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Liebe Verlegerinnen, liebe Verleger
Vielen Dank für die angeregte Diskussion.
Ich möchte hier zu einigen Kommentaren Stellung nehmen und meine Haltung erklären.
-Zuerst zum Zeitpunkt: Auch wir haben das intern diskutiert. Die Idee war auch ursprünglich damit noch einige Wochen zu warten. Doch die Ereignisse dieser Woche haben gezeigt, dass es nun Antworten braucht und auch Licht ins Dunkel. Die Kritik an den Verzögerungen/ungenauen Angaben zu den Fallzahlen nimmt seit letztem Wochenende zu, Gerüchte über "Geheimnisse" machen die Runde. Genau SOLCHE SPEKULATIONEN unterwandern unser Vertrauen in unsere Demokratie und in die Bundesverwaltung.
Die Wahrheit auf Basis der von mir recherchierten Fakten ist:
Nein, der Bund hat nichts zu verheimlichen. Unser Staat funktioniert! Er kommt lediglich nicht mit der Erfassung nach. Die Realität ist also ganz simpel: PDFs und Fax killen den Daten- und Informationsfluss.
Das Bundesverwaltungspersonal leistet in dieser Situation ausserordentliche Arbeit mit der manuellen Erfassung. Ich habe versucht mit dieser Recherche die vom Bund definierten Prozesse aufzuzeigen, welche Probleme daraus resultieren, und auch Ansätze darzulegen, wie man es vielleicht besser gestalten könnte.
Denn: Ohne genaue Zahlen und ohne Wissen über Verläufe der Krankheiten ist die epidemiologische Überwachung/Monitoring nicht möglich. Wie kann überhaupt so die Wirksamkeit der Massnahmen evaluiert werden?
Es fehlt auch die Grundlage für eine fundierte politische Entscheidung. Das BAG macht seit einiger Zeit nur noch Stichproben bei Influenza in der "Hochsaison", weil man die Papierstapel nicht mehr bewältigen kann. Viele Länder verfügen solche Daten über Genesung, Spitalaufenthalten (ich schreibe dazu etwas in meinem nächsten Kommentar) und Demographie.
-Zur Aussage "Dieser Bericht ist vielleicht wahr aber wenig hilfreich."
Wie meine Kollegen bereits schon gesagt haben: wir sind hier als vierte Gewalt nicht zuständig für Hofberichterstattung. Diesen Artikel "aus Rücksicht" nicht zu publizieren, wäre meiner Ansicht nach unjournalistisch und auch staatspolitisch falsch.
-Zum Vorwurf der einzelnen Mitarbeitenden: Ich habe tatsächlich mit vielen sprechen können, aber natürlich nicht mit allen. Es handelt sich um Mitarbeitende aus unterschiedlichen Sektionen. Jede Behauptung habe ich gegengeprüft. Das BAG hatte erst gestern die Möglichkeit auf meine spezifischen Fragen (abgestützt auf der Recherche) zu antworten (wir haben auf diese Stellungnahmen gewartet, vorher hätten wir sicher nicht publiziert).
Fakt ist: Die Medienstelle hat keine der Vorwürfe/Behauptungen bestritten.
Ausserdem: viele Informationen "lagen" schon da, im Internet. Im Netz kann man sich einen Überblick verschaffen, welche meldepflichtigen Krankheiten/Erreger eine Ergänzungsmeldung verlangen. Weshalb nicht bei covid-19? Die Verordnung schreibt zudem ein "elektronisches System" vor. Ausserdem lagen die Gutachten und auch die Evaluationen vom BAG ebenfalls öffentlich verfügbar hier im Netz öffentlich. Insofern habe ich einfach nur 1+1 zusammengezählt, mich vergewissert bei Medienstellen, Kantonsärzten und meinen Quellen, ob ich das richtig erfasst und verstanden habe.
Mir ist nicht ganz klar, an welcher Stelle ich ein "BAG-Bashing" betreibe. Besonders was die Tonalität angeht. Ich habe versucht einen nüchternen Ton anzuschlagen und wertende möglichst Begriffe zu vermeiden. Ein Beispiel: "Die überholten Abläufe beim BAG führen zu einem «Underreporting» der Corona-Epidemie und erschweren das Echtzeitmonitoring."
Ich habe auch klar festgehalten, dass "digital" nicht immer besser ist und man gewisse Prozesse aus Sicherheitsgründen vorerst vielleicht analog gestalten muss. Deswegen habe ich dafür IT-Experten konsultiert, die sich mit Gesundheitsdatensystemen und deren besonderen Herausforderungen auskennen.
Dies ist der Versuch, unsere/meine redaktionellen Entscheidungen und Haltung zu erklären.
Ich werde weiterhin kritisch am Thema dranbleiben, denn das ist mein Job.
Vielen Dank für den Artikel. Leider wartet schon die nächste Aufgabe: Warum genau gibt es nicht mehr Tests? Und wenn soll man testen und warum?
Sie haben mit jeder Aussage ja soooo recht.
Ich habe den Eindruck, dass mit diesem zu sehr skandalisierendem Artikel sicher auf ein wichtiges Problem hingewiesen wird, das angegangen werden muss, bei dem ich aber den grösseren Kontext vermisse.
Ich kann aus meiner Sicht und meiner Erfahrung als pensionierter Hausarzt nur einige wichtige Aspekte anführen, in deren Rahmen diese Problematik mit der Erfassung von Daten gesehen werden kann.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist enorm komplex, vielschichtig und zeitraubend.
Stichworte dazu:
der Föderalismus mit verschiedenen kantonalen Gesundheitssystemen,
die vielen Krankenkassen,
viele verschiedene und häufig nur begrenzt Praxis taugliche Programme (da von Spezialisten entwickelt, die wenig Bezug zur medizinischen Praxis haben) zur Erfassung medizinischer Daten, die verknüpft werden müssen,
der enorme Zeitaufwand für alle in der Medizin Tätigen, vom Pflegepersonal über Labors bis hin Ärzt*innen in Praxis und Spital, die diese Daten aufnehmen und bearbeiten müssen,
die ganze Problematik des Schutzes hochsensibler Daten,
Vorgaben von Politik und Gesundheitsfachleuten, die wenig Einblicke in pflegerischen und ärztlichen Alltag haben, die Digitalisierung fordern, aber die entsprechenden Mittel den Anwendern vorenthalten,
und last but not least: die Investitionen in Digitalisierung und der Zeitaufwand, um diese Daten à jour zu halten gehen zu Lasten von niedergelassenen Ärztinnen, Spitälern und Heimen. Die Zeit für diesen grossen Mehraufwand darf nicht verrechnet werden. Das geht letztlich auf Kosten der ärztlichen Zeit für die Patientinnen.
Die Kostenfrage: Die Gesellschaft und die Politik fordern seit Jahren, dass das Gesundheitswesen nicht teurer werden soll bei immer höheren Anforderungen an Qualität, auch an digitaler Qualität. Das kann nicht aufgehen.
Die Ideologie des freien Marktes kann im Gesundheitswesen nicht funktionieren. Das betrifft nicht nur die Digitalisierung, sondern auch andere Probleme wie die ungenügende Lagerhaltung oder ungenügende Bettenzahl, zumal Spitäler in den letzten Jahren gezwungen wurden, den Bettenbestand zu reduzieren. Wenn Bundesrat Maurer sich in der heutigen Pressekonferenz rühmte, dass dank Sparprogrammen der Wirtschaft nun so gut geholfen werden kann, so hat er dabei unterschlagen, dass der Spardruck im Gesundheitswesen in der aktuellen Krise schwerwiegende Folgen zeigt.
Der schlanke Staat, eine Dauerforderung der neoliberalen und populistischen Parteien, zeigt nun halt auch am Beispiel des BAG Konsequenzen auf. Man kann nicht dem Staat und der Verwaltung Mittel vorenthalten und seine Funktion und Aufgaben schlecht reden und dann erwarten, dass im Krisenfall alles bestens funktioniert.
Und zum Schluss die Frage an uns alle: wer von uns hat die Warnungen vor einer Pandemie durch Fachleute je ernst genommen?
Mit diesem Bashing-Beitrag ist REPUBLIK nun definitiv auf das gleich Niveau abgesunken wie alle anderen Print-Blätter. Selbstverständlich ist es ärgerlich, dass die Infrastrukturen veraltet sind, selbstverständlich wäre es toll, wenn minutengenau die aktuellen Zahlen vorliegen und selbstverständlich wäre es für JournalistenInnen bequem, wenn sie immer und überall jegliche Informationen holen könnten um daraus eine Geschichte zu zimmern. Für mich ist aber völlig unverständlich, dass die REPUBLK in der aktuellen Situation die Arbeiten des BAG in den Dreck zieht. Das hilft nun wirklich niemanden. Ein Debriefing nach ausgestandener Krise wird genügend Platz bieten, um genau solche Schwachpunkte gezielt anzugehen. Aber auch die REPUBLIK sucht, scheinbar unabhänig vom Verlust, zuerst mal Geschichten.
Guten Tag Herr Nationalrat Jauslin
Unsere Aufgabe als Journalisten*innen ist es, gegenüber dem dem Staat und seinen Institutionen eine kritische Einstellung einzunehmen, wie es auch Ihre Aufgabe wäre, der Exekutive auf die Finger zu schauen. Meine Kollegin Adrienne Fichter hat basierend auf Fakten aufgeschrieben, was falsch läuft. Das ist kein Bashing, sondern journalistische Recherche. Die müssen wir besonders dann pflegen, wenn der Staat mit Notrecht handelt. Wir sind die vierte Gewalt.
Freundlicher Gruss
E.B.
Bei „Gewalt“ sträuben sich mir jeweils die Nackenhaare. Könnte die Republik mit ihrer Sensibilität für Semantik nicht mithelfen, sich hier für eine andere Bezeichnung stark zu machen. Beispielsweise: Wir sind das vierte Korrektiv, Auge, die vierte Prüfstelle, Kraft, was weiss ich - aber Gewalt? Das klingt mir einfach zu martialisch und selbstherrlich.
Ich finde in diesem Beitrag wird keineswegs die Arbeit des BAG in den Dreck gezogen. Im Gegenteil wird sogar auf die Richtigkeit der BAG Massnahmen hingewiesen. Auch in diesem Beitrag, viel mehr noch in der Summe aller Corona-Beiträge. Ist ja auch kein Wunder kommen beide zu den gleichen Ergebnissen - schliesslich stützen sich ja sowohl BAG als auch Republik bei der Beurteilung ausschliesslich auf Fakten.
Aber der Meldeprozess ist ganz offensichtlich disfunktional und das kann (ja muss) man auch ansprechen. Umso mehr als sich dieser selbst während der laufenden Krise noch durch etwas um Welten besseres ablösen liesse.
Bashing???? Ich sehe kein Bashing. Für mich ist das wie wenn ein Flugzeug im Nebel ohne Höhenmesser fliegt. Ziemlich gefährlich oder?
Der Beitrag liefert Alternativen, Private die es gut machen. Eine Lösung wäre sich die Probleme einzugestehen und die Zusammenarbeit mit Privaten zu suchen. DIe Welt da draussen ist voll von motivierten Leuten die einen wertvollen Beitrag leisten können.
Als ehemaliger Mitarbeiter des BAG in der Abteilung Übertragbare Krankheiten kann ich die Informationen im Artikel leider nur bestätigen (bis 2016). Dass Daniel Koch nicht besonders innovativ und initiativ ist in Nicht-Krisenzeiten, stimmt schon. Aber leider fällt im Artikel ausser Betracht, dass die Abteilung Übertragbare Krankheiten zum Direktionsbereich Öffentliche Gesundheit mit einer Direktionsbereichsleiterin und das Ganze zum BAG und das wiederum zum EDI gehört. Es ist nicht nur Koch, der ein modernes Meldewesen nicht vorangetrieben hat. Da gibt es eine Reihe von "Vorgesetzten", die hätten eingreifen können und nicht haben. Leider.
