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Die Wokeness vertreibt mich nicht. Regietheater, bei dem man nach dem Stück nicht weiss was man überhaupt gesehen hat, hingegen schon. Nicht alles was man nicht mehr versteht ist intelligent.
Ich schreibe diesen Beitrag in der Hoffnung, dass jemand vom Schauspielhaus Zürich ihn liest. Vor einiger besuchte ich nach langer Abstinenz wieder einmal das Schauspielhaus, ich war eingeladen, und so ging ich zumindest kein finanzielles Risiko ein. Ich wurde überrascht. Tatsächlich wurde ein Stück aufgeführt, das mich aufwühlte, mich unterhielt und mir gleichzeitig Einblick in gesellschaftliche Bereiche gewährte, sie ich nicht kannte. Es war der Tell von Milo Rau. Ich schrieb also mein Desinteresse am Theater der letzten Jahrzehnten meinen Vorurteilen zu und sah mir den Reigen an, vorgeblich von Schnitzler. Was da geboten wurde, war von einer bodenlosen Belanglosigkeit. Als hätte in einer Schulklasse, die in deutsch ohnehin nicht besonders gut ist, jede und jeder die Aufgabe bekommen, aus einer Schlagzeile des Tagis ein kurzes Stück zu schreiben. Tatsächlich wurde alles abgehandelt, was gerade hip ist: Ukraine Krieg, Gender, LGBTQ*, und so weiter (ich konnte mir nicht alles merken, vielleicht habe ich in den Kurzschlafphasen etwas verpasst) Heraus kam ein seltsamen Potpourri eines Schülertheaters, bei dem die Lehrerin streng darauf achtete, dass alle Schülerinnen, auch die Schwächsten zum Zuge kommen. Zwar wurden alle, aber wirklich alle aktuellen Themen angetippt, aber darüber hinaus habe ich weder eine Emotion noch einen Gedanken entdeckt, der über das hinausging, was in einem Tagikurzartikel steht. Mir taten die Schauspieler und Schauspielerinnen richtig leid. Ich hielt mich wach, indem ich auszurechnen versuchte, wieviel Geld pro Minute das verbrannt wurde. Wahrscheinlich wäre das reale Verbrennen von Geld unterhaltsamer gewesen.
Dereinst war Theater mein Kosmos. Jetzt ein schöner Luxus, gutes Theater. Immer öfter drängt sich Hunger nach Brot vor die Spiele, Wasser vor den Wein, Dreck vor die Magie, Virus vors Knutschen. In welchem Jahrtausend werden wir die Sinne wieder entfesseln? Wann haben wir wieder Frieden, Gelassenheit und Gedanken, die schamlos spazieren gehen dürfen? Vielleicht sind dies Zeiten für Schultheater und Agitprop? Oder sollte ich den Blick auf das Weltgeschehen im Wein ertränken und ins Bernhard-Theater gehen, wie sich andere, Millionen, ein Fussballmatch anschauen?
Seit ich denken kann gibt es den Ruf nach einem jüngeren Publikum in den Theatern. Es kamen immer zu wenige Junge. Inzwischen denke ich, dass ein Theaterbesuch grundsätzlich und schon immer nicht unbedingt auf der Prioritätenliste junger Menschen steht bzw. stand, es sei denn, die beschäftigen sich selber aktiv mit Theater. Den besten Satz zum Thema hab ich mal von einem Opernliebhaber gehört (wo das Problem der Überalterung in den Reihen der Zuschauenden ja noch grösser sein dürfte). Er meinte durchaus optimistisch: «Auch 60jährige wachsen nach.» Sie werden sogar mehr, denn Achtung: Jetzt kommen die Boomer. Ich weiss wovon ich rede, denn ich gehöre selbst dazu.
Bleibt realistisch: Theater IST etwas für reifere Semester. Die Jungen haben meistens schon was anderes vor. Deswegen wäre es vielleicht ratsam, die Interessen und Wünsche dieses Teils des Publikums auch ein bisschen ernst zu nehmen bzw. Angebote für sie zu machen.
Viel zu langer Artikel,hab die erste Hälfte und den letzten Abschnitt gelesen und bin so schlau wie zuvor. :-( verlorene Zeit.
Ja, Herr T., der Artikel ist lang ; ich bin froh darum. So hat der Autor die notwendige Fläche zum Ausbreiten der differenzierten Argumente. Ich schätze es sehr, dass der Autor tüchtig recherchiert hat und sich nicht auf das überheblich wirkende Verurteilen kapriziert, welches KritikerInnen oft pflegen.
