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Dieser Artikel fasst fundiert, prägnant und übersichtlich die komplexe Situation im Osten Deutschlands eindrücklich zusammen. Etwas vom Besten, was ich über dieses Thema gelesen habe. "Republik" vom Feinsten!
Hervorragende Analyse. Differenzierter kann man die Dinge in dieser Kürze nicht schildern. Vielen Dank!
Ausgezeichnete Analyse, aber eines fehlt:
Die ländliche Mittelschicht der DDR hat durch die Wende erlebt, wie ihre Biografien entwertet wurden: Was vorher galt, galt danach nicht mehr, was man als richtig gelernt hatte, war jetzt falsch. Vorher ein respektabler und wichtiger Teil der Gesellschaft, stiegen die Erwachsenen danach gesellschaftlich ab. Die eigenen Fähigkeiten waren nicht mehr gefragt, das Weltbild ("Sozialistische Bruderstaaten gegen kapitalistischen Klassenfeind") abgeschafft.
Die Menschen dort haben erlebt, wie ihre Fähigkeiten und ihr Weltbild jeden Wert verloren haben. Dieser Verlust und diese Kränkung prägen sie bis heute.
Sie können sich dem Wandel nicht anpassen und werden dafür, wie sie sind, abgelehnt und ignoriert. Sie sind abgestiegen, sehen keine Möglichkeit, wieder aufzusteigen und wollen darum zurück in die Welt, in der sie respektiert waren und geschützt wurden. Sie konkurrieren in einer fremden Welt um Status mit immigrierten Aufsteigern und glauben, dass nur eine Rückkehr in die alte Welt sie retten kann.
Dass es ihre alte Welt des "Arbeiter- und Bauernstaats" im Kalten Krieg nicht mehr gibt, ignorieren sie dabei.
Ein komplexes Thema ohne „Geschwurbel“ analysiert. Für einmal ist die Länge des Artikels absolut gerechtfertigt. Dankeschön.
Sehr guter Überblick. Dennoch an entscheidender Stelle unvollständig.
In der Überschrift bereits heißt es: "Wie anders ist Deutschlands Osten? "
Probieren wir einmal : "Wie anders ist Deutschlands Westen? " oder "Wie anders sind die Frauen?"
An diesen Beispielen sollte deutlich werden, was das Grundproblem ist. Bereits im Ansatz jeder Diskussion und Analyse wird die Nachrangigkeit der Ossis zum gültigen Konsens erhoben, denn der deutsche Westen wird als unhinterfragter Maßstab an sich postuliert.
Meine These lautet: Solange die einzige deutsche, friedliche UND demokratische UND erfolgreiche Revolution nicht traditionsstiftend für ganz Deutschland ist, bleibt auch die Einheit unvollendet.
Weiterlesen: https://www.s-e-i.ch/archive/SPON-DIW-AfD.pdf
https://www.s-e-i.ch/archive/Filterblase.htm
Lieber Herr Mueller, vielen Dank für Ihr Feedback. Was Sie ansprechen, ist ein wichtiger Punkt - meines Erachtens allerdings keiner, der im Text fehlt. Im Gegenteil: Die Frage nach richtigen und falschen Prämissen steht ja ganz am Anfang. Der Autor geht dabei aber historisch (oder wenn Sie so wollen: diskursanalytisch) vor: Er sieht, ganz im Einklang mit Ihrer Kritik, dass die Frage nach dem „Anderssein“ eben nicht in beide Richtungen gleichwertig bzw neutral gestellt wird, sondern meist mit einer Vielzahl an Ausgangsunterstellungen daherkommt - und er weist diese zurück, ohne damit auch gleich die ganze Frage nach den Unterschieden über Bord werfen zu wollen. Stattdessen beantwortet er die Frage letztlich damit, dass er sagt: das Ausmass an Veränderungen für die Menschen nach der Wende war extrem verschieden. Und da macht es schon sehr viel Sinn, den Fokus auf denjenigen Teil der Bevölkerung zu legen, für den die Veränderungen eben wesentlich einschneidender waren.
Lieber Herr Graf, danke für die ausführliche Antwort. Vielleicht habe ich es nicht perfekt ausgedrückt, aber die Überschrift ist eben doch sehr unglücklich gewählt, und wenn sie ironisch oder neutral gemeint sein sollte, ist diese Ironie / Neutralität gut versteckt.
Der Artikel ist ansonsten wirklich sehr gut gelungen und hebt die Republik (wieder einmal) wohltuend von der Konkurrenz ab. Herzlichen Glückwunsch!
Im übrigen empfehle ich Ihnen die oben angegebenen Analysen sowie diese (zur Logik der Transferzahlungen) http://kofportal.kof.ethz.ch/public…/wp_87.pdf / http://www.jstor.org/stable/20715068 zur Lektüre.
P.S.: Wo haben Sie die Textstellen verortetet, zu denen Sie schreiben: 'Er sieht, ganz im Einklang mit Ihrer Kritik, dass die Frage nach dem „Anderssein“ eben nicht in beide Richtungen gleichwertig bzw neutral gestellt wird, sondern meist mit einer Vielzahl an Ausgangsunterstellungen daherkommt - und er weist diese zurück...'?