Dieser Bericht ist vielleicht wahr aber wenig hilfreich. Ein peinlicher Versuch, endlich einmal in allen Medien und allen social Medien zitiert zu werden.
Mir graust es, wenn ich im Facebook neben allen selbsternannten Heilern, Hellsehern und Wir-werden-vom-Staat-belogen-und-beschissen-Schreihälsen jetzt auch noch einen Republik Artikel sehen muss. So nicht.
Sehr geehrter Herr H.
Da muss ich Ihnen vehement widersprechen: Genau so, Republik!
Warum? Dass das BAG die Fallzahlen nicht im Griff hat ist seit mindestens einer Woche so offensichtlich, dass dies in meinem Bekanntenkreis mehrfach ein Diskussionsthema wurde. Jetzt weiss ich 2 Dinge:
Das BAG ist nicht grundsätzlich unfähig (Zahlen zu addieren), sondern die Fehler liegen in der Vergangenheit und nicht im Jetzt.
Verschiedenste Stellen bieten Lösungen an, sodass in den nächsten Tagen eine bessere Übersicht herrscht (Kanton ZH et al, https://www.corona-data.ch/, etc.)
Das entlastet mich gedanklich ein wenig: Ich kann nun einordnen, warum die BAG-Zahlen Zweifel erwecken und ich freue mich dass Einzelinitiativen von Kantonen und Privatpersonen das Funktionieren von Staatswesen und Zivilgesellschaft dokumentieren.
Freundliche Grüsse
PS: Die Situation auf Facebook etc. kann ich nicht einschätzen, ich bewege mich nicht auf Social Media.
Herr H. Haben Sie den Artikel gelesen? Denn dann würden Sie feststellen, dass meine Kollegin Adrienne Fichter in ihrer Recherche alle Regeln des journalistischen Handwerkes eingehalten hat – und sie nicht in die Kerbe der «selbsternannten Heilern, Hellsehern und Wir-werden-vom-Staat-belogen-und-beschissen-Schreihälsen» schlägt. Nur weil Krise ist, pausieren wir nicht. Unsere Aufgabe als Journalisten*innen ist es, gegenüber dem dem Staat und seinen Institutionen eine kritische Einstellung einzunehmen. Die kritische Recherche müssen wir besonders dann pflegen, wenn der Staat mit Notrecht handelt. Wir sind die vierte Gewalt.
PS: Der Artikel ist nicht «vielleicht wahr». Wir publizieren nur, wenn wir alle Fakten überprüfen können.
Mein Vater hat mir gestern gerade berichtet, dass er nur die Zahlen auf der BAG Webseite anschaut, weil er nur denen vertrauen kann. Ich habe jetzt jeden Tag das PDF des BAGs runtergeladen über die Situation in der Schweiz und seit Montag scheinen die Zahlen wenig Sinn zu ergeben.
Dieser Artikel beleuchtet nun diese Zweifel mit Fakten von Quellen aus dem BAG und anderen Experten. Es überrascht wenig, dass eine Regierungsinstitution die Digitalisierung verpasst hat, aber es klärt auf, bestätigt die Zweifel, erklärt die Ungereimtheiten in den Zahlen vom BAG.
Das kann lebenswichtig sein, die BAG Zahlen differenzierter anzusehen. Für die Zukunft ist es wichtig zu wissen welche Fehler man gemacht hat und wie man sie verbessert.
Ohne diesen Artikel, sind doch all die faktenlosen Verschwörungstheoretiker doch die einzigen, welche die begründeten Zweifel der Bevölkerung ansprechen. Das darf nicht sein, denn dann haben wir absolut keine Grundlage um verlorenes Vertrauen in unsere Institutionen zu reparieren.
Ich verstehe die Aufregung hier auf dieser Seite nicht. Klar, die Einschätzung des BAG zeigt auf, dass die Überforderung auf allen Ebenen existiert. Soll die Republik das nicht beschreiben dürfen? Missstände nicht publizieren, nur damit sich einige hier auf dieser Seite und sicher auch sonst im Land etwas mehr in (falscher) Sicherheit wähnen können? Verschweigen und Beschönigen sind nicht die Aufgaben der Medien in einer freien Gesellschaft. Gerade in Zeiten, wo Teile der Verfassung ausser Kraft sind und die Parlamente ruhen, brauchen wir Medien ohne Scheuklappen! Ich bin froh, gibt es Kanäle wie die Republik, die ihre Aufgabe als vierte Macht im Staat engagiert wahrnehmen. Danke!
wann lernen wir endlich nicht perfekt sein zu können. transparenz! sich hinstellen und die schwierigkeit und den nachteil beim namen nennen. keine frage nach der schuld. und weiter. dann muss sich keiner unnötig damit aufhalten. bei offener kommunikation findet sich oft auch eine lösung. und ja - die bettenzahl ist auch eine zahl. nehmen wir das, was wir haben und bündeln kräfte und verstand. gemeinsam.
Herr Koch hat soeben Stellung bezogen zu unserem heutigen Text: https://www.youtube.com/watch?v=5VmkZy1SAyI&=&t=50m50s
Ich möchte darauf eingehen:
Fakt ist: Der Papierstapel wird ABGEMESSEN, mit Messgeräten. Auch mit einem Massstab, das hätte ich vielleicht in meinem Text ergänzen sollen. Das haben mir mehrere Quellen bestätigt und ich habe auch Einsicht in die Formel und Anweisungen erhalten (wieviele cm/gramm wieviele 100 Fälle beinhalten). Ich habe auch nicht behauptet, dass man bei BAG NUR abmessen und nicht nachzählen/erfassen würde, das hat Herr Koch vereinfacht wiedergegeben. Es gibt zwei unterschiedliche Vorgehen bei Positiv- und Negativbefunden:
Bei den Positivbefunden wird das in einem ersten Anlauf gemacht, dann abgezählt und manuell eingegeben. Ich wiederhole: ERST gibt es eine grobe Schätzung (via Messgerät ob Massstab oder Waage), damit bereits eine erste Zahl nach aussen kommuniziert werden kann, und DANN manuelles genaues Daten abzählen und eintippen seitens der Mitarbeitenden in der Abteilung Meldesysteme (4 Mitarbeitende).
Bei den Negativbefunden wird nur noch abgemessen, nicht gezählt. Und die Labors sind in Verzug mit dem Senden der Exceltabelle wegen zu grossem Auftragsvolumen. Deswegen hat man beim BAG den Überblick über das Testvolumen verloren. Das Herumreiten auf der Waage und das Framing von Herrn Koch bezüglich der Waage ("wir zählen aus") lenkt meiner Ansicht vom Hauptproblem ab: dass Fälle via Fax, PDF und Formular erfasst werden müssen und einen riesigen Papiestapel verursachen. Nochmals: Die BAG-Medienstelle hat die ganzen Prozesse (inklusive der Messgeräte) mir gegenüber NICHT dementiert.
Ich habe obigen Punkt auch genauso so wiedergegeben: *Dagegen hinkt das BAG mit seiner Statistik hinterher. Nicht mit Absicht, sondern weil der Informationsfluss klemmt: bei den Ärzten, die die klinischen Befunde nicht oder ungenügend melden; beim Papierstapel innerhalb des BAG, der NOCHT NICHT ABGEARBEITET wurde, oder bei fehlenden Fällen, die irgendwo via Faxkommunikation untergegangen sind.
Das hat bereits zu absurden Situationen geführt. Am Sonntag, dem 15. März, gab das BAG etwa einen riesigen Sprung von 800 Neuinfektionen bekannt. Dabei handelte es sich aber nicht um die Zahl der tatsächlich an diesem Tag bekannten Fälle, sondern um die Zahl der angekommenen Formulare. Für einen Teil dieser Formulare gab es aber NOCH KEINEN DATENBANKEINTRAG.
Um hier trotzdem eine Zahl zu kommunizieren, wurde der Papierstapel schliesslich auf die Waage gelegt – und auf 460 Stück geschätzt, wie eine Quelle bestätigt.*
Zum Punkt Digitalisierung der Labordaten: Hier antwortete die Medienstelle: "Die digitalen Labordaten gelangen in vereinbartem Format als verschlüsseltes Mail in unser System, welche die Daten validiert und einliest."
Das vereinbarte Format sind die Formulare (PDFs oder ein anderes Format, vielleicht auch Worddokument) bei Positivbefunden im verschlüsselten Email und verschlüsseltes Excel bei Negativbefunden (bzw mit Gesamtzahl). Das ist am Schluss trotzdem ein Formular das ausgedruckt und manuell erfasst werden muss. Wie ich bereits geschrieben habe, ist man bei den Negativbefunden in grossem Verzug. Die Labors haben keine Kapazitäten die Statistiken a jour zu halten. Deswegen hat das BAG keinen Überblick über die Testvolumina in der ganzen Schweiz.
Weshalb Herr Koch von einem falschen Bericht spricht, ist mir ein Rätsel.
Auf die anderen Punkte des Texts ist er nicht eingegangen: Meine Recherche zu den klinischen Befunden, den Ergänzungsmeldungen, den Papierstapeln zu den Todesmeldungen und den Meldekriterien sind hinreichend belegt und von Medienstelle nicht dementiert.
Den ganzen Kommunikationsweg von Fax, Telefon und HIN-Mail kann man ausserdem im Internet nachlesen. https://www.bag.admin.ch/bag/de/hom…ulare.html
Liebe Frau Fichter
Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort mit und zu der Stellungnahme von Herrn Koch. Ihre Ausführungen kann ich durchaus so akzeptieren.
Etwas ist für mich nur sehr schwer nachvollziehbar. Wenn Sie im Titel des Artikels schreiben: Das Bundesamt für Gesundheit schafft es nicht mehr, die Corona-Epidemie in der Schweiz korrekt zu dokumentieren. Das erschwert die Bekämpfung des Virus, dann kann ich mich mit dem ersten Teil des Satzes durchaus abfinden. Ein Problem stellt jedoch für mich der zweite Teil dar. Sobald ich den nämlich als «Schlussfolgerung» der im ersten Teil versteckten Prämisse lese - soll man das so tun? -, dann heisst das, dass Daten, die nicht jederzeit up-to-date sind, dazu führen, dass nicht die richtigen Massnahmen getroffen werden können? Ist es nicht etwas seltsam zu glauben, dass derartig tiefgehende Entscheidungen, wie sie der Bundesrat in diesen Tagen treffen muss, davon abhängen. Ist Ihre Schlussfolgerung nicht stark überzogen?
Zudem war ja noch die Antwort von Herrn Berset zu diesem Thema interessant: Er hat genau auf die Problematik des Informationsflusses im gesamten Gesundheitswesen hingewiesen und da ist das BAG sozusagen nur das letzte Glied in der Kette. Hat die Republik darüber schon früher mal einen Artikel verfasst? Durchaus eine lohnende Sache.
Auch wenn jeder einzelne Satz in Ihrem Artikel korrekt ist, so kann es doch falsch sein, ihn jetzt veröffentlicht zu haben. Mir ist schon klar, einen solchen Entscheid treffen nicht Sie alleine, es ist eine «Schwarmentscheidung». Aber auch die kann falsch sein.
Ich kann nur meinen Apell von heute morgen wiederholen: Den Fokus im Auge halten.
