Kampf der Brüder
Rupert Murdochs Imperium schrumpft zum ersten Mal. Übrig bleibt eine knallharte rechte Nachrichtenmaschine – mit Lieblingssohn Lachlan an der Spitze. Wie führt er den Konzern in die Zukunft? Die Geschichte einer Mediendynastie, Teil 3.
Von Jonathan Mahler, Jim Rutenberg («New York Times Magazine», Text), Anne Vonderstein (Übersetzung) und Joan Wong (Illustrationen), 01.06.2019
Die Murdochs haben beim Brexit und beim US-Wahlkampf auf die richtige Seite gesetzt. Der Sieg von Donald Trump hat dem Medienimperium in den USA bislang nicht gekannten Einfluss verschafft. Doch eine hässliche Geschichte aus der Vergangenheit holt die Murdochs ein. Zudem macht Rupert der Bruderzwist zwischen seinen Söhnen Lachlan und James immer mehr zu schaffen.
XII. Das Eingeständnis
Anfang August 2017 empfängt Rupert Murdoch Disney-Chef Robert A. Iger in seinem Moraga-Weingut in den Hügeln von Bel Air – die Immobilie im toskanischen Landhausstil ist 28,8 Millionen US-Dollar wert. Bei einem Glas Wein unterhalten sich die Medienschwergewichte über die Konkurrenz durch die neuen Streamingdienste, die zur Gefahr für ihr eigenes Geschäftsmodell wird, und sie beraten, was dagegen zu tun sei.
Bei Disney setzt man in diesem Konkurrenzkampf auf Expansion. Zunächst überlegen die beiden Medientycoons, ob es ratsam sei, Vermögenswerte beider Konzerne zusammenzulegen. Dann unterbreitet Iger Murdoch einen weitaus radikaleren Vorschlag: Wie wäre es, wenn Disney 21st Century Fox kauft, das Hollywoodstudio, das Murdoch 1985 dem Ölmilliardär Marvin Davis in zähen Verhandlungen abgerungen hat? Der Vorschlag läuft allem entgegen, was Murdochs Geschäftsgebaren bislang ausgemacht hat – seit nunmehr 65 Jahren setzt er auf Wachstum und die Eroberung immer neuer Geschäftszweige. Aber er geht tatsächlich auf das Angebot ein.
Murdoch beschliesst zu schrumpfen.
In gewisser Weise ist es das Eingeständnis einer Niederlage: Mit seinen Expansionsvorhaben ist er endgültig und unwiderruflich vor die Wand gefahren, und zwar aufgrund eigener Versäumnisse – siehe die innerfamiliären Konflikte, den Rechtsruck bei Fox News und das Debakel bei Sky News. Vielleicht ist es Zeit für einen neuen Plan? Warum nicht das Filmstudio, mit dem er zwei Drittel des Gesamtumsatzes generiert, abspalten und sich auf seine wichtigsten Einflussmittel konzentrieren, die Zeitungen und Fox News? Murdochs Sohn James könnte sich dann anderswo umblicken und vielleicht mit 21st Century Fox zu Disney wechseln. Er selbst könnte gemeinsam mit Lachlan das verbliebene, deutlich abgespeckte Unternehmen kapern, um es wieder auf Kurs zu bringen.
Hinter dieser Entscheidung stehen nicht nur geschäftliche Gründe, es sind auch familiäre Erwägungen. Die Doppelspitze mit den Murdoch-Söhnen James und Lachlan hat sich nicht bewährt, das zeigen die letzten Ereignisse. In der Führungsetage herrscht kein Zweifel daran, wo Murdochs Sympathien liegen – wenn Lachlan in Meetings mit seinem Konferenzstuhl zum Vater herüberrollt, strahlt dieser übers ganze Gesicht. Es ist auch klar, an welchen Sohn man sich mit Fragen und Bitten zu wenden hatte. («Und was sagt Lachlan dazu?» bekommt jeder zu hören, der im Gespräch mit James zu einer Entscheidung gekommen ist.)
James hat ein anderes Bild von Lachlan: Er sieht ihn als jemanden, der sich vor allem für Privilegien und Statussymbole interessiert, die mit seiner Machtposition einhergehen. Es empört James, dass sein Bruder sich in einem alten Aufnahmeset eine Kletterwand aufbauen lässt und für sich bei einem privaten Sicherheitsdienst einen Leibwächter anheuert, der ihn auf Schritt und Tritt begleitet. Lachlan zeigt sich seinerseits irritiert davon, dass James immerzu auf Prinzipien, Vorschriften und Regeln pocht, was sich seiner Ansicht nach nicht mit dem unternehmerischen Abenteuergeist verträgt, für den das Murdoch-Imperium schliesslich steht.
Serie «Die Dynastie Murdoch»
Wie viel Macht haben Medien? An keinem Beispiel lässt sich das besser sehen als am Murdoch-Konzern. Fest in Familienhand, macht er Präsidenten und Premierministerinnen, beeinflusst Gesetze, entscheidet mit über das Schicksal von Menschen. Rupert Murdochs Geschichte beginnt in Australien und führt über die USA nach England. Es ist eine Geschichte über territoriale Gewinne und ökonomische Verluste.
Mit Trumps Präsidentschaft vertieft sich die Kluft zwischen den beiden Brüdern weiter. James stört sich immer mehr an den Entwicklungen bei Fox News. Er hat grundsätzlich nichts gegen einen konservativen Nachrichtensender, aber ihm missfällt die Gestalt, die dieser Konservatismus zu bestimmten Sendezeiten angenommen hat: eine politische Waffe ohne jeden journalistischen Qualitätsanspruch und ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt, die alle Rhetorik und jede politische Entscheidung des Präsidenten reflexhaft verteidigt.
Als Trump im Januar 2017 sein Dekret unterzeichnet, das den meisten Menschen aus diversen muslimisch geprägten Ländern die Einreise in die USA verweigern soll, wendet sich James an seinen Vater und den Bruder: Er will mit ihnen ein Memorandum an alle muslimischen Mitarbeiter im In- und Ausland aufsetzen, um sie zu beruhigen. Das Unternehmen soll sich entschieden und unmissverständlich von dem Dekret distanzieren und klarmachen, dass es alles in seiner Macht Stehende tun wird, um Mitarbeiter zu unterstützen, die mögliche Konsequenzen daraus zu befürchten haben. Lachlan plädiert für eine deutlich moderatere Wortwahl ohne direkte Erwähnung Trumps und des Einreiseverbots für Muslime, das ja schliesslich Abend für Abend auf Fox News von den Moderatoren befürwortet werde. Das Rundschreiben wird schliesslich in abgemilderter Form veröffentlicht. Aber selbst dieser Version stimmt Lachlan erst nach «harter Überzeugungsarbeit» zu, wie James nach Auskunft einiger Personen aus seinem privaten Umfeld sagt.
Monate später kommt es bei einem Aufmarsch weisser Rassisten in Charlottesville, Virginia, zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit linken Gegendemonstranten. Trump sieht in einer Stellungnahme die «Schuld auf beiden Seiten» und behauptet, auch unter den rechtsradikalen Teilnehmern fänden sich «gute Menschen». Kathryn drängt darauf, dass James und sie ohne vorherige Abstimmung mit Lachlan und Rupert einen offenen Protestbrief verfassen. «Wenn wir noch nicht mal gegen Nazis in Virginia die Stimme erheben, wogegen denn dann?», sagt sie zu James laut einer Person, die bei der Unterhaltung zugegen war.
