Liebe alle
Möglich, dass wir eines Tages zurückblicken und sagen werden: 2023, das war das Jahr, in dem die ökologische Euphorie ihr Ende fand.
Das schrieb unser Kollege Elia Blülle zum Jahresende. Er hat ein scheinbares Paradox genauer ausgeleuchtet: Die Auswirkungen der Klimaerwärmung werden immer offensichtlicher, immer spürbarer. Gleichzeitig verlieren ökologische Kräfte Wahlen. Und die Aushandlungen über Klimaschutz schlittern in den Kulturkampf.
Sein Fazit: «Die ökologischen Kräfte haben in den vergangenen Jahren viel gesprochen und wenig zugehört.» Und: «Gegenseitiges Verständnis entsteht durch Austausch, Empathie und einen offenen Diskurs. Das erfordert den Respekt vor unterschiedlichen Meinungen, Geduld und auch die Bereitschaft, eigene Ansichten immer wieder zu prüfen.»
Hier können Sie den ganzen Text lesen oder sich vorlesen lassen.
Elia Blülles Text ist auch eine Erinnerung daran, dass Transformation nie ein Selbstläufer ist. Auch wenn einem selbst die Notwendigkeit noch so offensichtlich scheint.
Die Herausforderung bleibt auch im neuen Jahr dieselbe: Die Klimakrise ist hier. Die Lage ist ernst. Wie also kommen wir voran?
Mit einer trotzig-engagierten Grundhaltung: challenge accepted.
Und einer stets neugierigen, undogmatischen, immer auch selbstkritischen Auseinandersetzung mit der Frage: Was braucht es zur Bewältigung der Klimakrise?
Antworten finden wir, indem wir den Blick auf Menschen richten, die in der Klimakrise einen Unterschied machen. 25 solche Menschen haben wir Ihnen zum Start von «Challenge Accepted» vorgestellt. Sie begleiten uns weiterhin: In den kommenden Wochen werden Sie in Interviews, Artikeln und Videos von ihnen lesen und hören. Weiter unten finden Sie eine kleine Übersicht, wie die Personen zurzeit aktiv sind.
Antworten finden wir auch, wenn wir uns untereinander austauschen. Dafür lancieren wir die zweite Ausgabe unserer virtuellen Klimagespräche. In moderierten kleinen Runden von fünf bis sieben Personen erhalten Sie die Gelegenheit, von anderen Menschen zu hören, wie sie die Klimakrise angehen. Und können selber mit anderen teilen, was sich für Sie bewährt hat und welche Fragen Sie weiter umtreiben. Ziel der Gespräche ist es, dass Sie neue Perspektiven erhalten. Und dass Sie im besten Fall rausgehen mit dem Gefühl: Ja, ich weiss, wie ich mich dieser Herausforderung stellen kann.
Die Gespräche finden an verschiedenen Terminen Ende Februar / Anfang März statt. Hier geht es zu allen Infos und zur Anmeldung:
Jetzt anmeldenKurz und bemerkenswert
Hannah Ritchie veröffentlicht ihr Buch «Not the End of the World» in diesen Tagen (auf Deutsch erscheint es Ende März). Die Datenwissenschaftlerin beschreibt darin, dass einiges dafür spricht, dass wir zur ersten Generation werden können, die nachhaltig auf dem Planeten lebt. Mehr dazu im Interview mit der «New York Times».
Christian Haueter hat in der «Berner Zeitung» mit einem Gastkommentar auf Kritik an Solaranlagen in den Alpen reagiert: «Der Klimawandel wird die alpine Landschaft nachhaltiger zerstören als die alpine Solaranlage Morgeten Solar.»
Friederike Otto hat ebenfalls ein neues Buch veröffentlicht: «Klimaungerechtigkeit – was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat». Sie plädiert dafür, die Klimaerwärmung stärker als bisher als eine extreme Verletzung der Menschenrechte zu betrachten.
Julian Schütter macht weiter Druck auf den internationalen Skiverband, nachhaltiger zu werden. «Die FIS hält weiterhin an offensichtlichem Greenwashing fest, ist genauso planlos und intransparent wie noch vor einem Jahr.» Nach seinem offenen Brief an den Skiverband in der vergangenen Saison ruft er nun Skifans auf, sich seinen Forderungen anzuschliessen.
Rebecca Solnit hat ein kostenloses Zusatzkapitel zu ihrem jüngsten Buch «Not Too Late» veröffentlicht. Es ist eine kompakte Antwort auf die Frage: Was kann denn ich als Einzelne tun?
Mariam Issoufou gehört für das Magazin «Architectural Digest» zu den wichtigsten Kreativen des neuen Jahres. Das Büro der «wohl gefragtesten Architektin Afrikas» setzt aktuell ein Museum in Senegal und ein Entwicklungszentrum für Frauen in Liberia um.
Lea Bonasera hat sich aus der «Letzten Generation», die sie mitgegründet hat, zurückgezogen. Dafür ist sie neu Teil des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung, wo rund 200 Forschende gemeinsam aktuelle und vergangene Proteste analysieren.
Aus der Community
Blicken wir zum Abschluss etwas in die Zukunft. Manche Veränderungen kann man sich besser vorstellen, wenn man so tut, als wären sie bereits geschehen.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne irgendwann im Jahr 2024 lesen?
Antworten Sie direkt auf diese E-Mail, wir werden eine Auswahl Ihrer Wunschschlagzeilen im nächsten Newsletter präsentieren.
Liebe Grüsse
David Bauer, Sabrina Weiss
PS: Weiterhin aktuell: Haben Sie Lust, im Februar Friederike Otto oder Stefan Rahmstorf gegenüberzusitzen und Fragen zu stellen? Wir machen es möglich.
PPS: Was ist Fortschritt? Wie funktioniert sozialer Wandel? Und was braucht es, damit sich Veränderung zum Besseren durchsetzt? Ein lesenswertes Gespräch unseres Kollegen Daniel Graf mit der Philosophin Rahel Jaeggi.
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Die Klimakrise ist hier. Die Lage ist ernst. Challenge accepted.
Ein frischer Blick auf die grossen Herausforderungen und auf Menschen, die sie anpacken. Und jede Menge Gelegenheiten, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren.
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