Wild Is the West
Wild Is the West
Texas – der Westen an seinen Grenzen: In Bandera hängen Cowboys einer Zeit nach, in der Männer noch Männer waren. Latinos sind ganz unten – oder ausgesperrt. In Austin feiern linke Anarchisten Trump, weil er den Staat zertrümmert. Und was machen die Hipster? Sie leben in Marfa in ihren Blasen.
Von Anja Conzett, Yvonne Kunz (Text) und Reto Sterchi (Bilder), 26.01.2018
Black Country
Tag 16, Yvonne Kunz, Bandera, Texas
Unsere Fahrtrichtung hat geändert. Zwei Wochen waren wir Richtung Süden unterwegs. Die nächsten fünfzehn Tage werden wir nach Westen reisen. Oder sonst wohin. Ich habe den Punkt erreicht, an dem ich glaube, mein altes Leben einfach verlassen zu können. Es war schon spät, als wir vorgestern ankamen. Nach den gut sechs Stunden Fahrt war ich wie hypnotisiert vom steten Takt, in dem grellweisse Mittelstriche auf immer schmaleren Strassen in das immer tiefere Schwarz der Nacht wischten.
Bandera, die selbst ernannte Welthauptstadt der Cowboys, ist ein staubiges Kaff mit rund tausend Einwohnern. Die alte Frontier-Town, benannt nach den roten Grenzflaggen, den Banderas, zwischen spanischem und indianischem Gebiet, scheint heute im Limbo zwischen billigen Touristenklischees und ungeschminkter Authentizität. Schon am Nachmittag spielt in den vielen Honkytonks die Musik, verruchten Western-Spelunken mit Namen wie Silver Dollar oder Wild Horse Saloon. Entlang der Hauptstrasse verkaufen die Stores Indianerschmuck, Cowboyhüte und reich geschmückte, protzige Jesuskreuze.
Es ist dreissig Grad im Schatten, zu heiss für ausgiebige Erkundungstouren. So finden wir uns bald in der 11th Street Cowboy Bar wieder, Texas in Wohnzimmergrösse. Die Bud-Light-Werbung in der Form des Lone-Star-Staates wirft ein kaltes Neonblau in den Raum. An den Wänden hängt Frauenunterwäsche, drei Dudes spielen Pool. Wie einst im Saloon trifft man hier schnell auf die Locals. Und die wussten schon, dass man da ist: «Sah dich vorher, unten an der Hauptstrasse. Bist nicht von hier», sagt ein älterer Cowboy an der Bar und legt mir seine massige Pranke auf die Schulter. «Was hat mich verraten?», frage ich zurück. «Du bist nicht fett und hässlich und hast noch alle Zähne», so die Antwort, «Bob, good to meet you.» Die Hand neben meinem Hals drückt zu. Er mustert mich von Kopf bis Fuss. «Drei Pfund mehr würden dir gut stehen.»
Zwei Bier lang klagt der fleischige Mann über seine Ex. Bob hat eine Reparaturwerkstatt für Landmaschinen. Sein Freund und Angestellter, der bisher schweigend mitgetrunken hat, preist seinen Chef als aufrechten Texaner. Nur Texas, das sei nicht mehr dasselbe. Und er deutet mit seinem Kopf in eine Richtung. Ich nehme an, es ist Süden, und ahne, was er gleich sagen wird: «Jetzt, wo all die Mexikaner kommen. Zeit, die Grenze zu schliessen.»
«Zeit, zu gehen», sage ich und kippe den letzten Schluck Bier weg. «Ich muss um fünfzehn Uhr im ‹Old Spanish Trail› sein.» Dort treffe ich mich mit Clifton Fifer Jr., dem Cowboypoeten. Im Westernfilm wäre dies der klassische Moment, in dem der Saloon verstummt und zuhört. Gerade ist es der Moment, in dem alle Offenheit aus Roberts Gesicht weicht. «Du kennst ihn?», frage ich. Sein Blick ist jetzt fast gehässig, abschätzig. Als ob ihm dämmerte, dass ich Mitglied einer verfeindeten Bande sei: zu der gesinnungspolizeiliche Feminazis gehören, die mit ihrem Minderheitenterror und Genderwahn überall einreiten, noch in die tiefste Provinz; Social Justice Warriors, die meinen, sie wüssten alles besser, weil sie an der Uni waren. Aber hey, hier kommt die Lektion von der Uni des Lebens: Ein Mann ist ein Mann, eine Frau eine Frau. Jeder weiss, welche Toilette die seine ist.
Apropos: Wenn frau in der Toilette der 11th Street Cowboy Bar pinkelt, blickt sie auf ein Panoramagemälde von besoffenen Texanern mit Sprechblasen: «Hübsche Titten!» «Achtung», steht über dem Wandbild, «du enterst das wilde Reich des ungezähmten Predator.»
Haha. Wie anti-PC! Finde ich nicht lustig, ist aber auch schlechter Humor. Die Fronten sind hier eindeutig, und Bob gehört zur Bürgerwehr der weissen Macho-Männlichkeit. Und da passt Clifton Fifer Jr. überhaupt nicht rein, der schwarze Geschichtslehrer, Cowboypoet, Sänger, Tänzer.
«I’m not impressed», sagt jetzt Bob nach einer angespannten Pause. Mehr will er nicht verraten. Er tippt seinen Hut an, «Madam», und wendet sich ab.
Wir treten aus der schummrigen Bar, die grelle Nachmittagssonne sticht uns in die Augen. Zwei Biker fahren ihre knatternden Maschinen vors Lokal und parkieren, wo man früher die Pferde anband.
Ein paar Minuten später trifft Clifton Fifer Jr. ein, ich erkenne ihn sogleich, als er aus seinem Pick-up-Truck steigt. Ich hatte sein Bild vor Monaten bei der Vorrecherche für unsere Reise im Veranstaltungsprogramm eines Cowboyfestivals in San Angelo entdeckt. Poeten faszinieren mich als Verfechter einer unzeitgemässen Kunst. Gedichte aufsagende Cowboys konnte ich mir nicht vorstellen, ich musste ihn treffen.
Und wie wohl die meisten stellte ich mir seit meiner Kindheit einen Cowboy stets als weissen Mann vor. Er ist ein amerikanisches Nationalsymbol, dieser weisse Cowboy, der mit seinem Gewehr die amerikanische Freiheit gegen Wilde und Böse verteidigt. Natürlich ist er eine Fiktion, geschmiedet in Westernromanen, TV-Serien und Blockbustern mit John Wayne. Ein Mythos, bei dem sich amerikanische Politikerinnen bis heute bedienen.
Serie Race, Class, Guns and God
Ein Reportage in fünf Episoden. Vier Wochen quer durch die USA entlang einer grossen Frage: Was trennt uns stärker – Klasse oder Identität?
Episode II
Shots Are Fired
Episode III
The Deep South
Sie lesen: Episode IV
Wild Is the West
Episode V
Right and Righteous
In ihrem Ursprung ist die Cowboykultur viel durchmischter und facettenreicher, als dies der Marlboro-Mann und «Bonanza» glauben machen. Ein geschätztes Viertel der Cowboys im alten Westen waren schwarz. Und auch heute reiten Schwarze Rodeo und singen Country – wir bekommen sie einfach nie zu sehen. Für diese Nuance der Geschichte sind wir hergekommen: Black Country.