Der Bezug im Artikel zur von Algorithmen durchtränkten Welt ist für mich neu und anregend.
Allerdings wird sich, glaub ich, mein Jahreskonsum von 1-2 Theaterbesuchen nicht vergrössern. Denn die Bühne ist ein gar enger Raum, das Bühnendeutsch kömmt mir vor wie einst das Kirchenlatein im Hochamt. Ich möchte dem Theater eine Art Ewiges Licht gönnen und genügend ZuschauerInnen, damit nicht auch diese Energie noch den theatralischen Sparappellen des politischen Theaters zum Opfer fällt.
Seit die neue Intendanz am Werk ist gehe ich wieder regelmässig ins Schauspielhaus Zürich. Ich habe seither fast jedes Stück gesehen (Pfauen & Schiffbau) und ich bin begeistert. Hin und weg. Immer wieder. Natürlich habe ich nicht immer alles 'verstanden' - sicher nicht im Moment, oft aber im Nachhinein. Ich gehe nicht ins Theater um mich rundum wohlzufühlen - ich will da aus meiner Komfortzone geschubst werden, will verstört und wieder aufgerichtet werden, will da lachen und weinen. Das bekomme ich immer wieder - die ganze Palette an Emotionen. Und nein, ich bin weder woke noch jung (genauer: Ü-70) und ich freue mich unbändig auf die neue Saison.
Sie retten meinen Tag, Frau S.! Was empfehlen sie ganz besonders?
Ich schliesse mich zwei bis drei VorschreiberInnen an und möchte dazu ein Beispiel anfügen. Noch während der Intendanz von Barbara Frei war ich ab und zu und gerne im Zürcher Schauspielhaus. Schon da fand ich Inszenierungen, denen man stark anmerkte, dass sie "anders" sein wollen, eher nicht so toll, das war aber selten der Fall. Dagegen erlebte ich die vier oder fünf besuchten Stücke unter der aktuellen Leitung fast ausschliesslich so, dreimal war ich danach richtig verärgert, wie nach "Der Mensch erscheint im Holozän". Ich schätze den Frischroman sehr und meine, er böte viel Gelegenheit, schöne Bilder für das Theater zu erzeugen. Doch anscheinend ist das neuerdings geradezu verpönt, das Stück muss zur Unkenntlichkeit verfremdet werden. Das Hauptanliegen(?) der Regie, die Langeweile spürbar zu machen, fand ihren Höhepunkt in einer minutenlangen Szene auf einem Spitalbett: der Typ darauf veränderte mittels elektr. Steuerung gaaaanz laaaaaaangsam seine Position und dann gaaaanz laaaangsam wieder zurück und daaaaaaannn noooochmaaaaaaaaaaaal usw.
Danach sagten wir uns, das wars vorläufig mit Schauspielhaus Züri.
Dass die Leute nach der Pandemie zu Hause bleiben ist wohl als Trostpflästerchen fürs Theater gedacht. Restaurants, Literaturveranstaltungen, Tonhalle sind meist gut besucht. Aber vor allem Letztere gibt sich nicht die Mühe, das ältere Publikum zu verärgern. Wenn, wie im Fall des Schauspielhauses, die früheren Abonnentinnen mit ach so witzigen Ankündigungen (teilweise auf englisch - whom for?) und Aufführungen „frei nach Tschechow“ und mit Klamauk und der x-ten „Provokation“ vertrieben werden, können sie den Jüngeren einen Theaterbesuch auch nicht schmackhaft machen.
Es ging nicht anders, was? – Auch hier müssen die Akteure natürlich «kämpfen»...
«viele Häuser kämpfen mit rückläufigen Besucherzahlen»
Haben Sie einen eleganten Gegenvorschlag für das nächste Mal?
Ihr seid die Journis, ihr hantiert täglich mit Worten und erklärt uns damit die Welt; Da werdet ihr sicherlich selber einen adäquaten Ersatz dafür finden. Nicht?
Und ähm... «Gegenvorschlag», really?!
