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Es machte Zack, und dann waren im März alle laufenden Aufträge und damit rund 4 Monatsumsätze weg. Zu gefährlich: volles Postauto mit Passagieren für Filmaufnahmen. Coronagefährdet: Ältere Darstellerin für Fernsehspot. Marketingbudget für Werbefotos zusammengestrichen: „Ist mir sehr unangenehm, aber ich hab den Auftrag, dich zu fragen, ob wir das streichen können. Werde dafür schauen, dass wir wenigstens einen Teil umsetzen.“ Was antwortest du da einem geliebten Stammkunden? Selbstverständlich ist man bereit. Schliesslich besteht die Chance, dass die Aufträge zu einem späteren Zeitpunkt noch umgesetzt werden.
Inzwischen hab ich als GmbH mit mir allein als festen Angestellten Kurzarbeitentschädigung. Ist nicht die Welt aber immerhin half es mir den April zu überbrücken.
Wenn du seit über 35 Jahren selbständig bist, entwickelst du einen Instinkt für Trends und wo die Aufträge zu holen sind. Stell mir das jeweils vor wie Mammutjagen: Findest du die Viecher nicht, verhungerst du. Stehst du dann plötzlich vor ihnen: schau zu, dass du vorher die Spitze deines Holzspeers gut an der Glut gehärtet hast.
Alle hatten plötzlich dasselbe Problem, mussten rasch eine Lösung finden und zementierte Vorurteile niederreissen: Wie mit Kunden und Angestellten in Zukunft kommunizieren? Wie Produkte lancieren, ohne rund um die Welt zu jetten und trotzdem überzeugend zu präsentieren? Da war mein Mammut: Wenn Geschichten in edel verpackten Bewegtbildern grad nicht mehr gefragt sind, sondern Livestreaming, Skype, Zoom etc., musst du deinen Kunden dazu ein überzeugendes Konzept vorlegen.
Nun bin ich wieder im Rennen, produziere im kleinsten Team Lancierungsvideos, hab mir Tools angeschafft, die unkompliziertes Lifestreaming möglich machen, zeige CEOs, wie man vor der Kamera spricht und nicht zusammenbricht. Und Product Managern, wie sie im provisorisch aufgebauten Studio ihre Produkte überzeugend rüberbringen.
Lapidar aber wahr: Krisen sind auch Chancen. Ich gehe nicht davon aus, dass wir unsere Gewohnheiten nach Corona gross ändern. Doch sind es die Haarrisse im System, aus denen da und dort neue Pflänzlein spriessen.
Nach dem Shooting (coronaconform nach Vorgaben der Swiss Film Association) meinte ein CEO: „Wir müssen umdenken. Rumfliegen und Händeschütteln an Lancierungsevents kosten nicht nur viel Geld, sondern auch wertvolle Zeit.“ Vom Klima sprach er nicht. Aber das schaffe ich auch noch, ihn dafür zu sensibilisieren.
Ich bin Inhaber einer 1-Mann AG, in der auch meine Frau beschäftigt ist. Meine Dienstleistungen sind IT-Training (Virtualisierung, Systemtechnik) und vermieten von Rechenzentrums-Infrastruktur ausschliesslich für Schulung und Vermietung von Schulungsräumen. Mit dem Lockdown wurde ich wirtschaftlich dreifach getroffen. Zum einen wurden mir die meisten Trainings-Aufträge im März bis Ende Mai abgesagt, wie auch alle möglichen Einnahmen aus dem Infrastruktur-Vermietungs-Geschäft und Raumvermietung sind weggebrochen. Die verbliebenen Trainings, mit angemeldeten Teilnehmern versuchten wir auf virtuell, via Zoom, umzustellen. Leider ist dies daran gescheitert, dass es Teilnehmer gab die das nicht wollten und darauf hin von sich aus absagten. Obwohl meine Firma sehr klein ist, hat sie eine 'Burning-Rate' von ca. 20'000 CHF/Mt. Ich habe sofort einen Covid-19-Kredit beantragt und bekommen und privat Geld eingeschossen, sowie das RZ in weiten Teilen still gelegt um die Stromkosten zu sparen. Damit wäre der Betrieb bis Oktober 2020 gedeckt. Soweit schien alles gut. Nur - Der Forecast der kommenden Aufträge zeigt, dass es nicht möglich sein wird, dass meine Firma überlebt. Mit ein wesentlicher Grund ist, dass unser wichtigster 'Geschäftspartner', Ende 2019, meine Tagessätze massiv gedrückt hat, weil es sich für ihn 'nicht rentiere' (Anmerkung: Er hatte Millionen an mir verdient und ich hatte diesen Bereich ursprünglich aufgebaut). Wäre ich darauf nicht eingegangen, wäre ich durch deutsche und österreichische Trainer ersetzt worden, die unkompliziert eingeflogen werden können und preislich, durch ihre günstigen Tagessätze, den hiesigen Markt unter Druck setzen. Damit ist die 'Luft raus' um Rücklagen zu bilden, oder Ausfälle von Trainings zu kompensieren. Mit der bitteren Erkenntnis, dass es ökonomisch nicht reichen wird habe ich umgehend den Covid-19-Kredit zurückbezahlt und bereite nun den Konkurs meiner Firma vor. Mir blutet wirklich das Herz, da mein Lebenswerk zerstört ist. Ich und meine Frau werden zumindest vorerst arbeitslos. Der mentale Schaden bei mir ist ebenfalls manifest. Ich muss mich das erste Mal in meinem Leben in psychiatrische Behandlung begeben - nur schon prophylaktisch, dass die immer wieder auftauchende pure Verzweiflung und Suizid-Gedanken nicht zu einer destruktiven Handlung führen. Es ist mir nicht mehr möglich die Konzentration aufzubieten, die nötig ist um hochkomplexe Informatik-Themen zu lernen und aufzubereiten, so dass qualitativ einwandfreie Trainings durchgeführt werden können. Aus diesem Umstand musste ich von meiner Seite die möglichen Aufträge mit neuen Themen der nächsten Monate absagen. Wirtschaftlich bewege ich mich auf ein tiefschwarzes Loch zu. Als Geschiedener der eine hohe Alimente (berechnet auf Basis wirtschaftlich goldener Zeiten) zahlen muss, muss ich nun jeden Rappen zusammenhalten um meine zwei Familien ernähren zu können. Somit musste ich vorerst leider auch mein Republik-Monats-Abo kündigen. Das tut mir wirklich sehr sehr leid und ich hoffe euch geht es gut und ihr kommt besser durch die schwierige Zeit. Betreffend Abo - frei nach Paulchen Panther: Heute ist nicht alle Tage; ich komm wieder, keine Frage ;-).
Vielen Dank für Ihre Perspektive, die Schilderung der drastischen Konsequenzen für Ihre Firma. Ich wünsche Ihnen viel Energie, um dies alles durchzustehen!
...'Sie hätten damit niemandem geschadet, lediglich den Fehler des Bundesrats korrigiert, die Nothilfe als Darlehen zu kaschieren.'...
So kann man es natürlich interpretieren. Für mich ist Ihre Interpretation ein Spiel in der Grauzone - eine Schlaumeierei. Es ist klar als Darlehen deklariert, da gibt es keine semantischen Unklarheiten. Selbstverständlich würde der Bund den Ausfall übernehmen. Nur der Bund sind wir alle - oder nicht? Ich bin fast 60 und habe nie irgend jemanden geschäftlich über den Tisch gezogen oder in der Grauzone gespielt. [sicher - als 12jähriger hatte ich im coop einmal suppenwürfel geklaut und musste merken, als ich auf ihnen rumgekaut habe, dass sie mir nicht schmecken.] 'Erfolgreiche Geschäftsleute' finden das bestimmt immens naiv - das ist mir schon klar. Nur ist das wichtigste für mich ein reines Gewissen. Zu wissen, dass meine Firma in den Konkurs geht und dann das Geld aufbrauchen, was ich nicht erarbeitet habe und das mir damit nicht gehört würde mich persönlich seelisch belasten.
Ich bin Rentner und vermögend, insofern plagen mich keine wirtschaftlichen Sorgen. Ich empfand diese Zeit in Klausur privat als friedlich und wohltuend. Ganz anders tönte es mir entgegen, wenn ich die Zeitung las oder die Tageschau schaute. Schon im Februar diagnostizierten dort Journalisten eine Massenpanik, obwohl es in meiner Umgebung ruhig war und alle das Virus nicht so ernst nahmen. Dankbar nahmen in der Folge die Medien die Zustände in Italien auf, dessen Kultur emotional ist und dessen Gesundheitssystem bekanntermassen nie sonderlich gut war. Zusammen mit den Wissenschaftlern die mit ernster Mine auf exponentiell ansteigende Kurven verwiesen, wurde diese herbeigewünschte Massenpanik regelrecht gezüchtet. Auch die Behörden liessen sich beeindrucken und verfügten den Lockdown, obwohl die Ansteckungskurve schon wieder sank. In meiner Umgebung blieb es nach wie vor ruhig, ich kenne bis jetzt niemanden, der an Covid-19 erkrankt ist. Viele unserer Bekannten, die selbständig erwerbend sind, zittern um ihre Existenz.
So möchte ich zusammenfassend sagen, dass sich für mich die Covid-19 Pandemie vor allem in den Medien abspielt. Als ehemaliger Psychologe sehe ich, dass der Angst-Aspekt dabei zentral ist, aber viel zu wenig ins Zentrum der Diskussion gerückt wird, ob aus Unfähigkeit oder aus Absicht sei dahin gestellt.
Bei allem Respekt, aber ich lebe im Kanton Neuenburg und hier waren die Zahlen nicht am Höchsten, trotzdem kennt jeder jemanden persönlich, der Covid hatte oder deswegen sogar im Spital war. Meine Nachbarin gehört zum Team, das die Tests für den ganzen Kanton durchführt und sie hat seit März 13-Stunden-Schichten und es ist durchaus nicht so, dass sie dort untätig rumhängen, im Gegenteil.
Ich kann ihnen also bestätigen, dass Ihr Eindruck falsch ist: Die Pandemie ist real und findet nicht nur in den Medien statt. Echte Menschen werden krank und müssen ins Spital und diese Menschen sind Mütter, Väter, Töchter, Söhne, Eltern, Freundinnen und Freunde von jemandem.
ja, persönlich empfinde ich Angst als einen ausgesprochen guten Ratgeber. Da ich als Normalo komplett ausserstande bin eine Pandemie in ihrer zeitlichen Erstreckung und räumlichen Verbreitung direkt zu erfassen, hilft mir dieses Gefühl den Regeln zu folgen die mir Wissenschaftler empfehlen. Aus der täglichen Erfahrung könnte ich das nicht - wie alle Autoren dieses threads kenne ich niemanden persönlich, der von seiner Erkrankung wüsste. Vielleicht bin ich sogar immun - stille Feiung. Wer weiss? Aber kein Grund, mit den wirklich Betroffenen unsolidarisch zu werden.
Ich empfinde es ähnlich. Ich habe eine sichere Festanstellung mit Home Office und habe es auch in der "heissen" Phase des Lockdown gut in meinem Garten ausgehalten. "Blib dihei" war also kein Problem für mich, obwohl ich die Lockdown-Massnahmen nicht angemessen fand. Ohne Haus und Garten hätte ich es aber zuhause nicht ausgehalten.