Der erste Eindruck von Clifton: gross und breit, Cowboymontur von Hut bis Boots. An die zwei Meter gross, weit über zwei Zentner schwer. Wir entscheiden uns für ein frühes Abendessen im «Busbee’s Bar-B-Que», dort gebe es die besten Ribs Banderas, nur ein paar Schritte weiter.
Bei Tisch zeigt sich: Clifton ist Texaner durch und durch, tiefgläubig, tief republikanisch. Seine wichtigsten Werte: Gott, Familie, Community. Wenn er aus dem Hill County wegfährt, hat er ab dreissig Meilen Entfernung Heimweh. Vor allem im Frühling, wenn alles blüht. Er sagt, seine Wurzeln seien so tief, der Erdmittelpunkt käme glatt mit, wenn man sie ausreisse.
Er wirkt studiert und distinguiert, bescheiden, fast schüchtern. Immer mal wieder unterbricht er seinen sanften Redefluss mit der melodiösen Rezitation eines seiner Gedichte. Über die Schönheit schwarzer Haut, über Cowboywerte. Die zeigen sich auch bei den harten politischen Themen. Warum Amerika so zersplittert sei? Wegen des Sozialstaats, sagt er. «Wer nicht arbeitet, verliert den Wert der Eigenverantwortung, er denkt, der Staat wird schon alles richten.»
Clifton schwelgt in Erinnerungen an eine idyllische Kindheit, in den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Sein Vater war Müllmann, der einzige Job, den es für Schwarze damals gab. Seine Mutter die «history buff», die ihn mit schwarzer Geschichte zutextete. Auch an den schwarzen Schulen war die «general American history» damals noch weiss.
«Als Kinder wussten wir nicht, dass wir diskriminiert werden», sagt Clifton. Klar, man durfte nicht in die Restaurants – aber eben, man hatte ja eigene. Er durfte auch nicht ins öffentliche Schwimmbad – warum sollte er auch, als Countryboy badete er ohnehin lieber im Fluss. Er durfte auch nicht an die weissen Schulen, aber die Schule im Quartier war mehr als gut genug. Miss Cheeks, seine Lehrerin, die hatte sogar einen Doktortitel.
Als die Schulen in seinem Bezirk gemischt wurden, 1964 war das, als Clifton in der sechsten Klasse war, hätten sich die weissen und schwarzen Jungs zwei Wochen lang nur verhauen. Darauf widmete sich der Rektor eigenhändig dem Problem und verpasste den Jungs seinerseits eine Tracht Prügel. «Die schlimmsten fünf Schläge meines Lebens», erinnert sich Clifton ohne Bitterkeit, sondern mit Humor: Zu Hause wartete sein zorniger Vater und zog ihm gleich nochmals die Ohren lang.
Aus Clifton wurde ein Geschichtsstudent, dann ein Lehrer mit Auszeichnung des Staates Texas: Educator of the Year. Er sang auf kleinen Bühnen in der Region Cowboylieder. Seine Message an die Schüler war stets: Das Leben geht weiter. Egal, wie dunkel und furchtbar die Geschichte sein mag: Die Sklaverei, der Bürgerkrieg, das ist die gemeinsame Geschichte aller. «Egal, wie sehr es schmerzt, ohne ein ehrliches Gespräch kommen wir nicht weiter.»
Und ohne die Rückkehr zu den Werten der Cowboys schon gar nicht. Sein Grossvater war Vormann auf der grössten und reichsten Ranch weit und breit. Dort zählte das Können auf dem Pferd und wie man mit seinen Mitmenschen umging. Und nicht die Hautfarbe. Heute tragen die Cowboys Baseballhüte. Ihr Essen kommt nicht mehr von den Weiden, sondern aus der Tiefkühltruhe. Das kanns ja wohl nicht sein.
Er hat für den Abend den Picking Circle zusammengerufen, eine Runde alter Cowboys aus der Umgebung. Sie treffen sich regelmässig, um einander Geschichten zu erzählen, Gedichte vorzutragen und Lieder zu singen. Einer nach dem andern, immer im Kreis, manchmal stundenlang.
Nach dem Essen fahren wir Clifton hinterher, ein paar Kilometer raus aus Bandera, halten etwas abseits der Hauptstrasse. Da gibt es einen überdachten Spot mit Tischen, Bänken und Feuerstelle. Als wir uns zu ihnen gesellen, packen die Performer des Abends schon ihre Instrumente aus. Wir schütteln rundum die Hände, lernen Jeff, Lynn, Lew und seine Frau Pam kennen. Vorne an der Strasse hat es eine grosse Tankstelle mit Kühlschränken voller Bier, wir decken uns ein und plaudern mit Scott, dem Besitzer. Er will später auch vorbeikommen. Ihm gehöre schliesslich dieser ganze, licht bewaldete Grund mit Eventlokal und Trailerpark.
Als es um achtzehn Uhr mit dem ersten Lied losgeht, sind ausser uns und den Begleitern der Performer noch kaum Leute da. Jeff ist der Chef der Runde, ganz der joviale Klassenclown. In seinen Liedern geht es um die Freuden des Nacktbadens, in einem Rodeosong besingt er den «grossen Himmel zwischen Sattel und Hintern». Er nimmt Clifton den Hut ab und setzt ihn mir auf. Anja wird zum Two-Step gebeten, und ich spiele auf Cliftons Wäschezuber-Bass ein paar Nummern mit. Dazwischen fragt mich Jeff nach meinem «middle name». «None», sage ich, «ich habe keinen.» «What», fragt er zurück, «you’re a nun?» Und weiter im Takt, wompah wompah, womp womp womp.
Lynn, das zeigt sich schnell, ist der Star des Abends. Die harte Arbeit als Farm-Foreman hat ihn tief gebückt. Jetzt ist er in Pension und widmet sich der Niederschrift all seiner Geschichten und Gedichte, bevor er sie vergisst. Seine erste CD, auf der er sie vorliest, war ein Hit: Die 2000 Exemplare sind längst vergriffen. Kein Wunder bei seinem Klang. Bob Dylan sagte mal über Johnny Cash, dessen Stimme käme aus dem Mittelpunkt der Welt. Genau so ist es mit Lynns Worten voller Leben, Witz und Weisheit, die sich um das Publikum legen wie die hereinbrechende Dämmerung.
Aus dem Trailerpark sind inzwischen um die zwei Handvoll Zuschauerinnen hinzugekommen. Zwei Fussgänger kommen die sanfte Böschung hoch vom Fluss und setzen sich dazu. Mit Bieren und Tieren: Die Frau von Tankstellenbesitzer Scott ist hoch zu Ross dabei. Naturalistische Gedichte über Felder, auf denen blaue Blumen wachsen, so weitläufig, dass es zwei Tage dauert, sie zu durchreiten. Über ein Paar, bei dem er Two-Step tanzt und sie Walzer – und doch sind sie auf wundersame Weise im Gleichschritt.