Sehr geehrter Herr K. - genau an diesen Punkten blieb ich auch hängen.
@Frau Fichter
Und es wird / wurde auf die Person Daniel Koch gespielt - es wurde von ihm als Amtsleiter geschrieben, das ist korrigiert.
Das hat nichts mit kritisch, konstruktivem Journalismus zu tun - und es hat bereits grenzwertige Statements provoziert (?) hervorgerufen...
Ich kann nur wiederholen (ich bedaure einzig, dass ich Herrn Koch nicht erreicht habe für eine Stellungnahme). 2009 war die Influenza-Pandemie, Schweinegrippe. Auch damals war man heillos überfordert mit der Datenerfassung. Seither wurde immer wieder über digitale Innovationen diskutiert, eine externe Evaluation in Auftrag gegeben (2012), es wurden neue digitale Meldewege diskutiert für Labors und Ärzte diskutiert. Mit der Verordnung 2015 wurde offiziell das neue "digitale Meldesystem" legiferiert (Artikel 15, Meldemittel, elektronisches System). Verschiedene Experten und Mitarbeitende intern haben nach einem digitale Update der Meldewege gerufen, besonders was den Fax angeht. Die Abteilungsleitung um Koch herum habe gemäss meinen Quellen nicht wirklich die Meldeprozesse hinterfragt, sondern sich immer auf das Gesetz stützend behauptet: Fax ist sicher, weil es im Gesetz (Verordnung, Artikel 15) steht. (was aber aus mehreren Gründen, wie im Artikel genannt, nicht unbedingt der Fall sein muss)
Der liebe Herr Koch wird am 13. April pensioniert, dann kümmert ihn sein Geschwätz von gestern schon nicht mehr. Sein Nachfolger darf die Scherben aufwischen.
Unter seiner Führung versagt der Bund auf der ganzen Linie, vom zögerlichen Einschreiten erst auf Druck der Kantone über das mangelhalfte Erfassen der Fälle, das zögerliche Testen bis hin zum fehlenden Zentralregister der verfügbaren Intensivpflegebetten. Ein einziges Desaster. Alles was passiert kommt nur zustande durch Druck von unten und Einzelinitiative.
https://secure.avaaz.org/de/communi…/dashboard
Ich finde es vollkommen übertrieben, zum jetzigen Zeitpunkt von einem «Versagen auf ganzer Linie» zu sprechen. Wie wir im Vergleich mit unseren Nachbarstaaten durch diese Pandemie gekommen sind - werden wir doch frühstens in einigen Wochen genauer einschätzen können.
Herr Koch hat im "Rundschau Talk" selber gesagt, dass er keineswegs vor hat, am 13. April den Hut zu nehmen. Und das halte ich auch für richtig so. Seine unaufgeregte aber bestimmte Art in all den Interviews und Pressekonferenzen finde ich genau das Richtige in der aktuellen Situation.
Die Kritik an den Meldesystemen ist selbstverständlich angebracht und später muss auch abgeklärt werden, was oder wer einer angemessenen Digitalisierung im Weg stand. Herr Koch ist jetzt plötzlich das "Gesicht des BAG" (wer kannte den Namen bis vor wenigen Wochen?), aber wie sehr er den Kurs vor der Krise mitbestimmte, weiss ich nicht und wird auch aus diesem Artikel nicht klar. Er selber wird jedenfalls nicht müde, seine Rolle als Berater des Bundesrats und nicht Entscheidungsträger zu betonen.
Mir scheint es wichtig, dass die berechtigte Frage nach möglicher Schlamperei jetzt (noch) nicht zu einer grossen Suche nach Schuldigen (oder auch Sündenböcken) wird. Stattdessen wären konstruktive Beiträge angebracht: Wie kann den zuständigen Personen im BAG ihre Fax- und Papierarbeit erleichtert oder teilweise abgenommen werden?
Schon erstaunlich, in grossen Krisensituationen sind die ersten Vaterlandsverräter immer die Journalisten die den Finger in die Wunde des geschundenen Volksempfindens legen. Jedem sollte in der jetzigen Situation klar sein, dass eine zeitnahe Erhebung aller Infektions-, Heilungs- und Todes-Fälle von Bedeutung für die jeweiligen Entscheidungen eben jener Entscheidungsträger des öffentlichen Lebens ist, deren Aufgabe im Schutz der Bevölkerung besteht.
Das es hier offensichtlich zu einem Systemversagen kommt, wirft ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Entwicklungen der letzten Z. Jahre, auf die einige mit Recht deuten.
Diese Debatte zurückstellen zu wollen, führt letztendlich dazu das systematische Versagen der Marktphilosophie in der Gesundheitsversorgung zu zementieren „weil, wir haben’s ja überstanden, hat doch funktioniert…“.
Jetzt! Ist die Stunde der Wahrheit und ich persönlich bin dankbar für jeden Journalisten der den Mut hat hinzustehen und momentan unbequeme Standpunkte zu vertreten. Ansonsten passiert das, was in diesem Land immer passiert wenn unbequeme Wahrheiten angesprochen werden, wir regen uns auf, legen uns wieder hin und genau nichts wird sich ändern.
Systemfehler kann man auch diskutieren ohne einen Schuldigen zu suchen, mit dem Finger auf ihn zu zeigen und sich drüber lustig zu machen.
Interessanter wäre die Frage, wie es denn so generell hinsichtlich einer Digitalisierungsstrategie des gesamten Bundes aussieht. Übers BAG zu diskutieren trägt nichts dazu bei, weil andere Behörden ähnliche Probleme haben. Systemfehler löst man schliesslich im System.
Das ist eine Unterstellung. Ich mache mich nicht lustig. Systeme und Prozesse sind hier ganz klar die Problematik. Alle Akteure sind überlastet. Doch es gelten auch die Entscheidungsträger zu benennen hinter Systemen. Ich bedauere lediglich dass ich Herrn Koch nicht erreichen konnte für eine Stellungnahme.
Danke für diesen Blick hinter die Kulissen des BAG. Daniel Koch ist jedoch nicht Amtsleiter, er ist Abteilungsleiter übertragbare Krankheiten. Der Chef des BAG heisst Pascal Strupler, von Alt BR Chouchpin eingesetzt bei seinem Abgang. Strupler brinG. K.ine Qualifikationen für dieses Amt ausser, dass er ein Spezi von Couchpin war. Als ehemaliger Generalsekretär des Departements musst für Strupler ein standesgemässer Job aus dem Hut gezaubert werden. Couchpin, als Patron alter Schule, schaute dafür. IT-Entscheide werden auf Amtsleiter-Ebene entschieden, da trifft Koch keine Schuld. Der Fisch stinkt vom Kopf und der Kopf heisst Strupler.
Ich bin gespalten, was diesen Artikel angeht. Bundesverwaltung und EDV ist ja schon lange eine Geschichte für sich. Dass nun Mängel im System zutage treten, überrascht also nicht wirklich. Mir gefällt die Art und Weise wie diese Mängel jetzt thematisiert werden, nicht wirklich. Auch der Titel des Artikels würde wohl besser zum Blick passen.
Das geht mir genau so. Ich stolpere über den reißerischen Titel - schon für sich allein eine heftige Schlagzeile, resp. Schlagkeule - und spätestens beim Untertitel frage ich mich, ob ich in diesem ganzen Schlamassel bei meinen vertrauten und vertrauenswürdigen Medium oder fälschlicherweise bei einer komischen Boulevardzeitung gelandet bin. Merkwürdiger Ton, hinterlässt einen fahlen Beigeschmack. Und wirft leider einen langen Schatten über den ansonsten gut recherchierten Artikel.
Wenn Sie einen guten up-to-date Überblick über die Pandemie haben wollen, empfehle ich die Wikipedia, insbesondere die englischsprachige, die wird laufend nachgeführt, ist unaufgeregt, hält die Verschwörungstheoretiker aussen vor, liefert aktuelle Zahlen korrekt semilogarithmisch dargestellt, erstaunlich. Über eine Million Seitenaufrufe pro Tag.
Die Zahlen des BAG sind gut genug, um die Entwicklung der Pandemie beurteilen zu können, sie müssen nicht perfekt sein. Natürlich wollen Forschende immer mehr Daten haben, das ist schliesslich der Rohstoff ihres Geschäftes. Als EpidemioloG. K.nn ich aber auch mit unvollkommenen Daten korrekte Aussagen machen.
Für die IT in der Bundesverwaltung ist das BIT zuständig, mit Kostenfolge für die Ämter. Für die Zentralisierung der IT im BIT ist der Bundesrat zuständig. Sicher, die Digitalisierung in der Bundesverwaltung ist zu wenig fortgeschritten, aber das hat auch Vorteile: Es ist für die Ärzte meist einfacher und geht schneller, ein Formular von Hand auszufüllen als am Computer, die Probleme kommen dann später, die Datenbrüche sind sehr mühsam.
Das BAG Bashing hat eine lange Tradition in der Schweiz. Es gibt einflussreiche Kreise, die von Prävention nichts wissen wollen, da sie ihre Gewinne schmälern würde. Diese Kreise finanzieren lieber die einschlägigen Parteien im Bundeshaus, eine Hand wäscht die andere. Lieber hält man die Steuern tief, statt die öffentlichen Einrichtungen korrekt zu finanzieren.
Nicht Macht ist das Problem, sondern Machtmissbrauch. Es wäre zu zeigen, worin der Machtmissbrauch besteht, warum da irgendjemand ein Interesse an einer veralteten Administration hat. Das ist sicher nicht der Herr Koch oder seine Mitarbeitenden.
Machtmissbrauch kann überall auftreten wo Macht im Spiel ist, also auch bei der vierten Gewalt. Etwas mehr Selbstkritik, etwas weniger Rechthaberei der Redaktion wäre da schon angebracht. Natürlich ist Kritik am eigenen Tun unangenehm, und der vermeintliche Zwang, rasch reagieren zu müssen, steht der kritischen Selbstreflexion entgegen.
Ihr sollt mich nicht falsch verstehen, auch nächstes Jahr werde ich meinen Abobeitrag wieder etwas aufrunden. Fehler machen ist erlaubt, nur daraus lernt man.
Ich finde die Waage-Methode eigentlich ziemlich innovativ und pragmatisch. Natürlich wären exakte Zahlen zu bevorzugen, aber ich glaube kaum, dass ein Bundesrat bei seinen Entscheidungen daran interessiert ist, ob eine Statistik 1.43% oder 1.45% ausweist. Es dürfte wohl mehr darum gehen, ob es 1% oder 10% sind, und ob eine Kurve exponentiell ansteigt oder abflacht. Und dazu reicht eine Waage aus. 👍
Grundsätzlich finde ich es richtig, den Finger auf wunde Punkte im System zu legen. So gesehen ist die Recherche begrüssenswert. Allerdings gilt es zu bedenken, wem man in erster Linie Munition liefert. Ich gehe davon aus, vor allem den Besserwisserinnen und Besserwissern und den Habenwirjaschonimmergesagtern. Deshalb gelten in diesen Zeiten besondere Ansprüche ans Verfassen solcher Texte. Und da gefällt mir die Passage nicht, dass sich "die meisten Mitarbeitenden einig" seien über die Schwächen des Meldesystems. Die Autorin hat ganz sicher nicht mit den meisten Angestellten des BAG gesprochen. Es ist auch von "internen Quellen" und von "mehreren Quellen" die Schreibe; da will ich ganz einfach wissen, wer diese Quellen sind. Und dann tauchen die immer wiederkehrenden "Experten" (Mehrzahl) auf, zitiert wird dann mit Herrn Salathé aber nur einer. Schliesslich kommt noch die Geschichte mit dem Wägen der Rapporte anstelle des Zählens. Das wird auch in anderen Bereichen so gehandhabt, zum Beispiel beim "Auszählen" von Stimmzetteln bei Abstimmungen.
