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freie Redaktorin
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Wow! Was für eine Kraft dieser Text entfaltet. Pflichtlektüre für alle, insbesondere jene, die sich fürs Klima einsetzen und angesichts der Widerstände auch mal verzagen. Danke für diesen Artikel!

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„Damit wir die Unfähigkeit, uns eine Zukunft vorzustellen, nicht mit der Unmöglichkeit verwechseln, überhaupt eine Zukunft zu haben.“

Vielen Dank für die Hoffnung machenden Worte zum Wochenstart!

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Sorry für das Anonym, es ist zu persönlich. Diesen Zwist in mir, Kapitulation oder Kampf, führe ich nun schon seit geraumer Zeit. Zuerst einmal weiss ich nicht, ob ich überhaupt mir selber vergeben kann. Obwohl ich zu den sensibleren Menschen gehöre und seit Kindheit leide unter der Zerstörung der Natur, deswegen oft depressiv war, verdrängte ich doch jahrelang so Vieles, ass unbekümmert Fleisch, flog unzählige Male in die Ferien, habe ein Auto etc.... Immerhin konnte ich nun, aber auch nur durch die Inspiration meiner inzwischen erwachsenen Kindern, umstellen auf fleischlose Ernährung. Ich bin bereit, mein Leben zu ändern, nicht mehr zu fliegen, ÖV benutzen, mich materiell einzuschränken etc. Dann frage ich mich aber wieder, ob diese Opfer wirklich etwas bringen für diese Menschheit, zu der ich ja auch gehöre und von der ich eigentlich enttäuscht bin. Wie oft habe ich im Laufe meines Lebens an verschiedenen Arbeitsplätzen erlebt, dass mir als empathischen, ruhigen Menschen (so werde ich beschrieben) heimlich gönnerhaft auf die Schulter geklopft wurde, wenn ich mich gegen unfreundliche Vorgesetzte und Mitarbeiterinnen gewehrt habe. Selber hat sich aber nie jemand getraut, etwas zu sagen und Partei zu ergreifen. Am Ende galt: "wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing" und ich zog alleine von dannen. So viel zu "Solidarität". Ein Trost blieb mir immer die Familie. Manchmal ist die Enttäuschung über die Oberflächlichkeit, "Dummheit" und Selbstbezogenheit so gross, dass ich mich frage, ob diese Spezie wirklich schützenswert ist. Diesen Entscheid überlasse ich einer höheren Macht. Unterdessen versuche ich weiter daran zu arbeiten, meine Hoffnungen nicht sterben zu lassen und trotz allem aktiver zu werden. Ich schulde es den mutigen Menschen, die sich von der Masse der Gleichgültigen abheben und es verdient haben, für meine Kinder und für meine Selbstachtung.
"Es ist unwahrscheinlich, dass jemand, der sich aus einer verzweifelten Lage befreien will, jemals Trost darin findet, dass irgendwo, wo es viel sicherer ist, Menschen in seinem Namen verbittert oder verzweifelt sind". Und falls "jemand" ein freundlicher Mensch ist, dann lohnt es sich.

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"Oberflächlichkeit, "Dummheit" und Selbstbezogenheit so gross, dass ich mich frage, ob diese Spezie wirklich schützenswert ist". Wieso so sollte die Spezie Mensch schützenswert, bzw beförderungswert sein? Weil wir selbst zu ihr gehören?
Aus meiner Sicht ist auch das genau der Haken bei dem Beitrag von Rebecca Solnit: "Aber das jetzige Jahrzehnt unterscheidet sich vom vorherigen fundamental." Inwiefern fundamental? Der Mensch ist immer noch derselbe. Er trägt andere Kleider. Benutzt andere Technologie. Aber hat sich überhaupt nicht weiterentwickelt, sondern nur "perfektioniert". Also machen wir alles so, wie wir's immer gemacht haben - einfach allenfalls etwas optimierter.

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Leserin
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Warum schützenswert? -- Ist das nicht einfach wegen der Liebe? Kitschig, oder? Ich liebe meine Tochter. Und dieses Wunder Erde. Und..... Dagegen ist kein Kraut gewachsen.

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tja, wir sind halt unendlich komplexe Wesen, und bisweilen ziemlich gestört. Danke für diesen sehr persönlichen Beitrag, Anonym 7.. Es gibt ja eben trotzdem auch "freundliche Menschen", wie Sie sagen, die wie Sie selbst, sorgfältig mit allen Themen und mit den eigenen Reaktionen umgehen. ….

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David Bauer
Projektleiter Klimalabor @ Republik
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Danke, dass Sie diese sehr persönliche Perspektive mit uns teilen!

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Es genügt nicht, die Hoffnung nicht zu verlieren. Und es genügt auch nicht, wenn wir vorbildlich leben, den Fussabdruck gering halten. Wir sind in der Verantwortung, aktiv öffentlich daran mitzuwirken, dass der völlig verfehlte wahnsinnige Kurs korrigiert wird.

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ach ja, aber das würde kosten…

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Das ist genau die Antwort, welche vernünftige bürgerliche Politiker seit Jahrzehnten geben.
Und siehe da, auch Nichtstun kostet. Hier, in den Alpen, wo der Tourismus gerade kollabiert, in der Ukraine, wo die Kosten für jahrelanges Nichtstun gerade in die Hunderte von Milliarden gehen, in den Küstenstädten dieser Welt, wo der unaufhaltsam steigende Meeresspiegel Kosten und Verluste in Billiardenhöhe generieren wird.

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Den “wahnsinnigen Kurs“ nicht zu korrigieren, würde noch viel mehr kosten!

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Herzlichen Dank für diesen Text. Eben gestern kam ich zurück aus Kenya, wo ich ein Projekte zur Wiederaufforstung am Mount Mtelo initiierte und voranzutreibe. Kann ich wissen ob es gelingt? Kann ich wissen ob wir Erfolg haben werden?
Immer wieder befallen mich Zweifel ob wir das Richtige tun auf die richtige Weise. Und viel mehr: Ist es nicht schon zu spät?
Die Gewissheit, dass es erst zu spät ist, wenn wir nichts mehr tun, und dem vermeintlich Unaufhaltsamen hingeben, gibt mir Kraft das zu tun wofür ich arbeite.
Mein direktes und weiteres Umfeld lassen mich immer wieder Wohlwollen und Unterstützung spüren. Es sind nur wenige, die offen eine pessimistische, ablehnende Haltung haben. Sie werden jedoch oft mehr gehört als die Hoffenden, die sich für eine lebenswerte Zukunft einsetzen.
Herzlichen Dank der Republik diese Werte der Solidarität und Zuversicht hochhalten mit solchen Beiträgen.
Damit sie sich direkt selbst ein Bild machen können: www.savingforest.ch.
Lieber ist mir, mit etwas naivem Mut zu kämpfen, als mich in Defäitismus zu gefallen. Nur nichts zu tun bedeutet Ohnmacht.
Wir alle haben zur aktuellen Situation beigetragen. Gemeinsam können wir vielleicht nicht Alles, aber Vieles zum Positiven verbessern. Ich möchte Teil der positiven Geschichte sein. Dafür stehen ich ein. Ich bin guten Mutes, dass fast alle Menschen wie ich denken und fühlen. Mit solchen arbeitete ich gerne zusammen.

