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Aus persönlicher Erfahrung erkläre ich mir den Zusammenhang zwischen Esoterik, Impfgegnerschaft und Verschwörungstheorien so, dass das esoterische Denken eher intuitiv, allegorisch, und weniger analytisch-rational verläuft. Wenn ich ein Weltbild habe, in dem es eine spirituelle, metaphysische, göttliche Realität gibt, dann kann ich darüber nicht rein analytisch-rational reden. Ich muss Bilder und Vergleiche benutzen. Bei Esoterikern (im Unterschied zu einem monotheistischen Schöpferglauben) scheint mir aber, dass sie allegorisches Denken (in Bildern) und rational-analytisches Denken nicht komplementär und gegenseitig befruchtend verstehen, sondern rational-analytisches Denken verhindert gerade die wahre Erkenntnis. Rational-analytisches Denken dagegen führt zu einem mechanistischen Verständnis der Welt, zu einem Fokus auf die einzelnen Bestandteile, respektive in der Schulmedizin auf eine Behandlung der Symptome und nicht der Ursachen (eine Kritik, die m.E. ihre Berechtigung hat), und damit in die Sackgasse. Im esoterischen Weltbild dagegen sind Krankheiten Ab-Bildungen geistiger Zustände.
Im esoterischen Weltbild geht es ja darum, dass das (unpersönlich) Göttliche in uns ist, dass wir auf die göttliche Energie im Universum oder in uns zugreifen können, uns selber transformieren können, uns selbst heilen und retten (respektive unser Karma abarbeiten) können. Das Universum sorgt für uns, wir müssen die göttliche Energie nur erkennen und sie "nutzen" oder uns ihr öffnen. Diese Energie zeigt sich gerade auch in den Selbstheilungskräften des Körpers. Sich selbst überlassen, respektive mit natürlichen Mitteln gestärkt (gesundes Essen, frische Luft, Bewegungetc), also mit allem, was uns das Universum als göttliche Wirkprinzipien zur Verfügung stellt, wirkt es am besten. Eine Impfung, basierend auf analytisch-rationalem, mechanistischen Denken, stellt dagegen einen Eingriff in diese göttlichen Wirkprinzipien dar.
Die Ablehnung von Impfungen scheint mir darum so radikal zu sein, weil ein Denken in Wahrscheinlichkeiten und damit Risikoabwägungen überhaupt keine Rolle spielen. Es genügen ein paar Fälle von schweren Impfnebenwirkungen, um den Beweis erbracht zu haben, dass Impfungen nicht gut sind. Die Zahlen zu Impfschäden werden nicht in Bezug gebracht zum Nutzen (denn das Prinzip, dass sich der Mensch selbst heilen kann, ist ein Paradigma, das nicht qualifiziert werden muss). Während in einem rational-analytischen Denken das Prinzip der Wahrscheinlichkeit immer da wichtig ist, wo nichts abschliessend gesagt werden kann (was dann wiederum zu einem Kampf über die rechte Statistik führt) orientiert sich das esoterische Denken nur an den paradigmatischen Glaubenssätzen, respektive dem Narrativ. Analytisch-rational würde man zum Schluss kommen, dass der Nutzen von Impfungen die Schäden bei weitem übersteigt. Im esoterischen Weltbild ist es zuerst einmal eine Verletzung der göttlichen Wirkkräfte.
Und eine Impfpflicht ist nichts anderes als ein direkter Angriff auf das esoterische Weltbild (gewissermassen einen Angriff auf die Religionsfreiheit).
Ähnlich spielt die Unterscheidung zwischen Korrelation und Kausalität nicht wirklich eine Rolle im esoterischen Denken. Die Korrelation ist vielleicht sogar wichtiger, denn sie entspricht dem Denken in Analogien (wie sie in der Homöopathie auch zur Anwendung kommt). Empirisch bedeutet Ursächlichkeit, dass ich einen Effekt beliebig reproduzieren kann, gleich einer Maschine, die die immer gleichen Abläufe macht. Esoterisch bedeutet Ursächlichkeit Einklang persönlicher Erfahrungswerte mit den Paradigmen (gewissermassen Empirie auf einem sehr kleinen Sample).
Dazu kommt der ausgeprägte Individualismus im esoterischen Weltbild westlicher Ausprägung (der Buddhismus würde das wohl leicht anders sehen). Dagegen steht das rationale, technokratische, mechanistische Handeln der Regierungen, die die Probleme durch Gesetze, Regulierungen etc "kontrollieren" wollen, und sich dabei wiederum nur in den Details verlieren, mit der Konsequenz, dass die Probleme nicht gelöst, aber die persönlichen Freiheiten stark eingeschränkt werden.
In Deutschland marschierten Rechtsradikale mit. In der Schweiz scheint mir aber der Einfluss aus US-libertären, rechten Strömungen (die auch für Q-Anon verantwortlich zu sein scheinen) viel wesentlicher zu sein. Der Gemeinsame Nenner liegt in der Ablehnung von Regierungshandeln, das primär mal als Eingriff in die persönlichen Freiheiten verstanden wird. Bei den Rechtsradikalen gehts mehr um die Freiheit, Waffen schwingen zu können, bei Esoterikern eher darum, den universalen Wirkprinzipien freien Lauf zu lassen. (Der im Artikel gemachte Bezug von Esoterik zu Rassissmus scheint mir eher historischen Wert zu haben. Ich bin nicht sicher, dass man viele rassistische Esoteriker in der Form heute finden würde.)
In den Pandemie-Massnahmen vereinigen sich der massive Eingriff in die persönlichen Freiheiten mit einem rein rational-mechanistisch Ansatzu zur Lösung der Probleme. Aus Sicht von Esoterikern der komplett falsche Weg und ein Angriff auf alles, an das sie glauben und wie sie die Welt wahrnehmen. Das kann man leicht als Irrationalismus abtun, aber das bringt ja dann auch nichts.
Eigentlich bräuchts hier ein Fazit, wie man diesen Graben überwinden kann (ein früherer Artikel versuchte dies aufzuzeigen), aber persönlich bin ich daran gescheitert.
Spannende Überlegungen! Allerdings gibt es leider auch aktuell ziemlich viele Überschneidungen von rassistischem/faschistischem Gedankengut mit esoterischen Lehren. Hier ein paar Tipps für alle, die sich dazu weiter informieren möchten: Die Doku "Gefärhliche Allianz: Grüne Esoterik und braune Philosophie?" des Bayrischen Rundfunks ist sehenswert. Darin wird auch über die sogenannte Anastasia-Bewegung berichtet, deren Anhänger eine aus dem russischen Norden stammende (fiktionale) autark im Wald lebende Frau verehren und mit der Gründung von "völkischen" Siedlungen aus dem Land die Gesellschaft umkrempeln möchten (und wer denkt, dass das nur ein paar wenige Spinner sind, kann sich mal in den Facebook-Foren für alternative Wohnformen umsehen und sich wundern!). Eine Leseempfehlung ist Tobias Ginsburg: "Die Reise ins Reich. Unter Reichsbürgern". Ginsburg ist als Undercover-Journalist im (reichlich esoterisch angehauchten) Reichsbürger-Milieu unterwegs gewesen und berichtet darüber. Das Buch ist gleichzeitig erschreckend und sehr unterhaltsam. Ein interessanter Einblick zum Thema Rassismus im Geschichtsunterricht an Waldorfschulen findet sich hier: https://www.ruhrbarone.de/geschicht…ssen/49644 und hier https://www.novo-argumente.com/arti…inszustand Es scheint, dass da zumindest in der Lehrerausbildung durchaus noch ein Geschichtsverständnis des 19. Jahrhunderts mit "höheren" und "niedrigeren" Rassen bzw. "Völkern" und einer "Entwicklung" hin zu immer besseren Menschen ähnlich der Vorstellung, dass sich die "Arier" durchsetzen müssten, vorhanden ist. Inwiefern solche Themen an einzelnen S.- oder Waldorfschulen präsent sind, ist wohl nur im Einzelfall zu klären und vermutlich sehr von den einzelnen Lehrpersonen abhängig. Vielleicht wäre das mal eine aktuelle Recherche der Republik wert?
Ich habe Ihren Erklärungsversuch gerne gelesen bis zu dem Punkt, wo Sie davon schreiben, dass ein "mechanistisches Handeln der Regierungen" die Probleme nicht löse, aber die persönlichen Freiheiten stark einschränke.
Ist das jetzt Ihre Meinung oder geben Sie damit die Meinung der beschriebenen Esoteriker wieder? Können Sie ein konkretes Beispiel für das Versagen nennen?
Am Beispiel der aktuellen Pandemie scheint mir das "rationale, technokratische" Handeln der Regierung recht gut zu funktionieren. Obwohl es sicher besser gegangen wäre, zeigen die Hygienemassnahmen überprüfbar Wirkung und ein Impfstoff ist in Rekordzeit zur Verfügung gestellt worden. Natürlich sehe ich auch massiv problematische Gegenbeispiele wie bei der Umweltthematik, aber genau diese Eingrenzung würde ich mir von Ihrem im Übrigen toll formulierten Beitrag wünschen. Ansonsten bin ich mir nicht sicher, was Sie damit aussagen möchten.
Ich habe damit die Meinung der beschriebenen Esoteriker wiedergegeben. Ein Esoteriker würde wahrscheinlich sagen: es hätte (sanfte) Alternativen zu diesen harten Massnahmen gegeben, statt Separierung und Lockdown, Stärkung des Immunsystems und damit Fokus auf die Selbstheilungskräfte. Wenn Sie als Prämisse akzeptieren, dass es eine sanfte Alternative zu den harten Massnahmen gegeben hätte, dann wirkt die Aussage, dass die Massnahmen wirken, eher zynisch, denn dann rücken die negativen Nebeneffekte dieser harten Massnahmen in den Vordergrund (Vereinsamung, soziale Distanz, zerstörte wirtschaftliche Existenzen, vermehrte psychische Krankheiten bis hin zu gesteigerter Suizidalität, das Wegsperren von Pflegeheimbewohnern im Namen der Bekämpfung der Epidemie, das Verunmöglichen von Trauern, wenn nicht mal engste Angehörige mehr von ihren Verstorbenen Abschied nehmen dürfen), die man eigentlich nicht hätte in Kauf nehmen müssen, hätte man auf die Selbstheilungskräfte vertraut. Mehr noch, die soziale Distanz, die Quarantäne, die Angstmacherei mit Fallzahlen und Sterberaten, alles Dinge, die das Immunsystem schwächen, die den Menschen erst richtig krank machen. Hätte man den Dingen also ihren Lauf gelassen, und die Immunabwehr gestärkt, wär's besser gekommen
Das hat eine gewisse Folgerichtigkeit, oder nicht? Wer argumentiert, dass primär Todesfälle zu vermeiden sind, sieht sich damit als Menschenfreund. In der Optik des esoterischen Impfkritikers verhält es sich eher umgekehrt: da werden Massnahmen unterstützt, die unnötig sind und zu einem entmenschlichten Umgang untereinander führen (keine Zuneigung mehr zeigen durch Umarmen und all die anderen erwähnten Dinge).
Oder ganz plakativ auf den Punkt gebracht: der mechanistische Ansatz der Regierungen, schwächt das Immunsystem und treibt die Menschen in die Isolation und verletzt die persönlichen Freiheiten. Dagegen steht der "natürliche" Ansatz, nichts zu tun, respektive das Immunsystem zu stärken, und ansonsten das Universum die Dinge regeln zu lassen, den Tod als Realität zu akzeptieren.