Bislang hat sich Kathryn an den ungeschriebenen Verhaltenskodex des Familienclans gehalten und sich mit Kritik an Fox News und dem Medienkonzern öffentlich zurückgehalten. Aber dass die Moderatoren auf Fox News dem dumpfen Patriotismus und weissen Nationalismus, der Trumps Aufstieg zur Macht begleitet, ihre Zustimmung geben, macht ihr diese Zurückhaltung zusehends schwer.
Auf Twitter bricht sich gelegentlich ihre Enttäuschung über die Haltung des Familienunternehmens öffentlich Bahn, etwa durch ihre offensive Unterstützung für David Hogg. Er hatte den Amoklauf an einer Schule in Parkland, Florida, im Februar 2018 überlebt und setzt sich für eine Verschärfung der Waffengesetze ein. Hogg war auf Twitter von Fox-Moderatorin Laura Ingraham verspottet worden, weil er von mehreren Colleges abgelehnt wurde; als Reaktion darauf rief Hogg zu einem Werbeboykott ihrer Sendung auf. Auch Bill Kristol erhielt Kathryns Unterstützung, ein «Never Trump»-Republikaner, der den Sender verlassen hat. Und sie äusserte sich anerkennend über einen Artikel in der «Washington Post», der darauf aufmerksam machte, dass die Neonazi-Website «The Daily Stormer» sich bei Carlson dafür bedankt, dass er «alle unsere Themen behandelt».
XIII. Die Familiendynamik
Die Spannungen, die sich im Laufe der letzten zweieinhalb Jahre zwischen James und Lachlan aufgebaut haben, entladen sich im Herbst 2018, als der Disney-Deal erst möglich, dann wahrscheinlich und schliesslich Wirklichkeit wird.
Bei James stösst der neue Plan sofort auf Begeisterung. Er eröffnet ihm grössere Unabhängigkeit von der Familie und macht den Weg frei zur wohl bedeutendsten Position, die es in der Medienwelt gibt. Er nimmt Vieraugengespräche mit Iger auf, mal trifft man sich zum Lunch, mal auf Konferenzen, immer geht es auch um die Frage, welche Rolle James bei Disney übernehmen könnte.
Der Endsechziger Iger steht kurz vor dem Ausscheiden aus dem Berufsleben; sein Vertrag läuft im Sommer 2019 aus. Ein Nachfolger für ihn ist noch nicht benannt. Eine Spitzenposition bei Disney könnte James wieder ins Rennen als Nachfolger seines Vaters bringen. Lange hat er davon geträumt, den Familienkonzern zu übernehmen, aber jetzt besteht plötzlich Aussicht auf einen Führungsposten bei einem dreimal so grossen Zusammenschluss aus Disney und 21st Century Fox – dem dann grössten Medienunternehmen der Welt, das zudem noch unbelastet wäre von jedem ideologischen Ballast, der weitere Wachstumsprozesse behindern könnte. Im Vorstand von 21st Century Fox wirbt James für Zuspruch zu dem Verkaufsvorhaben.
Lachlan wiederum ist ausser sich. Nicht einmal drei Jahre nachdem sein Vater ihn aus Australien zurückgelockt hat, spricht dieser nun davon, das Imperium zu zerlegen, an dessen Errichtung er sein Leben lang gearbeitet hat. Nach Lachlans Ansicht ist 21st Century Fox dem Wettbewerb sehr wohl auch in seiner bisherigen Form gewachsen. Aber das kleinere Stück vom Kuchen, das ihm nach dem Verkauf von Teilen der Firma bleiben würde, ein Sender mit einem alternden Publikum plus das Auslaufmodell Kabelfernsehen? Das ist alles andere als ein Wachstumsmarkt.
Je weiter die Gespräche mit Iger voranschreiten, umso erbitterter stemmt sich Lachlan gegen das Vorhaben. «Warum zum Teufel sollte ich den Rest der Firma haben wollen?», fragt er im Kreis von Vertrauten. Bei einem gemeinsamen Abendessen in Manhattan im Herbst 2017 platzt Lachlan dann endgültig der Kragen, wie drei Zeugen des Vorfalls berichten. «Wenn du noch einen einzigen Telefonanruf in dieser Sache machst, bist du einen Sohn los», droht er. «Ich werde nie mehr mit dir reden!» (Vertreter von Rupert und Lachlan bestreiten, dass es zu dieser Drohung gekommen ist.)
Im Laufe unserer Recherche haben wir mit einem Dutzend Menschen gesprochen, die an den Disney-Verhandlungen beteiligt waren. Aus den Gesprächen ergeben sich zwei diametral entgegengesetzte Versionen der Ereignisse im nächsten Kapitel der Murdoch-Saga. Diejenigen, die James näherstehen, behaupten, Lachlan habe sein Erstgeburtsrecht in Gefahr gesehen und versucht, den Deal mit allen Mitteln zu verhindern. Er soll sogar ein anderes Unternehmen zur Abgabe eines konkurrierenden Übernahmeangebots ermutigt haben, bei dem 21st Century Fox mehr Aktien behalten hätte.
Diejenigen, die Lachlan näherstehen, behaupten, James habe den Deal aus Gründen des persönlichen Ehrgeizes und des Karrierismus durchziehen wollen und schliesslich einen Preis akzeptiert, der weit unter dem liege, was man mit dem Lebenswerk seines Vaters hätte erzielen können. Ihrer Darstellung nach bestätigt sich Lachlans Sicht auf die Dinge, als sein Vater ihm erzählt, er habe einen Anruf von einem Banker erhalten, der ihm mitteilte, James habe seine zukünftige Position bei Disney zum Bestandteil der Verhandlungen gemacht. (Die Gesprächspartner aus dem James-Lager bestreiten das und sagen, es sei James primär darum gegangen, den besten Deal für die Familie und die Aktionäre auszuhandeln.)
Die zerrüttete Familiendynamik bleibt Iger nicht verborgen. Er bindet James dennoch eng in die Verhandlungen ein, weil er weiss, dass er in ihm einen starken Befürworter seiner Übernahmepläne hat. Eine Zusage im Hinblick auf einen Posten oder eine spezifische Führungsposition bei Disney ist damit nicht verbunden. Öffentlich äussert Iger nur, dies sei eine Erwägung.
Im Oktober drohen die Verhandlungen zu scheitern, wie sich den Akten der US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde entnehmen lässt. In einem Telefonat teilt Murdoch senior Iger mit, dass die Bewertung des Unternehmens durch Disney «nicht angemessen» und es an der Zeit sei, die Gespräche «einzustellen». Aber die beiden Männer brechen die Verhandlungen nicht ab und treffen sich in London – Iger ist zur Premiere des Disney-Films «Star Wars – The Last Jedi» angereist –, wo sie weitere Details besprechen. Am 13. Dezember 2017 treten sie mit einem ersten Abkommen an die Öffentlichkeit, noch unter Vorbehalt der Zustimmung der Behörden: Disney erwirbt Geschäftsteile von Fox im Wert von 52,4 Milliarden US-Dollar.
