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Verzichten ist leider gar nicht sexy …
Und – nicht nur was die Fliegerei betrifft – trotzdem nötig, wenn ich das grössere Ganze und nicht nur mein eigenes Wohlbefinden im Blick haben will.
Dabei plädiere ich nicht für Selbstkasteiung und übermässige Enthaltsamkeit und bin auch kein Technologiefeind sondern verfolge die Entwicklungen interessiert. Denn unter Anderem habe ich vor einiger Zeit beschlossen, nicht mehr zu fliegen, solange nicht ernsthafte Schritte in Richtung CO2-Neutralität gemacht werden und vor allem auch solange keine CO2-Abgabe im Sinne von Kostenwahrheit installiert ist. – Fühle ich mich eingeschränkt? Verhindert es persönliches Glücklichsein, ein gelungenes Leben? Nicht wirklich. Wie ist das bei Ihnen, liebe Mit-Verleger/innen?
Ich werde in diesem Jahr 53 Jahre alt und bin noch nie geflogen. Und habe, soweit ich das beurteilen kann, keinen gröberen Schaden dadurch genommen.
Natürlich habe ich weniger von der Welt gesehen als andere, allerdings habe ich manchmal den Eindruck, dass meine weitgereisten Freunde auch nicht unbedingt einen extrem weiteren Horizont haben als ich. Verblüffend finde ich immer, dass Menschen von weiten Reisen zurückkommen und man das Gefühl hat, diese Erfahrung habe sie nicht wirklich verändert.
Deshalb bedaure ich auch nicht wirklich oder empfinde es als Beschränkung, dass ich nie so weit weg war.
Aber ich weiss auch, wie schwer es ist für Reisebegeisterte, darauf zu verzichten.
Aber vielleicht kann man doch wesentlich weniger und bewusster Flugreisen machen und hat dann im besten Fall auch selber mehr davon.
Ich empfinde es definitiv als eine Einschränkung, weil ich gerne reise und sogar auch nicht mal so ungern fliege. Aber grade unglücklich macht es mich nicht. Ich bin schon gespannt darauf meine alternativen Ferien zu planen.
Ich muss Ihnen mit Ihrer Argumentation 100%ig bepflichten und habe auch schon Ende letzten Jahres den Entschluss gefasst nicht mehr zu fliegen, bis es nicht eine signifikante Entwicklung in Richtung nachhaltiges Fliegen gegeben hat. Eine CO₂ Abgabe wäre da auch schon richtig, weil eine solche Steuer die Innovation nach billigeren Alternativen ankurbeln würde.
Voll einverstanden.
Es gibt so viele Studien und persönliche Erkenntnis, dass Alles-immer-kaufen/machen-können die Menschen nicht glücklicher macht. Was läuft da gerade in unserer Gesellschaft? Die persönliche Freiheit wird mega gross geschrieben, bezieht sich aber oft vor allem auf die Freiheit, alles und jedes konsumieren zu können.
Ohne Fliegen hätten wir ein Problem: Verwandte sehen ginge nur noch per Internet. Keine Option.
Dazu mal die grundsätzliche Frage:
Wir haben Freunde in Namibia, meine Frau hat dort 6 Monate gelebt und gearbeitet. Dieses Land lebt vom Tourismus. Bleiben die Touristen weg, hat das Land ein gewaltiges Problem. Die Südafrikaner bringen kein Geld - sie fallen zwar in grossen Massen ein, aber bringen alles selbst mit. Weil billiger.
Damit die Gretchenfrage:
Wie hilft man Regionen, die mehrheitlich vom Tourismus leben, weil sonst nix da ist - wenn Fliegen plötzlich tabu wird?
Ja, Herr Loose, da haben Sie einen Finger in die Wunde gelegt. Auch ich habe Familie ausserhalb Europas. Mann kann sich also praktisch nur per Flugzeug besuchen. Aber: was für eine bescheuerte Zwickmühle: Diese Flüge sind CO2-Scheudern allerschlimmster Sorte.
Das geht irgendwann nicht mehr! Auch meine Kinder und irgendwann deren Kinder sind meine Familie und auch denen gegenüber bin ich verpflichtet.
Mehr als 2 Grad Erwärmung wird so viele Probleme bringen.
Und dann noch der Aspekt, dass Sie und ich es sich leisten können, während die besonders getroffen werden, für die ein Flugticket unerschwinglich ist.
Es IST einfach auch eine moralische Frage!
