Auf Inseln – Folge 2

Mit der Flagge des Jemen auf dem Rücken: Ein Junge in Hadibu auf der Insel Sokotra.

Das Blut der Brüder

Freie Ziegen, ehrliche Menschen und eine Natur, wie es sie sonst nirgends auf der Welt gibt: Die jemenitische Insel Sokotra sah bisher nicht viel vom Krieg, der auf dem Festland wütet – auf sie warten andere Katastrophen. Auf Inseln, Folge 2.

Von Monika Bolliger (Text) und Daniel Pilar/laif (Bilder), 17.07.2020

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Vorgelesen von Anna-Tina Hess
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«Schaut her, was passiert»: Der Youtuber Ayash Jubail bewegt seine Finger über die Baum­rinde eines Drachenblut­baumes und klaubt ein Stück trockenes Harz hervor. Dann zerreibt er es über der Rinde. Unter seinem Finger bildet sich ein tiefroter Klecks. Das zinnober­rote Harz des Baumes heisst Drachen­blut, seit Jahrtausenden wird es als Färbe- und Natur­heilmittel verwendet.

Es gibt diesen Baum nur an einem Ort auf der Welt: auf Sokotra im Indischen Ozean. Eine verwandte Art wächst auf den Kanaren. Die fächer­förmigen, ausladenden Baum­kronen des Drachenblut­baumes sehen ein bisschen aus wie umgekehrte Wurzeln oder eine Ansammlung knorriger Finger, die in den Himmel ragen, bedeckt von einem grünen Blättermeer.

2

1

Sokotra

Arabisches Meer

1. Hadibu

2. Qalansiyah

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Sokotra

Arabisches Meer

1. Hadibu

2. Qalansiyah

Sokotra gehört zu Jemen, liegt etwa 350 Kilometer südöstlich des Festlandes und ist die grösste Insel des gleichnamigen Archipels von vier Inseln, von denen zwei unbewohnt sind.

Der Youtuber Jubail, der vom jemenitischen Festland stammt, hat hier eine Serie gedreht, mit unruhiger Hand gefilmte, atemlos geschnittene Videos inklusive Trailer und Musik­begleitung. Regelmässig bittet er sein Publikum, die Videos zu liken und zu teilen, wie das aspirierende Social-Media-Stars überall auf der Welt halt so machen.

Die Selfie-Kultur hat auch das abgeschiedene Insel­paradies erreicht – doch immerhin bietet uns Jubail in Zeiten von Reise­beschränkungen eine virtuelle Tour. Sokotras Hoch­plateau mit den uralten Drachenblut­bäumen filmt Jubail mit einer Drohne aus der Luft, die leicht erratisch über den Baum­kronen herumsurrt, sodass beim Zusehen leichte Schwindel­gefühle auftreten.

Auf Inseln

Inseln faszinieren den Menschen, seit er denken, fühlen, sich sehnen kann. Und sie sind wunderbare Bühnen, um die Welt zu erzählen: Die Serie «Auf Inseln».

Sie lesen: Folge 2

Sokotra, Jemen: Das Blut der Brüder

Folge 3

Grönland, Dänemark: 77,5 Grad Nord

Folge 4

Budapest, Ungarn: Einmal heile Welt für alle

Folge 5

Über den Rand der Welt: Erlebnis und Erinnerung ver­schmel­zen

Folge 6

Víkholmen, Norwegen: Allein unter Möwen

Folge 7

Hongkong, China: Im Auge des Wir­bel­stur­ms

Folge 8

Kul­tur­ge­schich­te: Der Mythos der «einsamen» Insel

Folge 9

Norfolk Island, Australien: Die Bounty im Blut

Bonus-Folge

Das Game «Anno 1800»: Gestrandet im Ka­pi­ta­lis­mus

Schutzraum für Flora und Fauna

Der Drachenblut­baum ist das Wahrzeichen von Sokotra, sein tiefrotes Harz eine Inspiration für Legenden. Eine Erzählung besagt, der Baum sei aus dem Blut vom Kampf zwischen einem Drachen und einem Elefanten entstanden. Laut einer arabischen Legende entstand der Baum aus dem ersten Bruder­mord der Menschheits­geschichte: dem Streit zwischen Kain und Abel. Dam al-Akhawein, das Blut der zwei Brüder, so heisst der Baum auf Arabisch.

