Von links hinter der Säule (mit dem von allen Genossenschafts­räten unterschriebenen Republik-Manifest): Manuel Bamert, Richard Höchner, Olive Haymoz, Clara Vuillemin, Tanja Messerli.

Genossenschaftsrat

Eine Ära geht zu Ende

Der erste Genossenschafts­rat von Project R hat sich zu seiner letzten Sitzung getroffen. Was war, was bleibt und was kommt: Eine Bilanz mit einem Ausblick und ein bisschen Melancholie.

Von Nina Scheu (Text) und Nick Lobeck (Bilder), 25.11.2021

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Liebe Verlegerinnen, liebe Verleger and everyone beyond

So schnell können drei Jahre vergehen, trotz Stillstands­gefühlen in der Pandemie, im Lockdown, im Homeoffice. Er habe den Rat als Kraftort wahrgenommen, meinte ein Genossenschafts­rat rückblickend auf seine erste Amtszeit bei der letzten Sitzung vor den Neuwahlen.

Das grosse Wort war wohl auch einer gewissen Melancholie geschuldet, die jedes Ende begleitet. Ansonsten war Ende Oktober erstaunlich wenig von Abschied die Rede an dieser letzten Sitzung des ersten Genossenschafts­rats von Project R.

«Die erste Legislatur neigt sich ihrem Ende zu», wollte ich zuerst salbadern. Aber eine Legislatur ist die Amts­periode des Genossenschafts­rats ja eben gerade nicht: Es werden keine Gesetze erarbeitet und verabschiedet, sondern Vorschläge und Projekte ausgetüftelt, es wird erläutert, debattiert und unterstützt. Und selbst wenn es um Regeln geht, wie beispiels­weise bei der Statuten­änderung im vergangenen Jahr, so liegt es doch in der Hand von Ihnen, liebe Verlegerinnen und Verleger, was davon umgesetzt wird. Sie sind es, die letztlich über die Grund­festen der Project R Genossenschaft ab- und bestimmen. Über die Grund­festen jener Genossenschaft, welche die Republik herausgibt und diese durch alle Hochs und Tiefs begleitet.

Zum Genossenschaftsrat

Was tut der Genossenschafts­rat von Project R? Und wer ist darin vertreten? Hier erfahren Sie das Wichtigste auf einen Blick, und hier sehen Sie, wie Project R und die Republik zusammenhängen.

Die Republik ist ein sehr junges und bisher trotz Krisen­momenten ein enorm erfolg­reiches Start-up. Nach nur 3,5 Betriebs­jahren kann ein Überschuss von 1,1 Millionen Franken ausgewiesen werden. Trotzdem ist das Projekt noch nicht in trockenen Tüchern. Denn die Abhängigkeit von der Zahl der Zahlenden ist gross, auf ihr basiert das gesamte werbe­freie Geschäfts­modell.

Umso erfreulicher ist es, dass die Republik mit aktuell über 29’500 Mitgliedern und Abonnentinnen bereits selbst­tragend ist. Doch die Gunst der Lesenden ist volatil, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, wäre fatal. Ausserdem bin ich überzeugt, dass das Potenzial noch viel grösser ist. Bis also unser Flaggschiff in sichereren Gewässern segelt, gibt es für den Genossenschafts­rat noch viel zu tun, viel Unterstützung zu leisten, viele Ideen auszuhecken.

Stellen sich erneut zur Wahl: Die Genossenschafts­rätinnen Eva Baier (l.) und Carla Allenbach.
Johanna Rossi hingegen beendet ihre Amtszeit.

Davor nun doch ein Hauch von Rückblick und Nostalgie (und Stolz): Fünf Ziele hatte sich unsere Präsidentin, Tanja Messerli, vor der allerersten Genossenschafts­rats­sitzung gesetzt, und alle fünf hat sie, haben wir erreicht:

  • «Dass wir dableiben»: Ja, es gibt sie noch, die Republik und Project R und den Genossenschafts­rat. Das war zu Beginn unserer Amtszeit noch alles andere als klar. Fast alle Rats­mitglieder blieben für die gesamte Amts­dauer engagiert dabei: Nur fünf von ihnen haben den Rat vor Ablauf ihrer Amts­zeit verlassen, weil sie sich für andere Ämter engagierten, ihren Wohnsitz verschoben oder auch, es muss gesagt sein, weil sie sich im Tonfall der Covid-Bericht­erstattung nicht wiederfinden konnten.