Anlässlich der Bekanntgabe erscheint ein Foto, das Iger und Murdoch vor der Kulisse der St. Paul’s Cathedral auf dem Dach eines Hochhauses in ungelenker Umarmung zeigt. Es ist ein eigentümliches Bild: Der Tycoon der grössten politischen Polarisierungs- und Wutentfesselungsmaschinerie im Land neben dem Herrscher über einen Medienkonzern, dessen Name gleichbedeutend ist mit Gleichmut, Gelassenheit und guter Laune. Innerhalb des Murdoch-Imperiums gibt bereits die Unvereinbarkeit von Fox News und 21st Century Fox Anlass zu ironischen Spässen oder auch zu Beschwerden. Die «Simpsons», die auf Fox laufen, widmen eine ihrer Episoden etwa einer Parodie auf Fox News mit einem Nachrichtenband, das Meldungen anzeigt wie: «Sind Demokraten krebserregend?» oder «Studie: 92 Prozent der Demokraten sind schwul». Bei kontroversen Berichterstattungen auf Fox News, etwa anlässlich des Neonazi-Aufmarsches in Charlottesville, kommt es immer wieder zu Beschwerdeanrufen von Serienmachern an der Westküste, die die Murdochs drängen, sie möchten solche Aussetzer doch bitte unterbinden.
Aber die Führungsriege bei 21st Century Fox hat sich im Laufe der Trump-Ära weitgehend an die täglichen Verstösse gegen die guten Sitten durch die Politshowmaster gewöhnt, die Rassismus und Hass auf Immigranten schüren. Nun steht die Verschmelzung von 21st Century Fox mit einem Unternehmen an, das dafür bekannt ist, einen weiten Bogen um die Politik zu machen.
Und was Fox News betrifft, so steht seinen Machern nach dem Deal ein unternehmenseigenes Hindernis weniger im Weg bei dem Vorhaben, ihren Zuschauern genau das zu bieten, was diese hören und sehen wollen.
XIV. Der Deal
Es ist der grösste Deal, den Murdoch je abgeschlossen hat. Und ausgerechnet jetzt stürzt der 86-Jährige auf dem Weg ins Badezimmer auf Lachlans Jacht und muss nach Los Angeles transportiert werden.
Als ihr Vater Anfang 2018 im Ronald Reagan UCLA Medical Center in Los Angeles liegt, machen sich seine Kinder auf den Weg zu ihm. Er könnte diesen Sturz nicht überleben. Lachlan und seine Frau Sarah treffen zuerst ein. Elisabeth und ihr Mann Keith Tyson kommen aus London angereist, James und Kathryn aus New York. Murdochs Operation verläuft erfolgreich. Nicht lange nach dem Eintreffen seiner Kinder ist sein Zustand wieder stabil. Murdoch scherzt später, dass ihm erst gedämmert habe, wie ernst es um ihn bestellt gewesen sein muss, als er aufgewacht sei und alle seine Kinder um sich herum versammelt gesehen habe.
Murdoch bleibt noch einige Monate ans Bett gefesselt, aber die Geschäfte führt er auch von seinem Schlafzimmer in Moraga aus weiter. In einer E-Mail an die Geschäftsführung und den Vorstand (die «Vanity Fair» zugespielt wurde) beschreibt er den Vorfall als einen «Segelunfall» und kündigt an, dass er eine Zeit lang von zu Hause aus arbeiten werde. «Aber Sie hören von mir via E-Mail, Telefon oder SMS!»
Die Verhandlungen werden fortgesetzt. Währenddessen richten Lachlan und James es sich in den veränderten Gegebenheiten ein. James hat sich den von ihm gewünschten Job bei Disney nicht sichern können. Zudem reift die Erkenntnis, dass ihm die extrem unflexiblen und hierarchischen Strukturen im Familienunternehmen nicht liegen. Wie drei ihm nahestehende Personen berichten, kommt James deshalb im Winter zum Entschluss, dass er nicht dabei sein wird, wenn der Konzern unter ein neues Dach zieht. Lachlan bekommt, was vom Murdoch-Imperium übrig geblieben ist, ohne dass sein jüngerer Bruder sich noch einmischt.
Anfang Juni 2018, der Vertrag mit Disney steht kurz vor dem endgültigen Abschluss, taucht plötzlich ein neuer Bieter auf. Comcast-Chef Brian Roberts bietet Murdoch 65 Milliarden Dollar für 21st Century Fox, 12,6 Milliarden mehr als Disney. Murdoch hat, nach Aussage dreier Personen, die wissen, wie er tickt, nicht vor, an Comcast zu verkaufen. Aus verschiedenen Gründen zieht er Disney vor, unter anderem aufgrund seiner Bewunderung für Iger, den er als Geistesverwandten und als bezüglich Risikofreude ebenbürtige Führungspersönlichkeit schätzt. Ausserdem will Disney in Aktien bezahlen und nicht wie Comcast in bar, wodurch hohe Steuerzahlungen auf Murdoch zukämen.
Aber die Aussicht auf einen Bieterkrieg kommt Murdoch zupass. Gerade ist das Gerichtsverfahren des US-Justizministeriums gegen die geplante Megafusion zwischen dem US-Telekommunikationsriesen AT&T und dem Medienkonzern Time Warner angelaufen. Murdoch wittert eine Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: ein höheres Angebot zu erzielen und den Zuschlag dafür dem Mann zu erteilen, der ihm lieber ist.
Mit dem Disney-Rivalen Comcast im Rücken gelingt es Murdoch, Disneys Angebot in die Höhe zu treiben. 71,3 Milliarden Dollar lautet das neue und, wie Iger und seine Mannschaft hoffen, nun wirklich letzte Angebot. Sie reisen nach London, um es persönlich zu überbringen. Sie wählen eigens die Route über Irland, um zu vermeiden, dass Comcast davon Wind bekommen könnte, indem es den Flugverkehr auf Privatjets überwachen lässt, die direkt von den USA aus einreisen. Murdoch hat Disney an der Angel.
Im Juli 2018, Murdoch ist inzwischen wieder auf den Beinen, findet die Medienkonferenz in Sun Valley, Idaho, in seinem Beisein statt, auch Roberts und Iger nehmen teil. Murdoch wirkt quicklebendig, endlich kann er wieder richtig mitmischen. Es gibt nur ein Problem: Sollte Comcast nun ebenfalls mit einem höheren Angebot ins Rennen gehen wollen, ist Murdoch treuhänderisch verpflichtet, den Vorstand zu informieren, und dieser könnte das Angebot akzeptieren, sofern keine berücksichtigenswerten Umstände vorliegen. Doch Murdoch hat kein Interesse daran, dass der Preistreiber den Sieg davonträgt.
Das Trump-Justizministerium kommt Murdoch zu Hilfe: mit seinen kartellrechtlichen Einsprüchen gegen den in einem Bundesgerichtsentscheid genehmigten Zusammenschluss von AT&T und Time Warner. Auf den ersten Blick hat das Gerichtsverfahren nichts mit Comcast zu tun, aber der Einspruch gegen das Fusionierungsurteil liefert Murdoch einen dringend benötigten Vorwand, um Disney den Zuschlag zu geben: Comcast ist in der Vergangenheit bei einem hitzigen Bietergefecht mit AT&T und Time Warner schon einmal ins Visier der Regulierungsbehörden geraten. Die Entscheidung für Comcast wäre also riskant. Es gibt keinen Beweis dafür, dass das US-Justizministerium seinen Einspruch auch mit Blick auf Murdochs Interessen getroffen hat; aber das Ergebnis der Kartellrechtsklage ist klar: Murdoch erhält für den Verkauf seiner Geschäftsanteile 20 Milliarden Dollar mehr als vorher – und dies auch noch von dem favorisierten Bieter.