Einzigartig: Diese Art des Drachenblutbaumes gibt es nur auf Sokotra im Indischen Ozean.
Seit die Insel zum Weltkulturerbe gehört, kommen auch mehr Touristen: Mitarbeiter des Naturreservats Dihamri Marine Reserve auf Sokotra.
Die Bevölkerung ist meist arm, viele arbeiten in den Emiraten: Fischer von Sokotra.

Sokotra ist ein einzigartiges Refugium für Flora und Fauna, die andernorts teilweise längst ausgestorben ist. Über 300 Pflanzen­arten, die in Sokotra heimisch sind, gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Sechs verschiedene Vogel­arten haben ausschliesslich hier ihr natürliches Habitat; dasselbe gilt für mehrere hundert Wirbellose. Keine dieser endemischen Spezies ist in den letzten hundert Jahren ausgestorben.

Die uralte semitische Lokal­sprache, Sokotrisch, ist Zeugnis einer intimen Vertrautheit der Insel­bewohnerinnen mit ihrer Umwelt, auf die man für das Überleben angewiesen ist. Libellen, die den Weg zu sauberem Trink­wasser weisen, haben auf Sokotrisch sieben verschiedene Namen. Vögel auf der Insel haben keine Angst vor Menschen: «Manchmal setzen sie sich sogar auf einen drauf», erzählt der belgische Süsswasser­biologe Kay van Damme, der regelmässig auf Sokotra forscht.

Konflikte in der Region waren neben Piraterie der Haupt­grund, weshalb der Archipel so lange isoliert war. Das mangel­hafte Telefon­netz erschwert bis heute die Kommunikation der rund 60’000 Sokotris mit dem Rest der Welt. Bis zum Bau des Flughafens 1999 war die Insel zudem nur mit dem Boot zu erreichen, und auch das nicht immer: Während der Monsun­saison ist die Passage meist zu gefährlich.

Geckos auf Ebay

Dann kamen internationale Umwelt­organisationen, welche die Insel in Schutz­zonen einteilten und deren systematische Erforschung voran­trieben. 2008 listete die Unesco Sokotra als Welterbe, mehr und mehr Touristen erkundeten Sand­strände, Wälder und Höhlen. Zeit­weise kamen bis zu 5000 Besucherinnen pro Jahr, angelockt vom Versprechen einer einzigartigen, exotischen Landschaft in paradiesischer Abgeschiedenheit – und mit ihnen kamen neue Probleme.

Die Zoll­behörden von Sokotra konfiszierten plötzlich kiloweise Muscheln und Korallen von Ausreisenden. Geckos von der Insel und Setzlinge des Drachenblut­baumes wurden auf Ebay versteigert. Und Bewohner fühlten sich von internationalen Organisationen übergangen: «Stell dir vor, es gibt nicht einmal eine richtige Bibliothek auf Sokotra, in der das ganze Wissen, das sie gesammelt haben, für uns zugänglich wäre», sagt Ahmed Omar, der von Sokotra stammt, dort als Touristen­führer arbeitete und derzeit in Indien doktoriert. Viele ausländische Institutionen hätten nur die Natur erforscht, ohne sich für die Menschen zu interessieren.

Ahmed Omar wünscht sich eigentlich nichts als das, was internationale Organisationen selbst propagieren: einen nachhaltigen Ökotourismus, bei dem die Bewohnerinnen einbezogen werden und davon profitieren. «Wenn aber touristische Gross­konzerne kommen, dann haben wir verloren», sagt er.

Von der Pandemie bislang verschont

Der befürchtete unkontrollierte Tourismus­boom ist vorerst noch ausgeblieben. Zwei Katastrophen haben gewisser­massen für etwas Aufschub gesorgt: Mit dem Beginn des Krieges auf dem jemenitischen Festland 2015 brachen die Flug­verbindungen und damit auch der Tourismus wieder ein. Und jetzt stoppte Corona die Flug­reisen ganz. Damit versiegten auch sämtliche Einkünfte aus dem Tourismus.