Wenn nun aber Regierung, so ziemlich alle Regierungen, die gleichen Massnahmen treffen weltweit, und wenn diese so OFFENSICHTLICH den Menschen schwächen und in die Unfreiheit führen, dann ist der Sprung zum Gedanken, dass diese eine koordinierte, absichtsreiche Aktion ist, nicht mehr fern. Und leider ist es dann auch so, dass ausgerechnet typen wie Trump oder Bolsonaro plötzlich zu den Verteidigungswürdigen zählen, und sich eine weiter Überschneidung mit den Rechten ergibt.
Mir geht es nicht darum, meine persönliche Weltsicht darzustellen, sondern darzustellen, dass beide Sichten eine gewisse Folgerichtigkeit haben (was nicht heisst, dass damit die Prämissen richtig sind).
Als Atheist und Rationalist ist das esoterisch-spirituelle Geschwurbel für mich reine Zeitverschwendung. Es lenkt lediglich von den materiellen-ökonomischen Gegebenheiten ab und führt zu falschen Lösungsvorschlägen. Selbsterhöhende Subjektivität dient lediglich den herrschenden Verhältnissen. Sie ist Ausdruck persönlich empfundener Ohnmacht angesichts der unübersichtlichen gesellschaftlichen Problemen. Es ist wohl kein Zufall, dass die Klimabewegung, initiiert von der kommenden Generation, diesen irrationalen Reflex zu durchbrechen versucht. Ihre Forderungen und Handlungen geben Anlass zur Hoffnung, dass die wirklich wichtigen Probleme der Klimakatastrophe, von der wir ALLE betroffen sind, endlich rational-politisch angegangen werden.
Wie zu erwarten war: Ein böses Wort über den Doktor S. und es hagelt Proteste. Das war schon in den 90er-Jahren so, als ich zwei, drei Artikel über Esoterik schrieb und u. a. auch die anthroposophische Wurzelrassentheorie problematisierte. All der Hokuspokus muss aber nicht zwingend dumm machen. Michael Ende war ja auch Waldorfschüler und sein Jim Knopf ein zutiefst humanistisches und antifaschistisches Buch!
Darum baten Sie vor zwei Wochen schon einmal, damals bei der dritten Folge mit den Worten «überflüssig». Gemäss dem Auftakt der Serie gibt es noch zwei weitere Folgen.
Warum finden Sie, es reicht?
Ich frage mich, ob die Republik (die ich sehr schätze) mit dieser Serie grad die Polarisierung schürt. Zu einer Zeit, wo – wie mir scheint – rundherum der Aggressionspegel steigt. Polarisierung führt im schlimmsten Fall zu Gewalt.
Mir fehlt in dieser Debatte oft buchstäblich das „sich auseinander setzen“, im Sinn: einen Raum dazwischen offen lassen.... statt mit Meinungen und sog. Argumenten übereinander herzufallen.
Muss alles, jeder Denk- oder Fühlansatz, der nicht die aktuelle Haltung zu einem Thema der Gesellschaft bejaht, als Gefährdung angesehen werden? Auch in der Pandemie, die doch ein wenig wie ein Brennglas wirkt?
Darf ich mein Unbehagen darüber, in welcher Welt, in welchem Leben und in welcher Situation mit Corona wir gelandet sind, noch äussern? Was geschieht gerade mit uns? Was verstört uns? Bei welchen menschlichen und mitmenschlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten (und ihrem Ausdruck) werden wir frustriert oder fühlen wir uns hilflos? Und darf ich das noch äussern, vertrauensvoll erzählen?
Liegt richtig, wer sich in den Gewohnheiten von z.B. Konsums, Karriere, Masslosigkeit von Ansprüchen, Ausbeutung von Ressourcen aller Art etc. gut eingerichtet hat? Und gehöre ich in die Ecke der Esoteriker wenn ich mich – höchst unqualifiziert, aber ja! – zu den erweiterten Themen von Lebensqualität und Lebenskunst äussere? Ich möchte mich nicht rechtfertigen müssen, wenn ich z.B. über meine guten Erfahrungen mit „konkreter Anthroposophie“ (Schule, Medizin, Landwirtschaft) erzähle, oder mit Meditation, oder mit Spiritualität quer durch alle Weltreligionen.
Ich wünschte mir mehr Respekt vor den Bemühungen aller Menschen, konstruktiv ihr Leben zu gestalten, so gut es halt geht, immer unperfekt und vorläufig! Und auch vor den tief darunter liegenden Hoffnungen, aber auch Ängsten und ihrer Verarbeitung, resp. auch Kompensation aus Not.
Es wäre ein Gegengewicht zur Polarisierung.
Danke Frau Rossi ich schliesse mich Ihnen voll und ganz an. Corona hat Spaltungen und Gräben durch alle Gesellschaftsschichten hindurch vertieft. Die Aufgabe der Republik sehe ich im differenzierten Fragen und Nachspüren und nicht im Polarisieren . Diese ganze Serie hat mich sehr enttäuscht weil sehr einseitig und undifferenziert.. Alles wird in den gleichen Topf gerührt. Wenn man die Anthroposophie verstehen will indem man Gegner befragt die absolut nichts von ihr verstanden haben und (heikle) Einzelteile herausreisst wird man ihr nicht gerecht ja man diffamiert sie und schadet ihr. In Südafrika hat man übrigens noch in den 50er Jahren Rassenforschung zugunsten der Apartheidspolitik betrieben.
Die angeführte Definition von Esoterik kann ich nicht beurteilen aber mit Sicherheit gehört die Anthroposophische Bewegung nicht in diese Definition weil alle Schriften von S. jedem zugänglich sind und sie sich aktiv in viele Lebensbereiche hineinstellt indem sie eben Geist und Materie nicht trennt sondern immer versucht im konkreten sozialen Leben kreativ zu verbinden seis in der Pädagogik, Landwirtschaft, Medizin, Kultur, Kunst........Wohin ein einseitig materialistisches technisches Weltbild führen kann können wir ja sehen.
Ich wünschte mir sehr Gespräche MIT Menschen und nicht ÜBER sie. Es gibt viele interessante wache Zeitgenossen im anthroposophischen Umfeld man könnte ja einmal bei der Redaktion des Goetheanum nachfragen. Gerade auch sehr aktive Ärzte. Habe übrigens in dieser Zeitschrift keinen einzigen spaltenden oder diffamierenden Artikel gelesen in dieser ganzen Zeit.
Bedanken möchte ich mich für den Bericht über Joe Biden. Dieser weckt in mir ein positives (Nach) Denken , positive Gefühle. Die brauchen wir um unsere Zukunft zu gestalten. Eine bessere Welt entsteht nicht im Trennen und Anklagen sondern letztendlich indem ich den Herausforderungen schöpferisch Neues versuche abzuringen und dazu brauche ich persönlich ein spirituelles Weltbild.
Mich erstaunt wie schwarz- weiss die Welt in der Serie Eyes Wide Shut dargestellt wird. Ich war bisher überzeugter Republik Leser, finde aber, dass eine Serie von nun mehr als 8 Folgen mit der Darstellung nur einer Perspektive nichts mehr mit Journalismus zu tun hat, sondern eine persönlich Meinungsvertretung darstellt.
Als Beispiel wird im Beitrag 7 der Einfluss der Arbeitswelt auf die Gesundheit der Menschen als „esoterisch“ abgetan. Wenn ich mich aber an meine berufliche Karriere zurückerinnere, waren die Personen mit den längsten krankheitsbedingten Abwesenheiten immer diejenigen mit einem Burnout! Welches Virus ist denn dafür verantwortlich und welche Impfung hilft denn dagegen?
Ich hoffe, dass diese schwarz- weiss Darstellung wieder durch professionellen Journalismus abgelöst wird, sonst bin ich als „Mitverleger“ der Zeitung raus.
Ich denke, Sie haben da was falsch verstanden: nicht der Einfluss der Arbeitswelt auf die Gesundheit wird als esoterisch abgetan. Ein Burnout, als psychische Erschöpfungskrankheit, kann aber nicht mit einer Lunkentuberkulose oder Lepra verglichen werden, welche durch Viren und Bakterien ausgelöst werden. Bei letzteren die Heilung in Meditation anstatt Medikamentation zu suchen, ist nicht nur dumm sondern höchst fahrlässig!
Dieser Artikel erklärt wohl einige Zusammenhänge, fördert aber wieder Polarisierungen. Ich frage mich, ob uns dieses Schwarz - Weiss - Denken weiterbringt und plädiere für den gutschweizerischen Mittelweg. Ich denke, der Mensch braucht beides, Verwurzelung in der Realität und die Verbindung mit etwas Höherem. Beides hat seine hellen und seine dunklen Seiten. Einerseits hat uns unser materialistisches und verstandesbetontes Denken Wohlstand und Sicherheit gebracht, Ernährungssicherheit und massive Fortschritte im Gesundheitswesen. Andererseits braucht man doch nur die heutige Welt anzuschauen, um zu sehen, wohin uns diese Lebensweise gebracht hat. Die Zeitungen sind voll davon. Was das Abgehobene, Höhere betrifft: Meine Kinder besuchten die Rudolf - S. - Schule und wir, ja auch wir Eltern, haben viele positive Werte mitgenommen und haben gelernt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, miteinander umzugehen. Das Geschwätz einiger Impfgegner und abgehobener Esoterikerinnen habe ich einfach so stehen lassen. Ich habe auch gemerkt, dass Rudolf S. unterschiedlich interpretiert wird. Seine Schriften sind für mich in der Hauptsache sowieso verschwurbelt und schwer verständlich. Was dabei in der Praxis im Schulalltag rausschaute, war aber gar nicht schlecht. Es werden keine anthroposophischen Inhalte unterrichtet. Und es gab auch viel gegenseitige Toleranz. Für Ausgleich sorgten ohnehin unsere Jugendlichen auf dem Pausenhof, die einander mit "Du Anthroposoph" beschimpften, wenn sie mal richtig austeilen wollten. Was ich sagen will: Viele von uns spüren, dass es diesen Ausgleich braucht, einerseits das Bodenständige, Realitätsverbundene, andererseits auch das Spirituelle und Abgehobene. Gute Rudolf - S. - Lehrer wissen das. (Rein esoterische Lehrer haben es schwer beim Unterrichten.) Schwierig wird es für uns alle doch da, wo es einseitig und verbohrt wird, auf beiden Seiten. Reines Verdammen der Gegenseite ist kontraproduktiv.
Eben habe ich Ihren Beitrag gelesen, und ich bin erstaunt, was für für einen Unsinn Sie in Ihrem Beitrag "Eyes Wide Shot" Folge 7 zu verbreiten helfen!
Ich hielt die "Republik" bisher für eine seriöse Zeitung. Doch was Ihre angebliche Fachfrau Jutta Ditfurth, eine "Spezialistin über die Grünen und Verschwörungs-theoretiker" in diesem Text von sich gibt, ist nun tatsächlich der Gipfel von Stumpfsinn und Nichtwissen! Da behauptet, diese Frau doch, Daniele Ganser, welcher zu Recht als fundiertester Kenner der US-Politik seit 1945 gilt, der wie verschiedene andere die G.W.Bush Lügen und Falschmeldungen über 9-11 mit Fakten blossgelegt hat, sei ein Verschwörungstheoretiker. Diese Frau übernimmt doch einfach die Terminologie der CIA, welche Menschen als Verschwörungstheoretiker bezeichnen, die - aufgrund von Widersprüchen in den offiziellen US-Darstellungen und von eindeutigen Fakten - die Lügen der Bush-Adminsitration aufgedeckt haben, um sie fertig zu machen und als unglaubwürdig und lächerlich zu machen. Ist Daniel Ryser plötzlich von allen guten Geistern verlassen worden?!
