene Währung hatte und diverse Zölle und Gebühren mit mehr oder weniger Gewaltandrohung eintrieb. Da waren schon Reisen in unmittelbarer Umgebung nur mit Bestechung einigermassen erträglich.
Die Lösung: Verstaatlichung. Städte wurden, bisweilen mit Waffengewalt, in nationale Währungs und Zollsysteme gezwungen.
Selbst im Bahnland Schweiz musste ich einen horrenden Zuschlag berappen, als ich mit einem SBB Ticket die haargenau gleich teure BLS Strecke benutzte! Nur wenige Kilometer liegen zwischen den Geleisen.
Wir betreiben national, wie international einen völlig irren Föderalismus. Natürlich ist es doof, wenn Paris vorschreibt wann in der Bretagne die Strassenränder gemäht werden müssen.
Aber doof ist ebenfalls, wenn es in der Schweiz für jede Gemeinde ein anderes Formular gibt, um ein Baugesuch einzureichen, über 1000 leicht unterschiedliche Varianten um die exakt gleichen Informationen einzuholen. Für Architekten und Baugeschäfte ein Alptraum, zumal die Formulare noch ständig geändert werden.
Genau so wird der Bahnverkehr nur mit aufgezwungenen Regeln vereinheitlicht werden können.
Und diese Regeln sind nicht mal 'von oben' aufgezwungen, da sich ja die grosse Mehrheit über den Tarif- und Fahrplandschungel aufregt und sich eine kleine Minderheit völlig unnötig aufbläst. Diese Minderheit ist allerdings sehr gut in die Politik vernetzt und setzt daher ihren 'Sonderzug' ohne Rücksicht auf Verluste durch.
Ein Merkmal, das allen korrupten Systemen eigen ist.
Etwas umständlich, aber doch fantastisch, dass die erwähnten Verbindungen überhaupt möglich sind. Die App kanns noch nicht, die Leute am Schalter aber schon immer. Von hier bis in den hohen Norden Schottlands wo die Schienen aufhören. Nach Barcelona. Oder Rom. Budapest. Paris. Oslo. Trondheim. Wer so reist, erlebt die Dinge anders. Nicht schnell und billig, sondern gemütlich. Input wegen Kosten: Interrail. Gute Fahrt!
Versuchen Sie mal die App Rome2Rio bzw. die Website rome2rio.com. Sie gibt diverse Bus-, Bahn-, Auto- oder Flugverbindungen an. Aber nichts ersetzt natürlich die Erfahrung anzukommen, sich nicht auszukennen, mit Menschen vor Ort zu reden, den Ort kennenzulernen und weiterzukommen.
Vor einem Monat haben Republik-Leserinnen erzählt, was sie schon alles im Zug durch Europa erlebt haben. Unterdessen sind über 100 witzige, kuriose, nachdenkliche Geschichten zusammengekommen. Und ich finde, die Lektüre lohnt sich. Für alle, die die Debatte verpasst haben oder nochmal nachlesen möchten: Hier entlang!
Dazu möchte ich gerne meine neuste Erfahrung teilen. Ich würde mich als umweltbewusst beschreiben, von dem her war die Reise nach Berlin natürlich mit Nachtzug geplant. Leider war das einzig eine grosse Enttäuschung. Der Liegewagen fiel aus, ohne das ich entsprechend informiert wurde. Auf dem Gleis war niemand anzutreffen der in verständlichem Deutsch informieren konnte. Also musste ich mich in ein überfülltes Sitzabteil quetschen. Es war schlecht gelüftet (toll bei Covid) und unbequem, sodass ich beim besten Willen keine Sekunde schlafen konnte. Also begann ich meine Ferien mit Rückenschmerzen und Schlafmangel.
Es ist leider immer dasselbe mit Bahnreisen ausserhalb der Schweiz. Das nächste mal fällt die Wahl eindeutig auf das Flugzeug. Sorry Umwelt, aber auch ich habe Grenzen.
Das ist Ihnen auf einem Abfahrtsbahnhof in der Schweiz passiert, bei einem Zug der ÖBB? Dass Ihnen niemand in einem verständlichen Deutsch Auskunft geben konnte? Und just die Klasse für die Sie ein (teureres) Ticket und eine Reservation hatten ist einfach 'ausgefallen'? Really???
Ok, möglich ist (fast) alles, aber irgendwie nehme ich Ihnen die Story nicht ganz ab.
Wenn es bei Ihnen tatsächlich 'immer dasselbe mit Bahnreisen ausserhalb der Schweiz' ist, dann scheinen Sie schon ganz schön grosses Pech zu haben. Bei mir funktioniert das meistens ohne grössere Probleme. Geben Sie der Bahn noch eine Chance (oder auch zwei oder drei), ein 'Sorry Umwelt' kratzt die Klimakatastrophe nicht wirklich.
Die Idee, lange Reisestrecken innerhalb Europa per Nachtzug statt Flugzeug zurückzulegen, hat einen grossen Haken: Ein Nachtzug befördert max. ein paar 100 Passagiere. Das Flugzeug dagegen (je nach Destination) in mehreren Flügen 1000 und mehr Personen pro Tag. Auch als Bahnfan muss ich sagen: Nachtzüge sind und bleiben ein Nischenprodukt, das zwar grosse Vorteile hat. Man spart nämlich eine oder sogar zwei Übernachtungen und ist bereits am Morgen am Ziel. Und zwar mitten in der Stadt und nicht irgendwo am Flughafen von dem die Fahrt bis in die Stadt womöglich länger dauert als der ganze Flug.
Seltsam, Ihre Mathematik: Es gibt keinen Grund, weshalb nicht pro Nacht mehrere Nachtzüge fahren könnten. Wie am Tag auch. Tun sie heute schon, z.B. auf der Rheintalachse. Das wären dann mehrere 1000 Passagiere. Es gibt sicher kein Kapazitätsproblem auf der Schiene.