Besten Dank für diesen erhellenden Bericht ! Ich hatte mich schon tagelang gewundert über die seltsamen Zeitreihen des BAG und die offensichtlichen Zeitverzögerungen der Berichterstattung, unterdrückte dann aber die Lust zur Nachfrage nach den Gründen, da ich annahm, dass Chaos herrsche im BAG, welche Annahme sich nun offenbar bewahrheitet. Sehr gut, dass es die Republik weiterhin geben wird !
Vor rund 15 Jahren hatte ich 'Gelegenheit' den Seuchenmeldeprozess für ein Labor einzurichten. Allerdings in der Tiermedizin. Eine verschwurbelte, komplett veraltete und auf den ersten Blick erkennbar disfunktionale Kombination aus Fax, Uebermittlung als verschlüsselte E-Mails und telefonischen Meldungen an den Kantons(tier)arzt.
Ich bin regelrecht entsetzt, dass offensichtlich die exakt gleiche Lösung auch heute noch und in der Medizin für Menschen im Einsatz ist.
Alleine die von der Republik und wahrscheinlich in unter 30 Minuten entworfene Lösung ist um Welten besser und liesse sich von einem kleinen Team von IT-Fachleuten innert kürzester Zeit realisieren. Selbst ein Start heute würde sich noch in der laufenden Pandemie lohnen. Allerdings dürfte der/die bisher Verantwortliche für das Meldewesen da nicht involviert sein.
Die Massnahmen des BAG sind zwar absolut korrekt, aber ich zweifle, dass wir im Blindflug vernünftig aus der Krise herauskommen können.
Wie soll denn das BAG überhaupt beurteilen können ob die bisher ergriffenen Massnahmen genügend wirken wenn sie viel zu wenig Tests machen und diese erst noch nur nach dem Zufallsprinzip zentralisieren können?
Was mich bei dieser ganzen Diskussion etwas wundert, ist die Tatsache, dass immer die gleichen Wissenschaftler Stellungnahmen abgeben. Wenn ein Virologe gefragt wird, ist das in der Schweiz Herr Salathe. Es kann doch nicht sein, dass es in der Schweiz keine anderen Virologen gibt, die Stellung nehmen können. Ich kenne Herrn Salathe nicht aber ich fände es schon wichtig, dass Herr Salathe nicht der einzige Wissenschaftler ist, der von der Presse gefragt wird, denn er vertritt klar eine Richtung, die vielleicht nicht von allen anderen geteilt wird. Mir kommt das vor wie bei Autofragen wo kein Weg an Herrn Ferdinand Dudenhöffer vorbei führt und immer seine Meinung gedruckt wird. Ich hoffe, dass das in der Virologie nicht so wird, da ich eine einseitige Meinungsbildung gefährlich finde. Und es gibt abweichende Meinungen zum Beispiel von John P.A. Ioannidis (https://www.statnews.com/2020/03/17…able-data/) über die man leider hier sehr wenig liest.
Gemäss Hans Rosling, dem renommierten Public Health Professor mit Erfahrung bei der erfolgreichen Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika, ist bei der Bekämpfung von Pandemien eine korrekte Datenlage das wichtigste Instrument. Denn nur dadurch können wir wissen, wie die Lage wirklich ist und ob beschlossene Massnahmen die gewünschten Effekte zeigen. Ohne eine korrekte Datenlage tappen wir im Dunkeln. Insofern wiegt das Versagen des BAG schwer und die Aussage von Koch, er berate ja den Bundesrat nur, er treffe keine Entscheide, ist unerträglich. Der Bundesrat muss sich bei seinen Entscheiden auf die Kompetenz des BAG, eine korrekte und aktuelle Datenlage zu produzieren, verlassen können.
Eine genaue Statistik heilt keinen einzigen Menschen. Es gibt im Moment wichtigere Dinge, wie die Einhaltung der Verhaltensregeln durch uns alle, auf welche die volle Aufmerksamkeit gelegt werden muss. Es ist jetzt nicht der Moment, mit polemischen Äusserungen die Bevölkerung noch weiter zu verunsichern. Dass solches Verhalten in einer schweren Krise wie jetzt kontraproduktiv ist und gerade deshalb vermieden werden muss, sollte jedem Epidemiologen klar sein. Dieses Geschwätz hat in der jetzigen Situation keinerlei positive Wirkung.
Das soll natürlich keineswegs heissen, dass nicht alle getroffenen Massnahmen kritisch hinterfragt werden müssen. Aber jetzt ist nicht der richtige Moment dazu. Und die Verbreitung der Ansichten von eitlen Epidemiologen und anderen "Spezialisten" über die Medien, welche selber auf der Jagd nach Aufmerksamkeit und Clicks noch zusätzlich alles aufplustern, auch nicht der richtige Weg. Aber in der heutigen Ego-Selfie-Gesellschaft erhaschen Leute, welche sich von den Entscheidungsträgern zu wenig einbezogen fühlen, wohl so die Aufmerksamkeit, nach welcher sie hecheln.
Als Arzt kann ich in Herrn Salathé, welcher - als Epidemiologe nota bene - von "Infiszierten" spricht, nicht als die dem Bundesrat und dem BAG fehlende Kapazität erkennen. Was für ein Kontrast dazu ist Daniel Koch. Ruhig, intelligent, fachlich fundiert, verantwortungsbewusst, dazu in wohltuendem Mass bescheiden. Eine seltene Spezies.
Ich finde diese Haltung extrem gefährlich, werter Herr Verleger.
Das Parlament tagt nicht, Abstimmungen sind verschoben, unsere Grundrechte massiv eingeschränkt. Es ist jetzt essenziell, dass wir unsere Rolle als konstruktiv-kritische vierte Gewalt wahrnehmen. Dieser Artikel beschreibt detailliert, wie es zu den Zahlenproblemen kommt, wie das Meldeverfahren abläuft, was es für Lösungsmöglichkeiten gibt. Die Handlungsempfehlungen- und Anweisungen des Bundes werden zu keinem Moment in Frage gestellt.
Selbstverständlich ist es essentiell, die Verhaltensregeln einzuhalten. Wir versuchen unter anderem mit unserem täglichen Newsletter unseren Teil dazuzutun. Vernünftige Informationen um vernünftige Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört es auch, konkrete Missstände zu benennen.
Hallo Herr Fuchs. Ich stolpere erstmal über die reißerischen Titel und Untertitel: Fett gedruckt „Die Zahl der Todesfälle haben wir aus Wikipedia entnommen„, „ Papierbürokratie„,“ Das Bundesamt für Gesundheit schafft es nicht mehr... (da verliere ich bereits die Lust, weiter zu lesen, aber was bleibt, ist garantiert die Aussage, dass das BAG es grundsätzlich nicht schafft...), „Formularflut“, „Verpasste Digitalisierung“,“Die Statistiken sind unbrauchbar“... Konstruktiv kritisch klingt anders, irgendwie wirken diese grossen Töne seltsam deplatziert. Und ungewohnt. Das kenne ich sonst tatsächlich eher aus der Tamedia-Ecke. Dadurch hinterlässt die Lektüre dieser eigentlich gut recherchierten Recherche von Frau Fichter, die ich ansonsten sehr schätze, einen fahlen Beigeschmack.. Als Verlegerin interessiert mich, wie diese „Schlagzeilen“ zustande kommen/gekommen sind. Ist die Autorin der Artikel dafür verantwortlich? Die Chefredaktion? Jemand alleine oder ein Kollektiv? Und was sind die Kriterien?
Jetzt unterschätzen Sie die epidemiologische Situation und überschätzen Sie Ihre sicher wichtige Funktion als Vierte Kraft im Land. Deshalb bin ich ja auch Republikleser. Ich arbeite seit 35 Jahren oft in Ländern mit sehr eingeschränkten Grundrechten als Dauerzustand. Von diesen Verhältnissen sind wir hier weit entfernt, wenn wir einige Wochen keine Parties feiern dürfen und uns solidarisch verhalten müssen, um viele grausame Todesfälle zu verhindern. In diesem Kontext bewegen wir uns hier, weit davon entfernt, dass Grundrechte deshalb langfristig gefährdet sein sollen.
Deshalb müssen jetzt leicht verständliche, einfache Botschaften vermittelt werden über wirksame Massnahmen. Da ist es wenig hilfreich, mit Grundsatzdiskussionen zu hantieren. Falsche Zeit, falsches Thema.
Nein, werter Herr Fuchs, wenn ein Haus in Flammen steht, ist es wenig hilfreich, die ungenügende Zahl an Hydranten zu thematisieren oder zu beklagen, dass die Feuerwehr beim Löscheinsatz nicht nur die Rosen, sondern gleich auch noch den Güggel von Witwe Bolte plattgefahren hat. Darüber dürfen Sie dann gern im September (hoffentlich) berichten. Jetzt tragen Sie bloss zur Verunsicherung bei und liefern den amöbenhirnigen Ignoranten jeden Alters billige Ausreden, die Hauptbotschaft der Behörden – staythefuckathome –zu missachten.
...nebst vieler bereits geäusserter kritik, die ich teile, werde ich in den nächsten tagen zeit (zusätzliche) aufwenden müssen, um mit vielen verunsicherten klient_innen zu klären, was dieser artikel für sie bedeutet, . liebe repuplik, es ist aktuell streng in der pflege und ich ertrug euren heutigen artikel schlecht.. gerade noch komplizin und täglich erfreut über euren umgang mit „corona‘, bin ich nun ärgerlich und einsamer. S. J.
Ich hoffe der Artikel wird bewirken dass Ihr an der Front in Zukunft besser unterstützt werdet. Vielleicht gibt es ja ein neues Meldesystem statt einen neien Kampfflieger. Lassen Sie sich nicht entmutigen, das war sicher nicht gegen die Pflegenden gerichtet.
Ich bin sonst mit fast allem einverstanden, was die Republik schreibt. Und habe - als Ärztin- viel Kritik am BAG. Aber jetzt ein BAG Bashing oder Koch Bashing zu veranstalten, finde ich völlig daneben! Genaue Zahlen bringen uns überhaupt nicht weiter und Tests auch nicht..jede/r muss sich so verhalten, als ob er positiv wäre, das ist das Einzige was hilft..und es sind viele, VIELE, zu viele Menschen infiziert...wie viele zu viel spielt im Moment keine Rolle mehr..gestern waren von 800 Intensivpflegebetten noch 160 F...diese Information sollte genügend alarmierend sein für uns alle!
Guten Tag Frau Aeschenbach
Ich muss Ihnen vehement widersprechen. Unsere Aufgabe als Journalisten ist es, gegenüber dem dem Staat und seinen Institutionen eine kritische Einstellung einzunehmen. Meine Kollegin Adrienne Fichter hat basierend auf Fakten aufgeschrieben, was falsch läuft. Das ist kein Bashing, sondern journalistische Recherche. Die müssen wir besonders dann pflegen, wenn der Staat mit Notrecht handelt. Wir sind die vierte Gewalt.
Freundlicher Gruss
E.B.
Danke für diese Beurteilung, die exakt meine Meinung abbildet.
Und dieser Satz "jede/r muss sich so verhalten, als ob sie/er positiv wäre" sollte am Anfang der Bundesrätlichen Meldung stehen, die seit Tagen immergleich verkündet wird.
Das eine schliesst das andere nicht aus!
Ich habe das nicht als bashing wahrgenommen.