Sehr geehrter Herr Goldinger,
Beiliegend meine Antwort, welcher ich erst fälschlicherweise an einer anderen Stelle platziert habe:
Tja, eine Zeitung die Profil und Kanten hat, schreibt eben nicht immer das, was seine eigene Meinung reflektiert. Auch ich bin nicht immer einverstanden, damit was in der Republik geschrieben wird. Es sind ja auch verschiedene Autoren. Diese kann man aber sehr wohl auch konstruktiv kritisieren und kommentieren. Die Republik hebt vor allem darum ab vom Mainstream wie TX-Group, CH-Media, Youtube und Telegram.
Zu Ihrem Beitrag fällt mir folgendes Stück aus der bis anhin seriösen Zeitung ein, das Sie vielleicht interessieren könnte: «Die Methode Ganser». Und hier einen nennenswerten Fakten-Check zum Begriff der «Verschwörungstheorie».
Anthroposophie war mir stets im Kern suspekt. Trotzdem möchte ich hier eine Lanze brechen für das Rasierwasser von Weleda, ein wirklich ausgezeichnetes Produkt. Und frei von Pestiziden und Verschwörungstheorien.
Oh, Herr Goldinger, Sie tun das, was Ganser selbst sorgfältig vermeidet und worauf er sich immer dann zurückzieht, wenn ihm Verschwörungstheorien unterstellt werden: Er legt keine Lügen und Falschmeldungen bloss. Darauf besteht er in seinen eigenen Äusserungen immer: Er stelle nur Fragen, er kenne die Antworten aber nicht. Klar, die Fragen sind immer so gestellt, dass für Gansers AnhängerInnen nur der Schluss bleibt, Ganser entlarve Lügen und Falschmeldungen. In Wirklichkeit stellt er (gerade in Bezug auf 9/11) Fragen, die andersnorts längst (abschlägig) beantwortet wurden - tut aber so, als ob die Fragen noch offen wären und jene, die Antworten gaben lügen würden, um zu vertuschen. Aber auch das sagt er nicht klar - auch hier fragt er wieder (mehr oder weniger rhetorisch). Und wenn diese Methode bei Menschen angewandt wird, die an offziellen Untersuchungsergebnissen zweifeln, dann ziehen diese Schlüsse - mit denen Ganser sie dann im Regen stehen lässt.
Es scheint, dass die Republik mit ihrem heutigen Beitrag gerade ein weiteres Abo verbrannt hat. Ein Beitrag, den ich aus anderen Gründen - unter anderem Kommentaren wie Ihrem - gar nicht erst lesen wollte, weil mich das alles unsäglich beelendet.
Tja, eine Zeitung die Profil und Kanten hat, schreibt eben nicht immer das, was seine eigene Meinung reflektiert. Auch ich bin nicht immer einverstanden damit, was in der Republik geschrieben wird. Es sind ja auch verschiedene Autoren. Diese kann man aber sehr wohl auch konstruktiv kritisieren und kommentieren. Die Republik hebt vor allem ab vom Mainstream wie TX-Group, CH-Media, Youtube und Telegram.
Ein Punkt zum Thema "Framing" ist mir in Ihren Artikeln möchte ist mir aufgefallen und möchte ich hier gerne anbringen:
Sie benutzen in den Texten regelmässig den Begriff Verschwörungstheorie. Mir aus Naturwissenschaftler graust es dabei direkt. Aber auch sonst halte ich den Begriff problematisch, da er eine intelektuelle Flughöhe unterstellt, welche nicht vorhanden ist. Und auch kein rationales Vorgehen.
Ich würde es begrüssen, wenn Sie konsequenter die Bezeichnung Verschwörungsideologie oder ähnliches Benutzen würden.
Der Begriff "Ideologie" würde ich als wertend empfinden. Zudem ist er aus meiner Sicht auch nicht korrekt. Hinter der Verschwörungstheorie steckt eine Ideologie, aber die Verschwörungstheorie ist in sich keine Ideologie. Sie ist ein Erklärungsversuch basierend auf Beobachtungen oder Annahmen. Insofern wäre der Begriff Hypothese korrekt. Denn grundsätzlich können die Annahmen bestätigt oder widerlegt werden. Sorry, Theorien sind nicht nur das Prärogativ empirischer Wissenschaftler. :-)
Lieber Herr B.,
es geht mir aber genau um eine Deutungshoheit bei dem Begriff Theorie. Ich finde es wichtig, dass dieser im Sinne der Aufklärung benutzt wird. Diese basiert auf einem rationalen Ansatz.
Ich mag ihn widersprechen, dass diese Verschwörungslehren (neuer Vorschlag ;-) ) eben nicht auf Beobachtungen basieren, die für unabhängige nachvollziehbar sind, basieren.
Und ja, ich benutze den Begriff der Verschwörungsideologie und bringe damit auch meinen Widerstand dagegen zum Ausdruck.
Sehr geehrter Markus J. Schmidt, wir haben das natürlich diskutiert, vor allem auch, weil sich die REPUBLIK eigentlich auf den von Ihnen ins Spiel gebrachten Begriff der Verschwörungsideologie festgelegt hatte. Wir stellten jeder Fachperson, mit der wir für diese Serie sprachen, ebendiese Frage: Was trifft es denn nun am besten?
Und kamen zum Schluss: «Verschwörungstheorie». Deshalb verwenden wir für diese Serie ebendiesen Begriff. Und zwar bewusst. Michael Butter, Professor für amerikanische Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Tübingen und ein renommierter Forscher auf diesem Gebiet, sagt in Bezug auf diese Diskussion, der Begriff der Verschwörungstheorie erfasse letztlich am besten, wie diese Gedankengebäude funktionierten.
Butter, mit dem wir sehr lange sprachen, schreibt in einem aktuellen Beitrag in der ZEIT: «Verschwörungstheorien haben mit Alltags- oder wissenschaftlichen Theorien auf einer formalen Ebene viel gemeinsam, wie der Philosoph Karl Hepfer in seinem lesenswerten Buch zum Thema zeigt. Wie andere Theorien auch versuchen Verschwörungstheorien, auf der Grundlage miteinander verknüpfter Annahmen (die Analytische Philosophie spricht hier von "Sätzen") Erkenntnisse über die Welt zu gewinnen. Verschwörungstheorien nehmen an, dass nichts durch Zufall geschieht, nichts ist, wie es scheint, und alles miteinander verbunden ist. Dass Erkenntnisse, die auf Grundlage dieser Annahmen generiert werden, in der Regel falsch sind (es gibt halt den Zufall!) ändert nichts am Theoriestatus.»
Den Beitrag, den ich sehr empfehlen kann, finden Sie hier:
https://www.zeit.de/gesellschaft/20…ahres-2020
Beste Grüsse, DR
Diese Analyse erinnert mich an den Streit, den ich vor über 15 Jahren mit einem Hippie und Yogalehrer an einer autonomen Schule hatte: Er wollte mir erklären, dass sämtliche Missstände auf der Welt ihren Sinn hätten, da sie Teil der kosmischen Ordnung seien. Wie dies mit einer linken, d.h. emanzipatorisch-egalitären Haltung vereinbar sein sollte, war mir schon damals ein Rätsel. Die Naturalisierung oder gar Sakralisierung gesellschaftlicher Verhältnisse muss von allen fortschrittlichen Menschen eindeutig zurückgewiesen werden! Wir sollten andererseits aber auch nicht in eine naive Verklärung des Rationalismus und DER Wissenschaft verfallen, sondern müssen uns als kritische citoyennes/citoyens daran erinnern, dass auch die Aufklärung ihre Dialektik in sich trägt: Die universellen Menschenrechte sind ebenso ihre Kinder wie die kapitalistische Verwertungslogik und der Überwachungsstaat.
Sehr einverstanden. Die Gefahr der Verklärung der Wissenschaft (und die Folgen davon) hat dieser Essay in den Anfängen der Pandemie m.E. gut herausgearbeitet:
«Esoterik ist definiert als eine Geheimlehre, eine Geheimlehre, die nur besonders befähigten, erleuchteten Gestalten in ihrem Kern zugänglich ist. » — mir scheint diese Definition passt irgendwie auch gerade auf die zentrale Protagonistin dieses Artikels, Jutta Ditfurth, wenn sie allen anderen die Fähigkeit abspricht, die Beweggründe der «Querdenker» lesen zu können.
Nein. Zu unterscheiden sind erlernbare Fähigkeiten von Fähigkeiten, die einem/einer angeboren sind bzw. ohne eigenes Zutun zukommen.
Die Fähigkeit von Frau Ditfurth, nämlich nationalsozialistische, antisemitische Codes zu lesen, ist erlernbar. Und eine Einführung in die Dechiffrierung dieser Codes wird gerade in der Serie "Eyes Wide Shut" geboten.
Die Fähigkeit, von der Esoteriker*innen sprechen, kommt hingegen einzelnen Menschen angeblich ohne ihr Zutun zu – daher der Begriff "erleuchtet". Diese Vorstellung ist ausgesprochen elitär, woher die Bemerkung "Esoterik sei in ihrem Wesen elitär und helfe, den Menschen jeden emanzipatorischen Gedanken auszutreiben." rührt.
Ersteres ist Wissenschaft, letzteres Esoterik.
Ich finde es interessant, dass in diesem Artikel versucht wird, eine Verbindung zwischen Esoterik und faschistischem Gedankengut herzustellen, die es offensichtlich gibt. Die Geschichte mit den Wurzelrassen in der Theosophie und der Anthroposophie ist auch mir aufgestossen.
Doch wird der Elefant im Raum nicht thematisiert, dass die Esoteriker in der grünen Partei sind, also muss es auch eine Verbindung von Esoterik mit linkem Gedankengut geben. Doch dieser Zusammenhang stört, wenn man die Esoteriker verunglimpfen, entwerten und zum Feind der Aufklärung und des Humanismus machen will. Darum wird er tabuisiert.
Jeder der sieben Teile der Serie zeigt ein anderes Bild. Meist ein radikales Statement der ProtagonistInnen. Oft sind deren Meinungen irritierend oder gar verstörend. Aber es tut gut, andere Sichtweisen zu erfahren. Ich möchte auch allen Debattierenden meinen Dank aussprechen. Nicht nur die JournalistInnen der Republik zeigen Engagement, auch die Leserinnen und Leser.
Bei der Lektüre dieses Artikels habe ich den Eindruck genommen, die Anthroposophie als Ganzes werde in die Esoterik verbannt.
Was einzelnen anthroposophisch orientierten Individuen oder Gruppen angesichts ihres Auftretens gegen die Pandemie kritisch angelastet werden darf, kann nicht einfach über das Gesamtwerk von Rudolf S. geleert werden.
Sowohl die Wissenschaft wie die Politik und die Religion stehen der Pandemie irgendwie hilflos gegenüber. Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Wirkung des Impfens hat sich noch nicht erfüllt. Ob unsere Gesellschaft wieder je so kontaktfreudig sein darf wie bisher, wäre sicher ein Wunschtraum für viele.
Andererseits dürfte die Pandemie aber auch ein Wink aus der geistigen Welt sein, sich einmal mehr mit ihr zu befassen. Die Anthroposophie weist spannende Wege dazu.
Nein, Herr W., die Wissenschaft, im Gegensatz zur Anthroposophie, steht der Pandemie keineswegs hilflos gegenüber. Im Gegenteil ! Und der Virus interessiert sich nur für Materie, nicht für die geistige Welt. Bleiben wir doch bitte in der Gegenwart und driften nicht ins Mittelalter ab.
Danke für den Beitrag. Gerade beim derzeitigen Zuwachs der Grünen Partei - durchaus begrüssenwert, da in Klimafragen rational und wichtig! - ist es gut, sich zu vergegenwärtigen, was sich in diesem Milieu eben auch schon immer tummelt: Homöpathen, Antroposophen, Verschwörungsgläubige, Esoteriker, Kernkraftgegner, Gentechgegner, Technophobiker und andere zutiefst irrationale Zeitgenossen. Zum Glück gibt es für rationale Grüne die GLP.