Es gibt durchaus sogar mehrere Gründe:
Solche Züge sind Spezialanfertigungen, die zuerst einmal produziert werden müssen. Nur schon für 2000 Passagiere müssten mehrere solche Züge hintereinander fahren. Denn die Fahrzeiten sind nicht beliebig wählbar. Am Abend abfahren und am Morgen ankommen ist unumgänglich.
Die Endpunkte eines Nachtzuges müssen nahe beieinander liegen. Denn niemand hat Lust, irgendwo morgens um 5 Uhr anzukommen und sich dann mit Sack und Pack auf den Weg zu einem Hotel zu machen in dem sich ein verschlafener Nachtportier nur die Augen reibt.
Nachtzüge sind sehr unwirtschaftlich. Sie stehen pro 24 Stunden länger herum, als dass sie fahren. Sie müssten also massiv subventioniert werden.
Während der Nacht nutzen sehr viele Güterzüge die Trassen, die tagsüber durch die Personenzüge belegt sind.
Input betreffend Ticketbuchung: https://simpletrain.ch/ ist eine neue junge Schweizer Organisation und vereinfacht den Buchungsprozess markant!
Danke für den interessanten Beitrag, den ich passenderweise am Bahnhof lese. Vor Jahren habe ich mir angewöhnt, jede längere Bahnreise, die mich zudem vielleicht auch noch über eine Landesgrenze führt, als Abenteuer zu verstehen - ein Gewinn für mich: ich rege mich weniger über das Chaos auf, das ohne Zweifel existiert und verständlicherweise für Wut/Ärger sorgen kann, und bleibe (mit schwarzem Humor) meinem Lieblingstransportmittel treu.
P.S.: Danke ganz besonders auch für die tolle Anzeigetafel als Illustration zum Beitrag, die gefällt mir enorm!
Edit: P.S. zugefügt
Genau! Den Weg er-fahren, um wirklich an-zukommen (lat. ad-venire, mhd. Âventiure).
Danke für den lesenswerten Artikel!
Bei den Ticketpreisen und -käufen wurden jedoch anscheinend die Möglichkeit Interrail-Tickets kaufen zu können vergessen.
Vielen Dank, wir haben in unserer Visualisierung den jeweiligen (tiefsten) Preis einer bestimmten Strecke von A nach B dargestellt, darum haben wir Interrail nicht berücksichtigt. Zudem kommen bei Interrail in mehreren Ländern noch die Sitzplatzreservierungen dazu.
Der Beitrag zeigt das Problem schön auf. Nur, bei der erhofften Lösung habe ich Zweifel:
Wenn staatliche Bahnregulatoren Mühe haben, einen Betrieb durch 2 Staaten zu organisieren, dann soll eine übergeordnete EU-Bürokratie den gordischen Bürokratieknoten lösen? Das wäre auch für eine hyperorganisierte Verwaltungsmaschine ein äusserst schwierige Aufgabe. Nur: Die Europatokratie hat nicht gerade den Ruf, effizient und zielgerichtet zu arbeiten.
Dann bleibt nur eine Hoffnung: Dass Konkurrenz und freier Zugang zur Bahninfrastruktur die nötige Dynamik hineinbringen. Bisher gelang es den Bahnregulatoren aber immer noch, solche Versuche zu be- oder verhindern, wie im Artikel geschildert. Der Beweis, dass freier Zugang privater Anbieter funktioniert - oder eben nicht - wurde noch nicht erbracht. Und wird wohl in absehbarer Zeit nicht erbracht werden können.
Vielleicht liegt der Knoten in den Köpfen der Bahn-Enthusiasten, die überzeugt sind, dass liberale Ansätze bei der Bahn des Teufels sind und, im Gegensatz zum Rest der uns bekannten Welt, im parallellen Bähnleruniversum niemals etwas Gutes anstossen können?
Die bisherigen Liberalisationen scheinen den Bahnenthusiasten aber eher recht zu geben. So gravierende Sicherheitsmängel wie die britischen Bahnen zeitweise hatten, hat nicht mal die nordkoreanische Staatsbahn.
Wie kommen sie darauf, dass Wettbewerb und Konkurrenz einheitliche und kompatible Strukturen verheissen?
Man schaue sich nur den Tarif- und Produktdschungel in der Mobilfunk und Versicherungsbranche an.
Dass die Flugbranche so einheitlich strukturiert ist, liegt einzig an den international festgelegten Sicherheitsstandards. Und der Preisdruck des Wettbewerbs hat diese schon ordentlich ausgehöhlt, wie der bedenkliche Wartungszustand einiger Flugzeuge in letzter Zeit deutlich aufgezeigt hat. Eine Katastrophe aufgrund von Sparmassnahmen ist nur noch eine Frage der Zeit.
Nein, nein und nein, Herr Reber.
Die Sicherheitsmängel der britischen Bahnen sind über 20 Jahre her. Gemäss den letzten Daten, die ich gesehen habe, sind die britischen Bahnen heute sicherer als der europäische Durchschnitt. Ich stimme Ihnen hier zu: Liberalisierungen können gut oder verfehlt durchgeführt werden. Die britische war anfangs mangelhaft aufgegleist. Diese Fehler wurden seither offensichtlich korrigiert. Sie waren korrigierbar.
Einheitliche Strukturen über ganz Europa sind illusorisch. Aber auch unnötig. Vereinheitlichungen über transnationale Korridore genügen. Dass das funktioniert, zeigt Nordamerika, wo die Führung von Güterzügen von Kanada bis Mexiko problemlos sind.
Der Tarifdschungel wird bleiben. Im finanziellen braucht es etwas unternehmerische Freiheit, sonst ist es keine Liberalisierung. Doch gerade wir in der Schweiz kennen den Nachteil der einheitlichen Tarifierung: Die Tarife sind einheitlich teuer - so teuer wir nirgendwo sonst auf der Welt. Und erreichen trotzdem nur einen Kostendeckungsgrad von unter 50%.
Der Artikel beinhaltet viel „Technokraten“-Geschwurbel.
