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Sorry, aber dieser Artikel ist in meinen Augen einfach wie die letzten zum thema etwas "fischig". Ich rede hier nicht von der politischen position von Herrn Fink, er darf sie haben und es hat in der Republik sicher auch Platz dafür, aber ein paar Aussagen sind einfach falsch oder irreführend:

  1. Malaria ausgerottet: nein, im nördlichen Grenzgebiet war das Risiko immer hoch und Mücken halten sich weder an Grenzen noch an Politik. Diese Aussage ist in diesem Zusammenhang reine Propaganda.

  2. Die USA wollen eine Flüchtlingskrise stoppen, indem sie einen Krieg führen: Seit wann führen Kriege (und Sanktionen) zu WENIGER vertriebenen? Zudem: die Aussage, dass die USA eine Flüchtlingskrise haben ist zumindest fraglich und wird auch ind den USA diskutiert.

  3. Zuerst schreibt Herr Fink, welch enormen Rohstoffvorräte Venezuela doch abseits von Öl habe und wie diverse Akteure ein Interesse an diesen haben, nur um im nächsten Abschnitt zu den potentiellen Rohstoffinteressen der USA all diese anderen Materialien zu ignorieren: dort wird nur von Öl gesprochen noch dazu mit dem recht schwachen Argument Fracking. Sorry, aber Fracking ist teuer, die Qualität eher schlecht und die Folgen für die Umwelt führen zu spürbarem Widerstand gegen die Methode. Zudem fehlt der Hinweis, wer Trumps Wahlkampf mit freuden mitfinanziert hat...

Ich habe kein Problem, wenn Herr Fink schreibt "die Diktatur Maduros muss beendet werden, die USA sind die beste Hoffnung darauf", ich stimme nicht zu, aber das ist schon ok. Aber die Art wie es in den drei Beispielen oben (impliziert) getan wird, ist in meinen Augen hinterhältig und unehrlich.

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Danke Herr Z. für ihre Anmerkungen. Ich möchte kurz antworten:

  1. Die Malaria war tatsächlich nie völlig ausgerottet, da haben Sie recht, sie lag nur Jahrzehnte unter der Meldegrenze. Und sie kam vor allem in abgelegenen Gebieten vor, maximal einem Drittel des Landes. Was sich nun aber verändert hat, ist dass sich die Malaria wieder im gesamten Land ausbreitet, also auch in den Ballungsräumen und jenen Gebieten, die jahrzehntelang Malaria-frei waren. Einen guten und aktuellen Überblick finden Sie hier: https://www.dw.com/es/venezuela-en-…a-48480723

  2. Sie insunieren, die USA wollen einen Krieg, ich denke, sie wollen ihn nicht, eben weil sei keine Flüchtlingswelle an ihrer Südgrenze haben wollen. So steht das im Text. Von einer Flüchtlingskrise in den USA ist nicht die Rede.

  3. Die Argumentation, die USA hätten es in Venzuela auf dessen Öl abgesehen, kommt nicht von mir, sondern von den Chavistas und deren Sympatisanten. So steht das auch im Text. Es ist überdies ein Fakt, dass die Benzinpreise in den USA nicht gestiegen sind, obwohl kein Venezuela-Öl mehr in die USA kommt. Das Schieferöl wird derzeit zu Preisen von unter 40 Dollar pro Barrel produziert. Also deutlich unter dem aktuellen Weltmarktpreis. Es kann gut sein, dass Fracking in Zukunft teurer werden könnte, falls es einen folgenschweren Unfall mit nachfolgender Klagewelle geben sollte. Aber es ist auch ein Fakt, dass sowohl die Automobilindustrie als auch die Energieproduzenten mit Hochdruck an Antrieben arbeiten, die nicht auf fossile Brennstoffe angewiesen sind, Stichworte E-Mobilität, Brennstoffzellen, grüne Gase, Methan aus Wasserstoff. In 30 Jahren kann Venezuelas schmutziges Schweröl weitgehend wertlos sein. Das ist auch der Grund, warum kein anderes Land sich daran machen will, zusätzliche Raffinerien für Venezuela-Öl zu bauen.(Bislang gibt es ausser den 5 jetzt kurzarbeitenden Fabriken an der US-Südküste nur in China und Indien Anlagen, die mit dem ultraschweren Venezuela-Öl klarkommen) Sie werden sich nicht rentieren.