Ein sehr anregender Beitrag, der viele Zusammenhänge aufdeckt und auch viele Fragen aufwirft.
S. B. zeigt in seinem sehr differenzierten Kommentar auf, wie sehr sich rationales Denken und esoterisch-intuitive Erfahrungen unterscheiden. Esoterik scheint mir (um diesen unscharfen Begriff einfach mal so zu verwenden) stark mit den Erfahrungen zusammenzuhängen, dass das aufklärerisch-rationale Denken in seiner Extremform, wie es unter anderem in der neoliberalen kapitalistischen Ideologie zum Ausdruck kommt, zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen führt. Esoterik ist in dem Sinne eine Gegenbewegung, deren Problem darin bestehen kann (nicht zwingend muss), dass sie auf frühere Denk- und Bewusstseinsstufen zurückgreift und so den Weg zurück in den Irrationalismus mit all seinen Gefahren wie Faschismus und Antiaufklärung öffnet.
Was Not tut ist ein Bewusstsein, ein Denken und Handeln, das beide Seiten konstruktiv zusammenbringt und weiter führt. Jean Gebser weist mit seinem Hauptwerk „Ursprung und Gegenwart“ auf solche möglichen Wege hin.
Lieber Heini,
sehr einverstanden, das hast Du gut formuliert. Meine Gedanken dazu sind, dass man nicht ausschliesslich mit rational-naturwissenschaftlich-empirischer Methode alle Fragen und Antworten der esoterisch-geistigen Welt lösen kann, aber auch umgekehrt: das Esoterische kann nicht die Probleme der realen Welt erklären oder bestimmen.
Es bräuchte wohl auf beiden Seiten Nachdenken und Selbstkritik.
Um mit einem Beispiel aus unserer Welt zubeginnen: Wissenschaft ist ja keineswegs immer "neutral", sondern es kommt drauf an, wer zu welcher Studie oder Fragestellung Geld spricht - diese Interessen haben nämlich Einfluss auf die gefundenen Resultate (teils bewusst, sicher unbewusst). Das wiederum hat empirische Forschung gezeigt. Und dort wo kein Geld ist, gibts auch keine evidence, was dann Platz für weniger rationale Ideen schafft.
Der Artikel weist auf wunde Punkte hin, ist aber sehr tendenziell und einseitig. Eigentlich mache Sie es genauso, wie diejenigen, die sie anprangern. Sie picken einzelne berechtigte Elemente heraus, packen sie in einen Kuchen und es kommt alles gut recherchiert daher, ist aber in der Gesamtsumme und den Rückschlüssen und der Einseitigkeit einfach falsch: Wie der Leser C. K. sehr treffend schreibt: Mein Eindruck über diesem Artikel: Eine Art Verschwörungstheorie über die Verschwörungstheorien.
Sie zitieren Jutta Dietfurt:
«Deswegen sei es typisch für Esoterikerinnen, aber auch Verschwörungsideologen, dass sie sich nicht mit den ökonomischen Grundlagen einer Gesellschaft befassen. Dass sie sich nicht mit den Ursachen von Armut befassen. Dass sie sich nicht damit befassen, dass Menschen soziale Wesen sind, die andere Menschen brauchen. Sie überlegen sich auch nicht, wie eine Gesellschaft gestaltet sein könnte, dass die Menschen ihre Fähigkeiten entfalten und glücklich miteinander leben.»
Diese Aussage ist genauso haltlos und einseitig, wie, wenn ich pauschal behaupten würde: Alle Intellektuellen verstecken ihre Persönlichkeit und somit Verletzlichkeiten, die zum Menschsein gehören, hinter ihrem Intellekt und haben ihren Zugang zur Intuition und somit auch zu ihrer Kreativität vollständig gekappt.
Mir fehlen in allen Artikeln die Zwischentöne.
Man kann nicht einfach dabei stehen bleiben, Menschen, die auf wichtige Themen und damit möglicher verbundener Gefahren hinweisen, pauschal in die Ecke Verschwörungsanhänger abzuschieben. Das sind nicht einfach alles nur Spinner. Viele ziehen offenbar aber falsche Schlüsse. Und die meisten haben einfach Angst und fühlen sich durch die Informationsflut überfordert. Nimmt man die nicht ernst und macht sich stattdessen einfach nur lustig über sie, werden die Gräben immer tiefer.
Beispiel Angst vor der Verbindung von Impfung und Chips:
https://www.tagesspiegel.de/wissen/…08276.html
Die Technologie zur Überwachung ist da. Der Rückschluss, dass das jetzt bei den Impfungen auch der Fall ist, ist falsch.
Oder Thema Chemtrails (wird jetzt zwar im Artikel nicht erwähnt). Auch hier sollte man sich bewusst sein, dass Technologien da sind und/oder erforscht werden, die das Wetter und das Klima beeinflussen können. Der Rückschluss, dass Kondensstreifen tatsächlich Chemtrails sind, ist aber falsch.
Auszug aus Bericht UNO-Umweltkonferenz:
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/h…74333.html
«Ein neues Thema auf der politischen Agenda ist das so genannte Geoengineering. Ein Beispiel für Geoengineering ist das Versprühen von Partikeln in der Stratosphäre, damit die Sonneneinstrahlung kleiner und damit die Erderwärmung abgeschwächt wird. Die Schweizer Delegation beantragte, dass die UNEP die Chancen und Risiken für Geoengineering untersuchen soll. Der Antrag löste eine Diskussion aus. Es gab für diesen Antrag indes keinen Konsens. Die Schweiz wird sich zusammen mit anderen Staaten weiter dafür engagieren, dass die Fakten zur Sprache kommen.»
Übrigens, eine der anthroposophischen Wurzelrassen sind die Weissen. Dass diese auf dem absteigenden Ast sind, ist offensichtlich und wird heute überall thematisiert. Und es gibt gut erkennbare Versuche, diesen Niedergang mit Gewalt zu verhindern.
Wurzelrasse? Schon allein dieser Begriff löst bei mir Kopfschütteln aus. Der Mensch ist doch kein Lattich, der aus dem Boden spriesst... Ausserdem ist der Begriff "Rasse" im Zusammenhang mit Menschen ohnehin fehl am Platz, wissenschaftlich widerlegt und politisch obsolet.
Spengler beklagte schon vor über hundert Jahren den Untergang des Abendlands. Gemessen an dieser kulturpessimistischen Prognose hält sich der abendländisch-angelsächsische globalisierte Kapitalismus doch erstaunlich stabil. Leider. Auch die BLM-Bewegung würde wohl kaum in Ihren Schwanengesang des "weissen Niedergangs" einstimmen. Ich sehe in solchen Aussagen eine konstruierte Opfergeschichte, die höchstens dazu geeignet ist, rechte Irrlehren wie die "Umvolkungstheorie" zu befeuern.
S. nennt sie "Arier". Als ich das vor langer Zeit (in meiner nachpubertären Eso -Suchphase) zum ersten mal gelesen habe, war für mich die Anthroposophie keine Option mehr. Zu deutlich war, was aus solchem Gedankengut entstehen kann...
Sie decken sich gerne im Bioladen mit Demeter-Produkten ein? Sie wählen die Grüne Partei, aber eigentlich finden Sie Politik doof und bewirken lieber im kleinen Rahmen was? Spiritualität kommt Ihnen in dieser materialistischen Gesellschaft zu kurz? Bei 5G haben Sie irgendwie ein schlechtes Gefühl? Sie finden alle Religionen doof ausser den Buddhismus? Ein Daniele-Ganser-Vortrag, an den Sie eine Freundin aus dem autogenen Training mitgenommen hat, hat Ihnen die Augen für geopolitische Zusammenhänge geöffnet? «Sieben Jahre in Tibet» ist Ihr Lieblingsfilm? Ihre Partnerin haben Sie an einem Meditations-Intensivworkshop kennengelernt? Ihr Kind wäre letztes Jahr fast an einer Angina gestorben, weil Sie ihm erst Antibiotika gaben, als der Arzt Ihnen klarmachte, dass die Entzündung bald aufs Herz schlage? Masernimpfung für das Kind? Da sagen Sie: Nein, danke?
Uff...!!
:
Die Antwort darauf kann ich teils mit „Ja“ oder „Nein“ oder mit „ab und zu“ oder mit „wahrscheinlich eher nicht“ beantworten.
Wird nicht gerade in diesem Abschnitt ein „Klischee“ produziert?
Bin etwas verwirrt, dies in der Republik gelesen zu haben, denn in diesem Abschnitt wird ganz klar Schwarz-Weiss gemalt. Dies führt ja dann gerade nicht zu angeregtem, hinterfragendem Denken und Handeln.
Das Klischee vom Esoterik-Flügel von den Grünen, ja. Finden Sie nicht, dass die Tatsache, dass sie einige Fragen mit deutlichem "Ja" und andere mit deutlichen "Nein" beantworten konnten zum Denken und Hinterfragen anregt? Wenn ein Nazi beschrieben wird, kann ich seelenruhig immer "Nein" sagen und muss nicht sehr kritisch denken, aber dieser Artikel "hits close to home". Ich finde gerade das regt enorm zum Hinterfragen an.
Einige Gespräche, die ich kürzlich hatte, rechtfertigen diese Serie und ja, auch Folge 7, durchaus. Eine differenzierte Berichterstattung ist wünschenswert. Aber auch die hier beschriebenen Beobachtungen und Interpretationen lassen sich eben durchaus in unserer unmittelbaren Realität feststellen. Mindestens in meiner. Und nicht zu knapp. Was verunsichert.
„Deswegen sei es typisch für Esoterikerinnen, aber auch Verschwörungsideologen, dass sie sich nicht mit den ökonomischen Grundlagen einer Gesellschaft befassen. «Dass sie sich nicht mit den Ursachen von Armut befassen. Dass sie sich nicht damit befassen, dass Menschen soziale Wesen sind, die andere Menschen brauchen. Sie überlegen sich auch nicht, wie eine Gesellschaft gestaltet sein könnte, dass die Menschen ihre Fähigkeiten entfalten und glücklich miteinander leben.“
Diesen Abschnitt des Artikels kann ich nicht unkommentiert stehen lassen, denn er beweist für mich gerade das Gegenteil dessen, was er behaupten möchte: Dass nämlich Rudolf S. alles andere als ein weltfremder, abgehobener Esoteriker war, sondern ein sehr praktisch orientierter Denker, der sich vor allem auch damit auseinandersetzte, wie ein gelingendes Miteinander funktionieren könnte, nämlich u.a. In seiner „Sozialen Dreigliederung.“
Auch handelt es sich bei der Anthroposophie keineswegs um eine Geheimlehre; anthroposophische Literatur steht allen offen, das Goetheanum ist ein öffentlicher Ort und man braucht kein geheimes Codewort, um an anthroposophischen Veranstaltungen teilnehmen zu können.
Ich finde es schade, dass aufgrund dessen, was einige „Anthroposophen“ machen - deretwegen sich S. notabene im Grab umdrehen würde, da er selber immer dazu aufgerufen hat, das bewusste Denken zu schulen und sich eine eigene Meinung zu bilden statt blind irgendwelchen Theorien anzuhängen und in einfachen Kategorien von Schwarz /Weiss, Entweder/Oder, Gut/Böse zu denken - die Anthroposophie als solche verunglimpft wird (noch dazu, wie es scheint, von Menschen, die sich nur mit Teilaspekten derselben auseinandergesetzt haben).
Merke: Man kann durchaus auch Anthroposoph und treuer Republik-Leser der ersten Stunde sein ;-)
Die Serie punktet..!!!