Die Zusammenarbeit der Europäischen Eisenbahnverkehrsunternehmungen hatte vor dem neoliberalen Kahlschlag (bestens) funktioniert, sowohl im Passagier- wie auch im Güterverkehr, zuverlässig und pünktlich, dass dafür notwendige Zauberwort hiess Kooperation. Auch war es damals möglich, von praktisch jedem kleinen Bahnhof in der Schweiz einen internationalen Fahrausweis ins hinterste Nest im Ausland zu erhalten. Und man Staune, preislich transparent und ganz ohne Hilfe von ausgeklügelten EDV- Programmen und Vergleichsportalen.
Die länderspezifischen Unterschiede im Bereich der Technik, die angeblichen Sprachprobleme des Personals, sind überbewertet und im Grunde irrelevant. Es braucht keine Züge die quer durch Europa durch x-Länder verkehren. Und wenn doch, also falls man einen Orient Express wiederbeleben möchte, lässt sich das Problem mit einem Wechsel der Traktion an der Landesgrenze lösen (gab es in der Vergangenheit alles schon). Und siehe da es würde problemlos funktionieren.
Viele der im Artikel genannte Probleme sind Hausgemacht, basieren auf neoliberalen und technokratischen Träumereien ohne Mehrwert für den Nutzer der Eisenbahn.
Früher war alles besser, was? Es war wohl einfacher ein Ticket zu kaufen, das muss ich zugeben (allerdings auch damals nur am Schalter, online war vor dem 'Kahlschlag' noch nicht mal der Fahrplan), dafür dauerten die Bahnfahrten aber noch deutlich länger und waren häufig auch teurer (inflationsbereinigt). Leider reichen das schnellere Rollmaterial und die teilweise billigeren Tickets nicht aus um gegen die (subventionierte) Billigfliegerei bestehen zu können. Dafür bräuchte es die europäische Harmonisierung und Zusammenarbeit, die der ausgezeichnete Artikel anmahnt (Technokraten-Geschwurbel ist mir übrigens keines begegnet). Wer oder was an der heutigen Lage schuld ist, finde ich in diesem Zusammenhang eher zweitrangig.
Ich bin kein Nostalgiker, also verfängt das Totschlagargument „früher war alles besser“ bei mir nicht. Es sind Feststellungen und Erkenntnisse aus jahrzehntelangen Erfahrungen und Erlebnissen. Alle im Artikel erwähnten Punkte sind für mich nicht neu, sie sind mir bekannt, weil ich zum Teil selber daran beteiligt oder zumindest davon betroffen war. Auch bin ich in einer internationalen Eisenbahnerfamilie aufgewachsen und habe miterlebt wie aus der „Familie“ plötzlich (verfeindete) Konkurrenten wurden.
Die nach den Verheerungen des 2. Weltkrieges entstandene Idee, Europa mit und durch die Schiene zu vereinen mündete in einer Kooperation, welche den Blick über die eigene Grenze hinaus erlaubte. Es waren zwar unterschiedliche, länderspezifische Eisenbahngesellschaften aber es war EINE Eisenbahn. Das bekannteste Produkt jenes Geistes war der TEE (Trans Europ Express).
In den 90ern als die Politik begann der Eisenbahn die Regeln der Strasse und des Luftverkehrs überzustülpen endete die Ära der grenzüberschreitenden Kooperation. Neu war inländische Nabelschau, Narrenfreiheit und „das Rad neu erfinden“ angesagt. Deshalb die Aussage, dass die meisten aktuellen Probleme hausgemacht sind. Es ist doch beschämend, dass wir (blieben wir beim Beispiel der internationalen Fahrausweise) mit den heutigen technischen Möglichkeiten, nicht die selbe Leistung erbringen können als dies noch in den 80ern möglich war. Solange aber Bahnmanager von Flugtaxis träumen und sich damit in den Medien profilieren wollen, anstelle sich ihrem Kerngeschäft zu widmen und die Politik an ihren neoliberalen Fantastereien („der Markt wird alles richten“) festhalten, dürfte wenig Hoffnung auf Besserung der Lage bestehen.
Europäische Harmonisierung? Die nennt sich übrigens UIC (Union internationale des chemins de fer) und gibt es bereits seit 1922.
Man muss einfach festhalten, dass bei den Staatsbahnen das erzielen eines Gewinns nebensache war. Diese Unternehmen, sie waren beiliebe nicht perfekt und oft auch recht kundenunfreundlich, widmeten sich dem Bahnverkehr, und nur dem.
Seit den Liberalisierungen, welche diesen Unternehmen von der bürgerlichen Politik aufgezwungen wurden, steht auf einmal der Kapitalertrag im Zentrum. Seither führen Manager die lieber fliegen die Unternehmen und nicht Bahnspezialisten. Da werden Sicherheitsstandards, Redundanzen und Personalreserven zu unerträglichen Kostenfaktoren. Nebenlinien werden so schlecht betrieben, dass die Kunden aufs Auto ausweichen und man sie dann wegen mangelnder Nachfrage einstellen kann, ein Muster das die Post zur Perfektion entwickelt hat.
Die heutigen Bahnunternehmen wollen Dividenden für ihre Aktionäre erwirtschaften und nicht Bahnpassagiere oder Fracht befördern. Und das merkt man halt.
Und sie bewegte sich doch …
… die Bahn in Europa. Das was in diesem Artikel auf eine sehr gute Art beschrieben wird, nämlich der Rückzug aus der Fläche und v.a. von den grenzüberschreitenden Verbindungen, war nicht immer so. Erst seit man liberalisiert und den Bahnen das gleiche Verkaufs- und Betriebsschema aufzwingen wie den Flugzeugen und Bussen, die ohne Schienen auskommen und damit meint, man können einer Wettbewerb erzeugen, ist das so geworden. Es sind viel weniger die technischen Rahmenbedingungen: ob man an einer Grenze die Lok oder den Lokführer wechselt, was ein paar Minuten kostet, dürfte keine allzu grosse Rolle spielen. Die Lokführer kennen ihre Signal- und Sicherungssysteme und sprechen ihre Sprache. Das Eisenbahnsystem ist historisch so gewachsen und zu dem geworden, was es heute ist und es hat einst auch gut funktioniert. Es gab die sogenannten Fahrplankonferenzen, in denen der Lauf der Züge und der Wagen abgesprochen wurden. Damit gab es Wagendurchläufe, bei denen an Knotenbahnhöfen wie z.B. Basel Wagen umrangiert wurden usw. und es hat funktioniert. Aber seit die Ökonomen den Technikern das Szepter aus der Hand genommen haben, ist es damit steil bergab gegangen.
