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Dieser schmalspurige Artikel zeigt einzig auf, wie sich die Landwirtschaft in der Schweiz verändert. Mehr nicht. Das finde ich schade. Es gibt so viele offene Fragen:
was bedeuten die enormen ökologischen Herausforderungen (Klimaveränderungen, Insektensterben, Pestizidfolgen etc.) für die Landwirtschaft?
welche politischen Kräfte zielen in welche Richtung? Wer vertritt welche Interessen?
wie stehen die Landwirte selber dazu? Was für Interessengruppen gibt es dort?
Einfluss der Grosskonzerne und Grossverteiler?
welche Bedeutung, welche Konsequenzen können/könnten die laufenden Initiativen mit Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben?
was bedeuten die geplanten Freihandelsabkommen für unsere Landwirtschaft?
Wo steht die Bio-Landwirtschaft?
???
Fragen über Fragen, die unbedingt vertieft und umfassend in einem Bericht oder einer Folge von Berichten behandelt werden sollten.
Lieber Herr Kienholz
Vielen Dank für die Inputs! Wir haben punkto Landwirtschaft noch einiges angedacht und werden das eine oder andere sicher aufgreifen (zB Landwirtschaft und Ökologie).
Herzliche Grüsse
Simon Schmid
Schön! Danke.
Allenfalls bin ich etwas naiv. Was fuer mich ueberhaupt nicht geht sind
Gifte im Grundwasser
weniger Insekten
weniger Voegel
Antibiotikaeinsatz auf dem Bauernhof.
Womit ich Muehe habe
Hochleistungs Zuchtlinien, welche zugekauft werden muessen. Wir haben zuviele Deppen unter den Investoren welche Saatmittelfirmen ins Ausland verkaufen.
Genveraenderungen auf kurzfristigen Erfolg. Deren Nachteile sind Verlust der genetischen Vielfalt. Und der Nachbar, dessen Felder kontaminiert werden soll Lizenzgebuehren zahlen.
Und ja, ich bin bereit viel mehr fuer lokale Lebensmittel zu brzahlen
Gibt es einen Weg/Konzepte zurück ? Es scheint keinen Weg zu einer staatlichen Genbank, Saatgutbank zu geben. Das laesst unser Kaptitalismus nicht zu.
Es ist nicht der Kapitalismus der eine staatliche Gen-/Saatgutbank nicht zu lassen würde, es sind die momentan politischen Verhältnisse, die dies nicht zu lassen. Bis diese Verhältnisse sich ändern, beteiligt man sich besser an privaten Initiativen wie «Pro Specie Rara».
Nun unser System ist so, dass alles was Gewinn abwerfen koennte privatisiert sein "muss" mit dem Vorteil die Firma irgendwann meistbietend verhöckern zu können. Und falls es nicht rentiert darf der Staat ran. Kapitalistisch unterwandert eben. Pro Spezia Rara ist nett. Skaliert aber nicht. Fuer wieviel Quadratkilometer von einer Pflanze hätten die Saatgut ? Nur falls mal eine Gen-Aussaat nicht funktioniert.