Schöne Rückgriffe auf frühere Folgen (zum (Ex-) Grünen Politiker) und die Lücke zur ideologischen Nähe von Esoterik und Faschismus geschlossen.
Und Nähe heisst nicht deckungsleich (wie das viele im Forum kommentieren), aber auf Grundlage der Esoterik lässt sich leicht eine neoliberale, anti-solidarische, anti-aufklärerische oder faschistische Ideologie basteln (wie im Text erklärt).
Dass die Nationalsozialisten sich der Esoterik bedienten, ist klar. Sie eigneten sich uralte asiatische Symbole an. Sie waren gierig nach den vermeintlichen Geheimnissen des damals sagenumwobenen Tibets. Sie projizierten ihre Wünsche nach einem Sieg in alte Legenden der Germanen. Jedoch zu behaupten, dass die Esoterik oder die asiatischen Religionen, auf denen auch S. gebaut hat, per se faschistisch sind, geht nicht. Faschistisch war das Potpourri der Nationalsozialisten. In die Esoterik lässt sich vieles projizieren.
Es ist anzunehmen, dass auch genug Atheisten Mitglieder der Grünen Partei sind.
Auch ich kann hier nicht andocken. Das Thema hoch relevant, die Erklärungsversuche... zu kurz gesprungen. Die eine oder andere These zur deutschen grünen Szene meiner (deutschen) Erfahrung entsprechend nicht zutreffend, vielleicht aber auch nicht relevant. Es braucht einen vertieften Zugang - das könnt ihr doch sonst so gut!
Naja, es ist einfach, Dinge zu zerlegen, indem man sie lächerlich macht und sich abstruse Rosinen herauspickt. Es liest sich zwar amüsant-süffig, aber ob es ein differenziertes Bild ergibt und ob Frau Ditfurth eine neutrale Expertin ist, oder vielleicht doch voreingenommen den Hammer schwingt, sei dahin gestellt.
Mich interessiert, was Sie mit "sich abstruse Rosinen herauspickt" meinen (das ist ernst gemeint - ich verstehe nicht, was Sie dmit meinen).
Natürlich ist Ditfurth keine "neutrale Expertin" - so etwas gibt es nicht, wenn es um Verschwörungstheorien und/oder Esotherik geht. Wer daran glaubt, wird Nicht-Gläubige als nicht objektiv bezeichnen. Wäre es anders, gäbe es gar keine diese modernen Sagen, wonach die Erde flach und Covid19 von Eliten erfunden ist, Kinder ermordet werden, um aus ihnen ein Serum für ewige Jugend zu gewinnen etc. Denn objektiv gesehen, ist das ja alles Unsinn - womit ich in den Augen der Anhänger solcher Theorien schon nicht mehr objektiv bin.
Was eindeutig an Ditfurths Ausführungen stimmt, ist die starke Verbindung der deutschen Grünen zu Homöopathie. Vor dem Grünen-Parteitag im Herbst 2019 wurde in den deutschen Medien gespannt darauf geschaut, wie die Grünen den innerparteilichen Spaghat zwischen Anti-Corona-Massnahmen und ihrer Homöopathie-Fraktion hinbekommen würden. Und es stimmt ebenfalls, dass Anthroposophen in der "Querdenker"-Bewegung eine grosse Rolle spielen.
Abgesehen davon sind die S.-Aussagen zur Tuberkulose und die Aussagen zu Lepra so ein absoluter Quark, dass eigentlich jedes Wort dazu eins zuviel ist.
Liebe Frau S.,
Mit den „abstrusen Rosinen“ bezog ich mich auf die Lepra-Aussage, von der übrigens nicht klar ist, ob sie von S. kommt oder jemand anderem, oder die über die Tuberkulose. Schräg und bizarr, einverstanden. Aber was bringt das? Und warum ist das ein Faschismusbeleg? Eine direkte Linie von S. zum Faschismus zu ziehen ist vollkommener Quatsch. Es zu tun, legt nah, dass man weder das Eine noch das Andere kennt. Dass da Anthroposophen auf den Demonstrationen mitlaufen oder sich auch in deren Organisation engagieren, sich u. U. nicht klar nach rechts abgrenzen oder sich instrumentalisieren lassen, ist wohl so und will ich nicht schönreden. Sorglos, mit wem man sich gemein macht, oder von wem man sich kapern lässt, sind auch andere. Anthroposophie, zu der man sich stellen mag wie man will, wird hier auf reduzierte und undifferenzierte Art tendenziell als Ganzes in die rechte Ecke gestellt und lächerlich gemacht. Sich über etwas lustig zu machen ist rechtens, amüsant und tut manchmal weh. Man muss allerdings aufpassen, welche Kurzschlüsse man intendiert.
Lieber Daniel Ryser, lieber Olivier Würgler
Ein kleines Seitenthema ist es, das ich mit Ihnen teilen möchte, und bei dem ich mich sehr freuen würde, wenn Sie mir eine Antwort geben könnten.
Zwar ein "kleines Seitenthema", aber darin kann meiner Meinung nach exemplarisch Wichtiges erkannt werden.
Es geht um Daniele Ganser. Ich selber kenne ihn nicht genug, als dass ich mir ein klares Urteil über ihn gebildet habe.
In ihrer Folge 7 von Eyes Wide Shut hat es zu Daniele Ganser einen verlinkten Hinweis. Wenn ich ihn öffne, komme ich zu einem Text von Michael Butter vom 13.4.2019, also zu einem Text, der VOR Corona geschrieben wurde. Michael Butter schreibt darin, dass Ganser die Verschwörungstheorien befeuere.
Nun wurde mir vor ein paar Tagen ein Link zu einem Ganser-Vortrag zu Corona zugestellt. Dieser Vortragsausschnitt war für mich so gut und erfüllend wie selten ein Beitrag über Corona. Meiner Meinung nach ist der Vortag ausgewogen, polemisiert nicht und polarisiert nicht.
Könnte es sein, dass Ganser in seinem Leben schon "Ausrutscher" in die Suggestion und in Absolutheitansprüche hatte, und zu andern Zeiten ein ausgewogener, wacher Querdenker ist?
Könnte es sein, dass Jutta Ditfurth eine wache Querdenkerin ist, und manchmal in die Suggestion und in Absolutheitsansprüche ruscht.
WENN Sie es sich einrichten können, schauen Sie diese Viertelstunde Ganser zu Corona, und dann sagen sie mir, ob das Verschwörungstheorie ist, oder ob das seinen alternativen Wert hat, und ob zukünftig auch Texte in dieser Art die Republik bereichern könnten. Neben den Empfehlungen des BAG, und nicht gegen sie.
Sehr geehrter Herr L., danke für Ihren Beitrag.
Was ich grundsätzlich interessant finde: Dass Daniele Ganser nun auch Vorträge zu Covid-19 hält. Er war ja in völlig anderen Bereichen tätig. Mir fiel während unseren Recherchen auf, dass Ganser plötzlich an Querdenken-Demonstrationen auftauchte, hofiert wie ein Popstar. Das war eindrücklich. Ich fragte mich aber auch: Warum ist es eigentlich eine logische Linie, wenn einer 9/11 anzweifelt, dass er dann automatisch Covid-19 anzweifelt? Warum war ich alles andere überrascht, Ganser, den «Friedensforscher», an dieser Demonstration in Berlin zu sehen, umgeben von hasserfüllten Menschen, Neonazis, die Journalist*innen bedroht haben und Reichskriegs-Flaggen schwenkten. Ist das nun ein Beleg für einen besonders kritischen Menschen, der eben für «den Frieden» auch dort hingeht, wo es weh tut? Oder nicht eher der Beleg für den Inbegriff eines Verschwörungstheoretikers, der eben nicht bei einem einzelnen Ereignis (9/11) Fragen hat, weil es ihn etwa verunsichert, warum im Nachgang zu 9/11 ausgerechnet der Irak angegriffen wurde, und dann auch noch basierend auf einer Lüge vor der UNO-Vollversammlung, sondern der eben überall dieselben Machenschaften am Werk sieht: Eine Elite mit bösen Absichten mit dem Ziel des Totalitarismus.
Oder, eine weitere Möglichkeit, ist Daniele Ganser letztlich einfach ein kluger Geschäftsreisender? Man muss ja von irgendwas leben. Das Video, ich habe es mir angeschaut, folgt in meinen Augen letztlich dem, was Michael Butter in der REPUBLIK als «Methode Ganser» beschrieben hat, Ganser «als Prototyp desjenigen Verschwörungstheoretikers, der vorgibt, nur Fragen zu stellen, implizit aber eine Verschwörungstheorie entwirft. (...) Er selbst bestreitet das und besteht darauf, dass er nur auf Ungereimtheiten in der offiziellen Version hinweise und eine neue Untersuchung fordere.»
Ganser spricht in dem Vortrag, den Sie gepostet haben, von einem «Angriff der Angstmaschinere» (11:00). Was will er damit sagen? Dass es einen geheimen Plan gibt? «Die Übung läuft», sagt er dann. «Die Übung geht weiter.» Welche Übung? Covid-19 als eine «Plandemie», wie es im rechtsextremen Kopp-Verlag heisst?
Und plötzlich ist Daniele Ganser ein Virologe: Das Virus werde nicht weggehen, es werde bleiben, sagt er. Es gebe keine zweite Welle, sondern nur eine «Dauerwelle» (O-Ton), die Politik müsse sich «mit Dramatik zurückhalten» (ebenfalls O-Ton)– und dann entblösst Daniele Ganser entweder ein schreckliches kaltblütiges Geschäftskalkül (ein bisschen das erzählen, was die Leute hören wollen, auch wenn er selber gar nicht so weiss, was er eigentlich davon halten soll oder meint) oder aber – und gerade für einen «Friedensforscher», wie er sich nennt – ein zutiefst menschenverachtendes Menschenbild. Zum Schluss des Vortrages sagt Daniele Ganser nämlich (ab 12:55): «Es gibt keine zweite Welle. Es gibt eine Dauerwelle. Wir können als Menschen auch mit Verkehrstoten leben. Mit Kriegstoten. Mit Hungertoten. Mit dem Tod. Okay.» Das sagt der Mensch, der zehntausende Bücher verkauft hat mit der Ansage, er sei ein «Friedensforscher». Und das an einer Veranstaltung mit dem Titel «Idealism prevails. Make the world a better place!» Wie geht das alles überhaupt noch ansatzweise zusammen?
Das Risiko zu sterben sei nicht neu, sagt Ganser. Und dann entschwebt er offenbar in andere Sphären: «Wir müssen das Vertrauen finden, das Gute zu erkennen. Achten Sie auf das Schöne. Das Schöne gibt Ihnen Kraft. Setzen Sie sich vor eine Blume.» Und was dann, Herr Ganser, frage ich mich als Zuschauer? Mich vor eine Blume setzen und das Elend der Welt einfach passieren lassen, denn so ist es nun mal?
Da fällt mir Jutta Ditfurth ein (die womöglich tatsächlich ordentlich mit dem Hammer draufhaut, was aber ihre Forschung und ihre Analysen nicht weniger interessant macht): «In der Esoterik gilt: Transformiere soziale Probleme ins nächste Leben, auf eine höhere Ebene, auf eine Wolke. Akzeptiere, dass es Eliten gibt, dass es eine gesellschaftliche Ordnung gibt mit Oben und Unten. Akzeptiere, dass es Menschen gibt, die einen grösseren Anschluss an ein geheimes Wissen haben. Und wenn du an all das glaubst, wenn du diese Regeln erfüllst, dann wird dein Leben mit Erfolg gekrönt sein. Esoterik und Verschwörungsideologien überschneiden sich darin, dass sie keinen realistischen Bezug zur Welt haben. Dass man imaginären Zuständen, Geistern, Eliten alle mögliche Kraft zuspricht, die man selber nicht hat.»