1995: Ich kaufte bei den SBB eine Reise per Bahn von Athen über Thessaloniki ‒ Sofia ‒ Bukarest ‒ Braşov ‒ Budapest ‒ Wien nach Zürich, alles in einem Billet zusammengefasst (wann zwischen Thessaloniki und Sofia ein Zug verkehrt, konnte mir die SBB allerdings nicht sagen).
Also es ging doch noch, oder?
2004: Von Zürich nach Bangor (Wales) mit dreimal Umsteigen war möglich. Das geht auch heute noch in fast 15 Stunden mit zweimal Umsteigen.
Später bei spontanen Reisen in Spanien hatte ich Schwierigkeiten, weil das Interrail-Ticket nicht in allen Zügen zugelassen war oder in Italien, weil das Ticket für einen bestimmten Zug wegen Verspätung in einem anderen Zug nicht gültig war. Das Flugzeug lässt grüssen.
2019 wollte ich von Malaga nach Genf reisen. In Malaga konnte man mir kein Billet nach Genf verkaufen, nur eines bis Barcelona. Auch in Barcelona bekam ich nur ein Billet bis Valence, weil von Barcelona aus keine direkte Bahnverbindung mehr nach Genf bestehe und in Valence glaubte mir der junge Schalterbeamte nicht, dass es früher ohne Probleme möglich war, durchgehende Fahrkarten zu bekommen.
Und: von Zürich nach Amsterdam, auf der Route des einstigen TEE Edelweiss gibt es heute keine umsteigefreie Verbindung mehr.
Ich bin mir nicht sicher, ob die EU bei der «Harmonisierung» der Eisenbahn in Europa auf dem richtigen Weg ist. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Bahngesellschaften mit ihren internen und grenzüberschreitenden Fahrzeugen es sind. Ein viel grösseres Desaster wurde in den 1970er Jahren angerichtet als die Einführung der automatischen Kupplung, für die viele Bahnen schon technische Vorarbeiten geleistet haben, abgebrochen wurde, auch wegen dem Ausscheren einer nationalen Bahngesellschaft. Das hat für den Güterverkehr viel drastischere Folgen und damit müssten sich die Verkehrskommissare der EU und die Verkehrsminister zugunsten der Schiene und nicht so sehr zugunsten der Strasse vorrangig befassen. Ob das was jetzt in dieser Beziehung läuft in die richtige Richtung geht? Wenn dieses wirklich relevante technische Problem gelöst ist, wird auch der Schienenpersonenverkehr davon profitieren.
Der Fernverkehr zwischen den grossen Zentren ist das eine, das zwar grenzüberschreitend schlecht, jedoch innerhalb der einzelnen Staaten immerhin einigermassen funktioniert. Der ÖV ausserhalb der grossen Zentren ist das andere. In Italien ist die Reisezeit von über fünf Stunden mit dem ÖV, zwischen zwei Ortschaften mit fünfstelliger Einwohnerzahl, die weniger als hundert Kilometer auseinanderliegen, keine Seltenheit. So kann man sich glücklich schätzen, wenn man, einmal in einem grossen europäischen Zentrum angekommen, auch noch eine Verbindung an einen kleineren Ort, den man besuchen möchte, herausfindet. Diesbezüglich ist die Schweiz wirklich einzigartig.
Dies relativiert dann auch den Vergleich von Reisezeit und Preis zwischen Flug und Zug, denn nicht Jede und Jeder lebt ja in einer europäischen Zentrumsstadt und reist in eine Andere. So dauert etwa die günstigste Reise zwischen Affoltern am Albis (rund 12'000 Einwohner) und Grosseto (rund 80'000 E) mit dem Zug 9. Std 14 Minuten mit 2 mal Umsteigen, inkl. Warte und Umsteigzeiten, und kostet 77.10 €. Dieselbe Strecke mit Flug, Bus und Zug mit 4 x umsteigen 4. Std 40 Min, reine Reisezeit - ohne Warte- und Umsteigzeiten, und kostet 124€. Für letztere kann man wohl gut 2 Stunden dazurechnen (jeweils die günstigsten aktuellen Preise). Daher lohnt sich eben auch für Umweltignoranten genau zu schauen, ob die Reise mit dem Flug wirklich soviel günstiger und schneller ist, als mit dem Zug.
Allerdings ist die Recherche und der Erwerb der Billette für Zug und ÖV ziemlich aufwendig. Seit Jahrzehnten gehöre ich zu der Minderheit, die ausschliesslich mit dem öffentlichen Verkehr (Zug/Bus) reist. Dass ein früherer deutscher Bundesminister sich nach seiner Amtszeit als Automobillobbist engagierte, wundert mich nicht. Er war es wohl schon während seiner Amtszeit. Schon oft hatte ich den Eindruck, dass in den obersten Führungsetagen der Eisenbahnunternehmen Delegierte der Strassenlobby und Fluggesellschaften hocken - mit dem Auftrag, den Zugverkehr und den ÖV zu sabotieren.
Und Wisdmann ist nicht der Einzige. Es gab auch Schweizer Bahnmanager, die ähnliche Schritte machten, nach ihrer Zeit bei der Bahn ...
Mit europäischen Bahnreisen habe ich inzwischen gut 30 Jahre Erfahrung. Erste Nachtzugfahrt (im Abteilwagen) von Basel nach Rom 1983, erstes Interrail 1987. Inzwischen haben wir (Familie) wo immer möglich auf das Fliegen verzichtet. Das fällt uns leicht, da sich das Vergnügen zumindest bei bezahlbaren Preisen doch sehr in Grenzen hält. Vor 3 Jahren haben wir auch unser Familienauto abgeschafft und leben nach wie vor ganz komfortabel.