Immerhin hat die Pandemie die Insel dank ihrer Isolation bis jetzt nicht erreicht. Im Gegensatz zum Festland von Jemen sind hier keine Fälle von Covid-19-Erkrankungen bekannt. Auch vom Bürger­krieg auf dem Festland blieb Sokotra weitgehend verschont, obwohl der Zuzug Tausender Kriegs­flüchtlinge vom Festland manchmal für Unmut sorgt, wie ein Bewohner am Telefon berichtet.

Akrobatisch: Dorfjugend bei der Ortschaft Qalansiyah.
Traditionsbewusst: Folkloristische Tänze in Hadibu.

Der Youtuber Ayash Jubail redet nicht über den Krieg. Seine Mission: die schönsten Orte Jemens zu bereisen und zu filmen, um eine andere Seite seines Landes zu zeigen als jene, die in den Nachrichten zu sehen ist. An einer Laden­tür in Sokotras Hauptort Hadibu findet Ayash Jubail einen Zettel, auf dem der Besitzer eines verlorenen Portemonnaies gebeten wird, sich zu melden. Es soll eine grosse Menge Bargeld darin sein. «Seht nur, wie gut und aufrichtig die Menschen hier sind», bemerkt der Youtuber begeistert. Er ist auch fasziniert, dass die Ziegen auf der Insel völlig frei herumlaufen – weil niemand stehlen würde und jeder wisse, welche Tiere wem gehörten.

Ziegen sind in Sokotras jahrhunderte­altem Ökosystem Neuzuzüger und gelten Umwelt­schützern als Schädlinge, weil sie sich nicht dafür interessieren, ob eine der Pflanzen, die sie gerade fressen, vom Aussterben bedroht sein könnte. Kleine, junge Drachenblut­bäume, die nur sehr langsam wachsen, werden manchmal von den Ziegen ganz verschlungen.

Spitäler, Schulen, Strassen – und eine Miliz

Eine grössere Bedrohung für Natur und Mensch kommt von oben: Jubails Video­aufnahmen zeigen zwischen den gesunden Drachenblut­bäumen gespenstisch wirkende, umgeknickte Baum­leichen, sie sehen aus wie riesige, graue Skelette. Das ist eine Folge der Zyklone, die in den letzten Jahren über die Insel hinweg­gefegt sind: Zwei kurz aufeinander­folgende Stürme im November 2015 und drei weitere im Jahr 2018 haben für Verwüstung und Elend gesorgt. Forscherinnen vermuten, dass die ungewöhnliche Häufung der Stürme mit dem Klima­wandel zusammenhängt.

Hinzu kommt eine Art geopolitischer Sturm, der sich über der Insel zusammen­gebraut hat. Es begann nach dem ersten Zyklon 2015, mit einer scheinbar harmlosen humanitären Hilfs­kampagne der Vereinigten Arabischen Emirate für Sokotra, die den Insel­bewohnern nach der Verwüstung wieder auf die Beine half – und viel Dankbarkeit erntete.

Die Emirate und Sokotra haben historische Verbindungen, viele Sokotris leben und arbeiten seit Jahr­zehnten in den Emiraten, um ihre Familien zu ernähren. Das BIP pro Kopf ist in dem reichen Golfstaat fast so hoch wie etwa in Deutschland.

Der ersten Sofort­hilfe nach dem Sturm folgten emiratische Entwicklungs­projekte auf der Insel: Spitäler, Schulen, Strassen, eine Erweiterung des Hafens und der Ausbau eines eigenen Mobilfunk­netzes.

Heute hat man mit einer emiratischen SIM-Karte besseren Empfang auf der Insel als mit einer jemenitischen. Es häufen sich auch Berichte von Land­käufen durch emiratische Geschäfts­leute, und die Emirate sollen angeblich den Bau eines grossen Ferien­resorts auf der Insel planen – wobei derartige Gerüchte mit Vorsicht zu geniessen sind, werden sie doch gerne von Medien aus dem Dunst­kreis Katars verbreitet, dem Erzrivalen der Emirate.