  4. Wie kommen Sie auf das: "Herr Fink schreibt 'die Diktatur Maduros muss beendet werden, die USA sind die beste Hoffnung darauf'"? Nirgendwo steht dieser Satz.

  5. Wertungen wie "Hinterhältig und unehrlich" mag ich eigentlich nicht über meine Arbeit lesen

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Herzlichen Dank, Herr Fink, für Antwort und Klarstellung. Ich kann Ihre Erwähnungen/Argumente nun besser verstehen und einordnen, wenn ich auch nicht wirklich zustimme.

  1. Danke für die Quelle. So macht die Aussage natürlich mehr Sinn, ein Anstieg der Fälle aufgrund der Abwanderung von medizinischem Personal sowie der Rückkehr/dem zuzug von Trägern in dicht besiedelte Gebiete. Wobei ich hier eigentlich eher den ersten Punkt als treibenden Faktor sehe, so ist es ja keineswegs nur die Malaria, bei der die Fälle steigen. Ich halte die Aussage im Kontext in ihrem Artikel zwar immer noch für falsch, malaria war nie ausgerottet und denke auch, dass sie eher als stilelement zu werten ist, dennoch kann ich zumindest nachvollziehen, weshalb sie diese machen.

  2. Sorry, aber auch wenn ich das erneut lese, ich denke das ist wirklich misverständlich. Aber einverstanden, Sie haben dies genau umgekehrt gemeint, das akzeptiere ich ohne weiteren Vorbehalt.

  3. Und hier sehe ich schon ein Problem: Sie widersprechen der Aussage der Chavistas sehr klar im gleichen Absatz. Im Gegensatz dazu lassen Sie die Aussage und Gründe im nächsten Absatz völlig unkommentiert stehen und verleihen ihnen damit Glaubwürdigkeit.

  4. Mein Fehler. Es hätte heissen müssen "wenn... schreiben würde." Es war als Beispiel gedacht dafür, dass ich durchaus angetan bin wenn ein Journalist seine eigene Meinung vertritt, auch wenn ich sie nicht teile, aber er möge dies doch offen tun.

  5. Aus den oben gelisteten Gründen habe ich ihren text in die gleiche Kategorie gesetzt, wie ich es z.B. auch mit vielen Texten in traditionellen Medien mache. Es wird ein narrativ gesponnen, indem man sehr emotional und oft in Anekdoten berichtet und eine Seite komplett unkommentiert lässt, bei der anderen aber gerne entsprechend reagiert. Ich verachte diese Art zu schreiben aus tiefstem Herzen und halte sie für genau das: Hinterhältig und verlogen (wobei das offene Visier aus punkt 4 das natürlich komplett wettmacht). Ich ziehe meine Aussage also in ihrem Fall nur schon aufgrund dessen zurück, dass sie Ihre Position hier verteidigen und dafür einstehen. Aber Sorry, den Text halte ich immer noch, auch nach mehrmaligem Lesen, auf diese versteckte Art für tendenziell. Ich müsste ohne Ihren Kontext wieder zum genau gleichen Schluss kommen. Mehr Meinung, nicht weniger, ist mein Wunsch.