Für Murdoch persönlich springen bei dem Deal mit Disney rund 4 Milliarden Dollar heraus, sein persönliches Vermögen wächst damit auf 18 Milliarden. Jedes seiner sechs Kinder erhält 2 Milliarden Dollar. Lachlan und James bekommen darüber hinaus Disney-Aktien im Wert von 20 Millionen Dollar zuzüglich Abfindungen als «goldenen Handschlag» in Höhe von jeweils rund 70 Millionen Dollar.
Das ist zwar sehr viel, aber nicht das, was sie eigentlich wollten.
XV. Der Staatsstreich
Mitte August 2018 steigt Lachlan Murdoch in T-Shirt und Jeans die Gangway seiner Gulfstream G550 hinab und verschwindet im schwarzen Range Rover, der auf der Landebahn bereitsteht. Australische Paparazzi sind anwesend, keine Seltenheit, wenn er oder sein Vater in Sydney landen. Dieses Mal sind Vater und Sohn gemeinsam vor Ort: Murdoch ist bereits zwei Tage zuvor eingetroffen. Sie wollen zu einer Abendveranstaltung anlässlich einer Sky-Preisverleihung gehen, aber sie haben noch anderes vor.
Am nächsten Abend lädt Lachlan einen kleinen Kreis von Sky-Mitarbeiterinnen und -Managern in seine 16-Millionen-Dollar-Villa in Sydney zu ein paar Drinks ein. Auch in Australien ist Sky inzwischen zu einer politischen Grösse geworden, auch dort sind die besten Sendeplätze mit stramm rechten Moderatoren von Polit- und Meinungsshows besetzt. Im Vergleich zu Amerika sind die Zuschauerzahlen zwar niedrig, aber in der Hauptstadt Canberra ist Sky Sender erster Wahl, und man steht kurz vor Abschluss eines Vertrags, um auch ins australische Hinterland vorzudringen – demografisch gesehen das Äquivalent zur US-Provinz, wo die Anhänger von Donald Trump zu Hause sind.
Wie bei seinem Spiegelbild Fox News sind auch bei Sky Australia die Themen Ethnie, Identität und Leugnung des Klimawandels ein Dauerbrenner. Abend für Abend heizen die Moderatoren und Talkshow-Gäste die Wut der Zuschauer an auf die angeblich linksliberal unterwanderten Medien, auf den «zur eigenen Auslöschung beitragenden Selbsthass» des Westens und auf die Einwanderung (meist muslimischer) illegaler Bootsflüchtlinge aus Indonesien oder Malaysia. Letzteres ist exakt das australische Pendant zur polarisierenden US-amerikanischen Diskussion über die «Flüchtlingskarawanen» mittelamerikanischer Migranten, die sich auf dem Weg in die USA befinden.
Wenige Tage vor Lachlans Eintreffen in Sydney hat Sky News den Anführer einer Neonazi-Gruppe, Blair Cottrell, zu einem Einzelinterview eingeladen – er ist kurz zuvor wegen «Anstiftung zur Verachtung von Muslimen» zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Es ist nicht das erste Mal, dass Cottrell im australischen Fernsehen zu Wort kommt, aber diesmal entfacht er einen landesweiten Sturm des Protestes, weil seine Äusserungen auf Sky so gut wie unwidersprochen geblieben sind. Ohne auf harte Nachfragen zu stossen, kann Cottrell in der «Adam Giles Show» zur «Verteidigung unserer angestammten australischen Identität» aufrufen und dafür plädieren, die Einwanderung auf Menschen zu beschränken, «deren Kultur unserer eigenen nicht zu fremd ist», etwa auf «weisse Farmer aus Südafrika». (Sky entschuldigt sich dafür und setzt die Show ab.)
Auch in Lachlans Wohnzimmer kommt man auf Innenpolitisches zu sprechen. «Glauben Sie, dass Malcolm überleben wird?», fragt Lachlan in die Runde. Gemeint ist damit der amtierende Premierminister Malcolm Turnbull, der zum liberalen Flügel seiner Partei gehört und seit 2015 im Amt ist. Unlängst hat er seine Pläne bekannt gegeben, in Einhaltung des Pariser Klimaabkommens für eine drastischere Reduzierung der CO2-Emissionen zu sorgen. Der erste innerparteiliche Widerstand aus den konservativen Reihen hat sich bereits formiert. Dass die Murdochs so gut wie nie direkte Anweisungen erteilen, ist jedem bekannt, der für sie arbeitet. Ihre Wünsche äussern sie eher indirekt, vielleicht in einem Tweet – wie Murdoch im Frühjahr 2016, als er sich im Wahlkampf auf die Seite Donald Trumps schlägt; oder aber auch nur in Form einer Frage, deren Implikationen der gleichgesinnten Führungsriege kaum entgehen dürften.
In den folgenden Tagen setzen die Moderatoren auf Sky Australia und die Murdoch-Zeitungen – die Chefredaktoren sind separat zu Drinks in Lachlans Villa gewesen – eine Kampagne in Gang, um Turnbull aus dem Amt zu jagen. Der bekannte konservative Radiomoderator Alan Jones, der auch eine Sendung auf Sky hat, ruft zur «Rebellion» gegen den Premier auf. Tage später erscheint im «Daily Telegraph», der wichtigsten Murdoch-Zeitung in Sydney, ein Bericht über Versuche der Entmachtung des Premiers durch seine konservativen Widersacher. Andrew Bolt, jener Murdoch-Kolumnist, der sich schon einmal wegen Anstiftung zu Rassendiskriminierung eine Anzeige eingehandelt hat, teilt den Sky-Zuschauern mit, Turnbull habe «seine Glaubwürdigkeit und seine Macht verloren». Und in der landesweit verbreiteten Tageszeitung «The Australian» wird Turnbull bald darauf sogar zum dead man walking erklärt, zum «Todgeweihten».
Lachlans Bemerkung über Turnbull spricht sich herum und kommt auch dem Premier selbst zu Ohren. Dass er bei Sky News nicht gerade wohlgelitten ist, ist ihm nicht neu. Monate zuvor hat ihm eine Mitarbeiterin einen Zusammenschnitt aus Werbeclips des Senders gezeigt, in denen seine Führung des Landes infrage gestellt wird. «Ist das normal?», fragt er, wie sie sich erinnert. Inzwischen aber muss er zu der Überzeugung kommen, dass es sich bei der kritischen Berichterstattung um eine konzertierte Aktion gegen ihn handelt. Einer seiner Mitarbeiter geht denn auch auf Konfrontation mit der Führungsmannschaft bei Sky Australia. In einem Schreiben, das auch uns vorliegt, heisst es, das Turnbull-Team sei darüber informiert, dass «Lachlan Dienstagabend bei einem Treffen mit den Chefredaktoren keinen Zweifel daran gelassen hat, dass er MT loswerden will».
