Ich vermisse in den regelmäßigen Wochenüberblicken aktuelle Informationen zum Fall Julian Assange.
Die Republik hat durch das Interview mit Nils Melzer die Öffentlichkeit (wieder) auf den ungeheuerlichen Vorgang aufmerksam gemacht, dass die USA mit Unterstützung von Schweden, Ekuador und Großbritannien einem Journalisten den Prozess machen wollen, dessen Verfehlung darin besteht, Kriegsverbrechen der Vereinigten Staaten aufgedeckt zu haben.

Hinter dem Corona-Nebel verschwindet gerade die Tatsache, dass Julian Assange seit über einem Jahr im Gefängnis von Belmarsh jeden Tag 23 Stunden in Einzelhaft sitzt, obwohl
• er die ursprüngliche Strafe wegen Verletzung der Kautionsauflagen abgesessen hat
• sein Gesundheitszustand von mehreren Ärzten als sehr schlecht beschrieben worden ist
• seine Gesundheit durch SARS-CoV-2 in den geschlossenen Gefängnisanlagen zusätzlich gefährdet ist
• niemand wegen politischer Delikte von Großbritannien ausgeliefert werden darf.

Die Pandemie dient dann andererseits als Argument, das Auslieferungsverfahren auf September zu verschieben, was die ohnehin rechtswidrige Haftzeit verlängert und seine Gesundheit weiter schwächt.
Wenn der Prozess, von den USA mit äußerster Konsequenz betrieben, tatsächlich zur Auslieferung von Assange und seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft dort führt, wird es künftig kein Journalist, kein Verlag und keine Zeitung, geschweige denn ein einzelner Whistleblower wagen, Verbrechen eines Staates oder gar der USA aufzudecken und entsprechende Informationen dazu zu veröffentlichen.

Informationen zum aktuellen Stand finden sich in einem Interview mit Angela Richter, die Assange persönlich kennt, veröffentlicht am 7.5.20 von der Wochenzeitung Freitag:
https://www.freitag.de/autoren/podc…an-assange

Die Leser der Republik können Julian Assange unterstützen, indem sie die Petition von Thilo Hahn bei change.org unterstützen:
https://www.change.org/p/verhindert…an-die-usa