Vielen Dank für den sehr guten und informativen Artikel. Bevor aber jetzt in den Kommentaren wieder auf die Bauern als Umweltzerstörer etc. eingeschlagen wird, möchte ich als IP - Suisse - Bäuerin auf unsere Webseite hinweisen: So geht moderne Landwirtschaft auf einem Grossbetrieb: www.neuhof - reinach.ch. Auch bei uns kann man sicherlich noch einiges verbessern, aber wir bemühen uns! Was mich an Diskussionen über die Landwirtschaft stört, ist, dass die Bauern oft als Sündenböcke hinhalten müssen, für eine Welt, die komplex geworden ist. Man wünscht sich wenigstens an einem Ort, nämlich dem Bauernhof, noch eine idyllische und überschaubare Welt. Aber Pauschalverurteilungen helfen nicht weiter. Wir Bauern und Bäuerinnen sind ein Teil dieser modernen und komplexen Welt, die wir alle gemeinsam mit Ihnen, mit der ganzen Gesellschaft erschaffen. Wir können uns der modernen Welt gar nicht entziehen. Wir können nur versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln an dem Ort, wo wir tätig sind und mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Es nützt nichts, wenn alle Landwirte auf Bio umstellen und danach viel zu wenige Konsumenten diese Produkte kaufen wollen. Ein Beispiel: In Riehen wollte die Gemeinde ihren Pachthof auf Bio umstellen. Teuere Umbauten wurden getätigt, ein erfahrenes Pächterehepaar eingestellt. Nach 2 Jahren das Disaster: Der Umstellungsbetrieb hätte erstmals seine Milch als Biomilch verkaufen können und damit den unbdingt nötigen höheren Preis erzielen können. Aber Biosuisse lehnte ab: Zuviel Biomilch auf dem Markt. Wo soll der Konsument heute auch noch sparen, wenn nicht am Essen, bzw. wo möchte er es? Und weiter möchte ich zu bedenken geben, dass es noch nicht lange her ist, dass man in der Schweiz Hungersnöte gekannt hat. So idyllisch war die Landwirtschaft im 19. Jahrhundert gar nicht, als man die modernen Produktionsmethoden noch nicht kannte. Auch heutzutage reichen die weltweiten Nahrungsmittelvorräte meines Wissens nur einige wenige Monate und auch das nur dank modernen Anbaumethoden. Mit Demeter lassen sich nicht so hohe Erträge erwirtschaften. Für die Landwirtschaft gibt es keine einfachen Lösungen, weil es sehr viele Parameter gibt, die sie beeinflussen. Ich würde es begrüssen, wenn die Republik einmal ein paar Zusammenhänge aufzeigen könnte.
Das Idyll der Landwirtschaft war schon immer ein Mytos und ist heute definitiv nur noch fadenscheinige Makulatur aus der Marketingabteilung.
Fakt ist hingegen, dass die unökologischsten Produkte die billigsten sind und die nachhaltigsten Erzeugnisse die teuersten. Das ist so, weil die externen Kosten der Billigprodukte sozialisiert statt internalisiert werden und die externen Nutzen der nachhaltigen Produkte werden nicht vergütet.
Das ist kompletter Blödsinn und muss durch die anstehende Agrarreform dringenst korrigiert werden. Nicht, dass die ökologisch wertvollen, pestizidfreien Erzeugnisse aus der Region viel billiger werden müssten; die sollen ihren gerechten Preis haben. Aber der billige Mist, der hierzulande und auf der ganzen Welt unter entsetzlichen ökologischen, ethischen und sozialen Bedingungen produziert wird, der muss massiv teurer werden, damit die Schäden bezahlt werden können, welche Produktion und Transport verursacht haben.
Bei allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die in der Schweiz in den Verkauf gelangen, müssen externe Effekte internalisiert werden. Dann sind die unökologischsten Produkte die teuersten und die nachhaltigsten Erzeugnisse werden für ihre externen Nutzen vergünstigt.
Ihre Vorstellung wäre die wirksamste Massnahme überhaupt. Sie müsste auf alle andern Bereiche genau so übertragen werden. Voraussetzung wäre ein radikaler Paradigmawechsel: Hin zum Leben, weg von dessen Zerstörung!
Ja, natürlich müssen in allen Produkten und Dienstleistungen die externen Effekte internalisiert werden. Der ökologische, ökonomische und soziale Kollaps, der sich gerade vollzieht, ist nichts Anderes, als die Rechnung dafür, dass wir in de reichen Welt die letzten 150 Jahre auf Pump der Natur gelebt haben. Eben, die externen Kosten nicht bezahlt haben.