Es gibt doch nicht nur Schwarz und Weiss. Das BAG ist mit der Situation überfordert, was ja vielen so geht und passieren kann. Trotzdem bleibt es wichtig hinzuschauen. Ich finde die Kritik berechtigt. Auch kleine Verbesserungen tragen ihren Teil zu funktionierenden Abläufen bei.
Beim Vorschlag zur IT-Lösung bin ich aber skeptisch. Als allererst müssen die Persönlichkeitsrechte der Patienten garantiert werden. Der Rest wird darum gebaut, nicht umgekehrt. Das macht es nicht ganz einfach, ein sinnvolles System zu entwerfen. Gerade aus dem Grund wäre es aber gut gewesen, früh damit anzufangen.
Mit Kopfschütteln und Ernüchterung habe ich diesen Artikel gelesen und wundere mich ganz und gar nicht dass dies so abläuft! Nur deshalb die Journalistin zu bashen, das liegt nicht drin! Wieder einmal hat die Republik Licht in eine dunkle Stube gebracht. Ich weiss weshalb sie mir dies wert ist.
Also: Zunächst spart man den Staat kaputt und dann beschwert man sich, dass eine Leistung ungenügend erbracht wird. Man kann sich auch darüber beklagen, dass zu wenige Tests, Schutzmasken, Beatmungsgeräte usw. vorhanden sind, aber eben: Reserven wollte man hier wie da aus finanziellen Gründen nicht schaffen. Also ist das einzige, das man machen kann, mit den vorhandenen Ressourcen haushälterisch umzugehen - und daraus lernen! - Und den Briten, die zehnmal weniger Kapazitäten haben, so schnell wie möglich und so gut wie möglich zu helfen.
"Hört auf zu klatschen und wählt einfach nicht mehr SVP, FDP, BDP und Grünliberale – die haben in den letzten Jahren systematisch Pflege, Betreuung und Versorgung privatisiert und kaputtgespart." – Tommy Vercetti
Die Situation fordert alle und überfordert auch viele. Das ist normal und auch ein Stück weit zu vergeben.
Sie ist für alle Länder neu und auch wir waren nicht darauf vorbereitet. Dies nun lautstark kundzutun, ist reisserisch und bringt nicht wirklich viel.
Macht mal einen Schritt zurück: Warum müssen wir (Bevölkerung/Medien) die Zahlen sofort haben? Um hübsche Live-Ticker zu erstellen und uns krank zu sorgen? Das passt nicht zur Republik.
Es werden nur Personen aus Risikogruppen getestet, weil es momentan noch nicht genügend Tests für alle hat. Schutzmasken müssen nun teuer in der Schweiz hergestellt werden. Es gibt bisher kein digitales Meldesystem. Über diese Sachen kann man sich aufregen aber das bringt niemandem was. Zumindest nicht zur Zeit. Dies gehört zur Aufarbeitung einer Krise und da sind wir noch nicht.
Liebe Frau P.
Herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Wir haben uns auf der Redaktion tatsächlich überlegt, ob es Sinn macht, zum jetzigen Zeitpunkt über die Mängel in der IT-Infrastruktur des Meldesystems zu berichten. Und wir sind zum Schluss gekommen: Ja. Nebst den konstruktiven Beiträgen, die wir auf invididueller (zum eigenen Verhalten) oder gemeinschaftlicher (zu den Massnahmen) Ebene bringen, ist es auch unsere Aufgabe als Journalisten, kritisch hinzuschauen und aufzuzeigen, wo Probleme sind. Wir denken, dass eine demokratische und aufgeklärte Gesellschaft das aushalten muss. Zu den Live-Zahlen-Tickern: Hier kann man es als Medium auch übertreiben, und wir halten uns bei der Republik da bewusst zurück. Für die offiziellen Stellen wäre es unserem Verständnis nach allerdings sehr wohl extrem wichtig, jederzeit über ein akkurates Bild der Lage zu verfügen. Detalllierte und zuverlässige Informationen sind für die Epidemiebekämpfung essenziell, das bestätigen auch zahlreiche Experten.
Herzliche Grüsse
Simon Schmid
Nach dem Lesen etlicher Kommentare zu diesem Artikel bin ich schockiert, wie viele sich negativ zu diesem Artikel äussern und auch Adrienne Fichter angreifen. Ich kann mir das nur mit falsch verstandener Loyalität zum Staat in einer Krise erklären, die keine Kritik mehr erträgt.
Dieser Artikel kam keine Minute zu früh, er ist sachlich und - ganz wichtig - hat auch Alternativen aufgezeigt! Ich konsultiere seither https://www.corona-data.ch/ und die dort aufgeführten aktuelleren Daten verstärken bei mir den Eindruck der Dringlichkeit massiv! Wir bewegen uns auf den 100. Corona Todesfall zu, während der Zähler vom BAG gemäss NZZ noch bei 60 steht. In der NZZ habe ich noch nirgends einen Hinweis auf die effektiv viel höheren Zahlen gesehen. Da bin ich froh, dass die Republik das tut!
Vielen Dank Frau Fichter! Machen Sie weiter und lassen Sie sich nicht zur Selbstzensur verleiten.
Was mich interessant dünkt bei der ganzen Aufregung hier: die Republik ist doch sonst sehr alert, wenn es um den gläseren Bürger und andere Datenschutzthemen geht. Gesundheitsdaten gehören trotz Corona zu den besonders schützenswerten Personendaten, und ich persönlich bin froh, wenn man diesen Aspekt trotz der momentan aufgeheizten Stimmung nicht einfach unter den Tisch wischt. Auch hier braucht es eine Güterabwägung mit Augenmass, und wenn ich bspw. andernorts lese: 'Litauen veröffentlicht Bewegungsrouten von Coronavirus-Infizierten' hoffe ich einfach, dass das eine Zeitungsente ist.
Ich möchte keine Gesundheitsdaten in privaten Händen! Die Meldeformulare, die Adrienne Fichter dankenswerterweise verlinkt hat, verlangen alle eine Namensangabe des/der Betroffenen, was logisch ist, weil die Übung sonst keinen Sinn macht. Das aber bedingt besondere Daten-Schutzmassnahmen. Auch da geht es um Grundrechte, die den Betroffenen nicht einfach abgesprochen werden können, nur weil sie das Virus erwischt hat. Schütten wir das Kind nicht mit dem Bad aus.
Daten werden ja nicht gesammelt, um den sozialen Medien eine bis auf die letzte Kommastelle korrekte Statistik zu präsentieren, sondern sie sind im besten Fall Hilfsmittel zur Einschätzung für Entscheidungsträger. Was die genau brauchen, können sie selber am besten entscheiden. Lassen wir die ihre Arbeit tun, und halten wir mit der Kritik zurück, bis die Krise einigermassen bewältigt ist. Dann von mir aus gerne: Feuer F.!
Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für weitere Destabilisierung. Auch wenn das nicht so beabsichtigt war: der an sich gute Artikel bringt nicht nur Information, sondern legt Schuldzuweisungen nahe. Sätze wie: 'die Statistiken sind unbrauchbar' sind in dieser Absolutheit weder angebracht noch richtig. Auch wenn die Zahlen nicht auf den Punkt stimmen, geben sie die Trends zutreffend wieder. Mehr braucht das Gerede auf social media gewiss nicht.
Jetzt geht es wirklich darum, dass die Leute räumliche Distanz zueinander halten, Alte, Junge, jederman. Vor dieser schmerzlichen Einschränkung bewahren uns auch die genauesten Zahlen nicht. Ihre unaufhörliche Beschwörung hat für mich etwas von einem Fetisch. Aber dann reden wir doch vielleicht klüger direkt über unsere Ängste.
Lesen Sie im Text nochmals, wie aktuell mit diesen Daten umgegangen wird, Frau J. Digital heisst nicht automatisch gläsern und Papier nicht immer sicher.
Lieber Herr M., ich behaupte weder das eine noch das andere.
Was ich sagte, ist, dass ich es a) interessant fände, dass Datenschutz bis auf eine oder zwei kurze Erwähnungen im Artikel von Adrienne Fichter keine Rolle spiele, und dass ich es b) aktuell nicht den richtigen Zeitpunkt für diese Art Kritik finde.
Und ich betone am Schluss nochmals, dass es aus meiner Sicht jetzt um soziale Distanzierung gehe, eine schmerzhafte Einschränkung, vor der uns auch die genauesten Zahlen nicht bewahren können.
Der Artikel von Frau Fichter ist so überflüssig wie ein Kropf. Dass im schweizerischen Gesundheitswesen digitale Kommunikation im Hintertreffen ist, ist keine neue Erkenntnis. Meint Frau Fichter im Ernst, dass das Herumhacken auf dem BAG und Daniel Koch die Mängel in der Übermittlung von Daten beheben wird? Wohl kaum.
Ich denke, die Initiative des Kanton ZH könnte das Problem beheben und das BAG entlasten (https://github.com/openZH/covid_19 ).
Es hat so viele Menschen derzeit, die helfen wollen und können, die Menschen müssen nur wissen, wo das Problem ist. Ich verstehe zum Beispiel immer noch nicht, wo genau das Problem bei den Tests liegt. Und warum keine ( zumindest freiwillige ) tracing APP angeboten wird. Das BAG muss das ja nicht selbst machen, sondern maximal koordinieren. Aber es wäre ganz wichtig, dass alle Problem transparent kommuniziert werden, damit konkrete Hilfe möglich ist. Und in diesem Fall hat der Artikel sehr geholfen.
@Herrn Burgener: Das ist Ihre Meinung. Es melden sich bei mir viele Leute, die etwa die Meldeformulare verbessern wollen. Und dem BAG ihre Hilfe anbieten. Ich glaube der Artikel erfüllt seinen Zweck.
Zum Zeitpunkt: Auch wir haben das intern diskutiert. Die Idee war auch ursprünglich damit noch einige Wochen zu warten. Doch die Ereignisse dieser Woche haben gezeigt, dass es nun Antworten braucht und auch Licht ins Dunkel. Die Kritik an den Verzögerungen/ungenauen Angaben zu den Fallzahlen nimmt seit letztem Wochenende zu, Gerüchte über "Geheimnisse" machen die Runde. Genau SOLCHE SPEKULATIONEN unterwandern unser Vertrauen in unsere Demokratie und in die Bundesverwaltung.
Die Wahrheit auf Basis der von mir recherchierten Fakten ist:
Nein, der Bund hat nichts zu verheimlichen. Unser Staat funktioniert! Er kommt lediglich nicht mit der Erfassung nach. Die Realität ist also ganz simpel: PDFs und Fax killen den Daten- und Informationsfluss.
Das Bundesverwaltungspersonal leistet in dieser Situation ausserordentliche Arbeit mit der manuellen Erfassung. Ich habe versucht mit dieser Recherche die vom Bund definierten Prozesse aufzuzeigen, welche Probleme daraus resultieren, und auch Ansätze darzulegen, wie man es vielleicht besser gestalten könnte.
Denn: Ohne genaue Zahlen und ohne Wissen über Verläufe der Krankheiten ist die epidemiologische Überwachung/Monitoring nicht möglich. Wie kann überhaupt so die Wirksamkeit der Massnahmen evaluiert werden?
Vielen Dank für diesen erschreckenden Einblick ins BAG Chaos! Jetzt fehlt noch die Antwort auf die Frage, warum nicht massiv mehr getestet wird.