Ich hatte auch den Eindruck, dass nur in der ersten Woche des Lockdown Ruhe herrschte. Da war wirklich weniger Verkehr und weniger Leute auf der Strasse. Danach aber kehrte Alltag ein, halt mit geschlossenen Geschäften. Eigentlich hielten sich nur wenige an die Vorgaben des BAG. Nur ein paar Hysteriker blöfften einen an, wenn man vor dem Marktstand zu nahe kam. Masken trugen ein paar Leute, aber die Regel war das nicht. In den Medien hingegen gab/gibt es kein anderes Thema als Corona. In den Sozialen Medien war die Meinung recht radikal gegen Lockdown-Gegner. Da fand eine Radikalisierung statt, die es in der wirklichen Welt nicht gab.
Als Gymnasiallehrer mit unbefristeter Anstellung an einer öffentlichen Schule geniesse ich - nach Jahren prekärer Arbeitsverhältnisse während und unmittelbar nach dem Studium - den perfekten Mix aus Gestaltungsfreiheit und ökonomischer Sicherheit.
So musste ich angesichts des Lockdowns keine Existenzängste haben - geriet aber durch meine hohen Ansprüche an digitale Betreung und Unterricht an die Grenzen meiner Belastbarkeit und darüber hinaus: Fernunterricht bedeutete für mich eindeutig Mehraufwand durch Einarbeiten in die digitalen Tools, Umstellung des Programms, neue Formen des Vermittelns, Diskutierens und Prüfens, (Video)Telefonate mit SchülerInnen und Eltern, Verwischen von Arbeits- und Freizeit, gesundheitliche Probleme (Augenmigräne) aufgrund der überlangen Sessionen vor dem Bildschirm etc.
Vor allem fehlte den SchülerInnen, KollegInnen und mir das, was den Kern von Bildung ausmacht und sich durch keine Online-Plattform ersetzen lässt: Das gemeinsame Wachsen im lebendigen, unmittelbaren Austausch, die Kraft der Präsenz, die wir nach dem Lockdown umso mehr zu schätzen wissen.
Unsere Schulleitung stärkte uns Lehrpersonen während des Fernunterrichts den Rücken und gemeinsam garantierten wir, dass kein/e Lernende/r auf der Strecke blieb.
Wir Gymnasiallehrpersonen haben uns gerade in der Corona-Zeit auch selber oft als "privilegiert" bezeichnet - ich möchte aber, dass gute Arbeitsbedingungen allen Arbeitenden zustehen. Als Historiker weiss ich, dass solche Rechte nicht individuell erbettelt, sondern gemeinsam erkämpft werden. Deshalb bin ich im VPOD aktiv, der Gewerkschaft des Service Public, in der sich auch das systemrelevante Pflege- und Kitapersonal organisiert, hinter dessen legitime Forderungen ich mich zu 100% stelle - gerade als "Privilegierter".
Um eine andere Perspektive einzubringen oder besser zwei:
ich bin in Teilzeit an einer Hochschule beschäftigt. "Digitalisierung" stand in der Strategie, es gab Koordinationsstellen und Diskussionsabende dazu. In der ausserordentlichen Lage musste man einiges mehr oder weniger plötzlich auch tatsächlich umsetzen. Mit dem Effekt, dass es einige Personen mehr gefordert hat als andere (man denke bspw. an die Personen, welche in der zentralen IT für die "collaborations" Plattform zuständig sind). Zudem sind ungeklärte Zuständigkeiten zwischen und innerhalb der einzelnen Organisationseinheiten noch deutlicher zutage getreten... (Stichwort: Krisenstab, Schutzkonzept, Reglemente, Personalrecht, Kommunikation). Die Arbeit im home office solcher Organisationen ist also nicht nur vorteilhaft, aber sie kommt nota bene mit dem Plus eines sicheren Gehalts und grosser zeitlicher Flexibilität.
in der anderen Hälfte der Zeit bin ich in einem jungen Start-up engagiert, welches eine Plattform für eine lokale Lebensmittelversorgung gebaut hat. Die Nachfrage ist in den letzten zwei Monaten immens gewachsen. Wir konnten Personen der Risikogruppe mit Heimlieferungen bedienen, mit Produzent_innen Kapazitäten aus den Wochenmärkten und der Gastronomie umleiten, mit Logistikanbieter_innen dafür sorgen, dass innert wenigen Tagen mehr Regale und Verpackungsmaterial verfügbar wurde und sind nun dabei mit der nicht ausgelasteten Gastro nachhaltige Convenience-Produkte aus lokalen Rohstoffen anzubieten.
Ich verstehe, dass dies ein doppelt privilegierte Perspektive auf den, nennen wir es einmal, Corona-Schock ist. Bräuchte aber nicht das System und wir Einzelnen mehr Resilienz? Um es vorweg zu nehmen, wir verdienen kein Geld mit der genannten Plattform. Es ist ein Beitrag zu einer dezentraleren Versorgung. Dahinter stehen Landwirtschafts- und kleine Produktionsbetriebe mit ihren Mitarbeiter_innen, welche auf eine nachhaltige Weise Lebensmittel produzieren. Bis es vielleicht einmal ein gesichertes Grundeinkommen für alle gibt, haben in der Schweiz viele Personen mit guter Ausbildung eine Wahl (ich habe hier noch keine Posts z.B. von Personen, welche all die zusätzlichen Pakete der Post austragen, gelesen). Viele könnten auf einen Teil ihres Einkommens verzichten, ein paar Luxusausgaben wie Konsumgüter und Reisen zu streichen, würde ausreichen. Dass dies möglich ist, haben die letzten Monate gezeigt. Die Ausgaben, welche wir doch tätigen, können wir möglichst überlegt tun. Nämlich bei kleinen, lokalen Geschäften. Wenn es diesen wiederum gut geht, können sie sich auch Dienstleistungen und Materialien von lokalen (Teil-)Selbständigen leisten, z.B. in der Beratung, Gestaltung, IT, Handwerk, Verpackung usw.. Dann wird auch die Lobby der Grossen irgendwann kleiner. Fangen wir einfach damit an.
Ja, sehr ermutigend. Ich schreibe aus vergleichbarer Situation , also zwei Dimensionen:
eine Festanstellung, in diesem Fall bei einer japanisch-schweizerischen Kleinfirma, die vor dreissig Jahren von Nerds, Geeks und Ingenieuren gegründet war, immer viel zu fortschrittliche IT für ihre Grösse hatte und jetzt plötzlich und unerwartet die Ernte des Avantgardismus einfahren kann. Wir hatten innerhalb weniger Tage die komplette Dokumentation, Kollaboration und auch Aussenkommunikation auf dem nötigen Stand um einfach von verteilten home offices aus weiterarbeiten zu können. Nur effektiver bzw. effizienter. Die gesparte Pendel-Zeit kommt der Gesundheit aller Kollegen zu Gute; die meisten investieren sie in körperliche Bewegung und Zubereitung guten Essens - das Mittwochs-Foodie hat den gemeinsamen lunch in der Firmenküche wirkungsvoll beerbt. Ich bin gespannt, wie viel davon wir am Schluss wirklich zurückdrehen werden.
die zweite Dimension ist die Mitwirkung am Aufbau einer solidarischen Landwirtschafts-Initiative mit angeschlossener Quartierskantine und Lebensmitteldepot. Das Ganze ist Teil einer neuen Wohnungsbaugenossenschaft die dem Neustart-Schweiz-Konzept Inspiration verdankt. Hier war der Schritt ins Virtuelle weniger geschmeidig, nach einigen Reibungsverlusten haben wir's jetzt aber. Die Treffen im Virtuellen sind sehr intensiv, aber zeitlich gut eingrenzbar; es ist eine strukturierte Ablage für die Dokumente entstanden, und wir nutzen die Zeit um unsere nächsten Schritte zu planen. Ein sehr gutes Gefühl.
Was die IT für die zweite Dimension angeht, könnte es übrigens inhaltliche Überschneidungen mit grundstock.ch geben - Ich werde Sie noch über die grundstock-website zwecks Vernetzung kontaktieren.
Meine Frau hat ein Ladengeschäft, welches sie am 17.03. schliessen musste. Nun geht es zum Glück wieder los. Summa Summarum bleibt ein rechtes 'Loch' in der Kasse. Dies vor allem, weil der Bundesrat es leider nicht fertig gebracht hat (und das Parlament noch immer um ein paar Prozente feilscht - wir haben ja alle Zeit, nicht wahr!), auch die Vermieter von Gewerberäumen an den gesamtwirtschaftlichen Kosten teilhaben zu lassen. So wanderte das bisschen EO-Taggeld, welches sie erhielt, stracks in die Tasche des sich unnachgiebig zeigenden Vermieters... Schade, der BR hat eigentlich seine Sache ja sonst recht gemacht... Wir werden uns für die nächsten Wahlen ganz genau merken, welche Parteien lieber einer Swiss, oder gar dem, vor Multi-Millionären strotzenden, Profi-Sport, Geld nach werfen, anstatt die KMU's (> 85% der CH-Wirtschaftsleistung) effektiv zu unterstützen.
Danke vielmals für Ihren Bericht. Darf ich fragen: Ist Ihr Vermieter eine Privatperson, ein Unternehmen, eine Pensionskasse....?
Ja, der "böse" Profi-Sport - ich leite ein Profi-Sport Unternehmen. Wir bieten in einer wirtschaftlich benachteiligten (seit Jahren von Abwanderung betroffenen) Region ca. 300 Arbeitsplätze, inklusive Lehrstellen. Viele davon sehr begehrte Teilzeit-Arbeitsplätze. Ca. 10% dieser Arbeitsplätze erzielen Einkommen im sechsstelligen Bereich, eine Handvoll davon solche in der Grössenordnung von CHF 500k per annum. Der grosse Rest "ganz normale" Löhne, wie sie eben für Sicherheitsleute, Verkäuferinnen, Köche, Sachbearbeiter, Kellnerinnen, etc. bezahlt werden. Wesentliche Einnahmen sind von einem Tag auf den anderen völlig weggebrochen - Tickets, Gastro, weitgehend auch Verkauf von Fan-Artikeln. Eine Dividende haben wir unseren Aktionären noch nie ausbezahlt, im Gegenteil, wir müssen sie immer wieder um neue Kapitaleinzahlungen bitten, die uns auch gewährt werden, teilweise aus Liebe zum Sport, teilweise aus Sympathie für die Region. Wie Kulturinstitutionen, Theater, Oper, etc. können wir unser Kerngeschäft gegenwärtig nicht betreiben, da wir keine Zuschauer ins Stadion lassen können. Wir wissen auch nicht, wann wir den Betrieb unter welchen Restriktionen wieder aufnehmen können. Normalerweise erhalten wir kaum staatliche Unterstützung, ausser indirekt, indem uns die Infrastruktur zu relativ vernünftigen Mietzinsen (deutlich mehr als CHF 500k per annum) überlassen wird. Während einer begrenzten Zeit haben wir an staatlicher Unterstützung - wie wohl sehr viele KMUs - Kurzarbeitsentschädigungen beantragt und bekommen (selbstverständlich limitiert, für Einkommen bis knapp CHF 150k per annum). Dazu noch das "übliche" KMU-Darlehen im Betrag von total CHF 500k. Das war's. Bisher wurde für unmittelbar vom Konkurs betroffene Profi-Sport Unternehmen noch eine begrenzte zusätzliche Hilfe vom Bund gesprochen - soweit sind wir zum Glück noch nicht. Falls nächste Saison nicht mit Publikum gespielt werden kann - und nur dann - hat Der Bund noch weitere Hilfen zugesagt, allerdings als Darlehen, zu Bedingungen, die uns - falls wir sie wirklich beziehen müssen - zukünftig extrem belasten werden. Die Darlehen werden mit zukünftigen Einnahmen aus Medienrechten unseres KMUs besichert, die uns dann nicht zur Verfügung stehen werden. So sieht das aus, wenn dem "vor Multi-Millionären strotzenden Profi-Sport" Geld nachgeworfen wird.