Lew, ein Sattelmacher, der einst sein Glück als Profimusiker in Nashville versucht hat, sagt, er spiele Cowboymusik, kein Country. Um die Abgrenzung ganz klar zu machen: Nach zehn Minuten Countryradio gibt er sich jedes Mal fast die Kugel. Country habe heute nichts mehr mit Cowboys zu tun. Und er stimmt ein Lied an über die feinen Unterschiede zwischen den Lassotechniken in Texas und Kalifornien. Kalifornien lässt eine lange Leine, Texas ist tough. Deshalb fehlt hier vielen ein Daumen, vom Lasso abgerissen.
Nach dem Song hält er inne, sagt, er müsse ein paar Gedanken anbringen. Zur Sache mit den Konföderierten-Statuen, die jetzt überall abgebaut würden. «Die Geschichte des Südens wird entsorgt.» Und die Sache sei die: Der Süden sei im Würgegriff des Nordens zur Sklaverei gezwungen gewesen. Man hört das Publikum leer schlucken. «Denn der Süden», fährt er fort, «hat Amerika zu zwei Dritteln versorgt.» Das Publikum verharrt in eiserner Stille und starrt in die Nacht. Als er weiterreden will, würgt ihm seine Frau Pam das Wort ab – zu peinlich wird seine Rechtfertigung der Sklaverei. Und weiter gehts im Takt, wompah wompah, womp womp womp.
Geschmeidig gereimte Geschichten über Winterwinde reihen sich an selbstironische Eichhörnchen-Lieder. Als die Reihe wieder an Clifton Fifer Jr. ist, steht er auf, breitet seine langen Arme aus. Sagt sein nächstes Lied an, über die Büffelsoldaten, die schwarzen Soldaten des Bürgerkriegs. Die Indianer gaben ihnen den Namen, weil ihr Haar so kraus war wie das der Buffalos. Dann singt er mit voller Kehle, ohne Begleitung. Seine Stimme, die Artikulation, die Wortwendungen seines Textes treffen eine magische Mitte zwischen dem Sporenklirren des schlauen Cowboybarden und der demütigen Tiefe des Gospels.
Ein berührender Moment. Tosender Applaus. Nun steht ein Zuschauer auf. Er müsse jetzt auch etwas sagen. Wegen der Büffelsoldaten. Es sei höchste Zeit, die Geschichtsbücher neu zu schreiben. Er für seinen Teil habe aber seinen Kindern immer klargemacht, dass unter den Konföderiertenkriegern auch heldenhafte Schwarze gewesen seien. Thank you. Er setzt sich. Yeah, rufen zwei, drei Zuschauer. Clifton setzt sich, selbst gerührt.
Der Picking Circle endet mit einem holprigen Rap von Jeff, bei dem sich Clifton vor Lachen nur mit Mühe auf dem Stuhl halten kann. Kaum ist das letzte Wort gesagt, springt ein Native American auf, der den halben Abend dagesessen und sich betrunken hat, lange Haare, verlotterte Kleidung. Er verschwindet in den Wald. Wir sind schon beim Small Talk über die besten Musiklokale in Austin, unserer nächsten Station, da taucht der Indianer wieder auf. Mit einem grossen Schwert. Er geht zu Clifton. Ich verstehe nicht, was er zu ihm sagt. Ich sehe nur den Moment, als er das Schwert in Cliftons ausgestreckte Arme legt und sich die zwei Männer ein paar Sekunden still gegenüberstehen.
Ich frage dich nicht
Tage 15 bis 18, Anja Conzett, Bandera, Texas
Bandera setzt sich zusammen aus Wassertürmen, auf denen Schwärme von Geiern rasten, Saloons wie aus John-Wayne-Filmen, Männern, die auf Pferden in die Stadt reiten, Pferden, die jedes Mal scheuen, wenn eine der Dutzenden Harleys aufheult. In Bars trinken wir Light Beer, weil es für alles andere zu heiss ist. Wes, der hochaltrige, immer noch aktive Rodeoreiter, dem ein Daumen von den Zügeln eines Mavericks abgerissen wurde, lässt mich auf seinem Longhorn-Bullen reiten. Carrie, eine texanische Schönheit wie aus dem Bilderbuch, erzählt mir, wie sie vor einer Woche, als Hurrikan Harvey das Benzin knapp werden liess, nur noch mit dem Pferdegespann die zwanzig Meilen von ihrer Ranch in die Stadt bewältigen konnte. Ich mag diese eigensinnigen Menschen, die sich hier, weitab von den Geschehnissen, Sorgen und Problemen des Rests der Welt, in ihr eigenes kleines Utopia zurückgezogen haben. Ich finde alles spannend, ich finde alles schön, aber die Relevanz, die du hier siehst, erschliesst sich mir nicht
Doch wenigstens wird die hohe Kadenz der letzten zwei Wochen endlich etwas gedrosselt. Zwei halbe Tage können wir hier freimachen, etwas durchatmen. Du bleibst in der Hütte, die wir gemietet haben, während ich durch die Wälder und Steppengraswiesen streife. Feuerrote Hänflinge, grüne Kolibris und goldbäckige Waldsänger schwirren über den ausgetrockneten Bachbetten. Auf einer Lichtung entdecke ich das Skelett eines Wildschweins samt Kojotenbissspuren. Vierzig Minuten pirsche ich mich an eine Herde Weisswedelhirsche heran, bis ich nur noch wenige Meter von den Tieren entfernt bin – und mir einfällt, dass nebst mir wohl auch Klapperschlangen durchs Dickicht kriechen.
Ich mache es mir auf einem Felsen bequem und denke nach. Bedroht das Internet den Zusammenhalt der Nationen, weil es uns ermöglicht, uns in eine virtuelle Realität zurückzuziehen, in der alle dasselbe denken wie wir? In eine Welt ohne Widerspruch?
Der amerikanische Statistiker Nate Silver vergleicht in seinem Buch «The Signal and the Noise» das Zeitalter der Digitalisierung mit der Erfindung des Buchdruckes. Beide Zeitalter waren Tsunamis der Information. Der Buchdruck ermöglichte, den Macht- und Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche und letztlich auch der Monarchie zu brechen. Die Kritik am Herrschaftssystem jener Zeit war nicht neu. In der ungeahnten Verbreitung lag die explosive Kraft.
Der erleichterte Zugang zu Wissen hatte anfangs vor allem eine Folge: Zersplitterung. Der Buchdruck, so erfreulich seine Langzeitwirkung auch war, stürzte Europa in 120 Jahre Krieg. Je mehr Information zur Verfügung steht, desto selektiver wird die Wahrnehmung. Filterbubbles folglich sind kein Phänomen des digitalen Zeitalters. Aber wir leben in einer Zeit, in der erneut das Wissen und die Sichtbarkeit sozialer Gruppen explodieren. Und wenn es stimmt, dass die digitale Revolution auch jene Stimmen verstärkt, die besser nicht gehört werden würden – wie lange dauert es dann bis zu den nächsten Bürger- und Glaubenskriegen?
In der Abenddämmerung, die immer früher über uns hereinbricht, setzen die Zikaden an zum ohrenbetäubenden Gutenachtgesang. Ich setze die Kopfhörer auf, laufe zurück zum Bungalow und höre «Dark Night» von The Blasters. Du sitzt da, auf dem Gartenstuhl, mit deiner eleganten Tänzerinnenpostur, den Blick in die Ferne. Ich wüsste gerne, worüber du nachdenkst. Und doch frage ich dich nicht.