Danke an Tobi Müller für seinen vertieft ausführlichen Beitrag zur Sache Theater. Gut, er hat sich drei GROSSE ausgesucht. Macht aber gar nichts, weil es ja um wesentlich mehr geht. Erfreut haben mich die Reaktionen auf Müllers Artikel. Die inhaltlich so unterschiedlichen Fragen und Meinungen die der Beitrag auslöste, für und gegen die Sache Theater. Eine lebendige Angelegenheit. Gerne nehme ich das auf und mit in meine Arbeit, trage es hinein in die nächste Produktionsgruppe. Setzen wir ihn fort, diesen kritischen Dialog zur Sache Theater. Und, liebes Publikum, wagen Sie es, gehen Sie hin, auch wenn es zwei Stunden dauert. Vielleicht die langweiligsten zwei Stunden, vielleicht aber auch die spannendsten. Und vor Ihnen, liebes Publikum, spielen, agieren, sprechen, singen, schweigen sehr lebendig und direkt Ihre Schauspieler:Innen. Für Sie. Jeder Theaterabend ist ein Unikat, ein Wagnis - auch für die, die auf der Bühne stehen. Schauspieler:Innen spüren die Anwesenheit des Publikums. Nach der Aufführung sollten wir zusammen ein Bier oder ein Glas Wein trinken. Und Sie erzählen mir, was Sie gesehen, gehört und erlebt haben. Und ich höre zu.
Der Bericht verkürzt die Lage, und daher kann eine Erklärung nicht klappen. Denn dasselbe ist auch mit fast allen Musikproduktionen (ausser bei internationalen Megastars), mit Kabarett, mit Kleinkunst: Wenn es zwei Jahre lang ein Glücksspiel war, ob eine Produktion überhaupt stattfindet, oder doch von Staats wegen, wegen zu geringer Publikumsanzahl (oft wegen Maskenpflicht) kurzfristig abgesagt wird, haben sich die Leute schlicht daran gewöhnt, Couchkartoffel zu sein. Zum Besuch bei live Perfomances aller Art muss man erzogen sein, es ist eine Gewohnheit. Die sich viele schlicht abgewöhnt haben. Und die meisten Leute warten jetzt bei Kartenvorbestellungen auch ab, ob es überhaupt stattfindet - und weil sie nicht vorbestellt haben, findet es oft nicht statt.
Es sind nicht nur die Algorhytmen, die unsere Aufmerksamkeit auf das Rudel lenken, unser Denken, unsere Wahrnehmungen unsere Gewohnheiten haben sich längst dermassen verändert, dass die Sprache des Theaters als die unmittelbarste leibhaftigste Kulturform gar nicht mehr verstanden wird, geschweige denn, dass jemand für die Freude am Experiment mit dieser Kunstform und entsprechend auch für die Unsicherheit mit dieser Form noch etwas bezahlt. Das Bewustsein ist geschwunden, , dass wir nach wie vor als leibhafte Menschen in der Welt stehen, die mit jedem Schritt Auswirkungen auf den haben neben uns und auf den, den wir gar nicht sehen und auf den Asphalt auf der Strasse oder auf den Kastaninebaum am Rand der Strasse. (Empfundene Quantenphysik!) Wenn eine Bühne "nur" noch bespielt wird und die Dringlichkeit der Aussage fehlt, muss ich wirklich nicht ins Theater, da habe ich genügend andere Angebote, das stimmt. Das mir unvergesslichste Stück (oder story telling), das ich gesehen habe, war anlässlich der litafrika in der Gessnerallee "Swamps" mit Mbene Mwambene. Ich schätze an dieser Vorstellung waren etwa 30 bis 35 Zuschauende. Es würde sich wieder lohnen über andere Wirtschaftsformen des Theaters nachzudenken.
Vielen Dank für diesen differenzierten, ausgezeichneten Artikel - Tobi Müller lohnt sich immer besonders. Was ich allerdings in der Mehrzahl der Beiträge hier zu lesen bekomme, hätte ich eher in den Leser:innenbriefen der NZZ erwartet. Dieses Theaterverständnis von vorvorgestern finde ich echt schockierend.
Wie ist es Ihrer Meinung nach möglich, dass so viel modernes, postmodernes und Theater heute und revolutionäres Theater und Avantgarde und experimentelles Theater und so viel futuristisches, alternatives und unabhängiges Theater und off-Broadway und off-off-Broadway-Theater und in vielerlei Hinsicht absurdes Theater nicht dazu geführt haben, dass Sie mit Ihrem selbstverständlich zeitgemässen Theaterverständnis nicht mehr der einzige aufgeklärte Theatergänger unter den Republik-Lesern sind? Ist das die Frage, Herr H.? Oder besser: Wozu überhaupt Theater? Was hat Theater mit Leben zu tun? Und ist es nun (Beides) ewig oder nicht?