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Enarchist & Anfänger
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Danke für Ihre Arbeit, die ansteckende Innensicht und den Link! Leider funktioniert der Link bei mir nicht.

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Danke Herr P. auch für Ihre Aufmunterung. Habe den Schreibfehler korrigiert. lg

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Aus den Perspektiven von 80 Jahren
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Guido Besimo: Danke für die konkrete Illustration! Ihr Bericht darüber, wie Sie mit Ihren eigenen Zweifeln umgehen, wie Sie aber trotzdem, auch ohne "Erfolgsgarantie", weiter machen, nicht aufgeben - das entspricht doch genau der Haltung, die Rebecca Solnit beschreibt. Ich freue mich auf weitere so hoffnungsvolle Geschichten!

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Multifunktional
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Danke! Nachdem Strassberg im letzten Jahr sogar zweimal versuchte, uns davon zu überzeugen, dass Hoffnung lähmend wirkt, freut es mich sehr, dass dieser deprimierenden Einstellung nun ein dezidiertes „so nicht!“ entgegengehalten wird!
Der Vergleich von Hoffnungslosigkeit mit einer Depression ist zu 100% zutreffend. Es ist der Verlust der Hoffnung, dass der eigene schreckliche Gemütszustand sich jemals ändert, der die Depression so unüberwindbar scheinen lässt und Menschen in den Suizid treibt.
Ich wünsche allen einen hoffnungsfrohen Tag. Packen wir die Herausforderungen an!

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Solnits Essay (btw plz, don't call it "Aufsatz"! Klingt nach Schulaufgabe) ist keine Anti-These zu Strassbergs Kolumne, sondern eine Ergänzung dazu. Strassberg in einen Topf mit den Zynikern zu werfen, wäre falsch und ungerecht.

Die Frage ist, von welcher Hoffnung spricht Solnit? Sie sagt, dass die Zukunft "dunkel" ist, absolut ungewiss, aber erfüllt mit Möglichkeiten. Es ist keine Hoffnung, welche glaubt, Ziel "so und so" würden erreicht, erst recht nicht "von alleine" (wie der lineare Fortschrittsglaube der grünen Kapitalisten, neoliberalen Technokraten oder White Liberal Feminists). Nein, die illusionslose Hoffnung liegt alleine darin, dass die Zukunft gestaltbar bleibt und zwar im JETZT.

Was soll deprimierend daran sein, wenn Strassberg sagt "Der einzige Wider­stand, der sich nicht vereinnahmen lässt, ist die Heiterkeit des «So nicht» und zwar jetzt."?

Was bei Strassberg Hoffnung heisst, ist bei Solnit der Optimismus, der erwartet, in der Zukunft dies und das zu erreichen, so dass sie so und so aussehe. Beide schreiben gegen eine Hoffnung an, welche glaubt, am Ende komme alles gut, rette einen Gott oder die Technik, die Deus ex machina.

Beide rufen zu einem Widerstand auf, der der gegenwärtigen wie der künftigen Katastrophe ein "So nicht!" entgegenwirft, im Wissen um die Ungewissheit, und darum, dass alle Bemühungen scheitern könnten. Das Handeln beginnt im Jetzt. Die Zukunft entscheidet sich heute und in der Vergangenheit, wie wir sie interpretieren.

https://www.zeit.de/2023/03/krisen-…ilosophie/

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Multifunktional
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· editiert

Nein, ich möchte Herrn Strassberg nicht in den gleichen Topf mit den Zynikern werfen. Seine Kolumnen im letzten Jahr haben mich aber teilweise recht stark beschäftigt. Nebst den Kolumnen zur Hoffnung war da auch noch diejenige zur Arbeitsgesellschaft/Burnout. Ich glaube dahinter einen Menschen zu erkennen, der selber in letzter Zeit Gewissenheiten verloren hat und/oder Burnout-gefährdet ist (er hat da mal sowas angedeutet) und nun aufgrund seines Berufs versucht seinen eigenen irgendwie hoffnungslosen Zustand philosophisch zu begründen. Wie um zu beweisen: „mit mir ist alles in Ordnung. Das hat Spinoza auch so gesehen“. Das ist jetzt natürlich Küchenpsychologie und vielleicht liege ich ganz falsch, was ich mir für Herrn Strassberg sogar wünschen würde!

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Ich bitte Sie, liebe Frau H. W., diese beiden Hoffnungsartikel nicht miteinander zu vergleichen. Daniel Strassberg ist ein Philosoph, der Begriffe sorgfältigst analysiert. In seinem Artikel kommt das Wort "I C H" nicht vor. Auszug aus Herrn Strassbergs Artikel: "Baruch de Spinoza hat die Problematik der Hoffnung deutlich gesehen. Im dritten Buch der Ethik definiert er Hoffnung etwas buchhalterisch so:

Hoffnung ist unbeständige Lust, entsprungen aus der Idee einer zukünftigen oder vergangenen Sache, über deren Ausgang wir in gewisser Hinsicht im Zweifel sind.
Furcht ist unbeständige Unlust, entsprungen aus der Idee einer zukünftigen oder vergangenen Sache, über deren Ausgang wir in gewisser Hinsicht im Zweifel sind.
Verzweiflung ist Unlust, entsprungen aus der Idee eines zukünftigen oder vergangenen Dinges, bei welchem die Ursache des Zweifelns geschwunden ist.
Baruch de Spinoza: «Ethik». III. Buch Def. 12–15.
Hoffnung ist immer mit Zweifel verbunden. Etwas, wovon wir hoffen, dass es eintritt, kann eben auch nicht eintreten – sonst wäre es keine Hoffnung. Wegen der Zweifel muss jede Hoffnung auch ein Quäntchen Furcht enthalten. Wenn nun diese Zweifel wegfallen, argumentiert Spinoza, kippt die Hoffnung in Verzweiflung – nicht etwa, weil wir wissen, dass das Erhoffte eintritt, sondern weil wir wissen, dass es nicht eintreten kann. Unter dem gequälten Lächeln der mantra­artig wiederholten Hoffnung haben sich längst Erschöpfung und Über­druss breitgemacht. Niemand will die Erste sein, die aufgibt, bis es einfach nicht mehr geht und sich die Verzweiflung Bahn bricht. Um der Verzweiflung vorzubeugen, hat die Kirche listiger­weise alle Hoffnungen ins Jenseits verschoben.