Dem Artikel kann ich voll und ganz zustimmen. Er reflektiert sehr schön, wo europäisches Bahnreisen an Grenzen stösst. Zwei Aspekte möchte ich ergänzen:
Die Hochgeschwindigkeitszüge, die von den jeweiligen Bahngesellschaften seit den 80er/90er Jahren verstärkt beschafft werden, sind allesamt Triebwagen. Eine Ausstattung, damit diese international freizügig einsetzbar wären, ist entweder sehr teuer oder gar nicht möglich. Die früheren Wagenzüge konnten mehr oder weniger in ganz Europa verkehren, an den Grenzen wurde nur die Lokomotive gewechselt, die den jeweiligen Landesvorgaben entsprach. So kommt es, dass trotz inzwischen durchgehender Elektrifizierung und Hochgeschwindigkeitszügen zwischen Zürich und München in St. Margrethen noch ein Grenzaufenthalt anfällt, der sogar länger ist als der früher Aufenthalt zum Lokwechsel in Lindau Hbf.
In den 90ern war es noch für viele europäische Relationen möglich, durchgehende Fahrkarten am Schalter zu kaufen. Das Problem war, das dabei in der Regel ein internationaler Tarif zur Anwendung kam, der die Fahrkarten - im Vergleich zu nationalen Angeboten, für die es oft schon rabattierte Angebote gab - recht teuer machte. Insbesondere bei Reisen durch die vormals sozialistischen Länder konnte man bis zu 80% sparen, wenn man nur Inlandsfahrkarten kaufte und den Weg über die Grenze zu Fuss zurücklegte oder für den Grenzabschnitt eine separate Fahrkarte kaufte. Unter anderem dürfte auch das dazu beigetragen haben, dass zwischen manchen dieser Länder heute gar kein Zug mehr fährt.
Danke für die spannende Recherche, es gibt noch viel zu tun, bis für Europareisen die Bahn der selbstverständliche Plan A ist, und das nicht nur bei den Preisen. Diese Recherche macht eindrücklich deutlich, wo dabei überall anzusetzen ist.
Als quick fix für geplagte Bahnreiseliebhaber:innen sei an dieser Stelle das (sehr) junge Unternehmen www.simpletrain.ch empfohlen, das einem das mühsame Zusammensuchen uns sich-bei-jeder-Europäischen-Bahn-im Shop-registrieren abnimmt und kompetent und individuell Europazugreisen zusammenstellt.
Eine nicht ganz unwichtige Verbindung ist Zürich München. Weil eben viele Europäische Messen in München stattfinden. Da sind deshalb Prioritäten fuer die Ankunft und Abfahrtszeiten zu legen. Am Morgen moeglichst frueh ab zuerich, welchen ich aber auch noch von etwas auswaerts erreichen kann. zB 6:00 ab Zuerich. Und am Abend etwas nach der Messe ab Muenchen. Angeschaut, fuer in den naechsten Tagen , nicht morgen schon. Halbtax. Einfach.
Flixbus :
ab 7:30 an 11:25, 3:55, 18 Euro, mit WiFi
DB :
ab 0:08 an 10:27 10:19, 30-93Euro
ab 5:39 an 10:41 5:02 40Euro
ab 7:03 an 11:04 4:01 38-48Euro
ab 7:05 an 12:10 5:05 50Euro
SaveATrain (CheckMyBus.ch)
ab 07:03 an 11:04 4:01 20Fr - derselbe wie oben
SBB :
ab 5:39 an 10:41 5:02 69Fr - derselbe wie oben
Das Angebot ist sehr kompetitiv, und wahrscheinlich auf die Messen, oder Anlaesse abgestimmt. Denn jetzt fand ich grad keine passende fruehe Verbindung.
Es fahren : DB, SBB, Flixbus, IC Bus, RegioJet, EuroLines, und aendert immer wieder. IC Bus gehoert uebrigens der DB, war frueher mit DB Bus angeschrieben.
Edit. Bevor's vergessen geht ist. Ein Teil der Strecke zwischen Lindau und Muenchen ist noch ohne Strom, und wird mit Diesel befahren. Die Kosten einer Elektrifizierung sind hoch. Entweder die Schweiz, oder die SBB haben nun die Finanzierung dieser Elektrifizierung vorgestreckt.
Die Strecke Zürich – München ist zum Glück ja seit 2020 komplett elektrifiziert mit einer neuen Fahrzeit von 4h 1' (Reduktion um rund 45'). Die Fahrzeit verkürzt sich nochmals auf 3h 30', sobald die Züge der SBB auf das Zugbeeinflussungssystem ETCS Baseline 3 umgerüstet und entsprechend zertifiziert sind. Wie im Artikel erwähnt wird, verzögert sich die Zertifizierung der Astoro-Züge aktuell und kann laut Medienmitteilung der SBB voraussichtlich erst im Frühling 2022 abgeschlossen werden.
Herzlichen Dank für die aufwändige Recherche und den grossartigen Beitrag! Ich bereue keinen Euro, den ich an Investigate Europe spende. ☺
Eine Idee bzw. ein Wunsch für einen nächsten grossen "verkehrspolitischen" Beitrag: Robotaxis. Das Thema scheint mir allgemein total unterbelichtet in der medialen Öffentlichkeit, obwohl sowohl in verschiedenen US-Städten wie auch chinesischen bereits Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Ein sehr lesenswerte 10-teilige Serie zum Thema hat heise.de diesen Frühling gebracht. So als Ausgangspunkt.
Das Ganze ist natürlich potenziell ein ziemlicher Albtraum für die Autoindustrie, zumal Robotaxis das Potenzial haben, die Nachfrage nach individuellem Autobesitz massiv zu reduzieren. Und Unternehmen üblicherweise wesentlich rationalere Kaufentscheide fällen als Konsument:innen, sprich erstere deutlich weniger profitable Kund:innen für die Autobauer:innen sein dürften.