Ich gehe mal davon aus, das ist mitunter auf meinen Kommentar gemünzt. Ich stehe dazu: ich will ein Stück sehen, gerne darf es modern daherkommen, aber wenn weder die Geschichte noch Sprache oder Plott erkennbar sind, dann werde ich veräppelt. Wenn ich Pollesch schauen möchte, dann gehe ich nicht zu einem Klassiker und wenn ich am TV Champions League sehen will, möchte ich nicht zu selbst aktiv werden animiert werden. Das hat absolut nichts Reaktionäres.
Müsste das Theater ins Metaverse? Im Theater muss ich 1-2h reglos auf einem Stuhl sitzen und muss ohne Beteiligung still zuhören, kann nicht spontan aufs Klo, kann nicht spontan ans Handy und kann nicht flüchten, wenn die Nachbarin tuschelt und der Hintermann Bonbons lutscht. Wo gibt es das sonst noch? Nicht mal mehr im Bildungssystem… Zudem ist es im Vergleich zu andern Unterhaltungsformen doch auch relativ teuer.
Das gibt es im Kino und das gibt es bei Musikaufführungen mit Sitzplicht. Im Kino glücklicherweise wieder - die unsägliche Pause hat eigentlich nur der sekundären Einnahmequelle der Betreiber gedient.
Mir ist noch immer ein an sich tolles Konzert von Fleetwood Mac vor einigen Jahren in Zürich im Kopf. Sitzplätze. 2 Stunden Konzert. Aber die Menschen um mich herum mussten sich ständig durch die Reihen drängen, um sich Bier und andere Getränke zu holen und selbstverständlich in der Folge davon (vermutlich) auf die Toilette.
Selbst wenn ich bei einem Konzert stehe, hole ich mir während der Aufführung kein Bier, nur würde es da weniger auffallen. Tatsächlich werden in meiner Lieblingslokation (Z-7 in Pratteln) die Bars während der Aufführung geschlossen. Zu Recht meiner Ansicht nach.
Ist es nicht mehr möglich, sich 2 Stunden auf etwas zu konzentrieren?
Ein Thema, bei dem ich mich kaum mehr zu äussern wage — da mir hier für einmal, gerade in Bezug auf das hier meistdiskutierte bzw. beärgerte Zürich einfach schlicht gar nichts Ungutes auf der Leber liegt. Neu GA-Abonnentin, jetzt, wo das Online-Bestellen endlich tatsächlich klappt. Und ja, das lohnt sich! Und ja: das neue Online-Generalabo (das nun tatsächlich online funktioniert): ich kann es — gerade den Neuen, Jungen Theaterbesucher*\innen nur empfehlen. Fragt Omi und Opa für ein Sponsoring — oder Nachbar•innen — bietet Nachberichte, Vorlesestunden oder Hilfe beim Schleppen all der schweren Holzkisten oder was auch immer als Gegenleistung dafür an; im Gegensatz zu gerade Metaverse und Instagram wird hier Nähe, echtes Interesse, Austausch, Begegnung, die nährt anstatt auslaugt, und ein Bezug zum echten Leben, Ideen für den Umgang mit den Nöten statt das Ausblenden derselben daraus wachsen.
Gerade, weil dann nicht jedes Stück für sich allein unsere ganze Bestürzung über Weltlage, Politik oder auch Alltag und teilweise echt giftig gewordene Begegnungen mehr auffangen und ja gar dagegen ankämpfen und übertrumpfen muss; weil im Gegenteil sich ein durchwobenes neues spannendes Grösseres ergibt.
