Eine Bilanz zum «Wahltindär»
War unser interaktives Projekt zu den eidgenössischen Wahlen ein Erfolg? Und wie lässt sich das messen? Ein paar Zahlen dazu, ein kleines Fazit – und ein riesengrosser Dank an alle, die mitgemacht und geholfen haben.
Von Thomas Preusse und Patrick Venetz, 03.12.2019
Über 4600 Personen haben für den National- und Ständerat kandidiert. Mit dem Republik «Wahltindär» haben wir versucht, ein bisschen Ordnung in die Kandidatinnen-Flut zu bringen. Damit konnten Sie, wie bei einer Dating-App, durch die Profile der Kandidatinnen in Ihrem Kanton wischen. Sie konnten sich interessante Kandidaten merken – und mit ihnen in Dialog treten.
Gestern hat das neugewählte Parlament zum ersten Mal getagt. Darum – und auch weil wir kürzlich im Dialog danach gefragt wurden – hier eine kleine Auswertung des Projekts.
Unser primäres Ziel war es, Ihnen die Kandidierenden näherzubringen. Jedes Mal, wenn Sie eine Kandidatenkarte nach rechts gewischt haben, entstand eine Verbindung zwischen Ihnen und der Kandidatin. Wenn wir die Zahl dieser Verbindungen als Erfolgsmesser nehmen, lautet das Fazit: hat funktioniert.
Bindung: Hat das Projekt Kandidatinnen und Wähler verbunden?
Es entstanden rund 230’000 Verbindungen zwischen 6518 angemeldeten Personen und 4735 Kandidierenden. 939 Kandidierende haben aktiv mitgemacht, indem sie bei uns ein Statement abgegeben haben.
Wachstum: Hat das Projekt neue Republik-Mitgliedschaften eingebracht?
78 Mitgliedschaften und 86 Anmeldungen für das Probelesen entstanden, nachdem mit dem «Wahltindär» interagiert wurde. Vier Mitgliedschaften wurden bereits wieder gekündigt: zweimal wegen knapper Budgets und zweimal ohne Angabe eines Grundes.
Dialog: Gab es Austausch zwischen Wählerinnen und Kandidaten?
Die kantonalen «Wahltindär»-Debatten verzeichneten zwischen 1 und 396 Beiträge, insgesamt waren es 1614 Beiträge, inklusive der Kandidatenstatements. Dazu haben wir die Kandidierenden für eine Klima- und Lobby-Debatte mobilisiert, was zumindest beim Klima zu einer sehr regen Beteiligung führte. Neben ihren persönlichen Statements haben die Kandidierenden 460 weitere Dialogbeiträge verfasst. Sie haben mit potenziellen Wählerinnen interagiert – und anderswo im Dialogforum mitdiskutiert.
Fazit: Hat sich das Projekt gelohnt?
In messbarem Aufwand und Ertrag ist es (auch dank einer neuen Gönnermitgliedschaft) vielleicht knapp eine schwarze Null. In der Bindung und dem Dialog steckt viel Potenzial. Wir haben einiges über unsere Abläufe und die interne Zusammenarbeit bei einem relativ grossen und komplexen Projekt gelernt. Das nächste Mal können wir es besser.
Was mit den Daten geschieht
Die Gewählten sind nun für die nächsten vier Jahre von öffentlichem Interesse. Ihr Profil bleibt öffentlich, und wir behalten ihre Verbindungen zu ihnen. Diese sind spannend für eine potenzielle Weiterentwicklung und neue Formate – zum Beispiel könnten wir Sie über aussergewöhnliches Abstimmungsverhalten oder auch ein neu erschienenes Porträt informieren.
Die Profile der Kandidatinnen, die aktiv mitgemacht haben, aber nicht gewählt wurden, werden auf privat geschaltet.
Die rund 3600 Kandidierenden, die sich bei uns nicht gemeldet haben und nicht gewählt wurden, werden gelöscht. Diese Personen sind meistens nicht mehr von öffentlichem Interesse.
Danksagung
Ein grosser Dank gebührt dem Team von Smartvote. Es vermisst das Kandidatenfeld mit akribischer Genauigkeit. Ohne diese Arbeit und den Zugriff auf die Smartvote-Daten wäre das Projekt unrealistisch gewesen.
Ein weiterer Dank gebührt den 939 Kandidierenden, die beim «Wahltindär» mitgemacht haben, und den Parteisekretariaten, die uns hochaufgelöste Porträtbilder zur Verfügung gestellt haben.
Last but not least: Vielen Dank Ihnen! Fürs Mitmachen, Ausprobieren, Wischen, Diskutieren, Feedbacken – und Ihr Vertrauen.