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Ich sehe diese vielen oft sehr emotional aufgeladenen Beiträge und bin bestürzt.
Hat der moderne Mensch etwa verlernt, was die Bauern noch wissen? Nämlich, dass manchmal Dinge geschehen, ohne dass jemand Schuld hat? Das Getreide vertrocknet oder es verregnet die Ernte, die besten Tiere sterben unvermutet, es gibt schwere Unfälle etc, etc. Gegen Vieles ist man nicht genügend abgesichert...Weder Panik, Gejammer, Schuldzuweisung , Verleugnung oder Streit helfen in diesem Fall. Man kann einfach nur aufgrund des momentan vorhandenen Wissens die Fakten nüchtern gegeneinander abwägen und auf Schadensbegrenzung hin arbeiten. Zum Beispiel ist im Falle einer Seuche Abstand halten eine Frage des gesunden Menschenverstandes, das haben wir in den vergangenen Jahrhunderten x - fach gelernt....also tut man es einfach. Manchmal hat man keine andere Wahl. Diskutieren bringt da nichts. Zudem weiss der Bauer, dass auch mal magere Jahre kommen und bereitet sich im Rahmen seiner Möglichkeiten darauf vor. Ich denke das tut auch jeder andere, der über halbwegs gesunden Menschenverstand verfügt. Genauso hat man schon seit Langem gewusst, dass eine Pandemie kommt. Man hat versucht sich auf verschiedene Szenarien vorzubereiten, teilweise ging das in die Hose - passiert auf unserem Betrieb auch. Aber wir dürfen uns glücklich schätzen, während einer solchen Kriese in der Schweiz zu leben und haben jetzt die Gelegenheit aus dieser Pandemie viel lernen zu können. Also hört auf mit diesem Gezänk! Das Fazit des Artikels und insbesondere angesichts der vielen Voten dazu im Forum lautet für mich: Wie schaffen wir es bei einem auftretenden Problem friedlich zu bleiben, zusammenzuarbeiten und unsere Argumente vorzubringen, ohne gleich aufeinander einzudreschen und gleichzeitig rasch und effizient zu handeln? Was schafft Vertrauen? Wo muss man ansetzen? Ich denke, in diesem Bereich müssen wir uns weltweit noch massiv verbessern, bevor die nächsten Pandemie kommt. Es ist ein Stück weit wie erwachsen werden.
Gestern habe ich im Forum des "Standard" einen sehr amüsanten Kommentar des Users "Shadowhunter" gelesen, den ich euch nicht vorenthalten möchte.
Was Verschwörungstheoretiker und Leugner von Gefahren so von sich geben, hier am Beispiel Tiger. Ein Tiger ist im Zoo ausgebrochen
Rundfunk : "Die Zooleitung fordert die Bürgerinnen und Bürger auf - bitte retten Sie sich schnell nach Hause, schließen sie sich ein!"
Bürger 1: "Widerstand gegen diktatorsiche Anordnungen der Zooleitung ist oberste Bürgerpflicht! Wir lassen uns nicht einfach unterbuttern!"
Bürger 2: "Immer diese Panikmache. Tiger sind ja auch nur so eine Art Katzen!"
Bürger 3: "Statistisch gesehen stirbt doch kaum jemand durch Katzen!"
Bürger 4: "Der Tiger wurde absichtlich freigelassen - die wollen uns nur unsere Freiheitsrechte nehmen!"
Büger 5: "Mit gesunder Lebenseinstellung und Meditation greift mich der Tiger sicher nicht an und tödliche Bisswunden heilen viel schneller mit ausreichend Vitamin C!"
Bürger 6: „Alte und langsame Zoobesucher mit schlechter Kondition sind durch die Tiger gefährdet und die wären sowieso früher oder später von einer Katze gefressen
Bürger 7: " Es ist überhaupt noch nicht klar ob jemand durch einen Tigerangriff je gestorben ist. Toderursache durch eingewachsene Zehennägel wurde nie durch eine Obduktion entkräftet!"
Bürger 8.: "Im Kuscheltierzoo kommt man probemlos ohne große
Zäune aus, was ist die Absicht mit dem hohen Zaun beim Tigergehege? was will man uns verheimlichen?"
Bürger 9: Prof X und Doktor Y erklären auf Youtube wie liebesbedürftig Tiger sind und dass ihre angebliche Aggressivität völlig missverstanden wird. Seht Euch das unbedingt mal an und denkt darüber nach!"
Bürger 10: "Was hat der Zoo davon, wenn er Euch warnt und wer profitiert davon? Wir werden doch alle verarscht! Das ist meine Meinung und schließlich besteht Meinungsfreiheit!"
Bürger 11: " Wir sollten die Zoobesucher auf hungrige Tiger einstellen und wenn alle Tiger satt sind ist eh Ruhe. Es trifft ja nur immer ein paar wenige. In schwedischen Zoos klappt das auch ganz hervorragend!
Guten Tag, Herr Egger, vielen Dank für das Teilen dieses parodistischen Splitters. Ich habe länger nicht mehr so gut gelacht.
und genauso war es auch gedacht. Bei so viel trockener und ernster Diskussion wirkt etwas Humor meist wahre Wunder. Wir müssen auch mal wieder lachen dürfen!
Lieber Herr M., liebe Republikaner
„Front der Zweifler“, Trump, Bolsonaro, Köppel und Wodarg in einem Satz nennen, Widerstand in den USA mit dem Beispiel der bewaffneten Trump-Anhänger illustrieren, Köppel und Giesecke in einem Satz nennen, das Bündnis Demokratischer Widerstand als obskur bezeichnen und Gieseckes Prognose als „hoch spekulativ“ bezeichnen.
Was soll das? Ich koche.
Es geht mir um die Bilder und den O-Ton. Ich fühle mich auch persönlich in eine Ecke gestellt mit Schreihälsen, die ich verabscheue. Ja, ich gehöre auch zu den Zweiflern. Muss ich denn hier, auf der Kommentarfunktion der Republik, jetzt etwa schreiben, warum zweifeln eine staatsbürgerliche Pflicht ist?
Den Widerstand gegen Corona-Massnahmen am Bild der bewaffneten Trump-Anhänger zu illustrieren ist so etwas von daneben. Was ist denn mit Ioannidis aus Stanford oder Wittkowski aus New York? Sie kritisieren auch die anhaltenden Massnahmen bezüglich der Pandemie.
Was soll das? Ich frage mich, wo das Motiv liegt, Sachverhalte in dieser Weise darzustellen.
Was ist ein obskures Bündnis? Ich habe kurz dazu recherchiert und ein ausführliches Impressum und eine Video-Botschaft über die Motive und ihren Antrieb gefunden. WTF? Mit diesem Ausdruck wird suggeriert, dieser Zusammenschluss von Bürgern sei etwas anrüchiges. Dieser Ausdruck grenzt aus.
Lieber Herr M., liebes Republik-Team, ich möchte dazu eine Stellungnahme. Und ich schicke gleich voraus: ich erwarte dies in der für die Republik üblichen selbstkritischen und demütigen Haltung.
Ich fühle mich schlecht, dass ich meinem geliebten Medium solch ein Feedback schreibe. Ich hoffe, ihr verzeiht mir.
Lieber Herr Hug,
Vielen Dank für Ihren kritischen Beitrag. Ich kann zwar nicht "stellvertretend" für die Republik antworten, aber als Redaktionsmitglied möchte ich Ihrer Forderung nach einer Stellungnahme gerne nachkommen.
Ich verstehe Ihren Zorn nicht ganz. Wenn ich Sie richtig interpretiere, dann sind Sie deshalb wütend, weil hier die Verschwörungstheoretiker-Front dargestellt und denunziert wird und weil auf diese Weise insinuiert werden soll, dass ALLE Zweifler Verschwörungstheoretiker sind. Sie verteidigen das Recht, die Dinge kritisch zu hinterfragen, ohne in die Spinner-Ecke abgedrängt zu werden. Das verstehe ich, da bin ich voll bei Ihnen. Das ist meiner Ansicht nach aber auch ganz klar dieser Artikel.
Er betont wie inkohärent, ungesichert, interpretationsbedürftig und widersprüchlich der Erkenntnisstand zu Corona ist. Er betont, dass sich Wissenschaftlichkeit durch systematischen Zweifel und Debatte definiert. Er legt im Übrigen die epidemiologischen Paradoxien in Hinblick auf Wissenschaftlichkeit und Wahrheitsrelativismus dar. Wenn es einen Text gibt, dessen Haltung ganz klar NICHT ist: Wir sind objektiv und Ihr seid Spinner, dann ist es dieser. Halten Sie das für vorgeschoben, geheuchelt? Ihren Vorwurf mangelnder Demut und Selbstkritik verstehe ich ganz einfach nicht.
Ich vermute, was Sie aufgebracht hat, ist, wie über einzelne Vertreter der kritischen Bewertung der Lockdown-Strategien geschrieben wird. Würde M. Ioannidis die Satisfaktionsfähigkeit absprechen? Ganz sicher nicht. Auch Wittkowski kommt nicht vor. Mich erstaunt aber schon ein bisschen, dass Sie ihn hier als Gegenbeispiel anführen. Sicherlich, Herr Wittokwski ist ein ausgewiesener Experte, man muss seine Analysen ernst nehmen. Aber nachdem er Anfang April öffentlich gesagt hat, die Epidemie habe in den USA ihren Höhepunkt erreicht und werde schnell zurückgehen, ist eine gewisse Skepsis sicherlich angezeigt.
Vermutlich sind Ihnen drei Dinge Sauer aufgestossen:
Die ausführliche Darstellung der Spinner.
Das Wodarg mit den Spinnern in einem Atemzug genannt wird.
Die Beurteilung von Giesecke.
Die Beurteilung des "Demokratischen Widerstands".
Der Reihe nach: Die Spinner - die Trumps, Bolsanaros und Köppels - gibt es. Sie sind gefährlich, sie sitzen in Machtpositionen. Trumps Politik hat in den USA bereits heute zum vermutlich vermeidbaren Tod von Zehntausenden Bürgern geführt. Wir müssen den Teufel nicht an die Wand malen, aber wir haben die Pflicht, zu vermeiden, dass solche Kräfte bei uns zusätzlich Gewicht bekommen. Spinner mit Einfluss müssen denunziert werden. Wenn Sie persönlich mit manchen Ihrer Positionen in die Nähe von Leuten geraten, die Sie selber als Spinner empfinden, sollten Sie sich vielleicht selber ein zweites und drittes Mal die Frage stellen, ob Sie alle Argumente gut durchdacht haben, anstatt enttäuscht und erbost auf kritische Einordnungen zu reagieren.
Wodarg stellt auf seiner Website immer wieder Fragen, die berechtigt sind, aber er hat ganz offen zu Tage liegende verschwörungstheoretische Züge. Glauben Sie auch, dass die Lockdown-Massnahmen von einem pharmakologischen-politischen Komplex zur Selbstbereicherung und Machtergreifung gezielt organisiert wurden?
Mit Giesecke wird in dem Artikel nicht respektlos umgegangen. Seine These wird korrekt wiedergegeben (am Ende überall gleichviel Tote) und als hochspekulativ bezeichnet. Vielleicht hätte man statt "hochspekulativ" besser "spekulativ" geschrieben, einverstanden. Aber spekulativ - weil von x Faktoren abhängig, die wir noch nicht genau einschätzen können (Entwicklung von Behandlungsmöglickeiten, Fortschritte bei den Impfungen, Dauer der Durchseuchung, Risiken plötzlich wieder steil zunehmender Infektionszahlen) - ist sie in der Tat. Und sie geht das Risiko ein, dass sie eben falsch ist und Schweden am Ende sehr viel mehr Tote haben wird als nötig. Das kann man dann, wenn man will, immer noch abwägen gegen die wirtschaftlichen Kosten, aber das ist dann wieder eine andere Debatte.
Dass Sie darüber empört sind, dass der "Demokratische Widerstand" als obskur bezeichnet wird, kann ich nur darauf zurückführen, dass sie nur wenig recherchiert haben. Die Gruppe ist wirklich ein obskures Konglomerat von Links- und Rechtsextremisten - von Leuten, da bin ich mir sicher, die Sie nicht anders einschätzen als wir. Hier ein Link:
https://www.rbb24.de/politik/thema/…rlin-.html
Mit herzlichen Grüssen, DB
Sie "kochen" weil der "Demokratische Widerstand" als "obskur" bezeichnet wird, obwohl Sie doch ein Impressum gefunden haben und ein Video in dem die Beweggründe genannt werden. Mla zuerst: Ein Impressum besagt nichts über Inhalte und/oder Seriosität. Es nennt lediglich die gesetzlich vorgeschriebene Anschrift und mindestens einen presserechtlich Verantwortlich. Das tun auch die Impressen von Sekten-Blättern. Die benennen auch die Beweggründe der Sekte. Ein Video ist doch keine Garantie für Seriosität - die erschliesst sich doch ausschliesslich über den Inhalt. Und wenn ich dann beim "Demokratischen Widerstand" in dessen eigener Veröffentlichung lese "Die großen Medienhäuser sind gleichgeschaltet. Sämtliche Freiheitsrechte wurden außer Kraft gesetzt, während wir von der Regierung in Todesangst versetzt zuhause eingesperrt werden" und "Ein dystopisches Digital- und Pharmakonzern-Kartell drängt zur Macht" und "die Parteien (sind) hinter der Regierung vereint. Sie haben den jahrelangen Notstand ausgerufen", dann finde ich "obskur" als Bezeichnung für diesen Verein noch ganz nett.