  • «Dass wir sichtbar werden»: Der Rat war und ist für die Mitglieder der Project R Genossenschaft sichtbar. Sei es, weil sich seine Mitglieder in den Debatten beteiligen, sei es, weil Berichte wie dieser auf der Website veröffentlicht und von den Verlegerinnen kommentiert und manchmal auch debattiert werden.

  • «Dass unsere Motivation erhalten bleibt»: Mehr als das – unsere Motivation ist ebenso erhalten geblieben wie die Genossenschaft und die Republik. Ja, alle drei sind sogar gewachsen.

  • «Dass unsere Arbeit der Republik dient»: Hehre Vorsätze, die wir hoffentlich erfüllen konnten. Dies zu beurteilen, liegt jedoch an Ihnen, liebe Verlegerinnen und Verleger.

  • «Dass unser Auftrag in jeder Situation transparent und für unsere Nachfolgerinnen nachvollziehbar sein wird»: Damit dies gesichert ist, haben wir alle Dokumente, die in den Arbeits­gruppen des Genossenschafts­rats erarbeitet wurden, sorgfältig archiviert, damit sie auch künftigen Ratsmitgliedern zur Verfügung stehen.

Denn ja, es gilt, die Nachfolge zu regeln. Fast die Hälfte der bisherigen Genossenschafts­rats­mitglieder stellt sich für eine zweite Amts­periode zur Verfügung (und ermöglicht damit, dass das erarbeitete Wissen nicht verloren geht). Insgesamt haben sich 115 Interessierte gemeldet auf den Aufruf, zu kandidieren, und 46 davon haben sich zur definitiven Kandidatur um einen der 30 verfügbaren Plätze im Genossenschafts­rat entschlossen.

Die Wahl liegt nun bei Ihnen, liebe Verlegerinnen und Verleger – wir sind gespannt auf Ihre Entscheidung.

Zur Wahlplattform

Entscheiden Sie als Verlegerin der Republik über die Zukunft des gemeinsamen Unternehmens. Auf der Wahl­plattform erhalten Sie alle nötigen Informationen.

Der neue Rat wird sich neu zusammen­raufen. Einige Arbeits­gruppen werden wohl weiter­bestehen, andere vielleicht auf Eis gelegt und neue gegründet. Nur eines ist sicher: Langweilig wird es weder den eventuell wiedergewählten bisherigen noch den neuen Genossenschafts­rats­mitgliedern.

Zu den schon fast routiniert ins Auge gefassten Aufgaben der Sitzung vom 30. Oktober – der siebten, seit es den Rat gibt – gehörte die Stellung­nahme zu Geschäfts- und Risiko­bericht, Jahres­rechnung und Budget als Empfehlung zuhanden der Urabstimmung, die nach kurzer Frage­runde einstimmig verabschiedet wurden. Ebenso einstimmig empfahl der Rat die Wiederwahl der Revisions­stelle, zumal ein frischer Blick auf die Unterlagen schon dadurch garantiert ist, dass die Personen, welche bei der Wirtschafts­prüfungs­gesellschaft BDO für uns zuständig sind, gewechselt haben.

Länger dauerte die Diskussion um die Erweiterung und Neubesetzung des Project-R-Genossenschaft-Vorstands und die Vorstellung der neu für diesen Vorstand Kandidierenden Regina Meier, Alfonso von Wunschheim und Constantin Seibt. Die Argumente zur Vergrösserung des Vorstands fanden ebenso einhellige Zustimmung wie die Kandidierenden. Nachdem der bisherige Vorstand vor allem mit dem Erhalt und phasen­weise gar der Rettung des Projekts Republik beschäftigt gewesen war, sagte Vorstands­mitglied Peter Schmid zum Abschluss, der neue Vorstand könne jetzt den Blick nach vorne richten und Neues denken.

Schöne Worte, die auch für den neuen Genossenschafts­rat gelten. Wir «Alten» schauten an unserer letzten gemeinsamen Sitzung noch ein bisschen selbst­zufrieden zurück (der amüsanten Fotoshow von Nick Lobeck sei Dank) – und zuversichtlich nach vorn.

Auch künftig wird der Genossenschafts­rat Unterstützung leisten und Ideen aushecken.