Der Staatsfeind
Tag 18, Anja Conzett, Austin, Texas
Austin liegt an der Spitze einer demokratischen Zunge, die in den sonst durch und durch republikanischen Staat leckt. Der inoffizielle Slogan der Stadt: «Keep Austin weird», helft, dass diese Stadt sonderbar bleibt. Die Luft ist feucht und heiss, aus dem Autoradio spielt «Breakers Roar» von Sturgill Simpson. Wir biegen in das Quartier ein, in dem Scott Crow wohnt, es ist ziemlich gemischt: Von baufälligen Hütten bis zu modernen Glasvillen ist alles vorhanden.
Scott Crow, ein schlaksiger, weisshaariger Mann, fünfzig Jahre alt, in Kampfstiefeln und kurzärmeligem Hemd, empfängt uns mit bubenhaftem Blick und ausgebreiteten Armen. Scott Crow ist Anarchist, seit mehr als dreissig Jahren kämpft er gegen den Staat. Er ist einer der Köpfe des Common Ground Collective – einer Organisation, die ausrückte, als Hurrikan Katrina die schwarzen Arbeiterviertel von New Orleans verwüstete. Seither ist Scott Crow ein Star in der amerikanischen Anarchistenszene, einer, der Interviews auf CNN gibt und vor Studenten an Elite-Universitäten spricht. 1996 hat er zum letzten Mal gewählt. Seither hat er seinen Glauben an die Demokratie verloren. An ihre Stelle sollten kleine, autonome Gesellschaften treten. Der alte Anarchistentraum.
Zwanzig Jahre lang wurde Scott Crow vom FBI überwacht, in seiner Akte steht: «Scott Crow ist ein Strippenzieher. Er geht an Anlässe, um Ärger zu stiften. Er ist derjenige, der Steine wirft, im Gegensatz zu denjenigen, die Poster in die Luft halten.» Scott Crow brüstet sich damit wie mit einem Zeugnis, summa cum laude für Staatsfeinde. Er zitiert die Passage oft.
Wir sitzen am hölzernen Küchentisch eines Hauses, das er zurzeit einem Freund auf der Flucht vor Hurrikan Harvey geliehen hat; eigentlich lebt Crow zusammen mit seiner Frau im mexikanischen Grenzgebiet. Crow stammt aus ärmlichen Verhältnissen, sein Vater kochte Crystal Meth. Gleichsam fasziniert wie angewidert liest er regelmässig Breitbart und schaut Fox News. «Ich kenne das Milieu, in dem sich Trumps Wähler bewegen. Dort gibt es keine Jobs, nur Crystal Meth, Crystal Meth und eine Menge Wut.»
Und doch sei Trump keine Katastrophe. Im Gegenteil: «Um den Staat so zu schwächen, wie Trump es tut, hätten wir Anarchisten das Weisse Haus stürmen müssen!»
Scott Crow sagt das mit derselben lakonischen Unbeschwertheit, mit der er uns erzählt, wie sein Stiefvater seine Mutter halb tot geschlagen habe. Damals war er zwölf. Es war der Moment, der ihn lehrte, welche Macht Waffen im Widerstandskampf haben. Es war nicht das erste Mal, dass der Stiefvater die Mutter prügelte, aber es war das letzte Mal, weil der Bub Scott Crow dazwischenging, bereit, zu der Waffe zu greifen, die der Stiefvater im Nachttischschrank hatte.
«Das Gute an einer anarchistischen Gesellschaftsform ist, dass sich die kleinen autonomen Gemeinschaften nicht einig sein müssen.»Scott Crow, Anarchist
Er betont, dass er niemals bewaffnet auf Demonstrationen geht. Unser Fotograf Reto ist der erste, der ihn nebst seiner Frau mit Waffe abbilden darf. Sich bewaffnen, demonstrieren, Steine schmeissen? Das seien die glamourösen zehn Prozent seiner politischen Arbeit. Der Rest ist auch bei ihm Schreibtischarbeit.
Scott Crow findet es wichtig, dass man in Konflikt miteinander tritt. Eine Gesellschaft, in der Konflikte keinen Platz hätten, könne sich nicht weiterentwickeln. Deshalb ist er auch im rechten Milizmilieu bestens vernetzt. Anders als viele seiner Mitstreiter kann er mit diesen Leuten sprechen. Weil er sie kennt. Scott Crow redet schnell, assoziativ, wird nie laut, ist immer nachdrücklich. «Sprecht mit den Leuten, wie sie sprechen, nicht wie ihr gerne hättet, dass sie sprechen», sagt er und ruft seine drei Hunde zur Ordnung, die im Garten hinter dem Haus eine Katze über den Zaun jagen. Die Hunde kommen angetrottet, machen Sitz und Platz. Er bedankt sich bei ihnen.
Ich sage ihm, dass ich es für zynisch halte, Trump dafür zu feiern, dass er Zwietracht sät. Frage ihn, ob mein Eindruck stimme: Sehnt er sich einen Bürgerkrieg herbei?
Er unterbricht seinen Redefluss und blickt mich lange freundlich lächelnd an. Dann: «Aus Sicht der rechten Milizen tobt längst ein Bürgerkrieg. Staaten gegen Staaten? Norden gegen Süden? Nein, so weit wird es nicht mehr kommen. Aber es wird noch sehr viel schlimmer, bevor es wieder besser werden kann.»
Amerikas grösstes Problem, fährt er fort: Es gebe kein Klassenbewusstsein. Jeder, der arbeite, halte sich hier für Mittelklasse. Auch die Working Poor. Das sei die grosse amerikanische Illusion, und schuld daran sei der Kalte Krieg. Angesicht der kommunistischen Bedrohung war es lange Zeit unmöglich, über Klassengegensätze zu sprechen. Also habe man stattdessen über Rassenunterschiede gesprochen. Die Rechten hätten den Linken das Thema diktiert. Ein schwerer Fehler, wie er findet. Wenn man eine neue Weltordnung wolle, könne man nicht nur anti-dies, anti-das sein.
Zwei Stunden lang reden wir; dann verabschiedet uns Scott Crow so herzlich, wie er uns empfangen hat, und steckt uns gleich noch eine Tüte Gras zu. Nach dem Gespräch bemühe ich mich um Fröhlichkeit, aber die Stimmung ist kühler als die Luft aus der Klimaanlage im Restaurant, in dem wir schweigend zu Mittag essen.
Scott Crow war eigentlich dein Interviewpartner. Du wolltest ihn treffen, weil er dich aus der Ferne faszinierte. Du hast dich auf das Gespräch gefreut, ich war misstrauisch. «Grossartig», habe ich mir gedacht, «noch einer von diesen Extremisten, die den Bürgerkrieg zum Deus ex Machina stilisieren.» Aber dann hat er «Klasse» gesagt, nicht «Rasse». Ungefragt, immer wieder ist er auf dieses Thema zurückgekommen. Wie verhext. Irgendwann hast du dich komplett aus dem Gespräch ausgeklinkt – und am Ende sagst du mir, ich solle über ihn schreiben. Schliesslich hätten wir uns so gut verstanden.