Lieber Herr Hug, im Text geht es mir dezidiert nicht darum, eine demokratisch geradezu notwendige Debatte über die Corona-Maßnahmen zu denunzieren. Denn selbstverständlich braucht es eine - ja auch kontroverse - Diskussion darüber, welchen Nutzen und welche Folgen bestimmte grundrechtliche Eingriffe haben. Deshalb heißt es in Bezug auf die "Zweifler" (die Anführungsstriche sind hier wichtig) im Text ja etwa auch: "Charakteristisch für diese (Quer-)Front der «Zweifler» ist, dass es ihnen nicht um eine rationale Debatte über die Ausbalancierung von Infektionsschutz, freiheitlichen Grundrechten sowie ökonomischen Folgeschäden geht; sondern dass sie die jeweils verhängten Corona-Massnahmen per se als «Panikmache» verbuchen oder gar als Teil einer gross angelegten Verschwörung begreifen."
Zumal der Text ja überhaupt versucht diesen ambivalenten, prekären Status des Zweifelns zu beleuchten, also deutlich zu machen, dass man sich eben nicht so einfach (positivistisch) auf "die" Wissenschaft berufen kann. Wo ich Ihnen hingegen klar widersprechen würde: Das "Demokratischer Widerstands"-Bündnis als bloßen "Zusammenschluss von Bürgern" zu sehen, geht m.M.n. sehr fehl. Lesen Sie gerne mal das "Manifest" von denen - oder auch nur einen Bericht über deren Demos (siehe hier z.B.: https://www.tagesspiegel.de/berlin/…68284.html) - da ist dann "obskur" noch das harmloseste Adjektiv, das man benutzen kann.
Beste Grüße
NM
Was soll das? Ich koche.
Danke für das mentale Bild. Ich stelle mir den Republik-Leser am Herd gleich doppelt so frustriert vor. ;)
Die Anregung, auch bei Experten nach den Motiven für ihre Haltung fragen, finde ich gut. Ich vermute zum Beispiel, dass die schwedische Regierung vor allem deshalb den eingeschlagenen Weg gewählt hat, weil Schweden ein Äquivalent zum Schweizer Epidemiegesetz und somit auch die Rechtsgrundlage für härtere Massnahmen fehlt. Danach hat man wissenschaftliche Argumente und Modelle gesucht, die den eingeschlagenen Weg rechtfertigen, um nicht zugeben zu müssen, dass man es möglicherweise versäumt hat, ein entsprechendes Gesetz zu schaffen. Das gleiche sieht man bei uns: als wir noch nicht genug Maskan für alle hatten, hiess es, die Masken seien nutzlos. Jetzt, wo der Nachschub langsam ankommt, helfen sie plötzlich. Im Englischen gibt es dafür den Ausdruck "motivated reasoning". Davon sind leider regelmässig auch Experten betroffen.
Auch für wichtig halte ich es, die Aufgabentrennung zwischen Experten und Politik zu wahren. Die Experten sollen Wissen vermitteln, die Politik abwägen und Entscheide fällen. Für eine gute politische Entscheidung genügt reines Expertenwissen nämlich nicht. Man muss die von verschiedenen Experten angedrohten Konsequenzen gegeneinander Abwägen - beispielsweise Coronatote gegen Wirtschaft und Grundrechte. Und das ist keine Frage des Wissens, sondern eine Frage der Werte. Deshalb ist die Demokratie auch klar der Technokratie vorzuziehen.
Einerseits hat mich N. M.s Text sehr gefreut. Gerade mit dem Erklärteil geh ich ganz d'accord. Andererseits machte sich auch ein wenig Enttäuschung breit. Die sich jedoch bei vielen «Was tun?»-Texten einstellt. Auf einen fetten Erklärteil (99 Seiten oder 9 Kapitel) folgt oft nur ein mageres Stück Anleitung (1 Seite oder 1 Kapitel). Es wird also mehr versprochen, als eingelöst wird.
So, what do we get? Transparenz. Klar! Nicht nur Resultate verkünden, sondern auch die Methode, den Weg, erklären. Vereinfachend, aber nicht verfälschend. Populär, aber nicht populistisch. (Seit Francis Bacon) Nicht nur Autoritäten anrufen, sondern auch Selbst- und Institutionenkritik betreiben. Im Grunde also das 101 der Wissenschaftskommunikation.
Alles richtig und wichtig. Doch als es wirklich spannend zu werden verspricht, bricht es abrupt ab. So erwähnt er das «ausreichend grosse und interessierte Publikum». Wer ist dieses Publikum? Was sind seine Eigenschaften? Wie bildet man dieses? Was also fehlt, sind die Adressaten.
Eigentlich geht es ihm darum, für das «interessierte Publikum» einen «Resonanzraum» zu schaffen, in dem «die Anderen» möglichst wenig Resonanz finden. Also eine «Ex-klusion» der publizistischen Rauner, Desinformationskampagnen, (pseudo-)wissenschaftlichen Autoritäten, Verschwörungstheoretiker, selbsternannten «Zweiflerinnen» und «Kritiker».
Die Folge jedoch ist, dass die Kommunikation abgebrochen wird, man sich gegenseitig «ex-kommuniziert» und sich «die Anderen» in ihre eigenen Resonanzräume zurückziehen – was heute so einfach ist wie nie zuvor – um bei Gelegenheit andere Resonanzräume «hegemonial» zu besetzen versuchen.
Das Problem mit Verschwöhrungstheorien ist, dass sie an ihrem eigentlichen Ziel und Körnchen Wahrheit vorbeischiessen. Man könnte ja einen zu verhandelnden Anteil der aberwitzigen Gewinne, welche die Pharmaindustrie künftig mit Medikamenten und Impfungen gegen den Virus machen wird, für die Allgemeinheit auch einfordern, ohne sie erst zum schuldigen Urheber dafür machen zu müssen. Stattdessen streitet man sich darüber ob sie's ist oder nicht. Völlig kontraproduktiv. Dass einige wenige Player eine globale Macht erlangt haben, die in keinem Verhältnis zu unseren demokratischen Werten mehr steht, ist schon Fakt. Ebenso dass die gewählten Vertreter unserer Demokratien sie gewähren lassen. Da braucht man sich über Verschwöhrungstheorien wirklich nicht mehr zu wundern. Ihr Irrtum besteht wohl im Glauben, dass das Unheil mit den beschuldigten Autoritäten weg wäre, in der Personifizierung einer Dynamik, an der wir schliesslich auch beteiligt sind. Solange die sich nicht ändert, sind auch die Autoritäten austauschbar.
Gerne!
p.s. Die Sternstunde ist überigens eine meiner Lieblingssendungen ;-)
Ich verstehe, dass es einigen Leser:innen an praktischen Instrumenten zur Gegenwehr fehlt. Als ehem. Dozentin für Wissensphilosophie fand ich es höchst erfreulich zu sehen, dass die Republik das derzeit grösste Dilemma zwischen primitivem Relativismus und Rückfallen in absoluten Positivismus, verständlich zu erklären versucht. Allein schon dieses Bewusstsein und ein Abrücken vom Beschuldigen aller Konstruktivist:innen für Verschwörungstheorien ist für mich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Darum Merci!
Und vielleicht, nur vielleicht, könnte man die diffusen Sorgen der weniger abgedrehten KritikerInnen auch mal ernst nehmen. Die letzten Monate fühlten sich auch nach vaterländischem Taumel an, nicht nur nach Vernunft und Solidarität.
Nirgendwo habe ich Analysen gelesen, was denn verschiedene Massnahmen nutzen könnten und was sie kosten. Denn ein Menschenleben kann man nicht in Geld messen (ausser natürlich, es handelt sich um Flüchtende, Sozialhilfeempfänger u.s.w. - da kann man auf den Rappen genau bewerten, was ein Leben kosten darf).
Verschiedentlich durfte man auch lesen, dass es zwar ärgerlich, aber nun einmal hinzunehmen ist, dass die entstehende Verschuldung (bei den Besitzenden) auf Kosten des Klimaschutzes gehen wird. Weil ein guter Linker das Leben eines Eritreers nicht gegen das Leben eines schweizer Rentners ausspielen darf, wird erst einmal alles unternommen, um letzteren zu retten - ohne zu klären, wer die Zeche zahlt.
Die in dieser Situation Gefährdetsten sind die politisch mächtigste und die vermögendste Altersgruppe. Könnte man diesen Menschen nicht ein paar Zugeständnisse abringen?
Wer so fragt, ist ein Querfrontler, ein menschenverachtender Zyniker und argumentiert unwissenschaftlich. Nicht etwa diejenigen, die sich seit Jahr und Tag gegen eine nachhaltige Politik sperren. Der Widerspruch zwischen den hohen ethischen Grundsätzen, die in solchen Debatten bemüht werden und dem politischen und gesellschaftlichen Alltag ist manchmal schwierig auszuhalten.
Nirgendwo habe ich Analysen gelesen, was denn verschiedene Massnahmen nutzen könnten und was sie kosten.
Zum Nutzen vgl. die ETH-Studie «Impact of non-pharmaceutical interventions on documented cases of COVID-19».
Zu den Kosten vgl. den NZZ-Artikel «Wie viel darf uns die Gesundheit kosten?»
Zur Diskussion hier.
Ein ausserordentlich interesanter Artikel. Das Wort „Verschwörungstheorie“ kam darin mehrmals vor. Mir gefällt dieses Wort nicht, es sollte in einer sachlichen Diskussion nicht verwendet werden (ausser man diskutiert explizit über diesen Begriff). Der Begriff Verschwörungstheorie lässt sich nicht klar definieren und ist immer auf eine unsachliche Art wertend. Wer Verschwörungstheorie sagt, sagt indirekt: die Theorie ist falsch und der Vertreter der Theorie ist ein Dummkopf. Darauf müsste zwingend eine Begründung folgen. Die kommt aber so gut wie nie und wird auch nicht vermisst, weil auch der Leser sich daran gewöhnt hat, dass eine Verschwörungstheorie per Definition falsch ist.
Auch angebliche Verschwörungstheorien müssen jedoch inhaltlich diskutiert und allenfalls widerlegt werden. Das ist mühsam und oft unmöglich. Die Abkürzung über eine diffamierende Bezeichnung geht nicht.
Das Fazit, das N. M. am Schluss des Artikels formuliert, leuchtet mir ein. Es würde so wie ich es verstehe nahelegen, das Wort Verschwörungstheorie zu meiden.
Da kann ich nur zustimmen. Der Artikel benennt die Baustellen, an denen gearbeitet werden muss, damit wissenschaftliche Erkenntnisse in vernünftiges Handeln münden. Aber der Begriff der Verschwörungstheorie hat die fatale Eigenschaft, dass er demjenigen, der ihn unbedacht verwendet, selber eine verschwörungstheoretische Logik aufzwingt.
Durchaus sinnvolle Analyse, an was man/frau sich immer wieder erinnern muss bei heftigen Debatten. Ich hoffte eigentlich, dass dies hier eben gerade nicht eine "heftige Debatte" auslöst... sondern gut nachvollzogen werden kann. Es sind keine grandiose neuen Erkenntnisse (wie einige bemängeln) und der Text ist nicht absolut perfekt (wie sollte er auch, wenn er die immer vorläufigen und mangelhaften geistigen und wissenschaftlichen Produkte der Menschen postuliert), aber er ist eine gute Grundlage.
Warum mäkeln Soviele aber daran herum und halten Etliche sogar mit genau dem (hier recht gut erklärten und einigermassen sauber definierten) im Fokus stehenden "verschwörerischen Raunen" dagegen?
Einerseits beweisen sie natürlich (unfreiwillig) die Thesen des Artikels.
Andererseits kommt etwas ins Spiel, das im Artikel tatsächlich nicht angeprochen wurde und sehr heikel ist. Es geht um die Korrelation von Bildung und Intelligenz mit Verschwörungstheorien. Da gibt es wohl zwei Ausprägungen:
-Sehr gebildet, aber von durchschnittlicher Intelligenz. Die schwurbeln hochgestochen mit viel Verweisen auf Quellen und sind wohl Jene, die gerne mit wissenschaftlichem Jargon und Aneignung von deren Methoden den "Mainstreamdiskurs" in Frage stellen. Sie sehen nicht, dass sie die Komplexität der Abwägung von verschiedenen Denkebenen unter Einhaltung der Stringenz der Argumente überfordert.
-Eigentlich sehr intelligent, aber nicht akademisch gebildet: Sie verstehen die Wichtigkeit von abstraktem methodischem Denken zuwenig und pochen ständig auf "Realitätsnähe" und "eigene Erfahrung". Frauen auch im Besonderern "Natur" auf "Ethik" und "Menschlichkeit". Als ob diese in der Wissenschaft fremd seien. Sie misstrauen der akademischen Bildung eher als etwas "Weltfremdes".
So, nun kann man mich "shitstormen"...;-)
Auf den ersten Blick ein interessanter Gedanke. Nicht heikel, eher arrogant und anmassend, aber interessant.