Ich bin Studentin und alles geht genau gleich weiter wie vor dem Lockdown, nur halt vor dem Computer. Das funktioniert soweit sehr gut, auch die Dozierenden haben sich (unterschiedlich talentiert) der digitalen Umsetzung der Vorlesungsinhalte schnell angepasst, was mich positiv überrascht hat. Für Studierende, deren Studium nun finanziell in Gefahr ist, hat die Universität Zürich sogar angeboten, Kleinkredite zu verteilen. Das finde ich grandios, denn dies strebt der Entwicklung entgegen, dass vermehrt Menschen mit einkommensstarken Hintergründen studieren können. (https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/hom…22333.html)
Die Universität hat zudem ein kostenloses Bibliotheken-Angebot gestartet, wo Literatur zu uns nach Hause geliefert werden kann. Ich muss sagen, dass die Universität und all ihre Angestellte alles geben, um den Studierenden ein "normales" Semester zu ermöglichen, und dafür bin ich sehr dankbar.
Mir wurde am 28.April in der 100% Kurzarbeit gänzlich unerwartet gekündigt. Mein Zürcher Arbeitgeber ist in der Outdoor Reise Branche seit Jahren ein Bigplayer mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten und Verkaufsflächen Expansionen.
Ich war geschockt über den Aktivismus und Angstmacherei der GL in der harten Zeit des Lockdowns. Auch das Verhalten zu den Lieferanten war kaum solidarisch sondern eigensinnig.
Die Unternehmung ist eine gänzlich andere geworden, soziale Verantwortung ging „über Bord“. Denn es wurden in der ersten Kündigungswelle lediglich die äteren Ü40 Ü50 gekündigt.
Aktuell bin ich beim RAV & habe 46 Bewerbungen versendet. Zu 2 bekam ich eine Einladung und bemerkte, dass die Löhne unter Druck stehen. Die Arbeitgeber wollen Erfahrung & Leistung, die Entlöhnung jedoch nicht dazu anpassen (Aussage bezieht sich auf die Outdoor Sport Reise Branche).
Nun gilt es als Familien Oberhaupt den finanziellen Engpass aufzufangen, was mir grosse Sorgen bereitet.
Sorgen habe ich auch mit dem Umgang mit der Kurzarbeit meines Unternehmens, da hier offensichtlich Personal Kosten ausgelagert werden. Um dann zu entlassen, wie bereits mehrfach geschehen.
Gänzlich irritierend war die Tatsache, dass der 20% Kurzarbeitlohnabzug nicht vom Arbeitgeber direkt freiwillig nachbezahlt wurde, sondern erst nach Ermahnung durch mich persönlich. Man wisse um den Umstand der Nachzahlung, müsse aber sparen und hoffte auf Unwissenheit der Gekündigten.
Die Pandemie und deren Auswirkungen haben mein Bild der Schweiz verändert, ich bin ärgerlich und unsicher ob alles wirklich so solidarisch abläuft wie immer gelobt wird.
Das Leben geht weiter, ich werde mich nach 25 Jahren aus der Sport Branche wohl verabschieden.
Alles Gute, schreib heute weitere Bewerbungen.
Als internationale Wahlbeobachterin komplett durch die Maschen gefallen. Ich bin seit acht Jahren in befristeten Arbeitsverhältnissen – eine Woche bis drei Monate – fürs Aussendepartement tätig. Bin Mitglied des Expertenpools für zivile Friedensförderung und absolviere pro Jahr zwei bis fünf Einsätze im Ausland. Ein prekäres (Nicht-) Arbeitsverhältnis mit dem Bund, wie sich nun zeigt: weder angestellt noch selbständigerwerbend, sondern sog. freischaffend, ergo auch nicht leistungsberechtigt bei der Arbeitslosenkasse (Stichwort: Rahmenfrist für die Beitragszeit).
Vielen Dank für diese Perspektive, Frau V. Ehrlich gesagt überrascht mich, dass der Bund solch prekären Arbeitsverhältnisse bietet, bei denen keine Maschen greifen.
Der Bund, die Kantone, Anstalten des öffentlichen Rechts, alle bieten prekäre Arbeitsverhältnisse an, die in keiner Statistik auftauchen, weil Sie eben prekär sind. Manchmal sind sie nicht mal ganz legal gemäss öffentlich-rechtlicher Personalrecht. Sich dagegen wehren oft nutzlos. Als Arbeitnehmer ist man da meist am kürzeren Hebel. Entweder weil einem der Job gefällt und man temporär mit so einem prekären Vertrag umgehen kann auch wenn es nicht ideal ist (wie wahrscheinlich hier bei Frau V.) oder weil man keine andere Wahl hat und den Job braucht.
Da darf man dann immer selber schauen wo man bleibt. Und Covid-19 legt diese Strukturen schonungslos offen auch für alle sonst wohlstandverwöhnten, privilegierten Menschen.
Wir sind Kräuterbauern und uns geht es gut. Während dem Lockdown sind die Umsätze im Teebereich massiv eingebrochen, erholen sich aber kontinuerlich. Auf dem Feld steht die nächste Ernte, die gut zu werden scheint. Unser Ziel ist es, allen Mitarbeitern kontinuerlich Arbeit zu garantieren. Im Moment wird unsere Gegend von Touristen überannt, da muss ich manchmal leer schlucken, denn es sind wirklich viele...aber sie bringen den einheimischen Läden und Beizen Arbeit und Umsatz.
Eine sehr späte Reaktion, aber da ich jetzt gerade diesen feinen Tee der Kräuterbäuerin L. trinke, muss ich doch noch schreiben: Hoffentlich geht es mit der Erholung stetig voran!
Ich bin 68 Jahre alt, seit 2006 in der Schweiz sesshaft, seit 2009 verheiratet mit einer Schweizerin, seit 2013 eingebürgert. Ich lebe von Renteneinkünften inkl. AHV in Höhe von ca. 1'850 Fr./Monat sowie von Ersparnissen, meine Frau verdient bis Sommer noch geringfügig mehr. Meine Einkünfte bessere ich mit selbständiger Tätigkeit auf, im letzten Jahr in Höhe von ca. 15'000 Fr., die ich selbstverständlich auch versteuere. Ich bin vor allem als Weiterbildungsreferent für verschiedene Auftraggeber (meist Institutionen für Menschen mit Behinderung) tätig, entsprechend der Nachfrage überwiegend in Deutschland, in geringerem Masse in Österreich, rel. wenig in der Schweiz.
Als ich mich 2016 nach einer Unterbrechung wieder bei der hiesigen Ausgleichskasse als selbständigerwerbend anmelden wollte, wurde mir dies verwehrt unter Hinweis auf das Sozialversicherungsabkommen mit der EU, infolgedessen inzwischen das Land für die Sozialversicherung zuständig sei, in dem der überwiegende Teil der Tätigkeit stattfindet. In meinem Fall ist das Deutschland. Ich kann mich also nicht mehr in der Schweiz bei einer Ausgleichskasse als selbständigerwerbend anmelden.
Infolge der Corona-Krise (Grenzschliessungen, Veranstaltungsverbote) sind meine selbständigen Einkünfte für das laufende Jahr bisher ersatzlos weggefallen. Deshalb wollte ich gemäss der Härtefallregelung des Bundesrats für Selbständige Erwerbsersatz beantragen. Sehr rasch (!) bekam ich jedoch den ablehnenen Bescheid, dass die SVA keine Möglichkeit für Erwerbsersatz für mich sieht, da dies an die Anmeldung bei einer Ausgleichskasse gebunden sei. Ich solle mich in Deutschland nach Möglichkeiten der Unterstützung erkundigen. Dort sind jedoch alle Hilfen an einen Betriebssitz in Deutschland bzw. im betreffenden Bundesland und eine Anmeldung beim jeweiligen Finanzamt gebunden.
Ich lebe also in der Schweiz, bin zweifelsohne selbstständig tätig, zahle Schweizer Steuern, halte mich an die sozialversicherungsrechtlichen Vorgaben, nach denen ich mich bei keiner Ausgleichskasse anmelden kann, leide unter Corona-bedingtem Einnahmenausfall, und dennoch soll ich von der Härtefallregelung für Selbständige ausgeschlossen sein. Das verstehe, wer will, ich kann mir das nur so erklären, dass ein Fall wie meiner nicht im Blick derjenigen war, die die Regelungen ausgearbeitet haben.
Gegen die Verfügung der SVA will ich Einsprache einlegen und suche jetzt Beratung, wie ich vorgehen soll. Meine Rechtsschutzversicherung stellt mir dafür 500 Fr. zur Verfügung. Ich habe allerdings keine grossen Hoffnungen, denn es haben sich ja alle an die Vorschriften (die Verordnung des Bundesrats) gehalten, und dass sie meinetwegen daran herumschrauben, wage ich mir nicht vorzustellen.
Ich habe auch versucht, an die politischen Akteure zu gelangen (Berset, Abgeordnete von Stände- und Nationalrat). Einzig Claudia Friedl (NR, SP, SG) hat sich die Mühe gemacht, darauf einzugehen, konnte mir aber auch nicht weiterhelfen. Eigentlich muss ich mich aber auch nicht grämen: So sind einfach meine Ersparnisse früher aufgebraucht, und ich werde entsprechend früher Ergänzungsleistungen in Anspruch nehmen müssen.
Das ist wirklich schade, dass Sie sich vor 65 keine andere Altersvorsorge als diejenige der ersten Säule erarbeiten konnten.
Insgesamt habe ich 5 verschiedene Renten (aus D und CH), aber nach Scheidung und Teilzeit-Pensen kommt unter dem Strich halt nicht mehr heraus. Ab 2029 gibt es dann voraussichtlich Ergänzungsleistungen...
Im Gespräch mit mehreren Künstlerinnen und Künstlern, die freischaffend sind, aber ohne Geschäftsstrukturen, Sekretariat und (noch) nicht vollständig digitalisiert, ohne Pensionskasse, sozusagen ohne Netz arbeitend, habe ich erfahren, dass sie keine Unterstützung erhalten. Dies, weil sie erstens all die verlangten Papiere teilweise nicht haben, wenn sie im In- und Ausland tätig sind, und die in der Schweiz vorhandenen nur mit einem Riesenaufwand auftreiben können, um die umfangreichen Formulare auszufüllen. Oft weisen sie nur kleine letztjährige Gewinne aus und können nicht nachweisen, was ihnen entgangen wäre, wenn z.B. Vernissagen und Ausstellungen nicht stattfinden. Der administrative Aufwand für letztlich keinen Beitrag oder einen sehr niedrigen hält sie ausserdem noch von der kreativen Arbeit ab.