Beste Grüsse, DR
Danke für die Ausführungen, mir ging es beim Zuschauen ähnlich. Ich frage mich jeweils, wenn Suizide, Verkehrs- oder Hungerstote genannt werden - ist den Leuten a) nicht bekannt, dass dagegen viel gemacht wurde und wird, und b) tun sie selbst denn etwas dafür/dagegen, dass weniger Personen hungern (da sie dies ja als schlimm ansehen)?
Vielen Dank an das Duo für diese Episode. Es ist schön wieder mal etwas von Jo Lang zu hören, der sozusagen der Grüne unserer Generation war. Und Jutta Ditfurth ist immer für pointierte Sätze gegen Rechts, aber auch gegen ihre ehemalige Partei, die Grünen, zu haben, auch wenn sie damit mehr wie eine Polit-Aktivistin rüberkommt und weniger als eine Soziologin. Denn als Wissenschaftler*in will man differenzieren, differenzieren, differenzieren.
Hier jedoch erhält man durch die dichte Verkettung den Eindruck: Grüne sind Esoteriker sind Anthroposophen sind Corona-Leugner sind rassistische Sozialdarwinisten sind Verschwörungsgläubige sind antisoziale Apolitische sind Homöopathen sind Impfgegner sind Faschisten und Antisemiten (im Übrigen alles in männlicher Form).
Was also fehlt, sind die Bindeglieder à la «Welche und wieviele dieser Gruppe wurden unter welchen Umständen zu solchen?». Geholfen hätte hierzu die Frage nach den Ursachen (Zitate aus dem Interview mit Oliver Nachtwey):
Für die «Kritik an der industriellen Rationalität, an unserer Hypermoderne»?
Für die «Ablehnung der verwalteten und vollständig rationalisierten Welt»?
Für die «grosse Entfremdung vom traditionellen politischen System, von den Volksparteien, von der Wissenschaft, von den Medien»?
Dafür, dass aus «antiautoritären Rebellen später regressive Rebellen werden»?
Dafür, dass «diese Menschen dann plötzlich, obwohl sie ganz anders, linksliberal, grün sozialisiert sind, dann doch in der AfD, weil sie gegen das Establishment ist, eine Alternative sehen»?
Wir müssen uns bewusst sein, dass vielerorts um 30% der Bevölkerung offen sind für Verschwörungsglauben und dass unter den Schweizer Nicht-Wähler*innen 16% politisch Verdrossene ausmachen.
Die anderen Anteile sehen übrigens wie folgt aus:
25% zufriedene Desinteressierte
20% Inkompetente
18% sozial Isolierte
13% abstimmende Nichtwählende
9% unkonventionell Partizipierende
An diese Definition der Grünen habe ich auch gedacht, Herr Rebosura, als ich diesen Artikel las 😃 Leider ist das die generelle Tendenz heutzutage, Andersdenkende zu diffamieren. Dafür braucht es kein Facebook, klassische Qualitätsmedien tun es auch.
Langsam vermute ich, dass da die Sozialdemokraten dahinterstecken, welche die erfolgreicheren Grünen anschmieren, bzw. eine Spaltung innerhalb der Grünen zwischen den linken Materialisten und den Esoterikern anzetteln wollen.
Haha, Herr G., ist das Ihr Ernst?
«Langsam vermute ich, dass da die Sozialdemokraten dahinterstecken, welche die erfolgreicheren Grünen anschmieren»
Haha, ich krieg mich fast nicht mehr ein.
Herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag. Ich bin selber ehemalige Steinerschul Schülerin und habe mit über 40 Jahren immer noch nicht den obskurantistischen Sumpf verdaut in dem ich grossgezogen wurde. Da stösst immer wieder etwas sauer auf wenn ich mit gruseligen Weltbildern und Vorurteilen konfrontiert werde. Insbesondere als Frau. Da soll man ja einen natürlichen Drang zum kinderkriegen haben (Mutterinstinkt), während der Menstruation keine Mayonaise oder Butter schlagen können und von Natur aus besser Sprachen als Mathematik lernen können... Mein Partner hatte mir entsetzt über meine Erzählungen Simone de Beauvoirs "das zweite Geschlecht" geschenkt. Seither muss ich immer daran denken wie ruhelos diese grossartige Denkerin sich im Grab wälzen muss.
Zu Weihnachten gabe es wunderbare alternative Kindergeschichten. In einer wird unglaublich rührend erzählt wie es dazu kam das schwarze Menschen helle Fussohlen und Handinnenflächen haben: Der Mohr (einer der 3 Könige) war am bettchen des Jesuskindes so traurig über seine andersartigkeit, dass als er die Händchen des Kindes in seine nahm diese sich aufhellten! Ehrlich
Da ist ein Artikel wie Ihrer immer etwas Erholung für mich.
DANKE
Was passierte mit den 1000 verbrannten Republik Abonnements? Ich war sehr gespannt, was da passiert war. Jedoch sehe ich, dass die Folge nun nicht mehr da ist. Gibts da trotzdem noch Infos, oder hab ich was überlesen?
Geht mir gleich :) Aber vielleicht war das eine interne Wette, dass nach diesem Artikel 1000 gehene....
Danke für die Frage. Im heutigen Newsletter ists erklärt: War der Arbeitstitel dieser Folge der Serie, den wir dann kurzfristig geändert haben, weil wir nicht wollten, das der Titel zu stark vom Inhalt ablenkt. Der Arbeitstitel spiegelte auf selbstironische Art, dass die kritische Betrachtung von Glaubenssätzen, die anders als vermutlich zum Beispiel klassischer Rechtsextremismus in unserer Verlegerschaft auch vorkommen, zu erbosten Reaktionen führen kann. Spiegel vorhalten ist in der Publizistik immer schwieriger als das "Andere" untersuchen.
genau, das hätte mich auch interessiert. - ausserdem, warum sprecht Ihr nicht mit einem dieser "anthroposophischen" demoorganisatoren, sondern nur über sie ...
Ja, die Jutta Ditfurth ist für die Postmoderne Linke ein bisschen wie der Elsässer für die neue Rechte. Spannend. Ich geh jetzt in meinen Weinkeller und drehe meine Demeter Naturweine im Uhrzeigersinn. Schöner Artikel, gleiche Funktion wie der Teil mit Elsässer, einfach andersrum. Ihr macht wirklich vor gar nichts halt, um meine innere Ausgewogenheit auf Probe zu Stellen. <3
Sehr geehrter Herr S., danke für Ihre Rückmeldung. Damit Sie in Ihrem Demeter-Weinkeller nicht alleine sind und sich Ihre innere Ausgewogenheit nicht allzu schnell wieder einpendelt, was ja irgendwie schade wäre, wenn man schon die Möglichkeit hat, sich im eigenen Weinkeller wieder ins Lot zu trinken, möchte ich Ihnen noch diesen Twitter-Thread der Historikerin Annika Brockschmidt mitgeben (die auch in mehreren unserer Eyes-Wide-Shut-Folgen als Stimme auftritt). Darin geht es um den Demeter-Anbauverband, der 1924 gegründet wurde und auf Rudolf S. spirituell-esoterischer Weltsicht aufbaut. Spoiler-Alert, Zitat Brockschmidt: «Die Wahl ist nicht Demeter oder der Gift-Bottich. Verantwortungsvolle Landwirtschaft stützt sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse - nicht auf hellseherische Erleuchtungen von jemandem, der weder Landwirt noch Biologe war. Darum geht es.»
Hier der Thread: https://twitter.com/ardenthistorian…4686891009
Beste Grüsse, DR
Wohingegen ich nur Einwenden kann; was schert es mich, wenn die Demeterwinzerin morgens um 5Uhr aufsteht um ihren Hornmist von Hand 5 Stunden in die gleiche Richtung zu drehen. Ich kenne demeter-Bauern, die machen dass, weil ihnen die Bio-Knospe-Richtlinien nicht weit genug gehen (Futter, Behandlung der Nutztiere, Ackerbaulogik etc.) und die sind trotzdem Geimpft, finden Homöopathie aber auch ok, mobilisieren für Gegendemos wenn Nazis durch Basel ziehen etc.
Auch hier: Die Wahrheit ist so schön fragmentiert und kleinteilig, aber ich erwarte auch nicht, dass ein so grossartiger Text auf diese Nuancen eingehen will.
Ich meine aber, die Problematik an der ganzen Situation der esoterischen, anthroposophischen und anderer (frei)-geistigen Milieus ist das gleiche wie überall in Europa: Der Verlust der Deutungshoheit der bürgerlichen Gesellschaft über das Geschehen in der Welt. Bis jetzt liefs so gut… Zumindest für sie, aber jetzt ändert sich das, und die verschiedenen Milieus reagieren anders auf die Situation und suchen die Schuldigen überall, aber nicht bei sich selbst.
Es bleibt spannend, wenn ich erwachsen bin, dann weiss ich sicher noch ein bisschen mehr über die Welt. Bis dahin sei noch was angefügt: Ich bezweifle, das die Wissenschaft die letzten 60 Jahre die richtige Erkenntnisse für Nachhaltige Landwirtschaft geliefert hat, die Wissenschaft hat in eine ganz andere Richtung gearbeitet. Sowohl die Bio-Bauern und die demeter-Bäuerinnen waren der heutigen Erkenntnissen zur nachhaltiger Tierhaltung und Bodennutzung um Jahre voraus, mal abgesehen von der ideologischen Misswüchen, eine Errungenschaft die sich nicht verstecken sollte.
Übrigens: Feuilleton-Gastronominnen in linken Szenebeizen und hippen Vegano-Kult servieren demeter-Naturwein und dazu wird progressiv diskutiert. Wein verbindet, mehr denn je.
Bestere Grüsse
JS
Mein Vater beschäftigt sich seit Jahren mit Buddhismus. Leider ist er da komplett abgedriftet. Alles hat mit Karma zu tun. Wenn du an Krebs erkrankst oder schwer Krank zur Welt kommst, dann hat das mit deinem vorigen Leben zu tun. Selbst Schuld. Die einzige Möglichkeit sich vom Leiden zu befreien ist sich in die Erleuchtung zu meditieren, weil dann wird man nicht mehr wiedergeboren sondern ist erlöst.
Ich wusste vorher gar nicht das es so schädliche Formen von Buddhismus gibt.
Viele Passagen in diesem Artikel passen 1 zu 1 auf Aussagen von ihm. Ich hatte das Gefühl er meditiert sich das selber zusammen. Die Esoterik als Grundlage ist da sehr plausibel.
Vielen Dank für den Artikel. Ich find es etwas Schade das sich Leute über die Serie beklagen. Inhaltlich find ich sie Top. Dem Thema muss mehr Beachtung geschenkt werden. Wenn Leute mal richtig abgedriftet sind, kann man sie so schnell nicht mehr zurückholen. Ein Freund von mir bereitet mir auch sorgen. Youtube Filterblase und News von Russia Today etc. Er lebt in einer kompletten parallel Welt. Was politisch links bedeutet weiss er nicht. Da gibts nur Antifa und die sind böse. Es geht immer nur um die Feindbilder.
Mag alles gut und rechtes sein, aber Sie werfen mit den vielen Fragen am Anfang etwas viel Dinge in einen Topf. Die Welt ist leider nicht so einfach wie hier dargestellt ist. Die rechten Verflechtungen S. sind durchaus oft schon thematisiert worden und können, wenn man den Zeitkontext etwas ausblendet auch heute noch erschrecken (über die anderen Autoren die Sie nennen kann ich nichts sagen, da ich sie nicht kannte), es sind jedoch im Bezug auf die Schule die realen Begegnungen an einer S.-Schule die auch viel positives, weltoffenes Denken, handwerkliches Geschick, weniger Leistungsdruck, Lebensfreude und Ausdruckskraft mitgehen können. Kritisches Denken entsteht aus der Auseinandersetzung, daher Danke für die Recherche.