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Dieser Artikel ist eine Playlist mit den wichtigsten Akteuren, welche unter Weglassung der Chronologie von Ursache und Wirkung ,die für eine mehrheitsfähige, tragfähige Lösung zu adressierenden Kernprobleme eher verzerrt als erhellt.
Wer klar zwischen initialen Ursachen (insbesondere die der US-amerikanischen Interventionspolitik, welche sich so nach Drehbuch wiederholt als würden wir tatsächlich nie was aus der Geschichte lernen) und Wirkung (das verzweifelt stümperhafte Versuchen Maduros die durch die USA verursachten Emargo-Löcher mit Hilfe zweifelhafter Freunder zu füllen) unterscheiden kann, wäre im Vorteil.
Wer anerkennt, dass die USA der initiale Treiber ist und schon immer war, kann die Komplexität des Ganzen sehr einfach auf eine chronologisch konsistente Linie von Ursache und Wirkung abbilden und wüssste damit auch genau - wo der Hebel anzusetzen wäre.
Leider schaffen insbesondere die Medien aus dieser einfachen Linie immer wieder unglaubliche Knäuel und gebären damit die Illusion, als gäbe es gar keinen anderen Weg, als hier einfach mal mit der Schere willkürlich hineinzuschneiden.

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Lieber Herr Baron, sie schreiben: "Wer anerkennt, dass die USA der initiale Treiber ist und schon immer war, kann die Komplexität des Ganzen sehr einfach auf eine chronologisch konsistente Linie von Ursache und Wirkung abbilden und wüssste damit auch genau - wo der Hebel anzusetzen wäre."
Ich möchte bezweifeln, dass allein eine chronologische Linie den bolivarischen Knoten lösen kann. Wo soll diese Chronologie denn anfangen? 1910, als das erste Öl aus dem Maracibo-See gepumpt wurde? Oder 1992 beim gescheiterten Putschversuch von Hugo Chávez? Nach dessen Wahl 1998 oder dem verunglückten Putsch gegen ihn 2002?
Bitte glauben Sie mir, ich kenne Venezuela einigermassen, ich war zwölf mal dort seit 1999, ich habe die bolivarische Revolution von ihren Anfängen an beobachtet und - anfangs mit erheblicher Sympathie - beschrieben. 2003 bekam ich Gelegenheit, den wunderschönen Gebäudekomplex zu besuchen, in dem die - in diesem Moment vom venezolanischen Geheimdeinst SEBIN an ihrer Arbeit gehinderte - Nationalversammlung untergebracht ist. Geführt wurde die Journalistengruppe damals von einem jungen und vehementen chavistischen Abgeordneten namens Nicolás Maduro, der, ohne Scheu und voller Stolz, berichtete, wie die Regierung gerade den obersten Gerichtshof und die Wahlbehörde unter ihre Kontrolle gebracht hatte. "Der Spuk hat jetzt ein Ende", sagte er damals. Naja.
Wenn ich nun, nach all dem, was seither folgte, nach all den wirtschaftlichen Fehlentscheidungen in Miraflores, nach sämtlichen Berichten von Amnesty International (Erst vor zwei Tagen kam deren letzter Bericht über systematische Folter und das Verschwinden von Personen) und Human Rights Watch, nach all den aufgefundenen Bankverbindungen in Panama (das fetteste Konto in den Panama Papers gehörte einem Venezolaner), Andorra und auch der Schweiz immer noch lesen muss, dass die Amerikaner an allem Schuld sind, werde ich fast wütend.
Tatsächlich hätten die Amerikaner meiner Ansicht nach schon viele Jahre früher das Venezuela-Öl boykottieren sollen, aber das haben sie im eigenen Interesse - um die Energieversorgung, die Benzinpreise und die 5000 Arbeitsplätze im Süden des Landes - viele Jahre lang vermieden. Weil die Amerikaner - und ein bisschen die Inder - die einzigen waren, die für das Venezuela-Öl überhaupt Marktpreise bezahlten, waren die Amerikaner nicht Auslöser, sondern anderthalb Jahrzehnte lang Bremser eines Regimewechsels in Venezuela.
Sie haben Recht, die Liste der Interventionen der US-Admintration ist lang und blutig. Oftmals haben die Vereinigten Staaten, noch dazu im Namen einer Demokratisierung, autoritäre Regime gestützt oder installiert. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber hat es in der Weltgeschichte denn jemals Supermächte gegeben, die keine ähnliche Politik betrieben hätten? Das Vereinigte Königreich? Spanien? Das osmanische Reich? Russland bzw die Sowjetunion?
Und wie sieht es heute aus? Es erstaunt mich immer mehr, wie unbeteiligt die Linken im wohlgeheizten Mitteleuropa der chinesischen Expansion auf vier Kontinenten gegenüberstehen. Wo ist die kritische Debatte über die systematische Verschuldungsstrategie, die eine aufstrebende, ausbeuterische und autoritäre Supermacht in bereits siebzig Ländern appliziert, unter dem schmeichlerischen Namen "neue Seidenstrasse"? Wo die Klage über den systematischen Raub an Nahrungsmittelressourcen durch Chinas Hochseeflotte, die Afrikas Küsten verwüstet und in sämtliche Hoheitsgewässer eindringt, aus denen sie nicht mit Waffengewalt vertrieben wird? Eine Blaupause für diese Seidenstrassen-Initiative ist übrigens Venezuela.