Unter normalen Umständen finde ich nichts langweiliger, als einen Menschen zu interviewen, der gleicher Meinung ist wie ich. Aber das sind keine normalen Umstände. Während des Gesprächs war ich erleichtert, zum ersten Mal auf dieser Reise mit jemandem zu sprechen, der meine Sicht wenigstens abschnittweise teilt. Aber da wusste ich ja noch nicht, dass ich über ihn schreiben muss. Ich fluche stumm in mich hinein, während wir Austin verlassen, und frage mich, ob ich den schlimmsten Fehler begangen habe, der einer Reporterin passieren kann: Habe ich die Distanz zu meiner eigenen Position verloren?
Hinter Austin beginnt the Great Wide Open. Eine weiss leuchtende Steppe, die Stunde um Stunde das gleiche Bild bietet: Sand, Fels, Gestrüpp, hin und wieder der Zaun einer Farm, Longhorn-Rinder, kein Baum, der Schatten spenden könnte. Was du falsch verstanden hast: Scott Crow ist nur oberflächlich meiner Meinung. Die Haltung hinter seiner Meinung ist deine Haltung. «Das Gute an einer anarchistischen Gesellschaftsform ist, dass sich die kleinen autonomen Gemeinschaften nicht einig sein müssen», sagt er. Man müsste keinen Konsens mehr finden. Du müsstest dich nie wieder mit Menschen wie Kanjaksha Kumar Katta abgeben. Niecee X bekäme ihr rein afroamerikanisches Amerika. Pater Larry Bean könnte in seiner Utopie leben, wo es weder Abtreibung noch staatliche Kontrolle gibt, und die Minenarbeiter hätten keine globalen Märkte mehr, mit denen sie sich messen müssten. Alle wären glücklich. Wirklich?
Ich sitze hinten im Wagen und frage mich, ob du und Scott Crow vielleicht sogar recht haben. Ob man der Zersplitterung Amerikas nicht mit Sorge, sondern mit Hoffnung entgegensehen sollte. Ist dieses Land, in dem alles so überdimensional ist, überhaupt regierbar? Wenn Menschen wie Trump durch die amerikanische Demokratie an die Macht kommen, hat die Demokratie dann nicht ausgedient? Ist sie vielleicht doch nur eine Jugendliebe, dazu verdammt, überwunden zu werden, weil sie so verlockend träge macht, so behaglich und starr?
Wir fahren weiter durch die schiere Nichtheit, vorbei an wiegenden Ölbohrkränen, die wie eiserne Pferdeherden die Steppe abgrasen. Ich lege mich auf der Rückbank hin, strecke meine Füsse durchs Fenster ins Blaue, höre «I’m on Fire» von Bruce Springsteen. Und dann finde ich es wieder, dieses kleine Aber, dass sich immer dann in mir regt, wenn sich doch gerade alle so schön einig wären. Die Anarchie geht davon aus, dass jeder Mensch im Grunde gut ist und sich entsprechend richtig verhalten wird, sofern man ihm ein Leben ohne Zwänge oder unnatürliche Autoritäten ermöglicht. Ein schöner Gedanke.
Doch er geht nicht auf. Auch anarchistische Gemeinschaften sind noch immer an Territorien geknüpft und damit an Ressourcen. Und Ressourcen bergen ein noch grösseres Konfliktpotenzial als Ideologien. Wie kann Krieg unter den einzelnen Kulturstämmen verhindert werden ohne Verträge, die für alle gelten? Und sollte die Weltgemeinschaft nicht all ihre Energie darauf konzentrieren, dass es auch der letzten Gemeinschaft dieses Planeten besser geht – anstatt sich danach zu sehnen, dass die eigene Ideologie zum Dogma seiner unmittelbaren Lebenswelt wird? Ist das nicht egozentrisch?
Ich sage Tag, du sagst Nacht
Tag 19, Yvonne Kunz, Ozona, Texas
Wir sind unterwegs nach Crane, einem Kaff im Süden. Ich will sehen, wie es Jorge Gonzalez ergangen ist, meinem Zufallsnachbarn während der endlosen Busfahrt nach Atlanta. Jorge war aufgekratzt. Ein paar Stunden zuvor hatte man ihn aus dem Knast entlassen. Drei Jahre hatte er wegen Drogenhandel gesessen, und man hatte ihn aus dem tiefsten Südwesten in die Pampa West Virginias verfrachtet; seine dreijährige Tochter würde er bald zum ersten Mal sehen. All die Tattoos, Embleme und Schriften, die sich über Hände, Hals und Gesicht verteilten, raunten: Latino-Gang. Auf seinen Augenlidern steht: «Still Fly». Er sei noch immer cool. Ich finde das eher süss als angsteinflössend. Wie ist es ihm ergangen, zurück in seiner Heimat?
Ich hatte mich gefreut auf diesen Teil der Reise, die Fahrt ins Nichts. Wo man besser volltankt und das Wasser literweise packt. Doch jetzt, wo das öde Flachland vorbeizieht, nur trockene Erde mit stachligen Büschen, mit den immer gleichen sporadisch hingeworfenen Ansammlungen von Tankstellen und Motels, werde ich unruhig. Es ist keine äusserliche Nervosität, sondern eine diffuse innere Aufruhr, das Gefühl, unterwegs etwas liegen gelassen zu haben. Aber ich weiss: Das Gepäck ist komplett, es sind Teile meiner selbst, die fehlen. Geht mir immer so, wenn ich lange auf Achse bin. «Alte Seelen reisen langsam», sagte eine Chinesin mal zu mir, als ich ihr dieses Unbehagen beschrieb.
Unablässig starre ich in den Fluchtpunkt der bis in den Horizont immer gerade verlaufenden Strassen. Und es geigt keine triumphale Symphonie der grenzenlosen Freiheit, nur die Anspannung, was wir in Crane vorfinden werden. Die allgemeine Laune verträgt keinen Dämpfer. Anja hat sich quer über den Rücksitz lang gestreckt und döst. Sie hat die Nacht durchgearbeitet. Durchgeschrieben. Eine selbstbekennende Workaholic, die für sich keine Öffnungszeiten kennt, sich aber als Gewerkschafterin für bessere Arbeitsbedingungen anderer einsetzt. Ihr leidenschaftliches bis bissiges Engagement für die Working Class, auch journalistisch, zeichnet sie besonders aus. Was irritiert mich denn jetzt so daran?
Ich sinniere der Frage nach, was denn das heisst, Klasse. Working Class. Wer sind all diese einfachen Arbeiter, deren Sorgen man nicht hört? Die jetzt in ihrer Verzweiflung keinen anderen Ausweg sahen, als einen populistischen Kotzbrocken zu wählen. Die Trumps dieser Welt – Milliardäre, die in die Politik wechseln – definieren stets eine patriotische Arbeiterklasse, Stolz und Rückgrat eines Landes. Wenn Trump vom hart arbeitenden Amerikaner redet, dann ist das ein weisser Mann, ein Kohlekumpel im Rustbelt. Er wendet sich an eine ganz spezifische Arbeiterklasse und hijackt dabei den ganzen Klassendiskurs.