Völlig richtig, der Transport ist zu billig und deckt die wahren Kosten nicht. Es ist Zeit für eine massive CO2-Abgabe, die an die Bevölkerung zurück gehen muss. Damit lohnen sich regionale Produkte und nachhaltiges Leben ohne sinnlose Billigtransporte, Flüge etc. - Suffizienz, weniger ist mehr. Dazu noch ein passender Film: https://youtu.be/isGy512d_68?t=1090
Letzhin traf ich kurz vor einem Wald auf ein Schild auf einer abschüssigen Böschung. Darauf machten diverse Naturschutzvereine und die Gemeinde auf diese dicht belebte Böschung aufmerksam als besonders schützenwertes Minireservat (ca ca 70 m2), auf dem wilde Beeren, eine seltene Erdbeerenart und viele Kleinsttiere beheimatet sind und eine praktisch ausgestorbene Pflanze die von einem Schmetterling als alleinige Nahrungsquelle genutzt wird, der sich also nur wegen ihr entwickelt hat, beherbergt. Entscheidend war aber ein Satz am Schluss, in dem stand, dass dieses Idyll so schützenswert sei, weil die industrielle Landwirtschaft sie bedrohe. Mir scheint dieses Beispiel bezeichnend für die ganze Situation auf der Erde: auf der einen Seite eine biodiversitätsvermindernde, humuszerstörende, globale Erwärmung fördernde ökonomisierte Landwirtschaft die profitgetrieben ist, und die Erde einebnet und somit koninuierlich ökologische Nischen zerstört, Erosion begünstigt, Insektenplagen anzieht, Pestizide und Herbizide genau aufgrund dieser ausbeuterischen Anbauweise benötigt, auf der anderen Seite zeigt uns die Natur wie produktiv und vielfältig, wie üppig, wie fruchtbar sie sein kann, wenn man sie nur lässt, wenn man sie respektvoll behandelt. Ich wünsche mir in dieser Serie unbedingt eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen solidarische Landwirtschaft und Permakultur. Es würde uns allen gut tun etwas weniger am Bildschirm zu sitzen und dafür mehr im Wald, auf dem Gemüsebeet, im Boden zu graben und das Leben wieder mit den Händen zu greifen und zu begreifen.
Lieber Herr S.,
Merci für Ihr Plädoyer. Wir werden einige dieser Aspekte in einem künftigen Beitrag aufnehmen.
Ich habe das PRIVILEG, auf einem mittelgrossen und auf lange Sicht wohl "zu kleinen" Bauernhof als Mitarbeiter angestellt zu sein.
Die Arbeit in und mit der Natur ist vielseitig, und meine Beziehungen mit den charakterstarken Eltern und Kindern der Bauernfamilie und den (sehr individuellen) Tieren erfüllen mich mit Kraft und Freude!
Wenn ich durch das nahegelegene Dorf zum Hof fahre, sehe ich lauter stillgelegte Bauernhäuser.
Aber nicht nur Bauerngewerbe verschwanden, sondern auch Beizen, die Dorfkäserei, die Dorfmetzgerei, Läden und so weiter.
Hartnäckig behauptet sich ein Volg-Laden. Die Post wurde in diesen Volg integriert.
Die Entwicklung läuft also seit Jahrzehnten -einer Naturgewalt gleich- in eine Richtung, in der "die Kleinen" eingehen und verschwinden, während "immer Grössere" sich durchsetzen.
Aber im Fernsehen berichteten sie letzthin von agro-industriellen Grossbetrieben mit tausenden Hektar Land in Australien und in Kalifornien, die aufgeben mussten, weil sie die steigenden Wasser-Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten.
Der Klimawandel und die Privatisierung der Wasser-Rechte bringen also unter heutigen Umständen sogar gigantische Agro-Riesen zu Fall!
Wenn immer weniger Bauersleute immer mehr Land bewirtschaften- und immer mehr Lebensmittel produzieren sollen, geht das nur mit einem enormen Einsatz an modernsten Maschinen, IT und Energie!
Wie ökologisch ist das? Ist es sinnvoll, jede Art von körperlicher Arbeit an Hightech-Maschinen zu delegieren und dann in Fitness-Centern sinnlos Federn auseinander zu ziehen und zusammen zu drücken, zu strampeln und zu schwitzen?
Wenn wir den Prozess des "Bauernsterbens" aufhalten wollen, brauchen wir sehr viel Bewusstsein und den WILLEN, ein BauernLEBEN zu führen!
Und wo ein Wille, da auch ein Weg!
Seitdem ich mich "gegen den Strom schwimmend" von der Stadt aufs Land hinaus bewege, verdiene ich zwar monetär immer weniger, werde aber in der Seele und im Körpergefühl so reich, dass ich den Mangel an ursprünglicher Natürlichkeit behebenden Konsum gar nicht mehr brauche!