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Merci für die spannenden und kenntnisreichen Ausführungen.

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Wen genau meint dieses "wir", das die US-amerikanische Interventionspolitik zu verantworten habe, als würden "wir tatsächlich nie was aus der Geschichte lernen"? Wir Männer? Wir Schweizer? Wir Kommentarschreiber?

Mich würde interessieren, wo Sie dank einer genialen Reduktion der für die Bevölkerung wohl ungeheuer leidvollen Ausbeutung von allen Seiten den Hebel für eine "mehrheits- und tragfähige Lösung" ansetzen würden.

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Wir anonymen Steller rhetorischer Fragen ohne eigentliches Interesse ;-)

Die wiedermal stereotyp verteilten positiven Klickraten für Ihren anonymen inhaltsleeren Post, gegenüber der Abwertung meines persönlichen mit Mühe gefüllten Ansatzes, motivieren mich jetzt aber mal gar nicht, darauf zu antworten.
Ich hoffe Sie können damit leben, dass ich hier nicht schreiben will, nur um mich in dieser Echokammer automatisch zusammenbashen zu lassen.
Ausserdem steht Geschichte, insbesondere über den US Amerikanischen Imperialismus und Intervenismus in den Geschichtsbücher. Entschuldigen Sie, wenn ich mir jetzt die Mühe nicht mache, das zusammenzufassen, nur damit sie was zum Klicken haben.

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Diese sogenannte Übersicht liefert ein verzerrtes Bild der wahren Machtverhältnisse und Stärken der Einflussnahme in Venezuela. Sie will aufzeigen, dass dort verschiedene Länder ihre "Interessen" verfolgten - nämlich China, Russland, Iran, Kuba, Türkei und zuletzt auch noch die USA. Damit wird impliziert, dass letztere nur ein Player unter vielen seien und - angesichts der vielen beteiligten "Schurkenstaaten" - fast nicht anders können als auch noch ein bisschen mitzumischeln.

Die USA spielen aber in Venezuele eine herausragende Rolle: Sie und ihre Vasallen sind es schliesslich, die Venezuela mit desaströsen Wirtschaftssaktionen belegten und damit die miserable Wirtschaftslage massgeblich verursachten. Und alles deutet darauf hin, dass sie die treibende Kraft hinter dem "gewaltfreien" Putschversuch von Guaido sind.

Den übrigen genannten Ländern ist gemeinsam, dass sie alle auch Opfer dieser konfliktschürenden Teile-und-herrsche-Sanktionspolitik der USA sind. Es ist nur der Not gehorchend, wenn die betroffenen Staaten mit Venezuela kooperieren - wie es alle Länder der Welt im Normalfall miteinander tun. Darin ist grundsätzlich - anders als es der Bericht darzustellen versucht - nichts Verwerfliches zu sehen. Verwerflich ist vielmehr, dass die USA weltweit bestimmen wollen, wer mit wem Handel treiben oder sonstwie kooperieren darf.