Auf den zweiten Blick aber genau die gleiche Taktik wie gehabt. Bei akutem Mangel an Argumenten einfach abblenken durch Provokation und Diskreditierung der vermeintlich noetigen Qualifikation. Netter verpackt, aber eigentlich im Sinne von 'wenn man keine Ahnung hat einfach mal klappe halten'.
Langweilig und durchschaubar.
Lohnt den Shitstorm nicht, mein Text war bereits zu viel.
Tja, wissenschaftlich ist die Korrelation mit Bildung und Intelligenz und antiwissenschaftliches Denken ziemlich stabil. Gegenüber dem Durchschnitt sind zB auch WählerInenn von AFD, etc. weniger gebildet. Auch Trump-WählerInnen. Es ist aber auch erfreulicherweise so, dass jede neue Generation etwas intelligenter ist, gerade im abstrakten Denken. D.h..alle werden durch die Zeit immer etwas intelligenter. Deshalb werden IQ-Tests regelmässig neu skaliert, sonst würden sie nicht mehr stimmen. Hat wahrscheinlich auch etwas mit Bildung zu tun. Zugegeben, die gewählte Einteilung in die zwei Gruppen ist sehr grob und es gibt natürlich zahlreiche weitere Versionen.
"Klappe halten" würde ich nie sagen und auch nciht meinen. Nur mit nett Sein gegenüber Leuten, die mit Schwadronieren über Sachen, von denen sie wenig verstehen, und so in diesem Fall sogar gefährlich sein können, machen wir aber die Welt mit Sicherheit nicht besser. Seit es Internet-Kommunikation gibt, potenziert sich diese gefährliche Rede jedoch in vorher ungeahnte Höhen und verstärkt natürlich die Meinungen gegenseitig. Zum Glück beginnen zB Social Media, das Problem zu sehen.
Und ja: Es gibt Dummheit. Ca 50% ist genetisch, kann mit Bildung und Lernen aber sehr beeinflusst werden. Ich habes 40 Jahre in der Schule sehr genau studiert, Intelligenz ist vielfältig, aber als Grundprozess immer an die Fähigkeit zur schnellen und breiten Informationsaufnahme und vor allem Informationsverarbeitung gebunden.
Ich habe in meinem Leben genug gelitten, als Mädchen aus sehr einfachem bildungsfernen Haus etwas zu intelligent und aufgeweckt geraten zu sein. Ich habe in vielen Jahren kaum Jemanden getroffen, der soviel auf sich genommen hat, nur um in diesem Punkt sich selber bleiben zu können. Es ist mir also egal, ob sie mich als arrogant oder anmassend bezeichnen.
Ich gehoere zu den Leuten, die nicht mit den gegenwaertigen Massnahmen einverstanden sind. Ich sehe mir die Zahlen fast taeglich an und mache meine eigenen Berechnungen. Ich kann meine Resultate drehen und wenden wie ich will und ich komme nie zu dem Schluss, dass die Situtation auch nur annaehernd so gefaehrlich ist, wie es von Politikern, Medizinern und ganz speziell von Mainstream Medien sugeriert wird. Aber okay, wir alle wissen, dass man Zahlen und Statistiken problemlos zu seinen Gunsten drehen kann. Auch wenn man das unterbewusst oder aus Eigeninteresse tut. Macht mich meine Einstellung zu einem "Spinner" oder Opfer von Verschwoerungstheorien? Ich denke nicht. Aber das Urteilen ueberlasse ich gerne anderen. Und ja, ich gehoehre zu den Leuten, die ueber soziale Medien kritische Beitraege (inkl. dummer Verschwoerungstheorien) weiterverteilen. Wieso? Weil wir uns gemaess Emmanuel Macron in einem Krieg befinden und im Krieg wird der Feind meines "Feindes" zu meinem Freund. Der Zweck heiligt die Mittel. Nur bin ich halt nicht auf der (ideologischen) Seite der Mehrheit und der Staatsmacht. Leute wie ich haben, wenn auch im Moment sehr eingeschraenkt, "noch" das Recht zur freien Meinungsaeusserung. Das bringt mich zum eigentlichen Punkt.
Es geht um die Verhaeltnissmaessigkeit der Massnahmen.
Wir haben (als schweizer Buerger) fuer die naechsten paar Wochen immer noch ein Verbot Unterschriften zu sammeln. Bedeutet, dass die so geliebte und gelobte direkte Demokratie faktisch ausgehebelt ist!!! Wir haben auch auf unbestimmte Zeit das (Grund) Recht auf Versammlungsfreiheit und Demonstrationen verloren. Ich schreibe bewusst von "auf unbestimmte Zeit". Der Bundesrat hat bereits kommuniziert, dass er das momentane Notrecht, anfangs Juni, in Bundesrecht umwandeln will, weil die Massnahmen sonst nach 6 Monaten automatisch verfallen wuerden. Wieso schon anfans Juni? Die Notrechtsverordnung laeuft noch bis September! Die Exekutive haette daher noch genuegend Zeit, die Entwicklung der Situation abzuwarten bevor sie willkuerlich die Demokratie weiter aushoehlt!!! Die Nachkriegssituation (2. Weltkrieg) scheint sich moeglicherweise zu wiederholen. Natuerlich verstehe ich, dass unsere Parlamentarier und Raete das letzte Wort in der Sache haben werden. Oder sogar das Volk, da wir ja ab Juni wieder, wenn auch unter sehr erschwerten Bedingungen wieder Unterschriften sammeln koennen. Trotzdem kreiert die momentane Situation einen ganz gefaehrlichen Praezedenzfall, der unser Leben potentiell, noch jahrelang oder wie im Fall der direkten Bundessteuer noch jahrzehntelang beeinflussen koennte. Und ja, ich war am 1. Mai mit meiner Freundin am Bellvueplatz. Leider leben wir in einer Zeit, in der ich mich aus rechtlichen Gruenden aber nicht im Detail zu meinem Aufenthalt an besagtem Platz aeussern will. Traurig, nicht?!?
Ist der Preis, den wir fuer die versuchte, mit Betonung auf versucht, Eindaemmung des Virus bezahlen richtig, tolerierbar oder ganz einfach unverhaeltnismaessig?
Das muss jeder fuer sich selber beantworten und jeder hat das Recht auf seine subjektive Einstellung zu der Sache.
Es waere schoen, wenn wir aufhoehren wuerden uns gegenseitig "Fakten und Zahlen" zu praesentieren und uns auf das Elementare konzentrieren koennten.
Wollen wir, wenn auch vieleicht nur fuer kurze Zeit, in einer "Diktatur" leben oder wollen wir als muendige Buerger, vollumfaenglich, alle unsere in der Verfassung garantierte Rechte wieder zurueck. Und ja, ich weiss, dass das Notrecht nicht illegal ist. Aber ist es wirklich noetig und wollen wir es verlaengert?
Macht mich meine Einstellung zu einem "Spinner" oder Opfer von Verschwoerungstheorien. Ich denke nicht. Aber das Urteilen ueberlasse ich gerne anderen. Und ja, ich gehoehre zu den Leuten, die ueber soziale Medien kritische Beitraege (inkl. dummer Verschwoerungstheorien) weiterverteilen. Wieso? Weil wir uns gemaess Emmanuel Macron in einem Krieg befinden und im Krieg wird der Feind meines "Feindes" zu mein Freund. Der Zweck heiligt die Mittel.
Ich danke für ihre bewundernswerte Transparenz! Hoffen wir, dass das Ganze friedlich endet.
Wieso hat sich N. M. so in das Thema Verschwörungstheorie verbissen? Vielleicht weil in solchen Gedankengängen oft etwas Wahres mitschwingt? Und mit welcher Qualifikation disqualifiziert er Wolfgang Wodarg, den qualifizierten Praktiker und lobt Christian Drosten, der sich auch schon gründlich getäuscht hat? Und wieso erwägt er eine alte Weisheit nicht, die sagt: "Simply follow the money". Das hat schon so viel aufgeklärt, selbst Verschwörungstheorien. Und wo bleibt eine andere, uralter Erfahrung entspringende Weisheit: "Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe."
Das sollte übrigens in der Wissenschaftdebatte dringend diskutiert werden.
Doch immerhin, für den Link zu Roger Köppel bin ich sehr dankbar. Herr Köppel ist nun ja wirklich nicht mein engster Freund und die Weltwoche nicht mein Leibblatt, aber sein Artikel ist lesenswert und bis auf wenige Zeilen bemerkenswert sachlich und fundiert. Tatsächlich, schon Mitte März konnte aus der damals äusserst dürftigen Datenbasis höchstens abgeleitet werden, dass wir in einer Grippewelle stecken. Diese Aussage stammte von ausgewiesenen Fachleuten und die heutige Situation falsifiziert sie nicht.
Doch zurück zur Republik. Aufgrund des Artikels von N. M. frage ich mich, wo da die redaktionelle Qualitätskontrolle geblieben ist. Ich beziehe dies nicht nur auf Inhalte, sondern auch auf Form und Stil.
Wie konnte so etwas durch die Redaktionsetage rutschen?
Nochmals, es geht nicht um Zensur, sondern um Klärung des Qualitätsrahmens, an den sich alle Autoren halten müssen.
Nur damit vonseiten Redaktion klar gesagt ist: Der Beitrag ist durch alle Qualitätskontrollen - und wir sind ausgesprochen zufrieden damit.
Alles was sie sagen ist eine Polemik, die was im Artikel gesagt wird ja geradezu auf die Spitze treibt. Was im Artikel fehlt, sind also die Gemeinplätze und unwissenschaftlichen Bonmots mit der sich die Wissenschaftsdebatte auseinandersetzen sollte? Ich falle beim Lesen in ein Vertigo.
Danke für den differenzierten Text. Lediglich die Nutzung des Begriffs "Verschwörungstheorie" finde ich ungünstig, da er unnötig diffamierend wirkt. Es gibt doch einfach empirisch mehr oder weniger gut belegte Theorien, und eine Reihe von heute gut belegten Theorien (z. B. das Beispiel zu den Machenschaften der Tabakindustrie und ihren Verbündeten in der Wissenschaft) wären früher als "Verschwörungstheorien" abgetan worden.
Da stimme ich Herrn Hafen zu: Der Hinweis auf die Relativität aller menschlichen Erkenntnis und deren Wandel im Laufe der Zeit bleibt wichtig. Skeptiker und Zweifler sind wertvoll - aber auch Transparenz: in wessen Solde stehen sie? Wichtigste Anker des Fortschritts bleiben Meinungsäusserungs- und Wissenschaftsfreiheit. Das müssen wir uns aber auch leisten wollen, was gesponserte Wissenschaft (und Lehrstühle) ausschliessen sollte.
Ein sehr interessantes und brennendes Thema, das im ersten Teil auch gut verständlich dargestellt und erklärt wird. Wer sich aber im soziologischen Fachjargon nicht auskennt, hat Mühe der Argumentation im zweiten Teil zu folgen und diesen auch richtig zu verstehen. So bleibt man zum Schluss etwas ratlos in der Landschaft stehen und weiss immer noch nicht, wie man gegen Köppel & Co. argumentieren soll. Schade!
Merci für das Feedback. Geht mir auch so. Den ersten Teil hatte ich gut verstanden, bei Teil 3 habe ich gerungen, das Fazit schien mir dann wieder einfacher verständlich.
Ein sehr lesenswerter Artikel! Was meiner Ansicht nach zu kurz kommt, ist die grundlegende Unterscheidung zwischen Fakten und deren Beurteilung, die sehr oft im wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs verschwimmt.
Idealerweise sind die Fakten und deren Herkunft nachvollziehbar, überprüfbar und je nach Fragestellung reproduzierbar. Die Beurteilungen können differieren, je nach Gewichtung, persönlicher Einstellung und vielen anderen Faktoren.
Auf die Corona Pandemie bezogen bedeutet das, dass Wissenschafter sich kurzer Zeit mit rasch zunehmenden und sich verändernden epidemiologischen Zahlen, klinischen Befunden und virologischen Erkenntnissen auseinandersetzen, diese kritisch beurteilen und Schlussfolgerungen daraus ziehen müssen. Dass sich in einer solchen Situation die Fakten ändern und damit auch Schlussfolgerungen korrigiert werden müssen, liegt in der Natur der Sache und ist Ausdruck einer seriösen wissenschaftliche Haltung.
Je mehr Wissenschafter zu einer ähnlichen Beurteilung kommen, desto gewichtiger wird eine solche Beurteilung.
Kritische Einwände sind wichtig und ein unabdingbarer Bestandteil wissenschaftlicher Diskussionen. Sie müssen aber auf Fakten Bezug nehmen.
Persönliche Meinungen sind nicht mit wissenschaftlichen Schlussfolgerungen gleichzusetzen, auch wenn die Meinungsträger einen akademischen Titel vorweisen können. Auch dieser Punkt wird oft übersehen.
Ich empfehle das schauen dieser vier arte-docs:
Sieben Milliarden im Visier:
https://www.arte.tv/de/videos/08331…im-visier/
Die WHO - Im Griff der Lobbyisten:
https://m.youtube.com/watch?v=dYlia_fQOLk
Profiteure der Angst:
https://m.youtube.com/watch?v=HuEucseDY-4
Dick, dicker, fettes Geld:
https://www.arte.tv/de/videos/08397…ttes-geld/
Hat man diese Dokumentarfilme gesehen, dann können im Bezug auf die heutige Zeit schon so einige Fragezeichen kommen.