Ausserdem entsteht der Eindruck, dass die Hilfe, die für den Kulturbereich zur Verfügung steht, in der Verteilungskette zuerst an die Veranstalterfirmen geht, an die Kulturvermittler, das Kunstmanagement sozusagen, usw. Erst am Schluss, geht was noch übrig bleibt an die Künstler/innen selber. Damit will ich nicht sagen, dass die "Zwischenhändler" nicht eine wichtige Funktion haben, das haben sie zweifelsfrei. Ich frage mich auch, ob sich Behördenmitglieder, Kantonale Beamt/innen, Museumsdirektor/innen oder die Medien intensiver als üblich für ihre lokal arbeitenden Künstler/innen interessieren, wenn sie nicht bereits einen grossen Bekanntheitsgrad haben. Jedenfalls liest und hört man nicht viel. Wenn, dann werden vor allem junge Künstler/innen gefördert, ältere bleiben oft ausgeschlossen.
Wäre es nicht möglich, auf Gemeinde- oder kantonaler Ebene bestandenen Künstler/innen in Notlagen einen angemessenen Pauschalbeitrag zu geben. Das wäre auch eine Anerkennung ihrer Lebenswerke.
Kunst wird sozusagen als Luxus eingestuft, nice zu have, wenn es etwas einbringt, aber sonst nicht nötig... Vielleicht täusche ich mich - das wäre ja sehr positiv.
Warum Kunst immer zum Menschsein gehört hat, was Kunst ist, usw. wäre ein anderer, spannender Diskurs.
Ich habe mich gefragt, ob ich überhaupt schreiben soll. Ich bin seit 27 Jahren selbständig in zwei Firmen in der IT-Branche, eine mit einem Freund und Geschäftspartner. Ich arbeite an mehreren Projekten gleichzeitig als Überlaufbecken einer erfolgreich tätigen Softwarefirma. Ich bin 56 und ich verdiene sehr gut und habe ein anständiges Vermögen aufgebaut, sodass ich wohl ohne grossen Komfortverlust aufhören könnte zu arbeiten, weil ich keinen allzu aufwändigen Lebensstil führe. Während des Lockdowns habe ich eher mehr verdient, weil ich ein bisschen mehr gearbeitet habe, da man ja nirgendwo hin konnte. Ich arbeite selten 100% und verdiene doch ein Mehrfaches eines/r normalen Angestellten. Zusätzlich habe ich noch passives Einkommen aus unserem eigenen Software-Produkt und den Vermögensanlagen.
Was bringt das, dies den anderen, denen es nicht so gut geht, unter die Nase zu reiben? Was ist da Corona-spezifisches dabei? Warum ich trotzdem schreibe: Die IT (ich würde sie nicht als Branche bezeichnen, da sie omnipräsent ist) ist ein Bereich, der in den über dreissig Jahren, in denen ich mich darin tummle, immer ein Nachwuchsproblem hatte. Ich konnte nie verstehen, warum die IT nicht attraktiver war bei der Berufs- und Studienwahl von vielen. Gerade auch für Frauen, welche die IT in der Regel meiden. Darum geht mein Beitrag hier an diejenigen, die ihrer Laufbahn noch eine neue Richtung geben können: Geht in die IT, wenn Euch das allenfalls interessiert. Da gibt es gutes Geld und interessante Arbeit und in der Krise sind die Arbeitsplätze in der Regel sicher, oder zumindest sicherer.
Ich bin noch jung und verdiene in IT Löhnen ziemlich schlecht aber die Krise ging völlig an mir vorbei. Meine ausländische Frau war schon vorher arbeitslos und hat es auch jetzt nicht einfach. Ich bin schon lange im Homeoffice und kann es bleiben. Ich schätze nun meinem Büroarbeitsplatz um einiges mehr. Es ist schön sich mit den Leuten zu treffen und nach der Arbeit ein Bier trinken zu gehen, vor allem im Sommer. Arbeitsweg habe ich keine Minute gespart, da ich diesen schon immer auf das mindeste reduziert habe. Es ist schön zu sehen, dass es mir nun viele gleich tun möchten.
Der Schaden im Land ist gross, aber ich denke wir werden stärker als vorher aus dieser Krise heraustreten.
Ziemlich beschissen. Wir stehen noch nicht für Essen an, verschulden uns aber gerade. Keine Ersparnisse. Und nicht weil wir das Geld verprassen, sondern weil es vorher ausbildungsbedingt knapp war und eigentlich jetzt endlich hätte aufwärts gehen sollen.
Ich arbeite bei einer Verwaltung mit einem befristeten Arbeitsvertrag. Man könnte meinen bei der Verwaltung sei man wirtschaftlich abgesichert - dem ist jedoch nicht so.
Befristete Stellen stehen in keiner Statistik und deswegen denken alle immer der Median-Lohn in der Schweiz und insbesondere bei der Verwaltung sei so hoch. All diese prekären Arbeitsverhältnisse erfasst niemand.
Mein Lohn ist sehr tief. Tiefer als in der Privatwirtschaft, tiefer als derjenige der Kollegen mit unbefristetem Arbeitsvertrag und tiefer als derjenige meines schlechter qualifizierten männlichen Arbeitskollegen. Ich erlebe gerade Beispielhaft die subtile Diskriminierung von Frauen. Juristisch dagegen angehen: aussichtslos.
Just als der Lockdown begann war ich deswegen auf Stellensuche um aus dieser auswegslosen Job-Situation rauszukommen, das hat sich jetzt wegen dem Lockdown verzögert und mittlerweile ist der Stellenmarkt in meinem Fachgebiet enorm ausgetrocknet.
Man sollte endlich in der Schweiz zwischen Arbeitslosigkeit (nach SECO)und Erwerbslosigkeit gemäss ILO (internationale Arbeits Organisation) unterscheiden. In der Schweiz werden nur Leute welche beim RAV als arbeitslos gemeldet sind gezählt. Die ausgesteuerten Personen und diejenigen welche eine Umschulung zwecks Neuausrichtung machen hingegen nicht. Würden diese bei uns wie in anderen Länder dazugezählt, stünde die Schweiz effektiv viel schlechter da. In gewissen Ländern werden auch Hausfrauen welche im erwerbsfähigen Alter sind dazu gezählt. So gesehen steht die Schweiz, allerdings vor der Coronakrise, schlechter als z. Bspl. USA, Frankreich oder Deutschland da!
Ich hoffe für alle Arbeitnehmer, dass der Einbruch nicht so dramatisch ausfällt. Es ist aber anzunehmen, dass sich die Lage im 3. und 4. Quartal und auch im nächsten Jahr zuspitzen wird. Die Auftragsbestände der Firmen reichen in der Regel für 2-3 Monate aus. Die Rezession weltweit wird sich erst später bemerkbar machen.
Die grösste Erschütterung war für mich die Feststellung, wie verwundbar ich ökonomisch bin. Das war mir bisher nicht bewusst gewesen, als gut ausgebildete, gut verdienende Konferenzdolmetscherin. Anfang März wurde mir klar, was bevorstand, die ersten Absagen schneiten ins Haus. In normalen Jahren habe ich in den Monaten März, April, Mai, Juni zwischen 20 und 25 Konferenztage. Im Juli und August gibt es (fast) keine Konferenzen, da verdiene ich nichts oder wenig, in allen normalen Jahren. Mitte März 2020 hatte ich bereits für 20 Tage, bis im Juni, Absagen erhalten. Eine Überschlagsrechnung zeigte mir, dass ich meine Miete schon bald nicht würde weiterbezahlen können. Ich suchte umgehend eine günstigere Bleibe, fand sie auch (ich habe sehr oft Glück), und konnte meine bisherige Wohnung untervermieten (das ersparte mir das lästige Kündigungsverfahren mit Fristen und das Bezahlen zweier Mieten während einer Übergangsfrist — ich habe sehr oft Glück). Dieser Befreiungsschlag hat mir sehr gut getan und mich von kreisenden Existenzangst-Gedanken erlöst. Im April bin ich umgezogen. Inzwischen konnte ich auch 10 Tage kompensieren (also unter coronatauglichen Bedingungen arbeiten), mit einigen Kunden fanden wir eine Möglichkeit, wenigstens einen Teil der ausgefallenen Honorare in Rechnung zu stellen. Viele Konferenzen wurden auch auf nach den Sommerferien verschoben (und natürlich nicht vorher bezahlt!). Ob sie stattfinden werden, ist alles andere als gewiss. Kolleginnen haben mir erzählt, sie hätten schon die ersten Absagen für September erhalten.
Ich habe bereits im März, als ich das Ausmass meiner Auftragsausfälle verstanden habe, einen Antrag auf Corona-Erwerbsersatz gestellt. Bis heute ist unklar, unter welchem Titel dieser Ersatz, wenn überhaupt, erfolgen wird. Bekommen wir Konferenzdolmetscher*innen pro ausgefallenen Tag einen Tagessatz? Das wäre grotesk (wir bereiten uns auch auf die Arbeit vor, zahlen Versicherungen (Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsausfall - im Krankheitsfall! haha!), AHV, Berufsvorsorge und Ferien aus einem Tageshonorar). Vielleicht zählt die SVA 2 Tage?! Werden wir wie Kulturschaffende behandelt? Die letzte Entwicklung ist möglicherweise, dass ich als Härtefall gelte. Dies wäre zwar eine Erleichterung, aber gegenüber meinen Kolleginnen unfair. Mein Einkommen aus selbständiger Tätigkeit ist nämlich nur deshalb nicht höher, weil ich daneben noch eine Teilzeitstelle habe (ich habe sehr oft Glück!). Wer nur selbständig ist, hat viel schlimmere Verluste erlitten als ich, kann aber wegen dem Vorjahresumsatz keinen Härtefallantrag stellen. Seit der Einreichung meines Antrags sind 2 Monate vergangen. Ich habe noch nichts gehört und weiss nicht, ob und wenn ja wieviel ich bekommen werde. Die Rechnungen, die ich für die letzten Konferenzen (auch vor dem Lockdown) gestellt hatte, wurden erst zum Teil bezahlt (haben die Kunden die Arbeit niedergelegt? Sind alle in Kurzarbeit?). Für die Zukunft werde ich auf jeden Fall meine Ausgaben drastisch reduzieren.
Gutes hatte diese Zeit aber auch für mich: es ist wunderbar, ausschlafen zu können. Ich hatte extrem viel Zeit zur Verfügung für Freiwilligenarbeit. Und die Solidarität meiner Familie und meiner Freundinnen hat mich zu Tränen gerührt.
Ich bin Primarlehrerin und habe deshalb das Privileg, eine sichere Anstellung zu haben. In meinem Kanton (AG) waren die ersten drei Wochen Fernunterricht komplett freiwillig. Dennoch hat unser ganzes Team mitgezogen und von Beginn der Schulschliessung den Kindern Lernaufgaben nach Hause gegeben und regelmässig mit allen digital Kontakt gehabt. Für uns war es selbstverständlich, mehr zu leisten als sonst, da wir weiterhin voll bezahlt wurden. Dies auch im Wissen darum, dass es viele Kinder gibt, deren Familien momentan in sehr schwierigen und ungewissen wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Diese acht Wochen waren die anstrengensten Wochen meiner bisherigen Lehrerkarriere, doch es hat sich jede Minute gelohnt, die wir in die Produktion von Videos, Hörbüchern, Arbeitsaufträgen usw. investiert haben.