Ich würde gerne mal etwas solide recherchiertes aus Schweizer Perspektive bzw. mit Fokus auf die (zukünftige) Situation hierzulande lesen – auch und insbesondere darüber, was die SBB in diesem Bereich planen (oder eben nicht auf dem Radar haben).
Zürich - London ist 1 x Umsteigen: https://a.sbbmobile.ch/s/3T39
Gerade diese Strecke ist unterbewertet mit der Bahn. 4 Stunden nach Paris, 3 Stunden Mittagessen, 2 Stunden bis ins Zentrum von London. Sehr zu empfehlen und mit Sparpreis auch nicht so teuer...
Hallo Herr V., weil man in Paris am Gare de Lyon die S-Bahn an den Gare du Nord nehmen muss (oder alternativ die Metro mit umsteigen in Châtelet) haben wir die Reise Zürich-London mit 2-mal umsteigen angegeben.
Da müssen Sie auch mindestens zweimal umsteigen, da Sie in Paris den Bahnhof wechseln müssen. Heisst wiederum, dass Sie sich mit dem lokalen öv rumschlagen müssen, dann 3 Stunden sinnlos in Paris rumgurken, und schliesslich nen kompletten Arbeits- bzw. Ferientag verbraten haben, statt knapp nen Halben, wenn Sie den Flieger genommen hätten.
Die Verbindung zu haben ist grundsätzlich nett, aber praktisch ist sie nicht.
Danke für den interessenten Artikel!
Was mir zum Abschnitt 5 (Ticket buchen) immer mal wieder auffällt: Von (Gross)Stadt zur (Gross)Stadt sind die Tickets manchmal viel Teurer als von einem Dorf (deutlich!) vor der Abreisestadt zu einem Dorf oder zu einer Kleinstadt deutlich nach der Ankuftsstadt. Die von mir gebuchte Reise ist somit etwa 2 Stunden länger als die von mir angetretener Reise -bspw. Zürich HB nach Frenkfurt Hbf-. Die gebuchte Reise hätte aber die angetretene Reise beinhaltet.
Was auch oft hilft (sowohl beim Buchen von Flügen als von Zugtickets): Suchen in der einen Webbrowser im einen WLAN-Netzwerk, buchen in einem anderen (ausser wenn man beim Suchen direkt auf ein gutes Angebot stosst). Die Cookies lassen wohl grüssen, wenn man anfängt, die Preise zu vergleichen.
Und: die Sparticket-Kontigente waren früher (weiss nicht ob das immer noch so ist) über online Verkauf und Bahnschalter-Verkauf verteilt. Wenn es online keine Spartickets mehr gab, bin ich zum Schalter gegangen, wo noch Spartickets zur Verfügung standen.
Tatsächlich hat mir das auch ein Freund berichtet, der mich in der Gegend von Basel früher regelmässig aus Norddeutschland kommend besucht hat. Ein Ticket von Bremen nach Zürich via Basel ist häufig günstiger als von Bremen nach Basel, auch wenn man in Basel aussteigt. Verständlich ist das nicht wirklich....
Ich glaube, ein grosser Punkt für die Entscheidung Zug oder Flug ist auch der Preisunterschied. Eine Verbindung von mir nach London z. B. wäre sowohl buchungstechnisch als auch von der Dauer (~7h) unkompliziert machbar (bis auf den Bahnhofswechsel in Paris, ohne den die Verbindung mindestens 1h schneller sein könnte), aber leider kosten die Tickets selbst Monate im voraus über 200 CHF einfach für eine Person, während der Flug oft sogar nur 30 CHF kostet.
Wer macht den Flug so günstig? Oder besser gefragt, wer bezahlt die Differenz zu den wahren Kosten eines Flugs? Wollen wir einfach profitieren, solange es noch geht?
Ich hoffe sehr dass sich das in den nächsten Jahren ändern wird und die Preise die Realität mehr reflektieren. Meine Methode wenn ich irgendwo hinfahren möchte oder muss ist inzwischen erstmal nach Zug bzw Busverbindungen zu suchen, und erst wenn ich da nichts passendes finde zu schauen wie es mit dem Auto oder Flugzeug gehen würde, und weiterhin auf politische Veränderungen hoffe und dafür wähle.
Seit Jahren fahre ich mindestens sechs mal im Jahr mit dem Zug nach Genua. Gross war die Freude als ich vor ca zwei Jahren las, dass es einen Zug neu gebe direkt von Zürich nach Genua ohne umsteigen in Milano. Dann kam Corona. In den ersten Tagen vom Juli dieses Jahres fuhr ich das erste Mal mit diesem Zug. Die Hinfahrt klappte die Rückfahrt nicht, in Lugano ging's nicht mehr weiter wegen technischer Störung. Ende August Hinfahrt, konnte der Zug in Como nicht mehr weiter fahren wegen technischen Problemen, mit einem Bummler der nur 2. Klasse hatte ging's weiter nach Milano Príncipe und wieder umsteigen nach Genua. Die Reise dauerte zwei Stunden länger.
Vor 12 Tage, direkter Zug nach Venedig. Nach Como musste er längere Zeit auf der Strecke halten wegen techn. Problemen dann kam die Meldung dass versucht wird bis zum nächsten Bahnhof zu kommen, was fast im Schritttempo zum Glück möglich war. Umsteigen in einen vollgestopften Zug, die Italiener kamen von der Arbeit. Später wieder umsteigen und mit 2 1/2 Std in Venedig angekommen. Und das mit einem neuen STADLER Zug.
Diesen Herbst von Zürich nach Genova gefahren. Bis Como ging das erwartungsgemäss zügig voran, ab dann stop and go und dazwischen im Schneckentempo. Wir dachten dass wir mit massiver Verspätung in Genova ankommen aber nein, wir waren pünktlich. Das ist im Fahrplan eingerechnet. Ohne diese künstliche Verlangsamung wären wir vermutlich 1h früher angekommen. Das italienische Streckennetz ist offenbar völlig überlastet oder die SBB steht immer hinten an. Auf dem Rückweg die üblichen technischen Probleme zwischen Como und Chiasso mit dem Resultat von 1.5h Verspätung. Der Schaffner in der Schweiz gab dann die Durchsage: „Verspätung von 1.5h wegen technischer Probleme im AUSLAND“. Sehr symptomatisch aber irgendwie nachvollziehbar.