Nach einem anstrengenden Arbeitstag habe ich eh keine Zeit, das Geld auszugeben, das ich gar nicht verdient habe... ;)
Und dieser (ökonomisch nicht messbare und als "Armut" in die Statistik eingehende) Erfolg eines "Inneren Reichtums im einfachen mensch sein" beflügelt!
Eigentlich ist der Energieverbrauch der Agro-Industrie NICHT nachhaltig und für unsere Erde langfristig NICHT tragbar.
Je eher die Gesellschaft das begreift und umkehrt, desto besser!
Und dann werden auch das Bauernsterben, das Indigenensterben, das Urwaldsterben, das Bodensterben, das Meeressterben, und andere Sterben endlich gestoppt!
Und dann kommt's zur Wiederauferstehung des Lebens und der ganzen Natur!
(Schön wär's! Wer's glaubt, wird selig...)
Besten Dank fürs Teilen Ihrer Erfahrungen, lieber Herr Müller!
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wurde vor Jahrzehnten eingeleitet. Das ist „kalter Kaffee“. Der Artikel verpasst es, auf die tatsächlich brisanten anstehenden Herausforderungen der CH-Landwirtschaft zu fokussieren (ungelöstes Ammoniak-Problem, drastischer Biodiversitätsschwund in den Bergregionen, Umweltbelastungen der als „konventionell“ verkauften Landwirtschaft, überhöhter Tierbestand etc.). Dieser Artikel zeigt lediglich, dass hier noch viel nachzuholen wäre auf der Redaktion. Oder man lädt Gastautor*innen ein.
„Durch biologischen Fortschritt können Landwirte mit Sorten und Rassen arbeiten, die auf derselben Fläche grössere Erträge bringen.“
Kühe die kaum noch stehen können, Weizen mit deutlich höherem Kleberanteil...
„Durch mechanischen Fortschritt haben sie immer effizientere Maschinen zur Verfügung.“
viele dieser Maschinen sind vor allem grösser, schwerer
Die Tiere leiden und der Mensch verträgt die Nahrungsmittel nicht mehr.
Auf immer grösseren Feldern und effizienten Monokulturen hat es weniger Insekten, das Gleichgewicht ist gestört so fass es eher chemische Eingriffe braucht.
Ich wünsche mir landwirtschaftliche Betriebe von 10 bis 20 Hektaren Grösse, die nach BIO - Demeter - KAG Richtlinien produzieren.
So sehr ich bereit bin, für BIO Demeter für seine in ökologischer Hinsicht wahrhaftig vorbildlichen Produkte mehr zu bezahlen, so wenig bin ich bereit, für den okkulten und dogmatischen Teil, den Rudolph Steiner in die Landwirtschaft brachte, einen Mehrpreis zu zahlen. – «Kosmische Kräfte» zu vermarkten ist m. M. n. das Geschäft von Religionen und Esoterikerinnen.
so wenig bin ich bereit, für den okkulten und dogmatischen Teil, den Rudolph Steiner in die Landwirtschaft brachte, einen Mehrpreis zu zahlen.
Zwingt Sie jemand dazu?
Urs S. sprach von Bio, Demeter, KAG-Produktionsrichtlinien. Bio und KAG haben mit Rudolph Steiner nichts am Hut. Hier geht es doch um Landwirtschaft, ihre Produkte und Produktionsweisen, die sich um einen respektvollen Umgang mit der Natur bemühen.
Helen F., dass der Planet Erde Teil des Kosmos ist, wird wohl kaum jemand ernsthaft bestreiten wollen. Dass sich die Teile eines Ganzen gegenseitig beeinflussen, ebenso wenig. Was Sie hier aussagen tönt etwa so, wie wenn jemand behaupten würde, die Gravitation sei ein okkulter und dogmatischer Teil, den Newton und Albert Einstein in die Physik und Kosmologie eingebracht hätten.
Liebe Frau S.