Indem sie es nicht hinterfragt, übernimmt und verfestigt die Republik das fatale Gut-Böse-Schema der USA.

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Sanktionen der USA gegen Venezuela gab es erst gegen Ende von Obamas Präsidentschaft und dies gezielt gegen ausgewählte einzelne Akteure.
Dass die imperialistischen Vereinigten Staaten und ihre Vasallen die Wirtschaft Venezuelas zugrunde gerichtet haben sollen entbehrt jeglicher Grundlage, Maduros Propagandaabteilung könnte es nicht besser sagen.
Sympathie für die gescheiterten Ideen des Chavismus und ein wenig Antipathie gegenüber den USA reichen leider in weiten Kreisen noch immer aus um den Terror Maduros gegen das venezolanische Volk zu billigen oder gar zu verteidigen.

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  • Dass wirtschaftliche Sanktionen der USA und ihrem Gefolge einer Volkswirtschaft nichts anhaben können widerspricht aller Logik und Erfahrung. Wer etwas anderes behauptet, ist sicher selber in der Beweispflicht.

  • Die Phrase "Terror gegen das eigene Volk" kommt einem doch nur zu bekannt vor (Irak, Lybien, Syrien ...) und hat noch immer in einen einseitigen Krieg gemündet.

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Es wird spannend, wie Russland und China auf den amerikanischen Raubzug auf die Erdölvorkommen reagieren werden.

Mich ärgern solche Aussagen und ich finde sie zynisch. Ganz unabhängig davon, wo man die Schuld für diese Misere verortet, den Preis für das Machtpoker zu zahlen haben wird die venezolanische Bevölkerung. Und das ist nicht spannend, sondern tragisch.

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Der Kauf von US-Flüssiggas durch - vor allem - Deutschland, hat mit den Sanktionen Venezuelas nichts zu tun. Wie auch? Liefert Venezuela normalerweise Flüssiggas nach Europa? Nein, tut es nicht. Der Flüssiggaskauf ist der Versuch, US-Sanktionen von Deutschland abzuwenden, weil Trump den Bau der Nordstream2-Pipeline derart aggressiv missbilligte, dass Deutschland Sanktionen befürchtete. Angeblich ist ja Trump darüber empört, dass sich Deutschland mit dieser Pipeline zu abhängig von Russland mache. Tatsächlich geht es ihm wohl um den Verkauf des eigenen Fracking-Gases. Aber mit Venezuela hat das nun wirklich nichts zu tun.
Ich finde übrigens die Zusammenstellung der im Venezuela-Konflikt Beteiligten sehr gelungen. Gerade weil sie aufzeigt, dass es nicht nur eine Partei gibt, die in Venezuela vor allem ihre eigenen Interessen verfolgt.

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Herr S., Danke für ihre Enschätzung. ich gebe Ihnen Recht. Die Embargo-Politik der USA hat in letzter Zeit ein Ausmass angenommen, das es einem schwer macht, den Überblick zu behalten.
Aber im Fall Venezuela haben die USA erst am 25. August 2017 die ersten allgemeinen Sanktionen gegen Venezuela verhängt. Ende 2016 hatte das PIB von Venzuela bereits 40 Prozent nachgelassen, im Vergleich zu 2013.
Zuvor trafen die US-Embargos allein die persönlichen Finanzen von Spitzenvertretern der Regierung, des Militärs und der Justiz Venezuelas. Am 25. August 2017 verbat die Trump-Administration es der US-Finanzwirtschaft, Geschäfte mit Venezuela zu tätigen. Damit unterband die Administration auch US-Spekulaten extrem attraktive Deals mit venezolanischen Staatstiteln. Denn - und da kommen wir dem Kern des venezolanischen Dramas allmählich näher - die Regierung in Caracas bediente bis 2017 sämtliche Verpflichtungen an Wall Street und zahlte brav an Gläubiger, die zweistellige Renditen in Dollar einstrichen, während sie die Importe von existentiellen Produkten massiv einschränkte.
Doch nicht nur das: Venezuela importierte auch kaum noch Ersatzteile, was zur Folge hatte, dass die inländische Lebensmittelproduktion weitgehend zum Erliegen kam. Ich habe in meinem Privatarchiv einen Artikel gefunden, der am 17. August 2017 - also acht Tage vor den ersten drastischen US-Sanktionen - in Österreich erschien und welcher über die verheerende Situation der Landwirtschaft in Venezuela ging. Ich hänge einen Absatz daraus hier an:

"Nun fehlen eingeführte Lebensmittel, aber es mangelt auch an fast allem, um Nahrungsmittel im Lande zu produzieren. Samen, Dünger, Pflanzenschutzmittel und Maschinen. Weil kaum noch Ersatzteile ins Land kommen, sind mehr als 35.000 Traktoren ausgefallen. Im April verlangte die Welternährungsorganisation FAO, die „Nahrungsmittelsituation in Venezuela genau zu beobachten“. Bei weiterer wirtschaftlicher Verschlechterung könnte eine Hungersnot ausbrechen – im Land mit den grössten Erdölreserven der Welt. In einer Umfrage der drei wichtigsten Universitäten des Landes (ECOVI) gaben Ende des Vorjahres 93,3 Prozent der venezolanischen Haushalte an, dass ihr Einkommen nicht reicht, um die nötigen Lebensmittel zu kaufen. 9,6 der etwa 30 Millionen Einwohner assen im letzten Jahr nur zwei oder einmal am Tag. Und 74,3 Prozent der Bevölkerung verloren im vergangenen Jahr an Gewicht, der Durchschnittswert lag bei 8,7 Kilo. Zyniker nannten die kollektive Zwangs-Verschlankung „Maduro-Diät“."

Der dramatische Verfall der venezolanischen Wirtschaft ist nicht ursächlich das Werk der US-Regierung, sondern die Folge schwerer Fehlentscheidungen im Palacio Miraflores.

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Danke für Ihre Antwort, Herr Fink. Bei meinem Kommentar ging es mir aber weniger um die Fakten - die Sie hier zweifellos besser kennen als ich - sondern vielmehr um das Narrativ. Zur Erklärung komplexer Zusammenhänge ist letzteres nämlich das Entscheidende, denn Fakten kann man immer so ordnen, dass sie zur Botschaft passen, die man transportieren möchte. Und auch eine scheinbar wertfreie Auslegeordung ist oft eben nicht wertfrei - man müsste die Fakten gewichten, Kausalitäten herstellen, sie in Zusammenhang bringen mit andern Ereignissen auf der Welt (hier beispielsweise mit dem, was gerade so an Provokationen gegen Iran abläuft), etc.

Aber ich will Ihnen keine unlauteren Absichten unterstellen. Zu meinem Kommentar bewogen hat mich denn auch nicht Ihr Bericht allein, sondern eine zunehmende Skepsis gegenüber der generellen Ausrichtung der Republik, die sich immer deutlicher als einseitig Nato/USA/Israel-konform herausstellt - also in Linie mit dem, was uns die wichtigsten und potentesten Meinungs-Manipulatoren und zugleich häufigsten Aggressoren der letzten Jahre einzutrichtern versuchen. Spätestens seit der unsäglich einseitigen Abhandlung über "Verschwörungstheoretiker" lese ich den geopolitischen Teil der Republik halt immer in einem Zustand der Alarmiertheit. So ist es durchaus möglich, dass meine Interpretation nicht Ihrer Absicht entsprach.