Seit 7 Jahren bin ich als selbstständige Yogalehrerin tätig. Ich hatte jeweils noch einen Nebenjob, bis ich Mitte letzten Jahres mein eigenes Studio eröffnete und dadurch mit Yoga ein Einkommen generierte, welches mir ein bescheidenes Leben ermöglichte. Als ich das Yogastudio schliessen musste, wechselte ich sehr schnell auf eine Online-Lösung. Das funktionierte die ersten zwei Wochen extrem gut, danach liessen die Teilnehmerzahlen rasant nach. Die Menschen waren es überdrüssig, den ganzen Tag zu Hause im Homeoffice am Bildschirm zu arbeiten und dann auch noch Yoga am Bildschirm zu üben. Zudem schoss auch das Gratisangebot an Yoga, Meditation, Fitness etc. wie Pilze aus dem Boden. Mittlerweile darf ich im Studio wieder Leute empfangen. Da mein Studio klein ist, sind allerdings aufgrund der Distanzregelung maximal 4 Personen plus Lehrperson zugelassen. Finanziell bringt das eigentlich nichts, aber fürs Gemüt ist's gut. Vom 17. März bis am 16. Mai bekomme ich von der SVA Erwerbsersatz, wegen der Zwangsschliessung. Da ich aber bis vor Kurzem immer einen Nenbejob hatte und letztes Jahr einige Investitionen ins Yogastudio tätigte, war die Berechnungsgrundlage so tief, dass ich damit nicht mal die Miete des Studios bezahlen kann. Immerhin wurde mir mittlerweile die Miete für den Monat April erlassen. Hoffentlich auch noch für Mai, denn solange im Yogastudio die 10m2 pro Person gelten, so lange werde ich kaum etwas einnehmen. Zum Glück schaffte ich es irgendwie in dieser ganzen Zeit der Unruhe und Unsicherheit ein Freelance Mandat für einen grösseren Kunden an Land zu ziehen. Dadurch kann ich immerhin meine laufenden Kosten decken. Ansonsten wüsste ich nicht, wie ich im Moment über die Runden kommen könnte.
Ich bin seit über Jahren als Fachübersetzerin und Fachtexterin selbständig, in den letzten Jahren Teilzeit. Aufgrund der aktuellen Situation liegt seit März mein eigenes Einkommen praktisch bei Null. Dies aus zwei Gründen:
Seit Anfang März musste ich ein Einzelkind unterrichten und "bespassen". Im Normalfall ist mein Kind viel mit seinen Gspändlis draussen unterwegs, auf dem Fussballplatz, Skatepark oder Bastketball spielen. Sportanlagen waren im März und April geschlossen, und die anderen Familien im Dorf blieben lieber "en Famille" blieben (wie wir selber auch). Diese zusätzliche Zeit mit meinem Kind ging auf Kosten der Arbeitszeit und somit unseres Familieneinkommens.
Ist mir ein wichtiger Teil meiner Stammkunden bzw. deren Aufträge weggebrochen, auf die ich im Frühling normalerweise seit vielen Jahren zählen kann: Weinbauern, Gastronomie und Tourismus rings um den Neuenburgersee. Aus verständlichen Gründen hat keiner von ihnen im März und April in Marketing und Werbung investiert. Nachdem sie nun wieder eine Perspektive haben, kommen sie ganz langsam wieder aus ihren Löchern, aber solange die Situation so unsicher bleibt und keine Anlässe wie Hochzeiten, Festivals usw. usf. stattfinden, bleibt das Auftragsvolumen bescheiden. Um diesen Punkt (2) zu kompensieren, hätte ich im März/April mehr Zeit in Akquise und Marketing investieren müssen - was aufgrund von (1) nicht machbar war.
Da mein Mann jetzt im Mai noch kurzarbeitet und nur 80% Lohn hat, ist unser Familieneinkommen alles in allem um etwa einen Drittel gesunken. Das tut ziemlich weh, weil ja die Fixkosten trotzdem weiterlaufen.
Da ich aus privaten Gründen im lezten Jahr mehrere Monate aussgesetzt hatte, war mein Einkommen 2019 unter der Untergrenze von 10'000 / Jahr gefallen was bedeutet, dass ich für März / April 2020 kein Anrecht auf Erwerbsersatz habe. Damit werden wir als Familie mit bescheidenem Einkommen also zusätzlich noch belastet. Hätte ich im letzten Jahr ein paar Franken mehr verdient, hätte ich Anrecht auf Erwerbsersatz gehabt.
Ich will nicht jammern, in der Schweiz sind wir im Vergleich zu vielen anderen Ländern immer noch sehr privilegiert. Aber ich verstehe die Logik hinter dieser Untergrenze nicht. Bräuchten nicht gerade Familien / Selbständige mit bescheidenem Einkommen dieses Geld viel dringender als jene mit fast 90'000 im Jahr?
Was den Arbeitsplatz angeht, finde ich Homeoffice mit gleichzeitiger Kinderbetreuung extrem herausfordernd und bin deswegen vor ein paar Jahren in ein Coworking-Space umgezogen. So sind Arbeits- und Privatleben getrennt und meiner langjährigen Erfahrung nach ist die Vereinbarkeit nur langfristig lebbar, wenn Privatleben und Arbeitsleben räumlich getrennt sind.
Ich bin bei einem Veranstalter von Mittel- bis Grossevents in Zürich angestellt und seit März in Kurzarbeit. Der Lohnausfall von 20% wird vom Arbeitgeber nicht kompensiert. Wir mussten mit dem Veranstaltungsverbot alles absagen; alles im Herbst geplante wurde auf 2021/2022 verschoben, da die Planungssicherheit nicht gegeben und die ganze Branche extrem verunsichert ist. Von den Ausfallentschädigungen des Bundes für die Kulturbranche haben wir noch keinen Bescheid, ob, wieviel etc. Man rechnet mit der Kurzarbeit bis mind. nächsten Frühling. Es ist ungewohnt, von einem 150% Job mit sehr hoher Arbeitsbelastung plötzlich nichts mehr zu tun zu haben - und das für so eine lange Zeit. In unserer Leistungsgesellschaft fühle ich mich oft unnütz und als Versagerin - mein gesamtes Umfeld ist nicht davon betroffen und ich stosse auf wenig Verständnis. Hinzu kommt die Unsicherheit, ob das Unternehmen diese Krise durchsteht oder ob weitere Kündigungen folgen (meiner Bürokollegin wurde bereits gekündigt). Die Lohneinbusse ist bei unseren eher tiefen Löhnen natürlich zu spüren. Aber ich bin froh, in diesen Zeiten und dieser Branche eine Festanstellung zu haben und so durch die Kurzarbeit gesichert zu sein (zumindest für den Moment).
Allen Betroffenen wünsche ich viel Kraft und Hoffnung für bessere Zeiten.
Danke vielmals, dass Sie Ihre Erfahrung hier mit ins teilen. Ich wünsche Ihnen Nerven, Kraft - und Glück.
Ich bin selbständig im Bereich E-learning. Wir hatten die letzten Monate Rekordumsätze in allen Bereichen, wahrscheinlich auch weil viele Leute die arbeitsfreie Zeit für Weiterbildungen nutzten. So bin ich unfreiwillig Profiteur von Covid-19. Meine Kinder genossen die viele Freizeit und waren fast immer draussen. Sie hoffen nun auf eine 2. Welle.
Ich arbeite als Holzbauingenieur und Brandschutzfachmann in einem Ingenieurbüro. Mir wurden zwei Bildschirme plus Equipment nach Hause bestellt und so arbeitete ich fortan von Zuhause aus. Ich konnte mich in unmittelbarer Nähe in einer leerstehenden Wohnung einrichten.
Mir erging / ergeht es sehr gut. Ich habe einen minimalen Arbeitsweg, konnte Zuhause Mittagessen und allgemein mehr Zeit mit der Familie verbringen. Sämtliche Reisezeit für Sitzungen konnte fortan produktiv genutzt werden, was eine Effizienzsteigerung auslöste. Die Videositzungen waren / sind effizienter, die Teilnehmer besser vorbereitet und es gab /gibt keine ausschweifenden Monologe von Profilierungsneurotikern.
Herausforderungen sind sicher der Abgleich im Team, das gemeinsame kreative Suchen nach Löungen und natürlich der gelegentliche Schwatz zwischendurch.
Was auch eher weit unten in der Liste der negativen Auswirkungen steht, ist der Pausen-Kaffee. Aber gesegnet mit gutem Kaffee Zuhause lässt sich das wohl leicht sagen. Die Zeit mit dem wohlgemeinten Firmenkaffee kommt bestimmt wieder und komischerweise freue ich mich auch darauf.
Dank vielmals für Ihren Erfahrungsbericht. Lustig, ich habe eine tolle Kaffemaschine zu Hause (Geburtstagsgeschenk) und den deutlich schlechteren Bürokaffee trotzdem irgendwie vermisst.
Ich komme aus der gleichen Branche (Architekturbüro) und kann den Ausführungen nur zustimmen. Da ich schon zuvor 40% von zu Hause aus arbeitete, war ich und auch das Büro schon darauf vorbereitet. Die Investition in cloudbasierte Lösungen beim Planungsprozess lohnt sich aus meiner Sicht aber auch schon, wenn man in einem gemeinsamen Büro sitzt. Der Transfer des Büros auf den Heim-PC beschränkte sich also auf die Installation der Programme für CAD und Bauadmin und auf die Eingabe eines Passwortes.
Ein weiterer Vorteil war auch, dass durch das Zwangshomeoffice auch Vorurteile abgebaut werden konnten, mit denen man durchaus schon konfrontiert wurde. Es haben doch einige gemerkt, dass es doch nicht so 'blöd' ist, wie man immer dachte. Davon profitieren schlussendlich alle, auch wenn sich viele wieder für 100% Präsenz im Büro entscheiden werden.
Im Bereich der Ausführung war sicher ein zusätzlicher Aufwand nötig, damit auch die Bedürfnisse aller beteiligten Unternehmer berücksichtigt werden konnten. Grundsätzlich stellte hier aber vor allem die Unsicherheit das grösste Problem dar, inwiefern zusätzliche Massnahmen oder Lockerungen die verschiedenen Unternehmen treffen könnten. Man sprach ja teilweise auch davon die Baustellen zu schliessen. Die Bau-Unternehmen kann man aber loben. Diese haben grossartige Arbeit geleistet, um zu gewährleisten, dass die Arbeiten fortgeführt werden konnten. Die Einhaltung der 'neuen' Regeln konnte und musste genau wie auch alle anderen geltenden Regeln der Arbeitssicherheit (auf der Baustelle) geprüft werden. Hier gilt es auch anzumerken, dass man in der alltäglichen Arbeit auch auf Situationen trifft, die weit gefährlicher sind, als eine allfällige Ansteckung mit Corona.