Internet ist nicht die schlechteste Option. Im ersten Schritt kann man ja Flüge reduzieren. Zur Erholung kann man auch in die Nachbarländer. Und es braucht Druck, dass CO2-neutrales Flugbenzin asap im grossen Stil verfügbar gemacht wird.
Die Frage ist: Warum sind ärmere Länder wie Namibia abhängig vom Tourismus?
Ich erkläre mir das folgendermassen: Vor der Kolonialisierung durch die Europäer waren diese Gebiete eigenständig und die Leute lebten von der Subsistenzwirtschaft. Doch seit wir die Kleinbauern in Afrika grossflächig um ihre Existenz gebracht haben mit Kolonialisierung und Post-Kolonialisierung (Aufzwingen einer Verschuldung gegenüber dem globalen Norden, die mit Zinsen und Zinseszinsen zu bezahlen sind), sind die sog. Entwicklungsländer in die Abhängigkeit getrieben worden.
Die heute billigen Transportmöglichkeiten werden nicht nur durch Touristen genutzt, sondern natürlich auch durch Warentransporte im Rahmen der Globalisierung. Der afrikanische Kontinent wird mit Billigware aus China überschwemmt, was die lokalen Manufakturen arbeitslos macht, und ebenfalls zur Misere beiträgt. Dass Europa Milchpulver, alte Textilien und tiefgefrorene Hähnchen (mit herausgeschnittenem Pouletbrust-Filet, das essen wir selber) nach Afrika exportiert, zerstört ebenfalls die dortige Wirtschaft.
Ich glaube, dass ein Schuldenschnitt für die Entwicklungsländer plus eine viel höhere Besteuerung von Kraftstoff für die Transporte dafür sorgen würde, dass Länder wie Namibia wieder selbständiger werden und nicht mehr abhängig vom Tourismus sein werden.
An die beiden Daumen runter - bitte mit Argumenten.
...und dazu noch eine weitere Frage:
wenn wir die Länder, deren Haupteinnahmequelle der Tourismus ist, von den heutigen Geldquellen abschneiden. Was würde dann passieren? Würden die Menschen dann dort bleiben und ihre Armut und das Nichtstun geniessen? Oder würde dies die Migrationsströme nicht noch weiter verstärken?
Die Einschränkung des Fliegens mag das Weltklima vielleicht retten, es schafft aber garantiert andere Probleme - Probleme, in deren Genuss wir mit IS-Konflikt bereits gekommen sind. Aber nichts dagegen sein wird, was uns bereits jetzt garantiert (!) bevorsteht.
Im Gegensatz zu den USA haben wir eine ziemlich durchlässige Grenze zu Afrika und Asien. Wir haben bereits heute eine ordentliche Armutsmigration. Radikale Massnahmen werden einzig dazu führen, dass diese deutlich zulegen wird. Der Klimawandel wird es verstärken.
Tut mir leid. Aber so einfach, wie hier einige die Weltenrettung sehen, wird es nicht sein. Ganz im Gegenteil.
Solange noch Kohle- und Atomkraftwerke in Betrieb sind, brauchen wir uns keine Gedanken darüber zu machen, dass wir jemals genügend erneuerbaren Strom für Flugzeuge übrig hätten. Die benötigten Mengen sind gigantisch. Alleine um an einem grossen Flughafen alle Flugzeuge mit Wasserstoff zu betanken, bräuchte es den Strom von mehreren Atomkraftwerke. Da müssten wir mit dem Ausbau der Erneuerbaren schon etwas ambitionierter vorgehen.
So eine Verschwendung können wir uns auf Dauer nicht leisten. Kontinental ist ein Hochgeschwindigkeitszug immer um viele Faktoren effizienter. Im Gegensatz zum Flugtaxi im Übrigen auch massentauglich.
In erster Linie zählen die Reisekilometer und nicht das Reisemittel. Wirklich effektiv ist daher nur, beim Reisen die Kilometer zu reduzieren. Statt dreimal pro Jahr für 10 Tage in die Ferien, nur einmal pro Jahr für 30 Tage?