Noch etwas anderes ist Turnbull zu Ohren gekommen: Rupert Murdoch empfinde es als Affront, dass der Premier sich seit seiner Ankunft in Australien noch nicht bei ihm gemeldet hat. Turnbulls Stabschef, der bereits vergeblich versucht hat, ein Treffen mit Murdoch zu arrangieren, verdoppelt daraufhin seine Anstrengungen. Mehr als ein Telefontermin springt aber für Turnbull nicht heraus, doch den nutzt er, um Murdoch zu bitten, er möge von ihm ablassen. «Geben Sie mir etwas Zeit. Ich muss erst mit Lachlan sprechen», sagt Murdoch. «Ich bin jetzt im Ruhestand. Ich frage Lachlan.» (Durch einen Sprecher lässt Rupert Murdoch mitteilen, er habe sich von Turnbull nicht missachtet gefühlt.)
Zwei Tage darauf wird Turnbull von konservativen Gegnern durch eine innerparteiliche Kampfabstimmung aus dem Amt getrieben; die Fraktion fordert mehrheitlich einen «Sturz» (spill) der Regierung. Das folgende Machtgerangel sorgt für so viel politisches Theater, dass es nicht nur abendfüllend, sondern bei Sky Australia 24 Stunden auf Sendung ist; die Zuschauerzahlen erreichen ein Allzeithoch. (Die Murdochs bestreiten jede Mitwirkung am Sturz Turnbulls.)
Wie immer bei den Murdochs ist es auch in diesem Fall nicht leicht, persönliche, finanzielle und ideologische Interessen scharf voneinander zu trennen. Alle drei Faktoren scheinen in ihrer Entscheidung, sich gegen Turnbull zu wenden, eine Rolle gespielt zu haben. Das fängt damit an, dass Turnbull durch eine Kampfabstimmung gegen seinen Vorgänger Tony Abbott – einen langjährigen Freund Rupert Murdochs – ins Amt gekommen ist. (Abbott ist einer der Anführer des innerparteilichen Aufstands gegen Turnbull.) Es geht damit weiter, dass Turnbull politische Vorhaben in Angriff genommen hat, die sich nicht gut mit den ökonomischen Interessen der Murdochs vertragen – etwa den Ausbau des nationalen Breitbandnetzes. Aus Sicht der Murdochs erhielten damit Streamingdienste wie Netflix, die eine gefährliche Konkurrenz für ihr hoch profitables Kabel-TV-Geschäft darstellen, staatlich subventionierten Zugang zu allen australischen Haushalten.
Nach Darstellung der wenigen nicht zum Murdoch-Konzern gehörenden australischen Zeitungen handelt es sich bei Turnbulls Sturz um einen von Murdoch angeführten «Staatsstreich». Der ehemalige Premierminister Kevin Rudd, der vor Jahren ebenfalls unter Beteiligung der Murdochs aus dem Amt getrieben wurde, beschreibt Murdoch in einem Gastbeitrag für den «Sydney Morning Herald» als «eines der grössten Krebsgeschwüre in der australischen Demokratie».
Die Nachfolge Turnbulls tritt Scott Morrison an. Kaum ist er im August 2018 im Amt, tut er sich auch schon mit Donald Trump zusammen. Zur ersten persönlichen Begegnung der beiden kommt es Ende 2018 beim G-20-Gipfel in Buenos Aires. «Ich glaube, das wird eine gute Beziehung», sagt Trump nach dem Treffen. Bei den aktuellen Wahlen vor einigen Tagen setzte sich Morrison durch, obwohl die Umfragewerte gegen ihn gesprochen hatten. Im Wahlkampf hatte er auf das polarisierende Thema Einwanderung gesetzt und versprochen, seine Partei werde hart durchgreifen. Politische Beobachter wie der renommierte australische Journalist Tony Koch erklärten den Sieg Morrisons auch mit der Parteiergreifung durch die Murdoch-Medien.
Koch schreibt von einer «beschämenden Verzerrung» in der Berichterstattung dieser Medien. So konnte Andrew Bolt in der Hauptsendezeit vor einer «Invasion» warnen. Er sagte im «Bolt Report» auf Sky News: «Es besteht die Gefahr, dass wir ethnischen und religiösen Unfrieden importieren, sogar Terrorismus.» Begleitend zu diesen warnenden Worten wird im Hintergrund ein Bild eingeblendet, das vor Augen führt, wie Australiens Zukunft aussehen könnte: Es zeigt auf offener Strasse betende Muslime, die sich reihenweise gen Mekka verbeugen.
Als die oppositionelle Labor-Partei vor den Wahlen gegen erheblichen Widerstand ein Gesetz durchbringt, wonach Ärzte das Recht haben, schwerkranke Einwanderer in den Auffanglagern auf der winzigen Südsee-Insel Nauru oder auf Manus Island in Papua-Neuguinea zur Gewährleistung angemessener medizinischer Versorgung in australische Krankenhäuser zu bringen, gehen die Prime-Time-Moderatoren auf Sky erneut in die Offensive.
XVI. Das Streaming
Inzwischen ist also mit Lachlan die dritte Generation der Murdoch-Dynastie an die Macht gekommen. Die Übernahme des Medienimperiums 21st Century Fox durch Walt Disney muss in einigen Ländern noch die behördliche Genehmigung erlangen – die beiden Unternehmen haben unter anderem in China, Mexiko und Brasilien sich überlappende Geschäftsfelder –, aber Lachlan richtet es sich schon einmal in seiner neuen Funktion als Vorsitzender und Chief Executive beim neuen Fox ein.
Das Imperium ist mit dem Übernahmedeal durch Disney zwar sehr viel kleiner geworden. Aber an politischer Macht hat es nicht eingebüsst, und an der Richtung kann kein Zweifel bestehen.
Lachlan gibt so gut wie nie offizielle Interviews, aber bei einem Führungswechsel im Familienunternehmen lässt sich eine öffentliche Stellungnahme wohl kaum vermeiden. Lachlan wählt dafür die von der «New York Times» gesponserte DealBook-Konferenz zum Thema Unternehmensführung. Am 1. November 2018, keine drei Monate nach dem «Staatsstreich» in Australien, betritt Lachlan die Bühne im Time Warner Center in Midtown Manhattan. In weissem Hemd ohne Krawatte, dunkelblauem Anzug und den Outback-Stiefeln, seinem Markenzeichen, gibt er den Verkauf an Disney bekannt und schildert ihn als uneigennützigen Akt. «Der strategische Vorteil dieses Angebots war für uns unmittelbar einleuchtend», erklärt er seinem Interviewer, dem «New York Times»-Kolumnisten Andrew Ross Sorkin. Auf die Frage, ob er bei der Aussicht, nun einen stark geschrumpften Konzern zu übernehmen, nicht auch so etwas wie Bedauern empfinde, erwidert er: «Für mich standen die Interessen unserer Aktionäre dabei an oberster Stelle.» Während der kurzen Fragerunde im Anschluss wiegelt er Kritik an Fox News ab. «Ich wüsste nicht, warum ich mich schämen sollte», sagt er, auf die Fox-Moderatoren in den Programmen zur Hauptsendezeit angesprochen. «Ehrlich gesagt, glaube ich, dass es unserem Land guttäte, wenn wir alle mehr Toleranz für die Meinung anderer aufbrächten.»
