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Freue mich einmal mehr auf das Gespräch, das ich leider wieder bloss aus der Ferne mitverfolgen kann.
Besonders gespannt bin ich auf die Meinungen der Runde zu Peter Handkes Nobelpreis.
Von den beiden zu besprechenden Büchern habe ich mir Salman Rushdies Quichotte ausgesucht und mit viel Vergnügen gelesen.
Der Einstieg gestaltete sich zwar etwas mühsam. Dieses ausführliche, manchmal gar ausschweifende Erzählen habe ich schon länger nicht mehr angetroffen. Ich war schon fast versucht, mir Notizen zu machen um die verschiedenen Personen und vor allem die verschachtelten Erzählebenen für mich zu sortieren. Doch zum Glück konnte ich statt dessen bald los- und mich einlassen und eintauchen in dieses buchstäblich ver-rückte Abenteuer.
Dazu möchte ich in die Runde fragen, wie es Ihnen damit ergangen ist. Ich finde Rushdies Erzählen "altmodisch" (im durchaus positiven Sinn). Weiss aber nicht, ob das auch andern so geht.
Sehr vergnüglich fand ich all die Reminiszenzen auf andere Geschichten. In Don Quichotte zum Beispiel Jiminy Grille aus Pinocchio auftreten zu lassen, liegt nur fern, wenn man nicht tief in der Lektüre steckt. Oder dass aus Ionescos Nashörnern Mammuts werden, macht einfach Spass.
Alles ist möglich - und die ungezügelte Fantasie so spielen zu lassen, lässt einen fast schon selber daran glauben.
Was mir auch sehr gefallen hat, waren die verschiedenen Erzählebenen. Das klassische "Geschichte in der Geschichte in der Geschichte", das ist zwar nichts Neues, für mich aber etwas sehr reizvolles und ich finde Rushdies Gestaltung hier meisterhaft.
Was der aktuelle Bezug zur heutigen USA betrifft, fand ich es angenehm unaufdringlich. Und vielleicht deshalb auch lange nachklingend.
So, das war jetzt auch etwas gar ausführlich, dafür bitte ich um Nachsicht.
Herzliche Grüsse und Dank, dass ich durch den Buchclub immer wieder Bücher und Autoren und Autorinnen für mich neu entdecke.

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Liebe Esther Latten, vielen Dank auch meinerseits für die vielfältigen Leseeindrücke - die Frage nach dem «altmodischen» Erzählen ging gestern in der Runde irgendwie unter, was mir leid tut! Ich wüsste aber gern, was genau Sie darunter verstehen. Inwiefern altmodisch? Für mich weist der Roman alle möglichen Elemente der Postmoderne auf, allerdings auch diejenigen der Postmoderne avant la lettre, wie sie Miguel de Cervantes vorführt. Im Übrigen erging es mir bei der Lektüre wie Ihnen (den Anfang fand ich anstrengend, danach war ich abwechselnd amüsiert, überrascht und beeindruckt). Schön, dass Sie mitgelesen haben!

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Gar kein Problem, es gab ja auch viel zu besprechen.
Vielleicht ist "altmodisch" wirklich das falsche Wort, ich fand kein anderes und wenn ich nochmal darüber nachdenke, erkenne ich die vielen verschiedenen Sprachstile, wie Sie sie in der Runde erwähnten auch.
Für mich war es wohl dieses ausufernd Fabulierende als Grundmelodie, das mir diesen Eindruck eingegeben hat. Ich empfinde sonst viele Texte der Gegenwart eher als reduziert, deshalb kam ich auf "altmodisch" (im positivsten Sinn)
Zwei Anmerkungen noch zur Diskussion, die ich wie immer sehr anregend fand:
Die Bemerkung, Rushdie habe wohl mehr Vergnügen beim Schreiben als wir beim Lesen gehabt: Zum Glück hat da einer so viel Freude beim schreiben!
Für mich persönlich wirkt das ungemein ansteckend. Und gleichzeitig lässt mich der Text frei. Mir gefällt das sehr.
Auch die Qualität des Endes beurteile ich positiver.
In der ganzen Geschichte geht es ja immer wieder um die Flucht in die Fantasie. Aber auch um die Frage, ob wir uns denn ein anderes Leben, eine andere Welt überhaupt vorstellen können. Und ist das nicht die Voraussetzung um überhaupt etwas zu verändern?
Der Techniker baut sein Portal und versucht mit Wissenschaft, eine andere Welt zu entdecken. Aber sie bleibt im Nebel, wie jede Zukunft. Man muss hingehen um zu wissen und kann nicht mehr zurück um darüber zu berichten.
Oder man bleibt stehen und fantasiert weiter.
Das mag furchtbar banal scheinen. Als Mensch, der immer wieder die eigene Fantasie als Überlebenselixier erfahren hat, ist es mir jedoch sehr nahe.

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· editiert

Tolle Besprechung, Frau L., und kein einziges Wort zuviel! Danke von einer, die wahrscheinlich auch dieses Buch aufs nächste Leben verschieben muss. Oder zumindest auf nach der Pension.
Beim Buchklub bin ich leider auch nicht dabei, freue mich aber auf die Übertragung.

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Den Literaturnobelpreis bekommt man nur, wenn man keine falschen Meinungen vertritt?
Können Sie damit leben, dass in renommierten Museen Bilder von Caravaggio hängen, der ein Spötter, Prügler, Trinker, Ehebrecher und Sexist!!! war, die Enthauptung des Holofernes abbildete, als sei Judit beim IS, der falsche Meinungen vertrat und mordete?

Bekam Handke den Literaturnobelpreis eigentlich für Geschichte oder für seine Geschichten?

Merkt vielleicht irgendjemand doch noch, dass die Vermischung von Meinung und Leistung nur eines bewirkt: auf die Leistungen kommt es nur noch in zweiter Linie an. Auf die Longlist dürfen nur noch die anerkannt Guten. Bünzlis.

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Erst jetzt dazugekommen, den letzten Buchklub zu geniessen. Wieder war es spannend, zu hören, was den einzelnen TeilnehmerInnen aufgefallen ist, mehr oder weniger gefallen hat, Ärger oder Staunen auslöste. Interessant die Ergänzungen des Gastes zur Kinderliteratur, aber auch Diskussion und Lesehinweise zur Verleihung des Nobelpreises.
Highlight fand ich diesmal das Schlusswort aus dem Publikum, das Gute an der Debatte um Handke sei, dass sie den Schrecken der Jugoslawienkriege auch jenen (wieder) ins Gedächtnis bringe, die nicht (mehr) darum wüssten.

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