Identitätspolitik
Letzte Aktualisierung: 28.09.2019
Es ist eines der grossen Reizwörter der letzten Jahre: Identitätspolitik. Der Dauerstreit um gendergerechte Sprache; die hitzigen Debatten um kulturelle Aneignung, die sich an Kinderbüchern, Fasnachtskostümen und Schaumküssen entzünden; die Aufregung um angebliche Sprechverbote und Meinungszensur. Während die einen gegen den «Tugendterror» der «Political Correctness» wettern, engagieren sich andere leidenschaftlich, manchmal aber auch mit jakobinischem Eifer für Minderheitenrechte, für die Anerkennung von Unterschieden. Und als Antwort schallt es aus unterschiedlichen Ecken: Wir brauchen Universalismus statt Differenz!
Für die politische Rechte war «Identität» und ihre vehemente Politisierung immer schon das wichtigste – oft das einzige – Thema: Wir gegen die; die ethnisch definierte nationale Identität gegen das demokratische Ideal einer pluralistischen Gesellschaft. Seit geraumer Zeit jedoch streiten vor allem Liberale und Linke über die Politisierung unserer Identität. Und die Linke entzweit sich an der Frage, was denn nun wichtiger sei: identity politics oder die Klassenfrage. Viele wollen in diesem Konflikt sogar die Hauptursache für den Aufstieg von Rechtspopulismus und Rechtsextremismus erkennen: Die Linke habe vor lauter identitätspolitischem Klein-Klein die grosse Frage nach den Klassenunterschieden vergessen.
Stimmt das? Oder werden hier verschiedene Formen der Ungerechtigkeit gegeneinander ausgespielt? Was heisst das überhaupt, «Identität»? Und warum ist das Private wieder so eminent politisch?
Die Republik widmet sich in den unterschiedlichsten Formen diesen Fragen: mit Reportagen, Interviews, Essays, Glossen und Kolumnen. Hier finden Sie, chronologisch geordnet, eine Auswahl und Übersicht der beliebtesten und kontroversesten Beiträge.
Ich bin, der ich bin!
Was ist Identität? Warum neoliberale Ideologie, Späthippietum und Rechtsidentitäre die falsche Antwort haben. Teil 1/2.Von Daniel Strassberg, 09.07.2019
Ich bin, der ich nicht bin!
Was ist Identität? Eine private Fiktion, sagt David Hume. Und diesen Begriff von Identität sollten wir bejahen. Teil 2/2.Von Daniel Strassberg, 16.07.2019
Helden der Wichtigkeit
Der Mensch ist eine tierisch gute Rechtfertigungsmaschine. Vor allem, wenn er will, dass alles beim Alten bleibt.Von Daniel Graf, 25.03.2019
Überall Identitäten
Minderheitenrechte oder das völkisch «Eigene»: Francis Fukuyama hat sich des Themas angenommen. Aber zum Glück nicht nur er.Ein Essay von Daniel Graf (Text) und Nadine Redlich (Illustration), 16.02.2019
Warum ich als Frau gelesen werde
Sascha identifiziert sich weder als Frau noch als Mann – und schreibt für uns mehrere Beiträge über sich und Saschas Platz auf der Welt. Teil 1: Eine Verortung.Von Sascha Rijkeboer (Text) und Anne Gabriel-Jürgens (Bilder), 21.12.2018