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Multifunktional
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Liebe Frau O.,
Da bin ich nicht ganz einverstanden. Seine zweite Kolumne zum Thema, welche erst vor kurzem erschien, war sogar sehr persönlich (für Strassbergs Verhältnisse) und las sich teilweise wie eine Replik auf die Kommentare zu seiner ersten Kolumne:

Jedenfalls ergeht es mir ähnlich, wenn mir in Gesprächen mit Freunden oder in den Kommentar­spalten dieser Zeitung beschieden wird, ich (oder man) dürfe die Hoffnung nicht verlieren.

Schon als ich noch im Spital in der Abteilung für Innere Medizin arbeitete und täglich mit Patientinnen im terminalen Stadium konfrontiert war, konnte ich diesen bedingungs­losen Glauben an die Kraft der Hoffnung nur als Aufruf zum Selbst­betrug verstehen.

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Die Artikel von Herrn Strassberg sind mir beim Lesen dieses sehr lesenswerten und hoffnungsvollen Beitrags von Rebecca Solnit auch durch den Kopf gegangen. Bei mir ist insbesondere der letzte Artikel von Herrn Strassberg so angekommen, dass Hoffnung mit Realitätsverweigerung zu tun habe und menschlicher Naivität entspringe. Diese Sichtweise möchte ich nicht teilen, denn ohne Hoffnung, welche konkretes Tätigsein für eine bessere Welt einschliesst, möchte ich nicht leben. Viele Sätze in Rebecca Solnits Beitrag habe ich als zutiefst wahr empfunden.

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Nicht jede Hoffnung ist Realitätsverweigerung. Ich hoffe immer auf kluge Köpfe und ethische Menschen. Die müsste es doch konkret u real geben. .. ........und natürlich wird es viel mehr GELD kosten in d Zukunft, wenn wir d Klimamissstände nicht jetzt E. nehmen u anpacken. Es ist 5 NACH zwölf!!

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Das Republik Abo hat sich dieses Jahr mit diesem Beitrag und der Big-Tech Serie schon doppelt gelohnt! Klimalabor noch nichtmal miteinbezogen... Hammer...

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Ich kann nicht anders, als diesen Text mit den geäusserten Anliegen des Klimalabors zu verbinden und mit der Situation in der Schweiz zu verbinden.

Da war doch die Ablehnung des CO2-Gesetzes:

«Nein zu einem höheren Benzinpreis», sagte Umweltministerin Simonetta Sommaruga vor den Medien in Bern. Gerade die ländliche Bevölkerung habe kein Verständnis für diesen Schritt gehabt, erklärte Sommaruga, diesen Schluss ziehe der Bundesrat. «Nun geht es darum, die Menschen in ihrem Alltag zu einem umweltfreundlichen Verhalten anzuregen. So kommen wir weiter – dafür gibt es eine gemeinsame Basis.»

Solnit spricht davon, dass die Veränderung oft von den Menschen "an den Rändern" ausgeht. Die Leser:innen der Republik zähle ich nicht dazu. Ich sehe in einem kleinen Bergdorf, dass die Menschen zwar mit dem Auto zur Arbeit pendeln, aber auch immer mehr sich für Sonnenenergieproduktion auf den Dächern entscheiden. Im Kanton Bern ist das für die Leute lukrativ und die Investition sehr lohnend. Das spricht sich schnell herum und findet Nachahmer.

Vielleicht wäre es sinnvoll, zu recherchieren, welche Massnahmen, die neu auf fossile Brennstoffe verzichten, in welchem Kanton umgesetzt werden. Menschen müssen den Eindruck haben, Veränderung sei kurz- und mittelfristig lohnend.

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Vielleserin
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Liebe Frau D.
Ich gehe weitgehend mit Ihnen einig, habe aber eine Ergänzung: Die Klimaveränderung ist nicht nur ein gesamtschweizerisches, sondern ein globales Problem. M.E. müssten die Klimaschutzmassnahmen national, also durch den Bund, und nicht durch die einzelnen Kantone geregelt werden. Das ganze Geld, welches die einzelnen Kantonsregierungen in Sitzungen, externe Gutachten, Vernehmlassungen, Abstimmungen usw. investieren, wäre viel sinnvoller in Klimaschutzmassnahmen investiert. Es ist überall das Gleiche, im Umweltschutz, in Sozialwesen, im Gesundheitswesen usw. Es wir 27mal Geld ausgegeben, statt nur einmal (26 Kantone+der Bund). Und ich sehe keine Partei, die jemals in Frage stellen würde, wo Föderalismus Sinn macht (nämlich dort, wo Unterschiede bestehen) und wo eben nicht. Und vielleicht nicht ganz unwichtig: Bei gleicher Problemstellung würden alle Einwohnerinnen der Schweiz gleich behandelt und hätten nicht entweder das Glück, in einem grosszügigen Kanton zu leben oder eben in einem knausrigen.

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Meeresbiologe, Fotograf
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Dieser Artikel ist kraftvoll, weil er zeigt, dass eine Kleinigkeit etwas als unumstösslich Wahrgenommenes in einer Sekunde zum Kippen bringt. Günter Schabowski brachte mit nur den drei Worten «ab sofort, unverzüglich» eine vierzigjährige Diktatur zum Einsturz. Unverzüglich.
Die Voraussetzung für diese augenblickliche Transformation war der Leidensdruck einer kritischen Masse Menschen. Der Leidensdruck durch die Folgen des Klimawandels ist noch zu gering, um jene Massnahmen mehrheitsfähig zu machen, die jetzt nötig wären, um das Allerschlimmste abzuwenden. Wenn wir mit der Milderung dieser Folgen warten, bis die Verheerungen so gross sind, dass wir auf die Strassen gehen, ist es zu spät. Wir können es uns nicht leisten, auf genug Leidensdruck zu warten.

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Nein, der Leidensdruck durch die Folgen des Klimawandels ist NICHT noch zu gering, bei manchen Menschen ist er schon viel zu hoch, diese müssen JETZT schon damit rechnen, dass ihr Land noch zu Lebzeiten unter Wasser sein wird, wandern JETZT schon aus, wegen Wassermangel und Dürren… Nein, das Problem ist, dass eine kritische Masse diesen noch nicht hat oder nicht spürt, besonders in den Wohlstandsinseln im Westen.