Von mir aus gesehen gibt es nicht EINEN Nährboden für Faschismus.
Sondern diese Nährböden können fast überall gefunden werden, resp.sind weit verbreitet und tief verankert im menschlichen Dasein. Ich beobachte eher, dass Faschismus aus den Minderwertigkeitskomplexen und den Ängsten der Menschen entsteht.
Ist die Theologie eine Verschwörungstheorie – und die Physik ebenfalls?
Eine Frage, die sich stellt, wenn man Michael Butters formalistische Minimal-Definition für «Verschwörungstheorie», in dem von Daniel Ryser zitierten Artikel, liest:
Verschwörungstheorien nehmen an, dass nichts durch Zufall geschieht, nichts ist, wie es scheint, und alles miteinander verbunden ist.
In der (christlichen) Theologie heisst es doch:
Alles geschieht nach Gottes Vorsehung
Gottes Wege sind unergründlich
Alles ist Teil von Gottes Plan
Verschwörungstheorie als säkularisierte Religion, also ein Surrogat, ein Religionsersatz?
Aber nanu, heisst es nicht auch in der Physik:
Alles in der Natur ist determiniert
Alles geschieht nach zugrundeliegenden Elementen, Kräften und Gesetzen
Alles im Universum ist miteinander verbunden
Ist die Physik nun eine Verschwörungstheorie? Wenn nicht, was ist der Unterschied? Ist Michael Butters Definition womöglich nicht hinreichend? Welche Unterscheidungsmerkmale bräuchte es noch?
Liebe Lesefreunde und -freundinnen, in mir steigt nach dem ersten Durchlesen dieses neusten Seriebeitrags das ungute Gefühl auf, dass wir uns hier auf eine Arte "Gegen-Verschwörungstheorie" zubewegen: Homöopathie und Esoterik gehören zusammen und Esoterik ist antihumanistisch und faschistisch, ergo .... - nein, bitte hört auf, solchen Simplifikationen und Verkürzungen unreflektiert Platz zu geben. Ihr seid doch tammi nomole gescheit genug, um diese Gedankengänge und Argumentationen kritisch abzuklopfen und auszudifferenzieren!
Mit klarem Blick zusammengetragen. Gemeinsamkeiten eigenartiger Strömungen aufgezeigt. Für mich eine wertvolle, erhellende Analyse. Mich würde interessieren, was der mitmarschierende Neonazi über den mitmarschierenden Homöopathen denkt, und natürlich auch umgekehrt. Und der spirituell gewandete Hippie über beide. Im "normalen" Leben würden die sich doch sowas von in die Haare kriegen. Oder gibt es sie wirklich, die rechtsradikalen Veganer und militanten Osteopathen, die in Liedern, Kabarett und Karneval gelegentlich zur Belustigung hergezeigt werden?
Ob es jetzt wirklich die Frau Jutta D. sein musste? Als Expertin kann man sie sicherlich bezeichnen, vor allem aus ihrer eigenen Geschichte. Wenn ich mich recht entsinne, führte sie den sogenannten "Fundi"-Flügel der Grünen, der dann nach sehr hässlichem Schlagabtausch und Machtkampf von Joschka Fischer und seinen "Realos" abgelöst wurde. Danach kamen die Zustimmung zum Bosnien-Krieg, zu Hartz IV. Frau D. hat also ordentlich einstecken müssen. Aber das ist alles lange her, und eine so kluge Frau wächst dann vielleicht an den persönlichen Katastrophen. Ihrer etwas hochnäsigen Sicht auf "die Medien" mag ich nicht folgen, aber zugespitzt formulieren konnte sie schon immer. Sind ihr wohl mal wieder die Pferde durchgegangen. Schwamm drüber :).
Es wäre interessant, konkrete Beispiele für die antisemitischen Codes zu sehen, die Jutta Ditfurth erwähnt.
Für (rechtsextreme) Codes und Symbole im Allgemeinen ist auch die Seite dasversteckspiel.de eine gute Referenz.
Hm, wichtige Hinweise, doch eigentlich sehr oberflächlich. Nicht Republik-like - die kann das doch besser. Die vorangehenden Beiträge griffen tiefer. Hoffe auf Besseres, da wichtig.
Ein sehr gut recherchierter, äusserst wichtiger und beeindruckender Artikel. Nachdem ich ihn gelesen habe habe ich mich entschlossen, eine Mitgliedschaft bei Republik abzuschliessen. Well done!
Zitat Rudolf S.: "Es gibt in der geistigen Welt Wesenheiten, für die Angst und Furcht, die von Menschen ausströmen, wie eine willkommene Nahrung sind. Hat der Menschen nicht Angst und nicht Furcht, dann hungern diese Wesen … Strömt der Mensch Furcht und Angst und Kopflosigkeit aus, dann finden diese Wesen eine willkommene Nahrung, und sie werden mächtiger und mächtiger. Das sind feindliche Wesen für die Menschen."
Kein Wunder, vertrauen ziemlich viele seiner Anhänger weder auf die Massnahmen noch auf die Impfung.
Das ist aus dem Zusammenhang gerissen.
Im öffentlichen Berliner Vortrag über „Die sogenannten Gefahren der Einweihung“ vom 12. Dezember 1907 (Bibl.- Nr. 56, S. 144-145) heisst es:
„Der geistigen Welt sind die Gedanken, die Sie hegen, als etwas Reales eingefügt. Ein Hassgefühl, das Sie einem Menschen entgegenbringen, ist in der geistigen Welt realer und für denjenigen, der es durchschaut, auch viel wirksamer als ein Schlag, den Sie dem Betreffenden mit einem Stock geben. Wenn sich das Furchtbare auch nicht unmittelbar vor Ihren Augen abspielt, es ist doch so. Furcht und Angst, solche negativen Gefühle, die sind in der Tat etwas, was, wenn es aus dem Menschen herausströmt, dadurch, dass er die entsprechenden geistigen Wesen und Kräfte kennenlernt, verhängnisvoll werden kann. Diese Angst und diese Furcht sind in der Tat etwas, was den Menschen zu der geistigen Welt in ein verhängnisvolles Verhältnis setzt; denn es gibt in der geistigen Welt Wesenheiten, für die Angst und Furcht, die von Menschen ausströmen, wie eine willkommene Nahrung sind. Hat der Mensch nicht Angst und nicht Furcht, dann hungern diese Wesen. Derjenige, der noch nicht tiefer eingedrungen ist, möge das als Vergleich nehmen. Derjenige aber, welcher die Sache kennt, weiss, dass es sich um eine Wirklichkeit handelt. Strömt der Mensch Furcht und Angst und Kopflosigkeit aus, dann finden diese Wesen eine willkommene Nahrung, und sie werden mächtiger und mächtiger.
Das sind feindliche Wesen für die Menschen. Alles, was sich nährt von negativen Gefühlen, von Angst, Furcht und Aberglauben, von Hoffnungslosigkeit, von Zweifel, das sind in der geistigen Welt dem Menschen feindliche Mächte, die grausame Angriffe auf ihn führen, wenn sie von ihm genährt werden. Daher ist es vor allen Dingen notwendig, dass der Mensch, der in die geistige Welt eintritt, vorerst sich stark mache gegen Furcht, Hoffnungslosigkeit, Zweifelsucht und Angst. Das sind aber gerade Gefühle, die so recht moderne Kulturgefühle sind, und der Materialismus ist geeignet, weil er die Menschen abschneidet von der geistigen Welt, durch Hoffnungslosigkeit und Frucht vor dem Unbekannten diese dem Menschen feindlichen Mächte gegen ihn aufzurufen.“
Es geht also um die geistige Welt, und nicht um die materielle.
Das ist in keiner Weise eine Begründung, warum sich Menschen gegen Impfungen entscheiden.
Lieber Herr C. Herzlichen Dank für Ihren Beitrag. Was S. zum Thema Angst hier sagt, erinnert mich auch diese alte Indianerweisheit:
An old Cherokee chief was teaching his grandson about life:
"A fight is going on inside me," he said to the boy.
"It is a terrible fight and it is between two wolves.
"One is evil - he is anger, envy, sorrow, regret, greed, arrogance, self-pity, guilt, resentment, inferiority, lies, false pride, superiority, self-doubt, and ego.
"The other is good - he is joy, peace, love, hope, serenity, humility, kindness, benevolence, empathy, generosity, truth, compassion, and faith.
"This same fight is going on inside you - and inside every other person, too."
The grandson thought about it for a minute and then asked his grandfather,
"Which wolf will win?"
The old chief simply replied,
"The one you feed."
Author Unknown
(possibly a Cherokee parable, and going back probably at least to the 1950's in print - but unconfirmable)
Genau das hab ich auch gedacht, Ditfurth ist mir auch vor allem als "linksideologischer Flügel" der Grünen in Erinnerung, die sich gegen die Realos um Fischer positioniert hat. Und teilweise kam sie mir selber manchmal in ihren Aussagen etwas esoterisch angehaucht rüber. Aber wir lernen alle dazu;-). Ihre heutige Analyse kann ich gut teilen. Die Grundlage ist eigentlich schon sehr "alt": Die Nazis und insbesondere Hitler waren auch von anthroposophisch-deutschmythologischen Ideen angetan, die gleiche Assoziationaskette wie im Text erwähnt: Die Freikörperkultur zB war damals "in", bei den einen führte sie in anarchistisch-künstlerische Experimente, wie in Ascona auf den "Monte Verita", bei den anderen in disziplinierte "Martial-Arts" ähnliche Welten der Stählung und Körperbeherrschung. Beide inkl. "gesundes Essen", sogar erste Wellen des Vegetarismus, Formen von Buddhismus, Simplifizierung der damals sehr populären Evolutionstheorie von Darwin zu sozialdarwinistischen Ideen. usw. . Eigentlich alles, was gegen den alten, traditionell steif bürgerlich genormten gesellschaftlichen "Mainstream" sich erhob. Wenn man sich das als ausser ausserhalb eines Mainstream-Kreises vorstellt, bildet es einen Aussenkreisring. Mit Verbindungsfäden in alle Richtungen. Denn die Herkunftsmilieus spielten eine Rolle: Abkömmlinge von Bildungsbürgertum und Kleinbürgertum waren/sind den "gehobenen Irrationalitäten" näher als Bauern- oder Arbeitermilieus. Letztere pflegten den "roheren Mythos", da ihnen "Blut und Boden" logischerweise näher sind. Demeterbauern sind oft eine Mischung.
Ich will nun nicht länger weiterreferieren, ...;-)
Diese Strömungen wurden nach den Weltkriegen überlagert vom aufgeklärten demokratischen Aufbau. Und ab den 1980ern wieder in den diversen passenden Milieus gestärkt. Leider musste ich über die Jahre feststellen, dass auch Teile der Frauenbewegung einiges dazu beigetragen haben. Frauen wurden und werden (manchmal strategisch verständlich) als "bessere, empathischere, sensiblere sozialere, naturnähere, ganzheitlichere, nährende menschlichere Wesen hervorgehoben, analog etwa zur "Mutter Erde", "Mutter Natur". Das dient natürlich dem "Self-Enhancement". Wenn man/frau es aber dabei belässt/beliess, ist die Anfälligkeit für esoterische Ideen aber implizit vorhanden. Es bleibt bei "Halbemanzipation". Nähme mich mal wunder, wie so die Geschlechteranteile in den Anti-Corona-Stömungen sind.
Nähme mich mal wunder, wie so die Geschlechteranteile in den Anti-Corona-Stömungen sind.
Das finde ich eine spannende Frage.