Die beschriebenen Zustände sind durchaus etwas beunruhigend, aber es stellt sich die Frage, ob zu einem Zeitpunkt, in dem man metaphorisch gesprochen «im Sumpf steckt» und die weitere Entwicklung - sprich: das weitere Einsinken - sehr offen bleibt, sich darüber auslässt, in welchem Zustand sich die IT-Landschaft im BAG und wohl im gesamten Gesundheitswesen befindet. Dabei wird nämlich vergessen, dass wir uns als Bürger*innen durchaus oft damit schwertun, beispielsweise elektronische Krankenakten zu akzeptieren. Zudem wird auch vergessen, dass in der Schweiz das Gesundheitssystem kantonal geregelt ist und daher die Bundesmittel wohl immer eher knappgehalten werden (Vermutung).
Ich denke nicht, dass ohne eine politische und damit öffentliche Diskussion über unsere Bereitschaft der Zentralisierung und damit auch Digitalisierung des Gesundheitswesens es möglich sein wird, hier zu einer einvernehmlichen Lösung zu finden. Aber das ist eine Aufgabe für nach der Krise. Daher: Bitte den Fokus behalten!
PS: Hier noch ein Appell an all diejenigen, die immer noch glauben, dass das Verteilen von Masken an die Bevölkerung irgend etwas bringen würde! Masken zu tragen in der Öffentlichkeit muss man nur, wenn man selber krank ist - dann gehört man jedoch nicht nach draussen -, oder man jemanden begleiten muss, der krank ist. Siehe z.B. dazu die Videos der WHO.
Auweia.
Danke für den Artikel.
Und bestürzt über die teilweise für mich nicht nachvollziehbare Rezeption.
Wir sind das BAG
Da sitzen Leute „wie Du und ich“, die jeden Tag einfach ihr eigenes bestes geben.
D.h. all die Anspielungen auf persönliche Unfähigkeiten oder gar böse Absichten kann ich nicht mehr hören.
Wir müssen bei den Rahmenbedingungen resp. bei der Systemstruktur zuerst hinschauen (das können wir spätestens jetzt sehr gut, und da ist der Beitrag dieses Artikels) und dann um- und vorsichtig umbauen (das wird ab jetzt und dann wohl noch ganz lange dauern).
Bei letzterem wird es wohl auch wichtig sein, dabei zu bleiben (und nicht gleich wieder von einer anderen Sensation oder Katastrophe vereinnahmt zu werden).
Wir, das stimmvolk, sind in einer noch existierenden Demokratie alleine verantwortlich für die richtigen Rahmenbedingungen und Systemstruktur.
Persönlicher Beitrag
Ich kam durch eine unheilvolle Kombination von Umständen zum Privileg, auf diesen Virus getestet zu werden.
Beim Test bekam ich die schriftliche Information, dass ich den Befund in “6-8 Stunden“ bekäme.
Stattdessen ging es 56(!) Stunden, bis ich den negativen Befund erhielt.
Wenn ich das richtig lese, entspricht dies fast schon der „Verdoppelungszeit“.
Falls ich da nicht Opfer einer absoluten Zufalls Panne war, und wenn ich die im Artikel genannten Schwierigkeiten hinzurechne, kann ich mir gut vorstellen, dass die „offiziellen täglichen“ Zahlen so etwa 1 Woche und zwei Verdopplungen hintendrein sind.
Zusätzlich auch aufgefallen: Es wurde in diesem "Test Zentrum" sehr stark selektiert.
Da ist es ja nicht so, dass jeder, der herkommt, einfach einen Test bekommt. Denn diese sind ja rar. Also muss man viele Fragen beantworten (selbst-Beurteilungen durch nichts-ahnende Laien wie mich) und ein paar hastig gestellte Fragen von offensichtlich (schon am ersten Tag der Existenz des von mir besuchten Testzentrum) gestressten ärztlichen Personen.
Ich unterstelle einmal mehr keinen bösen Willen. Ich meine nur, dass durch diese Selektion aufgrund von durch das schiere Alter (klein!) des Virus sehr wenigen Wissens durchaus denkbar ist, dass sogar im Testzentrum Leute an einem echten Test vorbeiziehen, die positiv sein könnten. Da zweifle ich dann an "Erkenntnissen" aufgrund von allen Statistiken aus den nachweislich getesteten Fällen.
Illustration: Falls man davon ausgeht, dass Personen mit Eigenschaft X keinen Virus haben könnten, ihnen den Test deswegen verweigert, dann wird man den Glauben daran, dass dies stimmt, nur verstärken (weil es ja keine registrierten Fälle von angesteckten Fällen mit Eigenschaft X geben wird). Und der Wahrheit und besseren Massnahmen direkt oder indirekt im Wege stehen.
Bei den aktuellen täglich neu gemeldeten Fällen gemäss BAG sind wir ja ganz nebenbei erwähnt schon bald bei der Totalität der überhaupt möglich durchführbaren Tests (obwohl diese Zahl wohl schon stetig erhöht wird). D.h. es wird schon deshalb zwingend zu einem scheinbaren "Abflachen" der Kurve kommen - obwohl das nur wegen der Test-Kapazitätsgrenze gegeben ist.
Wollt ich nur so mal sagen.
Vielleicht einfach mal schauen, was ohne Zahlen am besten unternommen werden kann...
Statistiken hin oder her, was jetzt zählt: Die wirksamste Massnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus ist „Social Distancing“, wie u.a. dieser hervorragender Artikel in der Washington Post zeigt, der sich eingehend mit dem Ausbreitungsmodell befasst: https://www.washingtonpost.com/grap…simulator/.
„Social Distancing“ ist die erklärte Strategie des Bundesrates zur Eindämmung der Pandemie. Es geht darum, Zeit zu gewinnen und prioritär den Schutz der besonders gefährdeten Risikogruppen sicherzustellen sowie den Kollaps der Spitäler/medizinischen Versorgung abzuwenden. „Es sind die zwischenmenschlichen Kontakte, die das Virus übertragen“ (Daniel Koch, BAG). Wir alle sollten uns daher sehr strikte an diese Empfehlungen halten und in unserem persönlichen Umfeld verantwortlich handeln.
Rundschau talk mit Daniel Koch, BAG: https://www.srf.ch/play/tv/rundscha…2006ac1d46
ein starkes Beispiel für kritischen Journalismus.
Das versaut mir den Tag, sorry. Ich bin stinksauer auf "die da in Bern" und mein Vertrauen in die Behörden hat eben zum ersten Mal einen grossen Dämpfer erhalten. Wir fliegen im Nebel in dieser Krise. Nur schon darum werden heute wohl (oder übel) die Massnahmen verschärft.
Was mich interessiert ist, wie die Situation in anderen Ländern aussieht. Stecken die digital auch noch in den 80er Jahren wie die Schweiz?
Liebe Republik, mit diesem Artikel hätte man besser bis nach der Bewältigung der Krise gewartet. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der weder konstruktiv noch nötig. In vielen Bereichen muss zur Zeit wegen unvollständiger Digitalisierung improvisiert werden. Das hat eine Krise so an sich!
Aus der Distanz ist dieser Diskussionverlauf höchst aufschlussreich. Der Tenor lautet: „Hast ja recht, aber schweig! Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür!“ Exemplarisch zeigt dies die soziale Dynamik in Krisenzeiten auf.
Zu beobachten ist auch, was ich zu Daniel Graf über Bregman sagte, dass nämlich „genau die Fähigkeit zum Guten, die mit Sympathie, Empathie und Kooperation einhergeht, auch die Fähigkeit zum Bösen sein kann, wenn die Solidarität eine exklusive ist. Man kooperiert mit der Familie, dem Team, dem Dorf oder der Nation aber verteidigt sie bis aufs Blut gegen ‚Andere‘, weil sie anders sind und als ‚Feinde‘ erklärt worden sind.“ Hinzu kommt, dass die Gemeinschaft sozusagen als Schweigekartell fungiert, die eine Schweigespirale in Gang setzt, indem sie etwa das Overton-Fenster stark verengt.
Mittlerweile schreibt auch SRF kritisch von „Versäumnissen der Behörden“:
1995 – also vor 25 Jahren! – haben die Schweizer Behörden begonnen, sich für den Fall einer Pandemie zu rüsten. 2004 hat der Bund einen nationalen Pandemieplan vorgelegt, der auflistet, welche Massnahmen ergriffen werden müssen.
Geschehen ist seither jedoch praktisch nichts.
Sollen sie – oder schon nur die Kritik – nun auch zum Schweigen gebracht werden?
Auch SRF nimmt wahr, wie die Medienfreiheit nicht mehr nur in autoritären Regimen in Gefahr gerät, sondern in Krisenzeiten auch in liberalen Demokratien.
In Krisenzeiten sind unabhängige und kritische Medien wichtiger den je. Gleichzeitig wird aber oft die Medienfreiheit eingeschränkt mit Verweis auf übergeordnete Ziele, etwa der nationale Zusammenhalt. Damit soll Regierungskritik unterbunden werden.
Der nationale Zusammenhalt ist in einer solchen Situation wichtig. Das Rezept dafür lautet oft: Es spricht nur noch eine Stimme: die der Regierung.
Wollen wir das? Als kritische Zivilgesellschaft? Ich für meinen Teil will das nicht:
Viele Regierungen hätten in der Coronavirus-Krise Fehler begangen. Das müsse thematisiert werden – damit die Politik lerne. Deshalb seien professionell arbeitende Medien in Krisenzeiten nicht lästig, sondern erst recht unentbehrlich.
Adrienne Fichter tut genau das: Professionell arbeiten, Fehler thematisieren und hoffentlich – nicht alleine natürlich – einen Lernprozess in Gang setzen.
Hier wurde verschiedentlich darauf hingewiesen, dass man auch intern über den Zeitpunkt der Veröffentlichung diskutiert habe. Ein Teil der Verleger*innen ist nun offensichtlich der Meinung, dass man den Artikel tatsächlich besser noch zurückgestellt und vielleicht auch etwas gründlicher zu den politischen und anderen Hintergründen recherchiert hätte. Daraus abzuleiten, man wolle die Medienfreiheit einschränken, ist eine Unterstellung, die ich zurückweise. Neben Behördenkritik muss auch Medienkritik erlaubt sein, sonst stehen die Fremd- und Eigenzitate etwas allzu schief, resp. einseitig in der Gegend.
Nun, SRF schreibt:
In Krisenzeiten sind unabhängige und kritische Medien wichtiger den je. Gleichzeitig wird aber oft die Medienfreiheit eingeschränkt mit Verweis auf übergeordnete Ziele, etwa der nationale Zusammenhalt. Damit soll Regierungskritik unterbunden werden.
Der nationale Zusammenhalt ist in einer solchen Situation wichtig. Das Rezept dafür lautet oft: Es spricht nur noch eine Stimme: die der Regierung.
Sie schrieben hier u. a.:
Lassen wir die ihre Arbeit tun, und halten wir mit der Kritik zurück, bis die Krise einigermassen bewältigt ist.
Das sind die Fragen, die wir uns stellen sollten, wenn diese Krise mal vorbei ist.
Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für weitere Destabilisierung.
Ihre unaufhörliche Beschwörung hat für mich etwas von einem Fetisch.
Sie stimmen also in den Chor ein und sagen im Grunde: „Hast ja recht, aber schweig! Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür! Wartet bis die Krise vorbei ist! Es spricht nur noch eine Stimme: die der Regierung!“ – also erst in 2 Monaten oder gar in 2 Jahren dürfen sich die kritischen Stimmen erheben?
Medienkritik ist gut und recht – auch wenn das Gerede von „Fetischen“ nicht unbedingt sachlich wirkt und „Destabilisierung“ eine Unterstellung ihrerseits ist. Doch das Unterdrücken von sachlich berechtigter Kritik – sei es durch die Regierung, sei es durch die Gesellschaft – ist mit Sicherheit kein Befördern der Medienfreiheit, sondern eine Einschränkung dieser.