In den Tagen vor der Konferenz hat es Äusserungen von Moderatoren und Gästen auf Fox News gegeben, die den fanatischsten Positionen der White-Nationalist-Bewegung in nichts nachstehen. Nur wenige Tage vor dem antisemitischen Angriff auf eine Synagoge in Pittsburgh mit elf Toten behauptet etwa ein Gast bei der Show «Lou Dobbs Tonight», dass der Migrantentreck aus Honduras von dem «von Soros besetzten Aussenministerium» finanziert sei. (Der Sender distanziert sich später davon.) Wie sich aus einem Posting des Pittsburgh-Attentäters in sozialen Netzwerken ergibt, war er zu der Ansicht gekommen, dass Juden Flüchtlingen bei der Einreise helfen.
Die Verbalangriffe von Fox-Moderator Tucker Carlson gegen die Einwanderungspolitik werden immer schärfer: «Man sagt uns, es sei unsere moralische Pflicht, die Armen der Welt bei uns aufzunehmen, auch wenn es unser Land ärmer und schmutziger macht und immer tiefer spaltet.» Von Lachlan erhält er dazu mehrere SMS, die ihm den Rücken stärken sollen, wie zwei Personen berichten, die die Textnachrichten gelesen haben.
In Washington bleiben derweil die Grenzen zwischen Fox News und dem Weissen Haus weiterhin verschwommen. Auf Hannitys Drängen hin macht Donald Trump im Sommer 2018 Bill Shine zu seinem Kommunikationsdirektor und läutet damit eine neue Ära zunehmender Feindschaft zwischen dem Weissen Haus und den Mainstream-Medien ein: Im Juli 2018 ist Shine erst wenige Tage im Amt, als er im Regieraum bei Fox anruft, um einen Text über Ivanka Trump ändern zu lassen, der am unteren Rand des Bildschirms zu sehen ist, wie uns ein Mitarbeiter des Senders mitteilt. Shine hält den Text für unvorteilhaft, die Bitte wird ihm nicht erfüllt. Shine sorgt auch dafür, dass die CNN-White-House-Korrespondentin Kaitlan Collins, die Donald Trump mehrere kritische Fragen zu Michael Cohen und Wladimir Putin gestellt hatte, von einer Veranstaltung ausgeschlossen wird.
Im Unterschied zu seinem Vater verfügt Lachlan nicht über eine langjährige Beziehung zu Donald Trump, aber er stellt Hope Hicks, die ehemalige Kommunikationsdirektorin des Weissen Hauses, bei New Fox als Leiterin der Kommunikationsabteilung ein. Hope Hicks ist mit ihren 29 Jahren noch sehr jung für den Posten, doch sie gehört zu den wenigen aus Trumps innerem Zirkel, die das Weisse Haus nicht im Unfrieden verlassen haben. Und sie steht weiterhin in engem Kontakt zum Präsidenten, zur Familie Trump und zu Mitarbeitern im Weissen Haus. (Aus privaten Unterhaltungen mit Kushner geht hervor, dass er ihr eine Empfehlung für Murdoch geschrieben hat.)
Im Herbst 2018 nimmt Lachlan sein erstes grosses Geschäftsvorhaben in Angriff. Es besteht in der Gründung des neuen On-Demand-Streamingdienstes Fox Nation, der nur im Abonnement erhältlich ist und sich an «Fox-Superfans» richtet. Mit ihm soll eine neue Generation von Fox-Stars und -Zuschauern erschlossen werden. Zu den beliebtesten Moderatorinnen des Senders gehört die 26-jährige Tomi Lahren, eine frischgebackene Absolventin der University of Nevada, Las Vegas, die sich mit messerscharfen Kurznachrichten in den sozialen Medien einen Namen gemacht und viele Follower gewonnen hat. Eine Kostprobe ihrer Postings ist etwa der Kommentar zur Black-Lives-Matter-Bewegung: «der neue KKK», also Ku-Klux-Klan. In einem anderen Beispiel macht sie refugees zu rapeugees; ein unübersetzbares Wortspiel zu Flüchtlingen, das rape (Vergewaltigung) beinhaltet.
Die meisten Programme auf Fox Nation werden tagsüber im Livestream gesendet, wodurch sie den vielen Zuschauern, denen das Tagesprogramm bei Fox TV politisch zu moderat ist, eine willkommene Alternative bieten. Als Internet-Streamingdienst gelten für Fox Nation ausserdem geringere gesetzliche Auflagen als für Meinungsäusserungen im TV-Abendprogramm. Neben der meinungslastigen politischen Berichterstattung hält das Programmangebot auch leichtere Kost – Steve Doocy von «Fox & Friends» präsentiert etwa eine Kochshow – oder Dokumentarfilme bereit, wie etwa über den ehemaligen Nachrichtensprecher der «CBS Evening News» mit dem Titel: «Black Eye: Dan Rather and the Birth of Fake News». Auf längere Sicht hat Lachlan vor, dieses neue Format, eine Art unverdünnte, hemmungslose Fox News, auch für andere Länder anzubieten.
In der «Roger Ailes Show» hatte Ailes früher einmal Sean Hannity davon abgehalten, seine Sendung für einen Spendenaufruf für die Tea Party zu nutzen. Ailes’ Überzeugung, der Sender müsse einen Mindestabstand zu seinen politischen Verbündeten einhalten, wirkt bei Trumps letztem Wahlkampfauftritt für die Zwischenwahlen im November ziemlich überholt. Die Bühne teilt Donald Trump sich mit Sean Hannity und der Fox-Moderatorin Jeanine Pirro. Hannity gibt sich publikumsnah, nennt die Reporter im Pressebereich «Fake News» und hält eine Lobrede auf Trumps Erfolge. Auf die zaghafte Rüge durch das Fox-News-Management wegen seiner Teilnahme an dieser Wahlkampfveranstaltung präzisiert Hannity: Er habe mit der Kritik keineswegs die anwesenden Fox-Reporter gemeint, sondern nur die anderen.
Man kann den Eindruck gewinnen, als würde Fox News dem Präsidenten die Politik diktieren oder zumindest die Basis lenken, die einen massgeblichen Einfluss auf die Politik des Weissen Hauses hat. Ende 2018 scheint sich im Haushaltsstreit zwischen Trump und den neuerdings im Aufwind befindlichen Demokraten ein Kompromiss abzuzeichnen. Prompt werden in den Polittalkshows des Senders zahlreiche Stimmen laut – sowohl vonseiten der Moderatoren als auch ihrer Gäste –, die wesentlich weniger kompromissbereit klingen als der Präsident selbst. Ein Haushalt ohne die für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko erforderlichen 5 Milliarden US-Dollar sei absolut nicht unterzeichnungsfähig, heisst es immer wieder.
«Hören Sie nicht auf Ihre Berater», wendet sich Moderator Pete Hegseth bei «Fox & Friends» an den Präsidenten. Und genau das tut Trump dann auch nicht. Vielmehr hört er auf Fox und verhängt eine Haushaltssperre. Damit ist die Kampagne, die Monate zuvor ihren Anfang genommen hat, auf ihrem Höhepunkt angekommen. Und wie die dauerhafte Lähmung der britischen Regierungsgeschäfte und die politischen Unruhen in Australien ist auch das Chaos, das nun in den USA eine Eigendynamik annimmt, auf die Machenschaften einer einzigen Familie zurückzuführen.