Und: Es wär ja schön, wenn drei Worte eines einzigen Menschen reichen würden, um eine vierzigjährige Diktatur zum Einsturz zu bringen, aber da geschah doch noch EINIGES mehr von sehr vielen Menschen, bis dieser diese drei Worte mit dieser Wirkung aussprechen konnte.

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Meeresbiologe, Fotograf
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Sie haben natürlich recht. Schon jetzt sind Millionen durch den Klimawandel gefährdet. Deren Stimmen werden einfach ignoriert. Denn, wie Sie auch richtig sagen, ist der Leidensdruck im globalen Norden noch nicht angekommen. Meine Worte. Und natürlich musste der Leidensdruck in der DDR erst eine kritische Masse bewegen. Unser Problem ist, dass wir das System umkrempeln müssen, bevor eine kritische Masse genug leidet.

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Lieber Thomas, du hast die Montagsdemonstrationen vergessen! Zunächst kleine Gruppen von Menschen, die sich getraut haben, friedlich zu demonstrieren und dabei ihr Leben riskiert haben. Es wurden immer mehr Menschen, die für ihre Freiheit demonstrierten, und es blieb friedlich! Sie haben mit sehr viel Mut und Hoffnung sehr viel bewegt.

Was vielleicht ganz speziell in der Schweiz ist: das Land hat in den letzten 100 Jahren keinen Neustart erlebt, es gab keinen 2. Weltkrieg, wie im Rest Europas, es gab keinen Zusammenbruch einer Gesellschaftsform, wie im Osten Europas.
Auf den ersten Blick ist das natürlich sehr gut. Der Nachteil: es konnte nicht “kollektiv“ gelernt werden, dass „es weitergeht“. Egal, was passiert - irgendwie geht es weiter!
Manchmal erkenne ich diesen „Mangel an Katastrophenerfahrung“ als Ursache für Hilfs- und Tatenlosigkeit vieler.

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Meeresbiologe, Fotograf
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Liebe Sabine
Um meinen Beitrag möglichst kurz zu halten, habe ich darauf verzichtet, die Ereignisse vor dem Mauerfall zu rekapitulieren. Nicht, weil ich sie vergessen habe.
Die soziale Dynamik, die sich in der DDR in den Monaten vor der Wende entwickelte, sehe ich in der Klimafrage noch nicht. Leider.

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Ich kann mich den Lobeshymnen nicht anschliessen: Es beginnt schon damit, dass Optimismus als Glaube betrachtet wird, dem zufolge man bereits wisse, was passieren würde; und das wiederum führe zum Nichtstun. Hier würde ich mir etwas mehr Tiefgang und Recherche wünschen: Optimist*innen sehen bestimmte Ziele als erreichbar an und engagieren sich deshalb auch stärker für diese Ziele (vgl. Scheier & Carver, 2003, zu Optimismus, Pessismus und Selbstregulation). Entsprechend kann empirisch auch gezeigt werden, dass die Chance auf Erfolg grösser ist, wenn man optimistisch an etwas herangeht. In diesem Sinne würde ich uns mehr Optimismus wünschen.
Vor allem aber: Der Text liest sich für mich als rein persönlicher Essay mit viel Werbung für eigene Texte; er wirkt auf mich mehrheitlich auch sehr assoziativ. Aus meiner Sicht hätte es dem Text gut getan, wenige Beispiele genauer auszuführen und vor allem aufzuzeigen, inwiefern ein Erfolg erreicht wurde.
Und noch was Letztes: Rebecca Solnit wird u.a. als Historikerin bezeichnet: laut Wikipedia hat sie einen Master in Journalismus, nicht aber in Geschichte.

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Mitglied Genossenschaftsrat Project R
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Ich kann ihr Büchlein "Hope in the dark" empfehlen - dort hats etwas mehr Platz für Ausführungen:)

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Enarchist & Anfänger
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Diesen Text habe ich gebraucht nach der Berichterstattung unseres SRF zur Grosskundgebung gegen Braunkohletagbau in Lützerath. Danke.

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Inhaltlich sehr gut!! In sich logisch und schlüssig! Und die Bitschaft ist (natürlich) auch wichtig und richtig!
Aber es ist leider kein Text, den ich gerne teile, da er zu lang ist und teils zu schwierige Worte enthält. Um mehr Menschen erreichen zu können, braucht es weniger Gedankenakrobatik.

Zu dem Kontext kann ich auch sehr das Buch „Gegen die Ohnmacht“ von Luisa Neubauer und ihrer Grossmutter Dagmar Reemtsma empfehlen.

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Anderer 60
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Ich bin gleicher Meinung. Der Titel und die Fotos machten mich neugierig. Ich finde den Text leider mühsam. Ich habe in der Mitte aufgehört. Entweder ist das Wort für Wort (?) der Übersetzung schlecht oder der Text ist schon auf amerikanisch schwierig. Er fliesst einfach nicht. Beispiel: „Für diejenigen, die schon jetzt ein einfaches Leben haben, bedeutet aufgeben, sich das Leben noch leichter zu machen, zumindest, was die eigenen Anstrengungen angeht.“ Auch nach siebenmal lesen, verstehe ich diesen Satz immer noch nicht genau. Die Fotos sind sehr gut.
PS Danke Dominique Barth. Ich habe den Text nochmals gelesen und dazu noch angehört, bis zum Schluss.
PPS War es zuerst ein Vortrag?

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Theresa Leisgang
Klimalabor Community Redaktorin
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· editiert

Ja, Rebecca Solnit schreibt lange dichte Texte, aber sie sind auch voller konkreter, klarer Passagen. Lassen Sie sich doch wenigstens das Ende nicht entgehen :)

Wer hofft, geht ins Risiko. Man riskiert zu verlieren. Hoffen bedeutet aber auch, den Sieg zu riskieren. Und siegen kann nur, wer sich versucht. (...) Wir, die wir ein materiell sicheres und bequemes Leben führen und zu Gesellschaften gehören, die den Löwen­anteil der Treibhaus­gase verursachen, haben nicht das Recht, im Namen anderer zu kapitulieren. Wir haben die Pflicht, solidarisch mit ihnen zu handeln.

Das beginnt damit, zu erkennen, dass die Zukunft noch nicht entschieden ist, weil wir sie jetzt entscheiden.

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Mitglied Genossenschaftsrat Project R
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Ich kann sehr dazu ermuntern, sich Zeit für Solnits Texte zu nehmen und von Zeit zu Zeit zu ihnen zurückzukehren. Es sind keine Infotainment-Artikel, vielmehr Denkweisen, die ausprobiert und eingeübt werden können. Sie werden gerade dann schön, wenn sie in den Alltag einfliessen zu beginnen.