Es stimmt zwar alles was im Artikel erörtert wird, aber die Sprache ist sehr beschönigend. Im Klartext muss es heissen, dass Ostdeutschland von Westdeutschland kolonialisiert wurde. Die Ossis waren von einem Tag auf den anderen Menschen zweiter Klasse im eigenen Land und alles was sie besassen wurde weit unter dem Preis an reiche Westler verscherbelt. Diese filetierten ihre neuen Besitztümer rücksichtslos und liessen alles zugrunde gehen was sich nicht in kürzester Zeit zu barer Münze machen liess. So verödete die Wirtschaft im Osten und im Westen gab es Wachstum. Der Osten und seine Ureinwohner waren auf einmal nur noch eine wirtschaftliche Ressource welche es auszubeuten galt. Mit der Arroganz, alles besser zu wissen, behandelte man die Ossis wie unmündige Kinder.
Dass den Ossis die Frauen in Scharen davonliefen und sich im Westen den bessergestellten Männern an den Hals warfen verbitterte die zurückgebliebenen Männer, welche nicht einfach in den Westen konnten.
Das Alles hätte nicht so laufen müssen. Man hätte die ostdeutsche Wirtschaft schützen und aufbauen können, sie hat das eigene Land ja vorher, wenn auch knapp, immer versorgen können. Dann wäre den Westkonzernen aber unliebsame Konkurrenz erwachsen, was diese unbedingt verhindern wollten...
sehr informativ und gut auf den Punkt gebracht.
Kohl sprach von blühenden Landschaften, Lafontaine sprach von der langen Zeit die, die Wiedervereinigung brauche. Wie weitsichtig er war, leider wollte das niemand hören.
Nun wurde gestern in Brandenburg und Sachsen gewählt. Ausgerechnet am 80. Jahrestag des Angriffs Nazideutschlands auf Polen, des Beginns des zweiten Weltkriegs, kam die AfD in beiden Bundesländern mit ca. 23 bzw. 27 % auf Platz zwei. In Polen bittet der deutsche Bundespräsident Steinmeier um Vergebung, wenige Stunden später feiert die AfD ihren Wahlerfolg.
Ich denke, dass zwei Dinge hier noch erwähnt werden sollten:
Es gab für einen solchen Prozess keinerlei Plan. Er ist in der Geschichte einmalig. Helmut Kohl musste handeln, weil viele Ostdeutsche schlichtweg auf gepackten Koffern sassen. Zur Veranschaulichung: Die deutsch-deutsche Währungsunion wurde vom damaligen Referatsleiter im Bundesfinanzministerium Thilo Sarrazin(sic!) innerhalb von vier(!) Tagen erarbeitet. Viele Ostdeutsche haben damals zwar die Verheissungen des Kapitalismus gesehen, waren sich aber wohl nicht in der letzten Konsequenz bewusst, was ein Transfer dieses Systems für sie bedeuten würde.
Es wurde angedeutet, ist aber unvollständig: Westdeutschland hat nicht nur mit Steuergeldern "Aufbau Ost" bestrieben. Der entscheidende Punkt war damals der Wechselkurs zwischen D-Mark und DDR-Mark. Letztere war niemals so kaufkräftig wir es der "Standardkurs" von 1:1 suggeriert. Das Problem dabei: Das war zwar gut gemeint den Ostdeutschen gegenüber (manche unterstellen Kohl, der ohne Wiedervereinigung abgewählt worden wäre, dass er sich die Stimmen damit gekauft hat), hat allerdings viele Unternehmen in den Ruin getrieben. Dieses Interview mit Karl Otto Pöhl, dem damaligen Bundesbankpräsidenten, der wohl aus Protest gegen diesen Wechselkurs zurückgetreten ist, ist hier sehr erhellend: https://www.welt.de/print-wams/arti…svoll.html
Eine exzellente Analyse, was aus einer ökonomischen Sicht bei der Wiedervereinigung vor allem aus politischen(!) Gründen alles schief gegangen ist, hat schon 1991 Hans Werner Sinn zusammen mit seiner Frau im Buch "Kaltstart" dargestellt.
Ich denke, dass zwei Dinge hier noch erwähnt werden sollten:
Es gab für einen solchen Prozess keinerlei Plan. Er ist in der Geschichte einmalig. Helmut Kohl musste handeln, weil viele Ostdeutsche schlichtweg auf gepackten Koffern sassen. Zur Veranschaulichung: Die deutsch-deutsche Währungsunion wurde vom damaligen Referatsleiter im Bundesfinanzministerium Thilo Sarrazin(sic!) innerhalb von vier(!) Tagen erarbeitet. Viele Ostdeutsche haben damals zwar die Verheissungen des Kapitalismus gesehen, waren sich aber wohl nicht in der letzten Konsequenz bewusst, was ein Transfer dieses Systems für sie bedeuten würde.
Es wurde angedeutet, ist aber unvollständig: Westdeutschland hat nicht nur mit Steuergeldern "Aufbau Ost" bestrieben. Der entscheidende Punkt war damals der Wechselkurs zwischen D-Mark und DDR-Mark. Letztere war niemals so kaufkräftig wir es der "Standardkurs" von 1:1 suggeriert. Das war zwar gut gemeint den Menschen gegenüber, hat allerdings viele Unternehmen
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