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Wen interessiere es denn, was so eine alte Frau wie sie denke, fragt sie am Telefon, als die Republik sie um ein Gespräch im Vorfeld des Frauenstreiks bittet.
Falls Sie mitlesen, Frau Stamm, mich hat es interessiert. Jemand, die mit Wort und vor allem auch Tat ein Leben lang für ihre eigenen Ideale eingestanden ist, verdient Respekt. Ihr Rückblick und Ihre Betrachtungsweise ist für mich, der noch nicht einmal die Hälfte Ihrer Lebensspanne erreicht hat, so spannend wie wertvoll.
Nach der Wahl erhielt ich immer noch Briefe mit der Anschrift «Sehr geehrte Herren». Ich retournierte diese mit den Worten: «Bitte teilen Sie Ihrem Computer mit, dass es zweierlei Menschen gibt.»
Ein wunderbar kluger Satz. Er weisst deutlich auf den Missstand hin, greift aber gleichzeitig nicht an. Ich nehme nie an Kundgebungen und Demonstrationen Teil, schreibe aber hin und wieder gerne einen Brief, wenn etwas meinen Idealen all zu stark zuwider läuft. Öfter als man erwarten könnte, bekomme ich darauf sogar eine kompetente Antwort und nicht selten von der Geschäftsleitung unterschrieben. Das ist meine Form des Protests und diesen Satz, bzw. dessen Geist, werde ich mir in Zukunft zum Vorbild nehmen.
Ich glaube auch, würde jede/r, welche/r am 14. Juni teilnimmt, zusätzlich einen Brief (nicht Email), mit ihrer/seiner ganz persönlichen Sichtweise, an das Gremium, Unternehmen, Person oder Partei der eigenen Wahl versenden, würde dies die Wirkung vervielfachen. Unternehmen fürchten nichts mehr, als bei solchen Themen in den Fokus der Öffentlichkeit zu geraten und wer direkt angesprochen wird, fühlt sich daher oft in Zug- oder Erklärungszwang.
Danke Frau Stamm und auch danke an die Republik.
Vielen Dank für diesen interessanten Bericht
Judit Stamm schuf in ihrer Zeit im grossen Rat eine Arbeitsgruppe für Frauen.
In den Jahren 1973 bis 1988 war das Familienrecht in der Schweiz in Revision. In dieser Zeit entstand die „Arbeitsgruppe Judith Stamm“ in der Politikerinnen und Frauen, die sonst in Familie und Beruf engagiert waren, gemeinsam die Themen ihrer Zeit zu Frau, Beruf, Familie diskutieren konnten.
Der Schwerpunkt lag dabei auf der bevorstehenden Revision der Gesetze. Dazu organisierten die Frauen gemeinsam Abende, an denen die Vertreter der zuständigen Behörden als auch Gesetzeskundige Männer und Frauen vor den folgenden Abstimmungen eingeladen wurden. Jede Frau, die sich interessierte und in der Arbeitsgruppe mitmachte, konnte sich zusätzlich bei den zuständigen Amtsinhabern der eigenen Gemeinde vom gegenwärtigen Status und Handhabung vom geltendem Gesetz sowie der bestehenden Alltags Praxis informieren. Als Beispiel: bei Fragen zum Alters Recht, zum Adoptionsrecht, zum neuen Kindes Recht und zum neuen Eherecht. Auf diese Weise half Frau Stamm vielen Frauen, ihr gewonnenes Stimmrecht zu nutzen und mit verantwortlich bessere Bedingungen im Familien Alltag an zu regen, was folgend in den neuen Gesetzen umgesetzt war.
Auch mir hat dieses Interview mit "integrierter Zeitreise" sehr gut gefallen, vielen Dank.
Ein interessante Ergänzung (im Hinblick auf den Streiktag und die laufende Fussball-WM in Frankreich) wäre vielleicht ein Interview mit der 23 Jahre jungen norwegischen Spitzenfussballerin Ada Hegerberg, die offenbar vor 2 Jahren aus Protest gegen Ungleichbehandlung aus der Nationalmannschaft zurückgetreten ist.
Ach ja, das Fräulein. Der Diminutiv einer Frau, bis 'es' ein Ehemann zu solcher machte. Wie gut, dass Zeiten sich ändern und die Sprache mit ihnen. Bezeichnenderweise gab es das Männlein als Anrede für den unverheirateten Mann nie.
Beeindruckendes Porträt einer beeindruckenden Frau. Danke.
Interessanterweise haben nicht wenige Frauen den Titel "Fräulein" mit Stolz getragen und auch darauf bestanden. Betonte er doch ihre Souveränität und Eigenständigkeit - im Kontrast zu den (Ehe-)Frauen, welche damals nicht einmal auf das gemeinsame Bankkonto Zugriff hatten.
Beides ist zum Glück passé, wenden wir uns den aktuellen Problemen zu.
Tolles Portrait dieser für die Geschichte der Frauen bzw. der politischen Rechte in der CH so zentralen Politikerin und Juristin. Mich hätte noch interessiert, wie sie sich zum Thema Frauen und Religion stellt, gerade als CVP-Feministin, die wegen ihrer Position zur Fristenlösung parteiintern unter die Räder kam.