Technologische Innovationen werden immer wieder neue Perspektiven auftun. Man stelle sich jedoch vor, jeder der heute Taxi fährt, würde das Lufttaxi nehmen, das käme einer Heuschreckenplage gleich. Schreckliche Vorstellung! Das Hauptproblem dieser Szenarien besteht darin, dass sie die heutige Mobilität weiterhin als wesentlicher Teil unserer Freiheit, unseres Glücks verstehen. Aber ist es das wirklich, mit Leuten gleicher Kultur, in gleichartigen Hotels, das gleiche Food einfach ein paar hundert Kilometer weiter sog. Ferien zu verbringen und dann zurück in die Mühle? Ist das nicht einfach Flucht die uns Alltagsrealitäten wiedér für ein paar Wochen aushalte lassen, die wir eigentlich verändern und neu gestalten müssten? Braucht es nicht neue Bilder und Geschichten wie wir individuell Erfüllung finden können ohne diesen schalen Stereotypien von Glück nachzulaufen? Wichtiger als technologische Innovationen scheine mir reale Visionen, wie es anders sein könnte, wie innovative Lebensvollzüge gelingen, die erfüllend sind und nicht auf Kosten von anderen und der Umwelt gehen.
«Where is my Flying Car?» war schon immer die Frage des Skeptikers, wenn solche Träumereien präsentiert wurden. Es ist schön und gut, wenn die Verwendung von Kerosin endlich unterbunden wird - nicht einfach reduziert, bitte schön! Aber die Fliegerei hat weitere üble Schattenseiten, wie Lärm, Kondensstreifen, Flughäfen.
Dabei ist es so einfach, das Richtige zu tun, dazu noch unsere Wirtschaft anzukurbeln - aber zugegeben, es mag den Oelscheichen weh tun, und die SVP ist sowieso dagegen:
Per sofort die Höchstgeschwindigkeiten von 120/80/50 auf 80/50/30 reduzieren. Das würde den CO2-Ausstoss des immer noch vorwiegend fossil angetriebenen Verkehrs mindestens halbieren, und hätte willkommene Nebenwirkungen;
Ein sofort wirksames Moratorium für Strassenausbauten;
Eine CO2-Lenkungsabgabe auf alle Importgüter, inklusive Treib- und Heizstoffe;
Die Bestellung neuer Nachtzüge dürch die OeBB um ein paar Dutzend aufstocken, um damit ab Zürich und Genf wieder ein europäisches Nachtzugnetz aufzubauen;
Den öV auch ausserhalb des Kantons Zürich zu einem Halbstundentakt on Demand ausbauen - mit elektrischen Ruftaxi und Kleinbussen, sollte die Nachfrage nicht ausreichen;
Endlich Bahn 2000 bauen, mit Wiesenberg-, Zimmerberg- und Brüttenertunnel, ausserdem die Engpässe am Heitersberg, zwischen Bern und Lausanne sowie zwischen Winterthur und St. Gallen beseitigen. Das dauert etwas länger, sollte aber bis 2030 machbar sein, wenn man wirklich will;
Kurzstreckenflügen in Kontinentaleuropa ab Schweizer Flughäfen die Lizenz entziehen, ab sofort, dafür den Bau transeuropäischer Schnellbahnstrecken anzukurbeln;
Endlich die Alpeninitiative umsetzen; dabei die Zahl zugelassener Fahrten mit fossil angetriebenen Lastwagen bis 2030 auf Null reduzieren.
Den nötigen Investitionen stehen signifikante Einsparungen gegenüber - und die Investitionen wären im Lande sofort wirksam. Bewohner ausserhalb der Städte würden vom Zwang, pro Mensch ein Auto zu kaufen, befreit, was die Kaufkraft erhöht und die Verschuldung reduziert. Sie dürfen aber weiterhin Elektro- oder Wasserstoffautos kaufen, wenn sie wollen. Niemand müsste auf etwas Wesentliches verzichten. Die acht vorgeschlagenen Massnahmen schonen die Umwelt, schaffen neue Verdienstmöglichkeiten und erhöhen die Kaufkraft. Oder sieht das jemand anders?
Warum tut niemand etwas? Worauf warten wir eigentlich noch?
Nehmen wir mal ein paar unrealistische Annahmen und checken mal die Auswirkung auf diese vernachlässigbare Gruppe (zwischen 25 und 50%): die in der Schweiz wohnhafte Bevölkerung mit Verwandtschaft im Ausland.