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David Bauer
Projektleiter Klimalabor @ Republik
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Danke für die Rückmeldung. Wir nehmen uns vor, im Rahmen des Klimalabors auch anderes zu liefern, das auch Menschen anspricht, die mit langen Texten eher wenig anfangen können. Heute Nachmittag wird die vorgelesene Version des Textes vorliegen — der Text bleibt natürlich der gleiche, aber immerhin muss man nicht selber lesen.

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Danke Klimalabor. Ich teile die Texte häufig, Weil ich sie grossartig und wichtig finde, und weil ich die Republik grossartig und wichtig finde. Den heutigen Text habe ich mir beim Putzen vorlesen lassen. Langer Text = gründlich informiert + gründlich geputzt.

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Leserin
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Wo finde ich das englische Original?

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Schön! Dann teile ich den Text am Nachmittag mit dem Hinweis, dass man sich den Text auch vorlesen lassen kann.

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Wie schwierig es ist, mit einer positiven Grundeinstellung gegen weltkluge Untergangspropheten anzukommen, hat auch Rutger Bregman in «Im Grunde gut» beschrieben:

Wer sich für den Menschen einsetzt, wird auf Schritt und Tritt verspottet und beschimpft. Man wäre naiv. Einfältig. Jede Schwachstelle in der Argumentation wird gnadenlos aufgedeckt.

Was das angeht, wäre es einfacher, Zyniker zu sein. Der pessimistische Gelehrte, der in seinem Armsessel vom menschlichen Defizit faselt, kann vorhersagen, was er will. Wenn sich seine Prophezeiungen nicht erfüllen, kann er trotzdem noch behaupten, im Recht zu sein. Denn wer weiß, ob sich die verderbte menschliche Natur nicht in der Zukunft offenbaren wird? Und vielleicht haben uns seine weisen Worte vor Schlimmerem behütet? Der Untergangsprophet klingt ach so tiefsinnig, was auch immer er von sich geben mag.

Die Gründe für die Hoffnung sind dagegen stets nur vorläufig. Noch ist nichts schiefgelaufen. Noch wurde man nicht betrogen. Ein Idealist kann sein ganzes Leben lang recht haben, aber dennoch als naiv abgetan werden.

Ergebnisoffen zu bleiben braucht Mut, aber tut gut! Schön, das ähnlich gelagerte Plädoyer von Rebecca Solnit in der Republik zu lesen.

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Bitte teilen! Ein kraftvoller Text, kraftspendend. Ja es geht ums Handeln und um einen weiteren Blick. So dass wir die Ungewissheit aushalten - dieses oft lähmende Nicht-Wissen - und in Bewegung bleiben und auch erst kommen. Grossartiger Artikel. Dank an die Republik für die Veröffentlichung. Bitte teilen und weiterleiten!

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Mitglied Genossenschaftsrat Project R
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Es gibt kaum eine Autorin, die ich öfter namentlich in Gespräche einfliessen lasse als Rebecca Solnit. Ihre Konzeption der Hoffnung hilft mir beim "navigieren dieser düsteren Zeiten". Umso mehr freuts mich narürlich, nun einen deutschsprachigen Link teilen zu können - Danke!

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Ein sehr differenzierter, tiefgründiger und Mut machender Text, begleitet von eindrücklichen Bildern. Ich nehme vieles aus diesem Essay mit, zum Beispiel folgende Gedanken, die für mich ganz zentral sind:
"Wenn wir anerkennen, dass wir nicht wissen, was geschehen wird, dass die Zukunft noch offen ist und in der Gegenwart geschrieben wird, dann kann uns das dazu anstiften, an der Gestaltung dieser Zukunft mitzuwirken. Wir können geschickt genug sein, um gezielt zu agieren, und dabei doch so weise bleiben, dass wir um die Unvorherseh­barkeit der Ergebnisse wissen. "
Solche Beiträge sind eine grosse Hilfe, auch in dunklen und sehr ungewissen Zeiten die Hoffnung nicht zu verlieren.

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Kapitulieren vor der Klimakrise heisst für viele Menschen der reichen Industrieländer lediglich zu denken, es bringt ja eh nichts etwas zu tun, also mach ich weiter wie bisher. Mit "weiter wie bisher" leben wir ganz gut, wir profitieren massiv vom Verbrauch der fossilen Energien und erleben noch wenig Schaden durch den Klimawandel. Für uns Schweizer:innen würde Kampf gegen die Klimakrise bedeuten seltener zu Fliegen, weniger Auto zu fahren, den Fleischkonsum zu reduzieren, Wohnraum zu verkleinern. Für Menschen in z.B. Somalia heisst Kapitulation vor der Klimakrise zu sterben. Das sind doch ganz andere Voraussetzungen! Wir meinen wir würden uns schaden wenn wir Klimaneutral werden. Manipulative Kreise aus Wirtschaft und Politik sagen das auch mehr oder weniger direkt und Menschen glauben das gerne, da nichts ändern halt sehr bequem ist.

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· editiert

NICHT kapitulieren vor der Klimakrise heisst für viele Menschen der reichen Industrieländer lediglich zu denken, Akku/Strombetriebene Autos, Fahrräder & Trottinette fahren, Flüge CO2-Kompensieren, Solaranlagen auf dem EFH-Dach installieren, einmal statt zweimal am Tag Fleisch essen, über den Kampf gegen die Klimakrise lesen, Filme wie edle Indigene gegen Öl-Firmen kämpfen schauen, reiche, also mach ich weiter wie bisher – nun mit grünem Feigenblatt. Andere leben weiterhin im Elend und sterben, während wir hier bequem mit unserem Hightech weiterhin vom Grünen Wachstum profitieren, Ressourcen ausbeuten und horten, und vor Klimaschäden geschützt sind. Grüner Kapitalismus und Grünliberale Ideologie wird bei weitem nicht reichen! Das ist die Grosse Illusion er reichen Industrieländer

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Realist
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Danke, beide Kommentare sprechen mir aus dem Herzen. In einem gewissen Mass unterliegen wir in den reichen Industrieländern wohl alle einer kognitiven Dissonanz. Aber was heisst schon reich. Materiell sind wir das sicherlich. Aber ist eine Gesellschaft die dem Ableismus und Egoismus fröhnt und die sich grossmehrheitlich nicht um die Auswirkungen ihres Handelns schert (vor allem anderswo) wirklich reich?

Dazu kommt: Dass sich der globale Norden mit alle seinen Möglichkeiten dem Klimawandel nicht JETZT bereits mit aller Kraft entgegenstellt, ist einfach nur dumm und kurzsichtig. Die sich daraus ergebenden Flüchtlingsströme werden halt einfach nur immer noch grösser.