Lieber Herr B., was genau sind jetzt Ihre Schlussfolgerungen daraus und Einwände gegenüber M. Text? Das müssten Sie, glaube ich, schon ausbuchstabieren. Sonst bleibt es bei raunenden Andeutungen.
Lieber Herr Graf
Man soll den Virologen und Epidemiologen zuhören und kann das was sie sagen auch als richtig annehmen. Doch greift das Problem der Pandemie sehr viel tiefer. Es ist eben nicht nur das Virus, es sind eben auch unsere kaputten wirtschaftlichen Strukturen die uns diese Situation heute so eingebrockt haben. Es gibt, wie es zum Beispiel diese Arte-Doks sehr schön zeigen, viele Schauplätze die sehr viel mehr kritische Aufmerksamkeit im Hinblick auf Corona bekommen sollten. z.B. die tracing App, die WHO, der Umgang mit vergangenen Pandemien, unsere Ernährung, die Lobby der Grosskonzerne usw. Alles wichtige und diskutable Themen, nur sind sie im Moment in den öffentlichen Medien fast wie weggeblasen.
Als Kind habe ich gelernt und auch noch vor zwei Monaten hiess es: wenn du gesund bleiben willst dann musst du: dich bewegen, dich gesund ernähren, an die Sonne gehen, frische Luft atmen, 2 Liter natürliches Wasser trinken, soziale Kontakte pflegen, nicht rauchen, nicht zu viel Alkohol und keine Drogen konsumieren usw. Heute heisst es: #stayfuckinghome damit du gesund bleibst...
Wo bleiben die Forderungen für das Einstellen des Tabakkonsums weil er dich bekanntlich in die Risikogruppe katapultiert? Wo ist der Hinweis das zu viel Zucker Diabetes hervorrufen kann? Wo werden jetzt Grosskonzerne zur Kasse gebeten die seit Jahren die Menschenrechte und die Umwelt mit Füssen treten und keine Steuern bezahlen? Ich bin gespannt ob es in der Schweiz, wenn der Lockdown-Lite gelockert ist, vom Bund eine Empfehlung gibt weniger Auto zu fahren - der Feinstaub der da produziert wird ist ja bekanntlich jedes Jahr für hundertausende Todesopfer und Lungenkranke und somit für die Erhaltung einer Risikogruppe verantwortlich.
Ich frage mich einfach, ob wir Menschen langsam den gesunden Menschenverstand verlieren, oder ob wir es schaffen diese Angst vor dem Sterben abzulegen.
Sehr spannend und hilfreich. Grossen Dank.
Besonders der Aspekt, dass es in öffentlichen Debatten insbesondere darauf ankommt, wie und vor allem warum die Wissenschaft es tut, ist einleuchtend.
Daneben könnte auch noch die Frage wichtig sein, wie und vor allem warum Verschwörungstheoretiker ihre Theorien vertreten. Ist es Bequemlichkeit („Ich rauche halt gern und bin es leid, dabei ein schlechtes Gewissen zu haben und schon gar nicht will ich aufhören!“)? Ist es Angst („Corona ist schon creepy, also bagatellisiere ich es.“)? Ist es Aggression und Hass („Ich brauche einen Grund für diese Wut in mir.“)? Etcetera. Dieses Warum scheint mir manchmal so stark, dass jede Argumentation zum Scheitern verurteilt ist.
Werte Republik
Bei allem Respekt, ich kann Ihren persönlichen Anspruch auf Qualitätsjournalismus meistens unterstützen und bekräftigen. Beim Thema Corona ist Ihnen jedoch die Qualität und Unabhängigkeit seit Längerem abhanden gekommen.
Zitat der heutigen mail:
Covid-19 ist viel schlimmer als die Grippe. Das wird Ihnen jede Expertin bestätigen.
Zitat im Artikel:
..wird der blosse Verweis auf Daten, Fakten und Forschung nicht reichen.
Bitte hören Sie auf, Ihre Leser mit solchen Kommentaren irrezuführen. Ich finde dies ehrlich gesagt absolut skandalös!!!
Die Experten (ich erspare mir diese lange Auflistung), die ich kenne, werden genau dies eben NICHT bestätigen. Leider reicht der Verweis auf Daten, Fakten und Forschung für Menschen, die diese Massnahmen als sinnvoll erachten, nicht aus. Und nicht umgekehrt!
Sie hatten jetzt 2 Monate Zeit, sich mit den sich vermehrenden Daten und Forschungsergebnissen auseinanderzusetzen.
Bitte hören Sie mit dieser tendenziösen Berichterstattung auf. Jetzt!
Mit freundlichen Grüssen
M. W.
Covid-19 ist keine harmlose Erkrankung. Doch daran, wie damit umgegangen wird, scheiden sich bisweilen die Geister. Trotzdem sind die meisten Regierungspolitiken mehrheitsfähig, obwohl sich im zeitlichen Verlauf - wie insbesondere in Schweden - Änderungen in der Zustimmung feststellen lassen.
Klärungsbedürftig scheint mir, was Sie, verehrter Herr W., unter "dieser tendenziösen Berichterstattung" verstehen. Halten Sie die Analyse von N. M. für tendenziös?
Es ist keine harmlose Erkrankung, ja. Sie ist aber auch nicht viel schlimmer als die Grippe. Verehrter Herr Rubin. Als tendenziös bezeichne ich das erste Zitat wie auch andere markante Sätze, die ich in anderen Artikeln gelesen habe. In diesem Artikel fällt mir z.b. auf, dass Herr M. die Begriffe Klimaleugner und Corona- "Skeptiker" nebeneinander stellt, fast im Sinne einer klassischen Konditionierumg nach Pawlow
Haben wir wirklich den gleichen Artikel gelesen?
"Covid-19 ist viel schlimmer als die Grippe." Es kommt immer auch auf den Kontext an. Für die Person schlimmer, die es bekommt? Für welche Personen schlimmer, die es bekommen? Für Länder schlimmer? Relativ schlimmer, z.B. Übersterblichkeit der Infizierten, oder absolut schlimmer, z.B. gesamte Übersterblichkeit über einen langen Zeitraum? Usw.
Je nach der Fragestellung ergeben sich unterschiedliche Antworten.
Richtig, die Wissenschaft schlechthin gibt es nicht. Es gibt aber wissenschaftliche Grundlagen und Auflagen. Für Public-Health-Studien sind dies die Auflagen der Good Epidemiology Practices (GEP) (https://en.wikipedia.org/wiki/Good_…_Practices). Der VEMS hat bereits 2014 ein Papier lanciert, in welchem wir bemängeln, dass von den Studien der Schweizer Public Health kaum eine den GEP-Auflagen genügt (https://docfind.ch/VEMSManifestZwec…schung.pdf). Im Ergebnis sind solche Studien extrem anfällig für Missinterpretation und Instrumentalisierung – für Fake News und Verschwörungstheorien. Wie gefährlich das ist, zeigt sich jetzt, das Problem ist aber leider alles andere als neu. Zeit umzudenken!
Oh je - ein richtig schöner 'Sternstunde-Artikel' - wenn er sich nur nicht in den ersten Abschnitten schon als (umgekehrte) Verschwörungstheorie desavouieren würde.
Warum ist es so schwer zu begreifen, dass die Rede von "Klimawandelleugnerinnen oder Corona-«Zweiflern»" genau das produziert, was Verschwörungstheorien vorgeworfen wird ?
"Wer heute die foucaultsche Rede von «diskursiver Polizei» oder «Ausschliessungsmaschinerie» liest, dem wird schnell bewusst, wie sehr diese zum Vokabular von Klimawandelleugnerinnen oder Corona-«Zweiflern» avanciert ist. Und wie sehr eine verkürzte und vulgäre Lesart der Diskursanalyse dieser Tage anschlussfähig für verschwörungstheoretische oder postfaktische Kampagnen geworden ist." - Quod erat demonstrandum :)
Ja, dem schlauen (etwas abgehobenen) Wissenschaftssoziologen "wird das schnell bewusst" ...
Wie wäre es, wenn uns in Sachen Corona/Covid von offizieller Seite zur Abwechslung wirklich anspruchsvolle Wissenschaft geboten würde, anstatt Bilder von Leichenhaufen und echte Verfälschungen mit Zahlenakrobatik auf unklarer Basis und Interpretationen, welche dann "die falschen Schlüsse ziehen".
Dann könnten wir aufgrund transparenter Vorgaben uns selbst ein Urteil bilden. Stattdessen werden kritische Fragestellungen gar nicht erst angeschaut, sondern lieber deren Autoren diffamiert. Wodarg beispielsweise hat nicht primär eine These aufgestellt - und schon gar nicht eine so verkürzt entstellte, wie sie hier aufgeführt wird; sondern er hat primär seine eigenen vielfältigen professionellen Erfahrungen ins Spiel gebracht und Fragen gestellt sowie gewisse (durchaus unwissenschaftliche) Behauptungen in Frage gestellt. Doch darauf hat "man" sich gar nie die Mühe genommen einzugehen.
Wie wäre es, wenn WIR beginnen würden, konstruktiv kritisch mit einander zu reden, anstatt uns gegenseitig zu diffamieren ?
Wie können wir UNSERE offiziellen Stellen dazu bringen, mit offenen Karten zu spielen, anstatt sich mit gewagten Manövern und unhaltbaren Begründungen über die echten - vor allem menschlichen - Bedürfnisse der Bevölkerung hinwegzusetzen ?
Wie können wir UNSERE Medien dazu bringen, dass sie sich weniger als angepasste und (notgedrungen) etwas überhebliche Saubermänner und -frauen benehmen und uns stattdessen alle diversen Gesichtspunkte und Ansichten offen zur Diskussion bereit stellen ?
Lieber P. H., reden wir doch «konstruktiv kritisch miteinander». Das heisst, Sie üben mit Gründen Kritik aus. Und setzen damit ihre Begründung im «Wettbewerb der Ideen und Argumente» wiederum der Gegen-Kritik aus. Das ist der implizite diskursethische Vertrag.
Eine weitere diskursethische Regel ist das Verbot des (performativen) Selbstwiderspruchs. Wenn Sie also von den Einen «wirklich anspruchsvolle Wissenschaft» mit «transparenten Vorgaben» und klarer Datenbasis fordern, dann muss die Forderung auch für alle Anderen gelten.
Nun frage ich Sie, ob Sie mir von Dr. Wodarg ein Beispiel für «wirklich anspruchsvolle Wissenschaft» mit «transparenten Vorgaben» und «klarer Datenbasis» zu COVID-19 angeben können. Also etwa eine Studie zu COVID-19.
Bedenken Sie, dass ein Youtube-Clip im Allgemeinen keine «wirklich anspruchsvolle Wissenschaft» darstellt.
Oder möchten Sie Dr. Wodarg von dieser Regel ausnehmen, wenn Sie schreiben, er habe «nicht primär eine These aufgestellt», sondern «primär seine eigenen vielfältigen professionellen Erfahrungen ins Spiel gebracht» und bloss «gewisse Behauptungen in Frage gestellt»?
Das wäre aber geradewegs ein performativer Selbstwiderspruch – umgangssprachlich ein Messen mit zweierlei Mass: Bei den einen wird der Standard sehr hoch angesetzt («wirklich anspruchsvolle Wissenschaft») bei den anderen sehr niedrig («Erfahrungen»). Das wäre aber das Gegenteil eines «konstruktiv kritischen» Diskurses.
Zudem hat Dr. Wodarg durchaus Thesen aufgestellt. Eine ganze Menge sogar. Und die auch falsifiziert worden sind – sofern sie denn überhaupt falsifizierbar waren (was eine Grundbedingung für die Wissenschaftlichkeit einer These darstellt). So u. a.:
Die Quarantänemaßnahmen und Verbotsregelungen sind „Panikmache“.
Epidemien mit Coronaviren träten jedes Jahr auf und bedürften keiner besonderen Schutzvorkehrungen oder Tests.
Ein positiver Corona-Befund habe keine klinische Bedeutung.
Die wegen der Pandemie verhängten Maßnahmen (…) bewertete Wodarg als überzogen und interessegetrieben.
Er bezeichnete diese Institutionen als viel zu oft „durch Sekundärinteressen aus Wirtschaft und/oder Politik korrumpiert“.
Außerdem bemängelte Wodarg, es gebe „keine validen Daten und keine Evidenz für außergewöhnliche gesundheitliche Bedrohung“
Die noch abrufbaren amtlichen Statistiken zur Mortalität und diverse nationale „Grippe-Monitoring Institute“ zeigten „die normalen Kurvenverläufe“.
Die saisonale „Grippe“ verlaufe wie immer, die benutzten Tests seien „nicht amtlich validiert“ und würden „bei ohnehin Schwerkranken“ angewendet und seien dann für die Abschätzung einer Seuchengefahr unbrauchbar.
Ohne die in ihrer Aussagekraft und „ihrer verfälschenden Anwendung fragwürdigen Tests“ gäbe es keine Indikation für Notfallmaßnahmen.
Wuhan und Italien würden benutzt, um an einigen Orten angstmachende Bilder zu produzieren.
Auch in Italien sähe man ohne die neuen Tests nur die alljährlichen Grippeschäden.