Tempolimit auf 80 runter:
gegenseitige Besuche mit Autos übers Wochenende - iss nicht mehr. Das geht dann nur noch sinnvoll mit "Urlaub nehmen und lange im Voraus planen" (sprich: ein Teil der deutschen Verwandtschaft, die zwischen 550 km und 650 km in nicht per Zug gut erreichbaren Gegenden wohnen... Hat dann halt Pech gehabt. Oma und Opa werden ihre Enkel dann eben kaum noch sehen.)
die paar Nachtzüge sind ein Witz - wir haben mit sehr viel Schwein einen Nachtzug nach Berlin buchen können. Im 10. Anlauf... (Rückfahrt per Bahn nicht möglich, weil Ankunft in ZH nach um 8.00. Sehr realistisch bei schulpflichtigen Kindern/Frau, die Lehrerin ist)
Will man die Flugkapazität ausgleichen, dann müsste man die komplette Neubestellung der ÖBB-Nachtzugflotte allein für die Strecke "Berlin-Zürich" reservieren.
endlich Tunnel bauen - sorry, aber schon mal ausgerechnet, wie gigantisch der CO2-Abdruck dieser Baustellen ist? Zugstrecken sind nur solange real dem IV überlegen, solange sie über relativ tunnelfreie Gegenden fahren. Es ist schon spannend, dass man beim IV (Individualverkehr), Fliegen oder Strom darauf hinweist, das man bitte schön alle "Kosten" einberechnet. Ausgerechnet beim Zug wird dies aber gekonnt ignoriert. Der für den Bau von Tunneln verwendete Beton ist eine "Klimadrecksschleuder" sondergleichen. Der ökologische Fussabdruck der Bahn ist massivst schöngerechnet - besonders in der bergigen Schweiz.
Und jetzt ein paar praktische Probleme:
Die Schweiz hat einen massiven Mangel mit (un)qualifizierten Arbeitskräften. Egal, ob in der Landschaft, in der Pflege, auf dem Bau, in Krankenhäuser oder hochbezahlten Spezialberufen.
Wenn die vorgeschlagenen Massnahmen eingeführt werden, dann wird nicht nur für meine Familie es heissen, adieu Schweiz. Da werden ganze Wirtschaftszweige dorthin zügeln müssen, wo die Arbeitskräfte real sind - in die europäischen Wirtschaftszentren.
Die Schweiz ist für Spitzenforschung und Spitzentechnologie (in der heutigen Masse an echter Weltklasse) einfach zu klein, um dies mit eigenen Leuten stemmen zu können.
Massnahmen sind dringend notwendig - ob es aber wirklich so sinnvoll ist, den Ast abzusägen, auf dem man sitzt, wage ich jedoch zu bezweifeln.
Dieser Massnahmenkatalog mag also in den Augen von Urschweizern mit Verwandtschaft im Umkreis von 100 km absolut toll wirken - aber er passt eher zur SVP als zu grün oder SP. Denn er zielt und trifft primär auf eine Gruppe: die in der Schweiz wohnenden Ausländer/Schweizer mit Migrationshintergrund. Und damit auf den heutigen Wohlstand der Schweiz.
Lieber Herr Loose, ich gebe Ihnen vollkommen Recht was den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften betrifft.
Dass die paar Nachtzüge, die es noch gibt, eher ein «Witz» sind als eine Alternative zum Flug, auch da haben Sie recht. Mit zwei nächtlichen Schlafwagen nach Berlin kann man nicht mal einen einzigen Kurzstreckenflug ersetzen. Zwischen London und Glasgow verkehren zwei Nachtzüge mit je 8 bis 12 Wagen, alle gut besetzt. Es bräuchte wohl vier bis fünf stündliche Nachtzüge Zürich-Berlin, um eine echte Alternative zu bieten. Ich sag' ja, man macht nur schöne Worte und unternimmt nichts.
Aber betreffend Tempolimit übersehen Sie, dass man mit Tempo 80 eher schneller vorwärts kommt als mit Tempo 120 oder gar, wie in Deutschland, ohne Tempolimit. Bei Tempi über 80 steht man nämlich im Stau.
Betreffend Tunnelbau: Klar ist Beton nicht an sich umweltschonend, aber umgelegt auf die Transportleistungen ist ein Bahntunnel sehr viel effizienter als ein Strassentunnel.
Ich glaube nicht, damit den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen, sondern im Gegenteil. Um Einschränkungen in unserer ausschweifenden Lebensweise kommen wir nicht herum. Entweder stoppen wir die CO2-Emission, oder sonst stoppt uns die Klimakatastrophe. Der erstere Weg scheint mir der attraktivere, sowohl für «Urschweizer» wie für in der Schweiz wohnende Ausländer/Schweizer mit Migrationshintergrund..