Von «sich den Verkauf von Biomilch ausreden lassen» kann keine Rede sein. Biosuisse ist eben der Absatzkanal. Gerade ernährungsbewusste Akademiker können sich oft nicht vorstellen, warum nicht alle Menschen Bio kaufen. Aber der Absatzkanal ist einfach zu. Wenn von etwas zu viel da ist, können Sie es einfach nicht verkaufen. Es ist seit Jahren so, dass nur ein Bruchteil der Schweizer Konsumenten Bioprodukte kaufen. Ich glaube es sind zwischen 15 und 20 % und auch das funktioniert bei den Grossverteilern nur, weil die Preise durch importierte Bioprodukte gesenkt werden und man so einheimisches Bio mit z.T. fragwürdigem ausländischem Bio quersubventioniert. Bei IP – Suisse, das sehr hohe Anforderungen stellt (keine Fungizide, keine Insektizide, hoher Anteil ökologischer Ausgleichsfläche, Klimapunkte etc etc) und niedriger im Preis ist, muss Getreide für teures Geld eingelagert werden, weil es nicht verkauft werden kann. Die meisten Schweizer kaufen lieber konventionelle Billignahrungsmittel.
Ich denke – und das ist eine Antwort ohne Gewähr und es klingt jetzt böse oder resigniert– dass Direktvermarktung oder «auf den Markt gehen» nicht sehr rentieren. Direktverkauf ist sehr aufwändig und bringt wenig ein. Da geht die Bäuerin besser in ihrem angestammten Beruf arbeiten oder man überlässt die Direktvermarktung der Schwiegermutter, damit sie was zu tun hat 😊 Es braucht für Direktvermarktung viel Herzblut, viel Zeit und die Bereitschaft mit viel Arbeit wenig zu verdienen. Auch einen Markstand zu haben ist sehr aufwändig und wie viel das unter dem Strich einbringt..??.. Immerhin will der Mensch, der da den ganzen Tag steht, auch bezahlt sein, man hat viel zu tun mit Vor – und Nachbearbeitung, es bleibt unbrauchbare Ware übrig....und man muss auch ein breitgefächertes Sortiment haben. Direktvermarktung und «auf den Markt gehen» ist eben genau eine dieser idyllischen, falschen Vorstellungen von Landwirtschaft. Es ist für den Bauern viel einfacher, wenn er einen Grossabnehmer hat, dem er alles liefern kann und er hat damit auch ein gesichertes Einkommen und weniger Arbeitsaufwand.
Auch wird der Riehener Landwirt niemals all seine Milch nur auf diesen beiden Kanälen verkaufen können, sondern nur einen winzig kleinen Bruchteil davon. Es müsste schon ein weiter verarbeitetes Produkt sein, wie Käse, Joghurt etc. Aber auch da müssen Sie ausserhalb der Direktvermarktung und des lokalen Marktes Abnehmer haben und ein qualitativ sehr gutes Produkt herstellen. Und zuerst natürlich viel investieren und mehr Leute einstellen. Wir selber haben einen Milchautomaten auf dem Hof stehen, verkaufen damit aber sehr wenig Milch gemessen an der Menge, die wir produzieren, obwohl es IP ist und wir sehr viele Hofbesucher haben und verkehrsgünstig gelegen sind. (Wir produzieren 1500 Liter Milch am Tag und verkaufen ca. 20 Liter direkt ab Hof. Nur um Ihnen mal die Dimensionen klar zu machen) Es bringt finanziell wenig und ist einfach nur «Dienst am Kunden» Die Leute trinken keine Milch mehr und verarbeiten sie auch nicht selber weiter, so wie früher – mit Ausnahme von Kurden oder anderen Ausländern, die aus landwirtschaftlichen Verhältnissen kommen und damit ihren eigenen Käse machen.
Mit den Eiern haben wir wesentlich mehr Erfolg bei der Direktvermarktung. Bei uns fallen knapp 1000 Eier pro Tag an und immerhin 200 davon verkaufen wir mit Direktvermarktung. Der Vorteil bei uns ist, dass wir Selbstbedienung haben und für den Verkauf niemanden einstellen müssen. Aber mit 10 % Verlust müssen wir rechnen (Diebstahl).