Gesichert ist, dass die Emirate zeitgleich mit ihrem Infrastruktur­aufbau damit begannen, auf Sokotra eine lokale Stellvertreter­miliz aufzubauen, zu trainieren und auszurüsten – so, wie sie es im Zuge ihrer Militär­intervention im Jemen auch auf dem Festland im südlichen Küsten­gebiet taten.

4

Kuwait

Iran

Pakistan

Saudiarabien

Katar

Ägypten

V.A.E.

Indien

Oman

Sudan

Jemen

Eritrea

2

3

Dschibuti

1

Somalia

Arabisches Meer

Äthiopien

1. Sokotra

2. Sanaa

3. Aden

4. Suezkanal

4

Ägypten

Saudiarabien

V.A.E.

Indien

Eritrea

Jemen

2

3

1

Somalia

Arabisches Meer

Äthiopien

1. Sokotra

2. Sanaa

3. Aden

4. Suezkanal

Etwas Geopolitik in Küstengewässern

Ein Schritt zurück und ein Blick in die jüngste Vergangenheit zeigen, dass es den Emirati durchaus auch darum geht, wer am anderen Ende der Arabischen Halbinsel an der Macht ist – aber nicht nur.

Ende 2014 hatte im Jemen ein Bürger­krieg begonnen zwischen der schiitischen Huthi-Miliz und Anhängern der international anerkannten Regierung – einige Monate später stiegen die Emirate an der Seite Saudi­arabiens in den Krieg ein, um den Einfluss des Iran zu bekämpfen. Die Huthi unter­halten Verbindungen zum Iran, und bezeichnender­weise hat die saudisch-emiratische Militär­intervention ihr Ziel bis heute nicht erreicht: Die Huthi regieren in der Haupt­stadt Sanaa mit eiserner Faust, ihre Verbindungen zum Iran sind im Laufe des Krieges immer stärker geworden.

Auf Sokotra gibt es allerdings keine Huthi. Die Rebellen aus dem Gebirge, die im Namen des marginalisierten Nordens des Landes eine Rebellion anzettelten, haben noch nie einen Fuss auf die Insel gesetzt. Hier geht es den emiratischen Herrschern um grössere Ziele.

Vom Suezkanal bis ans Horn von Afrika arbeiten die Emirate an ihrer Einfluss­zone, und mittendrin: Das Inselparadies Sokotra.
«Viele unterstützen die Emirate, weil sie uns Dienst­leistungen bringen»: Junge Frauen besuchen einen Computerkurs in Hadibu.

Im Frühling 2018, kurz nach der Eröffnung des erweiterten Hafens, landeten emiratische Truppen auf Sokotra und besetzten vorüber­gehend den Hafen und den Flughafen, ohne Koordination mit der jemenitischen Regierung. Unter internationalem Druck zogen die Emirate ihre Truppen im selben Jahr wieder ab. Die Saudis über­nahmen die Kontrolle auf der Insel, mit dem Auftrag, für Ruhe zu sorgen und die jemenitische Regierung zu unter­stützen. Die Emirate behielten über ihre Stellvertreter­milizen Einfluss im Hintergrund.

Im Wettstreit mit Gross­mächten wie China oder Indien und mit den regionalen Rivalen Katar und der Türkei ziehen die Emirate eine geopolitische Spur durch die gesamte Region: Von Aden im Südjemen über den Suez­kanal in Ägypten bis Assab in Eritrea oder Berbera in Somalia arbeitet der Golfstaat an einer maritimen Einfluss­zone. Bei der Kontrolle von Seewegen geht es um wirtschafts- und sicherheits­politische Interessen. Mittendrin: das kleine Inselparadies.

«Sokotra ist nach Aden die zweite jemenitische Station im Wettstreit um die Kontrolle der See­passagen und Häfen der Region», sagt der sokotrische Journalist Abdullah Badhan. Ich erreiche ihn auf einer Whatsapp-Nummer, wir kommunizieren über Sprach­nachrichten, deren Übertragung wegen der schlechten Internet­verbindung auf Sokotra eine halbe Stunde oder länger dauert.