Wir fahren, wenn es irgendwie geht in Europa alles per Zug aber das braucht schon eine gehörige Portion Enthusiasmus und Überzeugung um das konsequent zu leben. Leider macht der Artikel keine Hoffnung auf halbwegs schnelle Besserung.
Guten Tag Herr Albrecht
Vielen Dank für den spannenden Artikel über ein wichtiges Thema.
Darf ich fragen wie Sie die Menge der CO2-Emissionen auf die Anzahl Bäume umgerechnet haben?
Hallo Herr L., selbstverständlich: 80 ausgewachsene Bäume entziehen der Atmosphäre in einem Jahr rund eine Tonne CO2. Auf diese Gleichung haben wir uns nach Rücksprache mit myclimate gestützt.
@Redaktion: Eine Verlinkung im Artikel ist kaputt ("hat der «Europa Express» bereits haltgemacht"):
Statt
thttps://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-85269.html
müsste die URL
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-85269.html
sein.
Vielen Dank für den Hinweis, S. Brüggemann. Wir haben den Link geflickt.
Immerhin gibt es noch das Interrail, auch für Senior:innen -- schon fast erstaunlich, aber sehr praktisch und günstig für längere Reisen in Europa (leider inzwuschen ohne UK).
Wieso ohne UK? Auf der Interrail Webseite steht, Grossbritannien sei dabei. https://www.interrail.eu/en/plan-yo…at-britain
Interessant, vielen Dank. Wir waren 2019 fünf Wochen in England und Wales mit dem Interrail unterwegs. Da hat man uns beschieden, dass dies das letzte Jahr sein wird, also GB ab 2020 nicht mehr mitmachen würde (und dass es nichts mit dem Brexit zu tun habe). Offenbar ist GB auf diesen Entscheid zurück gekommen, das wäre ja sehr erfreulich.
Ach ja. Als wir in den frühen 70er Jahren regelmässig von Nürnberg nach Arosa in die Ferien fuhren, meinte mein Vater auf meine verwunderte Frage, wieso zwischen Buchloe und Lindau immer Dieselgestank zum offenen Zugfenster hereinwehte: da ists eben noch nicht elektrifiziert, es kommt aber bald! Mal schauen, ob es mein Enkel (0,5 Jahre alt) als Teenie dereinst vielleicht doch mit dem Zug nach Griechenland schafft …
Neulich mal versucht, den berühmten Nachtzug nach Lissabon zu buchen. Da der wegen der C-Seuche immer noch nicht wieder fährt, auf die Verbindung Madrid-Lissabon geschaut. Auch dort ist der Nachtzug eingestellt. Aber immerhin - es haben sich jetzt zwei Geschäftsleute aus Frankreich aufgemacht, die mit den "Midnight Trains" günstige Über-Nacht-Verbindungen ab ca. 2024 anbieten wollen. So lange wartet man ungern. Aber naja, wer Bahn reist braucht momentan (ausser in der Schweiz) ohnehin etwas mehr Zeit :).
Ich habe letzthin «Traivelling» entdeckt: Ein konsequent klimafreundliches Bahnreisebüro.
Schaut sehr vielversprechend aus:
https://www.traivelling.com/
Siehe auch folgende Masterarbeit an der ETH Zürich (2016):
Eine Zukunft für die Nachtreisezüge in Europa – Leben am Konkurrenzmarkt zwischen HGV, Luft- und Fernbusverkehr
Spannender Ansatz, danke für den Hinweis.
Zu den Tickets: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Tickets von CH nach DE oft am einfachsten und am günstigsten im ÖBB Webshop kriegt. Die Fernverkehrs-Shops der SBB und DB sind dagegen eine Katastrophe.
Für Berlin-Barcelona würde ich ein Interrail-Ticket empfehlen. Das ist wohl günstiger als der Normalpreis und man kann es online buchen. Zudem ist es maximal flexibel, erlaubt ohne Aufpreis beliebige Umwege. Mühsam ist nur die Reservationspflicht in einzelnen Ländern / manchen Zügen.
Eigentlich bin ich immer wieder erstaunt, wie vielfältig das Bahn Angebot in Europa ist. Ich war in den letzten Jahren viel mit Nacht- aber auch mit Hochgeschwindigkeitszügen unterwegs. Meistens privat und als Freizeitvergnügen und mit dem Fokus, der Weg ist das Ziel. Das buchen will gelernt sein, doch dazu gab es hier ja bereits sehr gute Tipps und Tools. Mir selber ist sehr wichtig, dass ich ausser den grossen Strecken mit Nachtzügen, step by step vorgehe. Mich quasi voran taste, Regionalzüge, manchmal auch Busse benutze. Selber habe ich bis jetzt noch gar nie Interrail benutzt, gerade in Südost Europa sind die Preise so günstig, dass diese schlicht vernachlässigbar sind. Von Sofia nach Istanbul fuhr ich vor zwei Jahren für umgerechnet CHF 21.-- im Nachtzug erster Klasse im zweier Abteil (spontan am Schalter in Sofia gebucht). Auch in Italien ist das Bahnfahren eher günstig und mittlerweile auf einem sehr hohen Niveau. War gerade Ende Oktober in Napoli für CHF 128.50. Zwischenstopp in Milano, ein frühes Znacht und mit dem Frecciarosso in 4.5h Stunden am Ziel. Zurück bin ich dann mit dem Schlafwagen.
Am meisten fehlt mir aber eine Nachtverbindung nach Spanien, in dieser Richtung wurde meines Erachtens am meisten abgebaut, nicht mal mehr die Nachtverbindung von Paris nach Madrid existiert noch.