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Dorothee Brumann
Organisationsdesign & Transformation
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Grandios!

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Dieser im tiefsten Sinn des Wortes mutige Text made my day an einem kalten trüben Montag. Danke!

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Genau so erging es mir. Tatsächlich scheint es mir, ich träfe in naher Umgebung immer häufiger auf fatalistische, argumentationsimmune Endzeitgläubige. Frau Solnit findet Worte dort, wo ich zu verstummen drohe …

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Danke sehr für diesen Essay! Der Bezug zu indigenen Völkern finde ich zentral, bauen doch viele "moderne Zivilisationen" auf deren Vernichtung auf. Welche Ironie, dass die Menschheit nun auf dieses Wissen angewiesen ist, um zu genesen. Apropos: "Gathering Moss" der amerikanischen Indigenen (und Bio Professorin) Robin Wall Kimmerer ist ein hoffnungsspendender Genuss und Augenöffner für biologische Überlebenskünstlerinnen.

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Theresa Leisgang
Klimalabor Community Redaktorin
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Danke für diese Gedanken, die ich absolut teile!

Robin Wall Kimmerer haben wir angefragt für einen Beitrag, der bald im Republik Magazin erscheinen soll - und hoffen natürlich, dass sie ihre Einschätzung zu den ökologischen Krisen auch mit unserer Community teilt. Nach dem grossen Erfolg ihres Buches Braiding Sweetgrass, das inzwischen auch auf deutsch erschienen ist, heisst es wohl: Daumen drücken, dass die Mail nicht untergeht :)

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Leserin
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Noch nie habe ich einen Text so viele Male geteilt.

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David Bauer
Projektleiter Klimalabor @ Republik
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So früh am Morgen bereits? Herzlichen Dank!

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Heute sind « ungewoehnliche Zeiten »? Von wann bis wann waren die « gewöhnlichen Zeiten »???

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Meeresbiologe, Fotograf
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In jener Zeit, als sich die Menschheit noch nicht kollektiv entscheiden musst, ob sie weiter existieren will oder nicht.

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aber der Mensch war doch seit eh und je ein schwieriges, komplex funktionnierendes Lebewesen. ? Weshalb denn sonst hätten die Menschen religiöse Konzepte kreieren müssen, wenn nicht, damit das 'Gehorchen', das ethische Verhalten, das Sich-Integrieren dadurch einfacher gemacht wurde…. In den Himmel zu kommen war ein attraktives Ziel. Gott würde mir lieber helfen, wenn ich brav bin…. Heute ist das alles schwieriger geworden, weil wir abstrakter denken und die Ethik aus uns selbst entstehen muss. (Z.B. wie Spinoza sagt: indem wir mit uns, unsern Affekten bewusster umgehen und unser Verhalten kennen)

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Theresa Leisgang
Klimalabor Community Redaktorin
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Gute Frage - diese Einschätzung kommt durchaus aus einer privilegierten Sicht, denn für Gemeinschaften im Globalen Süden kam die erste Apokalypse mit den Kolonialisten, die zweite mit den Folgen von Kapitismus und Klimakrise: "ungewöhnliche Zeiten" also seit Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten.

Genau deshalb schätze ich die Aussage von Rebecca Solnit: Those facing flood and fire can’t afford to lose hope. Neither should we.

Warum nun aus europäischer Sicht die ökologischen Krisen einen Ausnahmezustand bedeuten, hebt Elia Blülle in seinem Text zum Auftakt des Klimalabors heraus:

Gesunde Böden, schier unendliche Mengen an sauberem Süss­wasser, ein stabiles Klima und billige Energie haben uns historischen Reichtum beschert und bewirkt, dass die aller­meisten Menschen fast überall auf diesem Planeten unter besseren Bedingungen leben als noch vor einem halben Jahrhundert.

Jetzt erleben wir in Echt­zeit, was passiert, wenn diese Pfeiler kollabieren: Energie teurer, Süss­wasser knapp, das Klima und die Böden instabil werden.

https://www.republik.ch/2023/01/10/…hied-macht

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danke E. H.. Ich glaube auch, dass der Mensch an sich immer (gleich) schwierig war wie heute. Katzen, Vögel und Bäume waren schon immer nicht perfid und im Ganzen gelassener…. :-)

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Wichtiger Text. Kleiner Asuzug: "Es ist unwahrscheinlich, dass jemand, der sich aus einer verzweifelten Lage befreien will, jemals Trost darin findet, dass irgendwo, wo es viel sicherer ist, Menschen in seinem Namen verbittert oder verzweifelt sind."
Was sie nicht so direkt sagt: Wenn wir wirklich unerbittlich genau hinschauen sehen wir halt, dass die "schicke urbane kulturpessimistische Haltung" schlicht die allerbequemste ist, in der wir uns weiterhin komfortabel im eh vorhandenen Wohlstand einrichten können und uns selbst zusätzlich sogar noch als betroffen, besorgt und tiefempfindend mit der Welt "bescheissen" können.

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Martin Hafen
Präventionsfachmann, Soziologe
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"Wer hofft, geht ins Risiko." - Diesen Satz hat Rebekka Solnit im vorgestrigen Republik-Beitrag geschrieben.

Ich möchte diesen Satz ergänzen zu "Wer hofft UND ETWAS TUT, geht ins Risiko". Das ist ein gewichtiger Unterschied. Die grosse Mehrheit - und ich muss gestehen: in vielen Hinsichten auch ich - tut nichts oder zu wenig. Im Vergleich zur Angst und zur Lähmung ist die Hoffnung, "dass alles schon noch gut kommt" einfach die angenehmere Begleiterin.

Der aufgrund der Teilnahme an einer unbewilligten Klima-Demo wegen Nötigung verurteilte Lehrer (Republik-Artikel von gestern) ist ein perfektes Beispiel für einen Menschen, der bereit ist, seine Hoffnung mit konkreten Handlungen auszudrücken. Und dadurch ins Risiko zu gehen. Bewundernswert.

Es muss sich ja nicht um das Risiko handeln, etwas zu tun, was der Richter - wie in diesem Fall - als Nötigung und damit als "rechtswidrig" bezeichnet. Es kann ja auch um ganz alltägliche "Risiken" gehen: des Genusses beraubt zu sein, Fleisch zu essen; auf den Sonnenschein zu verzichten, die ein Flug auf die Kanaren im Winter ermöglicht; auf dem Velo verregnet zu werden, wenn man das Auto hätte nehmen können usw. usf.

