Brauchen Frauen Lohnarbeit, um frei zu sein?
Wo wird es für Frauen finanziell schwierig und warum? Die liberale Unternehmerin Nadine Jürgensen und Gewerkschafterin Natascha Wey liegen sich in ihren Analysen näher, als sie dachten. Gespräche über Feminismus, Folge 2.
Von Ronja Beck, Carlos Hanimann und Vivienne Kuster, 12.06.2023
Noch vor einer Generation war eine Ehefrau in der Regel Hausfrau. 1960 waren gerade mal 16 Prozent der verheirateten Frauen erwerbstätig. Heute sind es – je nachdem, wie alt die Kinder sind – etwas weniger als die Hälfte bis knapp zwei Drittel. Diese Frauen kümmern sich um die Kinder, schmeissen den Haushalt und sind berufstätig.
Ein Grossteil der Care-Arbeit bleibt auch heute an den Frauen hängen. Gleichzeitig sollen sie den Fachkräftemangel in der Schweiz ausgleichen. Kann das funktionieren? Wie wichtig ist die ökonomische Unabhängigkeit für die Gleichstellung der Frau? Ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie überhaupt möglich? Falls ja, auf wessen Kosten? Und welchen Stellenwert im Leben hat Lohnarbeit überhaupt?
Streik? Streik! Gespräche über Feminismus
Auch dieses Jahr gibt es einen feministischen Streik am 14. Juni. Doch wozu? In drei Gesprächsrunden streiten und versöhnen sich Feminist:innen über Ökonomie, politisierte Körper und die Frage: Welchen Feminismus braucht es heute? Zur Übersicht.
Sie lesen: Folge 2
Brauchen Frauen Lohnarbeit, um frei zu sein?
Folge 3
Wie behalten wir die Macht über unseren Körper?
Darüber diskutieren Nadine Jürgensen, Co-Gründerin und COO der Medien- und Finanzplattform elleXX, und Natascha Wey, Generalsekretärin der Gewerkschaft VPOD, in der zweiten Folge der Republik-Gesprächsreihe zum feministischen Streik.
Im Gespräch erzählt Nadine Jürgensen, wie sie das Mutterwerden dazu bewog, Elternzeit zu fordern, und warum sie es nicht mag, wenn Frauen kritisiert werden, die nicht berufstätig sind. Natascha Wey schildert, warum es selbst für sie in einer privilegierten Lage schwierig ist, Beruf und Familie zu vereinbaren, und warum finanzielle Unabhängigkeit allein noch keinen strukturellen Wandel herbeiführt.