Hillary Clinton habe es versäumt, sich an die arbeitende Bevölkerung zu wenden, heisst es meist. Das stimmt so nicht. Sie sprach sehr wohl zu «all working families», samt Programmen für Kinderbetreuung. Doch dann stimmte ein Grossteil der weissen Arbeiter für Trump – während fast die gesamte nichtweisse Arbeiterschaft für Clinton stimmte. Ta-Nehisi Coates, der Intellektuelle, bemerkte dazu: Die Demokraten sind nicht mehr die Partei der Arbeiter und vor allem nicht mehr die Partei der Weissen. Rasse oder Klasse? Die Grenzen flimmern.
Nach einigen Irrrunden durch Crane finden wir Jorge hinter einem Motel. Mit zwei Kollegen schweisst er Dachrinnen an ein lang gezogenes Gebäude. Als wir ankommen, sind die drei Männer dabei, Metallteile von einem Kleinlaster abzuladen. Unser Besuch scheint ihm unangenehm zu sein. Der Chef steht ja auch daneben, er muss arbeiten. Die Hälfte unseres ungelenken Gesprächs handelt vom Wetter. Die Hitze! Und dann noch Schweissen auf dem Dach, wie tough! Wir verabreden uns für später, auf ein Bier in seinem Zimmer. Er teilt sich das Zimmer mit seinem Chef. Bier und Süssgetränke in Grosspackungen stehen herum, Arbeitskleidung liegt auf den Sesseln, der Fernseher läuft. Und noch mal: Fuckin’ hot heute, nicht? Aber hey, das hier ist Southwest Texas. Und er ist froh, dass er nach der Haft gleich Arbeit gefunden habe, das Handwerkergeschäft gehört einem Bekannten. 18 Dollar die Stunde, that ain’t bad. Nicht so gut wie die 28 Dollar die Stunde früher auf dem Ölfeld. Aber der Job ist auch nicht so gefährlich. Er gehörte zu denen, die am Bohrloch standen. Es kann jederzeit zum Blow-out kommen, dem unkontrollierten Austreten von Öl oder Gas. «Oh ja, ich habe viele sterben sehen», sagt Jorge.
Er hätte Hillary gewählt, «Trump mag uns Latinos nicht». Aber als verurteilter Drogendealer wird er ohnehin nie wieder wählen dürfen. Nicht verwunderlich also, wenn ihn der Plot-Twist in der Telenovela, die gerade über den Bildschirm flimmert, mehr interessiert als nationale Politik. Den Präsidenten mit seinen bekloppten Tweets findet er einfach nur «dumb», «ein ungezogenes kleines Kind».
Wie seine Tochter. Ein Biest sei die kleine Sofia, nicht mal in die Krippe könne er sie geben – sie beisst die anderen Kinder. Sie lebt bei seiner Schwester – die Mutter ist auch «weg ». Sitzt im Knast, wegen Kokainhandel. Er erzählt, dass er die Geburtstagsparty für seine Tochter nachgeholt hat. Familie, Freunde, Schokoladenkuchen. Wir stossen auf die Zukunft an – und seinen Feierabend. Der «jefe» hat den Arbeitstag für beendet erklärt.
Und wir müssen weiter, auf schurgeraden Strassen durch das gleissende Sonnenlicht der Einöde. Vorbei an verlassenen Tankstellen, über wuchtige Kreuzungen immer weiter ins Badland Richtung Grenze. Stundenlang sitzen wir im Auto. Die Stunden dehnen sich aus, das Auto wird enger. Anja und ich scheinen uns selbst schweigend zu widersprechen. In den letzten Tagen erklang in meinem Kopf immer mal wieder das gereizte Elektropiano eines alten Genesis-Hits, und Phil Collins beginnt zu singen: «Ich sage Tag, du sagst Nacht». Yep, Phil fuckin’ Collins. Nineteen eighty fuckin’ three.
Anja sagt Klasse, ich sage Rasse. Ich Tarzan, du Jane. Ich Hillary, du Sanders. Als wären es Gegensätze. Wir gehen ja beide nicht davon aus, dass es so einfach ist. Vor unserer Abreise konnten wir uns sowohl über die übereifrigen PC-Tanten lustig machen wie über den fremdenfeindlichen Patriarchen aus dem Neandertal.
Und auch hier durchschauen wir beide die Heuchelei, wenn Amerika sich als Hort postrassistischer Chancengleichheit feiert. Oder als Ort, wo es jeder Tellerwäscher und jede Supermarktkassiererin schaffen kann. Sie sagt ja genauso wenig, Rassismus sei kein Problem, wie ich finde, Klassismus sei keines. Wir sind beide angewidert sowohl vom Brutalokapitalismus hier als auch der White Supremacy, die wir sehen.
Und trotzdem stehen wir uns nun als polarisierte Karikaturen gegenüber und finden keine Mitte. Statt neue Worte und Gedanken jenseits von Identitätspolitik und Klassenkampf zu entwickeln, reproduzieren wir einen dysfunktionalen Diskurs. Und sitzen am Ende des Tages auf einer Veranda in Marfa, schieben geräuschvoll den Aschenbecher über den Betonboden zwischen uns hin und her und reden über Ziegenkäse und Abendrot. Sie in moussierender Nettigkeit, ich in mundfaulem Gleichmut.
Dorf ohne Reibung
Tag 18, Anja Conzett, Marfa, Texas
Als wir Marfa, Texas, erreichen, verschwindet die Sonne gerade hinter dem Gebirge des Big Bend National Park. Der Horizont steht in Flammen, während über uns der Vollmond aufgeht. Wir bleiben so lange auf der Raststätte vor dem Dorf, bis es beinahe dunkel ist. Marfa soll unsere Auszeit werden. Vier Tage ohne geplante Interviews, einfach hingehen und sehen, was sich machen lässt.
Marfa hat breite Strassen und Häuser, die aussehen, als wären sie als Filmkulisse erbaut worden. Das Dorf entstand während der Zeit, in dem die Eisenbahn Amerikas unwegige Weiten erschloss. 1971 entdeckte der Künstler Donald Judd das verschlafene Nest und machte es zu dem, was es heute ist: ein Zufluchtsort für zivilisationsmüde Künstler und Kulturschaffende aus New York und L.A. Dutzende Galerien finden sich im 2000-Seelen-Kaff.
Das Lehmsteinhaus, in dem wir wohnen, hat hohe Fenster, bunt gestrichene Wände und war früher der nationale Hauptsitz der Border Patrol, die unterdessen in einen klumpigen Sechzigerjahre-Bau am Rand des Dorfs gezogen ist. Direkt neben den Luxus-Campingplatz. Die Betreiber haben einen Zaun hochgezogen, damit die Touristen nicht auf die Zwinger der Spürhunde blicken müssen.
Am Abend fahren wir noch einmal raus, um die Milchstrasse zu sehen. Keiner von uns hat das Bedürfnis, etwas zu sagen. Also sitzen wir da, schauen in den Himmel und rauchen den Joint, den uns Scott Crow zum Abschied geschenkt hat. Dann taucht am Himmel ein Licht auf. Eine grüne Kugel, ein kurzes Leuchten, wie ein weicher Blitz. Es sind die Marfa Lights. Ein ungeklärtes Phänomen, das von Zeit zu Zeit kurz nach dem Eindunkeln über Marfa erscheint.