Die Republik reiht sich mit diesem Artikel nahtlos ein in die lange Reihe der Medien, die offensichtlich nicht verstanden haben was mit der Klimakrise auf uns zu kommt - Ihr druckt doch mit Begeisterung die Reden von Greta T. im Wortlaut ab - lest sie vielleicht auch mal! Es geht nicht um ein bisschen weniger Kerosin durch Hybridflugzeuge auf der Kurzstrecke - es geht um real Null Emissionen...
"Vergesst die Flugscham!" - dümmer geht's nümmer...
Mit den Diskussionen, wie der sinnfreien globalen Ressourcenvernichtung ein grünes Mäntelchen umgehängt werden kann beschäftigen sich schon genug Feuilletons - von der Republik erwarte ich mehr! Wie wäre es denn mal mit einer Analyse des schweizerischen Luftverkehrs im Detail: wer fliegt wohin - für wie lange und aus welchem Grund.
Dann könnt Ihr von mir aus über Flugscham schwadronieren...
Eine Aufgabe für die Republik könnte es sein aufzuzeigen wie die unvermeidlichen und schmerzhaften Einschnitte in den Lifestyle der Leser_innen zum positiven gewendet werden können - da gibt es wirklich Neuland zu entdecken!
Die Flugtaxis würde ich getrost 20min überlassen - ETHZ Expertise hin oder her.
mit solidarischen Grüssen
Daniel
Lieber Herr Häussinger
Merci für die Rückmeldung. "Flugscham? Vergiss es!" ist in diesem Text sicherlich nicht so zu verstehen, dass dies die Haltung des Autors wäre. Vielmehr ist es eine Beobachtung, quasi ein sarkastischer Kommentar zur Haltung, die man in der Luftbranche vorfindet.
Am Ende des Textes stellt der Experte auch klar, was davon zu halten ist: Roland Siegwart meint jedenfalls: «Wir als Gesellschaft sollten ohnehin weniger fliegen.»
Wir sind uns bei der Republik sehr wohl der grossen Klimabelastung bewusst, die vom Flugverkehr ausgeht. Siehe etwa auch den Erklärtext zum Klimagame, das kürzlich erschien: https://www.republik.ch/2020/01/09/…ussabdruck
Analyse der Schweizer Flugbewegungen im Detail: gute Idee! Trotzdem wollen wir auch einordnen, was es mit den technologischen Weiterentwicklungen, die momentan angepriesen werden, auf sich hat.
Herzliche Grüsse
Simon Schmid
Lieber Herr Schmid,
merci vielmal für Ihre Stellungnahme seitens der Republik!
With all due respect Sire - I beg to disagree:
Es heisst in der Betreffzeile des heutigen Updates der Republik: "Vergesst die Flugscham!"
Untertitel: Der Traum vom sauberen Fliegen
Nein, das ist eben kein sarkastischer Kommentar zur Haltung der Luftbranche wie es "Flugscham? Vergiss es!" vielleicht gewesen wäre - das ist ein reisserischer Aufmacher um darüber zu informieren, was der technologische Stand von emissionsarmen Flugzeugen momentan ist- und die Zeile kam auch nicht vom Autor des Artikels, sondern von der Republik-Redaktion - das vermute ich jedenfalls stark.
Ich bleibe bei meiner Kritik: der Artikel referiert die unterschiedlichen technischen Entwicklungen zusammen mit wunderbar gestylten youtube Animationen über die diversen Ansätze - und das alles hinterlässt das diffuse Gefühl "es wird noch ein bisschen dauern, aber im Prinzip ist das technisch lösbar - Verhaltensänderung nicht notwendig" - und genau das kritisiere ich. Ihr Autor Roland Siegwart schliesst den Artikel mit "Wir als Gesellschaft sollten ohnehin weniger fliegen" - genau da fängt es an spannend zu werden!
Was heist weniger - 5% weniger? oder 50%? oder doch eher 95% weniger? Wieviel Fliegen ist vertretbar? Das wäre ein Artikel den ich gerne in der Republik lesen würde und wenn sie schon Statistiken bemühen sollten diese Zahlen nicht fehlen: 2018 betrug der Anteil der Flugtreibstoffe (ohne militärisches Fliegen) 26% des gesamten Energieverbrauchs des Verkehrs in der Schweiz - und da sind die Treibstoffe, die Herr und Frau Schweizer verbrauchen wenn sie vom Wochentrip aus Indonesien wieder zurück in die Schweiz fliegen noch gar nicht dabei - die gehen auf das Konto von Indonesien... [quelle: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/mobilitaet-verkehr/unfaelle-umweltauswirkungen/umweltauswirkungen.html]
Tendenz? Stark steigend!