Ich bin absolut Ihrer Meinung, problematisch finde ich, dass zuviel Fleisch und Milch produziert wird. Die Folge, der Preis fällt und die Menschen gewöhnen sich an billige Lebenmittel und geben das Geld für grössere Autos, Billigflüge und anderes, eigentlich Unnötiges aus. Die Wirtschaft? Ursache, billiger Transport, https://youtu.be/isGy512d_68?t=1090.
Ein sehr interessanter Film. Vielen Dank! Mein Mann schimpft auch immer über diesen Zwang zum Wachstum....und die Zusammenhänge sind ja eigentlich bekannt. Der Film bringt sie gut auf den Punkt. Mein Meinung ist, dass hinter all dem Wachstum und dem Konsum eigentlich eine tiefe Unzufriedenheit des Menschen steckt. Es ist dieser ewige Wettbewerb, der viele Menschen zermürbt. Wer sich geborgen fühlt in einer Gemeinschaft, die für ihn überschaubar ist, wer sich anerkannt fühlt als Individuum, wer sich als wertvolles Mitglied der Gemeinschaft erfahren darf, hat auch weniger des Bedürfnis nach Konsum, der weit über Grundbedürfnisse hinaus geht. Auch ab und zu in der Natur zu arbeiten hilft. Vielleicht braucht es also eine Art spirituellen Ansatz, einen anderen Umgang miteinander und eine andere Form des Zusammenlebens.
Stellten alle Landwirtschaftsbetriebe auf Bio um - lieber jetzt und freiwillig als bald und gezwungenermassen - würden auch die Konsumenten nur noch Bio kaufen.
Die Konsumenten würden nur dann ausschliesslich das teurere einheimische Bio kaufen, wenn
a) keine Nahrungsmittel mehr importiert werden dürften
b) niemand mehr über die Grenze fahren und im Ausland einkaufen dürfte
Ausserdem:
c)Das Umstellen auf Bio braucht Kapital. Das ist nicht gratis zu haben.
d)Es müssten mehr Nahrungsmittel importiert werden. Wie möchten Sie deren Produktion überwachen?
Herzlichen Dank, liebe Frau Schürch, für das Teilen Ihrer Erfahrungen!
Sehr schön, über Landwirtschaft zu lese, auch wenn es nur eine Art Aufzählung ist. Abseits der Fachpresse gibts nämlich meist entweder Polemik, vermeintlich Idylle vergangener Tag oder ausnahmsweise etwas sachdienliches ab Seite 7. Ich finde denn Standpunkt von Frau Schürch aus dem Alltag eines repräsentativen Betriebes sehr gut beschrieben und sehr wichtig. Auch, dass die vielen Sachzwänge nicht von den Bauern gemacht werden sondern von der Politik, also das Ergebnis einer gesellschaftlichen Entwicklung sind, daran möchte ich erinnern. Als Städter, der seit 30 Jahren mit den Bauern geschäftet, finde ich, wir sollten den Bauern selber mehr zuhören und danach mit Ihnen diskutieren über wie, wieviel und wie schnell sich eine Veränderung vollziehen soll und kann. Sonst erklärt‘s uns die Wirtschaft und die Grossverteiler (die machen es sowieso).
Einverstanden, ich hoffe es folgen noch viele Artikel in dieser Serie von der Republik.
Wir leben doch im Paradies. Aber statt dass jedem seine paar Quadratmeterchen zustehen, die dasjenige verantwortungsvoll selber bewirtschaften darf, gehört das meiste einigen wenigen. Stattdessen werden Ressourcen geplündert - die Natur und ihre Bewohner ausgebeutet. Übrig bleiben dann Gift, Müll, Leid und Zerstörung.
Also, wir kennen doch Permakultur, Wassermanagement und dezentrale Energieversorgung. Ich hoffe, wir sind noch nicht zu verblendet, um die richtigen Schritte zu tun. Merci.
Hoffentlich kommt da noch was- ansonsten bleibt das eine Auslegeordnung von Gemeinplätzen...
Da kommt noch was. Morgen.
Von der Idylle haben sich die Bauern in der Schweiz und in anderen Ländern schon seit geraumer Zeit verabschiedet. Wie sich die Milch- und Fleischproduktion in der Schweiz entwickeln sollte, wäre eine spannende Frage. Monokulturen sind unerwünscht im Hinblick auf Biodiversität und Treibhausgase.