XVII. Der Sieg
James Murdoch, der den grössten Teil seines Erwachsenenlebens damit verbracht hat, zu beweisen, dass er zu Recht an der Spitze des Familienunternehmens steht, hat inzwischen den endgültigen Bruch vollzogen. Ende 2018 macht er sich selbstständig, mit einem eigenen Büro im Greenwich Village in New York, von dem aus er sein beträchtlich gewachsenes Vermögen verwaltet und Investitionen in Start-ups aus der Technologiebranche tätigt. Mit seinem Bruder spricht er so gut wie gar nicht mehr.
Die enge Verflechtung von Politik und Wirtschaft, der seine Familie ihren Reichtum verdankt, hat James immer als selbstverständliche Gegebenheit hingenommen. Er hat sich sogar, wenn auch erfolglos, in London selbst an einer eigenen Verflechtungsvariante versucht. Mehr als zwei Jahrzehnte ist er dem Unternehmen treu geblieben, um vor den Augen seines Vaters zu bestehen und um seinen familiären Verpflichtungen nachzukommen. «Ich kann nicht einfach aussteigen», sagt er einem Freund während des Abhörskandals um «News of the World». «Meine ganze Erziehung war eine Vorbereitung auf diesen Job.»
Die Bindung ist nicht nur emotional: James’ gesamtes Vermögen besteht aus den Aktienanteilen am Familienunternehmen. Nun hat der Vater Lachlan auserwählt. Das Imperium, um dessen Übernahme James sich über Jahre bemüht hat, wird zerschlagen. Aus dem lebenslangen Konkurrenzkampf der beiden Brüder ist Lachlan als Sieger hervorgegangen. Bloss, ist das wirklich ein Sieg? Gegenüber Freunden äussert sich James abfällig über das neue Unternehmen seines Bruders. Es sei ein «politisches Projekt».
Doch selbst unter diesen Umständen kann James sich nicht komplett von dem neuen Unternehmen distanzieren: Er hält immer noch einen grossen Anteil der Stimmrechtsaktien daran, die in einem Treuhandfonds liegen. Solange sich daran nichts ändert, ist sein Vermögen an Lachlans «politisches Projekt» gebunden. Es ist allerdings schwer, daran etwas zu ändern, denn Rupert Murdoch hat vertraglich festgelegt, dass seine Kinder ihre Stimmrechtsaktien nicht an Aussenseiter verkaufen dürfen. Und weil Rupert ausserdem der Mehrheitsaktionär des Familienfonds ist, ist mit den Aktien nicht einmal ein echtes Mitspracherecht verbunden. James sieht nur einen Ausweg: seine Aktien an Lachlan und den Vater zu verkaufen und darauf zu hoffen, dass seine Schwestern das Gleiche tun würden. So würde aus einer äusserst komplexen Familiendynastie eine einfache Erbmonarchie.
Elisabeth und Prudence stimmen dem Vorschlag sofort zu. Auch bei Rupert Murdoch findet die Idee Anklang, denn wenn James geht, befreit sich das Unternehmen von einem Kritiker in den eigenen Reihen. Er drängt Lachlan, auf das Angebot einzugehen: Dann würden Vater und Sohn zu Alleinbesitzern. Die Verträge werden aufgesetzt, aber Ende 2018, als sich Lachlan die Chance bietet, Herrscher über die verbleibenden Print- und TV-Aktivitäten zu werden, schreckt er plötzlich zurück. (Über einen Sprecher lässt Lachlan mitteilen, es sei finanziell nicht möglich gewesen, seine Geschwister auszukaufen.)
Hat Rupert Murdoch nun gewonnen oder verloren? Einerseits hat er alles erreicht, was er wollte: Er hat seine Kinder zu Multimilliardären gemacht, er hat die Geschäftszweige behalten, an denen ihm am meisten liegt, und er hat seinem Lieblingssohn die Kontrolle über das Unternehmen übergeben. Als 2016 alle, auch Murdoch selbst, fest mit dem Wahlsieg Hillary Clintons rechneten, setzte er auf den Gegenkandidaten – und auf die Macht gegenläufiger historischer Kräfte – und wurde dafür mit Quoten, Geld und Zugang zu politischer Macht belohnt. Und doch hat Murdoch mit dieser Wette sowohl seine Familie als auch sein Unternehmen auseinandergerissen. Übrig geblieben ist nicht das weltumspannende Medienimperium, in dem sein gesamter Ehrgeiz steckt, sondern eine politische Waffe.
James und Kathryn haben sich vorgenommen, diese Waffe mit einem Teil ihres Vermögens zu entschärfen. Anfang 2019 ruft ihre Stiftung Quadrivium Projekte zur Verteidigung der Demokratie vor den wachsenden Gefahren des Rechtspopulismus sowie zur Stärkung der Demokratie aus.
Die endgültige Übernahme durch Disney ist für das Frühjahr 2019 geplant. Im Februar nehmen die Murdochs noch ein letztes Mal als Inhaber des geschichtsträchtigen Konzerns 21st Century Fox an der Oscarverleihung teil. Das Ereignis gehört seit vielen Jahren zum festen Bestandteil ihres Terminkalenders; auf den legendären Partys in der Murdoch-Villa in Beverly Hills waren einst viele Hollywoodgrössen zu Gast.
Auf dem «Vanity Fair»-Dinner, das Teil der Festlichkeiten ist, kommt es zu einem kurzen, denkwürdigen Wortwechsel. In gewisser Hinsicht bringt er den ideologischen Konflikt auf den Punkt, der nicht nur die Familie Murdoch, sondern die gesamte Welt in zwei Lager spaltet. In anderer Hinsicht wiederum handelt es sich nur um einen kurzen innerfamiliären Schlagabtausch. Oder aber auch um beides zugleich, denn das lässt sich bei den Murdochs kaum unterscheiden.
Kathryn Murdoch ist neben Jon Lovett platziert, einem ehemaligen Redenschreiber Barack Obamas und Hillary Clintons, der inzwischen den Trump-kritischen Podcast «Pod Save America» betreibt. Lovett ist zunächst nicht sonderlich begeistert von der Tischordnung. Aber im Gespräch mit Kathryn stellt sich schon sehr bald heraus, dass sie die Ansichten des Murdoch-Unternehmens nicht teilt. Unweigerlich kommt man im Lauf der Unterhaltung auch auf Fox News zu sprechen und auf den Schaden, den dieser Sender der amerikanischen Demokratie zufügt. Kathryn schlägt vor, Lovett mit ihrem Schwager bekannt zu machen, dem CEO von Fox News, der an einem der Nebentische sitzt. Lovett wehrt zunächst ab, er sagt: «Ich glaube, das Gespräch wäre für alle Beteiligten unangenehm.» Doch später am Abend gelingt es Kathryn, die beiden doch noch zusammenzubringen.
«Sind Sie eigentlich stolz darauf, was sich bei Ihnen jeden Abend zwischen 8 und 11 Uhr abspielt?», fragt Lovett Lachlan. «Glauben Sie, das tut der Welt gut?»