Weil das Publikum in Zürich tatsächlich sehr oft interessiert, lebendig, jung und insgesamt tatsächlich auch sichtbar neuer, frischer, unterschiedlicher geworden ist. Auch wenn das sicher weniger Konstanz bedeutet, so muss ich doch zugeben: diese neue, veränderte, einiges freundlichere Stimmung sauge ich durch alle Poren auf; so wie die neue Themensetzung und auch Handhabung; die offene Diskussionskultur, die heutige Probleme auch aktiv angeht, und sei das, wie auch immer wieder gesagt wird, noch so schwierig. Mir sind da vor ein paar Monaten schon eine Veranstaltung lang einfach nur noch Tränen runter getropft; einfach nur, weil da so Vieles, Schwieriges, Aktuelles, Kontroverses oder auch Verletztes angesprochen wurde — in einer derart friedlichen Stimmung; dass mir der Kontrast zu den meisten meiner (auch verschiedenen) Umgebungen der langen vergangenen Jahrzehnte noch heftiger bewusst geworden ist. Ich habe mich in meinem Leben noch nirgends je innerlich so zugehörig — und für einmal nicht nur intellektuell durchaus höchst spannend gefordert, sondern auch auf eine ganz unerwartete Art irgendwie geborgen gefühlt. Noch nirgends so sehr in dem angekommen, was ich als hoch aktuell und hoch notwenig empfinde.
Ein Gegenentwurf zu den ganzen heftigen Abwertungen und Hieben und Hackordnungen der vergangenen Jahrzehnte; ein Gegenentwurf zu all den empörten nur in sich und den eigenen Machtansprüchen (oder dann Bequemlichkeiten) befangenen Totalentgleisungen sehr nah und sehr aktuell und an so verblüffend vielen Orten der Welt.
Theater wie Champions League reinsaugen, why on Earth not!?! Momentan gibt es massiv dümmeres und auch schädlicheres auf dieser Welt.
So, und wer nun findet, diese Propaganda müffelt, dem kann ich nur etwas Salzspray für die Nase und möglichst viel knallroten, kleinen Chili sackscharf (heisst so) empfehlen.
Und vor dem Post habe ich noch ganz viele Karten gebucht (schlechtes Gewissen muss ich momentan ja offenbar nicht haben dabei; bekomme hoffentlich auch keine Anrufe mehr, dass ich doch bitte gleich wieder umkehren möge, falls ich mich schon auf den Weg Richtung Theater begeben hätte — wem ich diesen Scherz zu verdanken hatte, der mich dann x-fach doch wieder zu Hause bleiben liess seither, möchte ich ja echt gern mal noch rausfinden; aber ja, das wirkliche Leben tut uns diesen Gefallen ja meistens eh nicht). Und jetzt muss ich dringendstens ausschalten, und losrennen.
Freut euch aufs Theater!
Ich habe im letzten Jahr dank Studentenlegi ein wenig die Oper entdeckt. Das letzte Mal am Sonntag bevor der Ausweis abgelaufen ist. Seither bin auch am überlegen mal wieder ins Theater zu gehen... Ich war das letzte Mal vor 4 Jahren. Das hat allerdings nicht den besten Eindruck hinterlassen, sehr laut, schrill und chaotisch. Vielleicht muss ich einfach nochmals versuchen.
Two cents zum #publikumsschwund:
NO FOMO: Hatten Menschen früher oft FOMO (Fear Of Missing Out), dh Angst etwas zu verpassen, haben sie heute NOFOMO, keine Angst mehr etwas zu verpassen, weil sie in den letzten 2 Jahren sowieso alles oder doch vieles verpasst haben. Und auch gelernt haben, etwas zu verpassen (und dass dies kein Weltuntergang bedeutet).
Von Satisfier zu Optimizer: Gingen sie früher öfters und vielerorts hin - aus Gewohnheit, Ritual, Musse, Empfehlung - mit Aussicht auf einen zufriedenen Abend, wählen sie heute angesichts des Risikos der Exposition und des jetzigen Überangebots viel mehr auf Optimierung aus. Es muss das beste Angebot sein, sonst geh ich nicht raus.
Diese zwei Faktoren verstärken einander - auch ohne Algorithmen, die diesen Prozess abbilden und nochmals verstärken. Es bleiben die "exzellenten" Leuchttürme, die durch das Matthäus-Prinzip - wer hat, dem wird gegeben - noch höher werden, während die Kleineren fast nichts mehr bekommen und klein bleiben. Es zählt das Alt-Bewährte, "Klassische", Traditionelle, Kanonische, Populäre, Mainstreamige, Erwartbare, Bequeme (manche würden sagen "Langweilige").
Deshalb wird gerade von kulturkonservativer Seite von einem Leuchtturm wie dem Schauspielhaus gefordert: Spielt Klassiker, "Grosse Stoffe", "Bekannte Autoren" mit "Top-Acts", Stars - und zwar wie "Wir" sie erwarten. Als Guckkasten- und Sprechtheater, das linear die Geschichte erzählt.
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