«Professorin mobbt Doktoranden», titeln nationale und internationale Medien im Herbst 2017. An der Schweizer Elite-Hochschule ETH Zürich, die in globalen Rankings regelmässig in den Top 10 rangiert, soll eine Astronomieprofessorin ihre Mitarbeiter über Jahre schikaniert, beleidigt und herablassend behandelt haben. Die Öffentlichkeit reagiert empört auf die Enthüllungen. Doch was steckt wirklich hinter dieser Mobbingaffäre?
Im Sommer 2018 beginnt die Republik zu recherchieren. Ein Autorenteam führt über mehrere Monate Dutzende Gespräche, analysiert mehr als 3000 Seiten Dokumente – und deckt im März 2019 in einer dreiteiligen Serie gravierende Führungs- und Verfahrensfehler an der ETH Zürich auf. Weder wurden die Vorwürfe gegen die beschuldigte Professorin Marcella Carollo ordnungsgemäss untersucht, noch wurden die vorgegebenen internen Prozesse zur Konfliktlösung eingehalten. Ungeklärt bleibt die Frage, was sich Professorin Carollo tatsächlich hat zuschulden kommen lassen – doch die Recherchen legen ein schwerwiegendes systemisches Versagen an der Hochschule offen: Das rechtsstaatliche Prinzip der Unschuldsvermutung ist ausser Kraft gesetzt, die Mobbingvorwürfe entwickeln sich zum Rufmord. Und führen zur ersten Entlassung einer Professorin in der 164-jährigen Geschichte der ETH Zürich.
Interne Dokumente des ETH-Rechtsdiensts belegen ausserdem, dass der «Fall Carollo» kein Einzelfall ist – und dass die Hochschule von Weltruf keinen einheitlichen Umgang mit schweren Vorwürfen gegen Professoren kennt. Die Leidtragenden dieser Willkür sind – die Doktoranden.
Der «Fall Carollo» wird zum «Fall ETH».
Über dieses Dossier
Das Dossier zum «Fall ETH» bündelt die Recherchen der Republik und bietet einen Überblick über die Ereignisse rund um die Entlassung der ETH-Professorin Marcella Carollo. An der Umsetzung waren beteiligt: Christof Moser und Dennis Bühler (Redaktion), Andreas Moor (Umsetzung), Christian Andiel (Produktion), Christina Heyne (Korrektorat).