Die Schweiz beginnt mit den Corona-Boostern
Die Zulassungsbehörde Swissmedic gibt grünes Licht für die Impf-Auffrischung. Und ist damit vergleichsweise spät dran: Vielleicht ein gutes Zeichen.
Von Oliver Fuchs, 27.10.2021
Tagelang hatten es die Behörden durchblicken lassen, seit gestern ist es offiziell. Für die beiden Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech gibt es nun die offizielle Zulassung für eine dritte Dosis durch die Swissmedic. Ab Mitte November, so teilt es das Bundesamt für Gesundheit mit, solle mit den Drittimpfungen begonnen werden. Wann genau, das entscheidet jeder Kanton selber.
Wer soll eine dritte Impfung machen – und wer darf? Grundsätzlich gilt die Zulassung für alle Menschen über 65 Jahre. Und für alle ab 12 Jahren mit Vorerkrankungen. Es gibt aber deutliche Unterschiede, wem die Impfung von der Eidgenössischen Kommission für Impffragen wie dringlich empfohlen wird.
Erstens sollen sich Menschen mit einem supprimierten Immunsystem unbedingt ein drittes Mal impfen lassen – also zum Beispiel alle, die eine Organtransplantation hinter sich haben und deren Immunsystem dafür medikamentös heruntergefahren wurde. Hier gibt es in der Wissenschaft einen breiten Konsens, dass das sehr sinnvoll ist.
Zweitens sollten sich alle besonders gefährdeten Menschen impfen lassen, je älter, desto dringlicher. Grundsätzlich sind das im Moment (weil die Impfung erst ab 12 Jahren zugelassen ist) alle Menschen ab 12 Jahren, die unter Grunderkrankungen leiden, welche sie nach dem Stand der Forschung anfällig für das Virus machen. Das sind etwa Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs.
Drittens, und hier ist die Datenlage noch am dünnsten, können sich alle Menschen über 65 Jahre impfen lassen. Die Kommission empfiehlt den Booster also ab diesem Alter unabhängig von Vorerkrankungen. Priorität sollen aber Personen mit Grunderkrankungen haben – und Bewohnerinnen von Alters- und Pflegeheimen.
Damit liegt die Schweiz einige Wochen hinter dem Rest von Europa.
Zum Hintergrund: Die Booster-Impfung kompakt erklärt
In immer mehr Ländern werden die Menschen zum dritten Mal geimpft. Was spricht dafür, was dagegen – und was tut die Schweiz?
Am 4. Oktober gab die europäische Zulassungsbehörde EMA grünes Licht für immunsupprimierte Menschen. Und vorgestern liess sie verlauten, EU-Mitgliedsländer könnten nun auch Booster für alle ab 18 Jahren in Betracht ziehen.
Allerdings hatten viele Länder nicht auf diese Einschätzungen gewartet. Italien etwa verabreichte bereits im September erste Booster-Dosen – unterdessen an alle Menschen über 60 Jahre. Und in Deutschland eilte die Politik der Impfkommission besonders weit voraus: Seit August können dort alle über 60 die Drittimpfung bekommen.
Auf diese Verspätung angesprochen, sagte der Vertreter der Swissmedic an der Medienkonferenz zum Zulassungsentscheid: Daran sehe man eben, dass die Zulassungsbehörde in der Schweiz unabhängig sei, dass sie die Daten genau prüfe – und es keine politischen Druckversuche gebe.