Inwiefern die einzelnen Büros vom Arbeitsrückgang betroffen sind ist verschieden. Aus dem Bekanntenkreis höre ich aber durchaus von einige Fällen, wo ein Bauprojekt das sich noch in der Planungsphase befindet zurück- oder sogar eingestellt wurde.
Mein persönliches Empfinden während dieser Zeit ist natürlich nicht abhängig von der Branche. Aber den ganzen Tag alleine zu Hause empfinde ich schon als sehr bedrückend. Dies aber nicht wegen der Homeofficesituation, sondern weil ja auch der Ausgleich fehlt und es sehr schwierig, bis unmöglich ist, sich mit der Familie oder Freunden zu treffen.
Mit Verspätung antworte ich Ihnen gerne. Vielen Dank für den Austausch. Für mich gehört die digitale Arbeitsweise zum Alltag, selten habe ich noch Papier in den Händen. Mein Arbeitgeber war gut vorbereitet, da schon total auf virtuelle Clients ausgerichtet. Klingt zwar austauschbar, so einfach ist es aber zum Glück nicht.
Es bestätigt sich, dass sich die planerischen Prozesse schon seit längerem hin zum Digitalen (3d-Modelle, BIM, VDC) bewegen, wobei die baulichen Massnahmen oft händisch bleiben. Bei Baukontrollen wurden auch eher weit ausgelegte Corona-Massnahmen angetroffen. Die ausführende Baubranche wurden durch die Massnahmen weitgehend unspezifisch getroffen.
Eine Lösung bietet hier in meinen Augen die Vorfertigung, wozu definitiv der Holzbau gehört. Durch die, in kontrollierter Umgebung, gefertigten Elemente kann der Sicherheitsaspekt gewahrt werden, aber auch die qualitatativen und terminlichen Aspekte.
Vor einer Woche fragte mich mein 7jährigs Grosskind: "Woher bekommst Du eigentlich Deinen Lohn?" Meine Antwort: "Von Deinem Papa und Deiner Mama, die jetzt jeden Tag home office machen." Ich lebe auf dem Niveau des zweituntersten Fünftels der Alten in der Einkommensstatistik der CH und gehöre global gesehen zu den Priveligierten. Ob ich je nach Verlauf und dem Umgang der Auswirkungen der Krise und den allfälligen Veränderungen in den sozialen Gesellschaftsverträgen in das unterste Fünftel abrutschen werde, wird sich weisen. Von der Hand zu weisen ist es nicht. Ich werde schon Mal anstelle von Freiwilligenarbeit meine Imagiantionskraft aktivieren, wie ich mein Potenzial bezahlt einsetzen könnte. Wobei ich gestehe, dass mich meine Sitaution nicht so sehr beschäftigt. Diese ist mit Sicherheit limitiert und ich komme noch aus einer Generation, die hat aus allem etwas gemacht und hatte auch die Möglichkeiten dazu. Die Jungen beschäftigen mich mehr, vor allem diejenigen, wie meine zwei Söhne, die nichts erben werden.
Ich bin als selbstständiger Grafiker und Fotograf vornehmlich im Kulturbereich tätig und bin Mitherausgeber einer Monatszeitschrift für Theater. Damit hat das Veranstaltungsverbot natürlich auch mich voll erwischt und die Aufträge gingen auf null zurück, die Zeitung kommt in einem reduzierten Umfang quasi ohne Inserate und ohne Spielplan noch heraus, wie lange wir das halten können, wird sich zeigen.
Ich erhielt (und erhalte) Entschädigung duch die Ausgleichkasse und für mich hat das den grössten wirtschaftlichen Stress genommen und mir die Möglichkeit gegeben, Werbung und Akquisen in anderen Bereichen zu machen, um das Geschäft breiter abzustützen. Inwiefern ich damit erfolgreich bin, wird sich weisen, aber mir persönlich hat die Nothilfe viel gebracht, ein Notkredit wurde ebenfalls beantragt und bewilligt, musste aber bis jetzt noch nicht beansprucht werden. Wenn ich den Blick auf andere Länder werfe, dann kann ich nur einmal mehr feststellen, dass es einfach nur Glück und ein Privileg ist, in der Schweiz leben zu dürfen. Zudem hat mir die Krise auch wieder gezeigt, dass man wie am Anfang der Selbstständigkeit mit sehr viel weniger auch auskommt.
Ich dachte immer ich sei gefeit vor einer Jobeinbusse. Die ehedem drohende Gefahr durch die zunehmende Digitalisierung meinen Beruf anpassen oder wechseln zu müssen, das war für mich nie ein Thema. Schliesslich wollen Menschen gemeinsam singen - ich bin u.a. Chorleiter und Stimmbildner - und dazu braucht es die direkte Begegnung zwischen uns Menschen.
Nun hat mir aber das 'real life' eine echte Herausforderung geschickt und ironischerweise liefert mir nun ausgerechnet das Digitale den Lösungsansatz um mein Berufsleben neu zu erfinden.
Wie viele Kunstschaffende bin auch ich online gegangen und lade heute 4x die Woche viele Menschen ein, gemeinsam mit mir vor dem Bildschirm zu singen. Die Resonanz darauf war und ist aussergewöhnlich erfreulich.
Was mich irritiert, ist die Tatsache, dass der Chorgesang, der in der Schweiz von über einer halben Million (!) Menschen betrieben wird und der von Corona extrem hart getroffen worden ist, medial so (fast) gar keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.
Ausserordentlich erfreut hingegen war ich von der unerwarteten Spendenfreudigkeit vieler meiner neuen Follower auf YouTube. Da hat die Solidarität echt gespielt, so dass ich auch andere Künstler*innen am Erfolg teilhaben lassen konnte. Und noch mehr gefreut hat mich, dass Musik, Freude und Engagement verschenken, ein Geschäftsmodell sein kann, das auch in einer solchen Krise existenzrettendes Potential versprüht.
Konsequenz aus dieser eigentlich echt schwierigen Situation für mich ist, ich werde in der noch langen Zeit, bis Chorsingen im grossen Stil wieder möglich sein wird, in den online-Auftritt von 'Patric's Voice Channel' investieren und so versuchen die alt hergebrachte Strahl-Kraft des gemeinsamen Singens mit den Möglichkeiten der digitalisierten Welt zu vereinen.
Aus Interesse an der Technik: Wie geht das Online mit der Latenz, dass die Synchronität nicht leidet? Oder ist es eher zum Mit- und nicht gleichzeitig singen gedacht?
Edit: ah, das ist es. Sieht toll aus, der Kanal!
Hallo Dominic,
Die Latenz ist verantwortlich dafür, dass gemeinsames online-Singen zur Zeit nicht funktioniert. Es gibt noch keine technische Lösung, die den Zeitverlust der Datenübertragung so handhaben kann, dass synchrones Singen miteinander möglich ist. Bei den vielen Multi-Screen-Videos gibt der Dirigent den Takt und die Begleitung vor und die Sängerinnen singen zu Hause mit Knopf im Ohr Ihre Stimme dazu ein. Der Produzent des Videos muss dann alle Spuren in mühseliger Kleinarbeit zusammenführen und aufeinander anpassen, so dass im Resultat der Eindruck entsteht, dass da -zig Menschen zusammen singen.
Was zur Zeit geht, ist, in meinem Fall, dass ich via Livestream mit Klavierbegleitung die Lieder vorsinge und die Sängerinnen vor ihren devices für sich alleine singen und mich über Kopfhörer oder Lautsprecher als 'Co-Sänger' wahrnehmen. Dies kann bei zweistimmigen Stücken oder Kanons ganz apparte Erlebnisse bringen, aber eben, die anderen Mit-Sänger*innen kann man nicht hören. Und somit fehlt das, was das Chorsingen ausmacht, der Gesamt- und Zusammenklang.
Wir sind eine kleine, international aufgestellte Handelsfirma im Bereich Mikromechanik. Wir arbeiten seit Jahren mit unseren Kunden, über die Hälfte aus dem Ausland, zusammen und nutzen dabei die hochspezialisierten Fertigungserzeugnisse aus Schweizer Produktion, auch von Zulieferanten der Uhrenindustrie. Wir sorgen für just-in-time Lieferungen durch Lagerhaltung und Detailplanung mit unseren Lieferanten. Teils sind verschiedene Hersteller involviert, besonders bei Baugruppen.
Wir leiden stark unter der Covid-19 Situation, weil verschiedene Lieferketten unterbrochen wurden. Besonders gefreut haben wir uns auf die Wiederaufnahme der Produktion im Tessin. Jetzt gibt es aber Zulieferanten im Jura, die immer noch voll geschlossen sind. Uns ist klar, dass die Uhrenindustrie grosse Probleme hat. Was wir aber gar nicht verstehen, dass wir kaltschnäuzig abgekanzelt, und ohne Information über eine allfällige Wiederaufnahme der Arbeit im Stich gelassen werden. Es handelt sich dabei um langfristig erteilte Aufträge, die jetzt einfach nicht abgearbeitet werden. Der Hinweis "es rentiere nicht" nützt uns leider auch nicht viel. Was sollen wir jetzt unseren schwedischen und amerikanische Kunden sagen? Wir machen so langfristig aufgebaute Beziehen zu unseren Partnern kaputt. Es scheint so, als ob Schweizer Hersteller Kurzarbeit eingeben und dabei vorhandene Aufträge, wohlverstanden keine Uhrenteile, einfach liegen lassen. Dabei hat Herr Berret, Direktor der Indutrie- und Handelskammer Jura, letzthin am Fernsehen gesagt, dass der Jura dringen Kunden aus dem "Nichtuhrenbereich" sucht, um das Übergewicht der Uhrenindustrie etwas abzufedern. Wer soll das noch verstehen! Wir hoffen jetzt, dass Herr Berret ein gutes Wort für uns einlegt, aber wir stehen immer noch ohne Teile da.
Ich hatte vor Jahren in Deutschland in einer anderen Branche von Fällen gehört, dass Unternehmen bei vollen Auftragsbüchern Kurzarbeit angemeldet hätten, um die staatliche Unterstützung mitzunehmen, weil die jew. Konkurrenz diese Unterstützung für Kurzarbeit auch angemeldet hatte. Scheint ähnlich zu sein
Ich habe eine Einzelfirma und biete grafische Lösungen und fotografische Begleitungen an, beides aufgrund meines Lebensweges vornehmlich im kulturellen Bereich und da vor allem im Theater. Unter anderem bin ich Mitherausgeber einer Theaterzeitschrift. Dazu kommen im Bereich der Fotografie noch Hochzeiten und ähnliche Dinge. Mit anderen Worten, die Auftragslage ist vollkommen eingebrochen und wird dies auch noch eine Weile bleiben, da eine Theaterproduktion ja nicht mit einem Fingerschnippen auf der Bühne steht. Einige Aufträge waren von mir her bereits fertig, konnten aber nicht mehr aufgeführt werden, was dazu führte, dass die Veranstalter entweder nicht zahlen konnten, oder dass bei einer Verschiebung um ein Jahr der Auftrag dann nächstes Jahr fehlt.