Die Emirate, kritisiert Badhan, hätten die Schwächung des jemenitischen Staates durch den Krieg ausgenutzt, um ihre eigenen Projekte voran­zutreiben. Wegen der grassierenden Armut auf Sokotra hätten sie viele Leute mit Geld für sich gewonnen. Der Journalist Badhan wurde unlängst von Stellvertreter­milizen der Emirate auf der Insel festgenommen und verhört. Er ist einer der wenigen Sokotris, der vor Ort ist und sich offen zu politischen Ereignissen äussert.

Der Doktorand und einstige Touristen­führer Ahmed Omar, der via Skype aus Indien mit mir redet, meint: «Klar unterstützen viele die Emirate, weil sie die Einzigen sind, die uns Dienst­leistungen bringen. Und die Milizionäre erhalten einen guten Sold. Aber ich glaube, ihre Absichten sind strategisch, und das gefällt mir nicht.»

Theater der Macht

Die Milizen, welche die Emirate auf Sokotra unter­stützen, gehören zu einem Bündnis südjemenitischer Separatisten, genannt «Südlicher Übergangs­rat», der auch auf dem Festland operiert. In Teilen Südjemens hat der Übergangs­rat im vergangenen August die Macht übernommen.

Vor wenigen Wochen zeigte sich, dass sich etwas verschiebt in diesem Strategie­spiel, das der Jemen-Krieg für die Saudis und die Emiratis ist.

Ende Juni stürmten Milizen des Übergangs­rates Regierungs­gebäude auf Sokotra und vertrieben den regierungs­treuen Gouverneur. Manche der Kämpfer waren vom Festland gekommen. Die saudischen Truppen auf der Insel, die sie hätten stoppen können, schauten zum Entsetzen der jemenitischen Regierung tatenlos zu.

Welche Rolle soll Sokotra im geostrategischen Spiel zukommen? Das scheinen nicht einmal die Saudis und die Emiratis so genau zu wissen.

«Die Saudis arrangieren sich zusehends mit dem Übergangs­rat und stärken ihre Allianz mit den Emiraten», sagt der jemenitische Analyst Ahmed Nagi, der auf Sokotra recherchiert hat. Saudi­arabien hatte sich davor immer hinter Jemens international anerkannte Regierung von Präsident Hadi gestellt. Denn die Unter­stützung für Hadi dient Saudi­arabien als völker­rechtliche Grund­lage für die Intervention im Jemen. Doch inzwischen hat Hadi, der seit Jahren im saudischen Exil lebt, kaum noch Einfluss im Land. Die Saudis scheinen deshalb nach einem Weg zu suchen, ihn loszuwerden. Mit einer Stärkung der Separatisten befördern sie allerdings den fort­schreitenden Zerfall des Landes.

Was bedeutet das für Sokotra? Wie es mit der Insel weitergehen soll, welche Rolle ihr im geostrategischen und militärischen Spiel zukommen soll, scheinen nicht einmal die Saudis und die Emiratis selbst genau zu wissen. Auch ist unklar, wie tief der Graben zwischen Unter­stützern und Gegnerinnen der jemenitischen Regierung auf der Insel ist.

Zum Glück für Sokotra ist der Kitt der lokalen Gesellschaft intakt. Der Analyst Nagi sagt, Konflikte würden hier traditionell durch Mediation gelöst, nicht mit Gewalt, was gegen eine Eskalation spricht. Der auf Sokotra spezialisierte Wald­biologe Ahmed Abdulraqib sagt: «In Sokotra sind die Leute verbunden mit der Natur. Die Leute wissen, welche Tiere ihnen gehören – nicht, wer die Insel regiert.»

Auf Inseln

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Grönland, Dänemark: 77,5 Grad Nord

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Víkholmen, Norwegen: Allein unter Möwen

Folge 7

Hongkong, China: Im Auge des Wir­bel­stur­ms

Folge 8

Kul­tur­ge­schich­te: Der Mythos der «einsamen» Insel

Folge 9

Norfolk Island, Australien: Die Bounty im Blut

Bonus-Folge

Das Game «Anno 1800»: Gestrandet im Ka­pi­ta­lis­mus