Die Thesen wurden, sofern falsifizierbar, empirisch widerlegt. In der «wirklich anspruchsvollen Wissenschaft» wird nun im «Wettbewerb der Ideen und Argumente» mit dem «zwanglosen Zwang des besseren Arguments» (Habermas) eine unterlegene These zurückgenommen und, sofern vorhanden, eine überlegene angenommen. Dies ermöglicht den «wissenschaftlichen Fortschritt». Sind Sie ebenfalls bereit dazu?
P.S: Was verstehen Sie unter «die echten - vor allem menschlichen - Bedürfnisse der Bevölkerung»?
Lieber Herr Rebosura. Auf diesen verstiegenen wissenschaftstheoretischen Höhen und implizit diskursethischen Unverträglichkeiten kommen wir in diesem Rahmen wohl kaum weiter. Aber wenn Sie möchten, können wir gerne einmal ein Video mit/von Wodarg zusammen anschauen und uns dann konkret über implizite oder explizite Äusserungen und ihre Relevanz verständigen.
Übrigens: Ein "echtes menschliches Bedürfnis" wäre beispielsweise Gesundheit - nicht als Abwesenheit von Krankheit, aber vielleicht mit einem gekräftigten Körper, Geist und Immunsystem - oder mitmenschliche Geborgenheit, statt weggesperrt zu sein, und noch ein paar andere Aspekte wie Respekt, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung ... - übrigens auch auch als Voraussetzungen für soziale Verantwortung.
Einen drastischen Missbrauch des Begriffs «Rationalität» beging Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger von der Universität Freiburg (Schweiz) in der Sendung «Club» des Schweizer Fernsehens von Dienstag, 5.5.2020. Rationalität heisst für Eichenberger offenbar Mut zur Grausamkeit. Er warf dem Bundesrat vor, er habe in der Corona-Krise zu viel Rücksicht genommen auf die Alten und Kranken. Der Tod von sehr alten oder gesundheitlich vorbelasteten Personen habe weniger Gewicht als derjenige von 40-Jährigen. Wörtlich sagte er (Minuten 19:50 - 20:30): «Er (der Bundesrat) hat nicht genügend rational entschieden in dem Sinn, dass er das Problem breit angeschaut und wirklich alle Vor- und Nachteile abgewogen hätte. Er hat wirklich extrem fokussiert auf die hohe Zahl von Toten und hat nicht berücksichtigt, eben dass das nicht wie bei den Verkehrsunfällen Leute sind, die mit 40 im Schnitt sterben, sondern das Leute sind, die mit wahrscheinlich schwersten Vorbelastungen, sehr alt sterben, wenige Lebensjahre verlieren, und dann muss man das anders anschauen.»
https://www.srf.ch/play/tv/sendung/…7a4fbb82fa
Erinnert sei daran, dass die Corona-Risikogruppe keineswegs nur aus sehr alten oder sehr kranken Leuten besteht, sondern einerseits aus den über 65-Jährigen, die unter günstigen Umständen eine Lebenserwartung von bis zu rund 20 Jahren haben, und andererseits die gesundheitlich Vorbelasteten wie Diabetiker und Leute mit Herzbeschwerden, von denen viele trotz ihrer gesundheitlichen Probleme oft jahrzehntelang ein zufriedenes Leben führen können.
Ebenfalls befürwortet Eichenberger eine kontrollierte Durchseuchung der jungen gesunden Bevölkerung, was schon rein mathematisch nicht funktionieren kann. Denn sobald sich die Risikogruppe wieder frei bewegen könnte, wären die 70% Immunen der Durchseuchungsgruppe wieder zu wenige, um die Risikogruppen zu schützen. Gar nicht daran zu denken, wie lange ein Teil der Bevölkerung weggesperrt würde. Weder rational noch sozial dieser Eichenberger.
Manchmal ist es hilfreich, ganz direkt über Interessen (der Wissenschaft, der Politik) zu sprechen: Welchen Nutzen haben PolitikerInnen davon, wenn sie ganze Volkswirtschaften in den Abgrund führen (mit einem Lockdown)? Ist es plausibel, dass sie das freiwillig, ohne gute Gründe tun?
Oder: Hast Du Dir mal die Bilder und die Sterberaten aus Bergamo angesehen? Wie weit weg ist Bergamo von uns?
Und bei Corona ganz wichtig zuzugeben: Die Wissenschaft(lerInnen) wissen noch ganz wenig, das Virus ist noch immer unberechenbar - und ja, das ist schwer auszuhalten. Wir befinden uns in einem empirischen Lernprozess, der nicht abgeschlossen ist. Aber: Man weiss z.B., dass das Virus sehr infektiös und die Mortalität markant höher ist als bei saisonalen Grippen.
Sehr interessanter Text. Aber was kann man jetzt tun? Ich erhoffte mir eine Stellungnahme, wie ich Menschen, die DER Wissenschaft abschwören, begegnen kann, ohne ihre Intelligenz in Frage zu stellen.
Ich empfehle zuhören und selber denken. Es geht nicht darum ob man das Virus toll findet oder nicht. Was soll dieses Schwarz-Weiss-Malerei. Das Virus wird nicht die ganze Menschheit vernichten, es ist aber auch nicht absolut harmlos. Es gibt auch nicht EINE Wissenschaft und EINE Wahrheit. Um wieviel darf eine andere Meinung von der eigenen abweichen, bis ich sie als "Verschwörungstheorie" bezeichne? Haltet Anstand!
Zur Skepsis und dem Streben nach Gewissheit finde ich immer noch Ludwig Wittgensteins Gedanken am anregendsten. Bekanntlich ging er von der logisch-kritischen Überzeugung (mit einem mystisch-intuitionistischen Sprung) zur «therapeutisch-pädagogischen» Hinführung über.
Gegen Ende seines Tractatus logico-philosophicus schrieb er:
6.53 Die richtige Methode der Philosophie wäre eigentlich die: Nichts zu sagen, als was sich sagen lässt, also Sätze der Naturwissenschaft - also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat -, und dann immer, wenn ein anderer etwas Metaphysisches sagen wollte, ihm nachzuweisen, dass er gewissen Zeichen in seinen Sätzen keine Bedeutung gegeben hat. Diese Methode wäre für den anderen unbefriedigend - er hätte nicht das Gefühl, dass wir ihn Philosophie lehrten - aber sie wäre die einzig streng richtige.
Mit meiner déformation professionelle als Philosoph führe ich oft selbst Debatten in mal sokratischer, mal voltairscher Manier. Und mache den Anderen auf empirische oder logische Widersprüche aufmerksam. Oder auf diskursethische performative Selbst-Widersprüche (wie etwa mit zweierlei Mass zu messen). Nur durch permanente (Selbst-)Kritik im «Wettbewerb der Ideen und Argumente», wo nur der «zwanglose Zwang des besseren Arguments» zählt (Habermas), wird die eigene Position besser – so zumindest wurde es uns gelehrt.
Doch gibt es auch Fragen, selbst wenn sie im Gewand der Wissenschaftlichkeit auftreten, die eigentlich keine wissenschaftlichen Fragen sind, sondern solche des Lebens. Und wo folglich logisch-kritische Argumente nicht oder nicht mehr gleich viel zählen.
6.52 Wir fühlen, dass, selbst wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind. Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr; und eben dies ist die Antwort.
6.521 Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems.
(Ist nicht dies der Grund, warum Menschen, denen der Sinn des Lebens nach langen Zweifeln klar wurde, warum diese dann nicht sagen konnten, worin dieser Sinn bestand?)
Der Skeptizismus mit seinem unendlichen Begehren nach absoluter Gewissheit ist im Grunde nämlich kein wissenschaftliches Problem, sondern ein Lebensproblem.
6.51 Skeptizismus ist nicht unwiderleglich, sondern offenbar unsinnig, wenn er bezweifeln will, wo nicht gefragt werden kann.
Diesen Gedanken führte Wittgenstein dann in seinen Philosophischen Untersuchungen und in Über Gewissheit fort.
Wissenschaft, Zweifel und Kritik sind «Sprachspiele», die gewissen Regeln folgen, die zu bezweifeln, Unsinn produziert. («Unsinn», der aber u. U. kreativ-produktiv wirken kann). Diesen Unsinn und die im Nachhinein sich als Scheinprobleme ausweisenden Probleme aufzulösen, sei die «therapeutische» Aufgabe der Philosophie. Die «Metaphysikerin» und den «Skeptiker» zu den Regeln hinzuführen, die «pädagogische».
Sprachspiele sind nun Teil eines «Weltbildes» und beide sind wiederum in eine «Lebensform» eingebettet. So wie die Lebensformen sich zeitlich verändern und lokal anders sind, so auch die Sprachspiele und Weltbilder.
Die «Übereinstimmung» zwischen Sprachspielen, Weltbild und Lebensform ist somit die therapeutisch-pädagogische Aufgabe der Philosophie. Es ist im Grunde das, was auch als «Bildung» bekannt ist. Die nicht nur ein Wissen ist, sondern vor allem auch eine gemeinsame Praxis. Ein Ethos und ein Habitus.
Es geht gleichsam um Orientierung im Labyrinth der «alten Stadt». Oder: «Der Fliege den Weg aus dem Fliegenglas zeigen».
Es geht auch um Inklusion. Um einen Ort zu schaffen, in dem sich alle aufgehoben fühlen.
Die Frage, wie die Probleme des Lebens – die Ungewissheit und Unsicherheit, die Ambiguitäts-Intoleranz und Kontingenz-Bewältigung, der Kontroll-Verlust und das Ressentiment – gelöst werden können, ist letztlich also eine soziale Frage. Die nur politisch beantwortet werden könnte.
Manchmal, lieber Herr Rebosura, fände ich es schön, Sie würden ein bisschen weniger mit Zitaten, grossen Namen und komplizierten Begriffen operieren und sich dafür selber ein bisschen besser zuhören: mit einer exkludierenden Sprache betreibt man keine Inklusion. Auch wenn die Gedanken dahinter durchaus bedenkenswert wären. Für sie eine Sprache zu finden, die weniger ausschliesst, ohne zu verfälschen, hielte ich für ganz grosse Kunst.
Spannend. Ich erlebe es - als Expertin für Veränderungsprozesse - ganz anders. Ich frage als allererstes bei einem Veränderungsprozess zwei Fragen: 1) Wer hat den Nutzen. 2) Wer zahlt den Preis. Das habe ich auch bei diesem Veränderungsprozess gefragt. Die Antwort überlasse ich jeder und jedem selbst. Und ja, ich gehöre zu den Zweiflern. Ich verweise, wie in all meinen Briefen an euch, auf die GGB Lahnstein, ich verweise auf den CNN Bericht, in dem Luc de Montagnier sehr klar macht, dass es sich bei dem vermeintlichen Virus nicht um eine natürliche Mutation handelt. Und ich bleibe dabei, auch wenn die Ansteckung sehr hoch sein mag, so ist dieser Virus für die meisten von uns sehr ungefährlich. Das kann man von den Folgen nicht sagen, vor allem in den Ländern, in denen "stay at home" bedeutet, an Hunger oder häuslicher Gewalt zu sterben. Und: ich erlebe viele Menschen, denen der Zusammenhang zwischen Nikotinkonsum und Atemwegserkrankungen nicht klar zu sein scheint. Ebensowenig der zwischen dem eigenen Urlaubsverhalten und den Auswirkungen ihres unverantwortlichen Verhaltens auf den Klimawandel. Ja, ich gehöre zu den Zweiflerinnen und auch zu den Spassbremsen. Wenn Pflegepersonal verhaftet wird, weil ein "Danke" ein Hohn ist, weil der anhaltende Export von Waffen und die Subventionen von Fluggesellschaften, die vor diesem Wahnsinn schon marode waren Heuchelei ist, weil ..."es kein Zeichen von geistiger Gesundheit ist, angepasst an eine zutiefst kranke Gesellschaft zu sein".
GGB Lahnstein? Na ja... Auf der CH-Internetseite schreiben sie dubioses Zeug wie: "Jede Erkrankung hat Ursachen. Diese liegen immer in der Vergangenheit und beruhen auf Fehlern in der Lebensführung."
Was de Montagnier betrifft, so widersprechen ihm offenbar fast alle Experten. Ausser Oberexperte für alles Donald Trump.
...ja, ich weiss, man macht sich keine Freunde, wenn man dafür plädiert, morgens lieber einen Kräutertee zu trinken als einen dieser Billigdrinks wie RedBull, wenn man "Gesundheit" in die Eigenverantwortung von Menschen legt und nicht mehr an gewinnorientierte Systeme abschiebt. Ganz plötzlich lässt sich dann kein Geld mehr mit den Menschen verdienen. Die gehen dann nämlich plötzlich auf Demeterhöfen einkaufen und lernen, das Belächeltwerden als Kompliment aufzufassen. Ich würde Herrn Dr. Max Otto Bruker gerne fragen, wie oft er sich wohl anhören musste, er sei ein Verschwörungstheoretiker, als er gegen die Zuckerindustrie vorgegangen ist. Und, obwohl er mittlerweile von den meisten Wissenschaftlern bestätigt wurde (Zucker heizt das Krebswachstum massiv an und ist Ursache der meisten Zivilisationskrankheiten), ist der Zuckerkonsum im letzten Jahr ein weiteres Jahr in Folge gestiegen.