Ich war daher sehr froh, dass nach einer anfänglichen Unsicherheit auch wir Selbstständigen etwas Geld erhielten. Die Überweisung für den März reichte gerade, um die Rechnung der AHV zu bezahlen. Auch die Lösung, wie es meine Bank mit den Übergangskrediten löst, nämlich ein zinsloses Kontokorrent, finde ich äusserst pragmatisch und es wird uns helfen, Rechnungen für Krankenkasse und andere Versicherungen zu bezahlen, auch wenn gerade Ebbe ist. Die Frage wird sein, ob ich meine Ausgleichkasse überzeugen kann, dass für mich nicht seit letzten Samstag einfach alles wieder in Ordnung ist.
Aber letztlich bin ich privilegiert, lebe und arbeite in meinen eigenen Räumen und merkte in den letzten beiden Monaten, mit wie wenig man durchkommt, wenn es darauf ankommt. Aber so dass Hinterkopfgefühl, nicht zu wissen, wann wieder neue Aufträge kommen, ist sehr unangenehm und ich versuche es zu vertreiben mit möglichst vielen eigenen Projekten und Ideen, die in den letzten Jahres eher zu kurz kamen.
Als Angestellte in einer Verwaltung hat sich bei mir relativ wenig wirtschaftlich verändert. Am zweiten Tag des shutdown erhielt ich einen Brief vom Arbeitgeber, dass ich am Arbeitsplatz vor Ort gebraucht werde und somit reisen muss. Nichts von homeoffice, da keine Risikogruppe. Ich bin also weiterhin im Zug zur Arbeit gereist, habe mir Gedanken zum sozialen Zusammenleben und zur Unterstützung der Wirtschaft vor Ort gemacht und Lösungen ausgeheckt und umgesetzt. Die Verwaltung arbeitete weiter, wie bisher, Sitzungen mit Abstand, kein Händeschütteln und Hände waschen so oft wie möglich. Irgendwie hätte auch ich noch gerne die acht Wochen zuhause sein, wünschte mir auch aus dem Überfluss an Zeit Kochrezepte auszuprobieren, ein neues Instrument zu lernen und täglich eine Runde zu joggen. Meine Welt sah anders aus, ich entwickelte eine online Einkaufs Plattform für die regionalen Produzenten und Geschäfte, Heimlieferdienste, Nachbarschaftshilfe und soziale Netzwerke gegen soziale Vereinsamung.
Sehr anders sieht es in meinem privaten Geschäft aus. Als selbstständig erwerbende sind meine Aufträge von 100 auf null zurück gefallen, da Beratung, Moderation, Tagung Organisation nicht gefragt war. Unterstützung vom Bund habe ich mir keine geholt, denn das Geld soll denen zufallen, die kein zweites Standbein haben wie ich.
Meine finanzielle Situation ist derzeit eng, da mein Einkommen aus der Angestellten Tätigkeit nicht ganz reicht. Aber damit kann ich umgehen. Viel mehr Sorge bereitet mir die Tatsache, was mit den Renten passiert, was überhaupt mit dem Überleben von weniger Privilegien geschieht und wie sich die Ausrichtung der Wirtschaft von diesem Neoliberalen Primat des Wachstums verabschieden kann. Arbeit für alle und ein bedingungslos Grundeinkommen scheinen mir da die richtigen Lösungsideen. Das führt aber zu einer disruptiven Erschütterungen des gesamten Systems und da braucht es tragfähige und eng gestrickte Aufgang Netze.
Ich arbeite als Hochqualifizierter in technisch industrieller Infrastruktur. Mein Job ist sicherzustellen, dass die Infrastruktur zuverlässig durchläuft, und die Abläufe nur minimale Unterbrüche erleiden. Gleichzeitig soll die Infrastruktur gewartet und weiterentwickelt werden. Im normalen Tagesablauf werde ich oft unterbrochen, kann daher kein Projekt länger bearbeiten. Dh ich komme bei Seitenprojekten kaum vorwärts. Weiterbildung desgleichen. Mit dem Lockdown wurden alle nicht unbedingt Nötigen nach Hause ins Homeoffice geschickt. Ich auch. Und das ist eigentlich immer noch so. Die Umstellung dauerte etwas. Also anstelle Morgens um 6 aufzustehen, um nach eineinhalb Stunden Pendeln um 8 im Büro zu sein, stehe ich um 8:45 auf um dann um 9:00 an der Firmen Kaffeepause per Zoom teilzunehmen. Dabei werden Projekte und Vorgänge geplant und aufeinander abgestimmt. Dann kommt das Fruehstueck, vielleicht schnell etwas einkaufen, um um 10- 11 mit der Arbeit zu beginnen. Zuhause kann ich an einem Stück ungestört an einem Projekt arbeiten. Genau so effizient kann ich mir so neue Technologien anschauen, welche allenfalls zur Weiterentwicklung einsetzbar wären. Nach einem Nachtessen um 7 geht's meist weiter. Bis vielleicht 10 Uhr. Zuhause arbeite ich mehr Stunden wie im Büro. Und bin bei den Projekten effizienter. Wenn ein Problem ansteht, oder meine Hilfe benötigt wird, bin ich innerhalb eines halben Tages vor Ort. Seit der Öffnung des Lockdowns bin ich 2 Tage in der Woche vor Ort, und 3 Tage Zuhause. Wir haben immer noch reduzierte Belegschaft, dh die meisten Leute arbeiten von Zuhause. Eigentlich ist es in meinem Fall effizienter.
Ein kleines Problem, hervorgerufen durch meine Abwesenheit, welches erst langsam erkennbar wird ist, dass die Mitarbeiter, welche sonst schnell zu mir kommen um etwas zu fragen, dies oft nicht per Email oder Watsup fragen, sondern sich selbst eine Lösung erdenken. Welche nicht immer gut ist.
Wirtschaftlich bin ich, sind wir nicht betroffen, zumindest nicht so direkt.
Eigentlich wollte ich mir sowieso eine Auszeit bis zum Sommer nehmen. Dass sie nun staatlich verordnet wurde, war so nicht geplant.
Die vom Bund zur Verfügung gestellten Nothilfe-Massnahmen wie Kurzarbeit und den COVID 19 Kredit habe ich in Anspruch genommen. Die Liquidität ist gesichert. Augenoptiker*innen gehören zu den systemrelevanten Berufen, darum hatten wir während dem Lockdown reduziert geöffnet und einen Notfalldienst eingerichtet. Dieser Service wurde sehr geschätzt, da viele der grossen Filialisten in dieser Zeit geschlossen hatten. Die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit meiner Angestellten und Kunden was in dieser Phase sehr gross.
Ich habe den Lockdown genutzt um einen für diesen Sommer geplanten Umbau vor zu verschieben. Dies war möglich dank der Flexibilität der lokalen Handwerker. Nächste Woche kommt noch ein neuer Boden rein…
Jetzt haben wir seit knapp zwei Wochen wieder so etwas wie «Normalbetrieb». Wie erwartet ist es zu einem Rückstau bei den optischen Hilfsmitteln gekommen. Die wenigsten Kunden haben sich online eingedeckt. Ich rechne mit einem «busy summer», auch weil die Bevölkerung in der grossen Mehrheit zuhause bleiben und in der Schweiz konsumieren wird. Dazu kommt, das regional einkaufen wieder in ist.
Ich habe noch eine Vertriebsfirma für Brillenfassungen. Hier rechne ich erst ab August wieder mit einem «normalen» Betrieb. Dank Kurzarbeitsentschädigung musste ich niemand entlassen.
Persönlich geniesse ich das Home-Office, den Garten und die Nähe zur Familie.
Da ich bereits vor Covid-19 arbeitslos und ausgesteuert war hat sich bei mir wirtschaftlich nichts verändert. Mit 59 Jahren muss ich jetzt mein Erspartes aufbrauchen bevor ich Sozialhilfe beziehen kann. Damit ich möglichst lange vom Ersparten leben kann bin ich seit bald einem Jahr in Brasilien. Hier komme ich zusammen mit meiner Frau mit knapp 2000 CHF über die Runden. In Brasilien bin ich damit ein reicher Gringo während mich die Schweizer leider als armer Verlierer der selber Schuld ist ansehen. Oder hat sich diese Sichtweise mit Covid etwas verändert da jetzt mehr Menschen von der Arbeitslosigkeit betroffen sind?
Danke für Ihre Perspektive und Ihre interessante Frage, die Sie stellen: Hat sich an der Wahrnehmung der Arbeitslosen mit Covid etwas verändert, da jetzt mehr Menschen von der Arbeitslosigkeit betroffen sind? Ich fürchte, nein. a) brauchen neue Wahrnehmungen längere gesellschaftliche Einwirkzeit als ein paar Monate. b) die Krise erscheint mir – wie meistens in der gut gepamperten Schweiz – in der Breite bisher finanziell noch relativ abgedämpft. Wir werden sehen, wie sich das in den kommenden Monaten entwickelt.
Uns geht es wirtschaftlich unverändert. Ich arbeite in einem 80%-Pensum in einer zentralen Funktion im oberen Kader in einem grösseren Schweizer Konzern. Auf meine Arbeitstätigkeit hat die Pandemie praktisch keinen Einfluss, wenn überhaupt, habe ich eher mehr zu tun durch die speziellen Fragen, welche die Pandemie für unseren Konzern aufwirft. Entsprechend ist Kurzarbeit bei uns kein Thema. Wir haben früh praktisch alle ins Home-Office gewechselt, zumindest in der Konzernzentrale. Der Konzern hält zum Glück bis auf weiteres am Home-Office fest, entsprechend der Empfehlung des Bundesrates.
Wir haben ein eigenes Bürozimmer in der Wohnung. Meine Frau betreut tagsüber an meinen vier Arbeitstagen die Kinder, da sie aktuell sowieso nicht gearbeitet hätte. Die Kinder sind im Vorschulalter, Schluschliessungen betreffen uns deshalb nur marginal (Spielgruppe an gewissen Vormittagen entfiel für einige Wochen). Ich habe zu Hause sogar eher mehr Ruhe und Konzentration als im Büro am normalen Arbeitsort, das ich mit 2 weiteren Personen teile. Ich habe durch die wegfallenden Arbeitswege mehr Zeit für Sport, erlebe die Kinder dank der gemeinsamen Mittagessen mehr und näher.
In habe im Februar zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Teil meiner Ersparnisse Aktien gekauft, kurz vor dem Corona-Crash. Der dümmste Moment für den Einstieg. Die Buchverluste betrugen zum Teil bis 50%. Dank Zukäufen nahe am "Boden" ist die Performance meines Depots inzwischen aber wieder im tiefgrünen Bereich und die Buchverluste sind bereits wieder mehr als vollständig ausgeglichen.
Wir sind sehr dankbar, dass wir wirtschaftlich in so glücklichen Umständen sind.
Ich arbeite als Trainer für Didaktische Reduktion in der Erwachsenenbildung. Meine Auftraggeber sind private Bildungsinstitutionen, Hochschulen, sowie KMU und NPO mit Budget und Affinität für Personalentwicklung.
Weil ich früh und proaktiv auf meine Auftraggeber zugegangen bin, konnte ich den grösseren Teil meiner Aufträge mit Gruppen von 12 bis 22 Teilnehmenden auf Online-Formate transformieren. Andere Aufträge wurden entweder verschoben, oder vollständig und ohne Entschädigung annulliert. So ging es mehreren meiner Kolleg:innen.