Von der Klimawirksamkeit von Flugzeugabgasen in grosser Höhe (radiation forcing index, RFI je nach Studie 2 - 5 fach) noch gar nicht zu reden - Fliegen ist in der Schweiz derjenige der grossen, relevanten Beschleunigungsfaktoren des Klimawandels, der sich schnell, einfach und mit vertretbaren Auswirkungen drastisch reduzieren liesse - die Republik weist in ihrem Klimagame halbherzig darauf hin - aber behauptet irreführenderweise gleich doppelt: Entscheidend ist die Heizung!
Dieser heutige Artikel ist meiner Meinung nach kein Ansporn, sich über die eigene Verantwortung für Klimaemissionen Gedanken zu machen: die Technik wird's schon richten... famous last words.
Daniel
Ob CO2 neutral oder nicht: Meiner Meinung nach sollten wir uns erst an die Entwicklung von Flugtaxis machen wenn alle anderen Probleme gelöst sind.
Ein Beitrag zur irgendwas Vermeidung wird das jedenfalls nie werden.
Flugtaxis gehören in die Welt von "FM" : Fucking Magic. Politiker träumen davon unsere Verkehrsprobleme mit einer magischen Erfindung in der nahen Zukunft zu lösen, und legitimieren dadurch zwischenzeitliches nichts-tun. Das ist gefährlich. Zumal die Lösung des Problems durchaus mit "AM": Actual Machines, zu schaffen ist: Ausgebauter, priorisierter öffentlicher Verkehr der alten Garde: Züge, Trams, Busse.
PS: Das AM/FM hab ich aus diesem Video, ist immer wieder ein Freude dem Herr zuzuhören: https://youtu.be/4dn6ZVpJLxs?t=1600
Man kann doch das eine tun, ohne das andere zu lassen - nicht? :-)
Da können Sie noch so träumen vom effizienten Fliegen, nur eine massive Reduktion hilft Emissionen zu mindern! Ich schätze, 90%. Dummfliegen, wie heute, wurde nur möglich, weil zuviel Geld im Umlauf ist. Urache ist beidpielsweise unser Pensionskassen-System.
Dietschi,, Mutschellen
Gewissermassen haben sie Recht. Es ist zu viel Geld im Umlauf. Wir müssten nur zurück ins 19 Jhd., wo 1 Prozent alles bekam, der Rest nichts. Problem gelöst...
...ich bin mir nur nicht sicher, auf wieviel Begeisterung der Vorschlag stossen würde...
..nicht zurück. Und momentan sind wir monetär extrem unterwegs ins Mittelalter...
Es gäbe genüged emissionsarme Alternativen zum Fliegen. Das hektische Herumhüpfen würde aber tatsächlich nur noch wenigen möglich sein. Dito beim Autölen.
Nb. Den Anonymus würden wir uns gerne sparen!
Aha, eine ganz neue Theorie. Der Geldumlauf ist schuld an der Fliegerei. Und das Pensionskassen-System verursacht den Geldumlauf. Hoffen wir also, dass die nächste Pensionskassenreform das Klimaproblem löst! ;-)
Sehr gutes Fazit! Bauen wir lieber unsere Schienennetze aus, die auch allen zugute kommen, nicht nur der Tech-Elite.
Das Niveau, auf dem teilweise in der Republik Klima-Fragen diskutiert werden, enttäuscht mich leider immer wieder. Es ist offensichtlich, dass wir das Klimaproblem nicht mit noch mehr Mobilität und neuen E-Flugzeugen lösen. Diskutiert werden hier ja nicht mal Alternativen zu den heutigen Flugreisen, sondern vorgestellt wird eine neue, zusätzliche Form der Mobilität. Unabhängig davon, wie viel CO2 diese Flugzeuge verbrauchen oder nicht verbrauchen, ihre Herstellung belastet die Umwelt – Punkt. Warum da noch lange über Vor- und Nachteile solcher sogenannter Innovationen gesprochen werden kann, verstehe ich nicht. ProfiteurInnen davon sind die Konzerne, die solche Flugzeuge herstellen bzw. solche Taxidienste anbieten. Die Umwelt hat rein gar nichts davon. Schade, dass die Republik auf solche Illusionen reinfällt.