Das Motto von Lahnstein lautet: "Essen Sie nichts, wofür Werbung gemacht wird." Spätestens jetzt müsste es jeder Blinde mit Krückstock verstehen. Es ist dann immer noch schwer umsetzbar, weil wir extrem fremdbestimmt sind und ein Leben abseits der Nestles dieser Welt wirklich aufwendig ist, beginnend mit Information, mit Geld für Alternativen, die keine Krankenkasse zahlt und mit enorm viel Zeit für die Umsetzung im Alltag. Ich weiss (leider) sehr genau, wovon ich rede. Und ja, ich weiss auch, es ist so schwer vorstellbar...das alles. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf.
Lange Rede, kurzer Sinn: Nur, weil es nur einer behauptet und alle anderen nicht heisst das nicht, dass es nicht wahr ist. Ganz im Gegenteil.
Sehr interessanter und guter Artikel.
Bis auf eine Sache:
Mir schien es, dass Wissenschafter wie Johan Giesecke, die ihren Teil zur Corona-Debatte beitragen mit Klimaskeptikern und Tabaklobbyisten mit wissenschaftlichem Titel auf eine Stufe gestellt werden.
Das finde ich schon befremdlich, schon nur weil die Datengrundlage der Coronaforschung noch sehr dünn und fehlerhaft ist. Und nur weil jemand von Roger Köppel zitiert wurde (obwohl das natürlich selten ein Qualitätsmerkmal ist), ihn gleich als falschen Propheten hinzustellen, grenzt schon fast an Verleumdung.
Es wäre schlauer, sich kritisch mit seinen Aussagen auseinanderzusetzen.
Und da kommt der Artikel seinen eingenen Qualitätsansprüchen von wegen sinnentstellender Verwendung von Zitaten nicht nach.
So wie ich das in Erinnerung habe, hat Giesecke nicht gesagt, dass die Massnahmen keinen Einfluss auf die relative Sterberate haben. Sondern, dass sie sich im Verlauf der Zeit zwischen den Ländern ausgleichen wird, sobald in den Lockdown-Ländern Lockerungsmassnahmen kommen. Falls man das verhindern wollte, müsste man den Lockdown sehr lange durchziehen, was seiner Meinung nach nicht durchführbar sein wird.
Dieser Logik kann ich durchaus folgen. Ganz im Gegensatz zu derjenigen der "Klimaexperten", die von der Weltwoche zitiertet werden.
Merci Herr S. für den Einwand! Ich sehe die Stelle auch ein wenig kritisch. Allerdings glaube ich, dass Sie und der Autor die Aussage von Giesecke ganz ähnlich interpretieren.
Der behauptet, die weltweit verhängten Corona-Massnahmen würden am Ende keine Auswirkungen auf die relative Sterberate haben, da die Zahl der an Covid-19 Verstorbenen im Verhältnis zur Bevölkerung überall mehr oder weniger gleich sein werde.
Wo ich völlig mit Ihnen einig gehe, ist dass Giesecke einen absolut legitimen Teil zur Debatte beiträgt. Sonst wäre er kaum in The Lancet publiziert worden:
https://www.thelancet.com/action/sh…%2931035-7 (So weit ich das als Laie verstehe, halten ihm Kritikerinnen allerdings vor, dass er den «Durchseuchungsgrad» in Schweden viel zu hoch ansetzt...)
Die «Zweiflerinnen» und «Kritiker» werden charakterisiert, als ginge es ihnen bei ihrem Zweifel und Relativismus um die irrationale «Zerstörung der Vernunft» (Lukács). Doch der eigentliche Antrieb – sofern sie nicht machiavellistische Zyniker sind – ist nicht die Ungewissheit, sondern gerade im Gegenteil das unendliche Begehren nach absoluter Gewissheit. Die oft durch eine hyperrationale Intuition der «wahren Vernunft» zugänglich sei.
Zuviel Ambiguität provoziert eine Intoleranz, ja eine auto-immun krankende Allergie gegen alle Ambiguität. Zuviel Kontingenz erzwingt deren Bewältigung durch übermässige Reduktion der Komplexität. Der erfahrene Kontrollverlust fordert nach Re-Souveränisierung. Die Nicht-Akzeptanz des Verlustes der «guten alten Welt», in der alles noch «in Ordnung» zu sein schien, mündet in Wut und Ressentiments. Gerade bei jenen, die sozial sich als Underdogs wahrnehmen und sich deshalb als antiautoritäre Gegen-Elite verstehen oder jenen, die ihren sozialen Status verlustig gehen sehen. Ein thymotisches Gefühls-Chaos, das nach einem neuen Gesetzes-Kosmos strebt. Mit klaren und distinkten Schwarz-Weiss- und Freund-Feind-Unterscheidungen.
Kein Wunder, dass diese Tendenzen gerade in Krisen sich Bahn brechen, persönlichen und erst recht in gesellschaftlichen. Deshalb auch dieser verführerische Sound des Apokalyptischen, diese kulturpessimistische Lust am Weltuntergang.
Die Frage «Was tun?» heisst nicht nur «Was sagen?» oder «Wie sprechen?» als Sender. Sondern auch: Wie ihnen begegnen? Mit ihnen umgehen? Mit ihnen sprechen? Sie annehmen? Sie anerkennen? Sie inkludieren? Und zwar als Mitmensch.
Beispielhaft, wie ich finde, machte dies jüngst Solmaz Khorsand in ihrer Reportagen-Serie «Homemade in Germany» vor. Auch für mich!
Lieber Herr Rebosura.
Leider überspringe ich mittlerweile all Ihre Beiträge, weil ich öfters über Sätze stolpere, die ich nicht ganz verstehe. Das ärgert mich selber, weil mir so die mit Sicherheit sehr interessante Inhalte entgehen. Wenn Sie Ihre Sätze etwas "alltagstauglicher" formulieren würden, könnte ich Ihnen bestimmt besser folgen...
Woher kommt der Drang permanent mit dem Begriff Verschwörungstheorie operieren zu müssen? Ist es Aufmerksamkeitserregung? Ist es die Absicht sich selbst schon in der Überschrift als "den Guten" auszuweisen und die, die dem nicht folgen, zu diskreditieren? Mich erinnert das vom Duktus an das deutsche Blatt mit den 4 großen Buchstaben. Ich habe die Republik unter anderem deshalb abonniert, weil sie (bisher) auf solche Flachheiten verzichtet hat.
Liebe Republik,
ein in Teilen sehr guter, interessanter Artikel.
Es ist schwierig, als Mensch objektiv ueber Objektivitaet zu schreiben, wenn man als Mensch per se subjektiv ist. Der Versuch ist definitiv da. Danke.
In anderen Teilen ist der Text aber immer noch extrem voreingenommen.
Sprich 'confirmation B.'. Sic.
Im Angesicht fehlender Argumente ist Eure unbewusste Benutzung der Mittel 'Denunziation der Qualifikation Deines Diskussionsgegners', 'Ausweichen auf Beweggruende Deines Diskussionsgegners' , 'Ablenken durch Nebenkriegsschauplaetze' offensichtlich.
'Verschwoerungstheorethiker', 'Coronazweifler', all das lenkt davon ab, dass die Datenlage zu Corona nach wie vor extrem duenn ist. Und Covid19 genauso wenig eindeutig gefaehrlich ist, wie eindeutig ungefaehrlich. Am Ende wird die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen.
Wie bereits schon einmal geschrieben: Wenn meine Windschutzscheibe auf der Autobahn innen beschlaegt, dann halte ich schnellstmoeglich an, um die Scheibe gruendlich zu reinigen. Dann fahre ich aber weiter. Ich bleibe sicher nicht aus Verzweiflung mit beschlagener Scheibe stehen und sperre die ganze Autobahn.
In anderen Worten: Wo und wann haben Politik und Medien sofortige grossangelegte Studien verlangt, zur schnellstmoeglichen Herstellung einer gesicherten Datenlage? Damit die Entscheidungsfindung nicht ueber Monate nicht auf Sicht sondern komplett ohne Sicht geschieht?
Wo und wann wurden ergebnisoffen und transparent Argumente verglichen und Trade-offs/Risikoabwaegung bzw. Kosten/Nutzen, randomisierte Studienergebnisse, etc. diskutiert?
Zahlen in Perspektive der durchschnittlichen Jahrestodeszahlen und Ihren Varianzen gesetzt?
Deutschland hat im Schnitt zwischen 830'000 und 950'000 Todesfaelle in den letzten Jahren. Varianz von? Eben.
Allenthalben die gleichen irrelevanten Pseudozahlen und Panik verbreitenden Beitraege.
Ein abschliessendes Beispiel: Ein befreundeter Arzt aus Muehldorf in Bayern, einem der Hotspots, ist stinksauer. Das deutsche Fernsehen war vor Ort und hat in Ihrem Bericht die Lage massiv ueberzogen dargestellt und Interviewaussagen aus dem Zusammenhang gerissen. Die uebliche Quotenfaengerei. Was sie damit anrichten, ist ihnen hoffentlich nur nicht bewusst, und nicht einfach egal.
Und dann wundert Ihr euch, dass die Menschen anfangen selber zu denken und Euch nicht mehr einfach alles glauben und sogar Kritik ueben? So eine Frechheit aber auch, diese Zweifler..
Wenn meine Windschutzscheibe auf der Autobahn innen beschlaegt, dann halte ich schnellstmoeglich an, um die Scheibe gruendlich zu reinigen. Dann fahre ich aber weiter. Ich bleibe sicher nicht aus Verzweiflung mit beschlagener Scheibe stehen und sperre die ganze Autobahn.
Aber was, wenn alle Windschutzscheiben von innen beschlagen (was auf dasselbe hinausläuft, wie wenn aussen unauflösbar dichter Nebel ist)?
Guter Gedanke, lenkt zwar wieder vom wesenlichen ab, aber nun gut.
Wenn alle beschlagen sind, koennen alle kurz anhalten, putzen, weiterfahren. Kommt auf das Gleiche hinaus, wie wenn eine einzelne beschlagen ist, mit mehr Aufwand insgesamt.
Wenn aussen unaufloesbarer Nebel ist dann tasten sich Alle langsam fahrend vor..Sie wollen darauf hinaus, dass das die aktuelle Situation sei. Ist es aber nicht. Gegen Nebel kann ich naemlich nichts machen, gegen mangelnde Datenlage sehr wohl. Nicht so schnell wie einmal schnell eine Scheibe putzen, aber das ist nicht der Punkt. ich muss es zumindest so schnell wie moeglich in Angriff nehmen, Daten und Fakten zu schaffen.
Schade, gerade von der Republik hätte ich mir eine Haltung gewünscht, die Menschen, die die Massnahmen hinterfragen, nicht als rechts(extrem), Trump-Befürworter oder Verschwörungstheoretiker hinstellt. Ich bin weder das eine noch das andere und wünschte mir nach wie vor einen wissenschaftlichen Beleg für den Nutzen der Lockdown-Massnahmen.
Die Kurve der Reproduktionszahlen tut dies nämlich nicht.
Liebe B. S., im Thread von Bob Robson wird dieses Thema diskutiert mit Verweisen auf folgende Studien:
Nicolas Banholzer et al.: «Impact of non-pharmaceutical interventions on documented cases of COVID-19»
Jia Gu et al.: «Better Strategies for Containing COVID-19 Epidemics. A Study of 25 Countries via an Extended Varying Coefficient SEIR Model»
Neil M. Ferguson et al.: «Report 9: Impact of non-pharmaceutical interventions (NPIs) to reduce COVID-19 mortality and healthcare demand»
ders. für die Schweiz
Doch ist Vorsicht bei der Lektüre geboten. Denn einerseits schreibt z. B. Banholzer et al.:
dass der Lockdown die am wenigsten effektive Massnahme scheint
und die Effektivität des Lockdowns nur 5% betrage. Doch andererseits wird für die Schweiz gar kein Lockdown verzeichnet, denn nach der Definition der Studie ist ein «Lockdown»:
Prohibition of movement without valid reason (e.g., restricting mobility except to/from work, local supermarkets, and pharmacies)
As our effect estimates describe the additional impact of an NPI on top of the other NPIs, the moderate effect of lockdown may be explainable by event bans, venue closures and gathering bans catching already a substantial part of the impact of a lockdown.
Mit «Lockdown» ist damit wohl eher ein «Hard Lockdown», wie in Italien, Frankreich oder Spanien gemeint – also v. a. die Ausgangssperren. Und nicht ein «Lockdown Light» wie in der Schweiz, Deutschland oder Österreich.
Den grössten Effekt, nämlich 36%, hätten nach dieser Studie «venue closures», d. h.:
Closure of venues for recreational activities and/or closure of shops, bars, and restaurants
Also genau das, was «Lockdown-Kritiker» monieren, wenn sie auf die Wirtschaft oder auf Schweden verweisen.
PS: Post ist ein leicht veränderter Copy/Paste dieses Threads.
Vielen Dank für diesen differenzierten und anregenden Text. Für mich fehlt jedoch noch ein wichtiger Bereich: die Ethik. Welche Rolle spielt sie oder sollte sie im aktuellen Diskurs über Wissen, Wissenschaftlichkeit und Wissenschaft spielen?