Wir wussten davon. Doch das Phänomen ist so rar, dass wir nicht damit gerechnet haben, es zu sehen. Da leuchtet es wieder. Blau dieses Mal. Da, rot! Dort, orangefarben! Wir bleiben fast eine Stunde wie angewurzelt stehen, bevor wir wieder ins Auto steigen und im Schritttempo durch die leeren Strassen schleichen, wie eine Bande Verbrecher, die gerade den Coup ihres Lebens gelandet hat und es noch nicht ganz fassen kann.
In meinem Zimmer stelle ich fest, dass ich zu lange nicht mehr gekifft habe. Mein Kreislauf versucht galoppierend meinen Körper zu verlassen. Ich sitze auf dem Bett, starre die Cowboyhutsammlung an, die an der Wand hängt, und frage mich, wie es sich anfühlt, sie alle gleichzeitig zu tragen. Welche Kultur hat die Cowboyhüte eigentlich erfunden? Auf welchem Entwicklungsstand einer Zivilisation wird aus dem reinen Nutzgegenstand Hut ein reiner Schmuck? Apropos, habe ich meinen Armreif in West Virginia verloren, oder hatte ich ihn gar nie dabei? Meine Gedanken springen von Assoziation zu Assoziation, mit der drängenden Frage, ob ich nicht noch irgendwo eine Packung Kekse habe, schweift mein Blick auf das Buch mit Zitaten von Martin Luther King, das ich im Civil Rights Museum in Atlanta gekauft habe: «We cannot be satisfied as long as the negro’s basic mobility is from a smaller ghetto to a larger one» – wir können nicht zufrieden sein, solange die einzige Mobilität der Schwarzen darin liegt, von einem kleineren Ghetto in ein grösseres zu ziehen. Und das wirft in mir die Frage auf, wie es in den USA um die soziale Mobilität bestellt ist: jenen Faktor, der bestimmt, wie gross die Chancen sind, aus einer tiefen Schicht der Gesellschaft in eine höhere zu steigen. Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder absolute Zahl: Wie sich eine bestimmte Schicht zusammensetzt, ist letztlich nebensächlich. Was zählt, ist die Möglichkeit, bei gleichen Fähigkeiten die gleiche Wirkung zu erzielen. Fest steht: Die USA, das Land, das den Aufstieg vom Tellerwäscher zum Milliardär zum Mythos meisselte, schneiden schlechter ab als eine Vielzahl Länder in Europa. Arm bleibt meistens arm. Aber wie sieht es mit der sozialen Mobilität in Amerika hinsichtlich der Hautfarbe aus?
Dieser Frage gehe ich nach, während ich versuche, sieben Cowboyhüte auf meinem Kopf zu balancieren, und meinen Laptop mit Kekskrümeln eindecke. Die Zahlen bleiben in meinem vernebelten Verstand nicht hängen, ich werde sie am Morgen nachrecherchieren müssen, aber ihre Dimension erschliesst sich mir trotz THC im Blut – und sie scheinen eindeutig: 51 Prozent der schwarzen Amerikaner, die in der untersten von fünf Schichten geboren werden, steigen nicht auf. Bei der weissen Unterschicht sind es 23 Prozent. Das ist frappierend. Aber dann poppt eine Harvardstudie auf, die festgestellt hat, dass vor allem ein Faktor über Aufstieg oder Fall entscheidet: ob die Eltern alleinerziehend sind oder nicht. 66 Prozent der Kinder afroamerikanischer Abstammung wachsen mit nur einem Elternteil auf. Unter Weissen sind es 25 Prozent. Aber wie kommt es dazu, dass afroamerikanische Kinder oft nur einen Elternteil haben? Ist das nicht auch nur der Effekt eines tief verwurzelten institutionalisierten Rassismus? Und sollte ein Staat ohnehin nicht darauf ausgerichtet sein, dass auch Alleinerziehende genügend Zeit in ihre Kinder investieren können, damit diese gedeihen?
Unterdessen sitze ich auf der Veranda, klammere mich an einer leeren Bierflasche fest, die jemand vergessen hat, und gebe mich der bittersüssen Gewissheit hin, dass Statistiken uns niemals recht geben können. Sie fordern uns höchstens dazu auf, die richtigen Fragen zu stellen.
Plötzlich fangen sämtliche Hunde der Nachbarschaft zu bellen an, und vier Wildschweine tauchen aus dem Nichts auf dem Gehsteig vor mir auf. Als sie mich sehen, rennen sie davon. Erst an der Kreuzung realisiere ich, dass es keine gute Idee ist, einer Horde Wildschweinen nachzurennen. Der beissende Ammoniakgeruch bleibt auch so noch eine Zigarettenlänge bei mir hängen, während ich «The Passenger» von Iggy Pop höre und mir vornehme: Morgen kläre ich diesen Disput mit dir auf. Morgen lachen wir darüber, wie stur wir waren. Morgen beenden wir einen Konflikt, der schon länger währt, als wir auf der Welt sind.
Das Problem von noch so manchem Morgen: Man ist wieder nüchtern, und die Hölle sind wieder die anderen. Ich will diesen eigenartigen Flecken Erde entdecken, wissen, was es mit ihm auf sich hat. Du willst zu Hause bleiben und lesen. Ich ziehe alleine los. Innerhalb eines Morgens fülle ich die restlichen Tage mit Interviewterminen.
Im Hotel Saint George, einem von zwei Hipsterpalästen, die einer wohlhabenden Klientel auch mitten in der Wüste standesgemässe Übernachtungen anbieten, treffe ich zur Happy Hour Garbo, eine blonde Schuhdesignerin, die sich am Dorfrand soeben ein Haus für sich und ihren Kater gekauft hat. Bis unsere ungeniessbar kreativen Drinks ausgetrunken sind, ist die halbe Kulturszene von Marfa an unserem Tisch vorbeigekommen: Lynn, der Mäzen, der keine Kunst macht, aber Immobilien hat. Sara, die Studentin aus der Westschweiz, die im Austausch ist, den ihre Designschule anbietet, und Frank, dessen Hund heute Geburtstag hat; Frank, der so wichtig ist, dass er noch nicht einmal verrät, was für Kunst er eigentlich macht.
Im Dairy Queen, dem einzigen Fast-Food-Restaurant im Ort, bin ich mit John und Britt verabredet. Die Rentner treffen sich jeden Tag hier. John ist ein pensionierter Border-Patrol-Pilot, der über 500 mexikanische Flüchtlinge aus dem Gebirge geborgen hat. Manchmal zu ihrem Glück. Meistens zu ihrem Pech: Denn ob er sie nun vor dem sicheren Tod im unwegsamen Gelände rettete oder nicht, zurückgeschickt wurden sie immer. «Arme Teufel», sagt er mit einer nüchternen Selbstverständlichkeit, die keinen Zweifel zulässt. Britt ist neunzig Jahre alt, lebt seit siebzig Jahren in Marfa und hat bis zu seiner Pension die Schule geleitet. Jetzt sitzt er noch im Gemeinderat. Als er fünfunddreissig Jahre alt war, besuchten noch insgesamt fünf Kinder die Schule. Zwei davon waren seine. Jetzt sind es wieder um die vierzig. Eine Entwicklung, die den Städtern zu verdanken sei, sagt er. Auch wenn sie sonst nicht nur Gutes bringen würden. Was das ist, lässt er offen.