Für die Produktion und den Konsum von Fleisch ist ein Umdenken angezeigt. Nutztiere werden mit Weizen, Mais und Soja gefüttert. Diese Futterproduktion könnte durch den Anbau von pflanzlicher Nahrung für die Menschen ersetzt werden.
Fände es wertvoll wenn ihr mit Betroffenen sprechen würdet. Was bedeutet es heute Bauer/Bäuerin zu sein? Welche Visionen/ Veränderungen sind nötig? Kenne viele moderne Landwirte welche offen für Veränderungen und sehr innovativ sind.
Danke, liebe Frau Hug, für Ihre Rückmeldung und den Input. Wir werden uns auch in künftigen Beiträgen zu diesem Format mit Landwirtschaft beschäftigen.
Interessante Statistiken - und ich freue mich auf weitere Artikel zum Thema Landwirtschaft in der Schweiz. Die "Idylle" ist, vor allem in den Bergen, ein sehr hartes Brot, und das alpine Bauerntum hat dank Subventionen und grossem persönlichem Einsatz der Bauern einigermassen überlebt.
Landwirte in den Niederungen müssen sich seit Jahrzehnten mit wachsenden regulatorischen Bedingungen und sich verändernder Technologie immer wieder neu erfinden. Ihre Entscheide darüber was sie anpflanzen und produzieren sollen unterliegen jährlich wiederkehrenden Risiken die nur mit unternehmerischem Denken und Handeln gemanagt werden können.
Westeuropa ist in der Umklammerung der Klimakrise - das wird auch unsere Landwirtschaftspolitik stark beinflussen. Ich freue mich auf die kommenden Beiträge in der Republik zu diesen Themen.
Danke für Ihr positives Feedback, Frau H.!
Ausnahmsweise möchte ich kein Bauernbashing betreiben, sondern darauf hinweisen, dass der endlose Siedlungsbrei, der das gesamte Mittelland bedeckt, auf der weltweit fruchtbarsten Erde gebaut wurde.
Die stärkste Lobby in der Schweizer Politik hat schon immer für ihre Schafe gesorgt auch für die schwarzen. Das Tierwohl wird kaum je erwähnt, das Tierschutzgesetz zu oft nicht beachtet oder durchgesetzt. Es wird diskutiert, ob aus Gülle Methan hergestellt werden sollte: Warum tun wir das nicht längst überall? Es ist absurd: in Indien werden von der Schweizer Entwicklungshilfe solche Anlagen gebaut, hier kaum.
Solarstrom? Noch nicht selbstverständlich, eher die Ausnahme. Die Zahl der Nutzvieh-
einheiten muss natürlich verkleinert werden. Und die Vergüllung unseres Landes muss drastisch reduziert werden, sie ist für das Artenaussterben von vielen Wildtieren verantwortlich. Und die Giftspritzung erledigt unsere Bienen und Hummeln: aufhören!
Ich kaufe/esse fast nur Bio-Logisches, lasse mich nicht vergiften.“
Lieber Herr Weiler, danke für Ihren Beitrag. Um die Entwicklung der ökologischen Aspekte der Landwirtschaft wird es im Format «Auf lange Sicht» demnächst gehen. Bis dahin empfehle ich Ihnen folgenden Beitrag: https://www.republik.ch/2020/02/18/…-die-kuehe
Danke für den Hinweis, habe ich natürlich gelesen. Als Mitglied des "Vereins gegen Tierfabriken" und kritischer Betrachter der Nutztierindustrie weiss ich, von was ich rede. Ich habe skandalöse Schweineställe gesehen (und gerochen!) und glückliche Schweine bei einem Bio-Bauern, die auf der Wiese leben dürfen (absolut geruchlos!).
Bin schon lange Vegetarier, der Schritt zum Veganer wird irgendwann auch noch folgen.
Hier möchte ich gerne auf den sehr ausführlichen und informativen Artikel auf „Infosperber“ verweisen. Offenbar hat man dort die Mühe genommen, zusammenhänge vertiefter zu recherchieren und darzustellen.
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