Kein Wort davon, dass die Angst von dem eigenen Sterbenmüssen der entscheidende Schwachpunkt im Geschehen ist. Diese Angst lässt die Dynamik erst entstehen als Sich-Anklammern an Illusionen des Entrinnen-Könnens (durch Abstand, die Schutzmaske, Vermeidung der Infektion, Impfen, Medikamente, Wissenschaft, usw.) – als wäre das eigene primäre innere Problem dort draussen durch Andere lösbar. Und weil diese Angst so verbreitet ist, machen auch Medien und Politik mit. In dieser Debatte finde ich nur wenige vernünftig, z.B. S. K. und R. S..
Ad 1: Wenn Wissenschaft nur eine Form der «organisierten Skepsis» ist, schafft sie Zweifel, aber noch kein sicheres Wissen. Das Zweifeln ist eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für das Erreichen von wirklich sicherem und vollständigem Wissen. Wesentlich ist nämlich die Basis im Vorgehen, und wenn das für plausibel und daher endgültig gehaltene Grund-Annahmen sind (z.B. "die Materie besteht aus Teilchen"), resultiert zwar Teilwissen, aber keine sichere Gesamterfassung. Zu sagen, eine solche sei sowieso nicht möglich, ist Teil der letztlich unfruchtbaren «organisierten Skepsis» weil man sich in der Vielzahl von Details verlieren kann. Der Ausweg liegt in der kompromisslos-selbsttransparenten Klärung, was man selber letztlich wirklich will; daraus folgen interessante objektive grundbegriffliche Einsichten.
Ad 2: Welche Propheten die falschen und welche die richtigen sind, wird sich post festum zeigen. Da ist sehr viel Geduld nötig – keine Verweise auf 'verschwörungstheoretische' Bemühungen. Wer Verschwörung wittert, sollte selber viel gründlicher hinschauen. Das Übel liegt im Glauben ('Vertrauen') anstatt lückenlos selber prüfen (siehe Ad 1).
Ad 3: Die 'soziale Konstruktion' von Wissenschaft und Fakten ist noch das einzige was übrig bleibt, wenn die Suche nach wirklicher Gewissheit aufgegeben wurde. Peer-Review-Verfahren garantieren nur Homogenität der jeweiligen kollektiven Glaubensrichtung ('Paradigma'). Diskursanalyse kann nicht Wahrheit garantieren, sondern nur kollektiv vereinbarte Regeln – aber wie lässt sich das adäquat unterscheiden von Konformismus und Faschismus? Ja, Transparenz ist das richtige Stichwort, aber sie muss die Wurzel des eigenen Denkens betreffen – nicht nur eine Forderung an Andere sein.
...und wenn wir das Tabu gebrochen haben, über das eigene Sterbenmüssen zu reden, dann folgt gleich die nächste Frage auf dem Fusse: habe ich eigentlich vor dem Tod gelebt?
Ein spannender und kluger Beitrag, der uns viel über das Wesen der Wissenschaft lehrt. Die Wissenschaftsgeschichte zeigt uns, dass Wissenschaft immer nur experimentell und empirisch gesicherte Erkenntnisse aus einer bestimmten Zeit liefern kann. Wir sehen das etwa anhand der Entwicklung der Atommodelle. Und Einstein hat zum Beispiel am Anfang des 20. Jahrhunderts gezeigt, dass der wissenschaftliche Konsens des 19. Jahrhunderts über die Trennung von Masse und Energie die Wirklichkeit nur unzureichend beschreibt. Allerdings liess sich das experimentell erst im 20. Jahrhundert besser nachweisen. Und dennoch ermöglichte die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts grosse Fortschritte in der Lebensqualität für viele Menschen.
Einstein verfasste eine Relativitätstheorie, die physikalische Gegebenheiten objektiv darstellen will, keine Theorie, die je nach Betrachtenden relativiert werden darf. Foucault in naturwissenschaftliche Theorien hineinzudenken, oder Wittgenstein, wie Rebosura es weiter unten tut, ist spannend. Und wie verschiedene Beiträge sinnvoll anmerken, ist auch die Frage nach den Werten wichtig.
Wenn wir über diese Dinge nachdenken, auch über das Verhältnis von Sprache zur Wirklichkeit, dann kommen wir vielleicht auch über die fruchtlose Auseinandersetzung hinaus, ob hier eine Abrechnung mit Verschwörungstheoretikern stattgefunden hat oder nicht.
Letztlich bin ich der Ansicht, dass sich ein wisenschaftlicher Konsens (und dabei denke ich auch, dass die Wissenschaft ethisch in dem Sinn ist, als dass sie sich der Wahrheit verpflichtet fühlt und Resultate von Studien korrekt erfasst), etwa über den Klimawandel, die Schädlichkeit des Rauchens, oder die Sterblichkeitsraten eines Virus, nicht mit Meinungsfreiheit oder Pluralismus relativieren lässt. Und ich vertraue gerne solchen Verantwortlichen, deren Entscheide auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen oder der Vermeidung wissenschaftlich erwiesener Gefahren fussen.
Reden um den heissen Brei
Die Diskussion um Wissenschaft in Abgrenzung um Meinung eine res- Publikanische kleine Frechheit
Sehr geehrter Herr M.
Wie viel Wissenschaftlichkeit oder Politik oder freie Meinung oder Versschwörungstheorie braucht ein Medium um zu überleben?
Wann stellen „res“ – „Publikaner“ Sachfragen statt zu „meinen“?
Dass eine schöne Anzahl Wissenschafter das theoretisch Hirn- freie Virus verstehen möchte, zeigt vielleicht präzise, wo hoch gebildete Intelligenz Beschränkungen erfährt, welche auch nicht mit fehlender Intelligenz politischer oder esoterischer Genese zu bewältigen ist.
Als Hochrisikomensch mit angeschlagener Lunge gibt es für mich keinen Grund über die Wissenschaft zu spotten, aber vor dem Hintergrund, dass der Mensch erst etwas über 5 Millionen Jahre alt sein könnte um den aufrechten Gang zu üben, im Vergleich zu Coronavariablen auch nicht viel intelligenter zu sein braucht, ist es vielleicht nur die Bescheidenheit der Einsicht, dass so möglich „Flucht“ oder „Distanz“ vielleicht auch papierene „Schutzwällchen“ den hervorragenden „Flieger“ von mir fern hält, der sich meinem blossen Auge entzieht.
Es ist dies die einzige Freiheit die uns allen bleibt, die „gefährdet“ sind.
Warum fragt die Redaktion nicht nach Wissen zum Habitat von Corona und erstellt eine Liste mit als gesichert oder nicht gesicherten Informationen.
Wenn wir Corona im Trinkwasser kaum finden sollen, wo lebt es wirklich, abgesehen von D.N.A oder Protein- ähnlichen Strukturen in welchen Flüssigkeiten?
Warum muss die Republik noch verbal um sich schlagen wenn sie schreiben:
„Denn die Forderung, schlichtweg auf die Wissenschaft zu hören, mag angesichts von publizistischen Profil¬neurotikerinnen, Verschwörungs¬theoretikern und postfaktischen Populistinnen zunächst so richtig wie nötig sein.“
Wir werden mit solchen „Meinungs- Artikeln“ keinen einzigen Esoteriker und was es sonst noch gibt „heilen“? Die „-Ismen“ Rechtspopulo- oder anderer Genesen werden nur gegen die journalistischen Moralapostel der „Republikaner“ schimpfen.
Wir brauchen nur rationale Fakten und keine „Schreibnotstände“.
Ich bin verärgert über „Res- Publika“, weil sie genau solche relativ wichtigen Informationen nicht regelmässig publiziert, obschon genau das wichtig wäre. Das Wenige was wir wissen seriös zu transportieren.
Wir wissen, dass Köppel durchgeknallt ist, und Trump sich den Schwachsinn Milliardenschwer abverdient, Boris Johnson vielleicht etwas bescheidener geworden sein könnte.
Warum muss die Redaktion der „Republik“ irgend etwas „meinen“, wo sich gerade Corona kaum um „Meinungen“ zu kümmern braucht? " Ihr Begriff "Plädoyer" stammt aus dem Latein und geht auf Lat. placere „gefallen“ und damit „meinen“ dem „placeo“- „gefallend- eigen“ werden zurück. „Plädoyers“ haben in Coronazeiten den Nachteil, dass das „Agens“ Corona keine solchen Kategorien kennen gelernt hat, egal welches juristische Konstrukt sich seiner bedienen möchte. Da können Sie den Mark(t) der Meinungen noch so wardten.
Der einzige französische „Flugzeugträger Charles de Gaule“ wurde von Corona ebenso ausser Betrieb gesetzt, wie ein paar andere stabile Stahlkonstruktionen, egal welcher Verteidigungsverpflichtung und war gleichzeitig „Coronaflugzeugträger“ mit etwa 70 Corona militärischen „Untereinheiten“ als „Coronahelikopter“ in Matrosenuniform. Und die Winzlinge schafften es, dass, Charles de Gaule in Quarantäne ging.
In dem uns die Coronaviren als „Flugzeug“- oder „Helikopterträger“, vielleicht auch andere Waffensysteme wie langsame Tretminen nutzt, wird die Diskussion obsolet, ob wir noch etwas freie Meinung, politische Rechte oder amerikanisch Esoterik zur Verkomplizierung der Abwehrstrategien gegen den ungemütlichen „Käfer“ mobilisieren wollen, auch wenn ich unsere Freiheiten in der Schweiz kaum missen will.
Vielleicht schützen öffentlich verkäuflich Masken nicht so gut wie Spitalmasken, aber man kann wenigstens etwas in Deckung gehen, wenn sich ihrer „Flugzeugträgerfunktion“ nicht so bewusste „Individuen“ freier Meinungsäusserungen etwas zu laut und mit feuchter Atemluft ihrer Meinungsfreiheit erinnern, wie z.B. zwei Fahrradtouristen, wo der Mann zur Frau posaunte, er könne sich nicht vorstellen, kein Hände mehr schütteln zu dürfen aber vielleicht gleichzeitig Coronae schleuderte, um chinesische Putzequipen mit Schutzanzug und chemische Sprühreinigern zu mobilisieren?
Boris Johnson, als „Corona Schwätzer“ und „Corona- Flugzeugträger der maroden „NAVI“ par excellance“ durfte auch als Coronaparadigma die Brexitaner etwas nervös werden lassen und leider erkrankte Trump nicht an der „chinesischen“ Krankheit.
Wir haben vielleicht auch einmal eine Impfung und bis dann schütze sich wer kann, ohne in Panik zu verfallen.
Die angesprochen in der Republik „Kommunikationsproblem“ zur Glaubwürdigkeit der Wissenschaft hat den Fehler, dass wir einerseits manchmal etwas mehr von der Wissenschaft einfordern als sie bereits weiss, aber ihr auch noch politische Verantwortung unterstellen, wofür ihr die Machtmittel fehlen.
Natürlich freue ich mich auf das Wissen der Molekularbiologen, aber vorher bleibt uns nur „Flucht“ „Schutz, soweit bekannt“ und ein Herunterfahren absurder Emotionalisierung egal welcher politischen Genese, weil dem Corona unsere Emotionen ziemlich „Wurst“ sind, bei der Auswahl geeigneter „Helikopterlandeplätze“.
Ich erinnere an den Titel : Kyle Harper: das Klima und der Untergang des römischen Reiches.
Da Buch ist Sprach- konstruktiv nicht ganz elegant, aber die wissenschaftlichen Daten sind schon brauchbar.
Es sind DNA- Proben aus Bohrkernen verschiedenster Proben. Die Pest und andere Käfer und Viren schwächten die Nachfolgeorganisationen der Pax Romana um ein Vielfaches der kriegerischen Verluste welche bei der Verteidigung des Reiches anfielen.
Hygiene war damals kaum bekannt und heute ist es die intellektuelle Hygiene einer „Wirtschaft“, welche "verköppelt" mit anderen „Absurdika“ zum Beispiel Warnsysteme zu Corona zuerst im Alzheimerparlament der Edgenossenschaft auszubremsen, weil jeder Parlamentarier und ein paar übrige Schweizer „Datenschutzaspekte“ ernst nehmen will, aber vergessen hat, dass Google und Co. schon fast alles weiss, was es zu schützen nicht mehr bedarf.
Mit verärgerten Grüssen
J. R.
Herr R., über wen sind Sie jetzt verärgert und warum?
Die Prämisse des Artikels war so verlockend; Auf (unglaublich absurde) Verschwörungstheorien reicht es nicht, mit etwas a la «das ist hanebüchen, lies doch mal was Seriöses» zu Antworten und das Intro suggerierte mir, dass der Artikel eben bessere Argumente liefert.
Der darauf folgende Exkurs wäre sicherlich spannend für den akademisch angehauchten Leser, ich habe ehrlich gesagt nach der Hälfte aufgehört zu lesen und den Rest nur überflogen. Das Fazit des Artikels ist dann entsprechend schwach und löst das Versprechen aus dem Intro nicht wirklich ein.
Deswegen ist der Artikel nicht weniger lesenswert, ich würde mir einfach wünschen, die im Intro die Erwartung für den Leser nicht so hochzulegen.
Sie verwechseln hier ein paar Dinge, unabhaengig davon dass Sie immer noch vom Hauptargument ablenken, indem Sie auf einem Beispiel-Detail herumreiten.