Liebe Frau J. Bitte sagen Sie mir doch wo ich noch gründlicher hätte recherchieren sollen? An welchen Stellen? Wir können beurteilen, wann ein Text publikationsreif ist. Ich habe Belege, ich habe Evaluationen gelesen, ich habe das gesamte BAG-Meldewesen studiert, ich habe mit dem BAG-Mediensprecher selber gesprochen und ich habe mit Leuten aus verschiedenen Abteilungen (nicht nur Meldesysteme) geredet. Es haben sich nach der Veröffentlichung noch andere "betroffene" Personen und Stakeholders gemeldet bei mir. Und leider bestätigen diese das von mir gezeichnete Bild bei der Datenerfassung und -evaluation.
Warum sollte man den Artikel zum jetzigen Zeitpunkt nicht veröffentlichen? Wird die Situation besser wenn man den fehlerhaften Prozess beim Erheben der Zahlen todschweigt?
Wir alle wissen, dass es viele Ansteckungen gibt, dass die getestete Anzahl exponentiell steigt und dass die Dunkelziffer noch viel höher ist. Ich finde es deshalb nicht sinnvoll, darauf rumzureiten, dass zu wenig Tests gemacht werden oder dass die Erhebung ungenau sei. Fokussieren wir uns doch bitte absolut darauf, dass alle ihre Kontakte einschränken und wenn immer möglich zuhause bleiben oder alleine unterwegs sind, resp. im kleinen Kreis der Lebensgemeinschaft. Und: Hygienemassnahmen sind ein Muss. Wenn alle ihren Teil der Verantwortung übernehmen - heisst ihr Verhalten über die eigene Nase hinaus verändern! - kann es helfen den Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern. Und ein letztes: Wir haben zahlreiche Medien, um miteinander (wenn nötig sogar visuell) in Kontakt zu sein!
Liebe Frau E., wir stellen zu keinem Moment die Handlungsempfehlungen und Anweisungen des Bundes werden zu keinem Moment in Frage. Man kann das eine tun (einen konkreten Aspekt der staatlichen Reaktion auf die Pandemie kritisieren), ohne das andere zu lassen.
Bisher habe ich die Republik für ihre unaufgeregte Berichterstattung zur Coronavirus-Pandemie sehr geschätzt. Umso mehr enttäuscht mich der Artikel von Adrienne Fiechter, der schon mit dem Titel den reisserischen Stil der übrigen Medien imitiert.
Auch die (gemäss Aussagen aus dem BAG falsche) Geschichte mit der Waage scheint darauf angelegt, Empörung zu schüren - wobei wohlgemerkt wägen ein durchaus probates Mittel ist, um die Anzahl einer grösseren Menge gleicher Papierbögen zu bestimmen, und z. B. auch beim Auszählen von Wahl- oder Abstimmungszetteln zur Anwendung kommt.
Ich hoffe, dass dies ein einmaliger Ausrutscher ins "Skandal-Genre" war, und wir uns künftig wieder auf nüchterne, sachliche Titel und Beiträge freuen können.
Liebe Anonymen. Zur Falschaussage, hier: https://www.republik.ch/dialog?t=ar…5161487c4b
Was Sie damit machen und was Sie glauben (Kochs Dementi oder meiner Recherche) ist Ihnen überlassen. Ich habe Dokumente und Umrechnungsformel (cm/gramm und Anzahl Fälle) vor mir liegen.
Zum Stil: Mir ist nicht ganz klar, an welcher Stelle ich ein "BAG-Bashing" betreibe. Besonders was die Tonalität angeht. Ich habe versucht einen nüchternen Ton anzuschlagen und wertende Begriffe möglichst zu vermeiden. Ein Beispiel: "Die überholten Abläufe beim BAG führen zu einem «Underreporting» der Corona-Epidemie und erschweren das Echtzeitmonitoring."
Stimme diesem Kommentar zu, m.E. ist der Artikel kontraproduktiv.
Zudem: Solche Meldesysteme zu bauen ist nicht so einfach wie sich die Autorin das vorstellt. Der Vorschlag mit dem QR Code und Smartphone schreit förmlich nach einem Data Breach. Zuerst sollte die Schutzbedarfsanalyse erfolgen, erst nachher die Vorschläge (nicht umgekehrt).
Frage an Sie, Frau Fichter: Lügt Herr Koch, wenn er vor ein paar Minuten beispielsweise dezidiert darauf hinweist, dass die Anzahl der Fälle nicht per Waage «erhoben» werden? Oder umgekehrt gefragt: Wie glaubwürdig sind Ihre Quellen?
Und bitte, denken Sie immer daran: Ich lese die Repulik nur, weil ich eine starke Abneigug geben Polemiken, Schnellanalysen und Unwahrheiten habe.
Im Moment ist zum Beispiel nicht einmal klar, wie die Spitäler, die - ausser den Privatkliniken - alle defizitär sind - die zusätzlichen Beatmungsgeräte, Masken etc. finanzieren können, vom zusätzlichen Personal ganz zu schweigen..ja, die Krankenkassenprämien steigen..viele Familien können sich die Prämien kaum mehr leisten..Hausärzte haben kein existenzsicherndes Einkommen mehr, ausser sie verkaufen Medikamente..es gäbe so viel über das Gesundheitswesen und die Gesundheitspolitik zu berichten..über Bundesrat Berset, der sich verhält wie Ludwig der Vierzehnte..l’ état c’est moi, aber effiziente Sparmassnahmen im Gesundheitswesen nicht angeht, weil sie ihn politisch den Kopf kosten könnten. (Spitalschliessungen, Rationalisierung ohne Qualitätseinbussen) , das alles geht mir durch den Kopf, gleichzeitig weiss ich, dass die Ärzte und Ärztinnen in ca einer Woche darüber entscheiden müssen, wer beatmet wird und wer stirbt...das ist dann die vierte - oder fünfte ? - Gewalt....
Die Lösung zur Sanierung des Gesundheitswesens (und zur Entlastung der unteren Einkommen) gibt es längst: einkommensabhängiG. K.ankenkassenprämien. Aber es ist wie bei so vielen anderen politischen Fragen: viele, denen das nützen würde, lehnen diese Forderung ab.
Hier noch ein Update zum Thema "falscher Zeitpunkt". Eine kleine Zusammenfassung, was sich seit letzten Freitag getan hat:
Es hat sich vielleicht schon "ausgefaxt":
Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat ab sofort eine HIN geschützte E-Mail-Adresse für die Übermittlung von COVID-19-Fallmeldungen in Betrieb. Meldeformulare des BAG können via verschlüsseltes HIN Mail an covid-19@hin.infreport.ch übermittelt werden. Mit dieser Sofortmassnahme wollen HIN und das BAG den Meldeprozess vereinfachen und die Datenqualität der Meldungen verbessern.
Für meldepflichtige Infektionskrankheiten wie das neue Coronavirus (SARS-CoV-2/COVID-19) sieht das BAG eine Meldung via offizielles Formular vor. Bisher konnten diese Formulare nur per Post oder Fax übermittelt werden, was von verschiedener Seite als veraltet kritisiert wurde. Das BAG hat aufgrund der ausserordentlichen Lage rasch gehandelt und setzt mit HIN Mail auf den im Gesundheitswesen etablierten Standard für eine sichere Kommunikation.
https://www.hin.ch/covid-19-faelle-ans-bag-melden/
Viele Fachpersonen haben sich die Meldeformulare angeschaut, Fehler gefunden (etwa doppelte Eingabefelder). Hier ein Beispiel von Claudia Krummenacher, Kay Fricke und Alain Boss. https://github.com/lakay/COVID-19_PDF-Reporting
-Alle Felder sind mit Formular Eingaben versehen, sodass die Formulare nun vollständig am Computer ausgefüllt und versendet oder auch ausgedruckt und gefaxt werden können.
-Die Navigation über die Eingabefelder der Formulare mit der Tabulator Taste gut funktioniert und der Weitersprung nun den Inhaltsblöcken entspricht, somit eine Bedienung ausschliesslich mit der Tastatur möglich ist.
-Die Formular Felderwerden so benannt, dass die Daten automatisch ausgelesen werden können und nachvollziehbar sowie eindeutig bleiben.
-In alle Formulare einen Link auf die Email für die Meldefälle integriert: covid-19@hin.infreport.ch
-Dieser ist anklickbar und öffnet den Mail Client
- Die Entwickler haben einen ersten Prototypen, mit dem die Daten der Formulare die in einem Ordner gesammelt sind in ein CSV/XSLX (Excel Tabelle) gespeichert werden können.
Es haben sich etliche Leute gemeldet, die dem BAG bei der manuellen Datenerfassung helfen wollen.
Ich würde daher sagen, der Zeitpunkt ist richtig. Schliesslich werden mit der Einführung der HIN-Mail für die Ärzte schon einige Leute entlastet und es können einige Fehler vermieden werden, etwa die fehlende Faxüberleitung oder die handschriftlichen Unleserlichkeit.
Vor nicht allzu langer Zeit war noch die Geschwindigkeit und Effizienz der Auswertung von Abstimmungen mal Thema. Wenn wir darüber diskutieren, dass wir am Sonntagabend beim Nachtessen nicht auf die Kommastelle genaue Wahlresultate haben, so müssen wir uns nicht wundern, wenn anderes vernachlässigt wird, besonders wenn über Jahre das oberste Ziel der Politik ein schlanker Staat ist. So ist er halt jetzt halt etwas magerer, als wir ihn jetzt auf einmal gerne hätten.
Auch wenn sicher alles stimmt im Artikel, ich weiss nicht ob es der Moment für diesen Artikel ist.
Sonst bin ich aber sehr zufrieden mit dem Beitrag unserer Republik.ch zu Corona.
Ich denke auch, dass jetzt nicht der Moment ist, in diesem Ton zu kritisieren. Die beschriebenen Probleme sind das Resultat eines nicht zentral gefuehrten politischen Systems, welches von vielen Mitbuergern so gewollt ist. Ja, die Digitalisierung hinkt.
Ich erwarte aber mehr von der
Republik zu dieser Zeit. Solche Kritiken - just too easy!
Liebe Frau Edwards, danke für Ihre Rückmeldung. Hier ist meine Auffassung dazu. Das Parlament tagt nicht, Volksabstimmungen sind verschoben, unsere individuellen Grundrechte sind jetzt bereits so stark eingeschränkt, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Es ist jetzt mehr denn je der Moment, staatliches Handeln präzise und fundiert zu hinterfragen.
Auch auf die Gefahr hin, nun mit einer Flut von explizit formulierter oder mittels ‚v’-Zeichen implizierter Negativkritik bedacht zu werden, drängt es mich beim Lesen der täglichen Berichte des BAG geradezu, der völlig berechtigten Kritik von Adrienne Fichter noch eine weitere Negativkritik nachzuschieben. Ich denke, dass es Zeit ist, das BAG darauf hinzuweisen, dass der ‚Situationsbericht zur epidemiologischen Lage in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein Stand <Datum>, <Zeit> Uhr‘ in vielen Teilen kein Ruhmesblatt ist. Schliesslich werden diese Berichte - allerdings hoffentlich in verbesserter Form - noch während einer längeren Zeit veröffentlicht werden.
Nun zu den einzelnen Punkten :
Die Fallzahlen für das heutige Datum beziehen sich auf Meldungen, die das BAG bis heute früh erhalten und erfasst hat.
Nein, die Fallzahlen beziehen sich nicht auf irgend etwas. Die Fallzahlen stellen die Summe der Anzahl bis morgens eines Tages gemeldeter und erfasster positiver Einzeltestergebnisse dar.