«Gender Differences in COVID-19 Conspiracy Theory Beliefs» (CUP, 9.7.2020) von Erin C. Cassese et al. mit 3019 befragten Amerikaner*innen schreibt:
We find that women are significantly less likely than men to endorse COVID-19 conspiracy theories, and that this gender difference cuts across party lines. Our analysis suggests this gender gap is partially explained by two dispositional factors—learned helplessness and conspiratorial thinking.
Bei der etwas neueren Feldstudie «Politische Soziologie der Corona-Proteste» (16.12.2020) von Oliver Nachtwey et al. mit 1152 befragten Deutschen und Schweizer*innen ist das Verhältnis:
Weiblich: 60.19%
Männlich: 38.76%
Selbstgewählte Bezeichnung: 1.05%
Bei den ausgewählten bivariaten Befunden:
Bei der Bewertung der Naturbezogenheit, Alternativmedizin und Spiritualität sowie Intuition stimmen Frauen stärker zu als Männer.
Bei rechtspopulistischen Aussagen, wenn zugestimmt wird, Männer stärker als Frauen.
Bei Rechtsextremismus, wenn zugestimmt wird, Frauen und Männer in etwa gleich.
Bei Verschwörungsmythen, wenn zugestimmt wird, in etwa gleich, ausser bei Intuition vs. Experten Frauen mehr.
Zuerst kurz zur Serie:
Sehr gut gewählter Titel. Die rational/irrationale Zweiseitigkeit des menschlichen Denkens und Fühlens auf den Punkt gebracht und das Thema in immer engeren Spiralen umkreist. Eine endgültige Stellungnahme ist nur individuell möglich.
Zu den Kommentaren:
Vielen Dank, Herr B., besser kann man das für mich nicht zusammenstellen.
Alle tragen wir – in unterschiedlichem Masse – rationale und sogenannt irrationale Anteile in uns und interagieren damit teils bewusst, teils unbewusst mit der Welt; der sogenannte Esoteriker tut dies mehr auf seine inneres Erleben gewandt, der Rationalist mehr auf die äussere Lebensbewältigung. Beide Seiten gehören untrennbar zu unserem Wesen und müssen sich nicht ausschliessen. Ein sehr schönes Beispiel dafür haben wir in der historischen Person von Niklaus von der Flüe: durch seine spirituelle Suche tief in sein Inneres geführt, hat er doch den Boden der Wirklichkeit nie verlassen, siehe das «Stanser Verkommnis». Vielleicht besteht die Herausforderung der Lebensführung gerade in diesem Drinnen- und Draussensein gleichzeitig, und eine individuelle und gesellschaftliche existenzielle Bedrohung wie die gegenwärtige Pandemie holt uns hier pünktlich ab.
Der Lead zum Artikel sagt eigentlich schon das Wesentliche :
"Entspannt in die Barbarei.
Wie hängen alternatives Denken, Esoterik und Verschwörungsideologien zusammen?"
am Anfang ein bisschen Gruselig
und dann die 'spannende' Frage: Wie hängen 3 Dinge zusammen, die a priori absolut nichts mit einander zu tun haben ?
aber wenn sie 'geschickt' vermischelt werden, wird’s wirklich gruselig ! - nur etwas "alternativ" …
"Esoterik bildet einen Nährboden für faschistisches Denken"
Das ist etwa so schlüssig wie der Satz: Auf einem Miststock gedeihen Blacken wunderbar; - aber übrigens auch Kürbisse !
"sagt die Soziologin Jutta Ditfurth" - die zwar in dem Artikel wenig sagt, was über eine reine Meinungsäusserung hinausgeht,
und ich bin ziemlich sicher, dass das weniger an ihr liegt, als daran wie ihre Beiträge zusammengeschnipselt wurden;
und ich gehe davon aus, dass es Joe Lang nicht anders erging,
denn das hat hier in dieser Groschen-Romantik-Serie "Eyes Wide Shut" Methode:
Süffisante Zerrbilder, plakatiert aus Interview-Schnipseln und etwas platter Polemik.
aber trotzdem 'bringt sie es auf den Punkt’:
«Die Medien sind nicht in der Lage, es zu lesen [hier "die codes"], weil sie sich noch immer nicht damit beschäftigt haben.»
Das gilt leider ganz besonders für die REPUBLIK:
"alternatives Denken", "Esoterik", "Verschwörungsideologien", "Hippies", "Anti-Corona-Demos", "Neonazis", "Verschwörungsliteratur", "Esoterikläden", "Sozialdarwinismus", "Pandemie"
Alles reine negative Etiketten, die nicht im Geringsten - weder als solche noch nach ihrer Herkunft und Geschichte - erklärt, hinterfragt, untersucht und differenziert werden, sondern nur als polemische Platzhalter eingesetzt werden, um Menschen, die irgendwie 'anders denken' zu diskreditieren, als "Idioten" hinzustellen und (auch prophylaktisch) zu kriminalisieren.
Nur zu den ersten 3:
"Alternatives Denken" war einmal ein grosses Thema mit viel kritischem Potential gegenüber überbrachten Plattitüden, war gesellschaftlich auf allen Ebenen sehr produktiv und hat dort sehr interessante neue Sichtweisen hervorgebracht; wenn seriös betrieben auch einiges Überkommenes gerettet, indem es in ein neues Licht gestellt wurde.
"Esoterik" wird hier vielleicht mit dem verwechselt, was so auf einem Esoterik-Markt als ’Schund’ angeboten wird; von echter Esoterik und ihren verschiedensten Dimensionen haben die Autoren offensichtlich keine Ahnung; - sie kennen nur das Schimpfwort.
"Verschwörungsideologien/-literatur/-glauben" gilt auch nur als Schimpfwort für Andere; die eigene Produktion ist ’Schatten’.
Und das Gegenstück - die positive Etikette - "Wissenschaft" / "wissenschaftlich" ?
Auch hier fehlt (zumindest sichtbar) jegliches "Wissen" - kein Schimmer von
Wissenschaftstheorie (wie Wissenschaft funktioniert bzw. zustande kommt - kommen kann/soll)
Wissenschaftskritik (Bedingungen und Grenzen von wissenschaftlichen Methoden, Fragestellungen und Erkenntnissen)
Abgrenzung und Abhängigkeiten von Wissenschaft und Technologie
(beispielsweise) "Erkenntnis und Interesse" von Habermas, einer grundlegenden, wenn auch ziemlich 'harmlosen' Kritik gegenüber unüberlegter Wissenschafts- bzw. Methodengläubigkeit - aus einer Zeit, in der 'Denken' noch erlaubt war …
Wird hier "Wissenschaft" gebraucht, werden "ExpertInnen" bemüht, die 'uns' das so erklären, wie es 'uns' passt - und das garantiert dann "Wissenschaftlichkeit". Wenn eine Expertin ins Konzept passt, heisst sie "Wissenschaftler", "Soziologin", "Virol…" - ansonsten wird die Person als 'UsurpatorIn' beliebiger Herkunft diskreditiert.
Ein seriöser Umgang mit Begriffen, die noch etwas mit Begreifen zu tun haben und nicht nur als Schlag- und Stich-Wörter missbraucht werden, ist in dieser Zeitung (ganz besonders im Umfeld von Covid) nur noch traurige Seltenheit.
traurig in die Barbarei !
Ihren Beitrag einzuordnen finde ich schwierig. In vielen Punkten teile ich Ihre Meinung. Aber Ihre Sichtweise auf den Artikel kann ich nicht nachvollziehen. Aus Artikel und Kommentaren denke ich dass Daniel Ryser sehr sensibel mit "Faschismuss, Rassismus und absoluten Machtansprüchen" umgeht. Das schätze ich an seinen Artikeln. Auch schätze ich Aussagen und Haltung von Jutta von Diethfurth, auch wenn sie wie Daniel Ryser in einem Kommentar bemerkt, "ordentlich mit dem Hammer draufhaut".
Ich lese soweit möglich mit kritischem Blick. Sowohl Stimmen die im Artikel zu Wort kommen (Rudolf S., Jutta von Ditfurth) wie auch den Republik Artikel selbst. Den Autoren jegliches Wissen über Wissenschaftlichkeit, Esoterik abzusprechen oder unseriöser Umgang mit Begriffen vorzuwerfen, kann ich nicht nachvollziehen.
Von dieser Artikelreihe habe ich insofern profitiert, dass ich dadurch wertvolle Literaturtips erhalten habe über die Problematik der Verschwörungsgeschichten.
Wahrgenommen habe ich die Artikel als Ganzes vor allem als „Anti-Verschwörungstheorie“.
Viele Kommentare haben mein Missbehagen widerspiegelt, hier noch die Punkte, die für mich noch nicht angesprochen wurden.
Der Begriff Esoteriker wurde hier verwendet, wie wenn es eine klar definierte Gruppe von Menschen gäbe, die eine bestimmte Haltung hätten. Und ja, der Begriff Esoterik kam im Ursprung von Geheimlehre.
Esoterik ist aber heute eine Sammelbegriff für viele Haltungen, Gruppierungen, Meinungen, Vorstellungen. Gemeinsam ist lediglich, dass sie davon ausgehen, dass es mehr gibt als nur eine materielle Welt. Und die meisten dieser würden sich selbst nicht als Esoteriker bezeichen.
So betrachtet ist Esoteriker ein Überbegriff wie Christen, Muslim, Buddisten usw.
In diesem Schmelztiegel der Verschwörungstheoretiker befinden sich wahrscheinlich auch ein rechter Anteil an Christen. Zum Glück kommt niemand auf die Idee zu sagen, die Bewegung bestehe vor allem aus Christen, Esoterikern und Neonazis.
Es gibt viele esoterische Gruppen, die eine völlig andere Vorstellung von der Welt haben, als diese spezifischen Gruppen, die sich in der Bewegung stark machen.
Leider haben mir alle dieser Artikel ganz wenig Lösungsansätze gegeben, wie wir mit solchen Menschen umgehen sollen, vielleicht auch, wenn wir sie in der Verwandschaft oder sogar in der Familie haben?
Aber sie haben mir das Gefühl übermittelt, dass man diese Verschwörungstheoretiker alle auslachen, nicht ernst nehmen und verachten soll.
Respekt vor Menschen zeigen Sie in meinen Augen in diesen Artikeln nicht, und meinen werden Sie sich wieder verdienen müssen.
Was da alles zusammen in einen Topf geworfen wird, regt mich so dermassen auf, dass ich das Republik Abo kündigen werde! Welch undifferenziertes polarisierendes Durcheinander, wobei Linke, Grüne, Steinerschulen, Yogis und Demeter aufs Übelste diffamiert werden!
Liebe Frau G., und liebe Frau W.
Ich will mich hier kurz einklicken: Ich verstehe Ihre Empörung gut, Frau G. Gleichzeitig bin ich sehr glücklich über die vielen unaufgeregten, klaren, sachlichen, (auf-)klärenden Beiträge der Anthroposophen und Verleger*innen, die sich vertieft mit S. beschäftigt haben und die in der Landwirtschaft, Schule etc. konkret arbeiten. Ihre Beiträge sprechen für sich: so (re-)agieren kaum "Verschwörungstheoretiker", oder!?
Ich habe mich gefreut, dass mein Debattenbeitrag "gegen Polarisierung" so oft geliket (oder wie mandem sagt) wurde (ja, menschlich;-), UND noch viel mehr habe ich mich über die bedenkenswerten Statements der Vielen mit Kenntnis über Anthroposophie etc. gefreut! DAS macht mir die Debatte so wertvoll. Und so schliesse ich mich der Bitte von Frau W. an: bleiben Sie bei uns, liebe Frau G. und wagen Sie es weiterhin, Ihre Meinung kund zu tun, egal wie viele Dislikes (oder wie man dem sagt) Sie bekommen!
Republik AG
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