Ich kann meinen Feind nur dann Schlagen, wenn ich ihnen kenne. Ein totschweigen des Themas bringt niemanden. Ergo macht die "Republik" das absolut richtige - sie zeigt auf, was sich in dieser Welt sonst noch entwickelt. Und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch kommen wird, weil politisch in vielen Teilen dieser Welt gewollt.
Ergo macht es mehr Sinn, sich zeitnah mit dem Thema zu beschäftigen (und evtl. sinnvollen Input zu liefern), als ein Thema totzuschweigen - und wenn es plötzlich aktuell wird, panisch rumzulaufen...
Es geht mir nicht darum, Themen totzuschweigen, sondern darum, konstruktive Diskussionen zu führen. Wenn wir darüber diskutieren, welcher E-Taxi-Akku nun mehr Energie speichern kann und welches Flugmodell die bessere Reichweite hat, dann treten wir auf der Stelle. Wünschenswert wäre für mich, dass sich die Republik klar positioniert. Der Flugverkehr muss reduziert werden und Flugtaxis sind klimaschädlich. Wenn wir das akzeptiert haben, können wir über wirklich konstruktive Ideen diskutieren. Beispielsweise darüber, was wir durch weniger Mobilität denn eigentlich auch gewinnen können. Aber dafür ist unsere Gesellschaft wohl noch nicht bereit. Lieber glauben wir weiter an die Illusion, der technische Fortschritt alleine könne es richten – und leben weiterhin fröhlich über die Verhältnisse der anderen.
Ich kann meinen Feind nur dann Schlagen, wenn ich ihnen kenne. Ein totschweigen des Themas bringt niemanden. Ergo macht die "Republik" das absolut richtige - sie zeigt auf, was sich in dieser Welt sonst noch entwickelt. Und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch kommen wird, weil politisch in vielen Teilen dieser Welt gewollt.
Ergo macht es mehr Sinn, sich zeitnah mit dem Thema zu beschäftigen (und evtl. sinnvollen Input zu liefern), als ein Thema totzuschweigen - und wenn es plötzlich aktuell wird, panisch rumzulaufen...
Bitte nicht vergessen in der ganzen Diskussion: Es geht bestens ohne Flugreisen! Der grösste Teil der Menschen ist noch nie geflogen. Und auch bei uns ist es bis vor wenigen Jahren noch ohne gegangen. Die Fliegerei bietet die Möglichkeit, sich sehr schnell über sehr grosse Distanzen zu bewegen. Das ist reiner Luxus. Und ich glaube den dürfen wir uns, zumindest bis auf Weiteres, nicht mehr leisten, wenn wir global und verantwortungsvoll denken.
Vollkommen einverstanden. Fliegen ist unnötig.
Was ist denn realistischer, lieber Herr W., an die Rettung durch Technologien, die es noch gar nicht gibt, zu glauben oder an Lösungen, die jetzt sofort umsetzbar sind?
Sie wären theoretisch umsetzbar, wenn ein Wille da wäre. In unserer Blase vergessen wir schnell, dass 90% der Weltbevölkerung sich einen Scheiss fürs Klima interessiert und nicht bereit scheint, sich irgendwie einzuschränken. Und das wird sich nicht ändern, bevor die grosse Katastrophe eintrifft. Ohne massiv bessere Technologie wird es nicht gehen.
Die Katastrophen sind bereits da, lieber Herr W. Jüngstes Beispiel Australien. Ich jedenfalls glaube daran, dass der Wille da ist bzw. wächst. Die Klimajugend ist ein schönes Indiz dafür. Wenn ich denken würde, 90% der Weltbevölkerung hat diesen Willen nicht, könnte ich mir gleich die Kugel geben. Ich bin 28 und möchte eine Zukunft, eine lebenswerte Zukunft. Lebenswert heisst für mich nicht, auf vielen Quadratmetern zu leben, mich mit Konsumgütern einzudecken und möglichst jedes Wochenende irgendwo hin zu düsen (egal ob mit dem Flugzeug oder dem Zug). Die Aussage, die anderen wollen das doch einfach nicht, lasse ich nicht gelten. Die Frage ist: will ich das. Das ist die nämlich die Frage, die ich wirklich beantworten kann. Was die anderen wollen, kann ich eh nicht wissen. Stellen Sie sich doch mal die Frage, lieber Herr W., lieber Herr Loose, anstatt darüber zu spekulieren, was die anderen wollen oder nicht wollen.