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Leider muss ich mich teilweise F. Z. anschliessen. Ich habe eine Analyse erwartet und finde zu grossen Teilen einen moralisierenden Kommentar.
Das beste Beispiel dafür scheint mir der erste Absatz im Fazit zu sein: Nach den vielen, gut recherchierten, sehr rationalen Gründen, wieso diese Länder mit Venezuela Geschäfte machen, wird mit dem Satz "diese Länder eint der Hass auf die USA und die Gier nach Rohstoffen (o.ä.)" ein Schlussstrich gezogen. Man kann dieser Meinung sein oder nicht, aber solche und andere moralisch aufgeladene Signalwörter gehören in Kommentare. Es gäbe noch andere Beispiele dieser Art.
Zuletzt möchte ich aber noch auf ein Argument eingehen, dass mir in letzter Zeit häufiger begegnet: Die USA sind nicht interessiert am Öl von Venezuela, weil sie selbst genug haben. Dieses Argument scheint mir zu kurz geraten: Auch wenn es so sein sollte, dass sie es nicht brauchen, gibt es für die USA immer noch genug Gründe es zu kontrollieren. Wer das Öl hat, hat die Kontrolle. Wenn auch nur in der Zukunft.

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Sehr geehrter Herr Z., Sie scheinen einen anderen und kürzeren Artikel als ich gelesen zu haben. Wo bei Ihnen der Schlussstrich gezogen wird:

wird mit dem Satz "diese Länder eint der Hass auf die USA und die Gier nach Rohstoffen (o.ä.)" ein Schlussstrich gezogen

fängt bei mir das Fazit erst an, bei dem unterschiedliche Argumente gegeneinander abgewogen werden. Dass es sich hier um die persönliche Meinung des Autors handelt, die mit der Schlussfolgerung endet:

So bleibt es vorerst beim Patt. Weder Guaidó noch Maduro sind stark genug, um eine Wende herbeizuführen – es braucht eine diplomatische Lösung. Doch dazu wird es ohne ein Ja der fremden Mächte nicht kommen.

ist inhaltlich und formal problemlos erkennbar.

Ist das wirklich alles, was Sie dem Artikel vorzuwerfen haben: dass der Kommentar des Autors nicht speziell eingekastelt und mit Kommentar angeschrieben neben dem Beitrag steht?
Ein bisschen mehr Fleisch am Knochen würde man sich von einem kritischen Kommentar schon wünschen.

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Ja, Anonymous, Ihrem letzten Satz kann ich nur zustimmen. Aber das ist eine andere Geschichte...
Offensichtlich war es Ihnen nicht möglich dem Kern meines Kommentars zu folgen. Darum versuche ich es nochmals. Nicht primär für sie aber für andere Leserinnen und Leser hier und die Redaktion.
Es geht darum wie moralisierende Begriffe und Schein-Narrative mit Analysen in einem Text vermischt werden. Es gibt nicht umsonst die alte Regel, dass Kommentare gesondert deklariert werden.
Ich weiss nicht, ob der Autor sich seiner Schreibweise bewusst ist oder nicht. Das spielt auch keine Rolle. Der Redaktion sollte es klar sein.
Und noch eine Frage an Anonymous: Welche moralische Autorität verschafft Ihnen das Recht über die Daseinsberechtigung meines Kommentares zu urteilen?

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Bitte Faktencheck auch auf einfach zu prüfende Sachverhalte anwenden. Dies fördert das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Information zu schwer prüfbaren Sachverhalten. Coltan ist kein Metall, sondern ein Erz, das u.a. das von der Elektronikindustrie begehrte Metall Tantal enthält.

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Danke für die Rückmeldung. Coltan ist, wie Sie richtig bemerken, ein Erz und Erz ist gemäss Definition von 1909 sowie im allgemeinen Sprachgebrauch ein metallhaltiges Mineral. Das von Ihnen erwähnte Tantal ist ein so genanntes Übergangsmetall. Lg

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Im Text steht "... das vom Elektronik­sektor extrem begehrte Metall Coltan.".

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