Trotz der Terroranschläge wollten unsere halbwüchsigen Töchter 2005 Familienferien in London verbringen.
Damals lernte Greta Th. gerade laufen. Dennoch war es nicht verboten selber ein wenig zu denken. Also planten wir eine Zugreise mit Kanaltunnel oder Fähre, allenfalls Übernachtung in Frankreich oder Nachtzug. Grosse Ausnahme - die allermeisten grünen Freund:innen reisten damals wie heute ausgesprochen gern mitm Flieger. Ich würde sagen, noch öfter als durchschnittliche Leute. "Weisst du, ich fliege mit Bewusstsein, das ist etwas Anderes", durfte ich von ihnen hören...
Unser Internet brach alle fünf Minuten zusammen. Deshalb marschierte ich ins SBB-Reisebüro im Bahnhof Laufen. Der SBB-Beamte mühte sich sehr lange an seinem Computer ab. Schliesslich erklärte er sich ausserstande eine Bahnverbindung zu verkaufen. Flugtickets dagegen schon.
So kam ich zu der einzigen Flugreise meines Lebens. Sie war übrigens recht vergnüglich.
Also mit Liberalisierung des Bahnmarktes und Mehr Anbietern, die auch in anderen Ländern fahren, lösen wir keines dieser Probleme, wie das Beispiel Deutschland beweist. Das Problem ist da ganz einfach. Eine private gewinnorientierte Firma interessieren Dinge wie Klimaschutz, Zuverlässigkeit und Service nicht, sondern nur ihr Gewinn und wenn der gleich bleibt, ist Abbau in jedem Fall lukrativer. Die Deutsche Bahn gehört zwar dem Staat, der Auftrag war aber in den letzten 20 Jahren dahingehend klar.
Was helfen würde ist wenn die europäischen Bahnen gezwungen würden sich auf einheitliche Sicherungssysteme und Vorschriften zu einigen und dann der internationale Verkehr von allen betroffenen Ländern zusammen, eventuell auch in einer gemeinsamen Gesellschaft betrieben werden könnte, der von den Staaten vorgaben zum Mindestangebot gemacht werden, die Gewinne und Aufwände gerecht teilt.
Der Nachtzug nach Amsterdam? Der nun ab 13. Dezember fahren soll? Fehlanzeige! Auf der SBB-Webseite kann man ihn nicht (mehr) buchen. Diese kennt nur noch Tageszüge. Auf der Seite der ÖBB geht es, von Zürich nach Amsterdam kann man Komfort- und Spartickets lösen, wie jedem Bahnreisenden wohlbekannt. Doch Schlafwagen hat der Zug (vorläufig) keine. Klar, woher soll der Schlafwagen auch kommen? Die alten Schlafwagen wurden alle abgewrackt oder nach Osteuropa verkauft. Dort stehen sie als Ruine auf einem Abstellgleis.
Einige der 1995 als «Nightstar» für den Nachtverkehr durch den damals neuen Kanaltunnel bestellten Schlafwagen fahren heute als «Ocean» zwischen Montreal und Halifax in Kanada.
Hallo Herr F., ich habe es gerade auf der SBB-Seite ausprobiert und bei mir funktionierts. Sie müssen darauf achten, dass sie den «NJ» anklicken und nicht den «IC». Es ist zwar der gleiche Zug aber andere Wagen. Einige Wagen haben nur Sitzplätze, etwa für Passagiere, die nur bis Basel oder Freiburg fahren.
Danke für den Tipp. Es kann gut sein, dass ich darauf nicht geachtet habe und das Falsche angeklickt hatte. Benutzerfreundlich ist das jedenfalls nicht.
Aber tatsächlich! Nur nicht stornierbare Sparpreise sind bei der SBB verfügbar. Normalpreise nicht. Und was das Grösste ist: Auch bei der OeBB ist nun der Schlafwagen zur Buchung freigeschaltet! Wenigstens für den 13. Januar könnte ich ein Schlafabteil buchen. Also haben die es heute, 23. November, geschafft, einen Schlafwagen zu disponieren. Der hat zwar keine Duschabteile, ist also wirklich älteren Datums, aber immerhin! Kompliment der OeBB NightJet/SBB Kooperation; einfach war das bestimmt nicht.
Bei der OeBB würde ich € 169,90 zahlen für ein Single, bei der SBB CHF 220.- beides Sparpreise, nicht stornierbar. Eine online gebuchte Kabine kann man bei der OeBB nicht stornieren; deswegen offeriert die SBB nur Sparpreise. Alles klar!
Wenn die Wirtschaft nach privatisieren schreit, meint sie jeweils abkassieren. Deshalb darf der Chef der Bahn auch mehr wie eine Bundesrat kassieren. Das war's dann mit dem Elan. Ein eigenes Thema waere wie die SBB die Mittelthurgaubahn ausgebremst hat. Diese kam zum Zug als die SBB eine, oder mehrere Linien im Thurgau stilllegen wollte. Die waren sehr innovativ und erfolgreich. Auf Linien, auf denen die SBB nur Verluste einfuhr. Anstelle davon zu lernen, wurde diese Firma an die Wand gedrueckt. Wir haben leider auch das Problem, dass die Infrastruktur nicht vom Bahnbetrieb entflechtet ist. Das hätte getrennt gehört. Яumindest in Deutschland ist dieses Thema auch ein Dauerbrenner, ohne gelöst zu werden.
Weiss denn niemand warum die neuen Stadler Züge bei fast jeder Fahrt von Zürich direkt nach Genua immer technische Probleme haben.
Das Problem wurde erkannt. Grob gesagt war es ein "Fehler" in der Zugsicherung, respektive wurden da einige Wechsel nicht gemacht. Dies fällt dann jeweils erst auf der Rückfahrt nach Süden wieder auf. Jetzt wurde da etwas technisches (Infrastruktur) nachgebaut um diese Fehler zu beheben. Sollte also in der Zukunft ein bisschen besser werden. Andere Fahrzeugstörungen sind aber weiterhin auch oft der Fall.
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