Danke für den gut recherchierten Artikel. Natürlich hätte ich gehofft, dass die Batterieflugzeuge bald kommen werden, aber leider ist das wohl nicht so bald der Fall.
Die gute Nachricht: wir können auch mit konventionellen Flugzeugen CO2-neutral fliegen: entweder, indem der Treibstoff aus CO2 und Wasser mit erneuerbarem Strom hergestellt wurde oder mit fossilen Kerosin kombiniert mit DACCS - der Entfernung und sicheren Einlagerung von CO2 aus der Atmosphäre. Mittelfristig wird dadurch das Fliegen nicht mal gross teurer. Es wäre sehr sinnvoll, damit jetzt zu beginnen, damit diese Technologien im 2040 den Flugverkehr vollständig CO2-neutral machen.
Bis 2040 ist das niemals zu schaffen. Die benötigten Mengen sind gigantisch. Beispiel: Möchte man die rund 100 Mio. Barrel täglich verbrauchtem Erdöl (ohne Gas und Kohle) durch P2L (also Solarstrom umwandeln in Treibstoff) ersetzen, bräuchte man an sehr sonniger Lage rund 300'000 Quadratkilometer Solarzellenfelder. Die grössten Felder messen derzeit gerade mal einstellige Quadratkilometer.
Vergessen Sie auch nicht, dass nur wenige 100 Mio. Menschen Flugzeuge von innen kennen. Was ist, wenn dereinst 10 Mia. Menschen fliegen möchten?
Es geht nicht darum, alles Erdöl durch SynFuels zu ersetzen oder mit DACCS zu kombinieren. Sondern nur dort, wo momentan keine machbaren Alternativen vorliegen - das betrifft eher wenige Anwendungen, aber der Flugverkehr ist so eine.
Vom erneuerbaren Energieaufwand her ist fossiles Kerosin kombiniert mit DACCS übrigens ein Vielfaches (ca. 5 mal weniger Energie) weniger aufwändig als Synfuels.
Synthetischer Treibstoff ist gut, aber ich gehe nicht davon aus, dass er in so grossem Massstab produziert werden kann, dass das heutige Niveau an Fliegerei aufrecht erhalten werden kann. Dabei ist es weniger ein technisches als ein politisches Problem: Geeignete Flächen befinden sich in schwierigen Regionen. Desertec ist schon daran gescheitert.
Es ist ähnlich wie mit dem Auto: Stark reduzieren, den Rest elektrifizieren (bzw. mit Synfuel betanken).
Was ich noch anfügen möchte:
Was uns heute an CO2 zusteht ist schwer zu sagen. Aber wenn wir wirklich bei maximal 1.5 Grad mehr bleiben wollen, steht in ca. 8 Jahren allen im Schnitt 0.0 zu. Nichts. In ca. 8 Jahren. (www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/11/SR1.5_SPM_Low_Res.pdf
https://www.republik.ch/2019/10/23/…ios-erdgas)
Wenn nicht dann steigt die Temperatur weiter, und zwar genau so lange, bis wir 0.0 erreicht haben.
Wenn wir die Prioritäten anders setzen und nicht auf null CO2, dann können wir auch eine Welt erreichen, wo unsere Technologie nicht mal ausreicht allen reichen Menschen ein gutes Leben zu sichern.
Schade lag der Fokus in diesem Artikel auf exotischen Prototypen die eine Nische im urbanen Markt suchen, die sich vermutlich aufgrund von Lärmbelästigung nie öffnen wird.
Relevant wären etwa die Schulungsflugzeuge (Alpha Electric) von Pipistrel die bereits heute in Serie gebaut werden und sowohl günstiger und leiser im Betrieb sind.
Spannend ist auch Harbour Air die bereits kommerzielle Kurzstreckenflüge anbieten.
Was bei der ganzen Diskussion immer vergessen geht, ist der Aspekt des Luftraums. Auch wenn die Technik in den nächsten Jahren vielleicht bereit wäre Flugtaxis usw. zu ermöglichen, ist das ganze System Luftraum/Verfahren noch Jahrzehnte davon entfernt. Wenn ich das Luftraumsystem Schweiz anschaue sind wir mit den heutigen Akteuren bereits am Limit, jeder zusätzliche Player muss sich in dieses System einfügen. Den einen oder anderen Photo- oder Vermessungsflug von Helikoptern durch Drohnen zu ersetzen ist sicher möglich und sinnvoll (nicht nur aus ökologischen Gründen), aber mehr ist in den nächsten 30 Jahren nicht realistisch.
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