Betroffen sind nun alle Kantone der Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein.
Die Verwendung des Wortes ‚nun‘ suggeriert, dass bis vor kurzem noch nicht alle Kantone und das FL betroffen waren. Bereits seit 9 Tagen, nämlich dem 14.März, ist das nicht mehr so !
Bisher traten 66 durch COVID-19 verursachte Todesfälle in der Schweiz auf.
Warum nicht weniger gestelzt einfach : Bisher starben in der Schweiz und dem FL mindestens 66 Menschen an Covid-19.
Zeitlicher Verlauf
In der folgenden Grafik finden Sie eine epidemische Kurve mit den Fallzahlen für die positiv auf COVID-19 getesteten Fälle. Das Falldatum entspricht in der Regel dem Datum der Probeentnahme.
Diese Grafik ist völlig überflüssig und verschleiert den tatsächlichen Verlauf der Epidemie. Zudem ist nirgends eine Kurve zu finden, sondern ein Säulendiagramm, welches die absolute Häufigkeit der (in der Regel !) an einem bestimmten Datum entnommenen und als positiv erkannten Proben, darstellt. Die Grafik lässt vor allem die chaotischen Verhältnisse des Meldewesens bei dieser Epidemie erkennen !
Die Altersspanne für die positiv getesteten Fälle betrug 0 bis 101 Jahre, im Median 51 Jahre, das heisst 50% der Fälle waren jünger, 50% älter als 51 Jahre.
Die Altersspanne betrug also im Median 51 Jahre, welcher sprachliche Unsinn. Der Median des Alters der positiv getesteten Personen betrug 51 Jahre. Und was ist mit den Personen, die 51 Jahre alt waren ? Richtig hiesse es ‚... 50% waren höchstens 51 Jahre alt, 50 % waren älter als 51 Jahre.‘ oder aber ‚... 50% waren jünger als 51 Jahre alt, 50 % waren mindestens 51 Jahre alt.‘.
Im Vergleich zu den Fällen ist die Altersspanne der Todesfälle deutlich höher. Sie lag bei 32 bis 98 Jahren.
Was soll der sprachliche Unsinn, dass die Spanne ‚32 bis 98 Jahre‘ deutlich höher sein soll als die Spanne ‚0 bis 101 Jahre‘ ? Und im Vergleich zu welchen Fällen ? Etwa den Niagarafällen ?
Im Median waren sie 85 Jahre alt.
Nein, sondern : Der Median ist 85 Jahre. Man kann sagen ‚Im Durchschnitt ist ...‘, aber kaum ‚Im Median ist ...‘ !
Abbildung 2: Inzidenz für COVID-19 pro 100 000 Einwohner nach Alter und Geschlecht in der Schweiz und Fürstentum Liechtenstein
Die Verwendung des epidemologischen Begriffs ‚Inzidenz‘ in diesem Situationsbericht ist beim gegebenen Stand der Datenerhebung äusserst fragwürdig. ,Inzidenz‘ ist in der Medizin und damit auch der Epidemiologie der Begriff zur Angabe der Häufigkeit von Infizierungen, Erkrankungen oder Todesfällen. Die Häufigkeit der positiv getesteten Fälle in dieser Situation, wo die Anzahl der tatsächlich Infizierten um ein Mehfaches (Faktor 4 - 10 ?) höher liegt, als ‚Inzidenz‘ zu bezeichnen, ist schlicht stümperhaft.
In allen Kantonen der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein wurden Fälle gemeldet.
Das weiss die Leserschaft aus dem ersten Abbsatz des Berichts.
Die untenstehende Karte zeigt die Inzidenz der Fälle nach Kanton und dem Fürstentum Liechtenstein. Die Kantone Tessin, Waadt und Basel-Stadt sind am stärksten betroffen. Diese weisen auch die höchste Zahl von Todesfällen aus.
Warum nicht einfacher und präziser ‚... zeigt die Anzahl bisher gemeldeter positiver Fälle pro 10‘000 Einwohner in den einzelnen Kantonen und dem FL‘. ? Der besseren Verständlichkeit wegen scheint mir die Bezugsgrösse ,10’000 Einwohner’ verständlicher, da es Kantone gibt, die weniger als 100’000 Einwohner haben. Alle und das FL haben aber mehr als 10’000 Einwohner.
Zudem wäre es besser ‚... höchste Zahl von Todesfällen pro 10‘000 Einwohner ...‘ zu schreiben, da diese Grössen einen Vergleich wesentlich vereinfachen.
Abbildung 3: Kantonale Inzidenz pro 100 000 Einwohner von COVID-19 in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein
‚Kantonale Inzidenz ... im Fürstentum Liechtenstein‘ ?
Bei solcher Berichterstattung entsteht bei mir der Eindruck, dass sich das BAG dem durch Rekrutenprüfungen erhärteten Befund der zunehmenden Verbreitung von funktionalem Analphabetismus anpasst oder mit solchem ‚Geschreib‘ - in Anlehnung an ‚Geschwätz‘ - noch fördert. Oder liegt hier gar ein Fall vor, der in der ‚Bundesamtlichen Inzidenzstatistik von funktionalem Analphabetismus‘ mitgezählt werden müsste ?
Herr B., auch Ihnen sind wir verbunden, wenn Sie die Regeln des Anstands wahren und Ihre unsachlichen Eindrücke für sich behalten. Vielen Dank.
Herr M., ich verstehe Ihre Ermahnung nicht. Ich habe die Berichterstattung als Mathematiker mit einer Zusatzausbildung in Wissenschaftskommunikation und Statistikdozent, der damals im Gymnasium vom Mathematiklehrer gelernt hat, auch mathematische und statistische Sachverhalte sprachlich korrekt darzustellen, wofür ich ihm dankbar bin, in sprachlicher und teilweise auch sachlicher Hinsicht kritisiert und auch Verbesserungen vorgeschlagen. Ich hoffe, dass Ihnen als Journalist der sorgfältige Umgang mit Sprache ebenso ein Anliegen ist wie mir. Wenn Sprache nicht gepflegt wird, dann verkommt sie. Wenn in der Wissenschaft ein Sachverhalt sprachlich nicht sauber und präzise beschrieben wird, dann ist dies ein Hinweis darauf, dass der Sachverhalt nicht ganz verstanden sein könnte. Die gehäuften sprachlichen und sachlichen Unsauberkeiten und Fehler in der fraglichen Berichterstattung mit dem Konzept des funktionalen Analphabetismus in Zusammenhang zu bringen und meine Kritik mit einem satirischen Schlusssatz zu beenden scheint mir deshalb keine Verletzung von Anstandsregeln darzustellen.
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass sich Eindrücke nicht in ‚sachliche‘ und ‚unsachliche‘ klassieren lassen ...
Die im Artikel ausgeführten Tatsachen sind seit Jahren bekannt, da hats schon diverse Bachelor- und Master-Arbeiten und andere Publikationen gegeben und ist somit überhaupt nichts neues. Zentraler - denn das ist der springende Punkt für mich - ist die Frage zu stellen warum sich der Bund nicht zu Open Data verpflichtet.
Eine Lösung könnte für mich so aussehen:
Bund bekennt sich zu Open Data
Bund entwickelt ein standardisiertes Format und stellt die passende Software als Open Source zur Verfügung
alle Departments und Kantone können das nutzen
alle Bürger erhalten (gemäss Grundsatz von Open Data) Zugriff auf die Daten
Stellen Sie sich mal die vielen Use-Cases vor. Umweltverbände könnten z.B. F. zugreifen auf die Meldedaten zu umwelt-relevanten Themen und die für sie notwendigen Auswertungen machen. Oder Konsumentenverbände erhalten Zugriff auf die Meldedaten im Gesundheitsbereich und könnten diese in Kontext bringen zu den steigenden Preisen der Krankenkassen. Hierin liegt der echte Fortschritt, den IT bringen kann und das ist auch die Richtung, in welche die Vision gehen sollte.
Das soll jetzt auch kein Journalisten-Bashing darstellen. Ich bringe damit als Leser nur zum Ausdruck, dass die Thematisierung eines einzelnen Messwerts viel zuwenig interessant finde, da für mich das "grosse Ganze" (bzw. die Vision die man umsetzen sollte) viel bedeutender ist. Generell ist Open Data etwas, dass aus meiner Sicht schon längst überfällig ist auch mal in der Republik behandelt zu werden.
Guten Tag
Eine Kropfleerete von sogar zu Recht Frustrierten sollte im Sinne einer Manöverkritik sicher erfolgen und aufgearbeitet werden, aber heute ist vielleicht doch noch der falsche Zeitpunkt dafür, wo die Übersicht erst allmählich wächst. Bisher habe ich den Eindruck, dass ich als Bürger doch Vertrauen in die Verantwortlichen haben darf und mir scheint, dass Politik und die Bürokratie langsam begreifen, was wir heutzutage an der ernsthaften und verantwortungsbewussten Wissenschaft haben und endlich sogar bereit sind, auch darauf zu hören. Es ist leider Gottes anderswo keineswegs besser. Corona entlarvt gnadenlos und unbarmherzig die allüberall bestehenden Missstände, es gibt viel zu lernen daraus. Und schliesslich müssen die Republikmacher aufpassen, dass sie nicht selber Fake News vom Hörensagen aufsitzen. Ich wünsche der Menschheit alles Gute!
Herzlichen Dank für diesen Artikel und auch an Herrn B. Jetzt verstehe ich endlich, warum ich zuhause bleiben muss und warum ich mich so verunsichert fühle. Ich hatte, trotz der unendlichen Flut anInformationen, dauernd das Gefühl, ich werde nicht richtig informiert. Et voila. Das sind Informationen, die mir weiterhelfen.
Rutger Bregmann: „ Gute Journalisten versuchen die grossen Zusammenhänge zu sehen, die strukturellen Kräfte, die unsere Gesellschaft lenken. Manchmal wird das «konstruktiver Journalismus» genannt, also nicht nur auf ein Problem zu schauen, sondern auch nach Lösungen zu suchen. Was nicht gleichbedeutend ist mit erbaulichen, guten Nachrichten, das interessiert mich genauso wenig. Aber sich um einen ausgewogeneren, differenzierteren, weitsichtigeren Blick auf die Welt zu bemühen, das ist es, wobei guter Journalismus uns hilft. News sind dabei nicht immer sonderlich hilfreich.“ Ist jetzt gerade irgendwie speziell wichtig, nicht?
Ist jetzt wirklich der Moment dazu die Bevölkerung zusätzlich zu verunsichern? Wir lernen gerade alle sehr viel punkto Digitalisierung. Und selbstverständlich können Statistiken im Detail keine Auskunft geben, wenn die Zahlen exponentiell steigen, viele zu Hause bleiben und es keinen vorher und nachher Vergleich gibt usw.; trotzdem bilden Statistiken jetzt wichtige indirekte Richtwerte für das Ansteigen der Corona Fälle.
Liebe Frau H., jetzt sind unabhängige, unbequeme Medien, die Missstände anprangern, wichtiger denn je. Das Parlament tagt nicht, Abstimmungen sind verschoben, unsere Grundrechte massiv eingeschränkt. Das ist ein demokratiepolitisch extrem heikler Moment - und das sollte uns alle aufrütteln. Es ist jetzt extrem wichtig, präzise und konstruktiv-kritisch das staatliche Handeln zu beleuchten.
Was hingegen niemandem hilft, ist das Sensationalisieren und Panik verbreiten. Wir versuchen das in unserer Cororna-Berichterstattung konsequent zu vermeiden. Und ich finde, auch in dieser Recherche stimmt die Balance.
Republik AG
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