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Das wurde bisher vergessen. Der gesammte Balkan kennt kein Bodenrecht im Sinne eines Notars. So kann sich die Geschichte "dein Grossvater hat Meinen um das Land betrogen" ueber Generationen als Fehde halten.
Eigentlich arbeiten nur die Frauen auf dem Feld, weil die Maenner Angst haben erschossen zu werden. Und eigentlich müssten die Frauen ihre Maenner erschiessen, denn im Haus bringen sie nichts, und das System wird mit ihnen nie enden.
Natürlich kennt der Balkan ein Bodenrecht. Für Bosnien, Montenegro und Serbien weiss ich das aus eigener Erfahrung. In den EU-Ländern Bulgarien, Rumänien und Kroatien sowieso. Und die Männer arbeiten auch auf dem Feld - wie mein eigener Onkel es täglich tut. Hier ist zwar von Nordalbanien die Rede, aber das ist nur ein kleiner Teil des Balkans.
Ich haette vielleicht Bodenregister sagen sollen. Eine unabhaengige Stelle welches die Besitzverhaeltnisse/Aenderungen mit Plaenen ueber Generationen nachfuehrt.
Zum Boden gehoeren auch Wegrechte, Wasserrechte, Grundpfand, Hypotheken, .. die sind auch in diesem Register eingetragen.
Hier macht das der Notar auf einer Kanzlei. Da gehen beide Parteien, oder Erben mit den passenden Dokumenten dh Verkaufsvertrag, Erbschein, Erbvertrag hin und lassen sich als Besitzer eintragen. Das war's dann. Nachher gibt es keine Diskussionen mehr.
...was bedeuten würde, dass man auc die Bank easy um ihren Kredit bescheissen kann - denn in dem Sinne könnte die Sicherheit ohne Eintrag weiterverkauft werden. Irgendwie bezweifle ich allerdings, dass die Banken sowas mitmachen würden.
Grundsätzlich ein sehr interessanter Artikel, der ein gravierendes soziales Problem bestimmter ausgeprägt traditionell-orientierter Teile der Gesellschaft in (nicht nur) Nordalbanien beleuchtet. Schade ist nur, dass zum Gewohnheitsrecht des Kanun kaum mehr heruntergebetet wird, als was in jedem Albanienreiseführer steht (und wohl schlicht gegenseitig abgeschrieben wird).
Der Kanun war ein äusserst komplexes Regelwerk, der alle erdenklichen Belange des Zivilrechts (in erster Linie) und des Strafrechts umfasste. Und ja, in vielen Belangen sind diese Regeln, die unter bestimmten historischen Umständen entstanden sind, aus heutiger Sicht sehr archaisch. Dass gewisse dieser Regeln heute (auch in schlicht krimineller Absicht) missbraucht werden, ist ein profundes soziales Problem, das letztlich mit dem Kanun selbst (der einer vergangenen Epoche angehört) nicht wirklich etwas zu tun hat.
Wer sich mit Geschichte und politisch-sozialer Gegenwart Albaniens vertieft auseinandersetzen möchte, der/dem empfehle ich das Buch „Die Albaner“ des Schweizer Osteuropa-Historikers Oliver Jens Schmitt.
Lesenswert im Zusammenhang mit dem Kanun und der Blutrache ausserdem „Der zerrissene April“ des grossen albanischen Schriftstellers Ismail Kadare.
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