Geholfen hat mir, dass ich in den letzten Jahren konstant in die persönliche Weiterbildung investiert hatte: ein MAS bei der ZHAW für Educational Management und ein CAS in eDidactics bei der FFHS. Kenntnisse in der Konzeption und Durchführung von Blended-Learning-Angeboten gab mir einen Wissensvorsprung, den die Anbieter als interessant und attraktiv eingestuft haben.
Persönlich fühlte und fühle ich mich in diesen herausfordernden Zeit an berufliche Erfahrungen in der Karibik, konkret in Kuba, erinnert: aus wenig ganz viel machen. So erlebte ich damals die Fähigkeit vieler Kubaner:innen, Komplexität zu reduzieren, klug und überlegt zu improvisieren. Sich mit guten Freund:innen solidarisch zu verbinden. Dieses "Andocken" an positive und kraftvolle biographische Momente, hilft mir in diesen Tagen, wieder in die Ruhe zu kommen und Potential in der Situation zu erkennen.
Ich unterstütze Trainer, Ausbildende und Lehrpersonen ... auf den Punkt zu kommen. In dem sie der Stofffülle begegnen und Komplexität vereinfachen, erleichtern sie den Studierenden den Zugang zu ihren Inhalten und Fachgebieten.
Als Softwareingenieur konnte ich gut von zu hause arbeiten. Eigentlich sogar besser. Meine Firma hat viele Entlassungen gesehen, aber mein Projekt, welches vorher für die meisten uninteressant war, hat wegen dem Kurswechsel der Firma an zentraler Bedeutung gewonnen. So ist bei mir vermutlich auch eine Beförderung wahrscheinlich geworden.
Mein Lohn wurde somit immer weiter ausgezahlt und ich habe auch einen guten Bonus erhalten.
Während viele meiner Aktien im März kurz an Wert verloren haben, haben die meisten jetzt mehr Wert als je zuvor, was mich veranlasst hat, etwas umzuschichten und in nachhaltigere Wertschriften zu investieren.
Schlussendlich geht es mir auch psychisch und mental besser und so leid mir meine entlassenen Kollegen tun, meine Freunde, die teilweise sogar Sozialhilfe beziehen mussten, meine Familienmitglieder, die total durchgedreht sind wegen ihren Verschwörungsmärchen... die Pandemie war für mich persönlich ein durch und durch positives Ereignis.
Hallo Republik
Sie fragen, wie‘s mir als Unternehmer geht. Hier mein Bericht:
Ich bin ein Einmann-Betrieb im Textilluft-Filterbereich, mit ein paar kleinen und einem grossen Kunden. Ich produziere viel an Nähmaschinen, ich bin also ein Industrienäher. Habe aber auch noch eine kleine Metallwerkstatt.
Also, bei den kleinen Kunden tröpfelt hin und wieder ein Aufträgli rein, beim grossen Kunden ist die Auftragslage auf fast null gesunken. Die regelmässigen Aufträge, die in den letzten Jahren rein geflattert kamen, bleiben aus.
Ich habe lange gedulgig gewartet, gedacht, das kommt wieder. Ich hatte ja auch etwas Reserve. Aber nach 4 Monaten ohne Aufträge, wurde ich unruhig. Ich hörte: alle machen Kurzarbeit, bekommen Kredite vom Staat. Das wollte ich anfangs nicht, ich wollte selber überleben. Dann meinte mein Treuhänder, ich solle doch auch Kurzarbeit beantragen. Das tat ich dann. Und es wurde abgelehnt, da ich in arbeitgeberähnlicher Stellung bin. Aha, okey? Ich falle also durch die Maschen!?!? Aber in ALV einzahlen, das darf ich weiterhin!
Soll ich darum kämpfen, Geld vom Staat zu bekommen? Hatte ich keine Lust. Mach doch, sagen viele, bist ja blöd, wenn nicht.
Mittlerweile neigen sich die Sommerferien und meine flüssigen Mittel dem Ende entgegen. Es kam auch ein Auftrag vom grossen Kunden rein (wir reden von 6000.-, Lieferung Ende November, schon vorproduziert). Und es gab noch ein Lichtblick: ein grosser schweizer Onlinehändler interessiert sich für meine Hängematten (ich nähe auch Hängematten). Das könnte eine gute Sache werden für nächstes Jahr.
Aber wenn es bis Ende Jahr so weiter geht, muss ich ernsthaft darüber nachdenken, aufzugeben.
M. F., 56, Winterthur
Ich bin als selbständiger Osteopath tätig, in einer kleinen Praxis mit 2 Angestellte. Diese beziehen seit dem 17. März Kurzarbeit, welche wir nach der Öffnung vom ende April sukzessiv reduzieren. In den ersten Wochen hatte ich nicht die Ruhe ein Buch zu lesen, hilfreich war es mich irgendwie zu beschäftigen. Ich musst die Praxis nicht schliessen, akute Behandlungen durften durchgeführt werden. Die PatientInnen die nicht selber absagten, haben wir den Termin annulliert. Nach 10 Tagen wurde die Pflicht der ärztliche Verordnung aufgehoben. Die kleine Anzahl Behandlungen deckten die Festkosten. Da ich nicht schliessen musste, greifen keine der unterstützende Massnahmen aus Bundesbern. Vielleicht tut sich da noch was, ansonsten ist das auch in Ordnung.
Ich arbeite jetzt wieder so gut wie normal, das Gesprächsthema ist noch etwas einseitig.
Die Sommerferien werden kürzer.
Das Leben liegt vor uns.
Als 1-Mann-GmbH fühlte ich mich zu Beginn des Lockdowns vom Staat vollständig umsorgt: zuerst die Möglichkeit eines Kredits, dann EO-Geld für die Tage die ich zusätzlich zu unserer Kleinen schaute. Nun hat der Kanton uns auch noch den Kitabeitrag zurückbezahlt.
Als Webdesigner mache ich mir eher wenig wirtschaftliche Sorgen; allerdings sind die laufenden Anfragen sehr wenige geworden. Ein grösserer Auftrag und die Stammkunden füllen derzeit den Tag. Wie es wohl in ein paar Monaten sein wird?
Jeweils von Ostern bis zu den Sommerferien unterrichte ich an zwei Nachmittagen an einer Berufsschule. Die eine Klasse sah ich bisher nur online.
Ich arbeite bei einer kantonalen Verwaltung und meine wirtschaftliche Situation hat sich deshalb nicht verändert. Die Arbeitsbedingungen sind/waren bislang eher schlechter als in der Privatwirtschaft - tiefere Löhne, weniger Ferien, wenig Spielraum bei der Ausgestaltung. Dafür ist die Stelle sicherer, was ich durchaus zu schätzen weiss. Mit der Zeit wirkt sich natürlich die allgemeine Wirtschaftslage dann schon auch aus, wenn auch verzögert und stark abgedämpft (dies auch auch wenn es mal gut läuft...). Also kurz: ich bin momentan sicher privilegiert.
Eine alte Weisheit sagt: ein Unternehmen sollte ein Geschäftsjahr mit 35% weniger Umsatz (Malik) oder 2-3 Monate ohne Einnahmen überstehen können. Diese Grundsatz wird seit vielen Jahren vielerorts nicht mehr verfolgt, oft zu Gunsten eines kaum aus eigener Kraft finanzierbaren Wachstums etc. etc. Viele Unternehmer waren auch vor der Corona-Krise nicht mehr genügend fett. Ich finde es gut, dass vielen unverschuldet in Not geratenen Unternehmen geholfen wurde, vielleicht ohne genaue Prüfung. Bezeichnend ist, dass wir dieses Jahr 20% weniger Konkurse haben wie 2019????. Wir Berater (auch die Beratungsriesen) sind arg betroffen. Die Unternehmer haben derzeit andere Probleme und nicht lebensnotwendige Projekte werde sistiert oder zurück gestellt. Das ist bitter. Wenn wir aber den Kunden einen echten Mehrwert oder Nutzen bieten können, dann wir es in allen Bereichen in vernünftiger Zeit wieder rund laufen. Da bin ich sicher......Die Interpellation der SP in St. Gallen geht genau in dieser Richtung. Ich bin gespannt auf die Entwicklungen und Entscheide im Grossrat St . Gallen
Liebe Republik,
Ich habe mich im Frühjahr 2019 im Bereich Beratung und Projektleitung selbständig gemacht und war bis Ende März 2020 erfolgreich unterwegs. Ein grosser und lukrativer Auftrag war per sofort zu Ende, andere, kleinere Aufträge wurden verschoben oder stark re-dimensioniert, weil die Auftraggeber in stark betroffenen Branchen tätig sind.
Meine selbständige Frau konnte ihre Geschäftstätigkeit ebenfalls nicht mehr ausüben, da sie im einen Bereich direkten Kundenkontakt hat, und im anderen Bereich Reisetätigkeit ins nahe Ausland nötig ist. Ihr Umsatz war unregelmässig und eher tief, so dass wir hier keine Unterstützung angefragt hatten.
Anfänglich kam mir die Zwangspause entgegen, ich genoss die ruhigere Zeit mit der Familie und im eigenen Garten. Ebenfalls begann ich neue Initiativen zu starten und kreativer tätig zu sein. Wirtschaftliche Sorgen machten ich mir keine.
Als sich abzeichnete, dass die Situation länger andauern wird, begann ich mit der Akquise, wobei sich fast alle Bemühungen als erfolglos erwiesen. Ich entschloss mich zur Anmeldung für Kurzarbeit, erhielt dann während zwei Monaten auch total rund CHF 4'000.- als Unternehmer mit eigener GmbH (damals aus Risikoüberlegungen gegründet). Einen Covid-Kredit konnte ich nicht beantragen, weil meine GmbH einen Monat nach dem für die Kredite relevanten Datum im Handelsregister eingetragen wurde.
Nun, knapp 5 Monate nach dem letzten Zahlungseingang eines Auftraggebers, sind die im ersten Jahr geschaffenen Reserven aufgebraucht. Das Unternehmen steht vor dem wirtschaftlichen Aus, wenn in den nächsten Tagen kein neuer Auftrag auftaucht. Vernünftigerweise hätte ich schon vor zwei Monaten Halt machen und das Unternehmen liquidieren müssen, doch das Prinzip Hoffnung hat mich davon abgehalten.
Wir haben Wertschriften verkauft (glücklicherweise zu einem guten Zeitpunkt) und leben von den privaten Reserven. Ich überlege mir schweren Herzens wieder in ein Anstellungsverhältnis zurück zu gehen, wenn sich denn ein passendes Angebot findet und ich den Job kriege.
Fazit: ich habe schmerzhaft gelernt, wie schnell man als selbständige Personen mit einer vierköpfigen Familie in der Schweiz trotz Reserven in eine grosse, finanzielle Krise geraten kann. Als Neugründer bin ich knapp zwischen die Maschen gefallen - vom quartalsweise einbezahlten ALV-Geld habe ich knapp 20% der einbezahlten Beträge als Unterstützung erhalten. Die Krise hat grosse Spuren hinterlassen und mein Leben verändert. Trotzdem geht es uns im Vergleich zu vielen Menschen auf dieser Erde immer noch sehr gut, und wir werden einfach die nächste Chance ergreifen und was Gutes draus machen!
Republik AG
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