Nicht «Eine Ausbildung? Die heiratet doch sowieso!» wurde mir 2010 gesagt, oder
«Eine Ausbildung? Am Schluss endest du doch sowieso zu Hause.»
Danke Frau Stamm und allen Vorkämpfer*innen. Ihre Milde kann ich verstehen - sie haben viel erreicht. Aber Gleichstellung noch lange nicht.
Danke, Judith Stamm und all
ihren Mitstreiterinnen, dass sie vor uns gegangen sind und den dornigen Boden ein erstes Mal beackert haben. Es gibt noch viel zu tun, und ich freue mich, dass so viele junge Frauen und Männer heute ganz selbstverständlich für die Gleichstellung einstehen und dafür auch auf die Strasse gehen.
Danke für Ihre Rückmeldungen. Mein Kollege Dennis Bühler und ich werden die Komplimente gerne an Frau Stamm weiterleiten.
Liebe Judith Stamm. Ich zieh den Hut vor Ihnen, wenn ich denn einen hätte. Die CVP ist zwar nicht meine Partei, aber Ihre Kraft und ihre Sturheit, Frau Stamm, bewundere ich ausserordentlich. Auch wenn ich mich bemühe die Zeiten die hinter uns liegen zu verstehen, krieg ich Wallungen, mit welcher Arroganz Männer verhindert haben, Frauen den Platz in der Gesellschaft zu gewähren, der ihnen zugestanden hätte. Und heute: Noch immer happert es mit der natürlichen Selbstverständlichkeit, die Frauen als wichtige Trägerinnen und Gestalterinnen einer gut funktionierenden. Gesellschaftsordnung zu erkennen. Viele Kriege, viel Leid und Ungerechtigkeit hätten in den letzten Jahrhunderten weltweit verhindert werden können, wenn Frauen das Sagen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichberechtigt inne gehabt hätten. Diese Annahme gilt nicht nur auf die Vergangenheit bezogen, sie gilt auch für die Gegenwart. Frauen kämpft weiter, damit die Zukunft gerechter wird. Männer macht Platz, denn alleine könnt ihr es nicht richten.
Und auch noch etwas, das gerne vergessen geht, weil es unangenehm ist: Die linken Feministinnen haben damals lieber "unter sich das Fähnlein hochgehalten" und kaum etwas bewirkt, als sich mit Bürgerlichen zu verbünden (und meist auch umgekehrt, ausser die wirklich klugen, mutigen, Pionierinnen) - etwas, das bis heute nachklingt. Judith Stamm galt in ihrer Zeit keinesfalls unbestritten als "feministische Ikone" unter Feministinnen. Was habe ich mir als aktive Feministin und Gründerin von NOG, Mitinitiantin von etliche Aktionstagen, etc, innerhalb der progressiven Feministinnen alles über Frauen aus anderen politischen Lagern anhören müssen! Es war oft nicht möglich/nicht erwünscht, sich mit möglichst vielen Frauen zusammenzutun, lieber in Schönheit sterben. Macht war sowieso suspekt und männlich. Die Ideologie war wichtiger und ist es zT eben bis heute. Aber zum Glück viel weniger. Wie Judith Stamm habe ich Massenveranstaltungen immer etwas misstraut, es geht viel kurzlebige Energie hinein und nach paar Jahren dreht der Trend wieder, bzw ist längst anderswo. Das ist in unserer kurzlebigen eventbegeisterten Zeit nicht besser. Die meisten Menschen tun, was die Anderen tun, mutig sind nur ganz wenige. die wirklich harte Arbeit ist die konkret politische. Ich habe das Frauenzeichen, das Lila, die Sprüche 15 Jahre bis zum geht nicht mehr genutzt, es hat kaum jemanden interessiert unter den jungen Frauen. Für mich ist diese Ästhetik deshalb etwas "aus der Mottenkiste". Ich konnte es kaum glauben jetzt, dass es tatsächlich wieder als etwas "Cooles" verkauft werden konnte... Es ist ok, wenn viele Frauen einen tollen Tag verbracht haben und daraus ev sogar tatsächlich für eine Weile geschöpft werden kann, aber es war für mich ein extremes "optisches und inhaltliches Deja-Vu", offenbar weiss jede neue Frauengeneration tatsächlich immer noch erschreckend wenig von den Vorherigen. Ich hätte mir gewünscht, das ganze käme "mehr 2019" daher, auch in der Konzeption. Denn: wir haben soviel erkämpft in den letzten 30 Jahren, wie auch Judith Stamm verweist: Mutteschaftsversicherung (3 Anläufe), Fristenregelung, Gleichstellungsgesetz,.... psychologisch ist es halt schon so, dass einfach immer neue Baustellen entstehen, weil die Sensibilitäten höher sind. Das ist nicht schlecht, garantiert den Fortschritt, sollte jedoch langsam ins Bewusstsein einkehren. Es ist etwas lächerlich, wenn junge Frauen mit ihrer unglaublich grossen Freiheit nach "Abschaffung des Patriarchats" rufen, das sie doch nie wirklich erfahren haben. Für sie ist der milde Abgesang der patriarchalen Strukturen im Jahre 2019 das "totale Patriarchat". Naja... Danke Judith Stamm, sie wissen das ja sicher auch und können damit umgehen!
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