Dazu kommt das Risiko, all diesen "Verzicht" völlig nutzlos zu leisten, weil DIE ANDEREN ja weiterleben wie zuvor. Das ist die "Tragic of the commons" (Tragik der Allmende) wie sie vom Mikrobiologen und Ökologen Garrett Hardin vertreten wird (Garrett Hardin: The Tragedy of the Commons. In: Science. Band 162, Nr. 3859, 13. Dezember 1968): Unregulierter oder zu schwach regulierter ("freier") Zugang zu nachgefragten, aber nicht endlos verfügbaren Gütern (Fleisch, Fisch, Energie, Platz auf der Strasse, intakte Natur unverschmutzte Umwelt etc.) werden ausgebeutet, wenn die Gemeinschaft nicht für eine angemessene, im Sinne des Wortes: nachhaltige Regulierung sorgt.

Das wiederum bedeutet, dass es nicht ausreicht, wenn Individuen ihrer Hoffnung mit entsprechenden Handlungen Ausdruck verleihen. Wir brauchen zusätzlich politisch verfügte und gesetzlich abgesicherte Regulierung von nachgefragten Gütern, um die desaströse klimatische Entwicklung zu bremsen. Der Markt wird es nicht regeln und neue technologische Entwicklungen auch nicht. Es wird der grosse Stresstest für die Demokratien der Industrienationen sein, ob sie es hinkriegen, die entsprechenden Regulierungen gegen den Widerstand der internationalen Grosskonzerne einzuführen.

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An die Autorin des Artikel :
Es geht grundsätzlich nicht um Optimismus oder Pessimismus, zu erst sollen wir das Problem genauer verstehen. Die Klimaproblematik konfrontiert die Menschheit mit einer Situation, die in der ganzen Geschichte der Menschheit nie existierte. Zum ersten Mal ist es ein Kampf zwischen Mensch und Natur und der Mensch hat nur eine Chance zu gewinnen, wenn er sich fundamental verändert und verzichtet auf fast alles, was er durch X-Generationen erarbeitet hat und sehr gern behalten will. In der Geschichte finden wir kein Beispiel in dem die Menschheit freiwillig verzichtete auf Errungenschaften, die ihres Leben angenehmer machten.
Und wenn die Klimakatastrophen überall sind, vielleicht dann wird E. gemeint mit dem Verzicht... Aber dann.... Hat leider die Natur das Spiel schon gewonnenen.

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Ich finde es hochproblematisch wenn von Kampf Mensch gegen Natur und umgekehrt gesprochen wird. Der Mensch ist ein Teil der Natur und befindet sich niemals ausserhalb derselben. Die Natur gewinnt gar nichts wenn der Klimawandel ungebremst vorangeht, sie nimmt grossen Schaden. CO2 im Wasser macht es sauer und lebensfeindlich, wenn Wälder brennen nehmen sie kein Kohlenstoff auf und Lebensraum für Tiere geht verloren. Gewinnen tut hier niemand.

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Es wird sicher sehr schwer zu beweisen, dass die Natur grosse Freude hat, wenn Menschen weiter existieren. Es kann sehr hilfreich sein den Begriff "Natur" nicht nur auf Erde zu begrenzen. Schauen wir genau was im Universum stattfindet. Überall ist die Natur am Werken und hat ihre eigene Gesetze, die schwer zu verstehen sind und vor allem kein Rücksicht auf menschliche Egoismus und selbst Liebe zeigen. Wenn wir den Blickwinkel Richtung Universum 🌌 stark erweitern, konnten wir vielleicht verstehen welches Problem wir eigentlich haben.

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Ich denke es geht genau um Optimismus und Pessimismus und wie diese, auch ohne wirklich die Probleme zu verstehen, einen wesentlichen Einfluss haben können. Ausserdem verstehen wir genau was die Probleme sind und oft wissen wir auch schon wie diese zu lösen wären. Die Schwierigkeit liegt darin, dass die die haben nicht gewollt sind etwas davon aufzugeben.
Zusätzlich: Es war schon immer ein Kampf zwischen Mensch und Natur. Nur glaubten wir längste Zeit über die Natur zu siegen, haben aber nur zu der eigenen Selbsvernichtung beigetragen. Zudem glaube ich, dass das einzigartige und neue im Klimadiskurs eigentlich der Kampf Mensch gegen Mensch ist. Ginge es wirklich NUR um Mensch gegen Natur, währen alle einig: Es muss jetzt was geschehen um das Leben überall auf der Erde zu bewahren. Das Problem ist vorallem, denke ich, die starke Politisierung und Verzerrung der Fakten und Wissenschaft, welche es scheinen lässt, dass das Klima Weltbild abhängig wäre und erschaffen wurde um von spezifischen Leuten die Freiheiten weg zu nehmen.

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Die Frage ist: Haben wir Hoffnung, dass der globale Kapitalismus rechtzeitig abgeschafft wird? Denn: "Warum reagieren wir zu langsam auf den Klimawandel?" fragt Soziologe Jens Beckert in die Zeit. Und kommt zum Schluss: "Moderne kapitalistische Gesellschaften können nicht anders: Wirtschaft, Staat und Bevölkerung arbeiten gegen die Natur." https://www.zeit.de/2022/46/klimakr…el-gas-co2

Zizek fragt in der aktuellen Ausgabe der Serie "Sinn und Verstand" grundsätzlicher: "Haben wir eine Zukunft? Der Kampf gegen die globale Katastrophe hält uns gefangen. War es das schon? Wer jetzt noch nach Hoffnung sucht, muss in die Vergangenheit reisen." https://www.zeit.de/2023/03/krisen-…ettansicht

Ohne Alternative zum Kapitalismus keine Zukunft. Also: Was tun?

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Lehrerin F.M. Alexander Technik
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Ob die Klimakatastrophe beschränkt werden kann, wissen wir alle nicht. Was als Aufgabe für uns Menschen bleibt, ist m.E. die Aufgabe zuversichtlich unser Allerbestes zu geben.
Zumindest können wir dazu beitragen, das soziale Klima durch Freundlichkeit, Respekt, Wertschätzung und Engagement zu verbessern.
Wenn dadurch 5% der Wählerschaft für konstruktive Lösungen stimmt, ist einiges gewonnen. Das ist keine unrealistische Hoffnung, das ist zu machen!

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Lehrerin F.M. Alexander Technik
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Vielen Dank für dieses Essay. Ich teile Rebecca Solnit's Sicht, dass es Aufgabe des Menschen ist, die Zuversicht zu pflegen und nach bestem Vermögen bei zu tragen an das allgemeine Wohl.

Dieser Satz von Frau Solnit scheint mir besonders wichtig: "Erst wenn wir die Langsamkeit und die Indirektheit des Wandels kennen und schätzen lernen, haben wir begriffen wie Wandel funktioniert".