«Ja», sagt Lachlan. «Ich finde, unsere Leute leisten grossartige Arbeit.» Dann stellt er Lovett eine Gegenfrage: Gebe es denn Konservative, die für ihn als Gast auf Fox überhaupt akzeptabel wären? Bevor Lovett antworten kann, zählt Kathryn schon die Namen einer ganzen Reihe von Republikanern auf, die nicht zu den Trump-Befürwortern gehören.
Lachlan wendet sich ab und einem anderen Gespräch zu.
XVIII. Die Zukunft
Am Morgen des 19. März 2019 geht das neue, abgespeckte Fox unter dem Namen Fox Corporation offiziell an die Börse. Es untersteht weiterhin der Kontrolle durch die Murdochs; die Leitung übernimmt Lachlan als Vorstandsvorsitzender und Co-Vorstandsvorsitzender, Rupert Murdoch ist Co-Vorstandsvorsitzender. Laut «Ad Age» hat es eine Woche zuvor bereits eine Vorabpräsentation für potenzielle Werbekunden von Fox News gegeben, um diesen zu versichern, dass es sich um einen «unbedenklichen» Werbeplatz für die Produktplatzierung handelt.
Der Videozusammenschnitt zeigt Interviews mit Fox-News-Zuschauern – «ein Nachrichtensender mit präziser und ehrlicher Berichterstattung» – und eine Podiumsdiskussion mit Fox-Mitarbeitern, die sich optimistisch über die Lage im Land und im Sender äussern. «Wir Amerikaner erleben gerade eine wirklich grossartige Zeit», sagt Laura Ingraham. «Tatsächlich sehe ich im Moment nicht, wie es noch besser sein könnte.»
Der «Fox-News-Effekt» erreicht jedenfalls die höchsten Werte in der 22-jährigen Unternehmensgeschichte. Aus einer im März 2019 veröffentlichten Studie des demokratischen Umfrageinstituts Navigation Research geht hervor, dass 62 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung, aber nur 12 Prozent des Fox-Publikums meinen, der Klimawandel sei hauptsächlich vom Menschen verursacht. Andererseits halten 78 Prozent der Fox-Zuschauer, aber nur 17 Prozent der übrigen Amerikaner Donald Trump für den besten Präsidenten, den Amerika jemals hatte.
Auch anderswo auf der Welt macht sich der Murdoch-Effekt bemerkbar. Nach der Entscheidung der Briten für den Brexit schlingert Grossbritannien in anhaltendes Regierungschaos. Es droht der ungeregelte Austritt ohne ein Abkommen mit der EU – gemäss Prognosen mit katastrophalen ökonomischen Folgen. Ende März 2019 fordern in London über eine Million Demonstranten die Abhaltung eines zweiten Referendums. May verliert in ihrer eigenen Partei an Rückhalt. Wenn es um ihre mögliche Nachfolge geht, darf ein Name nicht fehlen: der Brexit-Befürworter und konservative Abgeordnete Michael Gove – ein ehemaliger Murdoch-Kolumnist und ein enger Freund Rupert Murdochs.
Viele tausend Kilometer entfernt zeigen sich andere Konsequenzen des fremdenfeindlichen, nationalistischen Furors, den das Murdoch-Imperium weltweit befeuert und zum Mainstream hat werden lassen. In Neuseeland schiesst der mutmassliche Attentäter Brenton Tarrant am 15. März in zwei Moscheen in Christchurch um sich und tötet dabei 51 Menschen. Eine direkte Verbindung zwischen Tarrant und Sky Australia besteht nicht, aber Kritiker des Senders weisen schon bald nach der Tat auf seine rassistischen, antimuslimischen Parolen hin. In einem Onlinekommentar, den die «Australian Broadcasting Corporation» (ABC) gefunden hat, bezeichnet Tarrant den Wahlsieg von Donald Trump als «eines der wichtigsten Ereignisse in der neueren Geschichte». Ein weiteres seiner Idole ist Blair Cottrell, dessen Auftritt bei Sky Australia für American Express Anlass war, sich als Werbekunde zurückzuziehen. Nach dem Attentat kehrt auch eine junge Mitarbeiterin dem Sender im Protest den Rücken: «In den letzten Jahren habe ich – wenn auch nur in einer unteren Funktion – bei einem Sender gearbeitet, dessen Ton dazu beigetragen hat, wie mir bewusst war, radikale Anschauungen vom Rand der Gesellschaft zu legitimieren», schreibt sie in der Kommentarspalte der ABC-Website.
In den USA bereitet sich das geschrumpfte Murdoch-Imperium zu diesem Zeitpunkt bereits auf die nächsten Präsidentschaftswahlen vor. Einer der ersten Schritte besteht darin, die «New York Post» mehr in Einklang mit «Fox News» zu bringen. Die Zeitung, die täglich ins Weisse Haus geliefert wird, gehörte lange zur ersten Morgenlektüre von Donald Trump, aber die Berichterstattung geht nicht immer freundlich mit ihm um. Im Januar holen die Murdochs einen ehemaligen Herausgeber des Blatts zurück, den Australier Col Allan, um das Blatt wieder auf die richtige Spur zu bringen. Allan, ein alter Golfpartner von Murdoch, ist in der australischen Boulevardpresse gross geworden und hat sich dort einen Namen als «Rupes Bulldogge» gemacht. Der Herausgeber der «New York Post» Jesse Angelo, von Kindheit an James Murdochs bester Freund, gibt nach dieser Personalentscheidung umgehend seinen Rücktritt bekannt.
Auf Fox News wird die Freigabe des Berichts von Sonderermittler Robert Mueller zu den Russland-Verflechtungen von Präsident Trump als das Ende einer zweijährigen «Hexenjagd» gefeiert – und als Beginn von Trumps Wiederwahlkampf. Als Folge der Russland-Affäre ergingen Anklagen gegen 34 Personen; 5 ehemalige Mitarbeiter oder Wahlkampfhelfer von Trump haben sich schuldig bekannt oder wurden von einem Gericht verurteilt; ausserdem ist die Russland-Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Weitere Untersuchungen auf der Ebene des Staates, der Bundesstaatsanwaltschaft oder des Repräsentantenhauses sind bereits eingeleitet.
Und doch feiert Fox Muellers Verzicht auf weitere Anklagen als einen Sieg auf ganzer Linie: Das ganze Verfahren sei ein von den Demokraten in Gang gesetzter Staatsstreich, der von den Mainstream-Medien mit einer bewussten Desinformation der Öffentlichkeit unterstützt worden sei. Die Demokraten und die mit ihnen verbündete Presse seien zwar diesmal, so warnen die Stimmen auf Fox, an der Absetzung des Präsidenten gescheitert, aber sie würden in den kommenden Monaten ihre Anstrengungen sicher verstärken. «Man muss sie in den politischen Dreck treten und dafür sorgen, dass sie als die Minderheit gesehen werden, die sie sind», sagt Rush Limbaugh, der Doyen der rechtskonservativen Radiomoderatoren, in Hannitys Polittalkshow.
Der Präsidentschaftswahlkampf 2020 und eine neue Ära in der Murdoch-Dynastie haben längst begonnen.
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Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel «How Rupert Murdoch’s Empire of Influence Remade The World» im «New York Times Magazine». Er wurde von Anne Vonderstein aus dem Englischen übersetzt.