Tessa ist die Frau eines der reichen Rancher, denen neunzig Prozent des Lands rund um Marfa gehören, und sie hat es ein bisschen eilig. Sehr altes Geld, flüstert man sich zu. Ich begegne ihr auf der Strasse, wo sie ihren Truck anhält, um Lynn zu begrüssen, den Mäzen, der zwei Häuser in Marfa hat und mir gerade eins zeigt. Tessa ist eine gute Freundin von Tim Crowley. Ein zugezogener reicher Rancher, ehemaliger Staranwalt, der beide Hotels in der Stadt gebaut hat und es immer wieder schafft, Hollywoodgrössen nach Marfa zu locken.
Im Lost Horse Saloon trinke ich mit Tobi ein Ranch Water, Tequila mit Mineralwasser. Tobi ist Kellner in einem der fünf schicken Restaurants der Stadt. Er hat Poesie in Austin studiert und trifft sich hier zwischen Billardtisch und auseinanderfallendem Klavier nach Feierabend mit den anderen Angestellten der Kulturindustrie, von denen die meisten ebenfalls aus Städten rekrutiert wurden.
Das Restaurant Mando’s ist die Domäne der Hispanics. Es sind vor allem ihre Kinder, welche das Schulhaus im Dorfkern füllen, erzählt mir Maria, die Kellnerin. Im Dorfkern zu wohnen, kann sich aber keine der Familien mehr leisten, die Immobilienpreise sind derart hoch. Fast die ganze hispanische Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft und lebt in einem Quartier, das halb Trailerpark, halb Bungalowsiedlung ist. Gegenüber der Border Patrol und dem Campingplatz.
Auf dem Campingplatz treffe ich Rob und Stephen. Rob ist zuständig für die Beleuchtung des Festivals, das nächstes Wochenende 3000 Leute ins Dorf locken wird, und ist vor fünfzehn Jahren hierhergezogen, weil er seine Ruhe haben wollte. Über die Kulturszenis, die in Scharen hierherziehen, sagt er, er könne den Moment kaum erwarten, bis sie wieder weg sind. Stephen baut die Bühne auf. Er lebt seit fünf Jahren auf seinem Motorrad und in seinem Van, weil er sich vom Materialismus abgewandt hat. Immer wieder führen ihn seine Schlaufen seither nach Marfa. In einem der fünf noblen Restaurants der Stadt war er dennoch nie.
Du sitzt auf der Veranda und liest, als ich am letzten Abend nach Hause komme. Du hast dich frisch gemacht, siehst gut aus, zufrieden. Ich setze mich dazu, stinke nach Schweiss, zünde mir eine Zigarette an und klopfe mir den Staub aus den Kleidern. Nach zwei Tagen, zwanzig Begegnungen und einem gescheiterten Versuch, mit der Border Patrol mitzugehen, weiss ich, dass Marfa wirtschaftlich fest in der Hand der Rancher ist, die sich nur dann im Dorfkern blicken lassen, wenn sie etwas aus dem Laden brauchen, der nebst Lindt-Schokolade drei verschiedene Sorten Kombucha und veganes Hundefutter verkauft. Politisch steht die Stadt unter der Führung der Hipster, deren Kandidatin mit Unterstützung der Rancher die Kandidaten der Hispanics und der alteingesessenen Weissen bei der letzten Wahl klar schlug.
Das Augenfälligste aber: In Marfa koexistieren fünf verschiedene Kulturen auf engstem Raum, ohne dass auch nur die geringste soziale Durchmischung stattfindet. Die reichen Rancher, die urbane Kulturelite, die Hispanics, die alteingesessenen weissen Bürger und die ausgestiegenen Hippies – jede dieser Gruppen bewegt sich fast ausschliesslich im eigenen Kreis, hat eigene Treffpunkte und auch kein grosses Interesse, mit Personen ausserhalb ihrer Szene zu interagieren.
Und trotz der gegenseitigen Abhängigkeit, welche die Gruppen untereinander haben, leben alle in ihrer Blase. Real existierende Filterbubbles. Marfa ist exemplarisch für das Auseinanderdriften der Menschen in den USA. Segregation ist hier eine Frage von Hautfarbe, Klasse und Interessen.
In den ruralen USA gibt es kaum öffentliche Plätze, kaum Parks, und auch in den Quartieren und Schulen bleibt man unter seinesgleichen. Die einzigen Orte, an denen man unter die Leute kommt, sind Bars oder Kirchen. Entweder man wird zum Alkoholiker oder zum Frommen.
Die Hollywoodschaukel auf der Veranda quietscht, die Sonne geht unter, die Rasensprenkler der Nachbarhäuser, die die Wüste begrünen, flirren golden im weichen Licht, und die Köter von gegenüber bellen schon wieder. Ich zünde mir noch eine Zigarette an, und es fällt mir endlich ein, was ich Scott Crow, dem anarchistischen Antidemokraten, gerne entgegnet hätte. Dass Demokratie kein Akt ist, der mit freien Wahlen und informierten Bürgerinnen abgeschlossen ist. Dass sie vielmehr ein Prozess ist, der nur durch die kontinuierliche Gestaltung des Zusammenlebens, durch öffentliche Treffpunkte, Austauschflächen und permanente Reibung vorangetrieben werden kann.
Ich schaue zu dir rüber und merke, dass ich dir das alles gar nicht mehr erzählen will. Alles, was ich tue und lasse, scheint dich zu stören. Mein lautes Lachen, meine morgendliche Grummeligkeit über den schlechten Kaffee. Meine Routine, jeden zweiten Menschen, der mir begegnet, in ein Gespräch zu verwickeln. Jetzt schaust du, ohne den Kopf zu heben, jedes Mal zu mir rüber, wenn die Schaukel unter mir quietscht, stösst dazu die Luft durch die Nase aus, sodass die feinen blonden Härchen auf deiner Oberlippe in der Abendsonne zittern. Ich überlege mir kurz, aufzustehen und auf die Stufen der Veranda zu sitzen. Ich bleibe, wo ich bin, setze die Kopfhörer auf, schliesse die Augen und höre The Builders and the Butchers: «Bringing Home the Rain».
Diese Reportage wurde zur Entwicklung eines Serien-Prototyps aus dem Etat für grosse Recherchen, grosse Geschichten und grosse Ideen der Project R Genossenschaft realisiert.
In der ersten Version des Textes schrieben wir fälschlicherweise «the Great White Open», richtig ist: «the Great Wide Open». Bei Jorge Gonzalez hiess es, er «habe Hillary gewählt», richtig ist: Er hätte Hillary gewählt. Und einen Drink nannten wir fälschlicherweise «Rangewater», richtig ist: «Ranch Water».
Debatte: Was führte zur Wahl von Donald Trump – Rassismus oder Klassenkampf?
Heute dominieren zwei Erklärungsansätze. War es ein Aufstand des weissen Amerikas? Oder waren es die zunehmenden Einkommensunterschiede, der Niedergang der Mittelschicht, die Trump ermöglicht haben? Diskutieren Sie mit den beiden Autorinnen Anja Conzett und Yvonne Kunz – hier gehts zur Debatte.