Nebel ist ein lokales Phaenomen einiger weniger Kilometer. d.h. Autos fahren hinein und wieder hinaus. Nicht alle Autos auf einer Strecke von Hunder Kilometern beleiben gleichzeitig stehen. Analog ist Ihr 'alle Scheiben beschlagen' ein rein theoretischer Gedankengang, inexistent in der Realitaet. Insofern halten auch nicht alle gleichzeitig an. Ist aber auch irrelevant. Das Beispiel des einzelnen Autofahrers und der blockierten Autobahn mit mehr Fahrzeugen hat keinen Anspruch auf perfekte Uebertragbarkeit, es geht darum, ein Bild fuer die Notwendigkeit der moeglichst schnellen Herstellung von Sicht/Datenlage zu schaffen, ob der Einzelfahrer oder alle Autos als Symbol fuer die Gesamtgesellschaft und Staat gelten ist unerheblich.
Dass man im ersten Moment entscheiden muss, und zu recht 'in dubio contra risiko' geht, ist selbstverstaendlich und habe ich auch nie bezweifelt. Das ist Ihre Annahme, eine vollkommen falsche Interpretation. Natuerlich mauuste eine potentiell pandemische Gefahr sofort verringert werden. Auch wenn man sich ueberlegen sollte, ob es demokratische Moeglichkeiten gibt, die Getriebenheit der Politik durch oeffentliche Meinung aus In- und Ausland zu verringern, nur so als Gedanke.
Aber eine Re-evaluation der ersten kurzfristigen Entscheidung, auf Basis von schnellstmoeglich neu zu schaffenden Daten sollte gleichzeitig geplant und vorbereitet werden.
Natuerlich wird die Datenlage auch dann Interpretationsspielraum haben, das liegt in der Natur der Sache. Aber weniger als am Anfang. Die Scheibe beschlaegt wieder, ich wische nochmal. Einfach stehen zu bleiben, nichts zu unternehmen, um die Datenlage nicht zumindest massiv zu verbessern, kann ja nicht ein anzustrebendes Prozedere sein.
Wo findet man den besagten Podcast von Charité-Virologe Christian Drosten?
Lieber Herr Pfister, herzlichen Dank für Ihre Frage. Wir haben den Podcast jetzt verlinkt. Und der Einfachheit halber stelle ich den Link auch gleich hier rein:
https://www.ndr.de/nachrichten/info…us134.html
Mir freundlichen Grüssen!
@N. M.
Kleine Anmerkung: „ die Erde um die Sonne dreht“ das geht so nicht.
Richtig wäre in etwa: die Erde dreht sich und kreist um die Sonne
Gruss
In Wirklichkeit «dreht» sich gar nichts. It's all a simulation (*here you get a pill*)
Danke für den interessanten Text. Allerdings bin ich erstaunt, wie darin mit den "Zweiflern" umgegangen wird. Es gibt inzwischen zahlreiche erfahrene Fachpersonen von angesehenen Institutionen, welche sich kritisch zu Corona-Massnahmen geäussert haben, nicht bloss ein paar verwirrte Verschwörungstheoretiker. Der zuweilen etwas selbstgefällige Ton des Artikels lässt sich meiner Ansicht nach schwer mit einer wissenschaftlichen Haltung vereinen. Von meiner Lieblingszeitung wünsche ich mir etwas mehr intellektuelle Bescheidenheit.
Wissenschaftler*innen sind oft auch sehr spezialisiert auf ein enges Fachgebiet, das weltweit nur von einer handvoll Kollegen*innen geteilt und verstanden wird. Als Déformation professionnelle und um ihren Ruf als Forscher*innen nich zu gefährden, kommunizieren Wissenschaftler*innen oft auch sehr pedantisch im Sinne von "Die Studie sagt genau und nur, was die Studie sagt" was für ein breiteres Publikum oder politische Entscheidungen eher nutzlos ist.
Detail abseits des Artikelthemas: DARPA hat ARPANET mitfinanziert (um 1969), ein Vorläufer des Internets und nicht das WWW (das 1989 am CERN in Genf entwickelt worden ist).
Danke für den Artikel. Ähnlich wie VorrednerInnen ist mir der Schlussteil etwas kurz gekommen. Ich wundere mich derzeit über die weitverbreitet geführten Stammtisch 'Diskurse' über die kruden Zweifel, die von VerschwörungstheoretikerInnen wunderbar gestreut werden. Wahrscheinlich gab es jene zweifelnde Fraktion in einer Gesellschaft schon immer und ich bin nur zu jung, dass es mir erst seit ein paar Jahren auffällt.
Ich bin gedanklich und im Diskurs auch schon an beiden End-Argumenten angelangt - vertraut auf die Wissenschaft & im Grunde sind alle Ergebnisse nur relativ. Das frustriert mich. Und auch wenn eine offenere Wissenschaftskommunikation sicherlich wichtig und interessant wäre, glaube ich dennoch nicht, dass sie das Problem lösen kann. Denn auch wenn erklärt wird was, wie, warum erforscht wurde, wird es die AnhängerInnen von wissenschaftlichem Arbeiten weiter bestärken und den ZweiflerInnen nicht weniger Angriffsfläche bieten. Es kann ja immer alles angezweifelt werden, auch Methode & Grund der Untersuchungen. Aber vielleicht verhilft eine ausführlichere Kommunikation zu grundsätzlich mehr Vertrauen in die Wissenschaft.
Liebe L. L., ich finde auch nicht, dass transparente Wissenschaftskommunikation «das Problem lösen kann».
Denn die Frage «Was tun?» heisst nicht nur «Was sagen?» oder «Wie sprechen?» als Sender. Sondern auch: Wie ihnen begegnen? Mit ihnen umgehen? Mit ihnen sprechen? Sie annehmen? Sie anerkennen? Sie inkludieren? Und zwar als Mitmensch.
Es geht, wie ich weiter oben zu sagen versuchte, im Grunde um das, was auch als «Bildung» bekannt ist. Die nicht nur ein Wissen ist, sondern vor allem auch eine gemeinsame Praxis. Ein Ethos und ein Habitus.
Es geht um Orientierung, aber auch um Inklusion. Um einen Ort zu schaffen, in dem sich alle aufgehoben fühlen.
Die Frage, wie «die Probleme des Lebens» – die Ungewissheit und Unsicherheit, die Ambiguitäts-Intoleranz und Kontingenz-Bewältigung, der Kontroll-Verlust und das Ressentiment – gelöst werden können, ist letztlich also eine soziale Frage. Die nur politisch gelöst werden könnte.
Wo bleibt der gesunde Menschenverstand? Auf Euromomo und beim BAG sehen wir die wöchentlichen absoluten Todesfallzahlen. Jawohl, diese sind seit einigen Wochen bei uns und in vielen, nicht in allen, Europäischen Ländern um bis zu einem Drittel höher als in anderen Jahren. Zahlen von an Corona verstorbenen oder positiv Getesteten sagen nichts aus, weil unterschiedlich erhoben. In Basel und Hamburg wurden insgesamt 50 Verstorbene obduziert. Alle waren über 80 Jahre alt und gesundheitlich angeschlagen. Bei uns hat bis jetzt niemand von den im Publikumsverkehr alle ohne Masken Arbeitenden über eine Covid19-Erkrankungsschwemme geklagt (Polizei, ÖV, Verkauf). Das sind die Fakten. Jetzt kann sich jede und jeder selbst ein Bild machen.
Nun ja, kommt drauf an wie man "eine Schwemme" definiert. Gemäss Medienberichten von Mitte April starben bis zu 120 Ärzte und Pflegerinnen in Italien: https://www.deutsche-apotheker-zeit…-apotheker . Auch aus China wurden viele Tote Behandelnde rapportiert. Natürlich waren viele dieser Verstorbenen dem Virus viel stärker und länger ausgesetzt als "Normalbürger" oder andere Berufsgruppen. Aber eine Krankheit, welche beim Pflegepersonal klar korrelierte und nicht wenige Todesfälle fordert, ist wohl nicht nur für die über 65-jährigen (oder wie sie suggerieren, 80-jährigen) gefährlich. Zeigt aber auch, dass social Distancing alleine schon viel bewirken kann, wenn man's den tut. Ist halt schwierig auf der "Seuchenstation".
Aber ich gehe grundsätzlich auch einig, dass die "harten" Massnahmen jetzt gelockert werden können und wir auf den Schwedenplan umsteigen können. Aber auch: keine Massenveranstaltungen bis Impfstoff verfügbar (wenn nötig noch Monate oder Jahre), Selbstschutz von Risikogruppen fördern, Reisen über längere Zeit mit vielen Menschen auf engem Raum (Flugzeug, Langstreckenzüge) einschränken oder mit Maskenpflicht, Bereitschaft zur Selbstisolation, wenn es einen erwischt, und hoffentlich bald billige weit verfügbare Tests für Eigengebrauch.
Vor dem „Notstand“ habe ich aus der Republik gelernt: Sterblichkeit ca 1%, massiv erhöht im Alter. Und dass es aufgrund der raschen Verbreitung 40-70% der Bevölkerung Corona „erwischen“ könnten. Ersteres bewahrheitet sich. Letzteres soll durch die Corona-Massnahmen gebremst werden - statt damals konkludierte 50‘000 Tote bislang etwas über 1‘500 - gut.
Nun muss die Corona-Skepsis aufgeteilt werden, analog zur Klimaskepsis:
1.) Klimawandel gibt es nicht - oder eher - wie ist das Phänomen eingegrenzt? Analog Corona: klar gibt es Corona-Viren, sagt Wodarg, viele Mutationen, was misst der Test denn genau? Ist das was Neues? Oder je mehr wir testen/messen, umso mehr sehen wir - und jetzt?
2.) Menschgemacht? Beim Klimawandel ist das eine essenzielle Frage - wenn nein, müssten/könnten wir nichts tun. Bei Corona „dubiose“ Frage, ändert aber wenig an der Frage, ob/was wir gegen den Virus tun.
3.) Tragweite/Tödlichkeit. Corona droht unmittelbar persönlich - daher scheint der Corona-Notstand akzeptierter als der Klimanotstand. Kein Politiker will Tote verantworten - und verstorbene Altersheim-Bewohner haben eher Auswirkungen auf Wahlen als klimawandelbedingte Unwetter-Tote anderswo. Corona ist tödlich insbesondere für Alte sein - das ist nicht die Frage. Hier geht es wohl weniger um „Wissenschaftlichkeit“ als um einen ethischen (berechtigten) Diskurs über Todesopfer, hier und anderwo.
4.) Tödlichkeit/Risiken/Nebeneffekte der Corona-Massnahmen. https://thejeshgn.com/projects/covi…us-deaths/ zählt die nicht-virus bedingten Curfew-Toten in Indien; bislang noch weniger als Virus-Tote. Aber wie geht es weiter - vgl auch Republik-Bericht aus Kenya? Hunger, Verschuldung, Schuldsklaverei über Generationen. Die Nebeneffekte - die wirtschaftlichen Folgen der Gegenmassnahmen - sind beim Klimaschutz wie bei Corona „umstritten“. Dass man Massnahmen kritisiert, heisst bei beidem nicht zwingend, dass man nicht an den Klimawandel glaubt oder die Gefahr einer Krankheit.
5.) Ärger über Profiteure. 20 Mio Arbeitslose in den USA, und der Aktienmarkt profitiert. Auch Solarprofis werden gerne als „Profiteure“ diffamiert... Der Auseinandersetzung muss man sich stellen.
Es würde mich freuen, wenn in der Republik die „Corona-Kritik“ in einem solchen Raster diskutiert wird, statt einfach alles in den Verschwörungs-Topf zu werfen.
Personen die glauben auf Autofahren und Fliegen nicht verzichten zu können, haken bei (4) ein und argumentieren, dass die zur Abwehr vom Klimawandel klar notwenigen CO2-Einsparungen ökonomisch nicht machbar sind. Wenn aufzeigt wird, dass eine 100% erneuerbare Energieversorgung funktioniert und gar günstiger wird, kann man wegen (5) Ärger über Profiteure (insbesondere als Verlierer) noch immer (1) und (2) den Klimawandel fundamental in Frage stellen - wobei man sich dann wissenschaftlich auf Abwege begibt.
Wie ist es bei Corona? (4) die Nebeneffekte von Corona-Massnahmen können wissenschaftlich noch kaum erforscht sein, oder wie? Aus Angst vor dem Worst-Case, dass 0,5% der Bevölkerung sterben könnte, wird spontan alles mögliche „erprobt“, (4) wird in Kauf genommen. Wegen „Komforteinbussen“ hierzulande würde ich nicht protestieren; die sozialen und ökonomischen Folgen einer gewaltsam durchgesetzten Ausgangssperre wie in Indien finde ich hingegen sehr gefährlich. Dabei will ich die wissenschaftlichen Grundlagen (1) und (2) gar nicht hinterfragen, sondern wage mich in die heikle Tödlichkeits-Abwägung (3). Zu argumentieren, dass hinsichtlich der ökologischen Kapazität der Erde die Überlebenschancen der Menschheit als ganzes eher steigen, wenn 0.5% der Bevölkerung (primär in überaltert-energieintensiven Gesellschaften) stirbt, ist „nicht nett“. Aber in Hinblick auf die Toten und die gesundheitlichen und ökonomischen Konsequenzen halte ich ein Verbot der Kohle- und Erdölverbrennung (oder besser Cap&Dividend) eher für vertretbar als unüberlegte Corona-Shut-Down-Massnahmen mit einer „Hungersnot von biblischem Ausmass“...
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