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Attention - in der Bildunterschrift ist der Senegal zum Sudan geworden.

Ansonsten vielen tausend Dank für den wunderbaren Text!

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David Bauer
Projektleiter Klimalabor @ Republik
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Vielen Dank für den Hinweis, ist nun korrigiert.

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So, erst jetzt konnte ich den Artikel ganz lesen, der viel bei mir ausgelöst hat. Aus persönlichen Gründen teile ich diesen Kommentar ausnahmsweise anonym.

Ich wünschte, ich könnte den Optimismus der Autorin teilen. Der einzige Punkt, dem ich zustimme, ist, dass sie und ich den Luxus der Verzweiflung haben, während diejenigen, die unter den Folgen des "business as usual" leiden, nur hoffen können, weil sie es sich nicht leisten können zu verzweifeln.

Der Vertrag mit den Dakota-Stämmen und den meisten anderen Stämmen besagt eindeutig, dass ihr Land nicht von fremden Gruppen aus irgendeinem Grund genutzt werden darf. Das Einzige, was in diesem Kampf von Anfang an notwendig gewesen wäre, ist, dass die Gerichte den Vertrag aufrechterhalten und nicht nur alle Bauarbeiten, sondern sogar die Überlegungen und Planungen für ein solches Projekt stoppen. So wie es die US-Regierung in den letzten 250 Jahren getan hat, so tat sie es auch im erwähnten Fall: In den ersten 100 Jahren der Geschichte der USA hat die Regierung über 360 Verträge mit amerikanischen Ureinwohnern geschlossen und gebrochen (manchmal am selben Tag, an dem der Vertrag unterzeichnet wurde). Seit 1871.

Bestenfalls würde ich sagen, dass die junge Frau, die Direktorin von Oil Change International ist und auch die Autorin dieses Artikels, naiv ist. Schlimmstenfalls würde ich sagen, dass ihr Lebensunterhalt von dem Gehaltsscheck abhängt, den sie von der von ihr geleiteten gemeinnützigen Organisation erhält, und dass sie daher persönlich davon abhängig ist, dass die Menschen nicht die Hoffnung verlieren und dadurch aufhören, die Spenden zu leisten, mit denen ihr Gehalt bezahlt wird. Wenn ich wirklich pessimistisch wäre, würde ich mich auch fragen, wie eine gemeinnützige Organisation mit so wenigen Spendern es sich überhaupt leisten kann, eine internationale Organisation mit einem Team von 20 Angestellten zu finanzieren.

Wenn ich noch einmal 25 Jahre alt wäre würde ich nicht mehr protestieren, sondern mein 20-jähriges Engagement für den Pazifismus aufgeben und aktiv werden; direkt, persönlich und wo notwendig gegen das herrschende Gesetz. Die Welt ist zum grossen Teil deshalb in dem Zustand, in dem sie sich befindet, weil wir in den letzten 150 Jahren im Westen indoktriniert wurden zu glauben, dass solche Aktionen falsch sind, egal wie viele von uns sie einsperren oder töten oder in Kriegen für den Profit sterben lassen. Ich glaube heute tatsächlich, dass ich sträflich fahrlässig gehandelt habe, weil ich in meiner Jugend den Dialog, den Kompromiss und den gewaltfreien Protest gesucht habe. Die Generation meiner Kinder hat allen Grund, uns dafür zu hassen, denn sie sind es, die am meisten unter unserer Untätigkeit leiden werden.

Mit den Worten von Mark Twain: (in Bezug auf die Art und Weise, wie wir über die so genannte "Schreckensherrschaft" während der Französischen Revolution unterrichtet werden): «There were two "Reigns of Terror" if we would but remember it and consider it; the one wrought murder in hot passion, the other in heartless cold blood; the one lasted mere months, the other had lasted for a thousand years;...our shudders are all for the "horrors" of the minor Terror, the momentary Terror, so to speak; whereas, what is the horror of swift death by the axe, compared with life-long death from hunger, cold, insult, cruelty, and heart-break? ... A city cemetery could contain the coffins filled by that brief Terror which we have all been so diligently taught to shiver at and mourn over; but all of France could hardly contain the coffins filled by that older and real Terror - that unspeakably bitter and awful Terror which none of us have been taught to see in its vastness or pity as it deserves.»

Eine kurze Zusammenfassung der Dakota-Pipeline:
Januar 2016: Pipeline erhält Regierungsgenehmigung, April 2016: Die Stämme starten eine Online-Petition an die Army Corp of Engineers, um das Projekt zu stoppen (ausserdem laufen 125 Meilen von diesem Standort entfernt über 175'000 Gallonen Öl aus der Dakota Access Pipeline in einen Bach).
Mai 2016: Arbeiter beginnen mit dem Bau des Dakota-Abschnitts
27. Juli 2016: Die Stämme der Standing Rock Lakota Sioux reichen Klage ein, um den Bau zu stoppen, woraufhin die Muttergesellschaft der Dakota Access Pipeline eine Gegenklage gegen das Oberhaupt und mehrere Ratsmitglieder des Stammes der Standing Rock einreicht (eine typische Unternehmenstaktik), kurz nachdem die Klagen gegen Dakota Access eingereicht wurden, beginnen die Proteste entlang der Baustelle, im August 2016 waren es bereits über 3'000 Demonstranten, von denen viele in Tipis, Zelten und Wohnwagen schlafen, um rund um die Uhr vor Ort zu sein. Dakota Access setzte Hubschrauber und private Sicherheitsleute ein, die mit Pfefferspray und Wachhunden bewaffnet waren, um die Demonstranten von der Baustelle fernzuhalten, bis mehrere Menschen von diesen Hunden zerfleischt wurden und dann die Polizei und die Nationalgarde einrückten, um in den nächsten vier Jahren "professionell und rechtmässig" genau das Gleiche mit den Demonstranten zu tun.
2016: https://www.huffpost.com/entry/nort…5aded56896
2017: https://neonnettle.com/sphere/511-d…-and-water
2020: Gericht ordnet Dakota Access an, den Bau der Pipeline zu stoppen...
2020: Ein höheres Gericht hebt diese Anordnung auf und erlaubt den Weiterbau...
2021: Die Klage auf Baustopp bis zum Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung hat Erfolg...
2021: Das Bundesgericht lehnt es ab, die Berufung von Dakota Access zu prüfen...
2021: Präsident Biden könnte den Bau jederzeit stoppen, hat dies aber nicht getan.
2021: https://www.theindigenousfoundation…s-pipeline
2021: https://grist.org/fix/opinion/dakot…-for-good/

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Theologin/Seelsorgerin
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Habe den Text jetzt erst gelesen! Grossartig! Danke dafür.

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